Volltext Seite (XML)
Me6benMun-e WkfkslkmHcheMge 2«f Ä)eNmk-Zeik>ng Marianne (Nachdruck verdaten.) um meinen nagenden Hunger zu ein vor bat mit Heute vormittag ich von dem Erlös halten hatte, Brot, stillen. Und dann lief Nun kam das zweite Erretten. Und das mußte leitendes, erbarmendes und tragendes sein. Und allem eines in Geduld. — „Lassen Sie uns weitergehen, Frau Marianne," er, als ihre Hände langsam hinabglitten und sie sich auch die neue Not nicht binwegzureißen vermocht, um die Sehnsucht nach dem alleinigen Helfer und Erretter in ihr lebendig werden zu lassen. — Martin Jakobsen ließ es nicht bei tatenlosem Be dauern und wehmütigem Mitleid. Ein heiliges, ernstes Werk hatte ihm sein Gott mit dem Finden und Retten dieses Weibes zur Pflicht gemacht. Und ^r besann sich keinen Augenblick, diese Pflicht voll und ganz auf sich zu nehmen und seine beste Kraft in ihren Dienst zu stellen. ich noch einmal treppauf, treppab. Man hatte für mich überall nur das alte, bedauernde sollte man mit mir! — kaufte ich für den letzten Nickel, den für meinen Trauring noch übrigbe- einem tiefen Seufzen aufrichtete. „Wir sin.d bald am Ziel. Dann sollen Sie Ruhe haben. Vertrauen Sie ganz auf meinen Beistand, ich werde für alles Sorge tragen. Und nun kommen Sie!" Sie blickte dankbar zu ihm auf und versuchte, während sie seinen Arm nahm, ein leises Lächeln. Aber es schuf verzerrte Linien um den Mund und sah noch große, blanke Tränentropfen,, die über die schmalen Wangen liefen. Martin Jakobsen verschob das Beginnen mit dem Erfüllen seiner Pflicht nicht aus morgen oder eine ge- legenere Zeit. Er wußte, daß heute die gelegenste Zeit war, um einen guten Anfang zu machen und für Marian- nens ferneres Leben eine entscheidende Wendung herbei zuführen. Nur noch ein kurzes Stück gingen sie schweigend neben einander durch die Stille der Nacht. Dann begann Jakobsen zu sprechen. „Ich möchte Ihnen nun auch viel sagen, Frau Mari anne. Wollen Sie mir ein Weilchen geduldig zuhören?" Und als sie.stumm nickte, fuhr er fort: „Sie haben mir ein recht trauriges Stück aus Ihrem Leben enthüllt, und ich bin Ihnen dankbar, daß Sie so offen und rückhaltlos sprachen. Lassen Sie mich für den Anfang meines Redens nun auch die Offenheit, eine volle, ungeschminkte Offen heit, obenanstellen, und seien Sie versichert, daß ich damit Ihr Bestes will! Die weitaus größte Schuld an Ihrem Unglück tragen Sie selbst. Diese Behauptung mag Ihnen nach dem, was Sie erlebten, was vor allen Dingen heute durch Ihre Seele gezogen ist, als eine Herzlosigkeit und Ungerechtig keit erscheinen. Aber es ist nicht anders. Und um der Wahrheit willen muß es gesagt sein. Sehen Sie zurück auf Ihr bisheriges Leben: Es ist ein dunkles Land! Sie mögen manches in ihm als Sonnentage betrachtet haben. I'nd doch waren es die nie. Nur Truggold und Gaukel- ch habe", fuhr Marianne fort, „drei lange Tage gewartet, daß er kommen möchte. Und am vierten traf dann ein Brief.von ihm ein. .Vergiß mich und suche mich nicht!' hieß es am Schlüsse der wenigen Zeilen. ,Ich weiß, daß ich mich an dir versündige, wenn ich dich allein lasse, aber ich kann nicht anders .... Unser Elend ist mir zum Ekel geworden und zum Grauen, und ich weiß, daß wir nie wieder herauskommen werden.' . . . Aber ich wollte heraus! Ein wilder, verzweifelter Trotz packte mich, den Kampf mit dem Elend aufzunehmen bis zum letzten Hauch. Ja, ich wollte nicht kleinmütig bleiben, sondern meiner Kraft vertrauen und meiner Stärke ... Ach, meine Kraft! — Sechs Tage lang suchte ich nach irgendwelcher Be schäftigung. Man wies mich ab. — Ueberall. — Was Novelle von Fritz Gantzer. (18. Fortsetzung.) Achselzucken . . . Sollte ich betteln? . . . Sollte ich mich in das Armenhaus stecken lassen? .. ^ Von entsetzlichen, verwirrten Gedanken gepeinigt, irrte ich stundenlang umher. Mein Trotz war längst nichts mehr, und auch von meinem Mut bröckelte ein Stückchen nach dem andern ab. Und endlich stand nichts mehr in meiner Seele, als die Verzweiflung. Eine wilde,... namenlose Verzweiflung... Sie sah mich an mit glühenden, drohenden Blicken und packte mich mit unbarmherzigen Krallen . . . Und dann sah ich die Isar, . . . und ich lief immer weiter hinein in die abgelegene Stille . . . und die Nacht kam, . . . und ich war nicht mehr mein Selbst, als ich . . . O!" Sie hielt erschauernd inne und schlug die Hände mit einer leidenschaftlichen Gebärde vor das Gesicht. Jakobsen ckrat dicht an sie heran. Ein unendlich tiefes, erbarniendes Mitleid stand in seinen ernsten Augen, als er sich zu ihr niederneigte und leise und traurig sagte: „Arme Marianne!" O, wie bezeichnend war dieses eine Wort! Wie be leuchtete es so ganz, den tiefen, dunklen Strom ihres Elends! Ja, sie war doppelt arm: eine vom Schicksal heimgesuchte, unglückliche Frau — und eine dunkle, un gläubige Seele. Und diese letzte, ihre alte Armut hatte