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Dresdner Journal : 26.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188804265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: S. 570-572 als Seite 571-572 und 570 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-26
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 26.04.1888
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Wagen Prinz und Prinzessin v. Battenberg mit Prin zessin Viktoria, tM d-itte» folgten hie beiden jüngeren Prinzessinnen-Tüchter. Nach fast einer halben Stunde kehrten die Kaiserl. Familie und ihr hoher Gast au- dem Schlosse zurück und fuhren von den Hurrahrufen der Mem^ begleitet, wieder nach Charlottenburg. Königin Vittoria von England hielt auf der Rückfahrt einen großen Strauß weißer Frühlingsblumen in der Hand. Der Besuch der hohen Herrschaften in Berlm hatte ziemlich eine Stunde gewährt. Dem Galadiner im Schlosse zu Charlottenburg am heutigen Abend wohnten außer den Mitgliedern der Kaiserl. Familie auch Fürst und Fürstin Biimarck, sämtliche Minister und alle Ärzte de- Kaiser- bei. Dem Aeltesten-Kollegium der hiesigen Kaufmann schaft ist eine bemerkenSwerthe Kundgebung der Han delskammer von New-OrleanS au» Anlaß des Ablebens Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zuge gangen. Es heißt in dieser Beileidsadresse an die Berliner Kaufmannschaft vom 26. März 1888: Die lauge und ausrichtige Hingebung de» Kaiser» Wil helm l. sür dte Aufrechterhaltung de» Frieden», der Grundlage de» Handel», und seine eifrigen Bestrebungen sür die Förde rung der kommerziellen und gewerblichen Wohlsahrt seine« Bolle» machen e» zu einer besonder» Pflicht aller HandelS- körperschastrn in jedem Lande, durch öfjentliche Kundgebung Zeugnis abzulegen von der Erkenntnis de» großen Verluste», welchen Deutschland erlitten hat. Deshalb ist beschlossen wor den, daß diese Kammer mit Trauer die Tbatsache bestätigt, daß durch den Tod deS Kaiser» Wilhelm einer der größten Herrscher, welche jrmal» die Geschicke eine» Volke» lenkten, dem Bereiche irdischer Größe und Wirksamkeit entrückt worden ist; ein Herscher, welcher noch größer in seinen unermüdlichen und j«gm-reichen An strengungen während seiner letzten Jahre war, die Menschheit vor den Schrecken eine» allgemeinen europäischen Kriege» zu bewahren, al» in den vorhergehenden Jahren kriegerischer Er- solge, ein Herrscher, dessen weise und wirksame Maßregeln zur Beförderung des ausländischen und inneren Handels von Deutschland, seiner gewerbllchen Thäligkeit und der Wohlsahrt aller Klassen deS Volkes seinen Namen für immer dem Ge dächtnis erhalte» werden als eines der grüßten, weisesten und besten Herrscher und Männer. ES wurde beschlossen, seinem trauernden Volke unser herzlichstes Mitgesühl zu dem großen Verluste, den e» erlitten hat, zu senden und unsere aufrichtigste Hoffnung, daß die Tugenden de» verewigten Monarchen ihn lange in der Person seines Nachfolger» überleben mögen. Es wurde beschlossen, Abjchrislen dieses Beschluße» der Presse zu senden, mit der Bitte, denselben zu veröffentlichen und eine Abschrift dem Sekretär der Handelskammer von Berlin zu übermitteln. Die Königl. großbritannische Regierung hat vorgefchlagen, den Satz 5 des Artikels 8 der inter nationalen Nordseefischerei-Convention vom 6. Mai 1882, welcher die Farbe für die auf dem Großsegel der Fischerfahrzeuge anzubringenden Buchstaben und Zahlen vorfchreldt, durch eine Fassung zu ersetzen, welche den bei Ausführung jener Vorschrift angeblich hervorgetretenen Übelständen vorzubeugen geeignet er scheint. Dem britischen Vorschläge sind die übrigen an der Konvention beteiligten Staaten beigctreten. Ta nach Inhalt der eingeholten Äußerungen der nächst beteiligten Bundesregierungen Bedenken gegen den Vorschlag auch vom Standpunkte des deutschen In teresses nicht zu erheben sind, so wird beim Bundes rat beantragt, die Zustimmung zum Abschluß der im Entwurf angeschlossenen Nachtragskonvention erteilen zu wollen. Von den Gütern derAnsiedelungS-Kommission sind bereits sieben mit Kolonisten besetzt oder par- zellirt und völlig fertiggestellt. Im Laufe des Som mers werden weitere neun Güter in Posen nnd West preußen mit Ansiedlern besetzt, darunter Lippusch (Kreis Berent), Niewiecz und Bobrowo (Kreis Stras burg), em Teil der Herrschaft Rynsk (Kreis Thorn) und schließlich Rohyssan (Kreis Carthaus). Straßburg, 23. April. (F. I.) Es ist lehrreich, die Wirkungen zu beobachten, welche Boulangers Wahl und feine in Frankreich, wie es scheint, in geo metrischer Progression wachsende Popularität für die Elsaß-Lothringer hervorbnngen. Mag der gemeine Mann hier und da in Boulanger ähnlich wie em Teil der Franzosen den Retter Frankreichs, den zu künftigen „Befreier Elfaß-Lothrmgens" erblicken und die über die Grenze geschmuggelten, in diesem Sinne gehaltenen Bilder de» Generals a. D. heimlich kaufen, mag ein Teil der besseren Stände, die unter sich noch immer „hier Orleans, hier Bonaparte" spielen, in Boulanger den Vorläufer ihrer respektiven „Herren" begrüßen, so sind das doch nur Ausnahmen. Im allgemeinen flößt Boulanger Allen Unbehagen ein, da man dem „öoulau^er I» puir" keinen Glauben entgegenbringt. An einen sofortigen Krieg unter Boulanger will man zwar auch nicht glauben, doch fühlt man, daß die Boulangerfrage sich mehr oder weniger mit der elsaß-lothringischen Frage wendete, hatte Barbara sich den Angstschweiß von der Stirn gewischt und darauf die beiden kleinen Mäd chen aus die Matratze gebettet. Snob, mit ihnen feit längerem befreundet, fand zu ihren Füßen einen ihm zusagenden Platz, und alle drei, durch die Nähe des Herrn der Lasa einiger maßen beruhigt, auch wohl sich in dem Zelt nur als gnädigst Geduldete fühlend, verhielten sich bei dem Sturm, der draußen die Bäume entwurzelte und bei dem unterirdischen Getöse, seinem Ech», nach Möglich- leit ruhig. (F-rff. folgt) JubilLums-KunstanSstellung in München. Am 23. April ist die AufnahmS-Jury für die deutsche Ab teilung der Ausstellung zur ersten, konstituirenden Sitzung zusammengetreten. Sie besteht aus den Malern und Professoren: W. Riefstahl, L. Lösstz, F. v. Uhde, L. Willroider, B. Piglhein, Bildhauer Th Dennerlein, Architekt Prof. F. Thiersch, den Graphikern W. Kraus kopf und I. Banckel für München; dem Maler und Prof. E. Hildebrand, Bildhauer und Prof. F- Schaper und Baurat A. Heyden für Berlin; dem Maler und Prof. P. Kißlina und Bildhauer R. Diez für Dresden; Oberbaurat v. LeinS für Stuttgart; Maler und Prof. Th. Hagen für Weimar; Maler Und Prof. Herm. Baisch für Karlsruhe: Maler Karl Sohn und Graphiker Bartelmeß für Düsseldorf. Dieser Jury sind circa 18ÜO Werke deutscher Kunst zur Beurteilung unter stellt, sodaß ihre Funktion 10 bis 14 Tage währen dürfte. Die Ebernburg. Aus Kreuznach schreibt man: Am Sonnabend hielt auf der Ebernburg zur Feier des 40(). Geburtstag» Ulrich v. Hutten'» das Komitee deckt. So naiv, anzunehmen, Deutschland werde die eroberten Provinzen gutwillig wieder her- ausgeben, sind unsere Reichsländer nicht, und ür die Wiedervereinigung mit Frankreich einen ürchterlichen Krieg zu führeu, dafür schwere persön- iche Opfer an Gut und Blut zu bringen, dazu chwingt sich der Patriotismus schon nicht mehr recht auf. lind heute umsoweniger mehr, als sich allmählich die Überzeugung Bahn bricht, daß der Tausch in gar mancher Beziehung ein schlechter wäre. So zurück- haltend unsere Reichsländer in der Kundgebung ihrer politischen Ansichten uns Deutschen gegenüber zu sein pflegen, aus ihrer Friedensliebe machen sie kein Hehl mehr. Ls darf umhin ein Fortschritt zum Besseren und eine gewisse Besestigung unsere» reichs- ländischen Besitzstandes konstatiert weiden. Und wenn dieser vorläufigen Besserung auch nicht» andere» zu Grunde liegt, als der sich geltend machende Wunsch nach Ruhe und Stabilität, so kann einer solchen Wendung eine Bedeutung sür die spätere En'wickelung der reichsländischen Dinge doch nicht aberkannt wer- den. Die Gewöhnung an die stabilen deutschen Ver hältnisse läßt da- Bedürfnis danach hervorwachsen und letztere» bleibt wiederum das richtunggebende Moment für das schließliche politische Glaubensbekennt nis der Bevölkerung. ''He- Wien, 25. April. Mit anfang Mai wird die Kaiser!. Familie wieder hier versammelt sein. Ende d. Mts., am 30., treffen die Kaiserin und Erz herzogin Marie Valerie hier em. Kronprinzessin Stephanie beendet um dieselbe Zett ihren Aufenthalt in Abbazia. Das Kronprinz!. Paar wird später mit der kleinen Prinzessin Elisabeth un Schlosse zu Laxenburg Sommeraufenthalt nehmen. — Liechten st einantrag und Spiritussteuer — Schule und Schenke — sind die zwei Schlagworte, welche die gesamte innere Lage beherrschen. Das Subkomitte des Spiritusaus schusses hatte zwar die Regierungsvorlage piinzlpiell angenommen, jetzt zeigt es sich aber, daß die Polen mit dem ihnen gemachten Geschenke, darin bestehend, daß den galizischen Grundbesitzern aus dem Ertrage der SpirituSsteuer jährlich 1200000 Fl , und jenen aus der Bukowina jährlich 120000 Fl. als Ent schädigung bezahlt werden wird, nicht zufrieden sind, denn gestern wurde trotz der Erklärung deS Finanz- Ministers, daß an den Abmachungen mit Ungarn nicht gerüttelt werden könne, der polnischerseils gestellte Antrag, das Kontingent Ungarns um 50000 bl zu Gunsten Österreichs herabzusetzen, angenommen. Der Ausgang der Angelegenheit der Spiritussteuer ist überhaupt noch zweifelhaft, da die Klerikalen nicht für die Spiritusvorlage stimmen wollen, wenn nicht der Liechtensteinsche Schulantrog, der bekanntlich während der Budgetdebatte zur 1. Lesung kommen soll, ange nommen wird. Das Exekutivkomitee der Rechten scheint dem Fürsten Liechtenstein gegenüber bindende Verpflich tungen eingegangen zu sein. Man braucht die Kleri kalen, da bei der Abstimmung über die Spiritus- steuer möglicherweise ein halb Dutzend Stimmen den Ausschlag geben wird. Die parlamentarische Lage schwankt von Tag zu Tag, da die wichtigsten Vor gänge sich heimlich, in Besprechungen zwischen den maßgebenden Führern, abspielen. Prag, 25. April. In der am 11. d. Mls. abgehaltenen Sitzung der Prager Handels- und Gewerbekammer wurde über einen Komiteeantrag beraten, worin erstens die Tendenz des Liechten stein- schen Schulantrags einer scharfen, ungünstigen Kritik unterzogen und zweitens verlangt wurde, daß der Ein fluß des Reichsrats auf die Volksschulgesetzgebung vermindert, jener der Landtage dagegen aus diese Ge setzgebung erweitert werden möge. Die deutsche Kammerminderheit gab die Erklärung ab, daß sie nur dem ersten Teile des Antrags zustimmen könne, den zweiten Teil dagegen als unannehmbar betrachte. Hier nach wurde in getrennter Abstimmung der erste Teil deS Antrages abgelehnt. Alsdann wurde aber auf Vorschlag eines Kammermitgliedes der Majorität nochmals über den ganzen Antrag abgestimmt und derselbe angenommen. Die deutsche Kammerminorität, welche sofort gegen diesen Vorgang Einsprache erhoben und denselben als geschäfts ordnungswidrig bezeichnet hatte, Hal nun auch bei der Kaiserl. und Königl. Statthalterei einen hierauf bezüglichen Protest eingebracht, der mit der Bitte schließt, die Kaiserl. und Königl. Statthalterei möge im eigenen Wirkungskreise das Nötige anordnen oder beim Han delsministerium die geeigneten Anträge stellen, „damit eine solche mißbräuchliche Anwendung der Macht der Majorität gegenüber der Minorität nicht mehr vor kommen könne." — In einer scharfen Polemik gegen vr. Eduard Gregr und besten Genosten sagt heute die alttschechische „Politik" u. a.: „Wir schützen uns vor der Rückkehr eines Ministerium» der Linken durch den alten Bund mit den Polen, Slowenen, Kroaten und Deutschkonservativeu; Gregr ist damit beschäftigt, diesen Damm uuderzurnßen . . . Wir sind stet» zu einem loyalen Ausgleich mit.den Deutschböhmen be reit, und derselbe ist offenbar eher zu erzielen, wenn wir uns im Relchsrat und im Landtag in der Ma- jorität befinden, als wenn das Umgekehrte der Fall ist. Die Fraktion Gregr arbeitet auf» eisrigste daran, eben diesen anderen Fall herbeizusühren." Puris, 24. April. Im heutigen Minister rate teilte der Ministerpräsident Floquet mit, daß gestern abend keine Kundgebungen mehr sür noch wider Boulanger stattgefunden hätten; ti« polizeilichen Ordnungsmaßregeln werden jedoch noch einige Zeit fortbestehen. Endlich genehmigte der Rat die Ein bringung deS vom Marineminister ausgearbeiteten Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung von 62 Mil lionen für Hafenbesestigungen in Brest, Cherbourg und Toulon. Die Ausgabe wird auf 8 Jahre ver teilt und jährlich im ordentlichen Budget aufgefühlt sein. Im nächsten Jahre können wegen der Vor arbeiten nur 3 Millionen verausgabt werden — Der Senat hörte heute den Kriegsminister de Freycinet über die Rekrutierung-vorlage. Der Krieg-Minister erklärte zunächst unter dem Beifall de» Hause-, daß er die Vorlage ganz so, wie sie au» der Beratung de- SenalSansichuffes h.rvorgegangen sei, annehme. Eine Ration, die im Kriegsfälle eine äuherste tkrastanstrengung machen wolle, könne durch Geldmangel oder durch da- Fehlen von Transportmittel» gehemmt werden. Die in letzterer Hinsicht neuerdiug- erzielten Fortschritte hätten bewirkt, daß die Nationen danach strebten, so viel Mann als möglich auf die Schlacht felder zu führen. Wie erreiche man diese- Ziel? Dasselbe hänge von der Zahl der Kontingente und dem relativen Werte der Kontingente ab. Man habe die Kriegsdlenstdauer aus 2V Jahre ausgedehnt, und der Ausschuß beantrage, sie auf 2b Jahre zu verlängern Ferner strebe man danach, die jähr liche Aushebung zu vermehren, allein die verfügbaren Geld mittel ermöglichten nicht, die ganze Altersklasse einzu- reihen. Das Rekrutiernngsgesetz von 1872 habe der Klasse vom Dienste befreit, weiteren */„ den einjährigen Dienst und den übrigen den bjährigen Dienst auferlegt. „Dieses System, das damals da» Ergebnis einer großen Anstrengung war, ist heute als ungenügend anerkannt und eS drängte sich gebieterisch die Einbringung der jetzigen Vorlage auf. Man kann die der Klaffe, die nach deni Ge setze von 1872 dienstfrei sind, nicht mehr ohne militärische Aus bildung kaffen Der Ausschuß war der Meinung, et sei min desten» eine einjährige Ausbildung erforderlich. B>S zum vorigen Jahre empfing sie aber gar keine Daran waren nicht die auf einanderfolgenden Krieg-Minister schuld, sondern eS fehlten die Mittel. Aus den gleiche» Gründen konnte man auch die andern kein ganze» Jahr lang autbilden. Um diesen ernsten Mtßsland, hunderttausende von Leuten ohne jede Aus bildung zu haben, zu vermeiden, hat man die 3jährige Dienst zeit vorgeschlagen, die ermögliche, mehr Leute unter die Fahnen zu schicken. Ist aber »jähriger Dienst genügend? Alle meine Vorgän ger im Kritg-mimsterium bejahten diese Frage. Sie haben lange gezögert, aber heute erklären alle Generäle, der 3jährige Dienst, so wie ihn der Ausschuß Vorschläge, sei ge nügend Sie besürchteten, man werde durch Beurlaubungen diese Dienstzeit abkürzen, aber nach dem Ihnen unterbreiteten Text sollen Beurlaubungen schlechterdings verboten jein. (Ge neral Robert: „Und was sagt der Obcrlrieg«rat zu dem Ge setze?') Er ist nicht befragt worben. (RechiS: „Ah, ahl") Al» ich das Krieg-ministerium übernahm, hatte dasselbe bereits Stel lung in der Frage genommen. Ich glaube indessen, daß sich die Ansicht deS OderkliegsratS geändert hat, und das war unvermeid lich, weil der Wortlaut der Vorlage geändert worden ist. Man hat Eie zur Verteidigung deS 8 jährige» Dienstes aus das, was in den anderen Ländern vorgeht, hmgewiesen. Der Hr. General Campenon hat Ihnen die Meinung des Grasen Moltke angeführt. (Hr. de Trcveneux: „Wenn Deutschland die füns- jährige Dienstzeit hätte, so würde es dieselbe nicht aufgcben ") Da- ist Ihre Meinung, mein werter Kollege, aber nicht die meine." (Heiterkeit ) — Der Minister verbreitete sich sodann über die Frage der Dicnstbefreiungen und bemerkte der Aus schuß habe sich bemüht, zu verhindern, daß persönliche Begünstig ungen stattfinben könnten. Von Familienstüyen werde nur die unerläßlichste Dienstzeit verlangt. Der Ausschuß habe sich in allen Fragen »ur vom Interesse der Landesverteidigung lei ten lasten. Der General Campenon habe die Studierenden in keiner Weise begünstigen wollen; er, Hr. de Freycinet, sei für zweijährigen Dienst derselben gewesen; der Ausschuß habe sich sür den einjährigen entschieden; Hr Jule- Simon finde auch die- noch zu viel und wolle nur scchsmonatlichen und die angehenden Geistlichen sogar ganz befreit misten, aber er, der Minister, habe sich sür den Vorschlag einjährigen Dienstes für die Studierenden aller Fächer ausgesprochen Eine benach barte Nation habe erklärt: „Wir wollen auf zweien unserer Grenzen eine Million Soldaten haben und im Lande auch noch eine Million." Da- gleiche Ziel müsse auch Frankreich an streben und mit dem vorgcjchlagenen Gesetz werde dies Ziel er reicht werden. (Beisall links und in der Mitte.) Hierauf bekämpfte der Genera! Arnaudeau die Vortage, (über den weiteren Verlauf der Beratung ist gestern kurz berichtet worden. D. Red.) — Der Aus schuß zur Prüfung der Anträge ausVerfassungsdurch- ficht beschloß heute, den Picmiermlnister noch nicht über die Revlsionsfrage zu hören, sondern zunächst blos die Regierung um Auskunft darüber zu bitten, wann sie den Sammern die Durchsicht vorzuschlagen gedenke und ob sie nur die Durchsicht über gewisse von den Kammern gutgeheihene Punkte oder eine allgemein, Durchsicht empfehle. Die Mehrheit de» Ausschüsse» war der Ansicht, daß man die Angelegenheit u cht de. eilen dürfe. — Über 1000 Studenten waren gestern abend im Saale der Eremitage versammelt, durch Zettelanschläge an den schwarzen Brettern der ver- schiedenen Hochschulen berufen, um den Bericht ihrer Vertreter über die mit dem Premierminister Floquet gehabte Unterredung entgeaeuzunehmen. Die Wortführer betonten, daß der Minister versprochen habe, baß die Agitation der Boulangisten auf den Straßen »ich, länger geduldet werden soll: nur auf Grund dieser Zusage hätten die Vertreter der Hochschulen sich verpflichtet, dahm z, wirken, daß auch di» Studenten die aatiboulangipljchen Knud- gedungen einftelllen. Einige Redner betonten, daß di« al», demische Jugend durch ih't geschichtlichen Überlieferungen be rufen sei, Hand in Hand mit den Arbeitern die öffentliche, Freiheiten zu verteidigen. Man beschloß: t) Die Versammln», erneuert die Vollmachten der Vertreter und heißt ihre Zuja», gut, bi- nächsten Sonnabend keine nruen antiboulaugiftischeo Kundgebungen zu veranstalten unter der Bedingung, daß wäh. rend des gleichen Zeiträume» auch keine boulangiftlsche Su»d- gebung ftattfinden darf. 2) Die Versammlung beglückwünscht die Studierenden der Fakultäten von Lyon, Caen, Aix, Bor- deaux re., die sich den Pariser Studenten in der Brandmark,», der Plebi-citwühlerei angeschlosten haben. r>) Die Versammln», dankt der antiboulangistijchen republikanischen Presse, welche du Arbeiter und Studenten bei ihren Kundgebungen unterstützt hm. 4) Sie begrüßt dir Haltung der Arbeiterpartei und ernenn einen Au»schutz von Siudirrenden jeder Fakultät, der sich i, Beziehungen zu dem antiboulungi,n chen Arbeiterkomitee zu hab ten hat ü) Der Ertrag der Eintrittsgelder der Versammln», wird dem Zentralkomitee der antiboulangistischcn Propaganda überwiesen Im Lager der Boulangisten herrscht Uneinigkeit. Tie bonapartistischen Anhänger des Generals wollen fvrlsahren, ihn bei Wahlen aufzustellen, um im ganzen Lande Stimmen auf seinen Namen gegen die Republik zu er laugen. Tie radikalen Freunde des Geimal- haben beschlossen, daß er bei den Wahlen in der Jsire und in Hochsavoyen nicht Kandidat sein dürfe. Ta jedoch die „Cocarde" trotzdem diefe plebiscitale Kandidatur aufrecht halt, blS sie der General durch feine eigene Unte» schuft verleugne, und bemerk«, da- radikale, Proteslkomitee' bestehe überhaupt nicht mehr, - sondern habe sich „nach seiner tu Marseille begangenen Dnn'mheit auf Veranlaffung feines Geldgrb.rs, dkl Giafen Dillon, aufgelöst", — so sehen sich die „Lun- terne', der „Jntransigeant' und das „19. Si-cle" xe- nötigt, felgende auch durch die „Agence Havas" vn- breitete Note zu veröffentlichen: ,Wir sind von, Grneral Boulanger ermächtigt, anzuzeig-n, 1) daß derselbe stUS in voller Jdcengemeinschasl mn tem .Komitee des nationalen Einspruch»" geblieben ist, 2) daß tte von diesen: Komitee der Presse nittget.ilten Roten genau die selbe Bedeutung haben, al« wenn sie „Boulanger" unterzeichnet wären, da der General an der Beschlußfassung teilgenomm.n hat, die diesen Mitteilungen vorausgegangen ist; 3) daß folg lich der General Boulanger jede Kandidatur in Jfsre und Hoch savoyen ablehnt; 4) daß er mit Freude diesen Anlaß benützt, um seinen Freunden vom nationalen Protestkomitee seine heiz- lichen Gesinnungen zu bestätige» und diesem Komilee sür den ihm bei der Wahl im Nord gebrachten Beistand zu danken." Vornehm fertigt die „Cocarde" diesen Versuch der Intransigeutcn, Boulanger in Beschlag zu nehmen, ab: „Von wem gehl dieses „Mitgeteilt" au-, unter welchem keine Unterjchnst steht? Wir wissen c» nicht, aber der halbamtliche Charakter der „Agence", die e- vermittelt hat, gestattet un-, anzunehmen daß eS vom General Boulanger gut geheißen worden ist. Unirr diesen Umständen glauben wir uns dem Wunsche desjenigen sügen zu sollen, den wir al-da» Oberhanpl der nationalen Partei anerkennen. Wir stellen also alle Sen dungen von Stimmzetteln nach der Jsärc und Hochsavoyen eia WaS da» angebliche Komitee betrifft, aus welche- angcspielt wird und da« den Vorfall benutzte, um sich seinen eigenen Dank auszudrücken, so verharre« wir aus ter Behauptung, daß es nicht mehr existiert. Es wurde schon nach dreitägigem Ve ste Yen aufgelöst, an dem Donnerstag vor den Wahlen in der Aisne und den Rhonemüuduugen, und seine Auslösung wurde von ihm selbst verkündet und von der Preffe sestgestclll. Seit dem hat kein amtliche- Schriftstück seine Neubrlduag gemeldet und der Beweis seiner Nichlexistenz liegt schon in der Namen losigkeit seiner „Mitgeteilt". Wer ist sein Obmann? Wer seine Mitglieder? Wo tagt eS und wer hat et eingesetzt? Wen« man uns auf diese Fragen geautwortet und wenn das angeb liche Komitee un- bewiesen hat, daß et wirklich ein Mandat besitzt, so werden wir eS vielleicht dann anerkennen. Bis dahin weigern wir u»- schlechterdings, ihm Rechnung zu trage», und werden die nationale Bewegung, deren Symbol der Name del Generals Boulanger ist, gegen ei» Lrelbeu beschützen, da- scheu mehrmals bloßftellend war. — Der Abq. Millerand ist aus der Sozialisten gruppe der Kammer ausgetreten, weil dieselbe seinen Antrag, die boulangisttsche Haltung einiger ihrer Mil- glieder (Laguerre, Laur und Michelin) zu tadeln, ab lehnte und sich auf die Erklärung beschränkte, sie weise PleblScit und Diktatur zurück und halte an ihren zur Errichtung eines Hutten-Sickingen-Tenkmals eine Festsitzung ab, die unter zahlreicher Beteiligung in schönster Weise verlief. Auch in dem übrigen Deutsch land ist der Jubeltag nicht unbeachtet vorübergegangen, und wo man in diesen Tagen Ulrich v. Hutten's ge dacht hat, da ist auch Franz v. Slckingen und die Ebernburg genannt worden. Ein kurzer Rückblick auf die Schicksale der Burg dürfte daher hente am Platze sein. Das Alter der Burg ist beträchtlich, denn durch Urkunden ist belegt, daß die rhein-fränkischen Fürsten sie besessen, von denen sie den salischen Kaisern zufiel. Im Jahre 1448 ging die Burg in den Besitz des Ritters Schweickard v. Sickingen, des Vaters von Franz v. Sickingen, über; unter Letzterem spielte sie die bekannte Rolle in der Reformattonsgeschichte. Ulrich v. Hutten stellte hier, als er so gastfreundliche Ausnahme gefunden, Druckerpressen auf und ließ von hier aus eine Reihe weiterer Volksschriften erscheinen, die die Nacht jenes Jahrhunderts erhellten Als da malige Bewohner der Burg sind außer Ulrich v. Hutten zu nennen: Aquila, Franz v. Sickingen's Feldprediger und Erzieher seiner Kinder, der später Luther in der Bibelübersetzung unterstützte; der pfälzische Hofpredlger Bucer; der spätere schweizerische Reformator Oecolom- padius; Schwebel, der zuerst auf der Ebernburg die Messe deutsch las, und Melanchton, welcher allerdings nur einen kurzen Aufenthalt dort nahm. Während des ReichStaas zu WormS fand zwischen der Ebernburg unv dem 6 Meilen entfernten Worm» ein fortwährender Ver- kehr statt, man war auf der Ebernburg stets genau über die Vorgänge in Worm» unterrichtet. Im Jahre 1689, zur Zeit de» OrleanSschen Erbfolgekrieges, wurde die Burg von den Franzosen erobert und neu befestigt, jedoch 1698 auf Grund der Ryswicker Friedens bestimmungen geschleift. Milte vorigen Jahrhunderts erbaute Karl Ferdinand v. Sickingen am Fuße des Berges neben dem gleichnamigen Dorfe ein Schloß, welches 1794, als eine französische Heeresabtheilung über die Nahe ihren Rückzug bewerkstelligte, von der selben behufs Beleuchtung des Ueberganges nieder gebrannt wurde; nur wenige Mauerreste sind noch sichtbar. Die französische Revolution brachte die Burg an Frankreich, dessen Regierung sie als Nationalgnt versteigern ließ, als welches sie am 23. Juni 1804 für 16 Francs an einen Grafen Lauer versteigert wurde; nach dem Sturze 'Napoleons kam die Burg, wie die ganze Pfalz, in der sie liegt, an Bayern. 1824 kaufte Bürgermeister Günther zu Feil-Bingert die Burg von der verwittweten Gräfin Lauer, und auch heute noch befindet sich dieselbe im Besitze der Güntherschen Familie hierselbst, die sie im besten Zu stande erhalten hat. Eine Menge Kugeln, Lanzen nnd anderes Eisenwerk, da» auf dem Burghof ausbewahrt wird, giebt Zeugnis von den ernsten Ereignissen, w.lche sich hier in vergangenen Zeiten abjpielten. War die Ebernburg bisher schon ein Wallfahrtsort aller Touristen, die nach Naturschönheiten, historischen und ehrwürdigen Erinnerungen suchen, so wird sie dies noch mehr werden, wenn sich erst das Hutten-Sickingen- Denkmal dort erhebt, für das man wahrlich einen schöneren Platz nicht finden konnte. ' Da- Grab der gefeierten Schauspielerin Adrienne Lecouvreur befindet sich, wie JuleS Lta- retie schreibt, noch immer in einem Stalle der Rue de Grenoble in Paris. Al» di« Kirche die kirchliche Bestattung versagt hatte, wurde die Leiche in einem Fiaker nach dem Holzhose geführt, welcher die Gli- nouilli-re bedeckte. Zwei Lastträger gruben eine Grube aus und versenkten darin den Sarg der Schau spielerin. Im Jahre 1786 erfuhr d'Argemal, der Freund Voltaires, daß man an der Stelle diele- Grabes ein Hotel gebaut habe, we'che» dem Marqui- de Sommery gehörte. Argental erhielt vom Marqml die Erlaubnis, der Toten ein Grabmal zu errichten, und ließ auf einer Marmorplatte die Jnfchrift gra vieren: „llio ^.c1i-ia.Qa jaoet ste." E» tritt jetzt die Ausgabe an die Lomsdie Franyaise heran, die Über reste der gefeierten Künstlerin exhumieren zu lassen und ihr eine würdige Grabstätte zu bereiten. E- wäre die» eine späte Gerechtigkeit für die Schau spielerin, ohne welche, wie Houdard de la Motte jagt, Corneille und Racine unvollkommen sein würden. * Ein Palast der Wissenschaft wird in diesen Tagen in der sturmbewegten französischen Hauptstadt feierlich eingeweiht werden, ein neues großartige- Anatomiegebäude. Dasselbe wird die grüßte derartige Anstalt Europas sein, da eS einen Flächeninhalt von fast zwölftausend Quadratmetern hat. Das vor acht Jahren begonnene Gebäude umfaßt u. A. außer zahl reichen Laboratorien 178 Seciersäle, in denen nahezu 1000 Mediciner in aller Bequemlichkeit arbeiten können. Die Anstaltsbibliothek besitzt über 60000 Bände. Der Palast erhebt sich auf der Stätte, wo einst das im Revolutionszeitalter so berühmte Kloster der„CordelierS" stand, aus dessen Geschichte die Pariser Blätter bei diesem Anlaß allerlei Ergötzlichkeiten wieder ausgraben. * Ueber die Eulen sind manche seltsame Dinge gesagt und geschrieben, denn die meisten Leute kennen
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