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Dresdner Journal : 22.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188905224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890522
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-05
- Tag 1889-05-22
-
Monat
1889-05
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1889
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Weise rm«u waren n, bei paut- «Hot» rtd.r, «tsch- Sch«. «Set, lau», 8» end, «ff- llen mz- ber- Ser. be- alt! ser inann Zeeh. Zrem- chmer tlima, L n auf elel- Lous, rgenen Feuilleton „WaS für ein prachtvoller Brokat! Wo hast Du den aufgetrieben-' rief Lecy voller Bewunderung. „In einem Schrank in Rordenberg. Für so etwa» ist solch alte- Schloß der rechte Ort. Ist e- nicht em prächtiger Stoff? Ich habe den Anzug genau nach einem Bilde von Konrads Urgroßmutter machen lasten; die Frisur haben die Jungfer und ich au», probiert, und wenn er mich heute abend sieht, wird er meinen, da» alte Bild sei au» dem Rahmen ge stiegen. Er hat eine große Borliebe dafür, und ich kann die Zeit kaum erwarten, mich ihm zu zeigen. Sieh, wie gut alle» paßtl Die altmodische Brillant- agraffe mit dem kleinen Reiherstutz und der zierliche Fächer, mit dem manch gepuderte Schöne gespielt haben mag.' „Es ist wie sür Dich geschaffen; Du hast ein echte» Rokokogesichtchen! Wie stolz wird er auf seine kleine Frau sein!' E» flog wie ein Schatten über Mimi» Gesicht. „Er macht sich so wenig au» diesen großen Festen und besucht sie nur mir zu Befallen.' „Dann mußt Du e» ihm besonder» anrechaen,' meinte Lecy. »Ich gebe mir auch Mühe, e» ihm recht zu machen, aber immer glückt e» mir nicht. Die alteu Gewohn heiten sind ost so viel mächtiger al» alle guten Bor- sätze. Du weiht, wie wenig wir un» vor unserer Ber- heiratung kannten, viel weniger wie Du Demen Bräutigam, und ich frage mich jetzt oft, wa» ihm eigent lich an mir gefallen hat?' »Das wundert mich gar nicht,' sagte Lecy lächelnd, ,.Du bist eia herzige», Keine» Ding und ge fällst mir heute mehr den» zeN (Amts, fnig») ihm zu beschäftigen, besonder» wenn Konrad nicht da bei ist; denn dann will der Junge nicht» von mir misten, weil ich viel zu dumm bin, alle seine Fragen zu beantworten. Ich lese jetzt manchmal schon Bücher, um nur nicht gar zu ost meine Unwissenheit tingestehen zu müssen.' »Ein wunderhübscher Junge, aber er sieht recht blaß au»,' meinte Läcilie. „Bi» jetzt ist er immer ganz frisch gewesen, und er ist wirklich rin sehr kluger Junge und sonst reht artig; aber da» konntest Du freilich nicht merken, denn er war vorhin so unlustig und still. — Ja, um auf Deine Frage von vorhin zurückzukommen: ich amüsiere mich prachtvoll in Berlin, und solch einen Karneval habe ich noch nie mitgemacht — aber weißt Du, in Nordenberg hatte ich doch mehr von meinem Manu. Ich freue mich, wenn wir zurück sein werden, auf die stillen Abende mit ihm, wenn er wieder Zeit für mich hat. Denn über allen Sitzungen und Beratungen bekomme ich ihn oft kaum zu sehen, und mit den Ge sellschaften ist es auch nur da» halbe Vergnügen, da tr oft nur spät hinkommt. E» trifft sich darin ganz gut, daß die Generalin Grüning hier unten wohnt und ich mit ihr und dem General au»gehen kann. Aber für heute abend hat er sich frei gemacht und will mich auf do» Markenfest zu der Baronin Rothen berg begleiten — freilich nur im Domino." „Und wa» hast Du für ein Kostüm?' „Lin ganz entzückendes! Du kannst e» gleich hier sehen — und e» ist noch dazu eine Überraschung für Konrad, auf die ich ihu so neugierig gemacht Die zweite Wahl. Novell« von H. «aamburg. (Fortsetzung.) Schon in den nächsten Tagen hatte sich der Graf darüber zu entscheiden, ob er sich für den inzwischen verstorbenen Abgeordneten als Kandidaten aufstellen lassen wolle, und da» Gespräch mit der Baronin trug wesentlich dazu bei, ihn zu der Annahme de» Mandat» zu bestimmen Mimi war beglückt, sür eine Reihe von Jahren stet» mehrere Monate in Berlin zubringen zu sollen; sie interessierte sich auf da» lebhafteste für die Wahl. Wie fortgewischt war auf einmal der gelangweilte Aus druck, den ihre Züge angenommen hatten, und es war auch Kourad eine Erleichterung, wieder ein frohes Ge sicht um sich zu sehen! Sie wäre ganz bereit gewesen, jedem einzelnen Wähler seine Stimme abzuschmeicheln; aber besten be durfte e» in diesem Falle nicht. Graf Löwenfel» er freute sich der allgemeinen Anerkennung unter seinen Parteigenossen; die politischen Gegner waren in dem Wahlkreis weder mächtig noch zahlreich; die Wahl er- solgte ohne einen heftigen Kampf, und noch vor Weih nachten hatte Mimi eine hübsche Wohnung im Tier- gartenmertel in Berlin bezogen, und wie ein Fisch in seinem Elemente schwamm sie in dem Strudel der Geselligkeit, die sich ihr hier eröffnete, während Kon rad nicht minder eifrig die sich ihm bietend« Wirk samkeit ergriff. Beide waren für den Augenblick, ein jeder aus seine Weise, zufriedengestellt: aber Konrad schien eS doch manchmal zweifelhaft, ob das von der Baronin empfohlene Mittel nicht ein sehr gefährliche» sei, und Mimt sich erst recht an ein Leben voll Zer- streuungen gewöhnen und sich ihm innerlich noch mehr entfremden, statt ihm nähern werde. IX. „O wie entzückend alle» bei Dir ist, Mimi!' sagte Läcilie v. Weißbach zu ihrer Cousine. Sie war nach Berlin gekommen, um ihe Ausstattung zu besorgen; denn Mlmi» Warnung vor den Schwierig keiten einer Ehe mit einem Witwer hatte nicht» ge nützt. Lecy hatte dem Beweib:r doch ihr Jawort gegeben. .Wie behaglich Du alle» eingerichtet hast!' fuhr sie fort, „und hier kannst Du doch unmöglich über Einförmigkeit und Langeweile klagen — jetzt bist Du doch ganz glücklich?' Mim>» Antwort kam zögernder, al» die Cousine erwartet hatte. „Ja, in der Beziehung fehlt mir nicht», und in diesen Räumen fühle ich mich heimi scher, denn mir ist, al» wäre ich da» Gespenst los- geworden, da» mir in Nordenberg alle Freude ver gällt hat. Kein» dieser Zimmer, kein» dieser Möbel erinnert ihn an sie.' „Mimi, diese Eifersucht ist förmlich zur fixen Idee bei Dir geworden." „Da» hebe ich »u, «ud darum ist e» mir so lieb, daß hier niemand ist außer mir und Han», der wir mit jedem Tage mehr in da» Herz hinein wächst. verstehe auch wirklich schon ganz gut, mich mit DreMerMuriml Dresden, 22. Mai. » Die Lage der internationalen Zuckerkonvention. Die im vorigen Jahre in London unterzeichnete internationale Zuckerkonvention scheint wider Erwarten Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Berlin, 22. Mai. (Tel. d DreSdn. Journ.) Parade der Berliner vnd Spandauer Garnison Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hefrat Dito Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. auf Schwierigkeiten im englischen Parlamente zu stoßen. Die Anhänger Gladstone» und die radikalen Unionisten haben sich noch im letzten Momente als Gegner der Vorlage entpuppt, welchem Umstande e» zuzuschreiben ist, daß die zweite Lesung des von der Regierung ein gebrachten betreffenden Gesetzentwurfs in der vor gestrigen Sitzung des Unterhauses bis zum 20. Juni vertagt wurde. Welche» das Schicksal der Vor'age sein wird, ist sonach zunächst noch zweifelhaft; im höchsten Grade bedauerlich wäre es, wenn die nach langwierigen Verhandlungen getroffene Vereinbarung zwischen den beteiligten Staaten an dem Widerspruche des englischen Parlaments scheitern sollte. Bereits vor Abschluß der vorjährigen Verhandlungen wurdc an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß eine derartige internationale Vereinbarung über die Abschaffung aller Zuckerprämien das einzige Mittel sein würde, um den durch tie Ausfuhrvergütung geschaffenen ungesunden Zuständen ein Ende zu machen. In den meisten der zucker- erzeugenden Länder, speziell in Deutschland, sind durch die Prämien aus Rübenzucker der Staatskasse schwere Opfer auseilegt worden, obschon bei der Festsetzung der Zuckersteuer nichts weiter beabsichtigt war, ol» daß die bei der Ausfuhr zu gewährende Vergütung die gezahlte Materialsteuer ersetzen sollte; die Gewährung einer Ausfuhrprämie an die Zuckerproduzenten lag durchaus nicht im Sinne des Gesetzgebers. Daß eine solche aber thatsäcklich doch gezahlt wurde, war durch die Bestimmungen dls deutschen Zuckersteuergesetzes bedingt. In einem aus fachkundiger Feder herrühien den Aussatze der Münchener „Allg. Ztg ", dem wir dos Nachstehende entnehmen, wird dies des Näheren begrü idet. Die Festsetzung der Aussuhrvergütung von 9 M. 40 Pf. für den Zentner Rübenzucker, so heißt es dort, beruhte aus der Grundlage, daß die Herstellung eines Zent ners Rohzucker 12k Zentner Rüben erfordere, während bald darauf durch die große Erfindung der Osmose und Elution dieses Verhältnis auf 94t sank. Die Fabrikanten zahlten also statt, wie beabsichtig», 10 M. pro Zentner (nämlich 12k X 80 Pfg. pro Zentner) nur 7 M. 40 Pfg., erhielten ob:r bei der Ausfuhr 9 M. 40 Pf. zurück. Außerdem gelang es den Fort schritten der Chemie, auS der Melaffe, d. h. bei der Rohzuckergrwrnnung unkrystallisiert zurückbleibenden Masse, noch bedeutend« Mengen von Zucker zu ge winnen, die ganz undesteuert blieben, aber bei der Ausfuhr die gleiche Vergütung erhielten. Die Folge war ein reißender Aufschwung der Rüben- zuckerproduktion, welche alles nur sür die Kaltur der Rübe irgend geeignete Land zu den höchsten Prei sen ankaufte und doch im Jahre 1881/82 durchschnitt lich einen Gewinn von 42k Prozent erzielte. Dem gemäß erlitt die Reichskasse immer höhere Verluste bei der Zuckersteuer, 1871/72 betrug die Ausfuhrver gütung 3 875 916 M., 188(^81: 56 547 988 M.; in diesen 10 Jahren stellte sich der Steuerausfall auf 45i>05830 M., und doch war der erwähnte Gewinn der Fabriken kein dauernder, denn die Höhe desselben rief rasch eine solche Zahl derselben ins Leben, daß eine Überproduktion entstand, welche die Preise auf das tiefste drückte. Durch das G.setz von 1887 wurde dann eine inländische Verbrauchsabgabe von 10 M. pro Doppelzentner Rohzucker eingeführt, während am 1. August 1888 die Matenalsteuer auf I M. herab gesetzt und die Ausfuhrvergütung auf 10 M. bestimmt ward. Die Einnahme aus der Verbrauchssteuer darf dabei als sicher angesehen werden, aber sie fällt lediglich den inländischen Konsumenten zur Last, das Mißverhältnis von Steuer und Ausfuhrvergütung aber blieb bestehen, indem das Ausbeuteverhältnis zu 1:10 angenommen ward, während es höchstens I:8k war. Deutschland fuhr fort, England, wo seit 187» der Zuckerzoll aufgehoben war, mit billigem Zucker zu vr««L«» vivr««1MuHod 8 N. so ?t., d«i Loo Loi^rl. L«ut»ok«o ?o«tooit»lto» vi«rt«l- MUrlioU » K.; »o»»«rb»1d L», Lsutsobvo L«vb«« tritt aoL 3t«lap«l»u»ob1»^ lüooo. »-'Sr Loo ttouio «u»«r »«p»It«oeo 2«i1« Uoioor 80 Ootor Li« Loll« SO kt. v« ?»d«U«o- ooä 2iL«ro«t» «ot-pr. ^oLolllo». Linkst»«», Hi^llo« loit ^o«ulluo« ä«r Soos- ooL k«i«rt»L« »d«oä». t?»ro»pr»ck Fuivklo«: Ur. 1LVS. überschwemmen, aber zum Schaden seiner Steuer zahler. Der Grund, mit dem man dies, wie überhaupt die Prämien, verteidigte, war, daß andere Länder gleich hohe oder noch höhere Präm'en gewährten und man die einheimische Industrie nicht konkurrenzunfähig machen dürfe. Natürlich wurde dasselbe Argument in jenen Ländern geltend gemacht zu gleichem Schaden der Staatskassen, wie denn die Prämien Frankreich 1887 etwa 76 Millionen Frcs. gekostet haben. AuS dieser Sackgasse war nur durch einen inter nationalen Vertrag herauSzukommen, welcher die Prämien überhaupt in allen Ländern verbot, und England gab die Anregung dazu, da seine auf Rohr zucker b gründete Raffinerie besonders durch die Ein fuhr des prämierten billigen deutschen, französischen und belgischen Zuckers litt, und es war wesentlich das Verdienst des Baron Worms, Präsidenten des britischen Handelsamtes, welcher hierbei warm von Deutschland unterstützt ward, daß am 30. August 1888 die inter nationale Zuckerkonvention unterzeichnet werden konnte. Die Teilnehmer waren England, Deutschland, Oster reich-Ungarn, Belgien, Spanien, Italien, Holland und Rußland, kürzlich sind auch die Türkei und Ägypten beigetreten; das einzige Land, das sich grundsätzlich ablehnend verhielt, war Schweden, dessen Industrie aber ohne Belang ist, da die ganze Steuer dort nur 200 000 Kronen beträgt, ebenso fällt es nicht ins Gewicht, daß die Vereinigten Staaten den Vertrag nicht mitunter zeichnet haben, da sie kein zuckerausführendes Land sind, vielmehr die Produktion ihres Südens längst nicht für den Verbrauch der Union ausreicht. Frankreich erklärte der Konvention „im Grundsatz in Bezug auf die Abschaffung der Vergütungen beizutreten und behalte sich da- Recht vor en-giltig beizutreten, nach dem der Beitritt aller Länder, welche rohen oder raf finierten Zucker erzeugen, erfolgt ist und nachdem die Regierung Kenntnis von allen Gesetzen genommen haben wird, welche die vollständige und unbedingte Sicherheit gegen jede offene oder versteckte Vergütung an die Erzeugung oder die Ausfuhr von Zucker ge währen sollen". Daraufhin mußte offenbar der ganze Zweck der Konvention gehen. Art. 1 verpflichtet die vertragenden Teile wechselseitig die offenen wie die ver steckten Zuckerprämien gänzlich zu unterdrücken, dem nach, soweit sie überhaupt den Zucker besteuern, nur inländische Verbrauchssteuern zu erheben und bei der Ausfuhr nur den genauen Betrag derselben zu ver güten. Damit wird also die einzig rationelle Form der Fabrikatsteuer, die nach dem Zuckergehalt zu er mitteln ist, allgemein eingesührt und die irrationelle Matekialsteuer beseitigt, welche nach Bruttogewicht er hoben, gar keine Rücksicht auf die Zuckerhaltiakeit der Rüben nimmt. Natürlich aber läßt sich diese Maß regel nur durchführen, wenn in den Vertragsländern gleichzeitig der noch ferner prämiierte Zucker der Staa ten thatsächlich ausgeschlossen wird, welche der Konven tion nicht beitreten und die kraft der Prämien bil ligere Preise stellen könnten. Deshalb verbinden sich durch Art. 7 die vertragenden Staaten, den Zucker all r Staaten, welche offene oder versteckte Prämien gewäh ren, von ihrem Gebiete auszuschließen, sei es durch Einfuhrverbote, sei eS durch Differentialzölle, welche den Betrag der Prämie notwendig übersteigen müssen und welche den nicht prämiierten Zucker aus den Ver- tragSländern nicht treffen. Eine ständige Kommission soll die Ausführung dieser Klausel überwachen und eben deshalb auch die Steuergesetze der einzelnen Län der eingehend darauf prüfen, ob dieselben volle Sicher heit für den Zweck der Konvention, die Prämien zu beseitigen, gewähren. Eben deshalb ist, um d n ein zelnen Ländern Zeit zu gewähren, die erforderlichen gesetzlichen Maßnahmen zu treffen, verabredet, daß das Abkommen erst am 1. September 1891 ins Leben treten ist gläuzevd verlaufe«. Der Kaiser kommandierte selbst. Allerhöckstderselbe ritt dem einige Minuten später eivtrrffenden König Humbert entgegen, geleitete denselben dann die Krout der Truppen entlang und führteletzterrdaraufzweimal in Parade vor dem köutg- licken Freunde vorüber. Die Kaiserin ritt zur Rechten deö italienischen Monarchen. Der deutsche Kron prinz und Prinz Eitel Kritz, sowie der Minister präsident EriSpi waren zu Wagen erschienen. Die MusikcorpS der Regimenter spielten, al» der König dir Front der in 2 Treffen ausgestellten Truppen abritt, d'N italienischen KönigSmarsch. Die Parade endete gegen 11 Uhr. Der König begab sich von dem Paradefeld mit dem Kron prinzen nach der Löwenschen Waffenfabrik, wäh rend der Kaiser a, der Spitze der Kahvencom- pagnie in die Stadt zurückkehrte Die Majestäten wurden auf der Hin- und Herfahrt von den Volks- massen unablässig mit stürmischen Zurufen begrüßt. Rom,2l.Mai. (W.T.B.) Deputierteukammer. Cavaletto erwähnt den herzlichen vnd glänzenden Empfang, welchen der Kaiser von Deutschland und das deutsche Volk dem König und dem Kronprinzen von Italien bereitet haben Dieser Empfang ehre in hohem Maße Italien, dessen Vertreter sich da für dankbar zeigen müßte«. Der Redner beantragte, diesen Gefühlen der Kammer öffentlich Ausdruck zu verleihen. (Lebhafter Beifall.) Der Präsident erklärte, die Kammer habe mit größter Genug- thuung die Berichte über die glückliche Reise und den überaus herzlichen Empfang de» Königs vnd deS Prinzen von Neapel 1« Berlin erhalten. Iw Namen der Kammer habe er an de» König die ergebensten Huldigungen für den Kaiser von Deutschland und den Lntdruck de» Danket an die Stadt Berlin und da» deutsche Volk, ebenso an die Regierang »et schweizerischen Volkes für die herzlichen, frenndschaftltchen Kundgebungen für den König bei dessen Durchreis« durch die Schweiz gerichtet. Der Handrlsminister schloß sich im Name« der Negier»«« de« von Eavaletto und dem Präsidenten des Hanse« Ausdruck ver liehenen Gefühle« für de« Kaiser Wilhelm, die deutsche Regierung und das deutscbr Volk, für de« Präsidenten und die Regierung des schweizerischen Volkes an. Die Reden deS Präsidenten und des Ministers wurden mit lebhaftem Beifall auf- genommen. London, 22. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Standard" widmet der Ankunft des Königs Humbert in Berlin einen Artikel, in welchem er auf die ungewöhnliche Begeisterung hinweist, mit der man den italienischen Monarchen auf deutschem Boden empfangen hat. Diese neue Bestätigung deS Dreibundes werde von dem englischen Volke mit Genugthuung begrüßt, da« darin die beste Gewähr für den Frieden erblicke, sowie die beste Bürgschaft dafür, daß die fundamentalen Inter essen Europas unversehrt au« jeder Feuerprobe hrrvorgehen würden. Konstantinopel, 22. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Gerüchte über Unruhen in Make donien werden hier offiziell dementiert. soll, speziell mit Rücksicht auf Frankreich, welches gel tend machte, daß es Zeit brauche, um den Widerstand seiner Fabrikanten zu überwinden. Dieser Vertrag ist nun eigentümlicherweise in Eng land, das die ganze Sache vornehmlich betrieben, auf einen Widerspruch gestoßen, der von der politischen Opposition im Unterhaust, sowie von einem kleinen Interessentenkreise ausgeht. Unter dem bisherigen Zu stand litten namentlich die Raffienerien von Rohr zucker, welche die Konkurrenz des billigen prämiierten Rübenzuckers nicht ertragen konnten, aber unstreitig hatten die Konsumenten so wohlfeilen Zucker wie nie zuvor, und die Fabrikation von Bonbons, Jams und ähnlichen Warm nahm einen großen Aufschwung. Die Gladstonianer behaupten nun, der Preis des Zuckers würde durch den Ausschluß des prämiierten um einen Penny pro Pfund steigen; die westindischen Pflanzer seien gar nicht zu bedauern, weil sie bei veralteten Methoden stehen geblieben; da wo rationelle Verarbei tung des Rohrzuckers stattfinde, wie in Demerara, sei die Produktion von 80119 Tons im Jahre 1875 auf 111885 Tons im Jahre 1888 gestiegen; die Kolonien würden den Betrag des ausgeschlossenen festländischen Zuckers nicht decken können; die Fabrikation von Kon ditoreiwaren, welche jetzt 150000 Tons verbrauche und 75000 Arbeiter beschäftige, werde bei steigenden Zuckerpreisen zurückgehen, da sich das Einfuhrverbot des prämiierten Zuckers nicht auf die daraus yergestellten Woren erstrecken würde. Endlich behaupten die Libe ralen, die Konvention widerspreche den Grundsätzen des Freihandels und der meistbegünstigten Nation, für welche alle England durch zahlreiche Verträge ge bunden sei. Schon die Plötzlichkeit dieser Opposition spricht dafür, daß ihr wesentlich Partei-polit'sche Motive zu Grunde liegen; mit vollem Rechte macht Baron Worm- geltend, daß ein britisches Ministerium nach dem andern in den letzten 25 Jahren die Übel des Prämiensystems anerkannt und seine Beseitigung gefordert habe, Glad stone selbst habe es 1879 ausdrücklich verurteilt, ebenso alle wissenschaftlichen Autoritäten wie I. Stuart Mill; noch kürzlich hätten die 500000 Arbeiter zählenden Gewerkvereine die Regierung ausgefordert, die Beseiti gung der Prämien anzustreben, und während der langen Verhandlungen, die er (Worms) mit den anderen Re gierungen geführt, sei nicht der geringste Widerspruch gegen die Konvention von liberaler Seite laut ge worden. In der That ist es durchaus verkehrt, zu behaupten, daß der Vertrag mit seinem Einfuhrverbot dem Grundsatz de» Freihandels zuwiderlause, im Ge genteil thut die» das Prämiensystem. Der Freihandel verlangt unbe chränkte Konkurrenz nach den natürlichen Produktionsbediigungen, die Prämien verändern letz tere künstlich, indem gewisse Länd r auf Kosten ihrer Staatskasse den Zuckerfabnkanten ein Ausfuhrmonopol geben; erst die Beseitigung stellt die natürlichen Be dingungen freier Konkurrenz wieder her, und es liegt auf der Hand, daß dies nur möglich, wenn der prä mierte Zucker vom Gebiet der BertragSstaaten aus geschlossen wird, worin niemand «ine Verletzung des Grundsatzes der meistbegünstigten Nation finden kann. Ebenso unbewiesen ist die behauptete Steigerung des Zuckerpreises; während bisher der koloniale Rohrzucker nickt gegen den künstlich verbilligten Rübenzucker des Festlandes auskommen konnte und deshalb die Plan tagen der Antillen, Javas u. s. w. zurückgingen, wird die Abschaffung der Prämien unzweifelhaft einen gro ßen Ausschwung de« Zuckerbaues in Westindien, Austra- l'en, Mauritius, Java u. s. w. zur Folge haben, so daß der Ausfall der Einfuhr von Ländern, welche da« Prämiensystem beibehalten, mehr als gedeckt werden wird, während bisher das Bestreben des prämierten Rübenzuckers war, den Rohrzucker vom englischen Markl auszuschließen, um dann durch Kartell den »»»HeLrMr H. Oomou—»ooär L« vr«,Li»«r LounuU», L«rU» -Vt.» - L«lp»lU - ?«rt» I-ooLo» - v-rN» -rimktni't ». » L Oo.; L«rU«: , SÄrUti: ü L/Ult«« IVock/olo»,' N»Loo,,r! 6. LUi« ». » ! F L Öa. LÜLl^t. LipvLitioQ Ls« I)r««Li»or Lollnutt». I)r««L«L, LMlL^ritr»«« 80. korvipr««!» Kr. 128«. Mittwoch, den 22. Mai, abends.
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