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1402 rigkeit hat, so lange der Kurfürst fich für durchau« gesund hält. Gleichwohl ist sein Gemüthszustand ei« solcher, daß der persönliche Verkehr mit ihm zu den schwierigsten Aufgabe» seiner Umgebung wie feiner Räthe und Minister gehört. Es äußert sich derselbe hauptsäch- IÄH darin, daß der Kurfürst die unwesentlichsten, bedeutungslosesten Angelegenheiten der Hof-Etiquette, der AmtStrachten und der sonsti gen äußerlichen Gebräuche der Diener wie der Beamten mit einer unglaublichen Genauigkeit überwacht und öfter persönlich und thät- lich ciugretst, 'um irgend eine Widerspänstigkeit oder einen Fehler zp bestrafen, daß dagegen die Minister nicht im Stande find, ihn zu dringlichen Regierungsacten zu bewege«, welche da- Wohl de- Lande- unabweisbar fordert. Wenn in früheren Zeiten da- Unglückliche Kurhefscn der Kampfplatz einer Verfassungs-Partei einerseits und einer Reattions-Partei andererseits war, so ist dies eigentlich ik dem jetzigen Augenblick nicht der Fall. Es herrscht vielmehr eine sehr charakteristische Einstimmigkeit darüber, daß der jetzige Zustand eine Art von Regierungs-Verweigerung sei, indem die-wichtigsten Ange legenheiten unerledigt bleiben, die gar nicht mit principiellen Ver- faflungsfrqgen im Zusammenhang stehen, sondern reine Verwaltungs- sachen betreffen. Im Lande herrscht die Ueberzeugung, daß auch die'Minister dies einsehen, aber außer Stande seien, dem Uebel ilbzuhelfen." > z Herzogthum Nassau. Wiesbaden, 18. Decbr. Die-vorgest rigen Uhrwahlen zur ». Kammer haben der liberalen Partei die entschiedene Majorität gesichert. Sämmtliche Mitglieder dsOzu An fang Rovember aufgelösten Landtag- werden auf ihren Wen wie der erscheinen. Alle Mittel, die man anwandte, die AufWung der Preßfreiheit, die Unterdrückung aller liberalen Versammlungen, Be- drohuug, Einschüchterung, Gewalt, die zahllosen politische» Unter suchungen, die Haussuchungen, die geheimen Agenten, das Spionir- uud DenuucnüiouSsystem, hatz^ dieses Ergebinß nicht zu hindern vermocht. Das Laud hat seih« sittliche Entrüstung laut und deut lich ausgesprochen. > Schleswig-Holstein. Altona, Montag, 19.December. Die „Schleswig-Holsteinische Ztg." meldet: Baron Scheel-Plessen hat hier eine Adresse in Umlauf setze» lasse», welche den engsten Anschluß an Preußen, vorbehältlich per Rechte Dritter, beantragt. Dieselbe hat bis jetzt in Altona selbst, an Stellen, wo man sich eine» Erfolg versprochen hatte, keiae» An klang gefunden. wie cs scheint, der intimste Freund de» KlopfgeißGM AssttM, tz § allen Störungen ein Ende zu machen; der JunßS jehych ß-lf h und fest bei demjenigen, was er angeblich gehört haben will, und an- 1d«L LMliNge bestätigteti seine Angaben. Herr F. soll sich nun über- ' . Mas,haben, daß allerdings ein «»gewöhnliche-, bi- jetzt nicht c»t- rWselteS Klöpfen stattfindet. Die Aufklärung wird halv folgen und - der Klopfgeist wird seinen Wanderstab wohl weiter setze« müssen. Die PoliK-Zeitung schreibt: Der Kurfürst von Hessen befindet sich in einem Zustande, Welcher e» selbst ganz konservative» Männern zweifelhaft erscheinen läßt, ob derselbe befähigt sei die Regierung de« Landes fortzuführen. I» wie weit diesem Zustande eine krankhafte Ursache zu Grunde liegt, läßt sich freilich erst durch eine wiffenschast- ', liche Untersuchung feststellen, die selbstverständlich ihre große Schwie- /HM»m«Hg M DU,s»euen Zustande der Dinge in den Herzogthümer« 1 -A-ch»n «sttz. Däst» wird e« seinen Vorbehalt und »vthigenfall« seinen Protest eknlegen, wen» Vie endgültige Lösung der schletwig- holsteinische» Frage die geringste Beeinträchtigung de« europäische» Gleichgewicht« mit sich bringen solle." Rußland und Polen. Do» der polnische« Gränze, 15. Dec. Die Uebersiedlung der Bewohner ganzer Dorsschaften, welche sich in irgend einer Weise am Aufstande betheiligt haben, nach dem Innern Rußland- hat in Litthauen und Eamogitien »och immer nicht aufgehört. So wur den Anfang- vorigen Monat« sämmtliche Einwohner eine- Dorfes lyit ZO Feuerstellen im Kreise Wilkomir, welche während de- Auf stande« eine in der Nähe operirende Jnsurgentenbande mit Lebens- mitteln versehen und mehrere Insurgenten bei sich beherbergt hat te». nach Wilna eingebracht und nach ewigen Tagen weiter nach den, Innern Rußlands transportirt. Den gezwungenen AuSwande- rern, denen e« gestattet ist, ihr bewegliche« Eigenthum zu »erkaufen oder »itzunehmen, werden auf Krongüter» Ländereien zum Anbaue überwiesen und, fall« sie bedürftig find, zur ersten Einrichtung Vor schüsse oder nicht zurückzuzahlende Geldunterstützungeu gewährt, so daß sie in der Regel für ihre materiellen Verluste reichliche Ent schädigung erhalte». Die durch die gezwungenen Auswanderungen in Litthauen und Samogitien entvölkerten Dörfer werden mit An siedlern au« den großrussischen Gubernien wieder besetzt. Der Ge neral-Gouverneur Murawiew hat einen Colonisirung-plan auSar beiten lasse» und dem Ministerium in Petersburg zur Bestätigung überreicht, nach welchem die Urbersiedlung großrussischer Bauern und Arbeiter nach Litthauen zum Frühjahre i» großartigem Maß- stade ausgeführt werden soll. Auch reichbegüterte Privatbesitzer, selbst Polen, leihen der Regierung bereitwilligst ihre Mitwirkung zur Ausführung ihrer Russtficirungsplane. Königreich Sachsen. Dresden, 18. Dec. Wer es über sich gewinnen könnte, alle« daS zu vergessen, wat zwischen der Abreise und Ankunft unserer holsteinische» Truppen liegt, den, würde der gestrige und heutige Tag wie ein Festtag erscheinen, an dessen Horizont kein trübe» Wölkchen hinge. Auf de« Bahnhöfen und in den Straßen, welche die Ankommenden passire», wehe« munter die sächsischen und deut schen Fahnen und dichtgedrängte Menschenmassen bilden Spaliere, aus denen ei» ununterbrochenes tausendstimmiges „Willkommen" schallt. Se. Maj. der König begab sich in Begleitung de- Kron prinzen zu jedem einzelnen Zuge auf den Bahnhof, um die Truppen zu begrüße«. Sonnabend nachmittags 2 Uhr rückte die 6pfündige gezogene/ abends 7 Uhr die reitende Batterie ein, während heute, Sonntag, nachmittags 2 Uhr ebenfalls eine Spfündige und abends 7 Uhr das 13. Infanterieregiment. Jeder Zug wurde von der hie sigen Garnison unter den Klängen der Militärmusik empfangen und bis zur Käserne begleitet. Die Ankommenden sahen zwar sehr wohl aus, doch lagerte unverkennbar auf ihren Gesichtern mehr Niedergeschlagenheit als Frende. Um die Truppen auf dem Bahn hofe mit warmen Getränk zu bewirthen, batte sich hier ein Privat- comiti gebildet, welches jedoch bei dem enormen Andrange des Pu blikums die gewünschte Thätigkeit nicht entfalten konnte. Das Co- mits machte aber kurzen Proceß, lud die Grogfässer auf und fuhr sie in die Kaserne, wo dieselben ungestörter ihre Schuldigkeit thun konnten. Uebrigens werden die Soldaten auch anderweitig gastirt. Civilisten reißen sich um einen sogenannten „Holsteiner", den sie in irgendeine Restauration al- Gast führen, ihn dort tractiren und sich von ihm erzählen lassen. Wohin man kommt, sitzen bunte Gruppen von Soldaten und Ctvilpersoneu in gemüthlichstcr Unter haltung. Dresden,. 18. Dec. Die „Dr. Nachr." berichte»: In der Nacht vom 15. zum 16. Dec., ungefähr gegen 1 Uhr, verlangt ein Mann, in dessen Begleitung sich eine Frau befindet, Einlaß irr ein hiesiges Gasthaus. Der Mann äußert gegen den'ihm Einlaß ge währenden Hausknecht, daß er mit seiner Begleiterin aus Blase witz komme und da sie beiderseits wegen der vorgerückte» Nachtzeit in ihr Hau« nicht hinStngekonnt, de-halb gezwungen seien, für diese Nächt in einem Gasthause Unterkommen zu suchen. Dasselbe wurde ihnen gewährt und ein gemeinschaftliche- Zimmer angewiesen. Als gtster» Morgen der Hausknecht, in der Absicht, d.i^ Kleidungsstücke bthUf» ihrer Retntgung abzuholen, itt dieses Ziinuwr hineinkommt, finket er dasselbe leer find von dem Frrmdch M Wner M Frankreich. Man weiß hier aus verläßlichen Quellen, daß Murawiew etwa ISOW Polen in die-Verbannung geschickt hat; von 637 größern Grundbesitzern in Litauen sind kaum ein Dutzend zurückgeblieben." —- Der Frankfurter Postzeitung schreibt man aus Paris vom 15. Dec.: „Die Arbeitseinstellung scheint sich mehr und mehr auszubrei ten. Ein großer Theil der brüffeler Journale konnte heute wegen Arbeitseinstellung der Setzer, und Drucker nicht erscheinen; in Paris wird dir Menge der ftsiwiüig feiemde« Arbeiter auf 100000 an- gegeden." ' , Paris,. 18. Dec. I« Bezng auf die Politik, welche Frankreich deyElbherzogthümerngegenüber etnhält, versichert da« „Memor. Dipl.", daß nicht- an der abwartend«, Haltung abgeändert werde« wird, welche dir kaiserliche Regierung, selbst angesichts des zwischen Dünemark «nd Deutschland ausgebrocheneu Kämpfes, bewahrt hatte. „Deutschland"," heißt es «eiter, „hat bi» jetzt die Kompetenz der am Loudoner Berttag mit unterzeichurte» Müchte mit demBedeuten ab- -rkhch, daß ma« vorerst die Mchte de» Deutschen Bundes ^« «äh- «etz habe. und daß zur geeigneten g«t «rd am geetguete« Ort die W«dr« Kabiartte fich d«» mit de» ErbschastSfiwgd befassen M- * np»? ni'il'. -- - di nr nu no gc ei dc h< S A v< be» und Go zu» blt« Jen wa bist che steh der fol, ver Se hie voi die sta' nal zu Hai ers die au liek der sch M un sin