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SS STÄLLLLLLLLLLAL^ LL2rL MgbenMiin-e l!ntMA»^<Asqe 2»? Wkmk-öeikmg ! / (Nachdruck verboten^ urze Zeit verharrte Marianne darnach «och in ihrer knienden Stellung. Dann erhob sie sich zaghaft und stand nun mit schlaff am Körper herabhängenden Armen und tief auf di« Brust gesenktem Haupt wie eine reuige Sünderin, die den Ürteils- spruch aus dem Munde ihres Richters ohne Murre» entgegenzunehmen bereit ist. Sie war davon überzeugt, daß Jakobsen nichts anderes tun würde, als sie verdammen. O, gewiß, es sprach so vieles dafür, daß nun eine Buß- und Strafpredigt, ein Wehe über das andere aus seinem Munde kommen mußte. Seine Kirche, der er als gläubiger Diener angehörte, forderte das; denn sie ver urteilte den Selbstmord als eine Sünde. Und wäre er selbst nicht verpflichtet gewesen, ihren Geboten und Satzungen sich zu unterwerfen, wäre er auch nur der Mensch Martin Jakobsen gewesen, so mußte er schon als solcher nur ihr von ihm vereiteltes Vorhaben verdammen. Denn in diesem Falle verlangten es die Gesetze der Moralität. Auch die Sittlichkeit kennt das Wort „Selbst mord"' nicht. — Du darfst nicht glauben, daß dich das Lebe« deshalb steinige, finstere Pfade führt, damit du, wenn du müde wirst, sie zu gehen, einfach ein Ende machen kannst. Lebensnot will nicht die Muller der Feigheit und der Verzweiflung sein. Ihre Kinder sollen auf feMn Füßen stehen und unverzagte, mutige und, wenn es sein muß, trotzige Augen haben. Und nur deine Schuld ist sie nicht geboren werden. Dein Müderosrden und Ver zweifeln töten sie schon im Mutterleibe. Und als ein Hoffnungsloser und Wegmüder tötest du dich endlich selbst. — . -ui- Aber'so soll es nicht sein. — Und so darf es nicht jein. Laß leben und lebe selbst! Und ist dies dein Grundsatz nicht, so bist du kein sittlich reifer Mensch, sondern ein ganz erbärmlicher, un moralischer Wicht. — „ . Es ist walulich nicht schwer, allem aus dem Wege zu gehen. Und es ist wahrlich oft nicht leicht, auf dem Wege zu bleiben. Aber das letztere ist deine sittliche Psticht- Und darum mußt du sie erfüllen. O ja, Worte dieser Art würde 'nun auch Pastor Jakobsen gleich sprechen, und Marianne war bereit, alles über sich ergehen zu lassen. Zwar empfand sie es noch nicht mit voller Gewißheit, daß man sie vor dem Ent setzlichsten bewahrt, das sie Halle tun können, aber es zog dock wie ein Gesühl des Trostes und der Beruhigung durch ihre Seele, daß ihr Retter 'Pastor Jakobsen war. Und seinem Urteilsspruch wollte sie sich beugen. Aber kein Dorwurf, kein verdammendes Wort schlug an ihr Ohr. Jakobsen erhob sich und sagte: „Kommen Sie von diesem Orte hinweg, Frau Marianne i Sie dürfe» hier nicht länger bleiben! Wir «ollen nach der Stadt zurück- gehen." Er bot ihr seinen Arm; denn er sah da» Kraftlose in ihrer Gestalt und befürchtete, sie könne zusammen brechen. Sie nahm seine Unterstützung widerstandslos an, und er führte sie wie ein Kind. Als sie eine kurze Strecke schweigend zurückgelegt hatten, sagte er: „Wenn Sie ruhiger geworden sind, dann erzählen Sie mir, warum Sie das vorhin tun wollten! Sprechen Sie zu mir ganz rückhaltlos! Sie werden sich damit das Herz leichter machen. Doch lassen Sie sich durch meine Bitte nicht beeinflussen und reden Sie nur, wenn Sie es vermögen! Ich will mich keineswegs al»Neugieriger auf- drängen, und Sie dürfen in mir nicht den nachspürenden Inquisitor sehen. Aber haben Sie Vertrauen zu mir, dann betrachten Sie mich ganz als den teilnehmenden, mitfühlenden Freund!" Sie entgegnete nichts und begann auch kein Er zählen. Und Jakobsen wiederholte seine Ditte und seine Versicherungen nicht. Er war davon überzeugt daß sie den Entschluß, ihm sich anzuoertrauen, nicht ohne einen schweren Kampf zu fassen vermochte. Es galt erst, Stolz und Scham nieder- zurinzen, ehe sie zu beginnen fähig war. Ein gut Stück gingen sie stumm nebeneinander her. Der Nachthimmel sah mit seinen glänzenden Augen aus sie herab, und die Bäume zu beiden Seiten des Weges standen wie stumm« Wächter. Sie lauschten auf das murmelnde, rauschende Erzählen der Isar, die wie eia riesiges schwarzes Band ihre Bahn zog,- und neigten manchmal zustimmend die laubgeschmückten Häupter, wenn Later Nachtwind aus dem Schlaf auffuhr und sie mtt einem kurzen Stoß dazu zwang. ... - Die beiden Menschen hörten die geheimnisvolle Sprache der Nacht und ließen sich von ihrem friedsamen Zauber einspinnen. Jede» von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. Und die Mariannens gebaren endlich den Entschluß: „Er soll alles wissen, vom Anfang dis zum Ende!" Sie lehnte sich fester auf den Arm ihres Retters und rang noch minutenlang nach Worten, mit denen sie be ginnen sollte. Immer tiefer sank ihr Haupt während dieses Sinnens auf die Brust herab, und endlich begann sie mit leiser, stockender Stimme. „Warum ich jenes Schreckliche tun wollte? Marianne Novell« von Fritz Gantz er. (17. Fortsetzung.) A L! <s- »TL.,? s? Z 'M-