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Joseph Haydns konzertantes Schaffen besitzt nicht die gleiche Bedeutung wie seine Sinfonik. Seine zahlreichen Violin-, Violoncello- und Klavierkonzerte, zumeist Gelegen heitsarbeiten, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen vergessen. Allenthalben erklingen noch das D-Dur-Klavierkonzert, das Trompetenkonzert in Es-Dur und - von den insgesamt sechs bis acht Cellokonzerten - das in D-Dur, das allerdings zu den belieb testen Konzertwerken für dieses nicht eben reichlich mit virtuoser Literatur versehene Instrument gehört. 1783 komponiert, erfreut sich das Werk, dessen Autograph lange Zeit als verschollen galt (was immer wieder zu Vermutungen Anlaß gab, daß das Konzert gar nicht von Haydn selbst stamme), seit jeher der Gunst der Spieler und Hörer durch seine eingängige, kantable, empfindungsreiche Melodik, seine Klangschönheit und seine klare dreisätzige Form. Der Cellopart ist ungemein dankbar für den Solisten. Er bietet reichlich Gelegenheit zu virtuoser und tonlichcr Entfaltung. Am inhaltsreichsten sind die beiden schnellen Ecksätze, die das etwas verhaltene Adagio umsäumen. Schwär merischer Ausdruck kennzeichnet den ersten Satz. Das Schlußrondo wird von kapriziöser Munterkeit beherrscht, obwohl auch hier der schwärmerische Ton beziehungsweise leiden schaftlich drängende Moll-Episoden als Kontraste begegnen. Das Konzert für Violoncello und Orchester op. 107 von Dmitri Schostakowitsch entstand im Sommer 1959. Der Komponist widmete dieses Werk Mstislav Rostropowitsch, der es am 4. und 6. Oktober 1959 mit der Leningrader Philharmonie unter Jewgeni Mrawinski und am 9. Oktober mit der Moskauer Philharmonie unter Alexander Gauk zur Urauf führung brachte. Lew Danilewitsch schreibt über dieses Konzert: „. . . es gehört zu den dynamischen und auch heitersten Werken des sowjetischen Komponisten. Freudig-unruh volle Lebendigkeit, kraftvoller Humor und warme, tief menschliche Lyrik prägen den Charakter dieses Konzertes mit seiner klaren und plastischen Klanggestaltung. Die Wesenszüge der Schreibweise Schostakowitschs, seine Besonderheiten im melodischen, harmonischen und rhythmischen Ausdruck sind unverkennbar. Das eigenartige Melos erinnert zuweilen an das Violinkonzert, an die 10. Sinfonie und einige andere sinfonische Werke des Komponisten. Farbige Virtuosität des solistischen Violoncelloparts wechselt mit liedhaften Kantilenen und mehr deklamierenden Monologen des Orchesters. Das Orchester ist nicht groß: Streicher, doppelt besetzte Holzbläser, ein Horn, Pauke und Celesta. Der sonatenförmig angelegte erste Satz (Allegretto) ist von Anfang bis Ende voller Energie und Bewegung. Das Kopfmotiv des Hauptthemas gewinnt besondere Bedeutung. Wie einige Motive (zumal das Anfangsmotiv) der 10. Sinfonie taucht es immer wieder auf. Es wird zum „Leitmotiv“, zur sinfonisch „verbindenden Idee“ des ganzen Satzes, der fast durchgehend auf einer einzigen emotionalen Ebene bleibt und verhältnismäßig wenig Kontraste enthält. Der zweite Satz (Moderato) ist sehr melodisch und lyrisch in der Stimmung. Manchmal nähert er sich dem Charakter einer freundlichen, gedankenvollen Elegie. Das akkordische erste Thema wird vom Rhythmus einer Sarabande getragen. (Auch in anderen Werken hat Schostakowitsch gern den feierlichen Rhythmus dieses alten, schon von Händel bevor zugten langsamen Tanzes verwendet.) Das Solocello setzt mit einer liedhaften Melodie ein, deren volkstümliches, russisches Element von den begleitenden Bratschen betont wird. Der Mittelteil des dreiteiligen Moderatosatzes wird durch ein zartes, romantisch und serenadenhaft anmutendes Thema bestimmt, das dem Orchester zugewiesen ist. Es erfährt eine allmählich ins Pathetische wachsende, große dramatische Steigerung. Nach dem Höhepunkt erklingt wieder die russische Melodie, jetzt sehr klar und zart im Dialog des Violoncellos (Flageolett) mit der Celesta - eine überaus poetische Stelle des Konzertes. In ruhigem Tempo beginnt die sehr große Kadenz des Soloinstrumentcs (dritter Satz). Konzentrierte, kraftvolle Rezitative gehen unauffällig in schnelle Bewegung über, wobei Themenmaterial des ersten Satzes verwendet wird. Die lyrische Stimmung tilgend, drängt diese die heranrollende Woge unaufhaltsam zum Schlußsatz. Das Finale, ein Rondo, ist ungewöhnlich in seiner dynamischen Kraft. In ihm vereinen sich funkensprühende Vitalität und ausgelassene Fröhlichkeit mit virtuosem Glanz und einem bezaubernden Spiel der temperamentvollen Rhythmen. Mit Nachdruck und Kraft erklingt zum Schluß wieder das Hauptthema des ersten Satzes.“ VORANKÜNDIGUNG: 25. und 26. Dezember 1965,19.30 Uhr 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Horst Förster Solist: Heinz Schunk, Berlin, Violine Werke von Brahms, Tschaikowski und Wagner Freier Kartenverkauf 31. Dezember 1965,19 Uhr 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Richter, Österreich Fröhlicher Jahreswechsel Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster - Spielzeit 1965/66 Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft, Zentrale Lehrwerkstatt, Dresden 6310 It G 009 77 65 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1965/66