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Dresdner Journal : 16.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189009169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-16
-
Monat
1890-09
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 16.09.1890
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O 215 Dienstag, den 16. September, abends. 1890 kNr vr»«a«» viortolMkrUol» 2 ItLrtl SV kt., b« 4t«» L»«vrl. ?»«t»a»t»1t«n vi««»1- ji^rNvN t 6«» <i«ut»eNso LaioN«« tiitt u»<i 8ia»u. Luuk»ti>« Uuw»«ri»: 10 kk. kür <i«L «iosr A«»z>»1t»r>vo ' U»to«r goLriN 20 kt. Unter „klvLveiwät" ät > « bv kt. Sei D»beU»n- Mä 2iF«rv»»t» «vtexr. »». Dres-nerLmmal. rraeLeta«»: IR^Uet» mit Aaiiucki»« clvr 8orm- a. k«iort»8« k»n»prvod-Sm»Ll>1u»r Ur. 18SK. !!: > ' Für die Nesanrtkeitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- and Xunstqefchicht». A»»»L»« roa »airrLrt«: Lc»um««>»Lr <j« vreeäller ^our»»I»; «!*»««« N«rUL Vt«» L«ip»lU I»»«I Lr»»!»» rnuUlliul ». ».: //aasen«««,» ^vAt«-/ Lerllii Vt«» SEdoiH kr»U !^ix»1^-kr»LK1»rt ». N.-N«U»vd«»: k»rt» Loiuloll I«rU» kr»LkN»1 ». N »r»rt^»r1: D«,S« F Lo., LerUn: /nraü</«»</anL, Lr«»I»o: Laü«U^,- L»»Lov«r: <7. LckütÄer, N«U« ». I : F Larct F <7o ller»»it,«dvr, USoizl Lrxväitro» 6«, Or«6»«r ^our»»I». vrexlell, 2vÜPSr»tr. 2V. k«rll»pr«cN - ALSLUtu«»: Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 16. September. Se. Majestät der König haben den Amtsrichter Friedrich Paul Wittich in Chemnitz zum Landgerichtsrath bei dem Landgericht Chemnitz und den Amtsrichter Johann Heinrich Otto Hanisch in Crimmitschau zum Landgerichtsrath bei dem Landgericht Planen zu ernennen, sowie die Ver setzung des Landgerichtsraths Karl Leonhard Lang bein in Plauen an das Landgericht Dresden zu ge nehmigen Allergnädigst geruht. Infolge des Auftretens der Reblauskrankheit in einem Weinberge des IIl. Aufsichtsbezirkes sieht sich das Ministerium des Innern veranlaßt, zugleich unter Erinnerung an das in § 4 des Reichsgesetzes, be treffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblaus krankheit, vom 3. Juli 18^-3 (Gesetz- und Verord nungsblatt 1^84 Seite 164) allgemein ausgesprochene Verbot der Versendung und Einführung bewurzelter Reben, auch das Verbringen sogenannter Blind reben (zur Anpflanzung neuer Rebanlagen bestimmter nnbewurzelter Reben) aus den Bezirken der Ge meinden Niederwartha und Weistropp, des Rittergutes Weistropp, der Gemeinde und des Rittergutes Wildberg, der Gemeinden Kleinschön berg, Hartha, Constappel, Pinkowitz, der Ge meinde und des Rittergutes Gauernitz, der Ge meinden RöhrSdorf, Gruben mit ihren OrtStheilen Bergwerk, Pegenau, Reppina mit Schloß Scharfenberg und Reppnitz, des Rittergutes Scharfenberg nebst den Vorwerken Pegenau und Reppnitz, der Gemeinde und deS Rittergutes Batz dorf in andere Gegenden bei 15» Mark Strafe für jeden Zuwiderhandlsngsfall zu verbieten. Dresden, den 13. September 1890. Ministerium deS Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Löhr. Nichtamtlicher Teil. HeLegrccLphische Wach richten. Augsburg, 16. September (Tel. d. Dresdn- Journ..- Das langjährige Mitglied deS Reichs tags und dcS schwäbischen Landtag?, Abg. Waguer- Tattenhauseu, ist bei Eröffnung des landwirtschaft- Uchen Festes in Dillingen am Schlagstnß gestorben. Saarbrücken, 16. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern nachmittag fand in der Grube Maybach bei Sanct Wendel in dem Flötz Nr. 2 deS Ostfeldes eine heftige Explosion schlagender Wetter statt. Nis heute früh wurden 23 Tote zu Tage gefördert. HerkuleSbad, 16. September (Tel.d Dresdn. Journ.) Der ungarische Ministerpräsident gab gestern anläßlich deS Beginns der Regulieruugs- arbeilen am eisernen Thor ein Galadiner und toastete hierbei auf den König von Serbien und daS Wohlergehen Serbiens. Der serbische Minister präsident trank auf das Wohl des Kaisers Kranz Joseph und erklärte, Serbien sei zu aufrichtigster Freundschaft bereit. Paris, 16. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Präsident Carnot reist morgen nach Cambrai ab und hält am Donnerstag eine Revue über die bei den Manöver« im Norden beteiligten Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 15. Sep tember: „Der Maurer und der Schlosser". Oper in 3 Akten. Rach dem Französischen des Scribe von Fr. Ellmenreich. Musik von Auber. Die vorgenannte Oper ist da- vollkommenste musi kalische Genrebild, welches wir dem Talent Aubers m danken haben. Unter den ältesten Arbeiten des Meisters die erste, in welcher der Komponist Rossinis Einfluß gänzlich abgestreift hat und nur noch an Doildieu in leiser, aber durchaus selbständiger und vorteilhafter Art anlehnt, erfreut sie den Hörer heute wie vordem durch die klare, liebenswürdige Physiognomie ihrer echt französischen Musik, welche uns die edleren, anmutenden Seiten ihres nationalen Charakters irigt, und verrät noch in keiner Falte und Runzel das statt liche Alter ihrer fünfundsechug Jahre. Der bleibende Wert dieser im ganzen Schaffen Aubers nur von „Fra Diavolo" an um, .alischer Frische erreichten Oper liegt in der fesselnden lebenstreuen Schilderung des Pariser Kleinbürgertums, für deren glückliche Ausführung sich das Geschick deS Textdichters mit der originellen, melo diös reizenden Erfindung des Komponisten und seiner feinen, überall in passend schlichten Tönen gehaltenen, nirgends überladenen Kolorierung der Stimmung und de» Ausdrucks vereinigt hat. ES ist ein echtes Stück Volksleben von gesund realistischer Zeichnung, das sich in „Maurer und Schlosser" vor uns in liebevoll be handelten, behaglich anziehenden Bildern auSbreitet «nd unsere Sympathie um so sicherer gewinnt und Truppen ab. LlSdaun erfolgt die Rückkehr nach Kvntainebleau. — Der Pariser Deputierte Joffrin ist gestorben. Lissabon, 15. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der Deputierten kammer kam eS bei Beratung der portugiesisch- englischen Konvention zu einer lebhaften Aus einandersetzung zwischen den Deputierten Serpa Pinto und Brandos (Progressist), welche schließlich in Thätlichkeiten auSartrte. Der Präsident sah sich deshalb veranlaßt, die Sitzung aufznheben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung legte der Minister des Äußern die englisch portugiesische Kon vention mit folgenden Erklärungen vor: Die Han- del und Schiffahrt betreffenden Festsetzungen be zögen sich nicht auf die ehemalige Provinz Angola, sondern die Konvention regle lediglich den Tran- fitverkehr und eS sei Portugal unbenommen, Ein- und Ausfuhrzölle zu erheben. Der Vorbehalt der Zustimmung Englands zu Gebietsabtretungen Portugals werde durch daS Vorzugsrecht zu Gun sten Englands ersetzt. — Dir KonvrntionSentwurf wurde einer Kommission überwiesen. Washington, 16. September (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Repräsentantenkammer lehnte in gestriger Sitzung die Tarifbill mit den Änderungen des Senats ab. Dresden, 16. September. Die Revolution in Tessin. Ziemlich unvermittelt brachte dieser Tage der Tele graph die Nachricht, daß im Kanton Tessin von der liberalen Partei des Ländchens eine politische Revolu tion mit dem entsprechenden Verschwörungsapparate, einigen Gewaltthaten und dem Morde eines der Mitglieder der rechtmäßigen (ultramontanen) Regierung insceniert worden sei. Nach den Mitteilungen der Schweizer Blätter kam die Sache deshalb so überraschend, weil sie sehr geschickt vorbereitet und das Geheimnis von allen Be teiligten gewissenhaft, bewahrt worden war. Selbst die Regierung glaubte nicht, daß etwas gegen sie unternommen werden sollte; sie hatte zwar die nötigen Vorkehrungen getroffen, um bei dem bevorstehenden Schützenfest in Lugano einen Zusammenstoß zwischen den leidenschaftlich erregten Parteien zu hindern, der Ausbruch der Revolution aber kam ihr völlig unerwartet. Der Putsch begann am 11. d. MtS. damit, daß der Re gierungspräsident Respini durch ein falsches Telegramm nach Lugano gelockt wurde. Er befand sich gerade im Hause eines seiner Bekannten, des vr. Reali, als plötzlich die Sturmglocken läuteten. Es war das falsche Gerücht verbreitet worden, daß bei Lugano ein Brand ausgebrochen sei; das Landjägercorps rückte nach dem betreffenden Orte, an welchem ein großer feuchter Holz- und Strohhaufen angezündet worden war, der gewaltigen Rauch entwickelte, aus und wäh rend der Wachtposten von Landjägern fast entblößt war, drang das Volk ins Wachtlokal und bemächtigte sich desselben, sowie des Gefängnisses und der Statt halterei. Nach Respini suchte man im Hause Realis mehrere Stunden vergebens. Er hatte sich, wie er zählt wird, hinter der Wand eines großen Kamins versteckt. Hier wurde er gegen 4 Uhr hervorgezogen und mitten durch die jubelnden und pfeifenden Volks haufen ins Gefängnis geführt. StaatSrat Bonzanigo, der mit Respini nach Lugano gekommen war, konnte entweichen, vr. Reali dagegen wurde ebenfalls ge fangengesetzt Diese Vorgänge waren indes nur das Vorspiel zu dem Hauptschlage, der am gleichen Tage in der Hauptstadt Bellinzona von den Aufrührern ausgeführt wurde. Gegen 10 Uhr vormittags bemächtigte sich festbält, als es auch der gemütvollen Züge nicht entbehrt. <Äit der Neueinstudierung der Oper vor zwölf Jahren sind die Vertreter der meisten Rollen die nämlichen geblieben. Hr. Riese singt den Roger vorzüglich, mit diskretester Tongebung, und erreicht auch nn Spiel manche nette, im Schlußakt sogar be lustigende Wirkung; nur in seiner Gesamthaltung zeigt der Darsteller selbst für diesen braven, unerschrockenen Maurer zuviel persönliches Bewußtsein und äußere Sicherheit, während er andererseits Roger im Ge schmack für Kleidung ganz gewiß unterschätzt: eine so grelle Farbenzusammenstellung im Kostüm, wie es Hr. Riese gestern trug, kann man höchstens im Bal let oder sonst auf einer Possenbühne ertragen Mit naiver Koketterie und zarter Empfindung in reizendem Gesanasvortrag giebt Frau Schuch die Henriette. Bei den Mitwirkenden gelang die Ausführung des Duetts im ersten Akt, namentlich des im raschen Parlando zu haltenden graziösen Schlußteils ungemein sicher und tonschön Frl. Löffler bietet als Madame Bertrand eine sehr wirksame Leistung, die mancher an sich komi schen, unbedingt dankbaren, aber dem Charakter und der Situation widerstreitenden Accente garnicht be dürfte. Das originelle Zankduo im Schlußaufzuge mußte dem lebhaften Verlangen des Publikums ent sprechend wiederholt werden. Hr Erl giebt in der Rolle de« Leon v Merinville eine vortreffliche Ge sangSausführung. Frl. Reuther (Irma) und die Herren Eichberger (Baptiste), Decarli (usbeck) und Jensen (Rica) vervollständigten das gute Ensemble Für die Darstellung de« ersten Aktes bleibt ein rascheres Tempo noch zu wünschen. eine Schar handfester Männer des Arsenals und setzte den Direktor gefangen Dann wurde das Zeughaus von Bewaffneten besetzt und Sturm geläutet. Das Volk bewaffnete sich mit Revolvern und Vetterli- gewehren, eilte auf die Plätze und stürmte zum Re gierungsgebäude. Das Portal ward geschlossen. Hinter dem Eisenportal im Innern befand sich Staatsrat Rossi, ein junger Mann von 27 Jahren, der erst nach dem Rücktritt des Regiments Pedrazzini im Frühjahr in die neugebildete Regierung gewählt wurde. Er wurde dreimal aufgefordert, sich zu ergeben und das RegierungsAebäudc zu öffnen. Als er sich entschieden weigerte, diesem Ansinnen Folge zu leisten, wurden Anstalten getroffen, daS Portal zu sprengen. Plötzlich ertönte drinnen ein Schuß; von außen fielen ein paar Schüsse) als die Menge durch das gewaltsam gesprengte Thor eindrang, fand sie Rossi im Hausflur vor der Pförtnerstube in seinem Blute in den letzten Zügen liegen. Von liberaler Seite wird der Vorgang so dargestellt, daß Rossi von außen unmöglich habe ge troffen werden können und daß es wahrscheinlich sei, er habe sich selbst den Tod gegeben, um nicht die Schmach erleiden zu müssen, sich und den Regierungs palast ergeben zu müssen, als er sah, daß der Wider stand erfolglos sei. Diese Darstellung findet jedoch überall sehr wenig Glauben. — Die Begleiter Rossis wurden abgeführt, die Landjäger und einige Beamte wurden eingesteckt; einige wurden in die Arrestlokale der Kaserne und im Schloß „Unterwalden" eingesperrt Gegen 3 Uhr nachmittags verkündeten Kanonenschüsse den Sieg der Revolution. Das Volk blieb in Waffen; auf dem Platze wurde ein Freiheitsbaum errichtet, an dem eine blaurote Tessinerflagge flatterte. Um 6 Uhr ernannte die vor dem Regierungsgebäude versammelte Volksmenge (etwa 20:0 Personen) durch Zuruf die sogenannte provisorische Regierung. Während der ganzen Nacht waren Wachen ausgestellt, d h. be waffnete Freischaren, Leute in Zivilkleidern mit einer roten Schleife im Knopfloch und einem roten Band am Hut, dem Abzeichen der „Patrioten". Jedermann auf den Straßen, vom Greis bis zum Knaben, trug eine rote Schleife und ein Gewehr mit aufgestecktem Bajonett. Selbstverständlich zwangen diese Gewaltakte der Aufständischen die Berner Bundesregierung zu sofor tigem Einschreiten. Sie sandte den Oberst Künzli mit zwei Bataillonen Truppen nach Bellinzona, um dort die gesetzmäßige Ordnung wieder herzustellen. Schon am 12. d. Mts. traf der Oberst an seinem Bestim mungsorte ein und wurde nach dem Berichte der „Neuen Züricher Zeitung" von der Bevölkerung mit großem Jubel empfangen. Die Stimmung der Menge, welche anfangs mit den Aufständischen sympathisiert hatte, war sehr rasch ins Gegenteil umgeschlagen, und der eidgenössische Kommissar konnte infolgedessen seinen Auftrag erledigen, ohne nennenswerten Widerstand zu finden. Er übernahm vorläufig die Regierung und erließ eine Proklamation, in welcher er ankündigte, daß er vom Berner Bundesrate die Weisung habe, die oberste Gewalt an sich zu nehmen, bis die rechtmäßige Regierung sich wieder konstituiert habe, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, die von den Aufrührern Festgenommenen auf freien Fuß zu setzen und die be waffneten Scharen zu entwaffnen. Ferner erklärte er, die eidgenössischen Behörden würden nicht ermangeln, die nötigen Maßnahmen zu treffen, damit das Recht des Volkes bezüglich der geforderten Verfassungs revision gewahrt werde. Seitdem ist die Ruhe in dem Kanton völlig wieder hergestellt. Die von den Aufständischen eingesetzte provisorische Regierung löste sich am Tage nach dem Eintreffen des Obersten Künzli und seiner Truppen wieder auf, die in Bellinzona und Lugano gefangen gesetzten Personen wurden wieder freigelassen und der Verschlungene Pfade. Nivelle von H. v. Goetzendortf Grabowski. 23 (Fortsetzung.) „Gut. Ich will mit Ihnen gehen, Vanquish, aber nicht, um zu bleiben. Während der Saison ist Lon don zu geräuschvoll für mich, nachdem ich so lange in der größten Stille und Abgeschiedenheit gelebt. Es genügt, wenn wir — Isabel und ich — einander wiederfinden Dann kehre ich hierher zurück, um mich in gewohnter Ruhe mit all' den neuen, über wältigenden Eindrücken abzufinden. Und nach be endeter Saison erwarte ich meine Schwester — selbst verständlich auch Sie, Vanquish! — hier bei mir zur Feier des stillen, heiligen Herzensfestes der Wieder vereinigung." Das Geheimfach des schwarzen Toilettekastens, der während einer so langen Zeit Mrs. Laughtons Vertrauter und Helfershelfer gewesen, wies neben einigen verhältnismäßig unwichtigen Briefen, welche augenscheinlich nur kassiert worden, weil ihre Eröff nung mißglückt war, zwei Schreiben der Lady Evan Ramson an Hardy Vanquish auf. Darjenige ältesten Datums enthielt noch eine liebevolle Einlage an Sir Rupert, worin die Lady beteuerte, niemals eine Zeile von seiner Hand erhalten zu haben und ihre Sehn sucht nach einer baldigen Vereinigung mit dem lang entbehrten Bruder aussprach. Der andere Brief war kurz; er brachte nur das Befremden der Lady über das Ausbleiben einer jeden Nachricht von Cedar-House, sowie eine Bitte um umgehende Antwort zum Aus druck Endlich fand sich eine bis ins Neinste Detail ausgeführte und mit Notizen versehene Durchschnitts- Kommissar des Berner Bundesrates konnte schon am 14. d. Mts. eine Kundmachung erlassen, in der er die förmliche Übernahme der Regierung anzeigte. Was die Ursachen der Revolution betrifft, so ist es, um zu einem richtigen Urteil zu gelangen, not wendig, auf die innere Geschichte des Kantons zurück zugreifen. Sein Gebiet gehörte ursprünglich zum Herzogtum Mailand und ist auch heute noch fast aus- Aließlich von heißblütigen Italienern bewohnt. Es ist nicht das erste Mal, daß im Kanton Tessin die an, Ruder befindlichen Herren plötzlich ihre politischen Gegner mit der Waffe in der Hand sich gegenüber sahen und daß um den Besitz der Herrschaft Blut ge flossen ist. Die ultramontane und die liberale Richtung stehen sich seit Jahrzehnten mit unverwischbarem Gegensätze gegenüber und jede sucht der anderen das Regieren so schwer wie möglich zu machen. Der erste Regierungsumsturz erfolgte in dem unruhigen Kantone am 6. Dezember 1839, wo die Ultramontanen besiegt wurden; zwei Jahre später wagten diese das gleiche Unternehmen gegen die Liberalen, unterlagen aber und ihr Führer starb auf dem Schasfot. Ein dritter blutiger Zusammenstoß fand dann am 22.Oktober 1876 in Stabio statt, doch kam damals durch Vermittelung der Eidgenossenschaft ein Vergleich zu stände, und es wur den Neuwahlen für den Großen Rat angeorduet, bei denen die Ultramontanen den Sieg errangen. Seit dem mißbrauchten diese ihre Macht und riefen zu wiederholten Malen den Unwillen der ganzen Schweiz hervor. Ter Uumut gegen die Regierung nahm unter den Liberalen des Kantons immer niehr zu und erreichte bereits einen sehr bedenklichen Grad gelegent lich der Neuwahlen für den Großen Rat, die am 3. März 1889 vor sich gingen. Schon damals kam es zum Aufgebot von Trappen und zum Eingreifen eines Bundeskommissars. Tann zeigte sich vor wenigen Monaten, als der „Fall Skazziga" die Unterschlagung von Staatsgeldern ans Tageslicht brachte, die Regie rung im höchsten Grade parteiisch und ungerecht. Nunmehr verlangten die Liberalen eine Revision der Verfassung Rach der „Riformetta", der Verfassung von 1876, soll erst eine solche Änderung eintreten, ,,l) wenn die Mehrzahl des Großen Rates es ver langt, 2) wenn 7000 stimmberechtigte Tessiner Bürger es nach Vorschrift des Gesetzes verlangen. In kiesen Fällen wird der Staatsrat binnen einem Monat die Volksabstimmung anordnen." Gegen 10 < x 0 Tessiner unterzeichneten den Antrag, der im August eingereicht ward. Somit hätte die Abstimmung am 7. September stattfinden müssen, ward aber von der Regierung des Kantons unter allerlei Vorwänden aufgeschoben. Dies gab den Anlaß zur Revolution, von der, wie gesagt, die Regierung völlig überrascht wurde Daß die Forderungen der Liberalen nicht ganz unberechtigt waren, geht auch daraus hervor, daß die Bundesregierung in der Verfassungsfrage selbst dafür eintrat. Es ist dies natürlich kein Entschuldigungs grund für das durchaus ungesetzliche Vorgehen der Libe ralen. Es muß vielmehr auf das Entschiedenste verurteilt werden, daß dieselben, statt sich mit ihren Beschwerden an den Bundesrat zu wenden, den Weg der offenen Gewalt beschritten Der größte Teil der Schweizer Presse spricht sich denn auch sehr entschieden in diesem Sinne aus und tadelt die Aufrührer aufs höchste Anderer seits wird von sehr vielen Blättern freilich auch wieder die Meinung geltend gemacht, daß der alte Zustand nicht wieder hergestellt werden dürfe, sondern von Bundkswegen Bürgschaften für die ruhige innere Ent wickelung des Kantons zu schaffen seien. Hiernach läßt sich erwarten, daß die streitenden Parteien zur Ver söhnung gebracht werden und daß die jüngste Tessiner Revolution den endlichen Abschluß einer Reihe von erbitterten und im höchsten Maße unerquicklichen Partei kämpfen bildet. zeichnung des Geldschrankes vor, worin Sir Rupert die flüssigen Kapitalien, mit denen er wirtschaftete, aufzubewahren pflegte. Die Notizen bewiesen, wie sehr sich Mrs. Laughton mit dem Inhalt desselben beschäftigt und wie genau sie über ihn orientiert ge wesen war; diese Wahrnehmung degoutierte den Herrn von Cedar-House dergestalt, daß sie ihn schneller als irgend etwas über die Trennung von Thomas und Marian Laughton forthalf. Als Sir Rupert und Hardy Vanquish an einem lichten Maitage in offenem Wagen zur Station fuhren, um sich auf den Weg nach der Residenz zu begeben, schauten beide von der Fahrstraße auf das sonnen beglänzte alte Cedar-House zurück, welches heiter mit entwölkter Stirn auf sie herabzugrüßen schien, wie ein lächelndes Frauenantlitz. „Nun wohnt kein Schatten mehr darin! Nun ist der Kummer von seinem Thron gestoßen und die Freude soll in Zukunft statt seiner das Scepter führen!" sagte der Maler, sein grüngeschmücktes Hüt chen schwenkend. „Mein Herz ist so froh, froher als ich sagen kann, Sir Rupert." „Während dasjenige Ihres kleinen Freundes Jack Johnson schwer zum Sterben ist", sagte der Baronet, auf den Knaben deutend, welcher mit bloßen Füßen und thränenüberströmt neben dem Wagen herlief. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, „Euer Gnaden" bis zur Station das Geleit zu geben, aber die Einladung Sir Ruperts, auf den Wagen zu steigen, in« Bewußt sein seiner keineswegs gentlemanliken Erscheinung dan kend abgelehnt. Nur da« feste Versprechen des Malers, in nicht allzulanger Zeit nach Cedar-House zurückzukehren und Jacky dann für immer mitzu-
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