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Dresdner Journal : 21.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189010212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-10
- Tag 1890-10-21
-
Monat
1890-10
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 21.10.1890
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24«» 8,4«. 8,4S 0.4S. 2,2«. 1,12«. «i«er. 5,81 7^ 20,4. 10,231 andau). 4,LU r»tag«>. 4,21. 12,21. 20,87. 6,4?^ 10,1U .. 1,48. - 6,4S. 22,4S. 2. 4,1. 8^4«. S. 20. ;o. . 3,5». 8,13«. >. 5,20. 6,36. 11,32. . 6,52. 22,20. . 12,30. . S,ZS. . 6, SO«. '. K,3U >. 26,48. 5. 6,44. 0 Min., !V. Xl.) 5. 6,57. e. Ninulen, Fahrzeit strecke Metern, ßeu . . 158 . . 1K5 . . 178 Ws. L bestem »jette an- cpedition 2SS5 ,'N kaust lilis, cuberg. W 215. v<?/«xspre1«: t'ile Drerde» vi^rteljLbrlicb 2 A 50 ?k., bei 4«-a iLuiuerl. deutsokeo ?o«t»u,tultvu eiertt-!- ^Urliek 3 >l.; auskt-rbulb do» devtsotlon tioioko» tritt kost- untl 8t«Mp«IrueebIs^ kiu^n. Lioeslus Kummer,,: 10 ?f. ^oleiiualxnuxkxedUitreu« Vüe deu 1i«um eloor LS«pi»Itt-ueo 7eil« kleiner Sebrikt 20 ?k. Vuter „I^mxes^ndt" die /eile 50 Dk. Lei ^ballen- uud HiLerosutr entspr. Xukseblux. Lrsekeineo r I'ii^lict» mitXuiuubmv der 8onn- u. keiertuxe »beud». kvrueprseb-^ULeblu»«: Ikr. 1205. Dienstag, den 21. Oktober, abends. 1890 Dresdner Min na Für dt« Gesamckettuntz vecanlwortt chr ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur» und Kunstgeschichte. rov LokNnälxnnxen »urreürtar I,«ip»iss: F'r. Tkranlktette»', Xowrniüeiovür des Dresdner douro».!»; LEdurss LerUo Vteo v»i»I Nrsitsv 7r»u>rturt ». ».: //aneer^ei,, d 1 vA/rr,- LerU» Vi«n -8<u»dorx- kr»x l-ijpitx-^rsnlrtirrl s. SI. ttüa<d«v: 2»n» l-oudo» Lirlin 7r»vkturr ». H -5ii»tl^»rt: 2)ait6s Co , LerUo: /nraitdo»ld««z / 8re»l,u: ^»«,1 Lai-aC,, S»LLvver: C. >8c?<Ä«i?er, Lidl« ».».: 8 La» et <t Co. Neruusxeberr Lüoixl. Lrpedition de» Dresdner dourned». Dresden, ^vinxerstr. 20. kvru?xrocb-^n»cb1u»s: ^ir. 1285. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bauführer Mammitzsch in Eutritzsch-Leip zig das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. VeLegraphiscHe Wachrichten. New-York, 2«. Oktober. (W. T. B). Ehe malige Offiziere der Potomac-Armee hatten den Grasen von Paris zu einem heute abgehaltenen Bankett eingeladen, bei welchem derselbe einen Toast ausbrachte, in dem er an die Rolle der ehe maligen französischen Monarchie bei der Emanzi pation der Bereinigten Staaten erinnerte. Er wolle keine Politik treiben, müsse indessen betonen, daß in Frankreich ehemals die Monarchie die na tionale Regierungsform war, wie es die Republik für die Vereinigten Staaten ist. Die Monarchie sei die einzige den nationalen Überlieferungen in Frankreich entsprechende Regierungsform und dir amerikanischen Republikaner würben es begreifen, daß die französischen Monarchisten derselben Treue bewahrten und jihre Wiederherstellung mit allen gesetzlichen Mitteln anstrebten. Dresden, 21. Oktober. Wirkungen der Mac Kinley-Bill. Bei der Kürze der Zeit seit dem Inkrafttreten der Mac Kinley-Bill läßt sich über die weiteren Folgen der durch dieses Gesetz eingetretenen großen Zoll- erhöhung ein zuverlässiges Urteil natürlich noch nicht abgeben. Fest steht vorläufig nur, daß die Ausfuhr der meisten europäischen Staaten, mit Ausnahme Ruß lands, welches an der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten verhältnismäßig gering beteiligt ist, dnrch das neue Zollgesetz sehr erheblich gefährdet wird. Für Deutschland handelt es sich vornehmlich um die Ausfuhr von Wein, Bier, Spirituosen, Textil waren und Papienvareu. Zwar werden außer diesen noch viele andere Produkte, wie z. B Spielwaren, Chemikalien, Drvguen, Pelzwaren rc. re. aas Deutsch land nach den Vereinigten Staaten versendet; doch dürste die Ausfuhr dieser Gegenstände unter dem neuen Zollgesetze weniger zu leiden haben, da viele der letz- genannteu Produkte nach wie vor demselben, teilweise sogar einein niedrigen Zolle unterliegen. Um ein un gefähres Bild von den eingetretenen Zollerhöhungen zu geben, lassen wir die nachstehenden, den „Mün chener Neuesten Nachrichten" entnommenen Vergleiche deS früheren und des jetzigen nordamerikanischen Zoll tarifs folgen: Bei nicht moussierenden Weinen, einschließlich Jngwerweinen und Jngwerlikören, sowie Wermut in Gebinden, ist der Zoll von 20 bez. 50 Cents auf 7.5 Cents erhöht worden. Werden die genannten Gegenstände in Flaschen oder Krügen von nicht mehr als ein Quart Inhalt cingeführt, so betrug der Zoll srüher für die Gallone von 12 Flaschen 1,60 Doll., jetzt 2,50 Doll. Bei Ale, Porter und Bier, in Flaschen oder Krügen, ist der Zoll von 35 Cents auf 60 Cents für die Gallone erhöht. Malzextrakt, flüssig, in Gebinden, srüher 20, jetzt 35 Cents für die Gallone; in Flaschen oder Krügen, srüher 35, jetzt 60 Cents für die Gallone. Papier: Mechanisch gemahlene Paste, früher 10 Proz, jetzt 2,50 Doll, für dir Tonne trockenes Gewicht; chemisch hcrgestellte Paste, srüher lO Proz., jetzt ungebleicht 6 Doll., gebleicht FcMctmi. Welche von beiden? Novelle von Adolf Stern. 14 (Fortsetzung.) „Sic thucn mir Unrecht, Klara," entgegnete Frie drich Gerland und mußte dabei Fräulein Addenhoveu näher getreten sein, denn Erika sah ihn jetzt nicht mehr und hörte ihn nur sprechen. „Ich glaube ja gern, daß Ihnen der Eintritt in dies Haus, der Anschluß an eine feste Pflicht und Thätigkeit inneres Bedürfnis ist, aber ich fürchte, daß Sie zu wenig darauf geachtet haben, woraus Ihre Stimmung erwachsen ist. Weil Sie seit Jahren einsam und zumeist auf Reisen leben, ist Ihnen Ihr Daseiu zwecklos geworden — die Kirche scheint Ihnen gleichsam ein großes gastliches Haus, in das Sie flüchten. Ich habe so tief die Ueberzeugung, daß Sie sich selbst Unrecht thun, hege so leidenschaft lich das Verlangen, Sie zurückzuhalten, daß ich Ihnen — zürnen Sie mir darum nicht! — geradezu ent- gcgentreten möchte. Mich dünkt cs unverantwortlich, wenn drr Welt, unserer Welt, eine Natur, ein Leben wie das Ihre verloren ginge. Ich kann von der Hoff nung nicht lassen, daß, wenn sich Ihnen eine warme feste Hand entgegenstrecktc, ein eigenes HauS aufthäte, das minder groß als dieses, aber beglückender wäre, daß Sie wenigstens bedenken würden, ob Sie diese Hand zurückstoßen sollen!" »Halten Sie inne, lieber Doktor, wir sind nicht mehr allein!" sagte Fräulein Addenhoveu leiser, als seither, aber hastig, eindringlich sprechend Eben 7 Doll, für die Tonne Trockengewicht. PapiercouvertS, srüher 25» Proz , jetzt 25 Cents für 1000 Stück. Zn diesen außerordentlichen Zollerhöhungen kommt noch hinzu, daß bei allen Wertzöllen der Wert der Verpackung, welche sich z. B. beim Biertransport recht teuer stellt, zum Werte der Waren hinzugerech net und von der Gesamtsumme der Zoll berechnet wird. Ist sonach die Ausfuhr vieler deutscher Industrien infolge der ungeheueren Zollerhöhung sehr gefährdet, so sind andere europäische Länder durch die maßlose Steigerung der Zölle noch viel schwerer getroffen. Allen anderen Ländern voran ist Frankreich zu nen nen. 1888/89 betrug die Gesamtaussuhr von Frank reich nach Amerika 69 566 618 Dollars, 9,34 Proz. der Gesamteinfuhr nach Amerika. Nach neuerlich an- gestellten Berechnungen prophezeit man Frankreich den Verlust einer jährlichen Ausfuhr von 250 Millionen FrcS. Wäre diese Berechnung richtig, so würde Frankreich im nächsten Jahre im günstigsten Falle nur für 24 Millionen Dollars, also ungefähr für H des früheren Betrages, nach Amerika ausführen. Wie traurig vollends die Folgen der Mac Kinley- Bill für Österreich sind, braucht wohl kaum noch durch Zahlen belegt zn werden, nachdem in Wien mit einem Schlage 5000 Arbeiter unverschuldet brotlos gewor den sind. Zwar war Österreich-Ungarn im Fiskal jahre 1888/89 nur mit 7 642 297 Dollars an der Ausfuhr nach Amerika beteiligt; doch um so schlim mer für Österreich, wenn ihm die Ausfuhr der wenigen Waren nach den Vereinigten Staaten plötz lich abgcschnitten wird, ohne daß sich eine Aussicht auf eine andere Absatzquelle eröffnet. Derjenige europäische Staat, welcher bisher der Mac Kinley-Bill, wenn nicht gespottet, so doch ge trotzt hat, das mächtige Großbritannien, ist nicht zum wenigsten durch den neuen Zolltarif getroffen. Groß britannien führt nach Amerika Waren insgesamt im Werte von 178 269067 Dollar ein, während Amerikas Gesamtausfuhr uach England die Summe von 379 990131 Dollar und somit 52,03 Proz. der Ge samtausfuhr der Vereinigten Staaten erreicht. Man sieht, wie außerordentlich wirksam ein Vorgehen Groß britanniens allein schon Amerika gegenüber wäre. Daß aber auch die Ausfuhr Englands nach den Ver einigten Staaten Amerikas außerordentlich gefährdet ist, beweist nicht nur der Stillstand der Perlmutter industrie und der Gewehrsabrikcn in Birmingham, womit abeimals Tausende von Arbeitern an den Bettelstab gebracht werden, sondern noch weit mehr ein Blick auf den neuen Zolltarif, welcher gerade gegenüber den aus England eingesührten Waren außer ordentliche Zollerhöhungen enthält Soviel über die Wirkungen der Bill auf Europa. Werfen wir noch kurz einen Blick ans Amerika selbst, so zeigt sich eine gewisse Ähnlichkeit in den Wirkungen dieser eigenartigen Schutzzollpolitik auf beide Erdteile. In Amerika ist cs der gemeine Mann, welcher bei seinem spärlichen Einkommen die Folgen dieser Sperrzölle am unangenehmsten und schwersten spürt. In Europa ist ebenfalls die arme Klasse der Bevölkerung, sind es die Arbeiter, welcke völlig unverschuldet durch ein uner hörtes Zollgesetz ins Unglück geraten. Freilich die amerikanischen Arbeiter werden sich zu helfen wissen; bei der Steigerung der Preise werden sie an ihre Arbeitgeber höhere Lohnansprüche stellen und dieselben nm so eher zugewilligt erhalten, als mit den« Er wachen der Spekulation seitens der vermögenden Fabri kanten und sonstigen Kapitalisten, welche den ihnen dnrch die Mac Kinley-Bill zu teil gewordeueu Schutz ihrer Industrien so sehr als möglich werden ausnutzen wollen, die Nachfrage nach Arbeitskräften naturnot wendig znnehmen wird. Der amerikanische Arbeiter wird sich demnach bei dem nenen Zollgesetzc nicht schlecht stehen, wohl aber jene große Zahl von Kon ¬ hatte Erika v. Herbert, die noch immer draußen stand, wieder einen Schritt nach der Thttre gethau und so heftig an den offen- stehenden Flügel derselben gepocht, als die Knöchel ihrer weichen Mädchenhand cs vermochten. Während Doktor Gerland znr Bewohnerin des Zimmers sprach, hatte es das junge Mädchen heiß übcrwallt. Mochte der Gelehrte doch, wenn es ihm so gefiel, Fräulein Klara seine Hand bieten und sie den Antrag anneh- mcn — aber es brauchte doch nicht eben vor ihren Augen und Ohren zu geschehen. Erika begriff sich selbst kaum, daß sie übcichaupt geblieben war und ein vertrauliches Gespräch, das so seltsam bei offener Thür geführt ward, mit angehört hatte, und ihr ungestümer Entschluß, rasch anzuklopfen und einzutreten, war zu gleich eine Mahnung an sich selbst, sich zu besinnen — sich einer schmerzlichen Bestürzung, zu der sie weder Recht noch Ursache hatte, zn entlassen. Jetzt stand sic mitten im Zimmer und den beiden gegenüber. „Ich bitte um Verzeihung, daß ich störe, Fräulein Addenhoveu, aber Ihre Thür stand offen und ich wußte nicht, daß Sie Besuch hatte«. Ich habe Ihnen ein Wort von Francesca Holters zu sagen, das auch Sie angeht, Herr Doktor!" Erika fühlte, daß sie umsonst völlig ruhig zu er scheinen suche. Hätte sie gewußt, daß sie so geringe Gewalt über sich selbst besitze, so würde sie ja zu dieser Stunde keinen Fuß in Fräulein Addenhovens Zimmer gesetzt und die wichtige Unterredung nicht unterbrochen haben. Ein Glück noch, daß das, was sie mitzutkilcn hatte, ihre unverkennbare Erreguna, das Zittern ihrer schlanken Gestalt und das nervöse sumenten, die nicht der arbeitenden, sondern der armen Klasse der Bevölkerung angehört. Aber auch sie wird nicht so schwer getroffen, wie der europäische Arbeiter, welcher vielfach den Folgen der Mac Kinley-Bill wie einem Schicksalsschlage machtlos gegenübersteht Tageogeschichtc. * Berlin, 20. Oktober. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam mehrere Vorträge entgegen und empfing später eine Deputation der Altenburger Bauernschaft. — Schiffer aus allen Teilen des Reiches waren gestern in Charlottenburg bei Berlin zu einem Ver- bandstag versammelt. Den erstatteten Berichten zu folge umfaßt der „Zentralverband der deutschen Binnenschiffer" zur Zeit 6000 Mitglieder. Die innerhalb des Verbandes begründete Dampfergenossen schaft wird im nächsten Frühjahr 8 Schleppdampfer in Betrieb setzen Der Verband, der auch die ^rachtver- mittelung organisieren will, wird versuchen, mit der Kaufmannschaft in einen auf Wahrung der beider seitigen Interessen basierenden engeren Verkehr zu kommen. — Die „B. P. N" schreiben: Wenn in einigen Zeitungen gemeldet wird, daß die Punkte, welche bei den Verhandlungen bezüglich eines zollpolitischen Abkommens mit Österreich-Ungarn als Grund lage dienen sollen, bereits festgestellt seien, so können wir versichern, daß diese Meldung unzutreffend ist. Nachdem nunmehr die allgemeine Aufmerksamkeit der in Rede stehenden Frage sich zugcwendet hat, wollen wir mitteilen, daß erst am letzten Sonnabend unter Vorsitz des Staatssekretärs im Reichsamt des Innern, Staatsministers v. Bötticher, Verhandlungen behufs Gewinnung dieser grundlegenden Punkte begonnen haben, an welchen Sachverständige aus den einzelnen Bundesstaaten teilnchmen. Auch daS Reichsland Elsaß-Lothringen ist, und zwar durch den Unterstaats sekretär v. Schraut, welcher bekanntlich gerade auf dem Gebiete der Handelsverträge als Autorität gilt, ver treten. Die Beratungen sind heute fortgesetzt worden. Wirn, 20. Oktober. Die Direktion der Tram- wayqesellschaft hat die Frist zur Wiederaufnahme der Arbeit bis morgen abend verlängert. Diejenigen Bediensteten, welche bis dahin die Arbeit nicht wieder ausmhmcn, werden entlassen werden. Da neue Ar- bettskräftc verpflichtet werden, dürfte der Tramway- vcrkehr am Mittwoch wieder beginnen. Paris, 1'9. Oktober. In einem Briefe an Mermcix giebt die Herzogin d'Uzis zwar zu, daß im August letzten Jahres in ihrer Wohnung in Loudon eine Unterredung zwischen Boulanger und dem Grafen von Paris stattgcfundcn. Sie bestreitet aber, daß der Graf von Paris die Worte gesprochen habe, die ihm Mermeix in den Mund legt. — Ter Mark graf v. Beauvoir stellt in einem Brief an den „Fi garo" in Abrede, daß er, wie Mermeix erzählt, uach London gereist sei, um deu Grase« vo« Paris zu ver anlassen, die Wahlen durch finanzielle Hilfe zu för dern. Der Gras von Paris sei genügend über die Parteitage unterrichtet gewesen, um keiner weiteren Auf klärung zu bedürfe«, und habe alle Geldopfer aus freien Stücken gebracht. — In einer gestern abgchal- tcnen Versammlung des radikal sozialistischen Komitees von Montmartre wurde Longuet mit .">7 Stimmen gegen Lissagaray, der 24 Stimmen erhielt, zuni Kan didaten für den Sitz des Abg Joffrin erwählt. — Man erinnert sich noch, welche Skandalsccnen seinerzeit die erste und einmalige Aufführung von Wagners „Lohengrin" am Edentheater veranlaßte. Von der Patriotenliga mit Hilfe der „Cocarde" und „Revanche" angeworbene Camelots Beben ihrer Stimme vollauf rechtfertigte Sie berich tete über die Begegnung mit der Cecca und gab ge treulich deren Worte wieder — nur die Warnung, die die Römerin für Friedrich Gerland und das Lob, das sie über ihn ausgesprochen hatte, kam nicht über Erikas Lippen. Klara Addenhoveu und der junge Gelehrte lauschten mit lebendigem Anteil der Erzäh lung — dabei war es dann dem junge« Mädchen, als ob Doktor Gerland sie zu aufmerksam anblicke, wozu er kein Recht habe Sie wandte ihr Gesicht aus schließlich nach Fräulein Addenhoveu und folgte der Auf fordcrung,sich zu setze«, nicht. Erika fügte dem, was sie be richtete, nnr ein paar herzliche Worte des Bedauerns über das Schicksal der armen Francesca hinzu. Fried rich Gerland nickte beistimmend — er hätte de« beste« Aufschluß über Frank Holters plötzlichen ungestümen Entschluß geben können, aber seine Gedanken weilten in Wahrheit jetzt weder bei dem wilden Künstler, noch bei dessen Weibe. Er empfand die Unterbrechung des ernsten Gesprächs mit Klara Addenhoveu peinlich und konnte doch nicht umhin, seine Blicke mit Teilnahme und geheimem Wohlgefallen auf der anmutigen und schönen Erscheinung des jungen Mädchens ruhen zu lassen, deren sichtliche Erregung er allein den, Ein druck ihres jüngsten Erlebnisses zuschrieb. Er war daher nicht minder als seine ernste Freundin erstaunt, als Erika v. Herbert so plötzlich wie sie eingetretcn war sich zum Gehen anschickte: „Sie wissen nun alles und wir sprechen wohl ein andermal darüber — vielleicht kann man den Leuten doch noch mit etwas beistehen, auch wenn es ihn nicht in -Rom leidet Jetzt aber muß ich hinab, ich erwarte meine Tante, die mit Ge neral Erpel von San Prasseda kemmt, sie wird sich bedrohten und beschimpften die Theaterbesucher und lärmten auf der Straße vor dem Theater Jetzt hat die patriotische Entrüstung gegen Wagner bedeutend nachgelassen. In den Konzerten Lamoureux und Co lonne werden jeden Sonntag Stücke aus seinen Werken gespielt und am 30. d. Mts. wird sogar das Duett des 3. Aktes von Lohengrin" an der großen Oper bei einer Festvorstellung zu Ehre» DiimaineS ge sungen. * Paris, 20. Oktober. Die heutige Eröffnung der französischen Parlamentstagung findet das Ministerium gerüstet und bereit, den Stürmen, die etwa im Schoße der Parteien schlummer«, Trotz zu biete«. Nicht ebenso kampfbereit ist man auf Seiten der Opposition. Zwar sind die Führer der letzteren, wie immer, darüber einig, daß die Regierung den Karren gründlich verfahren habe und vor dem ganzen Lande in Anklagezustand gesetzt zu werden verdiene; aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Mißmut der Unversöhnlichen für diesmal keine nachhaltigen Wirkungen auf die Abwickelung der parlamentarischen Geschäfte anszuüben vermögen. Die Mehrheit der Kammer hat andere Interessen, als ihr die Streitsucht der extremen Richtungen aufzwingen möchte. Sie hat kein geringeres Problem zn lösen, als die Fertigstellung des Budgets nach der berühmt gewordenen Formel: Keine neuen Steuern, keine neuen Anleihen, und wie dieses Ziel erreicht werden soll, ist das große Geheim nis, welches bis jetzt allen Bemühungen, es zu ent rätseln, erfolgreichen Widerstand geleistet hat. Zwischen der Regierung und der Budgetkommission ist im letzten Augenblick eine Verständigung erzielt worden, sodaß das Kabinett wenigstens mit einem rechnungsmäßig balancierenden Elatsentwurf vor den Kammern zu er scheinen vermag. Die ParlamcntSmehrheit, welche ebenso gut, wie jeder einzelne Minister, von den Schwierig keiten der finanziellen Lage unterrichtet ist, und ebenso gut wie die Regierung, an der Wahrung des äußeren Decorums interessiert erscheint, dürfte sich an einer formellen Durchprüfung der einzelnen Etatsansätze und ihrer rechnungsmäßigen Fundierung genügen lassen. In die Materie selbst einzutreten mangelt es ohnehin an Zeit, wenn das Pensum der zu erledigen den Arbeiten nicht ganz ungebührlich beschränkt werden soll; auch unternimmt niemand gern unmögliche Dinge, und als ein Ding der Unmöglichkeit wird es von allen finanziellen Sachverständigen anerkannt, das Gleichgewicht in den Ausgabe« der Republik herzu stelle«, ohne entweder zu neuen Steuern oder Anleihen seine Zuflucht zu nehmen, oder wesentliche Beschrän kungen des Ausgabeetats eintreten zu lassen. Da letztere nur auf Kosten des Armee und Marineetats bewerkstelligt werden könnten, die beide unantastbar sind, und andererseits der Zeitpunkt zur Proklamie rung «euer Steuer« oder Anleihe« «och nicht er schienen ist, so wird man sich für diesmal mutmaß lich mit einigen formellen Abstrichen in anderen Res sorts begnügen und den Rest der Zukunft anheim- stellen. Man ist bei dieser Praxis bisher gut weg gekommen, ohne den Staatskrcdit im mindesten zn schä dige«, weshalb sollte man jetzt strenger sein und dieLage sich selbst erschweren, die in« übrigen sich sür dieGeschäftsführung der Republik so verheißungsvoll anläßt? Wir haben schon darauf hingcwiesen, daß die Zahl der grundsätz lichen Widersacher des Bestehenden in rascher Abnahme begriffen ist. Es kommt hinzu, daß die Interessen der Bevölkerung in Stadt und Land sich mehr und mehr von den großen prinzipiellen Streitfragen ad- wendru und sich auf das Gebiet der wirtschaftlichen und sozialen Fragen verpflanzen. So ist z. B. in den Departements des Südens vielmehr die Rede von Landstraßen und Kanalbauten, von Maßregeln zur Hebung der Volksbildung, als von der Versassungs- rcvision; die großen Handelsstädte gehen auf in der gar nicht erklären können, warum sie mich nicht in unserem Zimmer, nicht unten findet" „Haben Sie Dank, liebes Fräulein Erita!" er widerte Fräulein Addenhoven. „Ich fürchte, die wür dige Frau Oberin unserer Schwestern behält auch hier Recht — das ist einer der traurige« Fälle, in denen sich unser Mitleid, wie unser thätiges Eingreifen gleich vergeblich erweist Sie geleitete die junge Dame, die mit dem flüchtigsten Gruß und der rascheste« Wen- du«g von den: Gelehrten Abschied nahm, zu ihrer Schwelle. Friedrich Gerland sah die goldene Welle des halbgclöstcn Haares und das lichte Kleid Erikas noch jenseits des Vorraums vou der erleuchteten Treppe glänzen — ein traumhaftes, bang sehnsüchtiges Gefühl, das ihn schon mehr als einmal bei diesem Anblick ergriffen hatte, wollte sich wieder regen. Aber er bezwang sich augenblicklich, richtete die klaren Augen wieder auf Fräulein Addenhoveu, die zu ihrem Sitz zu rückgekehrt war und sich jetzt gleich ihrem Besucher besann, daß sic Gerland eine Antwort schuldig geblieben sei. Ihr Ausruf: „cm liebenswürdiges, reizendes Geschöpf!" der Erika v. Herbert galt und nachklang, schien ein Versuch zu seiu, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Als Klara Addenhoven jedoch Friedrich Ger lands fragenden Blick fest auf sich ruhen fühlte, hob sie nicht ohne eigene merkliche Erregung an: „Fräu lein v. Herbert tauchte hier eigentlich als wohlthätige Fee auf, lieber Doktor. Sie haben sich vorhin wie über mich, so über sich selbst geirrt Ich versichere Ihnen noch einmal — nichts in der Welt, kein Haus und kein Schicksal, das sich mir öffnen würde, könnte meinen Entschluß wankend machen. Ich habe liefere Gründe für densilb-n, als Sie annehmcn. Ich fühle
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