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-Mp M MriWtz -Mm, fNrs. Mittwoch den 8. Januar -819 Mi,ds 85 JatzrganK j - .MI», >«E L Ehreutasel ^sii dm. «u« der Verlustliste Nr. 571 der sächsischen Armee. Leib-Drenadier-Regiment Nr. IVO. Minenwerfer-Kompanie. Kecke, Otto, Döbra, verm. Nachrichten- Abteilung. I Böhme, Ernst, Gefr., Dippoldiswalde, verm. 2. Kompanie. Brückner, Mas, Seifersdorf, verm. 3. Kompanie. Zimmermann, Arthur, Börnersdorf, verm. 4. Kompanie. I Genauck, Karl, Wendtschcarsdors, verm. 1. Maschnengewehr-Kompanie. I Fritzsch, l, Hermann, Gefr., Reichenau, I. v. 5. Kompanie. Fleischer, Bruno, Gefr , Reichstädt, verm. Kadner, Willi, Rudolphrdorf, verm. Saupe, Arthur, Kreischa, verm. ! 6. Kompanie. Diebel, Kurt, Gefr, I. v. Jahoda, Reinhold, Wilmsdorf, verm. 9. Kompanie. Jacubasch, Paul, Off.-Stello. (Bzfeldw.H Wilm», darf, verm. Betle, Richard, Kleincarsdorf, verm. Wagner, Mar, Dippoldiswalde, verm. Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 241. S. Kompanie. Schmieder, Paul, Johnsbach, I. v. Trümpler, Mar, Sergt., Hänichen, I. v. 12. Kompanie. Schneider II, Edwin, Fürstenwalde, l. v. Müller, Pau-?, Lungkwitz, verm. Berichtigung früherer Verlustlisten 6. Kompanie. Fischer X, Kuri, Frauenstein, bish. verm, in Eesgsch. 3. Maschinengewehr-Kompanie. Kastl, Mranz, Glashütte, bish. verm , i. Gefgsch. Infanterie-Regiment Nr. 473. 2. Kompanie. Kummer. Rudolf, Kreischa, l. v. 4. Kompanie. Köhler, Bruno, Grotzöisa, verm. 5. Kompanie. Löwe, Richard. Gefr., Fürstenwalde, verm. Jäger-Regiment Nr. 7. Releroe-Jäger BataiUon Nr. 2S. 1. Kompanie. Franft, Otto, Schönfeld, verm. 2. Kompanie. Mathe, Richard, Gefr., Glashütte, l. v. Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 26. 1. Kompanie, vürlner, Allred, Kreischa, l. v. Loiser, Marlin, Paulsdorf, verm. 2. Kompanie. Richter XXII, Oslar, Gefr., Ruppendorf, l. v., b. d. Tr. Hainrl, Kurt, Naundorf, l. v. Böhme IV, Osto, Dippoldiswalde, l. v., b. d. Tr. Berger VII, Karl, Ulberndorf, verm. 3. Kompanie. HVogler, Paul, Bärenstein, verm. MüUer XV, Bruno, Ruppendorf, verm. 4. Kompanie. Burkhardt, Kurt, Bzstlüm, Glashütte, verm. Fischer IV, Kurt, Eryde, gefallen. 1. Majchtnengewehr-Kompanie. Bellmann, Bruno, Börnchen, I. o. Berichtigung früherer Verlustlisten. 2. Kompanie. Burkhardt II, Curt, Bzjeww., Glashütte, l. b., I Ers.-Tr zur. Jäger-Regiment Nr. 10. Jäger-Bataillon Nr. 12. 3. Kompanie. Schneider, Emil, Obsäg., Fürstenwalde, bish. verm, ist gefallen. Rrseroe-JSger-Batalllon Nr. 12. 3. Kompanie. Schädlich, Rudolf, Vzfetdw, Reichstädt, verm. Pietzsch, Otio, Ovfäg., Wendlschcattdors schw. o. Lohse, Alwin, Klelnpregschenvols, verm. Ptrnbaum, Paui, Geising, schw. o. 4. Kompanie. Hesse, Richard, Gefr., Lauenstein, schw. v. Sächsisch« Staatsangehörige in autzersächsischen Truppenteilen. Preußen. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 268 Huth, Franz, Fürstenwalde, nicht an seinen Wun- c den gestorben, sondern l. v. Ersatz Jnfanterie-Regiment Keller. 8. Kompanie. > Brylka, Konstantin, Gefr., Paulsdorf, bish. verm., k. Gefgsch. Füsilier-Regiment Nr 36. 12. Kompanie. Mrutzrk Lorenz, Paulsdorf, bish. verm., krank. Jäger-Bataillon Nr. 2. 2. Kompanie. Kanehl, Emil, Gefr, Paulsdorf, bish. schw. v., gestorben. Bor Uor Kraftprobe? Ganz Berlin ist wieder einmal tu fiebernder Etreanng. Die Anzeichen deuten daraus hin, daß die Kraftprobe zwischen Regierung und Straßenherr- schaft diesmal ausgefochten werden soll. 'Den äußeren Anlaß zu den Unruhen bot die Entlassung des Berliner Polizeipräsidenten Eichhorn. Die Regierung hatte ihn verabschiedet, ohne aber dafür zu sorgen, daß ihr Entschluß, in einem Macht aufgebot Nachdruck fand. So benutzten die Unab hängigen und die Spartakusleute die Gelegenheit, um einen groß angelegten Putsch in Szene zu setzen mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen. Schon in dm Abendstunden des Sonntag fing nian im Polizei-Präsidium an, Waffen an Arbeiter n verteilen. In der Nacht wurde dann der „Vorwärts" und die Mehrzahl der bürgerlichen Blätter, ebenso das W. T. B. besetzt. Auch alle übrigen Nachrichten quellen wurden abgeschnitten. Von beiden Parteien wurden Aufrufe an die Arbeiter verteilt, die Arbeit niederzulegen und zu oemonstrieren. Das Flugblatt der Mehrheitssozialt- sten besagt u. a.: Zum zweiten Male haben bewaffnete Banditen des Spartakusbundes den „Vorwärts" gewaltsam be setzt. Die Führer dieser Banden proklamieren heute in öffentlichen Reden erneut den gewaltsamen Sturz der Negierung, Mord und blutigen Bürgerkrieg und Errichtung der SPartakuSdiktatur. Dem deutschen Volk und insbesondere der Arbeiterschaft drohen die schlimmsten Gefahren. Anarchie und Hunger wttr- den die Folgen der Spartakusherrschaft sein. Fetzt ist unsere Geduld zu Ende! Wir wollen uns nicht länger von Irrsinnigen und Verbrechern terrorisieren lassen. Es mutz endlich Ordnung in Berlin geschaffen und der ruhige Auf bau des neuen repmtipnären Deutschland gesichert werden. Die Unabhängigen erklären, daß die „entschei dende Stunde" gekommen sei. In dem in ihre Hände übergegangenen „Vor wärts", der allerdings nur in der Stärke eines halben Bogens erschienen ist, schreibt ihre Leitung: , „Soll das heitzersehnte Ziel der Massen der Aus gebeuteten und Unterdrückten, soll der Sozialismus setzt Wirklichkeit werden oder soll die Bourgeosre Über die Leiche der Revolution in ihre ungeteilte Herrschaft wieder eingesetzt werden? Bet dieser Frage kann es kein Schwanken, kein Zagen, keine Bedenklichkeiten geben. Die bisherigen Erfahrungen haben auch zur Genüge bewiesen, daß die Ebert-Regierung tagtäglich, wie ent Wegelagerer, der Revolution auflauert. Da ist es notwendig, sich eydlich zur Abwehr zu rüsten. Was zaudern, worauf warten unsere revolutio nären Obleute und Vertrauensleute? Was macht der Groß-Berliner Arbeiter« und Soldatenrat? Wo ist der Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte? l Dio revolutionären Massen müssen diese Organe zur Tatkraft anspornen. Keine Zett ist zu verlieren." - Und di« SpartakuSleute schließlich stellen in ihrem Organ, der „Roten Fahne , der Negierung fol gendes Ultimatum: 1'. Sofortig« Entwaffnung aller Offiziere. ! 3. Entfernung der Rangabzeichen. S. Die örtliche Kommandogewalt liegt in den Hän den der A.- und S.-Räte. 4. Wahl der Führer durch die Mannschaft. ö. Völlige Auflösung der Armee, sofortige Ent waffnung von reaktionären Sonderformatlonen (Suppe-Gard), Einführung einer wirklichen Volks- Wehr. 6. Gegen KrtegSmiNistertnm und Armee-Oberkom ¬ mandos, welche die vom Kongreß beschlossenen Gesetze «tr null und nichtig erklären, ist . so- - ! fort Stellung zu nehmen. i ! Schon in den frühen Morgenstunden begann auf den Straßen Berlins lebhaftes Treiben. Die Arbeiter zogen nach ihren Versammlungslokalen, von wo aus sich die LemonstrationSzüge sortierten. Im Zuge der Spartakusleute erschienen neben einigen Gruppen, denen man auch äußerlich die hochbezahlte Arbeiterkategorie ansah, der Abschaum von Berlin, junge Zuhälter und Dirnen und solche, die es werden wollen, iele von den Zivilisten, dar unter 16 jährige Rüpels mit Gewehren auf der Schul ter. Mir heiseren Schreien und hysterischem Heu len bewegt sich der Zug durch die Straßen. Takt mäßig klingen im Tempo die Rufe: Nieder mit Scheidemann, nieder mit der Rsaterung, hoch Lieb knecht! Aus Marstall und Schloß wurden fortwährend große Mengen Waffen an die Herbetströmenden Zivilisten verteilt. Aus den Kreisen ! der regierungstreuen Soldatenwehr kann man vielfach das Bedauern hören, daß sie nicht über genügend Waffen verfügen. In dem ersten Nachmittagsstunden durchschwtrren sdi« tollsten Gerüchte die Stadt. Die SpartamSleute > sollen die Spandauer Munition»- und Kanonenparks . zerstört und sich der Waffen bemüchtig'thaben -Die Neichsbank soll besetzt sein. Alle diese Gerüchte-lassen - - sich nicht nachprüfen, da alle offiziellen Nachrich tenquellen versagen. Abends boten die Straßen wieder ein ruhigeres > Bild. Große Gruppen von Passanten bilden sich, die die Vorgänge erörtern. Berlin ohne Zeitung, ' Seit die meisten Zeitungen nicht mehr erschei- t Nen und alle Nachrichtenquellen versiegt sind, ist eine dumpfe Ungewißheit über Berlin hereingebro chen, die bald in eine stumpfe Gleichgültigkeit bei . den bürgerlichen Kreisen übergegangen ist. Man hört Maschinen- und Gewehrgeknatter. Zuerst fragt man: Wo? Niemand weiß es. ES kann von bechts und links, von Ost und West, wenn nötig, auch von Süd oder Nord kommen, man kann es nicht wissen. Berlin ist groß, sein Bereich, der von Süden nach , Norden, von Tempelhof nach Reinickendorf-Pankow, hat 12 Kilometer Durchmesser; ziemlich alles bebaut. Man messe sich das in der Kleinstadt nur auf die Entfernung zu den einzelnen Dörfern aus, um zu sehen, daß sich hier ohne Zeitung überhaupt nicht ' '.West läßt. Uv Berlin wird rednerisch. Einen eigenartigen Einschlag rm Straßenbilde Berlins seit der StaatSümwälzung bilden die „Red ner". Da stellt sich irgend einer, dem das Herz zum Ueberlaufen voll ist, an die Straße und redet , ' auf 2 oder 3 Leute ein. Er redet, auHeregt, fana tisch, bereit, sich für seine Ideale aufzuopfern. Aus den drei Angeredeten werden 5, 10, 25. Er redet weiter. Die Umstehenden lachen zum Teil, zum Teil 'stimmen sie zu. Stimmt die Mehrzahl zu, dann schweigen die anderen vorsichtig und drücken sich. Der Redner redet. Er hat sich eine Masse Schlaa- ' Wörter in der letzten Versammlung gemerkt und ' trägt sie jetzt vor mit Stentor-Stimme. Je stärker ' seine Stimme, desto größer der Zulauf, und um ! ! so höher schwellt das Selbstbewußtsein. Bald, das 1 weiß er sicher, spricht er in der Versammlung: denn , - heute, das fühlt er, hat er gezeigt, daß er das > Zeug dazu hat. Und unser Zeitalter, in dem Män- - Zeug dazu hat. Und unser Zeitalter, in dem Män ¬ ner der Tat so sehr fehlen, hat wen!"stens einen ? ! Mann des Wortes mehr. Fester Entschluß der Negierung ! In den späten Abendstunden hatte die Schießerei i auf den Straßen aufgehört, die sichtlich wieder ihr - gewöhnliches Aussehen gewannen. Nur Patrouillen, Kuriere und eilende Autos deuten an, daß Vorbe reitungen getroffen werden. Handgranaten in Tätigkeit. Bei einem Zusammentreffen von Spartakusleuten mit Mehrheitssozialtsten wurde aus der Gruppe der ' ersteren eine Handgranate geworfen, die explodierte. Ein Zivilist wurde getötet und neun verwundet. Bei seiner Ansprache an die demonstrierenden Mehrheitssozialistcn erklärte ' p Lcheidc ii tta: Die Schweinerei, die in Berlin herrsche, müsse endlich aufhören. Es gehe nicht an, daß eine Minder heit einer Mehrheit ihren Willen aufzwinae. Scheide- > mann dankte der Masse und bat sie, Geduld zu haben. ! Ti« Re n.i stehe vor folgenschweren Entschlüsse», : er könne daher nicht lange reden. Aber er Hebe die Versicherung ab, dass die Negierung mit aller Energie gegen die Minderheit vorgehen werde. Sie müsse uncerdrückt werden, und wenn es sei, mit Gewalt- Die Regierung würde die Soldaten aufrufen zu ihrem Schutze. Die Tausend und Abertausende Arbeits- brüder würden zum Schutze der Regierung aufgerufen werden. Als vere nzelte Rufe: Waffen! Waffen! ertönten, erwiderte Scheidemann mit erhobener Stimme: Ja wohl, wir werden diese Massen ausrüsten! Natürlich