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NtÜLP W WHeitz IM», A. 98 Donnerstag den 1. Mai <M9 ^5 Amtliche Bekautttmachungeu Verordnung über d« Fl«a«,gebaren der Arbeiterräte vom 25. April 1414. § I. Z <l) Die Arbiiterrätr erhalten ihre prrfönlichen Grrbührnlije ausichlirßlich von denjenigen Kaisen und auf Snmetsung der Dienststellen, denen st« zugetetN sind, und zwar nach den für da» Kastenwesen allgemein gültigen Bestimmungen. (2) Dieselben Dienststellen tragen auch die Koste« für sie Geschäfisbedürsnisse und da« Personal. Ueber Umfang der Gefchästsbedüksnisse und über Anstellung der Personal« beschließen Arbetterräte und Dienststellen gemeinsam Wird ein« Einigung nicht erzielt, so entscheidet die d?r Dienststelle vorgesetzte Aufsichtsbehörde. i! lI) Zu Anweisungen an Kassen, zu Verfügungen über Staat»-, Gemeinde- oder Vrzirksoerdands-Gut segltcher Art (Geld-, Verpflegung,-, B^iriöungs-, Geräte und Matertaltenbestände) sind die Arbetterräte nicht berechtigt. 8 2. ^(1) Hinsichtlich der Höhe der Gebührnisse und der Berpslichtung zur Nrbernahnpe der Kosten sind die in hem Beschlusse der prooisorischen Landesrats der Arbeiter- und Soldatenräte Sachsen« vom 3. Dezember 1418 (Zächs. Staatszeltung Nr. 282 vom 4. Dezember 1418) enthaltenen Grundsätze zu befolgen. (2) Ueber Meinungeverschiedenheiten unter den Beteiligten entscheidet dasMInisterium der Innern, soweit erforderlich in» Einvernehmen mit dem Finanzministerium. 8 3 (1) Für die rückltegende Zeit haben die Arbetterräte bi, spätesten« 10. Mai 1014 aber ihre sämtlichen Einnahmen und Ausgaben nach den bestehenden Kass«noorsch"ftrn bei der für sie zuständigen Kasse unter Erläuterung der Herkunft der Geldmittel Rechnung zu legen. Hierbei haben ihnen die Kaisen Auskunst zu erteilen und Hilf« zu leisten. (2) Die Berpslichtung zur Rechnungslegung er streck» sich auch auf alle Ber ügungen über Verpflegung»-, Bekleidung», Geräte- und Ma- rialienbeständr. (Z) Die Rechnungen unterliegen, soweit es sich um Zrhlungen au, staatlichen Kassen handelt, der allgemein für staatliche Rechnungen vorgeschriedenen Nachprüfung. (4) Soweit Beleg« für Einnahmen und Ausgaben nicht betgeb acht werben können, sind Bescheinigungen hierüber, sowie über Höhe, Art «no Notwendigkeit d-r Einnahmen und Ausgaben detzubrinzen. Diese Beicheinigungm sind von mindesten» 2 Mitgliedern des rechnonglegenden Arbeiterrate» zu vollziehen. 8 4. Weitere Rechnungslegungen erfolgen am 3l.M,i 1414 und alsdann am Schluss« eines jeden Monats für die jeweilig zurückliegende Zeit. 8 S. Für unzulässige Ausgaben und Versüßungen (Z 3 Abs. 2) haften di« Mitglied« der Arbeiluräte, soweit sie nachweislich schuldhast gehandelt haben. Dresden, den 25 April 1414. Finanzministerium. Ministerium de« Innern. - »! Ortsknudliches aus Dippoldiswalde.! Xl. Berschwundrne Gebräuche. Bon Baumeister E Otto Schmidt. (Schlich.) S. Vs« Bogristetten. Roch in den 1850er Iihren befand sich auf der Hinteren Flur de» Carl Müllerschen (setzt Plnderschen) Stadtgut ein grober Dogelherd, der vornehmlich dem Ziemerfang diente. Diese Anlage bestand aus einem 3 zu 4 Meter groben zezimwerten Herd, aus dem rin mächtige« zweiteiliges Schlagnetz besestigt und mit tzeusamen und Körnern über- streut «ar, daneben stand ein kleiner Bretterhäuschen für Len Vogelsteller. Das Ganze war ring» umpflanzt und »«wachsen von Strauchwerk, welche« mit Leimruten ge- spickt, in seinem Laubwerk «ine Anzahl Gebauer mit Lock »ögrln verbarg, deren laute», lustig«» Gezwitscher und Dtiillteren die oorüberstreichenden Singvögel und ost ganz« Schwärm« von Zugvögeln anlockte und in Gesangenschasi bracht«. Line derartige Anlage besatz auch der Drechsler Heber in Ulberndorf vor seinem Fenster. Selbst in der Stadt würbe der Massen-Vogelfang damals noch öffentlich ausgekbt. Auf dem Obertorplatz vor dem Haus« de» Röhrmetlter» Kästner z. B. wurde bei langer Wtnterkälte im Schnee ein grobes Schlägnetz Pumsch) ausgelegt und mit lockerem Schnee pnd Heu- samen überstreut; die Zugschnur führte durch da» Fenster in die Wohnstube de» Genannten. Der Hung« t leb ganze Scharen von Sperlingen, Goldammern, Hauben lerchen «sw uus die Lockspeise de» Netze» und damit in die Pfanne de» Vogelsteller». ^Während de« verschwinden des vogelstellens keine Trän« nach «weinen ist, mutz doch der Fortfall mancher anderer früherer Gebräuche, dte in der heutigen schnell- ' lebenden Zett keinen Platz mehr fanden, da sie den ver- - r seinerten L«ben»hedSrsntss«n nicht mehr genügten, bedauert ' r r werden, weil gerade mit diesen ein Teil deutschen Gemüt» leben« verloren ging, welche» den bescheidenen, geselligen Ansprüchen der damaligen Zustände jene trauliche Behag lichkeit gab, in die sich, im Gegensatz zur Gegenwart all gemein völkisch« und örtliche Eigenheiten ausleben lonnten. . -ö. Z Ob es gerade in dieser traurigen Zeit deutschen Rieder» zange» recht war, diese ortskundlichrn Rückblicke zu schreiben, wird verschiede»» beurteilt. Der Line glaubt: H Da» bürgerlich: Leben sei von den politischen unh sozialen Wirrnissen so beeinflubt, dab von einem Weiter^ tau auf den alten Grundlagen und Zasiänden nicht meht tie Red« sein könne, letzter« wären also für künftig au»- ^schalten, «in Zurückgretsen auf vergangene» sei zwecklos, die „Ueberbllcke ' also überflüssig gewesen. Lie Anderen «einen: Gerade in den jetzigen trostlosen Tagen, in denen tintal« Gewalt über Recht und O dnung triumphiert und «Ile« Wohlstand zu vernichten droh», «o alle» Sinnen Und Trachten unter dem Druck, der sich überstürzenden ileignisse k«ld«t, seien diese-orlekundltchen Rückblicke will- «mmen gewesen, weil sie da» Auge von dem brodelnden lhoo» dir Gegenwart abgewendet und aus ein« zurück legende Zeit geordneter, ruhig beschaulicher Verhältnis!« uilten, di« wohltuend und vorübergehend beruhigind auf k» Gemüt einzuwtrken im Stande waren. . Dte sich kn erschreckender Wrije drängenden vergnü- linge- und ander« Versammlungsabend« sind nicht al« «liklich« Ablenkungen von unserer ernsten Nattag« zu be- rächten, «scheinen eher al» Symptom« krankhaften, jchwln- „nd«n Nationalbewuhtsiin». M Mremsfet üWkeit ml dm. Aus der Verlustliste Nr. 541 der sächsischen Armee. Jnfanterie-Rsgiment Nr. 474. Ullrich, Lmtl, Gssr, Glashütte, orrm. Aris der Verlustliste Nr. 542 der sächsischen Armee. Landwehr-Jnfanterir-Regiment »03. Bormann, Hermann, Srisersdorf, ins. Krankh. i. «irr. Kriegslaz. gestorben. 7. Infanterie-Regiment Nr. 106. Göhler, Alfred, Hennersdorf, verm. Aus der Verlustilfte Nr. 543 der sächsischen Armee. 8. Infanterie-Regiment Nr. 107. Berger lll, Walter, Schmiedeberg, bish. verm., i. Gefg sch Mütter lll, Willy, Borlas, d«gl. Leichte Muniiions-Kolonne 84 l. Geier, Mar, Gcohölfa, ins. Krankh. i. ein. Res - Laz. gestorben. Proviant-Kolonne Nr. 74. Morgenstern, Mar, Höckendorf, ins. Krankheit gestorben. Fuhrpark-Kolonne Nr. 673. Richter, Johannes, Gefr, Hermsdorf b. Dippol diswalde, inf. Krankheit i rin. Res.-Laz. ge storben. Deshalb ist es notwendig, dab wir uns die riufach« Lebensführung unserer Voreltern ins Grdächtni» zurück- rufen, aus der unser Wohlstand einst hervorging; jene Zustände müssen «ns wieder begehrenswert erscheinen, Vie Liebe zur Heimat, zur eigenen Scholl« mutz in uns zur labernden Flamm« we den, di« uns anfeurrt zu rastlos tätiger Arbeit an der Wiedergewinnung deutschen Wesen« und verlorener Werte. Hierzu können derartige ortskundliche Rückblicke wohl Anregung geben und wäre es erwünscht, wenn auch an anderen Orten sich alte Leute fänden, di« rechtzeitig zu Stift und Feder griffen, um Selbsterlebt«» oder sonst Verbürgtes au» der Vergangenheit ihrer Gemeinde für di« Grgenwart und Zukunft felthtelten. Auch dis Verein« für Sächs. Bolkrkunde, Heimatschntz, und der Vrrrin für Denkmalpflege würden sicherlich noch manch»» Beachtenswerte in solchen, wenn auch laienhaften ortekundlichen Aufzeichnungen finden, darum dürfte sich die Herbrtztehung derselben lohnen; allerding», Zeit ist nicht mehr zu verlieren. ! j Ganz vberschkesten ohne Licht. - ' Infolge des Streiks der oberschlesischen Elektrtz» zitätswerke war am Sonntag jeglicher Verkehr in ! Oberschlesien lahmgelegt. Ganz Overschlesien war in tiefes Dunkel gehüllt. Das Erscheinen der oberschle sischen Zeitungen ist wegen StrommangelS in Frage gestellt. ,.,. , Streik der Stettiner Arbeiterschaft. ' ' Infolge der Vorgänge am Sonntag sind die Av° beiter der großen Werften und sonstigen Industrie betriebe in einen Demonstrationsstreik getre ten. Nach Festnahme der an der Schießerei beteilig, ten Soldaten des Grenzschutz-Detachements Poensgen wurde die Rub« nicht mehr gestört. Die Untersuchung der Vorfälle ist noch wicht abgeschlossen. BundcKpräsidtMt Rdor Schiedsrichter im «altcntW« Konflikt. s' Der schweizerische BundeSdräsident Ador hat sich auf telegraphische Einladung der Alliierten nach Pa» ! ris begeben. Man vermutet, daß Hen: Ador berufen j ist, in der amerikanisch-italienischen Streitfrage eine« Schiedsspruch zu fällen. — In Paris traf aus Rom der dortige Botschafter der Vereinigten Staaten ein. ! Er sprach die bestimmte Erwartung aus, daß die ! Fiume-Frage in dieser Woche geregelt werde. Lie Rücksendung der amerikanischen Polizeitruppen aus , ! Italien nach Frankreich sei nur eine Maßnahme, dte ! Menge nicht herauszufordern. ! l-: Zur Befreiung unserer Gefangenen hat sich ein ReichSausichuß deutscher Frauen gebildet, und zwar aus den weiblichen Abgeordneten aller sechs große« politischen Parteien. Demnächst soll eine Massenkund» O Hebung im Zirkus Busch in Berlin stattftnden, bet der Rednerinnen aller Parteien kurze Ansprachen halte« werden. , _i . , i Rundschau im Auslande. Oesterreich: Vorarlbergs Anschluß an die Schwei». ; Die letzte Sitzung des provisorischen Vorarlberger LandeStageS genehmigte die Anträge des Landesrates, wo nach wegen des Anschlusses an dte Schweiz eine Volks abstimmung stattfinden soll. Die zur Abstimmung unter breitete Frage lautet: Wünscht das Vorarlberger Volk, da- der Landesrat der schweizerischen Bundesregierung die Volks» absicht bekannt gebe, in die schweizerische Eidgenossenschaft " vinzutretcn und daß er mit der Bundesregierung üb« die Bedingungen »erhandle ? Nach dem Ergebnis dieser Ab stimmung wird erst dte endgültige Volksabstimmung ergebe«. Böhmen: Der tschechische Treueid der deutschen Richt«« in Böhmen. k Dl« tschechische Regierung hat die Bitte der deutsches« Richter in Böhmen, ihren Treueid sür den tschechischen Staat bis nach definitiver Erledigung des Schicksals Deutsch-Büh- SnenS durch die Friedenskonferenz zu verschieben, abschlägig beantwortet. Die Gerichtspräsidenten wurden beauftragt^ bis spätestens 3V. d. M. dte Vereidigung vorzunehme«. Rußlmtd: Keine deutsche Beteiligung an dem Sturz» der lettischen Regierung. 1 z Von lettischer Seite wird behauptet, daß an de« Sturz der provisorischen lettischen Regierung auch deutsche Truppen beteiligt gewesen seien, und daß die deutsch«« Behörden den Ereignissen in Libau nicht fern stände». Demgegenüber wird von maßgebender Seite festgestellt, daß ! weder deutsche Truppen noch deutsche Zivil- oder Militär- I behürden an dem Sturz der lettischen Negierung direkt od« indirekt beteiligt sind. Dieser ist vielmehr durch die au» ! lettischen, russischen und deutschbaltischen Truppenteilen zu sammengesetzte baltische Landeswehr auSgesührt worden, weil diese sich in ihrem Kampfe gegen die Sowjettruppen durch' die Mißwirtschaft der lettischen Regierung und die bolsche wistische Gesinnuttg einiger Minister bedroht fühlte. Gegen den Bolschewismus. Polnischer Sieg nach dreitägigen Kämpfen. Einem Warschauer Heeresbericht zufolge haben di» Polen eine großangelegte Offensive gegen die Bol» schewisten begonnen und bisher ungeheure Bcute gs» macht. Bei der Eroberung Wilnas, Lidas, NowogrodekO und Barauowitschis durch die Polen sind diesen rund 2000 Bolschewisten in die Hände gefallen. Der Kan^rf um Wilna tobte drei Tage. Hier eroberten die Pole« riesiges Eisenbahnmaterlai, u. a. 18 Lokomotiven, 80st Waggons, außerdem 14 Mostchinengeivehre, mehrere Nti» litärkassen und ungeheure Munitionsvorräte. Nach d« Eroberung traf der Präsident der Republik, General PtlsudSkt, ein, der begeistert empfangen wurde. Ltd«» konnte erst nach schwerem Bajvnettkampf genommen werden. Die Polen erbeuteten hier einen Panzerzu- etntge Geschütze und 30 Maschinengewehre. Bet No» wogrodek wurden mehrere Munitionslager erbeutet Baranowttscht wurde nach zweitägigem StraßenkainpG genommen. 11 Maschinengewehre wurden hier erbeutet. Nach den letzten Meldungen hat Wilna in kuv» zeit Zeiträumen Mehrmals den Besitzer gewechselt. OG es sich diesmal um einen militärischen Steg vo«, größeren Folgen handelt, läßt sich nach der vorkiG» aenden Meldung der polnischen Heeresleitung noch nicht feststellen. Zu bedenken ist. daß den Polen gergdM,