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Ein Otaat, der feinen Verpflichtungen bricht, darf Mm dem Rat aus dem Völkerbund ausgeschlossen werden. Der Vertrag berührt die Kraft solcher internationalen Verpflichtungen nicht, welche, wie SchtedSverträge oder Ver einbarungen -wischen bestimmten Ländern, gleich der Monrve- Doktrin, die Sicherung der Aufrechterhaltung des Frieden» zum Gegenstand haben. Die ehemaligen deutschen Kolonien und Vic Gebiete des ottvmanischen Reiches werden im Intev- esse der Zivilisation durch dazu anSgewählte Staaten in der Eigenschaft als Mandatare veS Völkerbundes verwaltet, der seinerseits die allgemeine Oberaufsicht führen wird. Die Gliedstaaten übernehmen gewisse Verantwortlichkeiten mit Bezug ans ArdcitSbedingungen, Eingeborenenbehandlung Mädchenhandel, Opiumhandel, Waffenhandel mit nichtztvili- fierten und halbzivilifiertcn Ländern, Durchfuhr« und Han delsbedingungen, öffentliches Gesundheitswesen und die Vereine vom Roten Kreuz. Der Völkerbund wird anerkannt als zentrale Körperschaft, die sich zur Aufgabe setzt, im all gemeinen jede Art internationaler Tätigkeit gleichzuorvnen und zu unterstützen. Beschaffenheit der Auslands lebensmittel. Die in Rotterdam eingetroffenen ersten Lebens mittelsendungen, die durch die Entente geliefert wer den, werden nach einem Schlüssel verteilt, der die am meisten notleidenden Bedarfsgebiete, also die großen Städte und Industriegebiete, in erster Linie berück sichtigt. Ihre Belieferung wird je nach dem Eintreffen der Ware nacheinander erfolgen. Tie anderen Be zirke werden danach beliefert. Die Behörden werden sich die schnellste Verteilung der zur Verfügung ste henden Mengen angelegen ^sein lassen, doch muß da«' mit gerechnet werden, datz Verladung, Transport und Ausladung einige Zeit in Anspruch nimmt. Hinsichtlich der Beschaffenheit des gelieferten Schmalzes und der Kondensmilch haben die durch die geschäftlichen Vertreter der zuständigen NeichSeinfuhr- stelle vorgenommenen Untersuchungen dargetan, datz wir es — soweit dies aus Proben überhaupt festge stellt werden kann — mit durchaus guten und ge sunden Waren zu tun haben. In dem Gutachten über die Proben, die aus den verschiedenen Ladungen an Kondensmilch entnommen sind, heißt es: „Tas Aussehen der Tosen war sauber und blank mit ge fälliger Aufmachung, die Milch fett im Geschmack, ohne Verdickung und vollkommen gesund." Ein bedeutender Teil des Speisefetts wird in chinesischem Schmalz geliefert werden, das in Deutschland vor dem Kriege kaum gehandelt wurde. Es ist in der Farbe unansehnlich und schmeckt wegen dec in China üblichen Fütterung der Schweine mit Fischabfällen etwas tranig. Tie Annahme dieses Schmalzes konnte nach dem Wortlaut des Vertrages von Spaa nicht verweigert werden. Die Engländer haben jedoch erklärt, daß sie ihre Zivilbevölkerung während des letzten Krtegsjahres wesentlich mit die sem Schmalz versorgt hätten und datz es anstandslos genommen worden sei. Tie Ware ist jedenfalls als gesund anzusprechen. Als Brotaufstrich ist das Schmalz verwendbar, wenn es vorher mit Zwiebeln und Kartoffeln umgebraten wird. Tas wird in den einzelnen Haushaltungen geschehen können. Für Koch- und Backzwecke ist das chinesische Schmalz ohne wei teres zu verwenden. * Durch die Presse gehen vielfach Nachrichten, datz der Handel mit Zucker zu einem bestimmten Teil bereits frcigegeben sei. Tiefe Nachrichten sind un richtig. Tie Zuckcrwirtschaft wird im laufenden Wirt schaftsjahr in der bisherigen Weise unverändert wettergeführt. Offenbar gehen jene Mitteilungen auf mißverstandene Aeußerungen über die Gestaltung der Zuckerwtrtschaft im kommenden Jahre zurück. Bezüg lich dieser schweben allerdings Erwägungen, ob eS möglich ist, die Zuckerwtrtschaft freier zu gestalten. Liefe Erwägungen sind indessen noch nicht abge schlossen und können zu einem endgültigen Ergebnis überhaupt erst dann führen, wenn sich die Ernte des kommenden Jahres einigermaßen übersehen läßt. Sport und Verkehr. X Ta» Berliner SechS-Tage-Reunen im Sportpalast wurde am Freitag abenv ohne besonderes Interesse zu Ende gejahren. Sieger wurde das bekannte Paar Sal- dow-Techmer. AuS dem Kampf um den zweiten Platz gingen das Paar Lorenz-Sawall vor Lewanosf-Pawke und Krupkat-Stcllbrink als Sieger hervor. Insgesamt wurden 3476,900 Kilometer gefahren, rund 100!) Kilometer weni ger, als der Berliner Rekord beträgt. Aus Stadt und Land. " TaS neugewähltc Berliner Studentenparlament trat am Sonnabend nachmittag in der Aula der Universität — im wundervollen Bibliotheksbau des Schlosses am Opernhaus — zum ersten Male zusam men. Ter Rektor der Universität Geh. Nat Seeberg hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen „lieben Kommilitonen" die Wünsche des Lehrkörpers und seine eigenen zu überbringen; auch das Kultusministerium hatte einen Vertreter entsandt. Geheimrat Seeberg gab seiner Genugtuung Ausdruck, datz die Studenten schaft sich zusammengefunden hat, um in einer neuen Zeit neue Wege zu finden. Niemand von uns Leh rern, meinte er, ist so verbohrt, zu glauben, datz alle Tinge auf dem alten Fleck bleiben müßten. Kei ner denkt daran, die Studierenden an ein festes Reglement zu ketten, aber an der edelsten Institu tion, der Universität, gelte es zu arbeiten. Eine Osicrjpcnde Italien» für Wie». Tas ita lienische Ernährungsamt in Nom hat für die ärme ren Bevölkerungsschichten eine Osierspende in Form einer großen ReiSseuduug gewidmet. Ein Neisquan tum von 400 Tonnen, das ist 400 000 Kilogramm, wurde für diesen Zweck bereitgestellt. Ter NeiS soll nur unter den minder bemittelten BevölkerunaSschjch- ten Wiens zur Verteilung gelangen. Es dürften ungefüge 800 000 Personen i i Betracht kommen, so datz a >f den Kops je ein halbes Kilogramm Reis entfallen wird. Tie Ausgabe des Reises wird in der Osterwoche erfolgen. " Gearn di« witven Ltraßenhändler wurde dieser Lage in Berlin wieder mit vielen Streifen vora«- aangen. Diesmal schritt nicht die Kriminalpolizei, ! sondern da» Regiment Alexander und uniformierte > Schutzleute der benachbarten Reviere ein. E» wur» ! den ungefähr 18 Spielhalter und 80 wild« Stra- ' tzenhändler festgenommen und nach dem Polizeipräsi ¬ dium gebracht. Bet den verhafteten Straßenhänd- lern fand man allerlei Diebesgut, da» beschlagnahmt wurde. Unter den Angehaltenen befanden sich auch diesmal wieder verhältnismäßig viele schwer vorbe strafte Menschen. — La-aretikranke ohne Pflege. Das Sanitätsper sonal des Ncserve-Garnison-LazarettS l in Berlin hat wegen der durch krtegSmtnistertelle Verfügung an- geordneten Herabsetzung des Löhnungssatzes für Sa nitätssoldaten und Militärkrankenwärter die Arbeit eingestellt Tie Leute behaupten, mit der gegenwär tigen Löhnung, die dem Friedenssatz entspricht, und freien Verpflegung nicht auskommen zu können. Die ; Verwundeten und Kranken sind daher jetzt ohne ; jede Pflege > ' TaS älteste Regiment der Preußischen Armee, das Grenadterregiment, König Friedrich der Große (3 Ostpreutz.) Nr. 4, das in wenigen Jahren (1926) l sein 300 jähriges Bestehen erleben sollte, hört auf zu sein ! " Tie Grippe, auch Influenza und in neuester Zeit spanische Krankheit genannt, greift wieder um sich. Auch Wilson hat dieser Tage an sie glauben > müssen, so datz er einigen Sitzungen des ViererratS fernblteb Diese insbesondere im Frühjahr und im , Herbste auftretende Infektionskrankheit ist als Ept- ! demie^zuerst im Jahre 1387 sestgestellt worden; die letztens großen Grippe-Epidemien waren 1874—7S» 1889-90 und 1917-18. Ter Erreger der Grippe ist ein durch Dr. Richard Pfeiffer, einem Assistenten Ro bert Kochs, 1892 entdecktes winziges, im Auswurf der Kranken vorkommcndeS Stäbchen. Durch Heber- tragung ist die Grippe ansteckend. Die Sterblichkeit beträgt 0,5—1 Proz. Am häufigsten ist die katarrha lische Form mit Halsentzündung, Bronchialkatarrh und Schnupfen und meist in Verbindung mit ihr die nervöse Form mit Kopfschmerz, Schwindel und Auf- regungSzuständen. Außerdem unterscheidet man eine mit Erbrechen und Durchfall verbundene Art Form der Grippe. Das Fieber ist oft sehr hoch: selten fehlen Gliederschmerzen; meist besteht große Mattig keit. Oft hat die Grippe Lungenentzündung und Herzerkrankungen zur Folge. Spezifische Mittel ge- gen die Grippe gibt es nicht. Toch sind fiebernteder- schlagende Pulver von guter Wirkung. Vor Jahren sollte es einem englischen Gelehrten gelungen sein, ein Jmpfmittel gegen die Influenza herzustellen. Lei der hat sich diese Nachricht nicht bewahrheitet. Wer diese heimtückische Krankheit einmal durchgemacht hat, mutz dies schmerzlich bedauern, weil damit auch die Hoffnung sich verringerte, datz auch gegen den lie ben Schnupfen ein Allheilmittel gefunden wird. Ein solche« würde, was zumal den chronischen Schnupfen betrifft, für viele ein wahrer Segen sein. * Munitionsschmuggel. Bet der Turchsuchung eines Wagens des polnischen Pfarrers Thomas bei Strasburg (Westpreußen) durch eine Patrouille des Grenzschutzes wurden 10 000 Schuß Jnfaistcriemuni- tion und 500 Schutz Browningmunition gefunden. Tiefe Munition sollte nach Polen geschafft werden. ES wurden acht Personen verhaftet. * Ein Panzcrautomobil gegen das Räubcnm» wesen. Zur Bekämpfung des Verbrechertums in Groß? Berlin hat der Magistrat Charlottenburg eine sehr nachahmenswerte Einrichtung getroffen. Er hat ein Panzerautomobil bereitgestellt, das zehn Cicherheits- beamte, die scharf bewaffnet sind, aufnehmen kann. Dieses Schutzautomobil steht im Bereiche der Stadt Charlottenburg im Polizeipräsidium Tag'und Nacht bereit und fährt auf jeden Hilferuf sofort aus. ' Der Fürst von Thurn und TaxiS der Stadt Regensburg 100 000 M. zur Verbilligung der Lebensmittel für Minderbemittelte aus den Lieferungen der Kntenttz zur Verfügung gestellt. * Zur Leipziger Frühjahrsmesse vom 27. Abril 3. Mai haben sich bis heute 7200 Aussteller firme: meldet. * Die Auktion im Berliner Marstall hat als Gesamt-, resultat einen Betrag von 200 000 Mark ergeben. " Zwischen Hull (England) und Dänemark, Holland und Rußland andererseits wird binnen kurzem ein englischer Lujtdienst eingerichtet werben. " Infolge eines Streiks der Stettiner FriedhofSarbeiter mußte bereits eine Anzahl von Beerdigungen unterbleiben. - Auf Zeche „Shamrock 1 und 2" bei Bochum ist ein unterirdischer Grubenbrand ausgebrochen, dessen Eindäm mung infolge des Streiks der Belegschaften bisher nicht ' möglich war. * In Leipzig wurde der Kaufmann Adolf Friedrich Böhme, der sich viel mit Schleichhandel befaßte, ermordet aufgefunden. ES liegt Raubmord vor. * Die Darmstädter Schauspieler drohen, sofort in den Streik zu treten, falls der Intendant Dr. Kraedzer nicht freiwillig zurücktretc. tk. Ter Betou-Ba« bei Häusern nsw. hat sich bislang immer vollzogen durch Einschütten großer Beton-Massen in Holz- oder Blechformen, deren In« nenraum den Naum des zu bauenden Mauerwerkes genauer darstellte Ein Betonbau erforderte somit die Herstellung einer größeren Form, was bei Nor« malkonstrukiion nicht gerade unbequem, bet indivi duellen Bauten jedoch recht kostspielig war Um diese Nachteile zu beheben, hat man, nach der Wochen schrift „Ter Motorenmarkt", Berlin W 66, in Amerika den Betonstcin geschaffen, der als Eisenbetonstein von Eisen durchzogen ist, die an den beiden Enden ge bogen in einer Ocffnung liegen. Beim Aufbau wird ein für die Verbindung besonders geformtes Eisen in die Enden dieser durch den Stein laufenden Eisen eingesetzt, sestgeschlagen und mit frischer Betonmasse ausgesüllt und mit Zementmörtel verputzt. — Wie gesagt: in Amerika experimentiert man damit, ob stchS bewähren wird, steht noch dahin Bunte Steine. — — — Auf den im Betrieb befindlichen Strecken Berlin—Wei mar, Berlin—Leipzig und Berlin—Hamburg de» von der Reichspostverwaltung eingerichteten Luftpost dien st eH find im Monat März insgesamt 278 Postflüge ausgeführt worden, dies bedeutet gegenüber dem Monat Februar ein» Zunahme um 1S8 Flüü«, j MM iMkiiMÄUAWU^ Von A. Htttdmf. (S. Aortfetzungj. „Wir wollen sehen," sagte Kommissar Markmann. Er wandte sich an seinen Freund: »Bitte, lasse den Diener telephonisch ein Automobil herbei rufen, wir wollen mit diesem Herrn zur Polizei fahren. Schulten war totenblaß. Er gehorchte fast wankend, so furchtbar fühlte er sich erschüttert. Er hätte gern noch mit dem Freunde näher reden, ihn fragen mögen, ob er denn wirklich die genügenden Be weise zu einer säst unglaublich klingenden Beschuldigung Habe- Allein, eS blieb ihm keine Zeit dazu. Gleich darauf hielt das Automobil vor dem Hause. Der Kommissar stieg mit seinem Gefangenen ein. ,Jn eingen Stunden wirst du aus der Polizei mein»; Beweise erhalten,- sagte er. Dann fuhr daS Automobil davon. Schulten aber begann sich in höchster Aufregung nach! Hause. Drei Stunden später betraten die beiden Bank direktoren die Polizei, wohin Kommissar Markmann st« hatte bitten lassen. Der Kommissar trat ihnen an der, Seite des Polizeichefs entgegen. „Wir haben Wieland gefunden,* sagte er ernst. In einem Seitengemach lag eine mit Tüchern ver hüllte Gestalt. Es war der, den man so lange vergeblich in allen Weltteilen gesucht hatte. In seiner Stirn fand sich eine Schußwunde. Sonst waren seine Züge noch erkennbar. „In dem Kellergewölbe FricksenS hat sich die Leich« wenig zersetzt,* sagte der Kommissar, „erkennen Sie diesen Toten als Ihren Kassierer Wieland?* In tiefster Bewegung mußten dies die beiden Direk toren bestätigen. „So brauchen wir nicht länger nach ihm zu suchen,* sagte der Kommissar ernst. Erst als sich die beiden Herren in der nüchternen Amtsstube der Polizei befanden, vermochten sie, einiger maßen ihre Fassung wtederzugewinnen. „Auf ein? solche Lösung wäre ich niemals vorbereitet gewesen," sagte Direktor Rosner, dem Kommissar die Hand entgegenstreckend, „Herr Kommissar, wie sehr hohen wir Ihnen zu danken. Was wochenlang« Bemühungen «licht zu Stande brachten, entdeckten Sie an einem einzigen Tage. Und anfangs setzte ich sogar keine Hoffnung auf Ihre Tätigkeit — ich muß Sie jetzt wirklich deswegen um Verzeihung bitten.* „Kein Wort mehr darüber,* entgegnete Kommissar Markmann lächelnd. „Es bedarf wirklich weder des Dan kes, noch der Entschuldigung. Es war so einfach, da» Verschwinden Wielands aufzuklären, daß ich nur wünschte, alle Rätsel in meiner Tätigkeit wären ebenso leicht zu lösen.* „Einfach?* wiederholten die beiden Direktoren in aufrichtigem Staunen. Daun bat Direktor Schulten: „Nein, Freund Markmann, und wenn ich mich der Frei- Heilsberaubung schuldig machen sollte, ich lasse dich nicht eher gehen, als bis du mir erklärst, auf welche Weise du das Rätsel von Wielands Verschwinden löstest." „Nun gut," erwiderte Kommissar Markmann, „ich muß dann vor allem noch einmal damit beginnen, daß ich jeden kriminalistischen Fall stets von der Wurzel betrachte. — Als du, Freund Schulten, mich in deinem Briefe von dem Sachverhalt unterrichtetest, handelte es sich für mich vor allem darum, alle handelnden Personen unseres Falles genau kennen zu lernen. Die bestanden erstens in dir, lieber Freund, der du Wieland empfohlen hattest, zweitens in dem verschwundenen Wieland selbst Und zuletzt in dem Kaufmann Fricksen, der von asieh Menschen Wielanv zuletzt gesehen hatte. Dich, lieber Freund, kannte ich aus unserer Studen tenzeit gut genug, um zu wissen, daß du eigentlich eine recht gute, instinktive Menschenkenntnis besitzest. Es er schien mir also ziemlich wunderbar, daß du dich in deinem Vertrauen zu Wieland so gründlich getäuscht haben solltest. Doch war es j. doch immerhin möglich, da wir alle dem Irrtum unterworfen sind. Nun kam ich zu Wieland selbst. Ich hatte mir sogleich telegraphisch möglichst genaue Aus kunft über sein Vorleben erbeten, und was ich daraufhin hörte, war in jeder Beziehung gut. Allerdings hatte er Bankerott gemacht, aber eigentlich nur, weil er eS ver schmäht hatte, sich durch unredliche, wenn auch schwer straf bare geschäftliche Manipulationen zu halten." Inzwischen erhielt ich auch Nachricht über Fricksen. Er hatte, in früheren Jahren, ehe er sein Maklergeschäft übernahm, in einer weilentfernten Stadt, zu hohen Wu cherzinsen Gelder verliehen, allerdings so schlau, daß er gerichtlich deswegen nie zu fassen war. Bei der Eintrei bung solcher Gelder war er stets so erbarmungslos vor gegangen, daß sich mehrere seiner Opfer deswegen erschos- sen hatten. In letzter Zeit sollte er durch unglückliche Spekulationen Verluste erlitten haben. Dies war der Mann, der Wieland zuletzt lebend gesehen hatte. Run handelte es sich für mich darum, hier an Ort und Stelle noch mehr über Wieland und Fricksen zu er fahren. Als ich Wielands Frau gegenüberstand, sagte mir der Helfer, auf den ich viel bei Lösung meiner Fälle gebe — meine Urteilskraft — daß diese Frau nicht heuchelte und log, sondern eben so wenig von dem Aufenthalt ihres Mannes wußte, als wir. Sie selbst aber wies mich ja an einen Zeugen, der die guten Eigenschaften ihres Man nes bestätigen zu können schien — an den Bettler, dem er nie vergessen hatte, ein Almosen zu geben." Diesen Zeugen wollte ich hören. Ich erhielt durch ihn nicht nur bestätigt, daß Wieland nie vergessen habe, ihm ein Almosen zu geben, sondern daß er das Haus Frickscns bis zwei Uhr Mittags — denn so lange hatte der Blinde aus seine Rückkehr gewartet — nicht wieder verlassen hatte. Daß der Blinde sich darin nicht getäuscht hatte, unterlag für mich keinem Zweifel, denn ich habe oft genug erfahren, wie überraschend sei« das Gehör der Blinden unterscheiden kann. Hottsatzung solgt