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Geschichte und die Gesetz: nete der junge Angestellte der Buchhandlung in be scheidenem Tone; „ich habe die Weltgeschichte im all gemeinen und die Geschichte ,seines Landes im be sonderen mit Eiser studiert. Wir haben nicht alle diese Bücher auf unserm Lager. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, will ich dafür Sorge tragen, daß Sie, wenn irgend möglich, die Bücher Montag erhalten." „Da Aben Sie meine Karte, ich bin im Hotel . Vendome abgestiegen! Tas Blättchen trug den Namen „Francois de Rehnts", über demselben prangte eine zierliche Grasenkrone. Seltsame Bewegung verriet sich in den Zügen des Angestellten. Er hatte die Karte ergriffen und rührte sich nicht von der Stelle. Herr von Rehnts aber fragte immer noch an; Vie Gassenjungen spielten dort; Lie- bende pflegen sich wohl auch im Schatten der uralten Kastanien begegnen. Das sieberhast hastende Keben ist ringsumher in vollem Gange; die elektrischen Eisen- dahnzüge, die Güterkarren, die Equipagen erfüllen di« Luft nnt lärmendem Treiben. Unter den großen Geschäftshäusern, welche die Aus- sicht auf den Gemetndeplatz bieten, befindet sich jenes »er Buch- und Papierhandlung Sharp u. Cloud. Es war Sonnabend und Zeit, die Arbeit einzustellen. In diesem Augenblick trat ein schmächtiger, schmalschulte- ciger, junger Mann mit lebhaften bvaunen Augen und einem kleinen Bärtchen nach der Mode Heinrich IV. in den Laden von Sharp u. Cloud und fragte mit stark französischem Atzent, mühsam die Ausdrücke suchend, nach einem, Werk über die stündlich machen zu können, aber Sprache nur duri' letzt, daß die Ohren sich widerspenstig benehmen. Ich möchte reisen, wie ein intelligenter Mensch reisen sollte: ich bin in bezug auf Ihr Land von echt französischer Unwissenheit; ich muß alles lernen, und welche Bucher empfehlen Sie mir zu'diesem Zwecke?" Nach Verlauf einer Viertelstunde hatte der Fremde eine ganze Liste von Büchern zusammengestellt und konnte nicht umhin,, seine Befriedigung zu äußern. „Ich habe Universitätsstudien absolviert," entgeg- Zwei Wetten. - Roman von I. Matret. > (Nachdruck verboten.) 1. Ungefähr im Mittelpunkte der amerikanischen Stadt Boston befindet sich ein großer, mit Bäumen bepflanzter . Platz, welcher wie ein ungepflegter Garten aussteht, durch Vie mächtigen, hoch empvrragenden Wipfel ernen pariartigen Eindruck Hervorrust und den Namen der „Gemeindevlatz" führt. In längst vergangenen Tagen, als Boston noch nicht mehr gewesen als ein auf einem Hügel erbauter Dorf, welches von schmalen Fußsteigen durchkreuzt war, die von Kühen und Ochsen begangen wurden, galt »er Gemetndeplatz als neutraler Boden, allen gehö rend. Dort grasten die Kühe, dort spielten die Kin- »er, dort schöpften müde Greise frische Luft, indem sie die alte Welt schmähten, deren Landplage sie in ihrer Jugend vielleicht gewesen waren. Der „Gemeindeplatz" hat auch jetzt noch ein wenig oon seinem ursprünglichen Charakter beibehalten; be nützt man ihn auch nicht mehr viel zum Spazieren-, gehen, so ziehen seine Bänke die Alten und Kranken gebung der Bereinigten Staaten. Er hatte sich an einen Angestellten gewandt, dessen Gesicht ihm besonders intelligent erschien. ..Wenn es Ihnen lieber ist, französisch zu sprechen, mein Herr, so stehe ich zu Diensten; ich beherrsche die Sprach? so ziemlich," bemerkte der junge Mann m verbindlichem Tone. „So? Da- ist mir lieb! Ich hoffte, mich der- zu können, aber ich habe die englische ch die Augen gelernt und bemerke eAt befremdet, ja sogar mit einem leichten AnflUL« von Ungeduld: „Nun, was finden Sie denn so sonderbar an meinem Ramen?" / „DaS will ich Ihnen sofort erklären, mein Herr!" Ohne sich in wettere AuSeßnandersetzungen einzu- lassen, zog er seine Vistsenkartentasche hervor, nahm ein Blättchen und legte es neben die Karte des Herrn von RetzniS. Dieser laS nun mit einiger Verblüffung den Namen „Frank RehntS". „Ah — sieh' da, welch seltsamer Zufall!" rief der junge Edelmann erstaunt. „Wir sprechen den Namen amerikanisch aus, das heißt, wir betonen die erste Silbe, mein Ahnherr aber, der Marqut» Francois de Rehnts, nannte sich genau st wie Sie, mein Herr; als zu Grunde gerichteter Edelmann aber war er so klug, seinen Rang fallen zu lassen." „Aber dann —" Der französische Graf blickte den jungen Mann staunend an, und dieser lächelte über die deutlich zu tage tretende Verlegenheit des Käufers. „Entschuldigen Sie, mein Herr, Sie sollen sofort begreifen — wir sind Verwandte, ja, gewiß, aber Sie dürfen meiner Diskretion sicher sein." Er verneigte sich und trat einige Schritte zurück. „Mein Herr, ich bin neugieriger, als Sic anzu nehmen scheinen, und dies« unerwartete Verwandt, schäft interessiert mich in außergewöhnlich hohem Grade! Man wendet seinen Angehörigen nicht der Rücken. Wir sind Blutsverwandte, Vettern, und schul den es unseren Ahnen, auch freundschaftlich zusammer zu Verkehren. Wenn Sie mir das Vergnügen bereiter wollten, mich nach meinem Hotel zu begleiten, st könnten wir dort gemütlicher plaudern als hier." „Einen Augenblick und ich stehe Ihnen zur Ver- fügung; ich muß bezüglich der von Ihnen bestellter Bücher noch eine Weisung erteilen." Wenige Minuten später verließen die beiden junger Männer gemeinsam bas Geschäftslokal. Sie warcr . gleich schlank gewachsen, aber Frank hatte breiter« Schultern und unterschied sich von seinem Verwandter durch fein kräftigeres Aussehen. Sein Hellkastanten, braunes Haar war genau so frisiert wie das wett dünnere des Franzosen. Die blauen Augen des einer und die braunen des andern wiesen denselben Schnitt auf. „Wissen Sie, daß wir wirklich auf eine gewiss« Familienähnlichkeit Anspruch haben können?" be merkte der Graf, nachdem er die Gesichtszüge des ame. rtkanischen Vetter» verstohlen gemustert hatte. „Vielleicht ein wenig! Aber Sie erinnern weit mehr an meine Schwester. Als ich Ihrer zuerst an- sichtig wurde, hegte ich sofort die Empfindung, daß wir einander schon früher gesehen hätten." „Ich freue mich, zu erfahren, daß ich eine Kusine, nicht allein einen Vetter gefunden, und ich werde Boston gewiß nicht verlassen, ohne ihre Bekanntschaft gemacht zu haben." „Wenn Sie vor unserer bescheidenen Mahlzeit nicht zurückschrecken wollen, würden Sie mir ein großes Ver gnügen bereiten, wenn Sie mich begleiten. Lucv er- wartet meine Heimkehr, und wir könnten im Familien kreise steifen. Ich werde Ihnen meine sorgsam von Neneration zu Generation aufbewahrten Papiere vor- »eigen, und Sie erfahren dadurch die Geschichte jene» Zweiges Ihrer Familie, welcher der alten Heimat den Rücken gewandt bat." I ftnd wtr tn der Lage, vtese» Quantum an di« gesamt « i deutsch« Bevölkerung, mit Ausnahme der Selbstversorger, ' abzugeben. Außerdem aber haben wir Aussicht, ziem- > lieh bedeutend« Mengen von Rohstoffen für die Margarinr- ! berettung hereinzubetommen, so daß die Wahrscheinlich. ' leit besteht, daß wir die Gesamtration für da» ge» samt« deutsche V«rsorguna»g«biet, mit Ausnahm« de, , Selbstversorger, pro Kopf und Woche auf etwa 18« Gram«, beginnend mit dem 1. August, heraussetzen können. E» ist auch bereit» für da» nächst« Vierteljahr di« . Verteilung von 1LÜ Gramm amerikanischen Speck pro Kopf und Woche gesichert. Der jung« Franzose ließ sich nicht lange bitten. La» unerwartete Abenteuer belustigte ihn außergewöhn lich, und wenn auch die Verwandtschaft mit dem An gestellten einer Buchhandlung nicht» Schmeichelhaftes für seine Eigenliebe besaß, so würde sie doch auch oon keinen wetteren Folgen für seinen künftigen Le benslauf sein. Demnächst setzte er ja seine Reise um die Welt fort, und der Ozean bildete eine ganz an sehnliche Scheidewand -wischen den Verwandten und seinem hochgeborenen „Ich", eine Scheidewand, welche von einem armen Gefchwisterpaar nicht so leicht hin- wegaeräumt werden konnte. Während die Straßenbahn die Richtung nach Cam bridge einschlug, wo Frank wohnte, ließ sich Herr von RevniS die Geschichte des jungen Mannes erzählen: dieselbe war einfach und nicht lawg. Der Ahnherr, welcher sich in Bankgeschäfte ein gelassen, vollkommen zu Grunde gerichtet und tn aller hand Börsenwucher verwickelt worden war, wanderte au». Er versuchte allerhand Berufsarten, von denen keine ihm zusagte, dann heiratete er, schon ziemlich bejahrt, eine Landwirtin in der Umgegend von Boston, mit welcher er einen Sohn hatte. Bald nach der Ge burt des Kindes starb er, der Sohn war ebenso sehr mit Leib und Leben Amerikaner wie feine Mutter. Der Sohn heiratete und sah sich tn dte Lage versetzt, seine« Kindern eine bessere Erziehung geben zu lassen, al» ihm selbst zuteil geworden war. Trotzdem war keine» feiner Kinder vom Glück begünstigt worden. Die Großmutter Franks brachte wieder französisches Blut in dte Familie; sie war' eine Erzieherin aus Paris, welche mit einer fremden Familie aus Boston gekom men war; der Reynir au» jenen Tagen verliebte sich toll tn (Fortsetzung folgt.) tk El« altersschwacher Botschafter. In sranzvsi. schen Blättern wird eine Depesche des ehemaligen öster reichisch-ungarischen Botschafters tn Berlin, Grafen Szögyeny, veröffentlicht, worin er mitteilt, daß der von Berlin nach Wien wettergelettete englische Ver- mtttlungSvorschlag von deutscher Seite nicht unterstützt würde. DaS ist indes ein Irrtum, der lediglich dem Grasen Szögyeny zur Last fällt, wie denn auch der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg und der Staats sekretär des Auswärtigen v. Jagow mit vollem Nach druck darauf hingewiesen hatten, daß die geistigen Kräfte des Grafen Szögyeny in jenen entscheidenden Tagen vor Kriegsausbruch bereit» im Schwinden begriffen waren. Jetzt erhält die „B. Z." von dem damaligen Vertreter de» Wiener Fremdenblattes tn Berlin, Dr. Frankfurter, der tn täglicher Verbindung mit der öster- retchtsch-ungarischen Botschaft stand, eine Zuschrift, wo nach der Botschafter, der mit großer Liebe an seiner Gattin hing und durch deren schwere Erkrankung völ lig benommen und kaum mehr Herr seiner durch Al ter ohnehin sehr geschwächten geistigen Kräfte war. ES sei kaum mehr möglich gewesen, ein vernünftiges politisches Gespräch mit ihm zu führen, und oft habe er gedacht und zu ihm nabestehenden Personen ge äußert, daß dte Belassung eines so verwirrten Man ne» aus einem gerade damals so bedeutsamen Posten noch ungeheuren Schaven anrichten könnte, wie es ja tatsächlich auch geschehen ist. Seiner Meinung nach hätte Gras Szögyeny scho» lang« in den Ruhestand gehört. Aber freilich, wir hätte gewagt, mit einem solchen Vorschlag dem damaligen greisen Träger der Krone zu kommen, da man bekanntlich tn feinen letzten Le- benSjahren nicht jagen durste, daß einer seiner Ge treuen alt werde, und er das Entlassungsgesuch eine» siebzigjährigen Diplomaten mit den Worten erledigte: Jetzt fangen die jungen Leute auch schon an, sich pen sionieren zu lassen. ! tt. Ei« gutes Maljahr. Milliarden junger Nal« ziehen gegenwärtig di« Weser hinauf. Sie kommen von ihrer Brutstätte, dem Meere, und bevöllern dte Neben flüsse und Bäche des Stromes. Wir erhalten damit wieder die beste Hoffnung auf künftige ergiebige Aal- sänge, was mit Freuden zu begrüßen ist. Naturlieb- Haber, die diesen imposanten Aufstieg sehen wollen, müssen früh ausstehen, da dte jungen Aale nur mit Beginn der Dämmerung an zu ziehen sangen und ihren Zug nur bis morgens gegen 6 Uhr fortsetzen. Wenn man die kaum 10 Zentimeter langen Tierchen beob achtet, wie sie sich zu dichten langen Schwärmen zu- lammengeschlossen, flußaufwärts bewegen, und dann öädenkt, vaß dieser Zug nun schon seit Wochen mit ver« ernzelten kurzen Unterbrechungen ununterbrochen vor sich geht, dann kann man sich ungefähr eine Vorstellung davon machen, wie enorm produktiv die Fischzucht ist. Bei ihrer Wichtigkeit für di« Vollsernährung werden nnr durch den zu beobachtenden Natursegen zugleich oaran ermnerr, nne norwendig es ist, das Ableiten von Fabrikwässern in diese Flüsse zu bekämpfen. Denn diese Abwässer sind geeignet, Tausende der jungen Aal- und Fischbrut restlos zu vernichten. Andererseits kann durch Schaffung geeigneter Brutplätze. Auszucht stätten usw. noch viel geschehen, um den.Ftschreichtum unserer Gewässer zu heben. Französische Lebensmittel für Vie Mannheimer Bevölkerung. Die französische Besatzungsbehörde in der Rheinpfalz hat zur Unterstützung der notleiden den Bevölkerung Mannheims 2000 Zentner Speck, 300 Zentner Fleisch und große Kartoffelvorräte zur Ver fügung gestellt, die durch Vermittelung der Stadt verwaltung Ludwigshafen, der Stadt Mannheim zu geführt werden. ,.. u_, —, Klei«« Nachricht««. ' * Nach einer vertraglichen Verpflichtung müssen di» Glashütten de» SaargebietS 80 v. H. ihrer Erzeugung für den Wiederaufbau der zerstörten französischen Gebiet« liefern — »le alldeutsche „Deutsch« Zeitung", dl« au» Anlaf der Unterzeichnung des FriedsnSvertrageS in einem Ar tikel unter der lieber sichrift „Rache" für die spätere Ein leitung eine» RevanchekriegeS eintrat, ist bis auf weitere« verboten worden. — General der Infanterie v. Katkenhahn, vorher Oberbefehlshaber der 10. Armee, bet Kriegsbeginn Kriegs minister, ist tn Genehmigung seine» Gesuche» mit per gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt worden. * Dis französische Militärbehörde hat die Ausfuhr sämt licher Pfälzer Wein« nach dem rechten Rhetnufer gegen .UuSfuhrWU^Aeigegebtn. , i 6