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f Zur Kriedensfrage. Tie FristverlL^crnng bewi ligt. Dem Vorsitzenden der deutschen FriedenSdelega- tio» in Versailles, ReichSniintster Grafen Brockdorfs- Rantzau, ist fvlgende weitere "'Note ClemenceauS zu- gegangen: > Parts, den 21. Mai 1910. I Herr Präsident.' ! Ich habe die Chee, Ihnen den Empfang Ihres Briefes Vvin 2t). Mai zu bestätigen. Lie hatten die Güte, mich darauf hinzuweifen, dte fragen, üder welche die deutsch« Delegation Bemerkungen vvrzulegen wünsche, seien so ver wickelt, das; die Teuk.chriften der deutschen Delegation in der Ihnen am 7. t>. M. gewährten lötägigen Frist nicht fertig sein könnten. Sic fordern infolgedessen eine Ver längerung dieser Frist. In Erwiderung hierauf habe ich die Ehre, Euerer Exzellenz mitzuteileu, das; die alliierten und assoziierten Regierungen einverstanden sind, die Frist bi» Tounerölag, de» 2«. d. Mts., ZN verlängern. Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. - gez. Clemenceau. Dio letzten Gegenvorschläge der deutschen Regie rung sind der Friedensoelegativn in Versailles erst am Mittwoch zügestellt worden. Toch wäre eine recht zeitige Fertigstellung des Gesamtvvrschlages möglich gewesen, wenn er nicht erst auf besonderen Wunsch der Friedenskonferenz in die französische und eng lische Sprach- überseht werden musste. Außerdem ist dte Fertigstellung der deutschen Antwort schon aus dem Grunde nicht so dringlich, als Wilson es aller Wahrscheinlichkeit nach für notwendig hält, die An sichten des eigenen Landes über die Friedensbedin- gunoen und besonders ' über den VölrerbundSentwurf rennen zu lernen. Tie Ereignisse der letzten Monate baden gezeigt, daß Wilson erst immer dann gehandelt hat, wenn er der öffentlichen Meinung seines Lan des gewiß war. Ossin.' Berhäl dsnufen. Im allgemeinen ist immer wie er hervrrzuheöen, daß das Hauptbcstrebcn der deutsche:! Frievcnsdele- ganon darauf hinaus'.äuft, von den schriftlichen Ver handlungen zu mündlichen Beratungen mit der En tente zu kommen. Auch auf gegnerischer Seite wird, wie „Daill; News" aus Paris meldet, von einflußrei chen Mitgliedern der britischen und amerikanischen Fricdenskommission stark auf offene Verhandlungen mit den deutschen Delegierten hingedrängt. Münd liche Beratungen sind bereits wiederholt mit gutem Erfolge in Lebensmittel-, Finanz- oder Schiffahrts- frageu in Anwendung gekommen. ES wird daraus hingewiesen, daß eine Weigerung, mündlich zu ver handeln, unberechtigt sein würde. „Daily News" mel det, es könne als feststehend betrachtet werden, daß dte Alliierten gewisse Konzessionen machen wer den. Tiefe Konzessionen würden vermutlich in der Frage des Saarbeckens, deren augenblickliche Lö sung einer „ernsten Kritik" nicht standhaltcn könne und außerdem in wirtschaftlichen Bestimmun gen allgemeiner A'rt gemacht werden. Taneben neigten die Sachverständigen immer mehr zu der An sicht hin, daß Frankreich und Belgien Wohl auf je den. Psennifl Schadenvergütung, den Deutschland bezahlen könne, Anspruch haben, Laß jedoch die Re gelung in ihrer augenblicklichen Form undurch führbar sei. Wie weit sich diese Konzessionen erstrecken wer den, wird die Zukunft lehren,' in Bezug auf die Gebietsabtretungen spricht „Daily News" zunächst nur vom Caarbecken. Ob sich die „ernste Kritik" auch mit den Gebietsabtretungen im deutschen Osten befassen wird, steht noch dahin. Allmählich scheint sich auch die Ansicht in der Friedenskonferenz durchzuringen, daß die Kriegsentschädigung auf- keinen Fall nach den Bestimmungen des Friedensvertrages geregelt wer den kann. Neue »Unstimmigkeiten unter den Alliierten. Ber einigen Mitgliedern der amerikanischen Friedensdelegation, die den Friedensoertrag stark miß billigen, nimmt, wie die „Westminster Gazette" aus Paris meldet, der Widerstand ständig zu. Erwa neun Persönlichkeiten der Delegation, darunter die Führer wichtiger Kommissionen, haben ihren Austritt aus dec Delegation erklärt. Der Rücktritt von anderen Mitgliedern der amerikanischen Abordnung steht be vor. Einer der bekanntesten Männer der amerika nischen Abordnung, der in Kürze sein Rücktrittsge such einreichen und den Brief, in dem er seine Entlassung fordert, veröffentlichen wird, erklärte, es sei begreiflich, daß Wilson in einem ober in anderen Punkten nachgegeben habe, gegen die Auseinander häufuna solcher Fälle müsse aber protestiert werden. Wuson ist nach seinen eigenen Aeußerungen ge zwungen gewesen, nach einem Kompromiß zu suchen und die Forderungen seiner Bundesgenossen mit sei nen Grundsätzen und Wünschen, so gut es ging, aus zugleichen. Mit diesem Komprvmißgecan eu verstrickte er sick> in eine Situation, ans der es keinen Aus weg mehr gab. Außerdem ist wohl anznneymen, daß Präsident Wilson die europäischen Verhältnisse zu we nig kennt, um die Tragweite der Bedingungen ganz zu überblicken. Tie Lösung der italienischen FriedenSsragen. Von Paris aus wird eine Meldung verbreitet, die anscheinend über die Tragweite des italienischen Konfliktes und die Abreise der italienischen Dele gierten himvegtäuschen soll. Hiernach sind die italie nischen Friedensfragen angeblich in ihrer Gesamtheit grundsätzlich gelüst. Die italienische Oberhoheit über Fiume soll gegen wirtschaftliche Sicherheiten für dte Jugoslaiven und umfangreiche Zugeständnisse in Dal matien anerkannt werden. Auch die kolonialen Probleme und die Angelegenheit der Verteilung der österreichisch-ungarischen Handelsflotte sind zu allge meiner Zufriedenheit geregelt, doch will Orlando vor der endgültigen Annahme dieser Vereinbarungen, de nen Wilson keinen Widerstand mehr entgegensetzt, ooch dte Zustimmung seines ganzen Kabinetts einholcn. Zu diesem Zweck findet die Minislerbsratung an der französischen Grenze statt. Die Nachricht vom Rücktritt der italieni'chcn De legierten Salandra und Salvago Raggi l-at in Italien große Bewegung hervorgcrusen. Mehrere Blätter schreiben, Italien sei an den scharfen Vertrags-Be dingungen unschuldig. Es sei gut, ivenn Deutschland zialisten, „Italia del Pvpölo", fordert für den 1. Juni zu Protestkundgebungen in allen Städten Italiens He gen den Frieden von Versailles auf. Neben verschie denen anderen Bestimmungen erregt auch die in dem FriedcuKentwurf mit Deutsch-Oesterreich . vorgesehene Bildung einer Donaukonföderation große Un zufriedenheit. Italien müßte sie als eine Wiederer richtung der alten österreichisch-ungarischen Monarchie und als dte gleiche Bedrohung seiner Existenz, wie früher, betrachten. Ter amerikanische Senat gegen den PörkcrduudL- vertiag. Der amerikanische Senator Lodge teilte in einer Erklärung mit, daß der Senat den Entwurf für den Völkerbundsvertrag nicht ohne eingreifende Verände rung annehmen werde. Der neue Entwurf sei viel schlechter als der frühere und gefährlich für den Weltfrieden und dje amerikanischen Rechte und Inter essen. Kein Geschrei und tein Druck würde den Se nat von seiner Pflicht abbringen, das amerikanische Volk darüber aufzuklüren, was die Annahme des VölkerbuudSvertragcs für es bedeute. Tentschlanvs Forderung an Amerika. ' Tie Berliner Vertretung der „Associated Preß" gab dieser Tage eine von berufener Seite erteilte Information nach Amerika, wonach Deutschland nicht nur einen moralischen Anspruch hat aus den ihm gemachten Versprechungen, sondern direkt eine nach den Grundregeln des Völkerrechts festbegründete, be stimmte und klar umschriebene Forderung an alle Ententemächte und an die Vereinigten Staaten im besonderen. Deutschland habe Frieden geschlossen auf Grund der 14 Punkte Wilsons, die sich ganz Ame rika zu eigen gemacht hatte, und ganz Amerika wie jeder einzelne Amerikaner ist für die Er füllung dieses Anspruches haftbar. Niemand in den Vereinigten Starten werde den Mut haben, zu be haupten, in den Friedensbedingungen von Versailles habe man auch nur eine Spur von Wilsons Pro gramm übriggelasseu. Und hier beginne die bestimmte VerPsUchrung Amerikas zum Einschreiten. Amerika müsste entweder seine 14 Punkte durchsetzen oder es -müsse erklären, daß cS dazu nicht imstande sei, oder daß es das nicht wolle. Auf keinen Fall dürfe es Lie Welt glauben machen lassen, daß es die Jrie- denSbedingungen von Versailles als Len wahren Aus druck der 14 Punkts Wilsons gelten lasen wolle. Ein deutsch S Telcsati usmitgl-cd aus; c chiedeu. Der sächsische Wirtschastsminister Schwarz ist anS Versailles nach Dresden zurü "gekehrt. Tie^e vor zeitige Rückkehr ist durch eine Ertränkung des Mi nisters veranlaßt, der ebenso wie eine große An zahl anderer deutscher Telegier'er einen äußerst schmerz haften GesichtSauSsthlag, die sogenannte, „Versailler Krankheit", bekommen hat. Die Erkrankungen so! en auf das Versailler Trinkwasser zurückzufühcen scm. Eozisti. chs Mmdgehmrgim. Ministerpräsident Scheide,mann über reu Pölkerdund. Am Mittwoch nachmittag veranstalt.ten die Mehr heitssozialisten Berlins eine Kundgebung auf dem WU- hslmSplatz vor dem Neichskauzlerpalais. Etwa 2ä<!00 bis 30 000 Personen, Männer und Frauen, mochten sich cingefunden haben, um der Kundgebung be: ,u- wohneu. Als erster Redner sprach Ministerialdire'l r Krüger. Er wandte sich gegen den Gewaltfrieoen der Entente, der nichts anderes als die wirtschaftliche und politische Erdrosselung Dentsch'ands bedeute. Hier auf hielt Ministerpräsident Schneemann vom Balkon des Neichskanzlcrpalais aus eine Ansprache, in der er u. a. ausführte: „Der Inhalt unseres Protestes darf nicht zur Völkcr- mtfremdung, sonvern muß zur Völkervcrsöhnung führen, llnser Protest darf nicht Vie Wiederholung des Wortes „Unannehmba r" sein, sondern muß zur Auf- stellung eines annehmbaren Uebercinkom- mcns führen. Die Friedensbcdingungcu unserer Feinde bedeuten nicht Frieden, sondern Zertrümmerung, Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Könnte man uns als Mitglied des Völkerbundes anerkennen, wenn wir ohne Widerspruch die Neugestaltung anerkennen, wie sie der Frie densvertrag Vorsicht und die der Völkerbund zu einer leeren Phrase macht? Wir wollen nicht nur gegen un sere Vergewaltigung protestieren, sondern für die Völker- Versöhnung demonstrieren. Nur wenn Deutschland als gleich berechtigtet Mitglied in den Völkerbund ausgenommen wird, nur dann kann von einem wahrhaften Frieben die Rede sein, Nur dann sind die Bedingungen gewährleistet, unter denen allein der Wiederaufbau der Welt durchgeführt werden kann. Wir haben uns verpflichtet, gut zu machen, wat durch den furchtbaren, von uns nicht gewollten Krieg in Feindesland an Schaden angerichtet ist. Mehr können wii aber nicht tun, zu weiteren Leistungen können wir uns nicht verpflichten. Die Voraussetzung für «in neues Europa, für eine neue Welt, für ein Deutschland, vaS weiter leben kann, ist der Völkerbund und die Aufnahme Deutschlands in diesem Bund. Und ich bitte Sie alle, das, was Sie bewegt, alles, was Sie wollen, zusammen fassen in den Ruf: „Es lebe der Völkerbund!" Dte Versammelten stimmten begeistert in Len Hoch ruf auf den Völkerbund ein und spendeten der Schei- demannschen Rede stürmischen Beifall. Nachdem Schei demann geendet, ergriff Hermann Müller das Wort. In dem Augenblick, als Frau Marie I uch acz das Wort ergreifen wollte, um im Namen der deut schen Frauen gegen die Hungerblockade gegen Greise, Frauen und Ktnder zu protestieren, ertönten aus der Mohrenstrahe kaute Rufe und Schreien. Ter Lärm kam immer näher und man hörte Rufe: „Hoch Lieb knecht!" .Heraus mit unserem Ledebour!" „Nieder die Massenmörder Ebcrt «nd Scheidemann!" Ein Zug von etwa 300 Anhängern der N. S. P. »zogen vom Lustgarten heran und versuchten auf den Wilhelms platz zu gelangen. Tie Situation erschien einen Augenblick recht kritisch, denn ein großer Teil der Mehrheitssozialisten eilte nach der Mohrenstraße, um die Ruhestörer mit Ge- sozialisten am Kaiserhof eine starke Mauer, welche da» Weitermarschieren der U. S. P.-Anhänger verhindert. Unter den Rufen „Nieder mtt der Regierung!" „SS - lebe die Räterepublik!" löste sich der kleine Trupp jchlicßi'ch auf und zerstreute sich in den angrenzen den Seitenstraßen. Frau Juchacz versuchte weiter zu sprechen/ doch war dies bei der Erregung, welche sich der Massen bemächtigt hatte, kaum möglich, und so verhallten ihre Ausführungen, ungehürt. Massenkundgebung der Unadlmngig«» im Lustgarten. Unter dem Deckmantel einer Protestaktion gegen den Gewaltfrteden veranstalteten die Unabhängigen im Lustgärten eine Kundgebung gegen die Regie rung Ebert-Scheidemann. Tie Unabhängigen hatten eS verstanden, ivieder ungezählte Tausende auf die Beine zu bringen. Gesprochen wurde an etwa 20 Stellen. Unter den Rednern feien erwähnt Haase, Zubeil, OSkar Cohn, Adolf Hoffmann, Frau Zietz, Wurm usw. Neben diesen offiziellen Rednern ließen sich noch eine Reihe „wilder" Redner hören, dte an Blutrünstigkeit und wildester Hetzerei sich gegenseitig zu übertreffen suchten. Haas,« sprach, eingekeilt in die Menge, vdr der großen Schale am Alten Mu seum. Seine Ausführungen bewegten sich etwa in oem Sinne, .> daß der Friedcusvertrag unter Protest unter schrieben werden müsse. Die Wcltrevolntion sei unausbleiblich, und sie werde diesen Fetzen Papier vernichten. Tic Un abhängigen köunten allerdings die Beranlwortnnz für den Frieden nicht übernehmen, das sollten Lie tun, die den Krieg entfesselt und ^verlängert hätten, ^luch in die Regierung köunten die unabhängigen Führer jetzt nicht eintrcten. Sie würden die Negierung über nehmen, aber erst dann, wenn das Proletariat sie ruft. Sprengung der mchrhe'tSfozraWifchv« Versammlung. Nach Schluß der Kundgebungen bildeten sich große DemonstrattouSzügc der Unabhängigen, die unler Yen fortgesetzten Rufen: „Nieder mit ScheiLemgnn, hoch Ledebour!" durch die Wilhelmstraße zogen und da durch die Versamurluug der Mehrheilssozialisten sprcngteu. ES fand nun ein Schreiduell im grvßen zwi schen oen beiden Parteien statt. Tie Unabhängigen drohten zu Lem auf dem Balkon stehenden Scheide mann herauf und ergingen sich in den merrwür- vlgsten Drohungen gegen Lie „Ma/,e unörder", „Heuch ler" uns „VvlkSverräler". Tie MehrheitSsvzialisten suchten das Gefchrer der Gegenpartei durch Hochrufe auf dre Regierung zu übertönen und es herrschte mi nutenlang eilt ohrenbetäubender Lärme. Fast e ns halbe Stunde lang währte der Vvrbcizug ter Un abhängigen, die durch die Wilhebn- und Leipziger- Straße nach dem Potsdamer Platz zu zogen. Zu siinanmenstäHeu ernsterer Natur kam es jedoch Lank der Besonnenheit beider Parteien incht. * Ein ähnliches Schicksal wie Lie mchrhci-Ssozia- sislische Versammlung in Berlin teilte eine nationale Volksversammlung in Bromberg, in die sich eine zroße Menge von Polen unL Unabhängigen hinei- gedräugt hatte. Durch dte Hetze der uuabhäugigen Redner gegen den Grenzschutz kam es zu einem Haud- zemeuge, bei dem plötzlich zwei Handgranaten mit ten im Saale unter den Versammlungsteilnehmern mit gewaltigem Getöse platzten. Eine weitere Hand granate sah man außerhälb LeS SüäieS» explodieren. Soweit bisher fcstgestellt werden konnte, sind vier Frauen und fünf Männer schwer verwundet worden. Wie SÄzialisterungsfrage. Tic einzige Sorge des Tages. Seit der Stunde, wo dte furchtbaren Friedens- oedtngungen des Vielverbandes bekannt wurden, hört man von Sozialisierung und dergleichen nur noch wenig. Die zermalmende Sorge des Tages, die Frage, ob wir überhaupt als Volk weiter bestehen können und werden, hat alle anderen zurückgedrängt . Außer den unabhängigen Sozialdemokraten, die sich augenblicklich Sie Zett mit Erörterungen über Liebknechts Tod und Sle Gerechtigkeit des im Berliner Prozeß ergangenen Urteils vertreiben, denkt jetzt kein deutscher Mensch an etwas anderes, als an die uns zugemutete Schande, an den Versailler RaubmörLerfrieden. Der Versailler Schmachfrieden macht jede Soziali sierung unmöglich. Die Frage der Sozialisierung le- benSwichtige^Betriebe, vom der in diesen RevoluttonS- nonaten so viel dte Rede gewesen» ist, springt jetzt nämlich besonders greli ins Auge. Sozialisierung ist nach Karl Marx und Friedrich Engels nur in einem reichen Industrielands und nur während einer Periode der Blütezeit vpn Handel und Wandel mög lich. DaS Deutschland vor dem Kriege hätte die So- jtalisierungsversuche vielleicht ertragen, wäre isden- mlls nicht sofort kläglich daran zugrunde gegangen. Kuch das Deutschland der Revolution durfte zur Not nit dem Gedanken spielen, solange die Forderungen res Feindes nicht bekannt waren. Jetzt, wo wir wissen, raß man uns das Saargebtet und Oberschlesien rau- ren will, wo wir also aus einem starken Industrie lands gewaltsam in ein schwaches, armes verwandelt verden sollen, «jetzt bedeutet die Vergesellschaftung ren Genickfang für unser ohnehin sterbenskranke» Wirtschaftsleben. Durch den Frieden wird Deutschland kohlenarm Es bleibt nichts zum Sozialisieren übrig. Wie lehr die Sozialisierung Ler Bergwerke Kohle und Eisen rerteuert, ist wiederholt aussührlich nachgewiesen wor- ren. Sie steigert die Löhne, sie verringert die Ar- leitsdauer, sie schwächt die Straffheit der Aufsicht tb, setzt an Stelle fachmännischer Autoritäten ge- vählte Beamte an dte Spitze der Betriebe, kurz und jut, sie erhöht notwendig den Preis des Produktes sei gleichzeitiger Herabschraubung der Erzcugungs» siffer. Ta die feindlichen Länder gar nicht daran senken, uns auf dem Wege der Betriebsvergesellschas- :ung zu folgen, so sind sie in der Lage, ihre Erzcug- rtsse zu den alten billigen Preisen zu liefern. Ge rade hinsichtlich der Kohle ist dies ohne weiteres klar Schon vor dem Kriege wurde regelmäßig, weny es in