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HA« brauche nicht zu befürchte», daß ei« et. ,waigk unabhängige Regierung besondere Schwierig, lkeitesf bei den Regierungen der feindlichen Staaten haben werd«. Die Entente würde sich überzeuge« müssen, datz da» deutsche Bost in lurzer Zeit hinter der veuen Regierung stehen werde. Die jetzige Er- regupg in den bürgerlichen Kreisen beruht auf über triebener und unbegründeter Furcht vor der Sparta- kuSbxwegung." . ! 'Die Hattnng der Anabhängigen. Kanchfansage von Barch. r In einer von der Unabhängigen sozialdemvkra- 'tische»» Partei einberufenen Frauenversammlung in Frankfurt a. M. sprach als Hauptredner der fvtf- ! Here VolksbeauftraM Barth-Berlln. In der heftigsten Weise be«impfte er die Re gierung Gbert-Scheidemann-Landsberg und erklärte, datz der letzter«, von den, am wenigsten gesprochen werde, hie treibende Kraft im Kabinett sei. Die Be rechtigung, die Spartakusleute mit Maschine ngewsh- > ren und Kanonen zu bekämpfen, nehme man daher, datz man sie beschimpfe. WeM man jetzt zum Grenz schutz auffarpert, so sei vaS lediglich ein Mittel der Gegenrevolution, um Militär zur BekäinPfung der Revolution zu erhalten. i ,. Barch sagte dann mit erhobener Stimme: ,Hch sage es offen, klar mch deutlich, wenn man jetzt die Revolution ersticken will, um die sozia listische Republik zu einer bürgerlrchen zu Wachen, dann erklärt das Proletariat, datz es kein Interesse imehr am Paterlände hat. Das bedeutet den Kainpf. fDas ganze Volk wird aufgerufeu werden. i Wenn die Regierung weiter Bruderblut vergietzt, und wenn es wieder zum Kampfe kommt, dann ist > es mit der Gutmütigkeit des Proletariats vorbei, i Wenn man dem Volke die soziale Republik nichA - geben will, dann mutz es sich diese Republik mit allen Mitteln erkämpfen Die Nationalversammlung sei nur ein Fetzen Papier für ihn." Die unabhängige Arbeiterschaft scheint aber diesen schroffen Standpunkt nicht zu teilen. 16000 Arbeiter der deutschen Waffen- und Muni tionsfabrik erklären: .Wir stehen auf dem Standpunkt, datz der Bru derkrieg nunmehr lange genug getobt hat u»»d nicht länger mehr fortgesetzt werden darf. Die Arbeiter- sch^r hat den festen Wollen, sich über die Köpfe ihrer Führer hinweg die Bruderhand zu reichen und mit allen Kräften dahin zu streben, datz endlich wieder Ruhe und Ordnung eintreien und uns ein menschenwürdiges Dasein er kämpft wird. Die Arbeiterschaft verlangt, datz sämt liche Führer sofort znrücktreten, um anderen, nicht kompromittierten Führern Platz zu machen Sollte bis Sonnabend, 11. Januar, keine Eini gung erzielt sein, so wird die Arbeiterschaft am Man tag, 13. Januar, die Arbeit geschlossen wieder aufnehmen." Dieses Vorgehen steht übrigens nicht vereinzelt da. In mehreren Großbetrieben Berlins sind ähn liche Beschlüsse gefaßt worden. Die Arbeiterräte der Mehrheitssozialisten und der Unabhängigen haben sich dahin verständigt, daß, um dem Blutvergießen auf den Straßen ein Ende zu machen, die Arbeiterschaft ohne Einwilligung der Arbeiterräte und der Be triebsräte nicht mehr an Demonstrationen teilneh- l men soll. Zuwiderhandlungen sollen mit Entlassung bestraft werden, - U - . Revolutions-Allerlei. Die Kreuzzeitung verbrannt. Die „Rreuzzeitung", die von den Spartakusan hängern besetzt war und infolgedessen seit einig;. Tagen nicht erscheinen konnte, ist wieder gedruckt worden und sollte Freitags ausgegeben werden. Als die Zeitungspakete bereits aufgeladen waren, wurde der Wagen von den Spartakisten umgeworfen und die Zeitungen verbrannt. Vorbereitungen im Grunewald. Die spartakistischen Putsche haben u. a. auch die Kolonie Grunewald in Mitlerdenschaft gezogen. Dort war das Gerücht verbreitet, datz der Sparta- ! kus-Bund beschlossen habe, die Villenkolonie zu brand schatzen. Die in der Kolonie befindlrchen Truppen wurden alarmiert und, nachdem sie aus benach barten Ortschaften Verstärkungen empfangen hatten, rückten sie bis zur Halenseer Drücke vor. Der Fried hof in der Bornimstraße, von dem aus der Eisen- baynkörper übersehen werden kann, wurde stark mit Artillerie bestückt, ebenso wurden in der gleichfalls an der Bahn gelegenen Friedrichsruher Straße zahl reiche Maschinengewehre aufgestellt. Der Schutz in den Zeitungskiosk. / Der Anhalter Bahnhöf wurde in den Abend stunden wiederholt von den Dächern der gegenüber liegenden Häuser beschossen. Das Feuer wurde heftig erwidert. Ein Opfer dieser Schießerei nmrde die Zei tungsverkäuferin in dem Kiosk vor dem Bahnhofs gebäude. Die Frau wurde durch einen Schutz dürch die Brust getötet. SPartaknEutos beschlagnahmt. . Durch ein Panzerauto der Negierung sind zwei Lastwagen der Spartakusgruppe dingfest gemacht wor den. Der Führer des Panzerautos bemerkte in der Stadt zwei Lastwagen, die hoch beladen und mit bewaffneten Soldaten, und Arbctern besetzt waren. Das Panzerauto verfolgte die beiden Gefährte und machte sie nach kurzem Gefecht kempfunfähig. Die Bewaffneten wurden mit Hilie des Publikums über- !wälttat und abgeführt. Gin« Untersuchung der bei den Wagen ergab, datz sie im Dretzfle des; SPar- takuSbundeS Lebensmittel für die Besatzung des „Dor'- wärtS" hatten bringen Wollen. Die Automobile wur den von den Regierungstruppen beschlagnahmt und in Sicherheit gebracht. / * Die Vereinigten Marmelade-Großhändler Berlins haben an den Polksbeauftragten Noske folgendes Tele gramm gesandt: „Heute mittag 1 Uhr wurde das Gespann der Firma Markuse ü. Vorbach, das 258 Eimer Marme lade im Auftrage des Magistrats an Kleinhändler ausrollen sollte, von einem Automobil mit bewaff neter Mannschaft angehalten und nach der Linden- straße 3 dirigiert. Dort wurde die Marmelade be schlagnahmt und dem Kutscher Quittung erteilt, lau tend: „Marmelade beschlagnahmt durch Revolutions komitee. gez. Ostermann." Im Jnteresje der Ber- ; liner LehenÄmittelversorgung Erheben wir stärksten' ! Protest gegen diese Gewalttätigkeit. Auch andere ! Lebensmittel wurden fuhrenweise heute beschlag- ! nahmt." Mißlungener Putsch auf den Zenttalvie^hof In per Macht unternahmen Stzartakistenbänden einen Angriff auf den Zentralviehhof, um dieses für die Volksernährung so wichtige Institut in ihren Besitz zu bringen.- Es entwickelte sich ern sehr star kes Fenergefecht zwischen den Regierungötruppen »md den anstürmenden Spartaciden. Die Angreifer hat ten dxei Tote und mehrere Verwundete. Die Rs- gierungstruppen entrissen den Spartacihen ein Pän- zerantv und eroberten zwei Maschinengelvehre. Außer dem wurden den Spartaciden, die sich anscheinend auf einen längeren Aufenthalt im Zentralviehhof eingerichtet hatten, zwei mit Speck beladene Auto mobile abgenommen. Ein nuschulviyos Opfer der Straßenkämpfe ist ein Fräulein Inge Dols, die 17jähr»ge Tochter des braunschweigischen Staatsministers a. D. Dolf, geworden. Als sie bei ihrer Ankunft in Berlin den Anhalter Bahnhof verließ, wurde sie bei einer Schie ßerei zwischen der Besatzung und Spartakisten von einem Geschoß getroffen und schwer verletzt. Straßenbähner-Löhne. Der Streik der Straßenbahner in Berlin ist be endet. Die Direktion hat, oder vielmehr mußte die Forderungen der Ausständigen annehmen. Dem Fahrpersonal wird die von der Direktion in Vorschlag gebrachte einmalige Zulage in Abstu fungen bis zur Maximalhöhs von 500 Mark zur Aus zahlung gebracht. Der Lohn füll betragen: Atzge- stellteö Fochrpersonal Anfangsgehalt 400 Mark, stei gend jährlich um 10 Mark für den Monat bis zum Höchstbetrage von 500 Mark. Schaffnerinnen und sonstiges weibliches Perso nal sowie Streckenwärter, Wagenwäscher, Rangierer, Wächter und Bodenarbeiter erhalten einen Tagelohn von 11 Mark. Die Lohnerhöhung erfolgt unter der Voraus setzung, daß eine FahcpreiserhöhUng gestattet wird. Truppenverstärkungen für Berlin Einignugs-B-rhandlitngen. Lie planmäßige Operation der Regier« ngstrup- peu geht weiter. Verstärkungen treffen von allen Sei te,» ein. Die Kieler Matrosen 'inv zuverlässig Ein« Abordnung von ihnen ist hier etngetroffen. Ebenso sind nachts Werstärkmlgen ans Hannover etngetroffen. < * * * Der Stand der Regierung bessert sich, vom mili tärischen Standpunkte aus, von Stunde zu Stunde. Andererseits droht die Kampfbegeisterung der Spar takusleute zu erlahmen, da ihnen in den von ihnen besetzten Gebäuden Munition und Lebensmittel aus zugehen drohen. Die Regierung hätte entschieden schon die Macht, dem Aufruhr mit ihren Gewalttaten ein Ende zu machen. S»e loill aber offenbar Men schenleben schonen. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß die Schutztruppe der Spartaktzsleüte, die Un abhängigen, ein neues Einigungsangebot gemacht ha best, in dem sie den Rücktritt Scheidemanns und Eberts fordern, während sie anscheinend geneigt sind, den Herrn Eichhorn zu opfern. Sie veranstalteten Freitag Mittag wieder eine Demonstratton, in der iVersöhnungsschilder: „Kein Bruderkrieg" Usw. mit geführt wurden. In wohltuendem Gegensatz zu frühe ren Tagen unterblieb das heisere Schreien und Brüllen. So sehr es zu begrüßen wäre, daß Weiteres Blutvergießen verhindert würde, so wird sich dre Megterung doch darüber klar sein, daß sie nur Frie den schließen kann, wenn die Gegenseite sich unter wirft. Das ist sie den hinter rhr stehenden ord nungsliebenden Elementen schuldig, die mit dem Spar takus-Zauber ein für allemal Schluß machen wollen ,-777, selbst um hohen Preis. ft Aufruf an die Berliuer! Der erste Kommandant von Groß-Berlin erläßt folgenden Aufruf an die Berliner: Die Reichsregierung hat mir das Amt des Ersten Kommandanten von Groß-Berlin übertragen, mit dem Befehl, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Helft mir! Ich kann die schwere Aufgabe nicht er- füllen, wenn Ihr nicht folgende Weisungen befolgt: 1. Die Anordnungen der Regierungstruppen gel ten für jedermann. 2. Der Verkehr auf den Straßen ist möglichst ein zuschränken. Frauen und Kinder sollen zu Hause blei ben. Es sind Kämpfe im Gange, bei denen niemand für ihr Leben einstehen kann. 3. Waffen zu tragen ist nur den Truppen und Per- j sonen gestattet, »velche von der RetchSregieruug oder der Kommandantur Vie Genehmigung dazu haben. Alle anderen werden im Uebertretnngsfall festgenommen, entwaffnet und bestraft werden. Um das Aeitungsvttrtel. Di« heftigste» Kämpfe des vergangenen Tages, die auch noch immer wieder aufflackern, tobten um das Zeitungsviertel in der Ztmmerstraße-Jerusalemer- straße. Gegen mittag kamen die letzten noch im Hause be findlichen Angestellten der Firma Mosse aus dem Ge bäude mit einer weißen Parlamentärflagge und be richteten, daß sich in dem Hause etwa 300 SPartafideN befinden, die entschlossen sind, den Kamps mit aller Entschiedenheit sortzuführen. Die Soldatencheh« hat zwei Depots entsandt, de nen sich eiste Mnipäguie des freiwilligen Offizier-Re« aiments angeschlossen hat. Diese immerhist ziemlich an sehnliche Streitmacht war usttpl, da man Wußte, datz das Berlagshäus Mosse dest Spartanoen als Haupt- stützpunkt diente. Die Angreifer waren mit schweren und leichten Maschinengewehren ausgerüstet, und ferner standen ihnen noch mehrere Flammenwerfer zu Ge bote für den Fall, daß die revolutionären Arbeiter sich einer Räumung hartnäckig widersetzen sollten. Ge gen 2 Uhr mittags wurde ein Vanzeraütomobil vom Hausvogteiplatz avgelasscu, ud» festzustellen, ob das Portal bereits sturmreif sei. Dabei kam es zu einem leb haften Gefecht zwischen den Einaeschlossenen und dem Panzerwagen. Später machten die Offiziere zusammen mit Freiwilligen der SicherhejtSwetzr einen Vorstoß. Sie kletterten aus die Dächer der Schützenstraße «nd schwangen sich von Dach zu Dach, die ganze Schützenstraße Wetter und erreichten so die Ecke Schützen- und Jerusalemer Straße. Dort bauten sie die Maschinengewehre ein und bÄtrichep daß Eck fenster des Mpsseschen Gebäudes und das Dach. Dabet wurde auch festgestellt, daß die Eingeschlossenen über die Dächer det Schützenstraße bis zur Markgrafenstraße sich fortbewegten »md von dort laufend mit Munition und Lebeusmittchn versehen wurden. Diese Tatsache tvurde dem Führer der Regierungskruppen gemeldet, und dieser ließ nun auch die Markgrasenstraße durch eine dichtö Postenkette absperren, so daß die Verteidiger tat sächlich von dtzr Außenwelt abgeschlossen sind. Die rSvülütionären Arbeiter richteten aus dem Dache des MossescheN Gebäudes ebenfalls Maschinenge wehre esn und versuchten, die Angreifer durch ihr Fetzer zu vertreiben. Sie wurden jedoch durch Ma- schittengewehrfeuer niedergehalten. Inzwischen hatte man auch die Flammenwerfer herangebracht, um dar Gebäude mit diesem Nahkampfmtttel sturmreif zu ma chen. Die Negierungstruppen besetzten auch di« Jerusalemer Kirche, und brachten im Glockentarm zwei schwere Maschinen gewehre zur Aufstellung, mit denen sie die tiefer lie genden Dächer bestrichen und mehrere Spartakisten verwundeten. Um 5 Uhr erschien vor der Tür von Mosse ein Mann mit einer weißen Fahne. Daraufhin wurde von feiten der Regierungstrup pen das Feuer sofort eingestellt. Der Unterhändler bat um eine halbstündige Feuerpause sowie um die Gestellung weiterer Gefährte, um die Toten und Ver wundeten fortbringen zu können. Diese Bitte wurde sofort erfüllt. Kurz nach 5V» Uhr lebte dann das Feuer wieder auf. Um 8V» Uhr wurde Artillerie in Stellung gebracht, die dann in Tätigkeit trat. Den bei Mosse befindlichen Spartakusleuten wutv» von der Regierung ein Ultimatum gestellt, nach dem sie das Gebäude bis um 12 Uhr nachts zu räumen ha ben, widrigenfalls sie nach Ablauf des Ultimatums Mit Mine« beschossen werden. Die Rächt über wurde das 'Schießen teilweise ru higer, lebte aber gegen Morgen wieder auf und hisst ! mit Unterbrechungen den ganzen Freitag Vormittag, ^an. ! Zwischen Krieg und Frieden. Las Verhalten des kommandierenden Generals j» ! Posen. Der Stellvertretende kommandierende General von Bock und Pollach in Pofen hat an das Krieasministeri- pum ein dringendes Telegramm gerichtet, indem er di« Fliegerangriffe von Frankfurt a. O. auf die Stadt Posen bezw. auf die Fliegerstation bei Posen als un sinnig und verbrecherisch bezeichnet, die nur geeignet seien, das Leben der deutschen Bürger in Posen auf das , ernstlich sie zu gefährden. Wenn nicht das Kriegsmini- !sterium sofortige Schritte zur Einstellung der Feind seligkeiten tun wird, droht der Kommandierende Ge neral mit seinem Rücktritt. ' Tie Friedenskonferenz vertagt? Der „TempS", das „Echo de Paris" rind der „Ma- tin" benutzen die Berliner Vorgänge der letzten Tag«, um Stimmung für eine Vertagung der Friedensver» Handlungen zu machen, in der Hoffnung, daß der Zerfall des Reiches unterdessen Separatverhaudlungen mit de» einzelnen Bundesstaaten möglich machen würde. Radecks Wühlarbeit unter de,» Spartakisten. Der Zentralrat der sozialistischen Republik Deutsch land, gez. Leinert, teilt nur: „Der in Berlin weilende Radeck hat die aust- ständigen Spartakusleute ermahnt, auszuhalten, bis rus sische Truppen hcrcinkommen. Der Soldatenrat der 10. Armee würde die Russen durchlassen. Von der Ostfront wird uns mitgeteilt, der Durchmarsch der Rus sen sei ganz ausgeschlossen. Kein Soldatenrat dul det ein Einmischen der russischen Truppen in un sere revolutionären Kämpfe. Die Behauptung Ra decks ist sinnlos und eine Beleidigung des deutsche« Proletariats, dessen Söhne an der Front stehen."