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1066 schwerlich za Gtaade kommen. Eaglllnd hat Oesterreich stet- nicht weniger elfktg al» M»k«tch die Abtretung de» bet Oesterreich noch verbliebenen Stücke» von Italien anempfohlen und mit seinen Vor stellungen nur deßhalb inne gehalten, weil sie doch nicht« fruchten. Oesterreich fährt fort, sich in Anstrengungen für dte Behauptung die se» auf die Dauer unhaltbaren Besitze» zu erschöpfen; denn wenn die österreichische Armee beständig, so zu sagen, auf Kriegsfuß erhalten werden muß, so liegt die Ursache ja haupsächlichln dem ewig bedroh ten Venetien. Der neue Vertrag zwischen Frankreich und Italien, der keinenfalls ohne venetiauische Hintergedanken geschlosst» ist, läßt eine Armee-Reduction in den nächsten beiden Jahren wieder al» schwer ausführbar betrachten. Und doch gewährt eine Verringerung de» stehenden Heere», und zwar eine Verringerung in großartigem Maßstabe noch die einzige Aussicht, Oesterreich» beständige Geldver legenheiten, welche durch die augenblicklich auf dem Geldmärkte Her schende Knappheit erhöht werden, zu beseitigen, den Staatsbankerott noch auf längere Zeit hinauszuschieben. Deutschland. Oesterreich. Wir haben in unsrer Sonntagsnummer gemeldet, daß Lord Clarendon in Wien erwartet werde, er seit mit einer po litischen Mission beauftragt. Heute nun meldet man aus Wien: Der Zweck der Hierherreise Lord Clarendon s ist die Annäherung zwischen Oesterreich und England. Die Mission steht in keinem Zu sammenhänge mit der Conferenz. — Der D. Allg. Zeit schreibt man aus Wien: Bei der Reise des Kaisers nach Ungarn war zwar ein officieller Empfang verbeten, die Reise ist jedoch immerhin als ein wichtiges politisches Moment zur bevorstehenden Lösung der unga rischen Frage zu betrachten. Es stehen nämlich, wie »»an un« heute versichert, noch mehrere derartige kleine Reisen bevor, wodurch die Nation mit dem Monarchen in fortwährende Verbindung HnNmt, und sich bald Gelegenheit finden dürste, daß die Ungar» mit offe nem Vertrauen sich ihrem Könige nähern können. So soll z. B. eine Reise zur persönlichen Inaugenscheinnahme der Eisenbahn- und Kanalbanten in Aussicht stehen. Preußen. Aus Berlin meldet unter dem 25. Sept., di« Cor- respondenz Stern: „Wie haben heute jemand aus der nächsten Um gebung des Herzogs von Angustenburg gesprochen, welcher auf das entschiedenste das Gerücht, wonach zwei Abgeordnete des Herzogs nach Berlin kommen würden, um gewisse Vereinbarungen mit Preu ßen zu treffen, in das Reich der Erfindungen verweist. (Unser Dolksfreund hatte diese Nachricht von den Abgeordn. des Herzogs von Augustenburg auch gebracht, dieselbe aber gleich durch einige Fragezeichen als zweifelhaft bezeichnet.) — Daß die preußische Re gierung jetzt ihr Augenmerk wieder auf die iimern Angelegenheiten richtet, und zwar zunächst auch auf den bevorstehenden Landtag, be weist der ministerielle Artikel in der Provinzial-Correspondenz, „über Krieg und innern Frieden", welcher den Charakter einer Proklama tion an sich trägt. Steht danach auch der Entschluß fest, den Land tag einzuberufen, so ist doch zugleich bestimmt ausgesprochen, daß in Bezug auf die Militärangelegenheit keine Concesstonen gemacht werden sollen. Wir bedauern dies, da wir zwar von der versöhn lichen Stimmung im Laude überzeugt sind, aber den vermittelnden Weg nicht zu finden wissen, auf dem eine Ausgleichung möglich wäre, wenn in dem wichtigsten Punkte von einem Theile der zeit- hcrige Standpunkt unvcrrückt festgehalten werden soll. Auf eine wenn auch nur versuchsweise Abkürzung der Dienstzeit beim sichen den Heere hatten mindestens alle die gehofft, welchen eine Versöh nung ernstlich am Herzen liegt. — In der von der preußischen Re gierung auf den 26. d. M. einberufene« Zoüvercinsconferenz wird es sich gleichzeitig auch um die künftige Zovvcrcmsverfaffung han deln, da im Fak des Nichtcintritts dieses oder jeues Staats, insbe sondere Baierns, die bisherige Zollverein »Verfassung einer entspre chenden Modifikation unterworfen werden muß. Schleswig-Holstein. „Dis jüngste» MitthciluNgen, daß der Erbprinz Friedrich von Au gustenburg wieder müdem berlinerCabinet, sei es persönlich oder durch Bevollmächtigte, anznknüpfen suche, entbehren bis jetzt alle Begrün dung. Uebrigens sollen seine Chancen wieder im Steige» begriffen fei», Namentlich in Berlin, was man besonders daraus schließen will, baß man in Wien jetzt den konservativen Charakter des Groß- Herzogs vtin Oldenburg besonder- heUdorzahebe» beginnt." Schweiz. Au- Gens wird die Nachricht bestätigt, daß gegen Jan,es Fazy «in Derhastsbefehl eolafsen worden ist. Frankreich Pari«, SS. Sept. (K. Bl.) Marschall Mae Mahon hat bei seiner Ankunft in Algier eine Proklamation an die europäische und eingeborene Bevölkerung dieser Colonte erlassen. Dieselbe hat hauptsächlich den Zweck, den friedliebenden Theil der Bevölkerung in Betreff der kürzlich au-gebrochenen Unruhen zu beruhigen und die Ruhestörer durch Hinweis auf die unwiderstehliche Macht Frankreichs einzufchüchtern. „Wie hat man", ruft der Marschall aus, „die Leicht gläubigkeit der verführten Stämme so sehr mißbrauchen können, daß sie hofften, Frankreich wiederstehen zu können? Haben diejenigen ihrer Brüder, welche mit uns in der Krim, in Italien und in Mexico kämpften, ihnen nicht gesagt, was Frankreich ist? Welche» war nicht überall die Macht und die Zauberkraft (pr«»tlge) der Waffen Frank reich». wo sich nur seine Soldaten zeigten? Haben sie ihnen nicht gesagt, daß auf ein Zeichen feine» Kaisers Frankreich 800,000 Krieger aufstellen kann, die bereit sind, jeden gegen ibn begangenen Verratk zu rächen? Die Stämme haben sich die Züchtigung selber zuzuschrei ben, die sie trifft, wenn sie noch länger in ihrer Verblendung be harren." Im Allgemeinen verspricht auch Mae Mahon allen Bewoh nern der Colonie dieselbe Unparteilichkeit, dasselbe Wohlwollen, den selben Schutz in der Regelung der verschiedenen zwischen ihnen in Frag« stehenden Interessen. Er will alle Zeit und alle Bemühungen der Versöhnung der Interessen widmen, von denen wesentlich die Zukunft und das Gedeihen der Colonie abhängt. Paris, 26. Sept. Die „Patrie" berichtet.unter Andern,: Al- Graf Sartiges die zwischen Frankreich und Italien abgeschloffene Convention in Rom mitgetheilt, hätten der Papst und der Cardi- nalstaatssecretär Antonelli erklärt, diese Neu igleit überrasche sie nicht. Man begreife, daß die französische Okkupation in Rom nicht ewig dauern könne, auch habe ja der Kaiser Napoleon immer erklärt, daß die Okkupation lediglich eine provisorische sein sollte. Der Papst habe binzngefügt, daß er augenblicklich keine weitere Bemerkung be züglich der Convention machen wolle, und eine Frist zur reiflichen Erwägung dieser Angelegenheit gefordert, bevor er den Eindruck kund gebe, welchen die neue Situation auf die päpstliche Regierung mache. England. London, 24. Sept. lieber Italien bemerkt heute die Saturdan Review: „Wenn Florenz zur Hauptstadt geworden ist und die Fran zosen Nom verlassen, so wird die Stellung Italien» zu Oesterreich eine neue werden. Dem Vernehme» nach bat das italienische Mi nisterium in Folge der Convention die Absicht, eine Reduktion des Heeres um 100,000 Mann vorzuschlagen. Irgend ein derartiger Schritt muß getban werden, so lange nicht der Krieg begonnen hat; denn Italien besitzt ein weit größeres Heer, als es bezahlen kann. Die Ausgaben für den Friedens-Etat machen den Krieg sogar hoff nungslos. Aber das große Heer, welches Italien bis jetzt ant den Beinen gehabt hat, ist nicht bloß im Hinblick auf die Möglichkeit eines Krieges nnterhalten, sondern auch, um die allgemeine Achtung zu gewinnen, nnd zwar eben so wohl die Achtung der Franzosen, wie die der übrigen Welt. Keinem Italiener, der bei Sinnen war, fiel es ein, gegen Frankreich zu kämpfen, aber die Italiener dachten, nnd vielleicht mit Recht, die Franzosen würden mit günstigerem Ange auf eine Nation blicken, die sich dazu schulte, in großartigem Maßstabe fechten zu können. Sind aber erst einmal alle Differen zen zwischen Frankreich und Italien beigelegt, so braucht Italien nur Oesterreich ins Ange zu fassen. Oesterreich gegenüber aber be steht die beste Politik Italiens offenbar darin, mit seinen Hülfsmit- teln bauSznbalten nnd einen weit größeren Theil seiner Bevölker ung, als es in Wirklichkeit bezahlt, in den Künsten des Krieges zu unterweisen, 100,OM entlassene Soldaten müßten eben so viele dis- cipllnirte Männer sein, auf die Italien sich im Kampfe gegen Oester reich verlasse» kann, die aber, bis es znm Kampfe kommt, selbst für ihren Unterhalt sorgen, und «S läßt sich kein anderer Weg den ken, auf welchem Italien je dacht« gelangen sollte, eine Streitmacht aufzubringen, die es rechtfertigen würde, wenn es versuchte, Oester reich den Besitz des Festungsvierecks und Venetiens streitig zu machen." Italien. DaS groß« Ereignitz de» Tage« ist die mit Frankreich abge schlossene Konvention in Betreff der römischen Frage. Nach einer fast fünfjährigen Unterbrechung soll da» Drama der neuesten Ent wickelung Italien» wieder um einen Akt weiter gespielt werden, und in fieberhafter Spanmmg harrt Italien und wohl ganz Europa der Dinge, bi« da kommen sollen, schreibt man der „Mgem. Z." von Turin. Sollte Loui» Napoleon gesonnen sei», mit der katholischen Partei zu brechen, nm Italien auf« Innigste m sich za ketten, nm