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-KM M WHrch-IKM-. 88. Jahrgang Freitag den 14. Februar ISIS abends Nr 37 Soll WH Wir Wir Nur Luch wie un» selber beschwingen, eilen zusammen und schließen die Riih'n, wollen nicht hadetn noch klagen, treten in emsige Arbeit ein, einmal noch Iaht es uns sagen: - - tk. Noch kein Ende der Tienstbotenupt. An das AnHören der Kriegsindustrie und die Entlastung der NWnngsarbelterknnen und Granatendreheri.men war vielfach die Hoffnung geknüpft worden, daß damit die viel beklagte Tieustbotennot mit einem Schlage ihr Ende erreichen werde. Diese Hoffnungen sind, wie die jetzt vorliegenden amtlichen Berichte des Stati stischen Reichsamtes erkennen lassen, vollkommen hin- Mig. Nach der Statistik des weiblichen Arbeitsmarktes im Monat Dezember 1918 kannte die Nachfrage nach weiblichen Arbeitskräften In der Landwirtschaft und nach HanSPersonal bei weitem nicht gedeckt werden. Auch die in der Heimarbeit nachgewiesenen Der- dienktmöglichkesien wurden im allgemeinen abgelehnt. E« hat zwar eine ganz kleine Zunahme des An- iUnseren Gefangenen. Ihr Bi über in ferner Gefangenschaft Müßt lastende Fesseln noch Nagen. Noch ist eure rüstige Mannrskraft In eiserne Ketten geschlagen. Seid unverzagt! Unser Banner weht,' Wir haben zum Schwur un» erhoben. Zu der Freiheit, die un» am höchsten steht, Blicken wir auf und geloben: Wir werden nicht rasten und werden nicht ruh'n, Euch gilt unser Gruß, Euch gilt unser Tun. Vier lodernde Jahre gingen in» Land, Erfüllt von blutigem Harme, Euch trieb da» Schicksal mit tückischer Hand k Dem lauernden Feind iy die Arme. Nun soll die Welt an den Aufbau gehn, Doch den Wall Eurer Knechtschaft zerstören. Nicht erst beim Frieden ein Wiedersehn! Wir woll'n Euch schon heute und schwören: Wir werden nicht rastm und werden nicht ruh'n, Euch gilt unser Gruß, Euch gilt unser Tun. Selbst als der Krieg am heftigsten war Und Hunderttausend« fielen, Da ließ sich, nach schweren Verhandlungen zwar, Ein langsamer Austausch erzielen. Und nun soll auch dieser am Ende sein, Soll Zweck und Wirkung verfehlen? Wir rufen „Nein" und abermals „nein" Und schwören au» brennenden Kehlen: Wir werden nicht rasten und werden nicht ruh'n, Euch gilt unser Gruß, Euch gilt unser Tun. Euch Wackeren Hinterm Stacheldraht Gilt all unser Denken und Ringen, Die Au« sicht, daß baldige Freiheit naht, Wir werden nicht rasten und «erden nicht ruh'n, Euch gilt unser Gruß, Tuch gilt unser Tun. « Heinrich Minden, Dresden. Scherz und Ernst. tk. Wie man die Wohnungsnot in Petersburg be seitigt. Wie man in Petersburg unter der Herrschaft der Bolschewik! in einfacher Weise die Wohnungsfrage „löste", geht aus folgender Schilderung eines Augen zeugen hervor: In jedem Hause wurde ein „Komitee der Ar men" gebildet. Selbstverständlich waren die DwornikS und Pförtner der Häuser Mitglieder dieser Komitees, zu denen im übrigen Elemente gehören, die mit Freude diese neue Gelegenheit benutzten, die so sehr gehasste Bourgeoisie zu quälen. Besonders die gro ßen, Prachtvoll eingerichteten Wohnungen wurden Schauplätze wildester Zerstörungswut. Dort quartier ten sich Soldaten der Roten Armee ein, denen es mühelos gelang, binnen wenigen Tagen die schönste Wohnung in einen — Verzeihung für das hart« Wort — Schweinestall zu verwandeln. Alle Kunstgegenstände, wie Vasen, Bronzen usw. wurden zerschlagen, die kostbaren Mhbel als Heiz material verwendet, Vorhänge dienten als Taschen tücher, Gemälde wurden roh zerschnitten. Ueberall lagen Zigarettenstummel herum, wobei es als beson ders guter Scherz galt, die brennenden Zigaretten an kostbaren Gemälden auSzudrücken: das in Sar- dtncnbüchsen zurückgebliebene Oel wurde mit Vorliebe auf die Setdenbezüge der Möbel gegossen. Auch einfachere Wohnungen blieben nicht ver schont. In den Zwei- bis Dreizimmerwohnungen quar tierten sich ganze Arbeiterfamilien ein, die natürlich auch hier alles, was nur irgendwie von Wert für den Besitzer sein konnte, in sinnloser Weise zerstör ten. Nicht nur die rohe, ungebildete Masse fröhnt so ihrer Vernichtungswut, sondern auch die bolsche wistische Beamtenschaft. Wer Widerstand versucht, wird verhaftet und sein Besig einaezvgen. ES ist auch vorgekommen, daß der Betreffende kurzerhand er- n wurde. In der Zwischenzeit haben sich die Verhältnisse nicht im geringsten gebessert. Im Gegenteil: die ho hen Sätze der Erwerbslosenfürsorge und die Unmög lichkeit, die arbeitsscheuen Frauen und Mädchen in ! hauswirtschaftliche Stellungen zu bringen, hat den Dtenstbotenmangel eher gefördert als vermindert. > tt. «in „politischer Geburtstag «uv fein- Folgen. ^Der französische Administrator des Kreises Zell macht -folgende» bekannt: „Eine gewisse Anzahl Beamten haben sich tn Zell versammelt, um einen politischen Geburtstag zu feiern, und haben dabei Lärm gemacht und auch mehr ge trunken, als nötig gewesen wäre. Aus diese Art haben , sie gegen die französischen Bestimmungen, die jede Versammlung ohne Erlaubnis der französischen Ver- waltung verbieten, gehandelt. Infolgedessen werden sie alle ihrer Verantwortlichkeit gemäß bestraft werden. ES ist eine Schande, zu sehen, daß, wenn die Bevölkerung'ganz und gar korrekt ist, diejenigen, die für die Ordnung sorgen sollen, ein Beispiel der Ungehor- samkett gegen die französischen Bestimmungen geben." tt. Den Polen gefällt e» in Deutschland. Das General-Konfulat der polnischen Republik veröffent licht eine Bekanntmachung über den Rücktransport der -polnischen Arbeiter und weist darauf hin, daß jedem Arbeiter, auch wenn sonstig« vertragliche Bindungen vorlteaen, die sofortige Rückreise nach Polen erlaubt ist. ES wird aber darauf aufmerksam gemacht, daß e» sich empfiehlt, daß ein Teil der Arbeiter vorläufig noch infolge der Arbeitslosigkeit in Polen in Deutsch, land bleibt. Es heißt hierüber in der Verordnung: i „Angesichts der beschwerlichen Reise, de» mißlichen i Zustandes Polen», das leider nicht allen zugleich Arbeit geben tann, rät bas Konsulat, und es rät herzlich, daß zuerst die älteren Leute nach Hause fahren, die eigenen Grund und Boden oder Familie Huben. Die jenigen Arbeiter, die keine Familie und kein Eigentum besitzen, würden vernünftig handeln, wenn sie vor- läufig noch in Deutschland blieben." Für die Arbeiter, die noch in Deutschland bleiben wollen, wird im Einverständnis mit dem polnischen Konsulat leitens der deutschen Regierung ein Kontrakt § ausgearbeitet werden, in dem Löhnung und Deputat erhöht werden und das Konsulat das Reckt erhält, sich der in Deutschland zurückgebliebenen Arbeiter an- Hunehmen. Unterzeichnet ist die Verordnung: „Ge^ > neral-Konsulat der polnischen Republik." tk Der fremde Offizier, der «ntchlutz suckt. In einer Berliner Zeitung findet sich folgende Anzeige: „Fremder Offizier wünscht Bekanntsch. m reich., jungem, schönen Mädch. zwisch. 18 u. 23 Jahren. — Ich bin 34 Jahre alt, 1,66 groß, habe hier ein offizielles Kommando und spreche gut deutsch. Zu schriften mit Photographie u. ausführlichen Anga ben der Familienverhältntsse erbeten an usw." — Ob der fremde Offizier Glück haben wird bei den „reichen, schönen, jungen Mädchen" Berlins? ES ist Hu fürchten. -1.. - . tk. Ter höchste Mann Weimars gestorben. In den Tagen des Einzuges der deutschen Nationalver sammlung in Weimar ist der höchstgestellte Mann Jlm-AthenS, der Hoftürmer Ftnkernagel, gestorben, nachdem er ein Menschenalter lang auf seiner hohen Warte gehaust hat. Vor etwa 50 Jahren war däS Amt eines Türmers, deren Weimar zwei besaß, noch ein verantwortungsvolles. Bei FeuerSauSbruch in der Stadt mußte er den Glockenstrang ziehen und Sturm läuten, was sich in bestimmten Pausen, je nach Aus breitung und Dauer des Feuers, wiederholte; außer dem zeigre eine auSgesteckte Fahne, neben der nachts eine brennende Laterne hing, an einer der vier Seiten des Turmes an, in welcher Richtung das Feuer zu suchen war. Diesen Dienst hat der Verstorbene stets getreu getan, wie ihm auch seine Kirchenvorgesetzten bestä tigt haben. Das Ehepaar Ftnkernagel war in der Stadt allbekannt. Nachdem erst kürzlich die Frau gestorben ist, hat der Tod auch den Mann ereilt und von seiner schwindelnden Höhe herabgeholt, da mit ein kleines Kapitel Ortsgeschichte abschließend, das durch die modernen Fortschritte, die auch die Tür mer entbehrlich machten, längst schon der Vergangen heit angehörte. ..... - ... " Selbstmord eines Künstler». Selbstmord durch Erschießen verübte im Alter von 55 Jahren der Musikdirektor Schulz-Merkel aus Liegnitz, Organist der Liebfrauen-Kirche und Vorsitzender der Liegnltzer Orts- gruppe der Deutschen Gesellschaft für künstlerische Bolkserziehung. Die Ursache des Selbstmorde» ist un bekannt. tk. Helf, was helfen mag! Dem demokratischen Wiener „Abend", dem übelsten Sensationsblatte der Donaustadt, wird von der Kollegenschaft nackgewie sen, daß er sich weiße Zensurflecke selbst beibringt, um sich als „Opfer der preßpolizeilichen Willkür" hinznstellen und damit Aufsehen zu erregen. Das „Deutsche Volksblatt" bemerkt dazu: „Die Redaktion hat sich diesen Weißen Fleck selbst verord net, so wie eS manchmal bei grünen studierenden Jungen Vorkommen soll, die sich sanft mit dem Rasiermesser die Wange ri':en, um sich der Herzaller liebsten gegenüber durch Schmisse Interessant zu ma chen. Der „Abend" hat sich selbst beschnitten und damit, um der lieben Reklame willen, jedenfall» einen neuen Rekord in der modernen journalistischen „Mache" aufgestellt. Höber geht's wirklich nimmer, das war bisher nach nicht daqewesen. Ben Akiba ist übertrumpft, aber der „Abend" zugleich vor aller Welt lächerlich gemacht." " KeTsereMosion in Schien. Auf dem MayraW schacht bet Waldenburg in Schlesien der schlesisches Kohlen- und Kokswerke erfolgte Montag abend, «t» das „Neue Waldenburger Tageblatt" aus GotteShyqG meldet, au» bisher unaufgeklärter Ursache eine KeffeM exploston, der acht Menschenleben zum Opfer fielM Unter den Getöteten befindet sich auch der diensttuen-*' Maschinensteiger. Fünf der Getöteten sind verheiratet. " Pocken in Berlin. In der Mtrbachstr. VS in Berlin erkrankten die Ehefrau des Sattler» MW- czyks, der bei der Straßenbahn beschäftigt ist, und ihre beiden Kinder, Söhne von 4 und 7 Jahren. Hb, eS sich um ein Uebergretsen der Krankheit von Mu- kölln her handelt, läßt sich noch nicht sagen. Fran Mloczhk hat früher schon zweimal an Pocken E litten. * Bon ver Ankerkurbel erschlage». In Previl nitz wurde der Schisser Nitze aus Göhlsdorf, als «r an der Ankerwinde zu tun hatte, von der Kurbel an den Kopf getroffen. Der Schwerverletzte starb im Ra* thenower Krankenhaus bald nach seiner Einlieferung. — Raubmord an einem Gastwirtsehepaar. Kn Spardorf bei Erlangen wurden der Gastwirt Krank und seine Frau von einem zwanzigjährigen Bur schen erschossen. Es liegt Raubmord vor. Der LS» ter entkam. Rote Rose». HvnnMtz Wär nicht imstande, zu antworten. Ihm war zumute, als wenn ihm die Sonne genommen werden folsie und er im ewigen Dunkel zurück bleiben müßte. Er wurde sehr blaß, und seine Zähne bisse» sich auf einander. Der Gedanke, daß Josta jetzt Rom berg verlassen würde, brachte ihn fast zur Verzweif lung, und er metinte, er müsse jetzt ctwaS ganz Un sinniges tun, um sie zu halten. , Josta achtete auf nichts. Sie eilte tn ihre Zimm-r, UM sich ^reisefertig zu machen. Auch Graf Rainer zog sich zurück, um noch einige« Mit Heilman» zu besprechen. So saßen sich Gräfin Gerlinde und Graf Henning plötzlich allein gegenüber. Sie sprachen beide nicht. Erst nach einer langen Weile sagte die Gräfin, al« wollte sie sich selbst ermutigen: „ES kann ja nur wenige Tage ausmachen, Vetter, so langst werden wir wohl miteinander auskommen." Graf Henning schrak aus seinen Gedanken auf, fay sie mit starren Augen wie geistesabwesend an und ging, eine Entschuldigung murmelnd, schnell an« dem Zimmer. . - .Wenn ich FostaS so sicher wäre, m>ie seiner -- Vann würde mir diese Trennung nichts ausmachen," dachte sie. — , Zwei Stunden später reiste Graf Ratner mit seiner Gattin ab. Graf Henning und Gräfin Gerlinde faßen sich beim Diner allein gegenüber und sprachen nur wenig« gleichgültige Worte miteinander. Gleich nach Tisch entschuldigte sich Henning miW Kopfweh und zog sich in seine Zimmer nu OstflügeT j zurück. Er hatte nur mit Mühe einige Bissen essW; können. Der Hais war ihm wie zuqeschnürt. § H Gräfin Gerlinde fand die Gelegenheit günfttyM einmal wieder das Geheimfach zu revidieren. LanaW j tarn schritt sie nach Jostas Gemächern hinüber und^ betrat bald mit ihren leisen, gleitenden Schritten dach' Boudoir. Wieder, wie so oft schon, öffnete sie dach Fach und starrte hinein — es war leer, ganz leer. § Aergerlich biß sich Gerlinde auf die Lippen, und ihre Augen bohrten sich ties auf das verschlossen«! Fach, wo sie Jostas Tagebuch wußte. Wenn sie e« doch hätte öffnen können! Seufzend drückte sie da» Geheimfach wieder zu. Es schnappte mit dem feinen, springenden Geräusch der Feder wieder ein. In dem selben Moment trat plötzlich Graf Henning unter der, Portiere hervor, die das Gemach von dem Neben zimmer schied. Die Sehnsucht hatte ihn hierher ge trieben. Er wollte wenigstens die Lust atmen, die Josta sonst umgab. Ahnungslos, daß sich Gerlinde hier befand, war er eingetreten. Nun sah er, daß diese sich an Jostas Schreibtisch , zu schaffen machte, wenn er auch nicht mehr das i «offene Fach gesehen hatte. Zugleich war es ihm mehr i als unangenehm, daß er von ihr in Jostas Zimmer» getroffen wurde. Gräfin Gerlinde hatte ebenfalls einen Moment ihre Fassung verloren. Sie wußte nicht, ob Henniqg gesehen hatte, daß sie das Fach geöffnet hatte. Einen Moment standen sie sich sprachlos gegenüber. Die Gräfin faßte sich indes zuerst. „Nun, Vetter, ist das Kopfweh besser? Ich suche hier nach einem Buch, das wir, Josta und ich, gemein sam zu lesen begonnen hatten. In der BivliothÄ sand ich es nicht. Ich dachte nun, Josta habe eS mit herüber in ihr Zimmer genommen. Leider finde ich es nicht." So sagte sie scheinbar unbefangen. Graf Henning empfand, trotz seiner eigenen Befangenheit, wieder ein mal starkes Mißtrauen gegen die Gräfin. Wenn er auch nicht wußte, was sie hier am Schreibtisch gesucht hatte >— daß ihre Anwesenheit hier nicht so harmlo« war, als sie glauben macken wollte, hatte ihm ihr Erschrecken verraten. Er beschloß, Josta zu warnen. Irgend «ine Erklärung für sein Eindringen tn ihr Zimmer würde sich ja für ihn finden lassen. „Darf ich dir helfen, das Buch zu suchen? «t»S» leicht ist «» dock tn d«» Bibliotlwk " gebotS von HanSPersonal gegenüber dem Vorjahre j stattgefnnden, aber dies Angebot bleibt noch immer weit hinter dem Bedarf znrück. Auf 100 offene Stellen kamen nach den Berichten der öffentlichen Nachweise im Dezember 1918 59 ArbeitSgesuche ge- «n 42 im Dezember 1917. ,