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wann weichen denn bei Ihnen die Frikandellen geschossen?" Dabei hob er ein Schrotkorn in die Höhe, das er soeben in dem Fleischklößchen gefunden hatte. „Sie auch?" rief es sofort von einem anderen Tisch, wo zwei Herren bei Austern und der dazu gehörigen Flasche Chablis saßen. „Die Austern hier sind auch geschossen." „Kellner," tönte es aus einer Ecke, „geben Sie mir noch eine Portion Chesterkäse; die Schrotkugeln geben dem 'Käse wirklich eine pikante Würze!" Der Wirt bekam einen feuerroten Kopf, der Oberkellner zuckte ganz entsetzt mit den Achseln, die anderen Kellner liefen wie gescheuchte Hühner hin und her, indessen die amüsierten Gäste die Situation aüsnützten. „Meine Herren," stotterte endlich der Wirt sehr ver legen, „ein Mßverständnis — — Entschuldigen Sie, ich eile zum Küchenchef", damit verschwand der gequälte Wirt. „Um Himmels willen," mit diesen Worten stürzte er in die Küche, „wie geht denn das zu, überall, in den Fri kandellen, dem Käse, den Austern stecken Schrotkörner!" „Ach du gütiger Himmel," stöhnte der Küchenchef und sank auf einen Stuhl, „da hat der Kerl von Hausknecht nicht nur die Sperlinge, sondern auch die ganze ander« Geschichte auf dem Anrichtetisch —> mit Schrot gefüllt!" Die Arbeitsleistung der modernen Geschosse. Nichts veranschaulicht so sehr die ungeheure Gewalt der auf einem modernen Schlachtfelde «rtfesselten Kräfte wie eine Berechnung der Arbeit, die von den heutigen Geschossen und den sie aus Gewehr und Geschütz heraus schleudernden Pulverladungen geleistet wird. Nimmt man, da die Quelle der Kraft bei mechanischen Leistungen meistens die Wärme ist, die Kalorie, d. h. die Wärmemenge, di« einen Liter Wasser um einen Grad Celsius erwärmt, als Maßeinheit, so ergibt sich zunächst für das Gewehr- geschvß mit seiner 3,2 Gramm schweren Pulverladung eine Entwicklung von 3,2 mal 0,94 Kalorien. Die bei der Verbrennung des Pulvers entstehende Kraft .schleu dert das 10 Gramm schwere Geschoß mit einer Geschwin digkeit von rund 900 Metern aus dem Gewehrlauf. Do« diesen drei Kalorien ist aber nur ein Drittel nutzbringende Kraft, da die übrigen zwei Drittel dem Geschoß beim Verlassen der Mündung nicht mehr zur Verfügung stehen. Von diesen zwei 'Dritteln wird ein kleiner Teil gebraucht, um das Geschoß im Lauf durch die in diesen eingeschnittenen Züge in Umdrehung um seine Längsachse zu versetzen, wodurch es vor einem Ueberschlagen bewahrt wird. Der größere Rest verströmt ungenützt, indem er den Lauf erhitzt, ferner im Rückstoß des Gewehrs und i« den an der Mündung entweichenden, den Knall erzeugenden Gasen. Zur weiteren iw-cchnung der .Kraft dient das Meter- kilogramm, d. h. tue Kraft, durch die ein Gereicht von einem Kilogramm um einen Meter gehoben Wick. Da 4LS Schläge eines ein Kilogramm schweren Hammers aus eine« Meter Höhe auf ein Stück Eisen dieses so stark erhitze«, daß es einen Liter Wasser um einen Grad CÄsius erwärmt, so kann man eine Kaborie gleich 425 Meterkilogramm Arbeit setzen. Da aber das Gewehrgeschoß nur mit 0L4 Kalorien nutzbringender Kraft ausgestattet wird, jo hat es beim Verlassen des Laufes eine Arb^tSkrast vos 413 Die geschossenen Austern. Humoreske von Adolf Thiele. (Nachdruck verboten.) „Fatale Geschichte, Herr Müller!" referierte der Küchen chef seinem Prinzipal, dem Inhaber des Restaurants ersten Ranges, Alfred Müller, Friedrichstraße. „Alle Hände voll zu tun, und da Wick mir jetzt der erste Gehilfe, der Neu ber, krank!" „Hm!" - entgegnete Müller. ^Nun, ich kann Ihnen den neuen Hausdiener für heute zur Verfügung stellen; er scheint ein geschickter Bursche zu sein, der nur die nötige Anleitung. braucht." Bald darauf meldete sich der allerdings nicht gerade intelligent aussehende neu engagierte Hausdiener beim Küchenchef. „Also sehen Sie einmal" — mit diesen Worten leitete der Koch einen Auftrag ein, den er dem jungen Mann er teilte. Dieser löste seine Aufgabe mit einer solchen Ge schicklichkeit, daß der Koch an seiner Menschenkenntnis irre wurde. „Versuchen wir es einmal mit dem Spicken!" sagte er dann und zeigte dem jungen Mann, wie ein Hase mit Speck verziert wecken müßte. Auch dieser Aufgabe ent ledigte sich Karl mit Gewandtheit. Nachmittags führte der Küchenchef, der ordentlichen Respekt vor diesen ge schickten Händen bekon..nen hatte, seinen Schützling in ein Nebenzimmer, in dem ein großer Anrichtetisch stand. Hier befanden sich zahlreiche Delikatessen, wie sie in einem eleganten Restaurant stets zur Verfügung stehen müssen: Geflügel, Frikandellen, Austern, verschiedene Käse, Back waren, Obst und anderes mehr. Der Küchenchef holte aus einem Kasten ein Bohrinstrument und eine Schachtel her vor, in der sich eine Anzahl kleiner bleierner Kugeln be fand. Sodann nahm er einen gerupften Vogel, der einem Sperling sehr ähnlich sah, bohrte ein Loch hinein, und nach dem er eine der Schrotkugeln darin verborgen, schloß er die Oeffnung wieder. Nachdem er es dem jungen Manne zweimal gezeigt, machte es dieser sofort vortrefflich nach, und als ihm der Koch noch eine Weile zugesehen, wie er einige andere Vögel in dieser Weise behandelte, wußte er, daß die Arbeit in guten Händen war. „Nun, so machen Sie es mit den übrigen auch so," sagte er, „aber immer so, daß niemand das Loch sieht; das muß stets zugemacht Wecken!" Darauf begab er sich in die Küche zurück. Hier ging es heute heiß her. Der eine Gehilfe krank, die erste Magd schmollte und machte alles verkehrt, unendlich viel Arbeit, schließlich kam auch noch privater Aerger hinzu, indem die Frau des Küchenbeherrschers auftauchte und ihm etwas über eine unangenehme Szene mit einer Nachbarin vor lamentierte, und so ging es stundenlang . . . Den Hausdiener hatte er ganz vergessen, bis dieser zufällig einmal durch die Küche ging. „Ach, da sind Sie ja", rief der Küchenchef. „Tragen Sie gleich einmal diese Schüssel hinauf!" Karl tat, wie ihm geheißen, und als er oben ankam, mußte er einen sehr eiligen Weg für den Wirt besorgen. Der Küchenchef untersuchte indessen das Geflügel, das der junge Mann in Behandlung genommen hatte, und fand alles bestens versorgt; seine kundige Hand fühlte die hineinpraktizierten Schrotkörner, er sah jedoch keine Spur der Verletzung. Wie gewöhnlich herrschte am Abend ein reger Verkehr in der Restauration. Drei Herren, die an einem Tisch Platz genommen hatten, machten einige Bemerkungen über die Wachteln, die ihnen soeben vom Kellner serviert wurden. „Meine Herren," sagte der Wirt hinzutretend, „rin sehr exquisites Gericht, diese Wachteln!" „'n bißchen klein", erwiderte einer der Herren. „Nun ja, das kommt vor," tröstete der Wirt. „Es ist nicht leicht, diese Vögel immer zu Mommen. Diese hier sind frisch geschossen; sehen Sie, Sie finden da gleich eine Schrotkugel." „Herr Müller," rief da ein Stammgast, der diese Worte gehört hatte, von einem benachbarten Tisch herüber, „seit Denkspruch. Seiner Volker öunkler gingen, Seme, Volk, Segeln unä Streit, über mag äer Dichter singen, Ader viel gekört 4« Leit. Dz, nur «irä surch ihre «leihen 6ekn mit vollem Llitterklsng, Mrr er von Sen evgen Dreien, Sott, Drtur'unS Liede, lrng. Seid el.