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1098 ist in der -estrige« Conferenzsttzung wirklich der i« unsrer neulichen Mitthetlung erwähnte Modul, die Flnanzfrage durch schiedsrichter liche» Ausspruch lösen zu lassen, von dänischer Seite zur Verhand lung gebracht worden. Danach würde sowohl von deutscher wie von dänischer Seite eine Averstonalsumnie berechnet und diese Forderung, resp. Bewilligung dem gewühlten Schiedsrichter vorgelegt werden. Derselbe wäre zwar weder an die eine noch an die andere Summe gebunden, wohl aber verpflichtet, in seiner Aufstellung über den höher» Betrag nicht hinaus- und hinter den mindern nicht zurück zugehen. Die Sache unterliegt zunächst einr prinzipiellen Erwägung feiten der deutschen Cabinete. Keinesfalls dürste England oder Rußland geeignet zur Uebernahme der eventuellen schiedsrichterlichen Entscheidung erscheinen; alle nöthigen Erfordernisse und Eigen schaften würde nur der König der Belgier in sich vereinigen. Uebri- gens wiederholen wir den ohne alle Berechtigung alarmirenden Ber liner Nachrichten gegenüber, daß der Friedensschluß gegenwärtig in bestimmter und auch in naher Aussicht steht. Alle Betheiligte» empfinden jetzt um so dringender das Bedürfuiß, ans Ende zu kommen." — Der „Botsch." bemerkt dazu: ,.Wenn die dänischen Bevollmächtigten wirklich den Antrag gestellt haben, die Fixirung der Abfindungssumme einem Schiedssprüche zu überlassen, so dürste dieser Vorschlag von Seiten der deutschen Mächte keine Annahme finden. Die schleswig-holsteinische Angelegenheit soll ohne Ein mischung irgend einer fremden Macht beendet werden." — Die „Nene frei Presse" meldet: In der vorgestrigen Sitzung der Frie- densconferenz wurde das Project, den die Liquidation betreffenden Theil durch einen Schiedsrichterspruch entscheiden zu lassen, von de» deutschen Mächten für unannehmbar erklärt und zugleich den Dänen eine Art von Ultimatum gestellt, sich in Bezug auf die Liquidations angelegenheit auszusprechen. Die dänischen Bevollmächtigte» haben ihre Negierung davon in Kenntniß gesetzt und wird die Entschei dung darüber heute erwartet, nach deren Eintreffen sofort eine Sitzung statthaben wird. Gravenstein, 4. Okt. Durch Abstimmung wurde bestimmt, daß die Kirchensprache alternirend die deutsche und die dänische, die Schulsprache nur die deutsche sein soll. Frankreich. Paris, 3. Oct. Der Moniteur veröffentlicht heute die Depesche, die Drouyn de Lhuys an den Grafen Sartigcs in Turin untern, 12. Sept, gerichtet hat: Nachdem die Depesche gesagt, daß die Occupationen Noms stets nur als außergewöhnliche und provisorische Maßregeln be trachtet worden seien, setzt sie den Grund aus einander, der Frankreich die Räumung Roms wünschenswerth mache. Die Occupatio» sei ein Interventions-Act, der einem der Grundprincipien unseres öffentlichen Rechts widerstreite, und um so schwerer unsererseits zu rechtfertigen, als unser Zweck bei der Piemont geleisteten Hülfe war, Italien von der fremden Intervention zu befreien. Die Depesche erinnert ferner an die fortwährenden Uneinigkeiten und Conflicte zwischen der römischen Behörde und den französischen Generalen. Sie sagt ferner, da die bei den Regierungen nicht von denselben Principien ausgingen, so müsse unsere Gewissenhaftigkeit zu oft Rathschläge ertheilen, welche die rö mische Regierung ihrerseits ablehnen zu müssen glaube. Wir wür den schwerlich der Verantwortlichkeit überhoben sein für eine Poli tik, die wir doch nicht billigen könnten. Die Depesche constatirt fer ner die in Italien glücklich Statt gehabte Veränderung. Die italie nische Regierung sei dahin gelangt, die gegen Rom gerichtete Asso ciation aufzulösen, sie habe aufgehört, die Hauptstadt Rom absolut an die Spitze ihres Programms zu stellen, und sei jetzt entschlossen, einen anderen Ort des Landes zur Hauptstadt zu machen. Diese Even tualität gestatte nach den Stipulationen, welche den heiligen Stuhl sicher stellen, für die Räumung eine bestimmte Frist anzusetzen. Der Papst müsse den Zeitpunct selbst herbeirufen, wo der Schutz unserer Waffen zu seiner Sicherheit nicht mehr nöthig sei und wo seine Re gierung wieder in das normale Verhältniß zurückkehren könne. Die France schreibt: „Die Convention vom 15. Sept, ist nir gends mit mehr Zufriedenheit vernommen worden, als in Pcsth. Die Ungarn, die noch immer auf ihre Autonomie hoffen, sind näm lich der Ansicht, daß die österreichische Regierung Angesichts des fran zösisch italienischen Vertrages, mit der sie — ob mit Recht oder mit Unrecht, bleibe dahin gestellt — die venctianische Frage in Verbin dung bringen, geneigter zu Conccssionen sei» werde. Man will so gar wissen, daß der Erzherzog Stephan, derselbe, der kürzlich der Kaiserin Engenie in Schwalbach einen Besuch machte, aus dem Eftle zurückberufen und wieder zur Würde eines Palatins von Un garn erhoben werden solle. Wir theilen diese Gerüchte nnr mit, um anzudeuten, wie die Stimmung in Ungarn ist." Parts, DtenStag, 4. Oct. Per heutig« „Constitutlonnel" be merkt: Turiner Journale melden, e« würden zwischt» der sranzöstschen und italienischen Regierung Unterhandlungen eröffnet werden, um für die letztere au-zuwirken, daß die Verlegung der Hauptstadt erst nach der Räumung Roms von der französtschen Besatzung stattzu finden brauche. Da» ist falsch , sagt das offtciöse Blatt, denn die Verlegung der Hauptstadt ist die erste Bedingung der Räumung NomS und muß derselbe» vorhergehen. Der Siecke enthält einen fulminanten Artikel gegen jeden Ge danken an eine preußische Allianz welche etwa an die Stelle der ohn mächtigen englischen zu setzen wäre. Kein Bündniß sei für Frank- reich unmöglicher. Nach einem Sündenregister, welches namentlich die Haltung Preußens vor dem Frieden von Villafranca und zuletzt in der dänischen Frage betrifft, heißt es unter anderm: Wir können kein Interesse daran haben, daß eine wesentlich militärische und eroberungssüchtige Macht in Deutschland herrsche. Im Gegentheil sind wir die natürlichen Beschützer der von Preußen bedrohten Schwachen, und wir haben diese stets, so ost wir es nur konnten, unterstützt. Auf der andern Seite war Preußen in densehr seltenen Augenblicken, in denen es mit uns verbündet war, stets da rauf bedacht, uns zu verrathen. Welche Interessen wären uns auch gemeinschaftlich? Preußen besitzt nicht nur einen Theil Polens, son dern selbst, kraft der Verträge von 1815, einen Theil des wirklichen Frankreich, Während alle Regierungen, selbst die russische und die österreichische, es mit Reformen versuchen, findet in Berlin das Ge gentheil statt. Die dortige Feudalpartei steht überall voran, wo Frankreich bedroht wird re. Belgien. Die Presse erhält folgende Mittheiknng aus Brüssel: „Glauben Sie nicht, daß ein etwa beabsichtigter Angriff auf das venetianische Festungsviereck gerichtet sein wird. Ma» wird 200000 Mann als Observationscorps an die Grenze stellen und zur See Venedig an greifen, von wo man einen leichtern Erfolg hofft. Das möge sich Hr. Graf Nechberg ohne Illusion gesagt sein lassen." England. Kurz nach 6? Uhr heute früh wurden die Bewohner Londons überrascht und viele aus dem Schlafe geschreckt durch ein plötzliches und heftiges Klirren und Rasseln der Fenster; und da die Luft voll ständig ruhig war, glaubte man in einem jener Erdstöße, die in den letzten Jahren keine Seltenheit gewesen, die Ursache der Erschütte rung sehen zu müssen. Der Schluß war leider nicht der richtige; ein viel beklagenswertheres Ereigniß lag zu Grunde. Bei Erich, etwa zehn engl. Meilen östlich von der Hauptstadt, waren zwei große — als die Belvedere-Works bekannten — Pulvermagazine in die Luft gesprengt worden; die nähere Ursache der Explosion ist noch unbekannt. Ein Haufe von Trümmern kennzeichnet die Stelle, wo dieBelvede- re-Works gestanden haben; was aus dem Aussetzer, welcher daselbst feine Wohnung hatte, und aus seiner Familie geworden, ist nur zu klar, wenn man auch keine Spure» von ihnen gefunden hat. Das Unheil beschränkte sich jedoch hierauf nicht: ein neues Gebäude, zu einer Lichtzieherei bestimmt, in der Nähe der Magazine, und benach barte Arbeiterwohnungen sind, bedenklich erschüttert, theilweise ein gestürzt; über hundert Menschen haben mehr oder weniger gefähr liche Verletzungen erlitten und drei sind als Leichen hervorgezogen worden. Rußland und Polen. Petersburg, 4. Okt. Vorgestern wurde die Verlobung des Thronfolgers Großfürsten Nikolaus mit der dänischen Prinzessin Dagmar durch 101 Kanonenschüsse der Hauptstadt verkündigt. St. Petersburg, Dienstag, 4. Oct. Die deutsche „St. Peters burger Zeitung" sagt, die Encyclica des Papstes an die Erzbischöfe und Bischöfe von Polen sei ein Werk der Jesuiten, welche fürchte ten, durch die neugeweckte Volksbildung in Polen ihre Macht zu verlieren. Nebrigens sei Rußland gegen die Encyclica gleichgiltig. In Petersburg ist am 29. Sept. Morgens 9 Uhr der erste Schnee gefallen. Amerika. Neuyork, 23. Sept. Die Siegesnachricht aus dem Shenan- doahthale bestätigt sich aufs vollständigste. Sheridan griff Early um 5 Uhr in der Frühe des 19. Sept, bei Opequan Creek an; der Kampf wüthete bis gegen Abend, als Early sich, ganz und gar ge schlagen, eiligst durch Winchester das Shenandoahthal hinauf zurück ziehen mußte, verfolgt von der nordstaatliche» Cavalerie. Sheridan occupirte Winchester. Die Bundesruppcn verloren 3000 Mann, die Conföderirten außer 2500 Gefangenen noch 5000 Todte und Ver wundete. Die südstaatlichen Generale Rhodes, Warton, Ramsen