Volltext Seite (XML)
Beilage zur Weitzeritz-Zeilung Nr. 187 Sonnabend den 18. August 1919 8S. Jahrgang j Die Bisamratte, eine drohend» K ?ob ?üe unsere V >n A. K Dl« Anzri en mehren Inch, da» ouch nnse.-- vn!,«e- Heimat in «d'ehdure- Zeit von einer Lnidpl wer den mild, st« die unvorsichtige Einbürgerung o-r,«z jvemdiä'-d'lch«« Tieres mit steh gebracht Hst. Diese G<i>,h- droht u«!» van der Bisamratte, von dec schon nanchin r-mtlichen BekannUnachungrn zu ttstn war. Du nach den dinh« ge- fammelien Ersahrunßen nicht z> e-snttn si duh sch sei« «riirtts Bordrinx,,« nnfhaden l-ßr, IP e« w?hl am Platze, Paß wir vas Der rechtzeiitg kennen irrueu, und uns mit seiner Lebensweise ve staut machen, damit wir nöligen falls Gegenmahregeln er^reisrn iönmn, um die srohen >e wenitzstrns auf ein erträgliches Matz hernb'.umi.-dern. Die Bilam- oder Z<dv!laUe, «»!! »<chas!!,ch fiber ribe- Ikicut grnannt, ist in Norbamnüa zwisch-n ^-m 30. und 6Y. Grad nördiichrr Breit,', namentlich aber In Kanr-do und Alaska hrimtsch, wo sie wrs.en ihre» rjiä> z«! drn, L chr-n und weichen Ae!I?s einen wichtigen J^^dr,«gr:.'s!a«b HNy-t Die aus dem Felle g^wormenen weUvsllrn Pel^ (Zo^l, Skimks- und SenlLisam) sind ja bei uns HMlim glich d^k^nnt Dir Bisamratte ist ein Nagerstr, dar ig- seiner L«b«i>s- weise viel Aehnlichkeit mit dem in DruUch and snsi »«»ge storbenen Biber hat; sie errichtet »te Kieser «n de« U?e»n der Wohigewässrr große Schlamaburgm. weich« tm und über den, Wasser liegende Zuflucht«- u. d Wohn>Sume rnt- halten. Das Ti»r erreicht etwa vir Größe e.nes schwachen Kaninchens, der Körper ist etwa 30, der Schwanz 28 Zenti meter lang. Das Fei! ist auf dem Rücken braun, aut der Unterseite gra?i, mit rötlichem Anstug« rufä'bt. Der ganze Körperbau mit dem dicke«, abI«und»tsn Kops, dem wr-lzen- förmigen Leib, den kleinen Augsn und den ganz in Prlz versteckte» kleinen Ohren erinnert kebhvst an unsere Wühl mäuse. Der festlich zusammengetu tickte, anlsörmige Rus^r- schwänz, die als sekundäre DcW.chstme kmaw „tcnendsn Drüsen am Hinteileibe, welche ein unangenehm sia k nach Zibet riechendes Ori absonvern, und dis Schwimmhäute an den Hinterjüßen sind Merkmale, die wir beim Biber wieder- finden. Die Bisamratte wurde im Herbst 1005 vom Fürsten Colloredo-Mannsfeld in einigen Paaren au» Kanada ein- geführt und aus der Domäne DobrttzsH bet Prag zu Jagd- zwecken ausgesetzt. Obwohl ihr Wohngebiet zunächst nur beschränkt war, man hatte sie nämlich in betonierten und vergitterten Teichen untergeb,acht, gelang es doch einigen Tieren, zu entweichen und sich in der Freiheit anzusredein. Damit begann die eigentliche Einbürgerung, die zur Kata strophe führen sollte. Begünstigt durch das «ärmere Klima Böhmen«, da« von dem der kälteren Regionen Kanada« erheblich abwelcht, änderten di« Ratten ihre Lebrnsweise in kurzer Zeit vollständig. Wohnburgen werden »on den Tieren bei uns nicht mehr gebaut Im neuen, wärmeren Wohn gebiet ist der Pelz dünn und locker und dadurch wertlos geworden; möglich ist aber immerhin, bah sich der Winter- pelz de« Tiere« noch verwerten läßt. Die Fortpflanzung, di« in Kanada nur spärlich ist, hat in Böhmen und den weiteren Verbreitungsgebieten ungeheuer zugrnomwen. Man schätzt die Nachkommen einer Pärchens in einem Jahre auf 41—50 Stück, wobei zu berücksichtigen ist, lrak sich die ersten beiden Würfe im Herbste schon wieder vermehren Der in Böhmin und in den Grenzländern avg«wachsen« Bestand wurde Anfang de« Jahre» 19i8 bereits auf 18—20 Milli onen S'.ück geschäht. Die Tiere haben heute ganz Böhmen überschwemmt, zeigen sich schon in Echtestem und treten in Bayern seit 1915 in Massen aus; 1917 wurden in Nieder» bayern und bet Oberpfalz schon über 400 Siück g,fangen. In Sachsen ist die Bisamratte ebenfolis tm Jahre l9i4 «ingedrungen, und zwar durch da« Obererzgebrrge in der Näh« der böhmischen Stadt Sebastiausberg, 1918 hatte sie schon dar in bristehender Karte angegebene A-rbr-bung«. gebiet «rorbert. In diesem Frühjahr wurde bereit« ein einzelne« Tier bei Seutziitz zwischen Meißen und Ries » an der Elbe gefangen. Bet der fabethasten Vermehrungsfähig, leit de« Tiere« ist eine völlig« U«>icrjch Hemmung Sachsen« und daran anschließend ein Nördlingen noch Prenßen und da« übrig« Devtschland nur noch eine Fage sehr kurzer Zelt. Daß sich die Ratte im Osterzgebirge, also in unserer engeren Heimat bi« setzt noch nicht gezeigt hat, mag daran liegen, daß ihr die hohen, bewaldeten und wenig besiedelten Gebirgszüge zwischen Böhmen und Sachten ein schwer zu überwindende« Hindernis entgegenstellen und daß es bei - n« an enden GEäsjern, namen ltÄ IchiisttmsSumlen Teichen sehn. In ihrer Heimat sind die Bisamratten vorwiegend Mannen- fester; bet uns enipupMm sie sich aber nach rurze> Zeit a!» außerord-mtlich schädlich« und gefährliche Fisch, äuder, d!e be- to-ver» den Ka»psen und Schleien nachitellen und Fhch« in jeder Giößr zu »emälttzrn wissen. Gwßm Schaden richten st« namenrlich auch durch Störung der Wtntirruhs in den Karpfenteichen an. Ein weiteres Uebel ist ihr Unterwühlen der Trichdämme, das in Böhmen bereit« »erschieden« Damm brüche zur Folge hotte. Die Dämm« der 140 Fischteiche auf der Domäne Schlüsselburg in Böhmen sind schon seit mehreren Jahren von Bisamratten bewohnt und größten teils unt« wüW Besonders lästig wird das Tier noch durch Plündern der Welzenäcker, Beschädigen und Unlcrwühkn von Kulturpflanzen, Benagen der Wurzeln von jar-geren Obstbänmen, Vernichten des Massergetlügels und Ausnehmen von Vogelnestern. Der dadurch in Aussicht stehende Schade» ist heut« noch nicht abzvstden. Da man zurzeit noch kein sicher wirkender Mittel zur Begegnung der einmal überhand genommenen Bisamratten plag« kennt, ist eine einigermaßen wilksame Bekämpfung nur dadurch möglich, daß beim ersten Auftreten der Tier« in einer Gegend sofort rücksichtslos gegen st« oorgegangen wird. Auf diesem Standpunkte steht auch di« sächsische Regierung, die bei der Versuchsstation für Pflanzenschutz in Dresden «inen besonderen Urberwvchung«diknst eingerichtet hat. An der böhmischen Gre-rzs lind besonders aurgedUvete Bisamratten- jägrr angestelit worden, die die Bekämpfung des Tier» zu betreiben Haden. Jede» Austreten im Lande ist sofort zur Anzeige zu bringen, die Unterlassung der Anzeige ist unter Strafe gestellt. Erst neuerdings wurden die Bestimmungen wieder elngeschärft. Man wird da» Vorhandensein der Tiere an dem Ab- nehmen der Filche in den Teichen, an aufgrfundenen Fisch- ritzen an den Usern der Gewässer und an Wühlereien in den Dämmen metken; in die Bestände der Wasserpflanzen und in Getreidefelder gefressene Gangs werden »eiter zeigen, daß sich der gefährliche Feind bet uns angesiedrit hat. Wie bereits erwähnt, werden wir letver nor allzu schnell Gelegen heit Huben, da« Tier kennen zu Innen. Dt« Bisamratte h«t bei uns kaum natürliche Feinde. Versuche, ihr durch Erregung ansteckender Krankheiten betzu- kommrn, haben dt« jetzt noch kein« Erfolg« gehabt. Dir »irisamst« Bekämpfung-weit« ist zurzrit der Abschuß, auch mit dem Fallen- und Reusrnfang wurden Erfalge erzielt. Da da« Tier sehr scheu ist, sind Jagd und Fang nicht leicht. Angeschojsene »der getönte Tiers werden in der Regel von ihren Artgenosten sofort ousgesretzen. Die Bisamratte ist übrigen» auch ungereizt sehr angriffslustig und sülchtet selbst den Menschen nicht; dies« unangenehme Eigenschatz scheint st« erst bet uns angenommen zu Huben. Erwähnt möge noch sein, daß da» Fleisch der Bisam- ratt« von den Trappern Nordamerika» gegessen rird und auch «inen wichtigen Handestartikrl in der Fleischoersorgung von Baltimore und anderen amerikanischen Städten bildet Beim Abbalgen dars da* FrU nicht mit dem Fletsche in Berührung kommen, auch dürfen dt« Zibetdrülen nicht be schädigt werden, da da« Fleisch sonst den unangenehmm Zibetgeruch annimmt und dadurch ungenießbar »trd. Urbrtgen« hat man auch in Bayern bereit« Versuchs mit der Verwertung de»! sehr wohlschmeckenden Flrtschrs angestellt. Da die Bisamratte auch in ihrer Nahrung mit unserer ge wöhnlichen Wanderratte ntchi» gemein hat, wär« der Ver such der Fleischverwertung immerhin gn empfehlen, wen,, auch der Geschmack der Europäer«, trotz «il«, Kleischmnngei«, von dem des amerikanischen Trappers um vieles abwetchen dürste Die Nationalversammlung. — Weimar, 11. August. Tie Tabaksteuer bewilligt. In der Nachmittagssitzung wurde der Entwurf des Tabaksteuergesetzes in zweiter Lesung ohne beson dere Aenderungen angenonnucu. - s Während der Aussprache kam eS zu einem klei nen Zwischenfall. Der Abgeordnete Wetzlich von der ^deutschnationalen Volkspartei wandte sich sehr scharf dagegen, daß die Steuergesetze in so unverant wortlicher Weike durchgepeitscht werden; er erklärte namens seiner Freunde, daß sie sich für ge wissenlos halten würden, dieses Verfahren mitzuma chen. AIS er für diese Zustände die Regierungsmehr heit verantwortlich machte, entstand große Unruhe auf der Linken und Präsident Fehrenbach unterbrach den Redner verschiedene Male, um ihn darauf aufmerk- In > im öß»nül-vvüimvd. «ul HusatoUunz wo W.knunz. - «WM mim <tw mm zu niacyen, vaß feine Ausführungen mit dem» Tabaks! «uergesetz in keinem Zusammenhang ständen. Auch als der Präsident am Schluß der Sitzung die Ta» geSodnung für die nächste Sitzung durch Einbeziehung» des Umsatzsteuergesetzes erweitern wollte, erhob ftqs hiergegen auf Seite der Rechten und der beiden sozia listischen Parteien heftiger Widerspruch. Tie AbstiM-- mung ergab tm Hammelsprung die Beschlußunfähig- kett des Hauses, so daß der Präsident Fehrenbachh für sich das Recht in Anspruch nehmen konnte, di» Tagesordnung selbst sestzusetzen. 'i > — Weimar, 13. August 1919. W Tie Rückführung der Kriegsgefangenen. Ri Vor Eintritt in die Beratung der neuen Steuer^ gesetze erledigte das Haus zunächst einige kleine An fragen. Laut Pressenachrichten ist in englischen und ameri kanischen Gefangenenlagern den deutschen Kriegs gefangenen mitgeteilt worden, daß ihre beschleunigt« Heimkehr nach Dcnrscyland seitens der deutschen Re gierung nicht gewünscht, ja sogar durch die Weigerung» der deutschen Regierung, die Vorbereitungen zum Ab transport in die Wege zu leiten, verhindert wev- den. Diese Meldungen gaben dem Abg. v. Graef« (Deutschn.) Veranlassung, die Reichsregierung um Aus kunft darüber zu bitten, welche Vorbereitungen tat sächlich zu einer raschen Rückkehr getroffen, nament lich welche diplomatischen Schritte unternommen wordeg sind, um der weiteren Zurückhaltung der KriegSgefan-' genen ein Ende zu machen. Im Namen der Reichsregierung erklärte der Mk-> nister des Auswärtigen, Hermann Müller, daß beh Abschluß des ersten Waffenstillstandes und fortlaufend während der darauf folgenden Verhandlungen bis zum? Beginn der Friedensverüandlungen in Versailles unav-! lässig versucht worden ist, die Heimkehr unserer Kri«S»! gefangeenn zu veranlassen. Einen Erfolg haben aber, diese Bemühungen nicht gchabt. Artikel 214 setze aus drücklich fest, daß die Heimschaffung der Kriegs gefangenen , nach Jukrasttreten »es FriedcnsvertrageS erfolgen soll. Ter Vertrag trete aber erst in Kraft, wenn er von drei der gegnerischen Hauptmächte ra- tistzierl sei. Bisher sei die Ratifikation in diesem Umfange noch nicht erfolgt. Ter Vertrag sei also noch nicht in Kraft getreten und darauf können di« alliierten und assoziierten Mächte formest ihre Wei gerung stützen. Gleichwohl sei die deutsche Regierung unablässig bemüht gewesen, das Los der Gefangenen zu lindern und ihre frühere Heimschaffung zu er möglichen Der Minister erwähnte den Notenwechsel! des Grafen v. Brockdorff-Rantzau und die ausweichend«! ^Antwort der Entente, die sich der Einsetzung einer besonderen Kommission zur Prüfung der den Kriegs gefangenen zu gewährenden Erleichterungen wider setzt habe. , Wiederholt habe die Regierung die Entente um baldige Mitteilung über die Zusammensetzung und den ^Zeitpunkt des Zusammentritts der Kommission zur Heimbeförderung der Kriegsgefangenen gebeten. Bis jetzt sei die Regierung ohne genaue Antwort geblie ben. Ter Minister bezeichnet eS daher als unwahr, daß die deutsche Negierung ihre Vertreter für diese Kommission noch nicht entsandt hätte; wahr sei tm Gegenteil, daß die alliierten und assoziierten Mächte ihre Vertreter noch nicht ernannt haben. Solange diese Hauptkommission ihre Tätigkeit noch nicht aus genommen habe, sei der Abtransport der Kriegsge fangenen nicht möglich. Mit den Angehörigen der Kriegsgefangenen, mit dem ganzen deutschen Boltze wisse sich die deutsche Regierung einig in der schärf sten Verurteilung der Zurückhaltung der Kriegsge fangenen aber die Regierung verfügt nicht über die Macht und nicht über die Mittel, um die Letdens- zeit der Kriegsgefangenen abkttrzcn zu können. Bei den letzten Besprechungen in Versailles am 1. August habe übrigens der französische Minister Loucheur ver sprochen, dem Präsidenten Clemenceau sofort Bor trag über die Heimbeförderung der deutschen Kriegs gefangenen zu halten. ittrichsslnanzminlster Erzvcracr begründet vaS ReichS- notopfer. Nach Erledigung der Zündholz, und der Spiel- larteusteucr in zweiter Lesung begann die National versammlung am Dienstag nachmittag die erste Bera tung der großen Steuergesetze, des RetchSnotop- serS und der Umsatzsteuer. Ter RetchSfinanzmintster Erzberger leitete sie mit einer über zweistündigen, großzügig angelegten Rede ein.' Der Redner gab zunächst einen Ueberblick über die Finanzlage, wie sie sich in Deutschland von 1918 bis 1912 entwickelt hat. DaS Kennzeichen der deut schen Wirtschaft«- und Finanzlage, so faßte er die Darlegungen zusammen, sei die ungeheure Flüs sigkeit de-deutschen Volks vermögens. Zwei Forderungen müssen noch erfüllt werden, die finanziell,