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Dresdner Journal : 17.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189009175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-17
-
Monat
1890-09
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 17.09.1890
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O216 Mittwoch, den 17. September, abends. 189V Vrs,ä»v ^isrt«lM»rUol> 2 K»rK »0 kk, d«1 ä«o L»i»«rt. 6siit»<:N-o ko«t»i»,t»lt«» vi«rt«l- jLKrliek S »u«srl»»Id äs» äeut»cdsv LsioK« tritt koit- uo<i 8tewp6lm»cM»8 Nii»». 8ior«Io» Huwn»«rn: 10 ?k. ^Lkvaälixanxsxedailr«»» kür a«v 8»UII» siosr ^«»p»it«i>ev ^lsü»« kvNrikt >0 kk. Dotvr ,,Lu»8««»nctt" . - KO kk. ö«i Hdsttsu - uvck ^itksrvs»tr sntspr. /. - »S Lr»ed«to«ur IN^UoN mit ^a,L»tulls 6«r 8ovo- a. k«ort»8* »dc k«ru»pr»oN ^L»ot»Iu»i: Ur. 1L-K. DresdnerHmrnal. Für öle GesamUettung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Aunstaeschichte. ro» L»KS»61x»i,xeo »oenRrlir YstM»: n Lrancirtettrr, Lommi»«ioi»Lr ckss Oresckver ^ourv»I»; L«»d»r- SsrU» Vis» K»»«l »r,,!«» knmttarl ». ».! //ao«rnÄ»n F ^vAirr,' L«rU» Vt«u-L»->ditr, kr«» L«ip»j» -rr»oU»rt ». N.-»Locd,L: .Vo««,' K»rt» l^LäoQ K«rU» kr»uttart ». N : Da«-« F Oo, LsrUo: ^nvattckenckant, Lr«»I„: ^i»! Xa^atk,' Lmmovr: S<M«ier, N»U« ». ».: Laret <L Oo Nerollsxvdorr Lüoi^I. Lrpsäitioo ö«, vr«äo«r ^our»»1». vrsiäeu, 2viQ^sr»tr. 2V. ksrnsprsetr - Allsepjus»: Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 17. September. Se. Majestät der König nd heute Vormittag 1t) Uhr 30 Min. über Görlitz- iegnitz nach Börnchen in Schlesien gereist. Bekanntmachung. Nachdem sich der auf Grund von 8 38 des Ge setzes über die Berichtigung von Wasserläufen rc. vom 15. August 1855 wegen Berichtigung der Pleiße bei Deutzen von dem unteren Ende der Regis'er Durchstiche bis abwärts zu der Lob städter Mühle (mit theilweiser Regulirung des in die Pleiße einmündenden Eger grabens) zuletzt der Amtshauptmannschaft Borna ertheilte Auftrag erledigt hat, wird dies in Gemäß heit der angezogenen Gesetzesvorschrift hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 12. September 1890. Ministerium des Inner». v. Nostitz-Wallwitz. Kreher. Nichtamtlicher Teil. Kekgrcrphische Wachrichten. Wien, 17. Scptember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Blätter begrüßen die heutige Kaiserzusammen- kunft mit den sympathischsten Auslassungen. DaS offiziöse „Aremdentttatt" meint, die wiederholten Begegnungen bewiesen, daß daS deutsch-österreichi sche Bündnis in voller Kraft bestehe. Sydney,16. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Arbeitskongreß willigte ein, seinen Befehl an die Schafscherer zur Arbeitseinstellung aufznheden und fich aller aggressiven Schritte während 48 Stun- den zu enthalten und den Erfolg der Interven tion deS Maires von Sydney abzuwarten. Kairo, 16. September. (Tel. d. Dresdn Journ.) Da die Cholera in Massauah ausgebrochen ist und ihr Vorhandensein auch in Tokar befürchtet wird, ist der Handel auS den Häfen des Roten MeereS mit dem Inner n auf der Suakim Route gänzlich unterbrochen. Dresden, 17. September. Die Monarchenzusammenkunft in Schlesien. Schon seit mehreren Tagen weilt Kaiser Wilhelm in Begleitung seiner hohen Gemahlin in Schlesiens Hauptstadt, um den Manövern des 5. und 6 Armee corps beizuwohnen Lebhafter Jubel herrscht aus diesem Anlaß unter den biederen Schlesiern, die sich von jeher durch Treue und Hingebung zu ihrem an gestammten Herrscherhause rühmlichst ausgezeichnet haben und mit Stolz einen Monarchen in ihrer Mitte weilen sehen, dessen vornehmstes Bestreben es ist, die gedeihliche innere Entwickelung seines Landes zu för dern und seinen Unterthanen die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dieses Gefühl der Freude und Befriedigung, welches mit den Schlesiern die gesamte deutsche Nation teilt, wird heute noch sehr wesentlich verstärkt durch den Umstand, daß die beiden ältesten und treuesten Freunde und Verbündeten Kaiser Wil helms, Se. Majestät der Kaiser von Österreich und Se. Majestät der König von Sachsen, im Laufe des heutigen Nachmittags auf schlesischem Boden eintreffen, um als Gäste des deutschen Kaisers den Truppen- übungenmi^beizuwohnen. Feuilleton. König!. Hoftheater. — Am 16. September: „Götterdämmerung". Dritter Tag aus der Tri logie: „Der Ring des Nibelungen". Von Richard Wagner. Wiederum ist eine Vorführung des ganzen Nibe- lungen-Cyklus an unserer Hofbühne in künstlerisch ehrenvoller Art zu Ende gegangen, und gleich dem angestrengten Eifer aller Mitwirkenden hat sich hier bei auch die rege Teilnahme des Publikums von neuem bewährt, ja zum Teil sogar gesteigert. Es wäre so reizlos als verfehlt, heute noch dieses große Interesse weiter Kreise in seiner Ursache und Berechtigung wie in seinem Einfluß auf die musikalische Geschmacks richtung unserer Zeit mittelst kritischer Erwägung des Kunstwertes der Trilogie zu analysieren und auf seine voraussichtliche Haltbarkeit für die nächste Zukunft zu prüfen, denn das erstere würde lediglich zur Wieder- aabe oft und reichlich ausgesprochener, in einer um fassenden und jedem zugänglichen Litteratur nieder- aelegter, für und gegen das Prinzip von Bayreuth streitender Gedanken führen und das zweite zu Prophe zeiungen anreyen, die in künstlerischen Dingen stets ihre fragwürdige Natur behalten. Allen Anzeichen nach wird die gegenwärtige allgemeine Musikneigung noch für eine geraume Weile und mit vielleicht noch erhöhtem Drange in WagnerS Schöpfungen ihre ein zige Befriedigung suchen und auch finden: das ist ein Zustand, dem niemand sein Daseinsrecht ab sprechen kann, weil er eben der Zeitströmung, Die Begegnung der drei Herrscher findet in Schloß Rohnstock, der Besitzung des Grafen Hochberg, statt, woselbst die beiden Kaiser während der Manövertage Wohnung nehmen werden, während unser regierender königlicher Herr in Schloß Börnchen bei Hohenfried berg absteigen wird. In der deutschen und österreichischen Presse wird diese unmittelbar an die russische Reise Kaiser Wilhelms stch anschließende Monarchenzusammenkunft und speziell Vie Begegnung mit Kaiser Franz Joseph allgemein als ein Ereignis angesehen, das jeden Versuch, das Ver trauen zur Festigkeit des Dreibundes und zum Fort bestand des deutsch-österreichischen Bündnisses zu er schüttern, von vornherein vereiteln müsse. Man kann dieser Auffassung ohne weiteres beitreten. Als Freund und erprobter Bundesgenosse kommt Kaiser Franz Joseph, als Freund und erprobter Bundesgenosse wird er von Kaiser Wilhelm willkommen geheißen, und wie die beiden Herrscher, so denken auch ihre Völker, denen das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Waffen brüderschaft mehr und mehr in Fleisch und Blut über- gegangen ist. In den weitesten Kreisen der Bevölke rung beider Länder ist nachgerade die Überzeugung zum Durchbruch gelangt, daß durch treues Handinhand- gehen die beiderseitigen Interessen am besten gewahrt werden, und daß nur hierdurch den Gelüsten anderer, an der bestehenden europäischen Staatenordnung zu rütteln, ein heilsamer Dämpfer aufgesetzt werden kann. Die beiden stammverwandten Nationen stimmen über ein in dem Bewußtsein der Zusammengehörigkeit, der Interessengemeinschaft, der Waffenbrüderschaft und hierin sowie in der innigen Freundschaft, welche die Monarchen beider Länder mit einander verbindet, liegt die sicherste Gewähr für die Aufrechterhaltung eines Bündnisses, das von dem ruhmvollen Großahn Kaiser Wilhelms geschlossen und von ihm selbst als kostbares Vermächtnis des großen Toten hochgehalten und ge festigt wurde. Es sind erst wenige Tage her, daß sich Deutsch lands junger Herrscher selbst in diesem Sinne auS- sprach. Bei der Galatafel, welche am 5. d. MtS zu Ehren der Vertreter der Provinz Schleswig-Holstein und der Offiziere des zu den Flottenmanövern in der Ostsee erschienenen österreichischen Geschwaders statt- fand, sagte der Kaiser: „Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph hat die Gnade gehabt, ein Geschwader in die hiesigen Gewässer zu schicken und mit ihm ein Mit glied seines Hauses. Die engen Beziehungen innigster Freundschaft und treuester Waffenbrüderschaft, die Se. Majestät mit Mir verbinden und in dem Besuche Seiner Marine, sowie in dem Verhältnis Seiner Marine zu Meinen Schiffen sich bekundet haben, haben sich auch darin gezeigt, daß er den Erzherzog Karl Stephan hierher gesandt hat. Der Erzherzog feiert heute seinen Geburtstag, und ich denke, in Ihrer Aller Herzen und Gesinnung zu sprechen, wenn ich Sie bitte, daß wir uns vereinigen in dem Rufe, der Erzherzog Karl Stephan er lebe hoch." Diese warmen Worte müssen um so bedeutungs voller erscheinen, als man von Kaiser Wilhelm daran gewöhnt worden ist, in seinen Trinksprüchen nicht nur EingchMaen des Augenblicks, sondern vornehmlich den getrWtzit Widerschein seiner Absichten und Pläne zu erblicken. Wenn der deutsche Kaiser die Gefühle innigster Freundschaft und festester Waffenbrüderschaft, die ihn mit dem Kaiser Franz Joseph verbinden, in so nachdrücklicher Weise betont, so hat man alle Ver anlassung, seinen Worten die weitgehendste Tragweite beizumessen. Deutschland und Österreich in festem, unerschütterlichem Bunde, wird nach wie vor die un verrückbare Signatur für die auswärtige Politik des deutschen Reiches sein, und mit ungeteilter Freude heißt darum die deutsche Nation den Kaiser Franz Joseph heute auf deutschem Boden willkommen und sieht mit froher Hoffnung der Begegnung dreier Monarchen entgegen, welche sich das Wohl ihrer Länder zum ersten und alleinigen Ziele ihrer Regenten- thätigkeit gesetzt haben und, soweit die deutsche Zunge klingt, als Horte des Friedens geachtet und ge priesen sind. Tagesgeschichte. Dresden, 17. September Behufs Wahl von Vertretern für den Ausschuß der für das Königreich Sachsen errichteten Jnvaliditäts- und Alters versicherungsanstalt traten am 15. und 16. d. M. die betreffenden Wahlmänner unter Leitung eines Beauf tragten des Landesversicherungsamts hier zusammen. Gewählt wurden als Vertreter der Arbeit geber die Herren: Fabrikant Ludwig Ente! in Zittau, Kaufmann Albin May in Löbau, Buchdruckerei besitzer Lehmann in Dresden, Kammerherr Freiherr v. Burgk auf Roßthal, Kaufmann Herrmann in Leipzig, Ökonomierat Uhlemann in Görlitz bei Mügeln, Direktor der Sächsischen Maschinenfabrik Kretzschmar in Chemnitz, Stadtrat Rostosky in Niederschlema und Handelskammerpräsident Georgi in Mylau, als Vertreter der Versicherten die Herren: Sigismund Retter in Leipzig-Neustadt, Ferdinand Vater in Löbau, F. Hermann Bartmuß in Leipzig- Reudnitz, Friedrich Anton Kunze in Löbtau, Her mann Thurm in Crimmitschau, Karl August Vogel in Dresden, Robert Hauschild in Chemnitz, Theodor Sust daselbst und Adolf Haubold in Bautzen und außerdem für jeden Vertreter 2 Ersatzmänner. * Berlin, 16. September. Se. Majestät der Kaiser wohnte im Laufe des heutigen Vormittags den Corpsmanövern in der Umgegend von Brechelshof bei Mittags, nachdem die militärischen Übungen beendet, trat der Monarch mit den in seiner Begleitung sich befindenden königlichen Prinzen, den hohen fürstlichen Gästen und deren Gefolge tue Rückfahrt nach Liegnitz an. Abends fand alsdann bei den Majestäten im königlichen Schlosse eine größere Tafel statt. — Se. Majestät der Kaiser von Österreich wird zur Beiwohnung an den Manövern des V. und VI. Corps morgen nachmittag in Breslau eintreffen und bei der Ankunft daselbst von den Spitzen der Militär- und Zivilbehörden feierlich auf dem Bahn hofe empfangen werden. Nach den Begrüßungsfeier lichkeiten der Kaiser!. Majestäten und der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften begiebt sich Se. Majestät der Kaiser nach Rohnstock. In der Begleitung des Kaisers von Österreich befinden sich der General adjutant, Feldmarschalllieutenant Graf Paar, General adjutant, Generalmajor v. Bolfras, Feldzeugmeister Frhr. v. Reck u. A. Zum Ehrendienst bei Sr. Majestät während seines Aufenthaltes in Schlesien sind der General der Infanterie Frhr. v. Meerscheidt-Hüllessem, Generalmajor Graf v. Wedel, Oberstlieutenant und Flügeladjutant v. Deines rc. befohlen. Außerdem werden auch der österreichische Militärattache Oberst und Flügeladjutant Frhr. v. Steininger und der öster reichische Oberststallmeister v. Berzeviczy dem Gefolge des österreichischen Monarchen sich anschließen. — Über die Kaiserparade des 5. Armee corps am gestrigen Tage berichtet die „Schles. Ztg ": Die gestrige Parade auf dem denkwürdigen Platze füdlich von Liegnitz zwischen den Ortschaften Klein-Tinz, Eichholz, Christianshöhe und dem Lerchenberge, wo die gewaltige Mon golenschlacht und die historischen Schlachten vom Jahre 1760 und vom 26. August 181» geschlagen wurden, verlies sehr glän zend. Diesmal hatte das Wetter, welches der Parade des 6. Corps so ungünstig gewesen war, ein Einsehen und verschonte, wenn es auch trübe war, doch das festliche Schau spiel mit Regen. Im ganzen standen 10 Reiterregimenter, sämtlich mit Lanzen bewaffnet, in Parade. Der Kaiser, welcher mit der Kaiserin und den fürstlichen Büsten früh von Breslau über Liegnitz bei BrechelShos eingetroffen war, begab sich, in der Uniform der Gardehusaren, mit dem glänzenden Gefolge von Fürstlichkeiten und hohen Offizieren vom Bahnhof Brechelshof zu Pferde auf das Paradeseld. In Liegnitz hatte sich den Ma jestäten Prinz Ludwig von Bayern, Ches des 2. niederfchlesischen Infanterieregiment- Nr 47, angefchlossen. Die Kaiserin fuhr in sechsspänniger Equipage nach dem Paradeplatze. Der Herzog v. Eonnaught war in der Uniform der Zielen Husaren erschienen, Beneralfeldmarschall Prinz Georg von Sachsen in großer GeneralS- unisorm Auch Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen sowie Prinzregenl Albrecht waren anwesend. Die Parade wurde befehligt von dem kommandierenden General des s. Armeecorps, Generallieutenant v. Seeckt, und war wie üblich aus zwei Treffen gebildet Im ersten Treffen standen: Die 9. Division (Generallieutenant v Köller) und die 10. Division (Generallieutenant am Ende). Im zweiten Treffen standen: Die Gardekavalleriedivision (Generallieutenant Edler v. d. Planitz), die 9 Kavalleriebrigade (Oberst Frhr. v. Dinck- lagc); die b. Feldartilleriebrigade (Generalmajor Hoffbauer) und das niederschlesische Trainbataillon Nr S. Nach Abreiten der Front sand ein zweimaliger Vorbei marsch der Truppen statt Bei dem ersten kotoyierte als Ge- neralinspekteur Se. König!. Hoheit Generalseldmarschall Prinz Georg von Sachsen das Armeecorps. Der Parademarsch fiel besonders gut aus, wobei sich die Regimenter der 9 Division hervorragend auszeichneten. Das alte Königs Grenadierregi ment Wilhelm I. (2. Westpreußisches Nr. 7) fiel durch Stramm heit und vorzüglichen Marsch besonders aus. Der Kaiser, welcher dem Kommandeur, Oberst v Caprivi, die Hand drückte, sah bewegten Blickes dieses Lieblingsrcgiment seines Großvaters vorbeiziehen. Auch deni Prinzen Ludwig von Bayern, welcher sein Regiment Nr 47 zweimal vorbeisührte, drückte der Kaiser wiederholt dankend die Hand Sehr gut war auch der Vorbei marsch der Pioniere. Der Kaiser sührte sein Leib Gardehusaren- regiment zweimal der Kaiserin vor, wie auch beide Mal Prinz Albrecht von Preußen beim Defilieren des 1 Garde-Dragoner - regiments kotoyierte. Tausendstimmige Hurras ertönten, als der Kaiser an der Spitze seiner Leib- Gaidehusaren einherritt. Es war wohl heute das erste Mal, daß 10 Kavallerieregimenter in Parade standen. Auch die Kriegervereine präsentierten sich ganz vorzüglich. Es fiel ganz besonders aus, welches Interesse der Kaiser den links und rechts von der Tribüne ausgestellten Vereinen zuteil werden li-ß Nach dem Abieiten der Truppen ritt der Kaiser zuerst die Reihen der links von der Zuschauertribüne postierten schlesischen Kriegervereine entlang, dann an den Zöglingen der Ritterakademie und des Wahlstätter Kadettencorps, den Reserveoffizieren und der Zuschauertribüne vorüber zu den rechts von den letz teren stehenden Kriegervereinen aus der Provinz Posen Der Kaiser nahm aus den Händen der Vorstände der einzelnen Ver eine die Rapporte entgegen und zeichnete wiederholt verschiedene Mitglieder, insbesondere der schlesischen Kriegervereine durch längere Ansprachen aus, sich nach ihren persönlichen Verhält nissen, dem Anlaß zu ihrer Dekorierung u a m mit teilneh mendem Interesse erkundigend Mit huldvoller Freundlichkeit erkannte er das militärische und frische Aussehen der Krieger an; Er wisse sehr wohl, sagte der Monarch, daß sie gute Soldaten seien und sie möchten auch im Zivilstande seststehen zu gutem Wirken In der auf die Parade salzenden kurzen Kritik sprach sich der Kaiser sehr zufrieden mit den Leistungen des V Armee- corpS aus. - Die Kaiserin zog zu Wagen, der Kaiser an der Spitze der Fahnencompagnie des Grenadierregiments König Wilhelm t. unter großem Jubel der Bevölkerung in Lieg nitz ein Bei dem gestrigen Paradediner im königlichen Schloß zu Liegnitz brachte Se. Majestät der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: „Dem V. Armeecorps gilt heute Mein Dank und Meine Anerkennung Ich spreche Ihnen, dem kommandierenden General des Corps, Meinen Glückwunsch dazu aus, daß Sie das Corps in so vorzüglicher Weise vorgesührt haben und daß das Corps den Anforderungen, die Ich an eine Parade stelle, in jeder Beziehung genügt hat Zu gleicher Zeit sage Ich Ihnen Meinen Dank, daß Sie gerade die Stelle aussuchten, um unseren Truppen und mir Gelegenheit zu geben, aus historischem Boden zusammenzukommen, denn jü: wen in Meinem Lande wäre das Gefilde der Katzbach nicht ein be sonders bedeutungsvolles! Welche Namen von Hccrsührern treten uns da vor die Augen: Aork, Blücher, Sacken, Lan- geron, lauter tapsere Feldherren, die zum ersten Mal ver bunden den ins Land gedrungenen Feind auss Haupt schlugen und die von der Provinz glorreich begonnene Erhebung zu einem herrlichen Ende sührtrn Gehe Ich nun aus die Truppen über, wer wollte da bei dem Anblick des Grenadierregiments „König Friedrich Wilhelm I." nicht der ruhmreichen Tage gedenken, die gerade diesem Regiment in den letzten Feld zügen beschieden waren! Wenn Ich bloß den einen Tag Hervorhebe, den Tag von Weißenburg, wo es dem Regiment vergönnt war, gegen einen braven, sich verzweiselt wehrenden Feind einen übermenschlichen Sturm zu unternehmen und zu einem guten Ende zu sühren, wo das Regiment unter den dem modernen Brauch und Bedürfnis vieler Leute entspricht, ihren Kunstgenuß nur im überreiz und stärkster Erregung der Nerven und der Sinne zu begehren und zu stillen; aber an den ewig giltigen Gesetzen der Kunst wird dieser Gährungsprozeß in der Musik, den Wagner eingeleitet hat mtb den er, der in seiner Originalität für alle ihm mühsam nach klimmenden Epigonen Ünerreichbare, wohl auch ab schließt, ohne schädigende Spuren vorübergehen. WagnerS Tonwerke werden nie vergessen werden, denn sie sind die Erzeugnisse eines Genies, das freilich der Hälfte des erreichbaren Lorbeers verloren ging, weil es in den größten Gestaltungen seiner zweiten Schaffens- Periode mehr theoretischen Reflexionen als seinem künst lerischen Instinkt folgsam war, und sie enthalten poe tische, dramatische und musikalische Schönheiten, deren Zauber auch die kommenden Geschlechter sich beugen werden, aber ihre autokratische Vorherrschaft in unserer Gegenwart wird schwinden und den Talenten der Zu kunft oder — der Vergangenheit reichere Luft und reicheres Licht schaffen. Die im Gesamteindruck vorzügliche Darstellung des abschließenden Nibelungendramas, wie sie sich zur Zeit an unserer Bühne ennöglichen läßt, ist an dieser Stelle erst kürzlich besprochen worden und giebt in der Allgemeinheit ihrer gestrigen Wiederholung zu neuen Bemerkungen keinen zwingenden Anlaß; nur auf die bisher immer knapp hervorgehobene Mitwir kung des Hrm Decarli wollen wir mit einigen Worten zurückkommen. Dieser in den mannigfachsten Aufgaben als tücktig bewährte Künstler, dessen Stimm mittel fein schauspielerisches Geschick allerdings nicht mehr in erwünschtem Grade unterstützen, bietet schon in der „Walküre" als Hunding eine Darstellung voll charakteristischer Auffassung und energischer Durchfuhr rung. In der „Götterdämmerung" verkörpert er den Hagen, eine Figur, welche der Autor im Gegensatz zum Nibelungendichter ihres einzigen annähernd sym pathischen Zuges starrer Vasallentreue entkleidete und so aus dem finsteren, unzugänglichen, doch nicht schur kischen Recken den skrupellosen Sohn des Alberich machte, welcher an Golddurst und verschlagener Ge waltsamkeit mit seinem Erzeuger wetteifert. Hr Decarli hat der sehr schwierig zu behandelnden Rolle außerordentlichen Fleiß, vollste Hingabe zugewandt und erreicht nun in Maske, Mienenspiel, überhaupt in der äußeren Haltung, wie im scharfen, schneidig zugespitzten dramatischen Ausdruck ganz bedeutende Wirkungen, welche für sich schon den starken Eindruck mancher Scenen aufrecht erhalten würden. K. Hoftheater. Die von Berliner Blättern ge brachte Notiz, daß Hrn. Emil Drach zugleich mu seinem Engagement der im Frühjahr durch Abgang des Hrn. Richelsen frei werdende Regieposten über tragen worden sei, beruht auf einem Irrtum; es ist von der Generaldirektion über die Vergebung dieser Stelle bis jetzt eine definitive Entschließung weder ge faßt, noch steht eine solche schon in nächster Aussicht. Verschlungene Pfade. Novelle von H. v. Boehendorss-Brabowski. »4 (Fortsetzung.) „ES ist aber dennoch so Du bist eben ein Sonn tagskind, dem Fortuna selbst die Wege ebnet . . . . Übrigens muß ich Dir sagen, daß ich, unterstützt von Miß Fogarty, gleichzeitig ein gutes Wort für Deinen Jasper einlegte. Die Lady verstand sich dazu, auch Juliet ziehen zu lassen Die jüngsten Ereignisse, von denen ich Dir sofort eingehender sprechen werde, da Du sie zu besserem Verständnis der Sachlage kennen mußt, führten sozusagen ein moralisches Erdbeben für Lady Ramson mit sich, aus welchem sie wie neu geboren hervorging. Eine schöne Milde hat sich ihrem Wesen mitgeteilt. „Gott ist sehr gnädig mit mir gewesen", sagte sie diesen Morgen, als wir in ernstem Gespräch unweit der „Heiligen Nacht" bei einander saßen, „nnd hat mich über Verdienst gesegnet. Da würde es mir schlecht anstehen, zwischen liebende Herzen zu treten und Schmerz zu säen, wo ich eben Freude erntete Mögen denn Morena und Juliet die selbstgewählte Bahn einschlagen und das erhoffte Glück aus derselben finden I" Der morgende Tag für welchen wir zum Diner in der Parkstraße befohlen wurden, Baldwin, dürfte also demnach Dein Ver- lvbungstag werden! Ich ziehe es vor, Dir meine Glückwünsche gleich jetzt und hier darzubringen, wo sie ursprünglicher zum Ausdruck gelangen können, als morgen vor versammeltem Publikum" Mit diesen Worten umarmte Hardy Vanquish seinen vergnügt lächelnden Freund mit einem Un gestüm, welches an die Tage gemahnte, da sie noch in der Ungebundenheit einer fröhlichen Obskurität nebeneinander hingelebt hatten, bevor der eine ein reicher und vornehmer, der andere ein berühmter Mann geworden. Habe herzlichen Tank, liebster Junge", sagte Mont gomery lachend, „und gestatte mir, daß ich gleichfalls
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