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Tage-MS Ämkklall für die Gericht-ämter Grönhain, Johanngeorgenstadt, SGwarzenverg und Wildenfels; sowie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, NeustLdtel, Schwär» zenberg, WUdenfelS und Zwönitz. 248 ! Sonntag, dm 23. October. Mei« vierteljährlich 1b Ngr. >- Jnseraten-Annabme für die am Abend erscheinend« Nummer bi« Vormittag« 11 Mr. c->7--73> Bekanntmachung. Die Generalversammlung deS landwirthschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge soll den 2K lnnfenden Monats, Vormittags 10 Uhr, im Gasthause zum blauen Engel in Zwönitz abgehalten werden. Das unterzeichnete Direktorium beehrt sich, solches hierdurch bekannt zu machen und alle Mitglieder deS KreiSvereinS, sowie alle übrigen Landwirthe und Freunde der Landwirthschaft zu dem Besuche dieser Versammlung einzuladen. Klösterlcin und Chemnitz, am 4. October 186». Das Directorium des landwirthschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge. K. Mehnert, Bors B. Koch, Secr Tag-Sgeschichto. Der Nationalvereiu läßt wieder einmal von sich hören. - Nach einer sehr langen Pause wird, wie die Zeitungen melden, der Nationalverein am 31. Oct. d. I. wieder eine General-Versamm lung in Eisenach hatten. Von sehr vielen Seiten her war man zu der Ansicht gekommen, der Nationalverein sei iu die Brüche gegan- A gen. Bis jetzt ist das allerdings der Fall noch nicht, das beweist H ibben die-'Maekündigte Generalversammlung; allein bereits die näch ste Gensraweksammlung wird jedenfalls viel zum endlichen und völ- lichen Bruch und Ruin des Nationalvereins beitragen. Ständen allerdings nicht mehre sehr zähe und kräftige deutsche Naturen an der Spitze des Nationalvereins, von denen nur aufrichtig zu -bedau ern ist, daß sie ihre Kraft und Ausdauer nicht einer bessern und dankbareren Idee widmen, so wäre der totale Schiffbruch gewiß schon längst über den Verein hereingebrochen. Die „preußische Spitze", „Deutschlands Führung durch Preußen" bilden bei den Vollblutnationalvereinlern natürlich immer und im mer noch den Kern und Stern ihrer Bestrebungen; allein eine große Anzahl minder heißblütiger Nationalvereinler ist sehr mächtig und entschieden abgekühlt nnd ernüchtert worden durch das, was es im Jahre 1864 erlebt hat. Süddeutschland vorzugsweise, wo bereits früher kein sonderlich günstiger Boden für den Nationalverein vor- , Händen war, ist durch das Benehmen Preußens auf dem Felde der Politik im laufenden Jahre so recht urgründlich currirt, und wen det sich fast einstimmig jetzt vom Nationalvereiu ab. Preußen selbst betheiligt sich in der letzter» Zeit nur sehr wenig für die natioual- vereinliche Sache. Und warum? Weil Herr v. Bismarck hinter den Bestrebungen des Nationalvereins vorzugsweise die „Demokratie und ihr Treiben" versteckt und verpuppt glaubt, so ist ihm der Na tionalverein ein Greuel; allen denen aber, welchen daran gelegen ist, daß der ällmächtige Premierminister ein gnädiges Auge auf sie hat, ziehen sich also vom Nationalverein nicht nur zurück, sondern wirken ihm eifrig entgegen. — In einer Versammlung von Mitglie dern des Nationalvereins in Breslau am jüngsten 14. Oct. hat freilich ein preußischer Herr Professor, Schwarz ist sein Name, ei nen andern Grund angegeben, weshalb sich in der neuern Zeit so wenig Preußen an hem Nationalverein betheiligen. Dieser ebenge nannte Herr Prof. Schwarz sagt nämlich wörtlich: , „Die verhältnißmäßige geringe Betheiligung am Nationalvereiu „in Preußen rühre kurz und einfach von der Beschei- „denheit der Preußen her, es frei und unumwunden auszu' „sprechen, daß Preußen den Kern für das neu zu construirende „einige Deutschland bilden müsse." Man muß wahrlich dem Herrn Prof. Schwarz in Breslau auf- richtig dankbar fein, daß er endlich dem übrigen Deutschland ein Licht angezündet hat. Und wie ganz glaublich ist seine aufgestellte Behauptung, denn — die Bescheidenheit!! Preußens ist ja seit Jahrzehnten weltbekannt! Wie — bescheiden hat sich auch Pren- ßen im letzten Jahre in der schleswig-holsteinischen Frage wieder ge zeigt. Kurz, der Herr Professor hat schließlich wohl recht: Der Na tionalverein gedeiht in Preußen darum nicht, weil ihm die weltbe kannte preußische — Bescheidenheit im Wege steht! Hier muß man wohl in das bekannte englische: Hört! Hört! einstimmen. — Was übrigens die nächste Generalversammlung des National vereins in Eisenach am 31. Oct. beschließen oder nicht beschließen wird, wir wissen'es nicht. Von besonderem Gewicht und Einfluß wird es aber sicher und gewiß nicht sein, zumal, es ein öffentliches Geheimniß ist, daß vielfache Spaltungen und weit auseinandergehende Meinungen unter den Mitgliedern und auch unter den Leitern nnd Obmännern des Vereins herrschen. Wo aber einmal Uneinigkeit herrscht, ist aller Einfluß auf die öffentliche Meinung verloren. Man wird sich zwar in Eisenach wohl alle mögliche Mühe geben, um die Risse und Spalten zu verkleistern; ob es aber gelingen wird, den jenigen, die da wirklich sehen wollen, damit Sand in die Augen zu streuen, das ist eine andere Frage. Deutschland. Oesterreich. Die D. Allg. Z. schreibt unterm 21. October aus Wien: Was die Ministerkrisis angeht — ich gebrauche das Wort Krists, obschon es im Grunde die Situation nicht kennzeichnet, als den gangbarsten und im allgemeinen doch immerhin zutreffenden Aus druck — so scheint sich nach allem, was man heute hört, der Him mel wieder heiterer zu gestalten, nnd zwar ist iü jedem Fäll die Stel lung keines einzigen Ministers mehr unmittelbar bedroht. Was diese Wandlung zu Wege gebracht, darüber kann ich mir wenigstens zur Zeit noch kein Urtheil anmaßen; die Thatsache aber, daß sie ein getreten, dürfen Sie als ebenso feststehend betrachten, als daß Graf Rechbcrg noch vor wenigen Tagen, wenn er sein ministerielles Le ben hätte versichern wollen, Line sehr hohe Prämie zu zahlen gehabt haben würde. Preußen. Herr v. Bismarck wird noch bis Ende October in Biarritz verweilen, weil das Wetter dort so gar freundlich und milde sein soll. — In Berlin setzen die Offiziösen die Agitation für den Großherzog von Oldenburg ungestört fort; nicht weil man ihn dem Herzoge Friedrich vorzieht, sondern weil der Erbprinz von Augustenburg auf jede Weise befehdet werde» soll und man ihm den empfindlichsten Schlag beizübringe» glaubt, wenn man seine Sllcces- ston als sehr gefährdet durch jenen Prätendenten darstellt. Der Au gustenburger hätte leichtes Spiel, wenn er rundweg erklärte, mit den Befugnissen eines Statthalters sich begnügender preußischen Regierung allen möglichen Einfluß auf Schleswig-Holstein für immer gestatten und die liberalen Hoffnungen sofort im Keime ersticken zu wollen. Zu einem solchen Zugeständnisse ist er entweder nicht gekillt oder noch nicht entschlossen. Der Oldenburger, dessen Schlaßbaum in Eutin bekanntlich auch erst von preußischen Pionieren durchhauen werden mußte, ist eben so wenig wie sein Rival zur Verzichtleistung auf hoheitliche Rechte geneigt. Nnd dazu kommt noch, dast trotz der