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wie im ein- Sie du «««>< s» » als der Jakobsen sab Atarianns nur noch aus der Kanzel und Talar. Er war ihr schließlich nichts mehr, als „der Pastor". Und als der Frühlingssturm Lurch die Lande schnob geschlagenen Weg zu gehen. — Schematismus und System schaffen kein Leben, find tot und — töten. — Es sind Gesellen ohne Licht und Wärnie l Pflanze Blumen in dumpfe, lichtlose Keller, und wirst nie Blüten sehen l grauen, entsetzlichen Oede ihres Daseins. Würde ihr noch je ein anderes Los beschieden sein? Sie wagte es nicht zu hoffen. Und diese Hoffnungslosigkeit legte sich auf ihre Seele eine drückende, vernichtende Last. und die ersten Veilchen an Len Hecken ihre blauen Köpfe bescheiden emporhoden, wurde das BUS, das sie sich an jenem Tage um die Wintersonnenwende von ihm in die Seele geprägt'hatte, ganz verwischt. — Etwas Neues, Ungeahntes und nie Erwartetes warf ihr derLrühliug in den Schoß. — 4. Kapitel. * An einem der ersten Apriitage schritt ein junger Mann von dem Bahnhose Freilinghuu.ens der Stadt zu. Wie ela'tis.h sein Gang war, und wie heiler und lebenslustig jein dunkles Auge Ll^tsl (Fortsetzung folgt.) Stimm dem Frühling die Sonne! Wo blieben seine lachenden Auen ? —Wo wolltest duseineBlumen brechen ?— Führe eine gottfremde Seele die nüchternen, staubigen Wege eines schematischen Bekehrungrchristentums, und du wirft am Ende die alte gottfremde Seele dir zur Sette finden, die dich höchstens fragt: „Wolltest du mir weiter nichts zeigen, als das? O, weshalb hast du dich gemüht l Sieh, es ist alles, alles von mir abgeglitten wie Regenströme von dKren Felsen. Ich bin der Alte geblieben mit meinem ganzen Tun und Denken.* — Nein, Schematismus und System können kein Leben geben! So blieb auch Marianne die Alte mit ihrem Hadern und Murren und Unglücklichsein. Und sie gab sich keine Mühe, eine andere zu werden. Das war es ja eben. Die Aenderung mußte aus ihr selbst kommen, niemand konnte ihr dazu helfen. Und solange sie Buße und Reue von sich wies, konnte sie keine andere werden. Es fehlte ihr an dem sehnenden Ausschauhalten nach einem Arm, der sie herausriß aus dem Elend des geistigen i Totseins, und der sie hinüberzog in ein neues Land. Wäre das zu ihr gekommen, und hätte sich dann ein f wegweisender Mensch an ihre Seite gestellt, so war zu hoffen, daß das Zupacken zu einem Festhalten wurde. — Ein starrer Winter hatte das Regiment angetreten und ! führte es mit rücksichtsloser Strenge und eiserner Faust. Er hüllte die kleine, stille Stadt in seinen weißen ! Mantel und schuf Blumen, die nicht dufteten. Marianne stand oft stundenlang am Fenster der Giebelstube ^und wohl es im Prinzip richtig und für einen Christen selbstverständlich ist, einen vom Glauben seitab stehenden Menschen zu den ewigen Quellen des göttlichen Wortes führen zu wollen, ist es doch falsch, den von Jensen Manchmal schien ihr der Tod als die willkommenste Lösung, und sie sehnte sich nach ihm. Und dennoch schrie es in ihr nach Leben, nach dem Leben, das die Erinne rung mit glühenden, brennenden Farben malte. Nach langen, langen Wochen sand sie sich endlich da mit zurecht, das Leben im Hause ihres Onkels als eine Unabänderlichkeit zu ertragen, die ihr das grausame, un barmherzige Schwjul beschert hatte. Aber sie haderte dennoch ost mit ihm. — Die Art und Weise ihres persönlichen Verkehrs mit dem Onkel und der Haushälterin war erträglicher ge worden. Leberecht Jensen hoffte und wartete von Tag zu Tag, daß sein Bekehrungssystem Früchte zeitigen möchte. Das machte ihn nachsichtiger und geduldiger und ließ ihn über manches hinwegsehen, was vielleicht sonst zu neuen Auftritten Veranlassung gegeben hätte. Und Male hatte sich mit den Verhältnissen soweit ausgesöhnt, daß sie „dieser Marianne Gesenius* nicht mehr aus dem Wege ging. starrte mit brennenden Augen in die winterliche Ferne, warte sie aus einen Erlöser, der sie hinausführe aus f bardischen Tiefebene bi» hinab zu der wilden Schönheit der sich in» Meer stürzenden Klippen Siziliens l Und über alle» das glänzende Dach des südlichen Himmel»! — Marianne erlebte in dieser Stunde seit Monden ihr erstes Glück. — Pastor Jakobsen war Italien kein fremdes Land. Er hatte es als Student gesehen und bewundert. Wie w.ußte er darüber zu sprechen l Marianne lauschte seinen Worten in stiller Verzückung. Sie vergaß, daß sie in Freiling- hausen war, und daß ein — Pfarrer neben ihr saß. Und Jakobsen vergaß, daß er zu einer Marianne . Gesenius sprach, zu einem Wesen, das den Lehren, die er verkündet^ und an die er glaubte, mit spöttischem Löcheln und finsterem Unglauben gegenüberstand. Er sah heute in ihr nur das feinsinnige, kunstver» ständige Geschöpf — und bedauerte sie. Wie mußte sie in Leberecht Jensens Haus leiden! — Marianne spann in dieser Stunde des klaren De zembernachmittags all ihr Sinnen so fest in das Netz der Freude, schwelgte mit ihrem ganzen Sein so weltverloren in köstlichen Erinnerungen, daß sie erschrocken zusammen fuhr, als der Sekretär in der Dämmerung zur Heimkehr mahnte. Die Bitte, den Aufenthalt im Pfarrhause noch zu verlängern, wagte sie nicht auszusprechen. Sie erhob sich wortlos wie ein gehorsames Kind und nahm von der Glücksinsel, auf die sie Pastor Jakobsen geführt, mit heißem Bedauern Abschied. — Don dem Glück dieses Dezembertages zehrte sie noch lange, lange. Denn ein neuer Besuch im Pfarrhause folgte diesem ersten nicht. Jensen hätte gewiß nicht wieder wochenlang zu drängen brauchen, um seine Nickte zum Mitgehen zu be wegen. Aber er machte nicht die leiseste Andeutung und sprach mit keiner Silbe davon. Und Marianne bat nichh t daß sie ihn wieder einmal begleiten dürfe. Pastor Jakobsen I lud wohl durch Jensen ein, aber der Sekretär bestellte die Einladungen nicht und hatte, wenn er allein kam, Aus flüchte. Denn er sagte sich, daß der Pastor mit Marianne wieder von allem möglichen sprechen würde, nur nicht von Lem einen, was not tat, nämlich von dem Heil ihrer Seele. Deshalb war er auch mit Jakobsen unzufrieden. Metz Gott, wenn er nicht mit dem Bekehren den Anfang machen wollte, er, der berufene und verordnete Diener der Kirche, wer sollte es dann tun!? — So verschwand jener Winternachmittag immer mehr aus Lem Gedächtnis Mariannens. Er schwebte schließlich nur noch wie ein Traumgebilde vor ihrer Seele, das in der Nüchternheit der Iensenschen Häuslichkeit allmählich ganz zerrann. — Dasür traten Leberecht Jensens Bekehrungsversucke MÜ immer deutlicherer Greifbarkeit hervor. Er wählte al» Texte für seine Abendandachten nur noch Stücke aus der heiligen Schrift, die von bußfertigen Sündern und reuigen Schafen redeten, und betete, von einem nachhal tigen Kopfnicken Males begleitet, an jedem Abend: „Er leuchte die Seelen der Irrenden und führe sie den Weg zu Dir, Du Erbarmer und Helfer!* Marianne empfand es deutlich, daß die treue Für bitte sich nur auf sie bezog. Und dennoch hatte sie dasür an jedent Abend das alte spöttische Lächeln. Das ehrlich gemeinte Gebet, der Ausfluß sorgender Liebe und wahrer Frömmigkeit, trug keine Früchte. Ja, es konnte keine Früchte tragen! Denn ob