Volltext Seite (XML)
Nr 86 4 geil zu tragen. V.'ni. heiß und Maro auf der ganzen Linie fortgesetzt, i ne ungarischen Truppen verhielten sM an meh« Ti D> 88. Iahrgany Zur Eruahrrmgsfrage. Anshcbung der Blockade mit Friedensschluss Der englische Minister Bonar Law hat einer > Deputation liberaler Frauen erklärt, daß die Blockade Eine NebLnregierung? s Oberste Bcrtrctnngc» der A- und S.-Räte. ; Bet einer N'eihe vo>l Lberpräsidien und Negie rungen haben sich, wie berichtet wird, besondere „Oberste Vertretungen" der A.- und S.-Näte gebildet, die sich als VerwaltungSbeiräte, Vollzugsausschüsse, Zentralräte usw. bezeichnen, und die sich die Auf gabe gestellt haben, neben der Kontrolle beim Ober- prüsidenten, beim Regierungspräsidenten und bei der Negierung Anfragen der bei den Kreisbehörden, den städtischen Verwaltungen usw. tätigen A.-, S.» und B-Räte zu beantworten, Streitigkeiten zwischen Be hörden und Räten zil schlichten, Zuständigkeitsfragen der örtlichen A.-, S.- und B.-Näte zu regeln usw. s bau Rcgicruuzscrlas; bestiiumt nun, daß Vie Kosten, ! die durch diese Tätigkeit entstehen, zu erstatten sind, nicht aber öie Kosten irgend welcher parteipolitischer Tätigkeit, '! sei es der Älrbeiter- und Soldatenräte selbst, sei es der ! Politischen Organisationen, mit denen die Arbeiter-, Sol- ! daten- und Banernräte in Verbindung stehen. Dabei ist ' darauf zu achten, das! die „Obersten Vertretungen" sich auf die oben umschriebene Tätigkeit beschränken und bcispiels-- ! weise nicht selbständig über Angelegenheiten entscheiden, die zum Zuständigkeitsbereiche der staatlichen oder NeichZbehvr- dcn gehören und damit sich zu einer Art Nebenregieruug entwickeln. Tic Ueberualune der hierdurch verursachten Kosten lMt-rde aagelehnt werden müssen. Falls zur -.Erledi gung der behördlich anerkannten Aufgaben der „Obersten . Vertretung" von dieser im Einvernehmen mit den beteiligten Behörden besonderes Hilfs- und Bureaupersonal hat einge stellt werden müssen, so sind auch die Kosten zu erstatten. ! Dieser Rcgicrungserlaß wird i» weiten Kreisen s lebhaftes Befremden erregen. Jeder vernünftig den kende Ale lisch wird sich fragen, was diese „Obersten Vertretungen" in den Staatsbehörden bedeuten sollen. Stellen sie nicht gewissermassen schon eine Art Ne- beuregierung dar, die der Negicrungserlaß gerade ver meiden wissen will! Schon im Interesse der Spar- s samkett wäre zu wünschen, da st diese Organe schleu nigst abgesct.lt guerden lind dast diese überflüssige Kontrolle verschsmndet. Sache der Nationalversamm lung wird eö sein, über diese merkwürdige Einrich tung von der Negierung so bald als möglich Auf klärung zu verlangen. Der englische Gesandte in Wien hat der ungarischen. Räteregierung mitgetetlt, daß die Entente zu einem Waffenstillstand unter der Bedingung bereit sei, daß die Räteregterung ab dankt. Dr. Alexander Wekerle, der frühere ungarische Ministerpräsident, ist, wie das Wiener Deutsche Volks« blatt meldet, im Alter von 74 Jahren im Budapest« Sammelgefängnis gestorben. Beschlagnahme ungeheurer Wert bestünde auf Schloß, Konopischt. i > > Durch die Wachsamkeit der Bevölkerung wurde entdeckt, daß aus dem Schlosse Konopischt 33 Kisten Gold- und Silberwaren sowie auch andere Kleino dien von unschätzbarem Werte fortgeschafft werden sollten. Tie Kisten wurden beschlagnahmt. Der Er zieher der Kinder des ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand, der zur Rede gestellt wurde, brachte dann noch andere Kleinodien im Werte von zwei Millionen zurück, die allem Anschein nach in der Nähe von Mag hätten versteckt werden sollen. Beginn des tschechische« Vormarsches gegen Ungar». Nach einer Meldung des „Neuen Tag" hat der Vormarsch der tschechischen Truppen gegen Ungarn begonnen. Es soll eine Armee von 180 000 Mann aufgestellt worden sein. — Wie die „Neue Freie Presse'* meldet, versuchten ungarische Flieger, nach Teutsch- Oesterreich zu gelangen. Zwei Flugzeuge mußten eine Notlandung vornehmen. Tie Insassen sind entkom men. Ein drittes Flugzeug soll über Wien gesiö^ tet worden sein. , , Tie Nachricht einzelner Wiener Blätter, daß der in Gewahrsam befindliche Alexander Wekerle einem Schlaganfall erlegen fei, ist unrichtig. Der ungarische Kriegsbericht. TaS Ungarische Telegraphen-Korrespondenz-Büro meldet: Am 23. d. Mts. haben die Rumänen ihr Vorrücken, hauptsächlich gegen den .südlichen Flügel der Oflarmee, fortgesetzt und standen nach den letzten Berichten in der Linie KuertoeS—Sarkad— entlang der Sebes—Koeroes—Komandi, ferner Tebreczin—Ma- teszalka. Tie Szekler kämpfen nach mehrtägigen blu tigen Gefechten noch immer vor Mateszalka und ste hen in unmittelbarer Fühlung mit den Rumänen. Tie nahe der Ungmündung einige Kilometer wett vorgerückten tschechischen Truppen haben wir zu rückgeschlagen; im übrigen sind Tschechen nur in un mittelbarer Nähe von Ungvar gegen die Gemeinde Oerdarma vorgedrungen und haben sie eingenommen. Ter Bericht fügt hinzu, unter den tschechischen Truppen verbreite sich der Kommunismus. In maßgebenden Berliner Kreisen rechnet man mit einem baldigen Zusammenbruch der Budapester Räteregterung. Ein Waffenstillstand käme wohl erst dann zustande, wenn die Näteregierung beseitigt ser, wie es die Entente zur Bedingung gemacht habe. Es sei anzunehmcn, dast der Näteregierung eine ge mäßigte sozialistische Negierung folgen werde. Tie üeuen Umwälzungen werden zweifelsohne schwere Er schütterungen verursachen, zumal zahlreiche Geiseln in der Hand der Kommunisten sind. — Der fran zösische Oberstleutnant Vix, der bis zum letzten Umsturz in Ungarn als Vorstand der französischen Mission in Budapest weilte, ist von Belgrad nach Paris abgereist. Anruhen und Streiks. V Tie Anklagen gegen Braunschwekg. —' """" In der LandcSversammlung teilte Präsident Tr. Jasper mit, der LandcSversammlung sei eine recht liche Stellungnahme der Reichsregierung zugegangen. Tarin werden der braunschweigischen Regierung sehr schwere Vorwürfe gemacht. Braunschweig habe sich als Mittelpunkt der kommunistischen Bewegung er- wiesen und habe gegen die Ne tchspolitik ver- stoßen. Aus der braunschweigischen Regierung seien verschiedentliche Hilferufe erhoben worden. — Tie Re gierung habe große Verkäufe von Heeresgut vorgenommen. ES feien aber erst 42 857 Mark ab- geführt woxden, während allein 1160 000 Mk. durchs schäft erklärt, daß serbische Truppen sich am 22 April bei Csakethurn in Bei .ung gesetzt haben. Tie Nach richt, daß der militärische Leiter der englischen Mis sion in Wien nach Budapest abgcreist ist, bewahr heitet sich nicht. Dnmit fällt , auch das Gerücht, die ungarische Näteregierung suche Fühlung mit der Entente, um den Vormarsch gegen Budapest aufzu halten. Der rumä nt sche Vormarsch dauert an. Dia Rumänen haben ihr Vordringen am 22. zwischen bereits bedeutend gemildert Wurde, um die Nahrungs- Mittelversorgung Deut chlands und Oesterreichs zu er leichtern, und daß sämtliche Einfuhrbeschränkungen in allen Fällen bei Unterzeichnung des Friedensver trages aufgehoben werden sollen. Weiter teilte er mti, daß bald eine Regelung getroffen werde, welche die Alliierten in den Stand setzt, die Not in diesem Ländern zu lindern. Die Entente-Mächte haben nun auch die Lieferung von 13 500 Tonnen Hülsenfrüchten und 7000 Tonnen Gefrierfleisch von Holland nach Deutschland bewilligt. Das Quantum Speck, das aus geführt werden kann, wurde aus 4000 Tonnen erhöht. Verfrachtung großer Levensmittelsendungen aus . Holland. Mit der Verfrachtung von 3Ü.000 Tonnen Kar toffeln und 2000 Tonnen SP,eck nach dem deut schen nicht besetzten Gebiete ist begonnen worden. Durch die kommunalen Verbände ist die Finanzie rung von 1000 Tonnen Butter und durch die Reichs stelle von weiteren 1000 Tonnen Buffer zustande gekommen, die sofort nach Deutschland weiter beför dert werden können. Weitere 2000 Tonnen Speck sind angeboten worden. Auch deren Finanzierung scheint durch private Kredite erledigt zu werden, ebenso wie die Lieferung von 7000 Tonnen Fleisch, für welche die Finanzierung in Aussicht steht. Sämtliche Waren sind von Sachverständigen auf ihre Güte geprüft- worden. Zur Verfügung stehen in Holland weiterhin 3000 Tonnen Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Bohnen u. a., für- welche die Finanzierung noch nicht erledigt ist. Sämtliche Waren find von der Entente freigegeben. Speck «uv Fett für die Krüukcueruährnttff. Nachdem die Lebensmitteleinfuhr wenigstens in einem gewissen Umfange - gesichert erscheint, hat der Reichsernährungsminister durch Rundschreiben vom 12. April Maßnahmen zur Besserung der Kranken- ernahrung getroffen. Den deutschen Freistaaten wer den aus den amerikanischen Zufuhren einmalige Son dermengen von Fleisch oder Speck und Fett zur Er höhung der Krankenzulagen zugewiesen, derön Höhe unter besonderer Berücksichtigung der in den einzel nen Staaten vorhandenen Lungenheilanstalten festge- sHt ist. Durch die Sonderzuteilung soll die Kopf ration für die Insassen der Lungenheilstätten um 250 Gramm Fletsch oder Speck und 250 Gramm Fett wöchentlich erhöht werden. Diese Verbesserung der Krankenernährung läßt sich zunächst nur für vier Wochen sicherstellen, soll aber bet genügender Ent wicklung der Einfuhr dauernd durchgesührt werden. reren Stellen völlig undiszipliniert, so besonder» vor Tebreczin. Unter solchen Umständen wurde Debrecztn im Laufe der Nacht geräumt. Ein Ultimatum der Neutralen an Ungarn Bereits feit längerer Zeit finden Konferenzen der Wiener diplomatischen Vertreter des neutralen Auslandes statt, die die Wahrung der vermögen», rechtlichen Interessen der Angehörigen der neutralen Staaten in Ungarn zum Gegenstände haben. In Ver bindung damit fanden auch Besprechungen der Ver treter der Ententestaaten statt, die der gleichen An gelegenheit galten. Diese Konferenzen sind jetzt zum Abschluß gelangt und ist eine Einigung dahin er zielt worden, daß an die ungarische Näteregierung ein Ultimatum gerichtet wird, welches die Aufforde rung enthält, bestimmte Garantien für die Sicher heit des in Ungarn investierten Kapitals der An gehörigen der neutralen und der Ententestaaten zu dteten. Tie Budapester Näteregierung vor dem Zusammenbruch. Die kommunistische Negierung dürste in kürze ster Zeit erledigt sein, da ihr alle Hilfsquellen man geln. Tie Lösung der ungarischen Krise wird vermut lich die sein, daß die jetzige Regierung zurücktritt, und ein sozialistisches Ministerium oder ein Kooi^ litionSministerium die Führung des Landes über nimmt. Wie der Vertreter des Hollandsch NieuwS- bureauS erfährt, ist der in Wien weilende Gras Ba- thiany von der Entente als der kommende Minister präsident für Ungarn ausersehen. Die Adriafrage. Orlando befragt das italienische Parlament. Ter italienische Ministerpräsident hat seine Dro hung, Paris zu verlassen, wahr gemacht. Am Don nerstag abend ist Orlando, wie die Telegraphen-Union meldet, nach Nom abgefahren, wo er eine Stellung nahme der Kammer in der Streitfrage der italienr- fchen Adriafvrderungen herbeiführen wird. Vor der Abreise Orlandos hatten dieser und Sonnino aber mals eine Zusammenkunft mit Wilson, Lloyd George und Clemenceau. Alle Teilnehmer an dieser Bespre chung zeigten das- größte Verlangen, zu einer Eini gung zu romM<M7 Llohv Mörgs^ und ClemenceaE sprachen die Hoffnung aus, daß das italienische Par lament ebenso bemüht sein werde, diese Einigung herbeizuführen. Die Aussichten hierfür sind jedoch nicht gerade günstig. Am Donnerstag fanden irr Rom ungeheure Massendemonstrationen für die ita lienischen Adriaforderungen statt. Die italienische« Blätter aller Richtungen erklären einmütig, Orlan dos Programm sei das Minimum, um Italiens Sicher heit zn garantieren. Sie bezichtigen die Alliierten; der Untreue. Orlando kündigt ekne Gegenbotschaft an das italienisch» Volk an. Orlando äußerte einem Vertreter der HavaS- Agentur gegenüber u. a.: Die Erklärung des Herrn Wilson erfolgte unvermutet in dem Augenblick, wo wir einen letzten Versöhnungsversuch' unternahmen, dessen loyaler Charakter den Erfolg gewährleistet hätte. Unter solchen Bedingungen konnten wir nur den Ent schluß treffen, der nun erfolgt ist, d. h. auf eine fernere Mitwirkung auf der Konferenz zu verzichten, nachdem die Hoffnung einer freundschaftlichen Rege lung des italienischen Problems gegen uns war. Im übrigen, so fügt Orlando hinzu, werde ich meinerseits unseren Standpunkt in einer Botschaft dem italieni schen Volke darlegen. — Das amerikanische Presse büro veröffentlicht die Antwort Orlandos auf Wilsons Proklamation. Orlando sagt, die Proklama tion sei ein Versuch, das italienische Volk in einen Gegensatz zu seiner Regierung zu bringen. Wilson behandle die Italiener, als ob sie ein barbarisches Volt ohne eine demokratische Regierung seien. Der Kämpfe in Ungarn. Ter Vormarsch der Siidslawc« gegen Ungar«. Die Nachrichten aus Budapest lauten noch immer sehr widerspruchsvoll. Tie Tscheche» dementiere», daß sie die Demarkationslinie überschritten haben. Da gegen wird auf der Berliner südslawischen Gesandt DoWabstimrmmg oder nicht? Der Vorschlag, die zu erwartenden harten Frie- denSbedittgungc» der Entente nicht der Gutheißung der Reichsregierung und der. Nationalversammlung allein zu unterbreiten, sondern eine Volksabstimmung darüber herbetzuführen, ob Deutschland sich diesem GciMltfricden unterwerfen soll, hat, wie nicht anders z» erwarten war, eine geteilte Aufnahme gefunden. Diejenigen, die gegen die Volksabstimmung sind» sa ge», daß die Reichsregierung und die Nationalver sammlung die Verantwortung für das Wohl und Wehe von Deutschlands Zukunft haben und auch be halten müssen. Die Befürworter der Volksabstimmung meinen, daß jeder Deutsche sich darüber klar werden müsse, was ihm bevorsteht, wenn wir diesen harten Frieden bekommen, und daß er also mit seiner Person für die Entscheidung einstehen müsse. WaS soll nun werden? Tatsache ist, daß die Folgen dieselben sein wer den, ob nun das Votum über Annahme odex Ableh nung durch Negierung und Nationalversammlung oder durch eine Volksabstimmung erfolgt. Es handelt sich also nur um die Möglichkeit, ob daS Volk sich an ders ünßern könnte, wie Negierung und National versammlung, mit änderen Worten, daß es „Nein" sagen könnte, während die regierenden Gewalten in Weimar „Ja" sagen würden. Unseres Erachtens wäre es wohl richtiger gewesen, die Frage: Volksabstim mung oder nicht? erst dann zu stellen, wenn die Folgen jedes Votums damit verbunden hätten wer den können. Denn wen» das Volk „nein" sagt, so ist es doch damit nicht getan, sondern es muß die Konsequenz daraus gezogen werden. Nein können viele sagen: ob sie aber Lust haben, mit ihrem Blut und Gut dafür cinzustehen, ist etwas ande res. Tie Frauen würden überhaupt nicht imstande sein, mehr als ein moralisches Gewicht in die Wag- schale zn werfen. Also, ciuch wen» das Volk einen Gcwaltfriedcii ablehnt, kommt die Sache an Neichs- regierung und Nationalversammlung zurück, die als gcschlosscne Körperschaften die letzte Instanz bilden. Ten» mit den 40 Millionen Wählern kann der Geg ner unmöglich verhandeln. Und verhandelt muß schließlich doch wieder wer den, auch wenn jetzt „nein" gesagt wird. Es kann Wohl jemand sage», wir überlassen mit einer Ableh nung Des „ricVcuSvertrngcs dem Feinde zu tun, was er will, so kann das letztere doch nicht für immer gelten. Tann nird Ver Feind das deutsche Volk in irgend einer Wciic mürbe z» mache» suchen, und Wird cS nicht mürbe, so geht cs doch knput. Ohne Heer, ohne Lebensmittel, ohne Waffen, ohne Geld können wir nicht wieder Krieg führen. Und was aus Deutsch land werden wird, wen» die Gegner einrücken, das kann sich jeder selbst unter den heutigen Verhält nisse» sagen Wir können nur mit moralischen Waf fe» kämpfen, und darin müssen Negierung, Natio- iialversammlung uns Volk zusammenstehen. Daß ein Teil die Verantwortung dein anderen zuschieben will, ist unPraUi V;, weil cs teilen Eindruck macht, und darum nutzlos Findet sich die große Volksmehr heit darin nicht zu geschlossener. Einheit und die Negierung und Nationalversammlung nicht zur kraft vollen Führung zusammen, dann haben wir die Fol- AMP M Wchllltz FtliM, Dienstag den 29. April L919