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Kongreßsaal Deutsches Hygienemuseum - Dresden Spielzeit 1964/65 2. Freitag, den 22. Januar 1965, 19.50 Uhr Dirigent: Horst Förster Solistin: Angelica May, Violoncello (Marburg) £ PROGRAMMFOLGE Carl Philipp Emanuel Bach 2. Sinfonie B-Dur für Streichorchester 1714-1788 und Continuo Allegro di molto Poco adagio Presto Antonio Vivaldi 1675-1741 Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll Largo Allegro Lento e expressivo (alla Siciliana) Vivo Mathias Georg Monn 1717-1750 Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll Allegro Adagio Allegro non tanto - PAUSE — Peter Tschaikowski 1840-1893 6. Sinfonie h-Moll op. 74 (Pathetique) Adagio - Allegro non troppo Allegro con grazia Allegro molto vivace Finale: Adagio lamentoso Zur Einführung! Carl Philipp Emanuel 'Bach - der Zweitälteste und insgesamt wohl bedeutenste Sohn Johann Sebastian'Bachs - ist nach seinen Wirkungsstätten unter dem Na men eines »Berliner« oder »Hamburger« Bach in die Musikgeschichte eingegangen. 24jährig wurde er Kammercembalist Friedrich II. von Preußen, in dessen Dienst er fast ^dreißig Jahre lang tätig war. 1767 übernahm er das Amt seines verstor benen Patenonkels Georg Philipp Telemann als Stadtkirchendirektor und Kantor in Hamburg. Als einflußreiche, hochgeachtete Persönlichkeit wirkte er hier bis zu seinem Tode im Jahre 1788. Carl Philipp Emanuel Bach, aus dessen Feder u. a. über vierzig Cembalokonzerte, zahlreiche Sinfonien und Sonaten, Lieder und geistliche Werke vorliegen, muß als einer der wichtigsten Mittler zwischen Spätbarock und Klassik angesehen werden. Von den Wiener Klassikern, deren Schaffen er stark beeinflußte, wurde er als »Vater« bezeichnet. Die 2, Sinfonie B-Dur stammt aus einer Gruppe von sechs Sinfonien für Streich orchester mit beziffertem Baß, die Philipp Emanuel Bach im Jahre 1773 in Hamburg auf Bestellung des österreichischen Diplomaten van Swieten schrieb. Die sechs Sinfonien erregten bei den Zeitgenossen große Bewunderung. Trott vieler stilistisch neuartiger Wirkungen übernehmen die Kompositionen noch die alte Generalbaß praxis (der bezifferte Baß wird von einem Cembalo ausgeführt) und weisen den für: die^ältere Form’ des Concerto grosso charakteristichen Wechsel zwischen vollem Orchester (Tutti) und einzelnen kleineren Gruppen von Instrumenten (Concertino) auf. Besonders deutlich wird die Gegenüberstellung von Concertino und Tutti im ersten Saß (Allegro di molto), in dem - wie im abschließenden Allegro-Satj - glänzende Tuttipartien mit Episoden abwechseln, die imitierende Stimmführungen zeigen. - Im melodiösen Mittelsatj (Adagio) wird ganz auf das Cembalo verzichtet; die ersten Violinen, durchsichtig von den anderen Instrumenten begleitet, haben hier die Führung. Die ersten wichtigen Belege für die Form des Solokonzertes, das sich im letjten Viertel des 17. Jahrhunderts entwickelt hatte, lieferte - neben Komponisten wie Bononcini, Torelli und Gregori - der große italienische Meister Antonio Vivaldi. In Venedig geboren, wurde Vivaldi zunächst Kirchengeiger am Markusdom und war dann als Hofkapellmeister in Mantua, später als Konzertmeister bei einem venezianischen Waisenhausorchester tätig. Zwischen 1725 und 1735 wirkte er als Opernimpresario. Völlig verarmt soll er im Jahre 1741 in Wien gestorben sein. Vivaldi, dessen große Bedeutung als hervorragender Repräsentant des musikalischen Spätbarock in der Gegenwart immer mehr erkannt und gewürdigt wird, war ein außerordentlich fruchtbarer Komponist. Sein Ruhm beruht vor allem auf seinen Instrumentalkonzerten (besonders auf den überaus zahlreichen Violinkonzerten); daneben schrieb er u. a. Violinsonaten, Conzerti grossi, zahlreiche weitere Kammer musikkompositionen, Kirchenmusik und Opern. Das viersätjige Konzert für^Violoncello und Streichorchester e-Moll trägt in seiner einfachen, leicht überschaubaren Formung, seinen monothematischen Aufbau typische Züge der Frühzeit des Solokonzertes. Das konzertierende Soloinstrument steht absolut im Vordergrund des musikantischen Werkes, während das Streichorchester größtenteils nur durchsichtig begleitet. Nur sehr wenig ist uns über das Leben Mathias Georg Monns bekannt, dessen Kompositionen.'gleichfalls zu den interessantesten und wertvollsten Werken der Übergangszeit zwischen Barockzeitalter und Klassik gehören. Monn wurde 1717 in Wien geboren und starb dort bereits 1750. Er soll ein ausgezeichneter Violin-, Klavier- und Orgelspieler gewesen sein. Vermutlich seit 1738 wirkte er als Organist an der Wiener Karlskirche; jedoch ist nicht geklärt, ob er diese Tätigkeit bis zu seinem frühen Tode ausübte.