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Erzgebirgischer Volkssreund. Tage- unst Amtsblatt für die GerichtSämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels; sowie für die Stadträthe Aue, Elterlein, .Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. 199^» Sonnabend, den 27. August. I8K4 Preis vierteljährlich 1S Ngr. — Jnseraten-Annah»» für di« am Abend erscheinende Nummer bl« Bvrmittdgs N Uhr. Pferde - Verkauf. In der Grenz-Poststation Bäringen in Böhmen, nnweit Schwarzenberg, stehen M Stück gute Poftpferde zum Verkauf; beim allerfälligen Kauf können selbe zur Probe allsogleich eingespannt werden., K. Postftation Bäringen, I. Fonrek, k. k. Postmeister.. Tagesgeschichte. Deutschland. Oesterreich. Wien, 22. Aug. Hr. v. Bismarck legt hier die beste Laune an den Tag. Gestern befand er sich gerade mit einem hiesigen Staatsmann im Gespräch, als Depeschen aus Berlin ein liefen. Er eröffnete sie in Gegenwart feines Gastes. Eine dersel ben enthielt die Mitthe ilung, daß die Steuereinläufe einen Ueber- schuß von 20 Millionen Thalern aufweisen. Sofort wendete er sich an den anwesenden Staatsmann, ihm die Depesche zeigend, mit den Worten: „Scheu Eie, das ist die Wirkung davon, daß wir keinen Landtag haben!" Es find dieß die eigenen Worte Sr^ Exzellenz, die ich verbürgen kann. Sie sehen, welchen Ton Hr. v. Bismarck hier anschlägt. — Der mehrfach voreilig angekündigt gewesene Hr. v. Bille ist mit den Instruktionen für die dänischen Bevollmächtigten endlich eingetroffen, und so werden die Friedensverhandlungen ohne Zweifel unmittelbar nach der Abreise des Königs von Preußen be ginnen. Es bestätigt sich, daß Dänemark von allen Versuchen, die vorläufigen territorialen Feststellungen noch irgendwie zu annulliren, Abstand genommen hat, und daß es den ganzen Nachdruck auf die möglichst finanzielle Auseinandersetzung legt. Wien, 24. Aug. Der König von Prenßen reist morgen nach Ischl ab und geht von dort über Salzburg und München nach Ho henschwangau. Innsbruck, 22. August. Der amtliche „Bote für T. u. V." meldet: Verläßlichen Nachrichten zufolge ist es der Wachsamkeit der Behörden gelungen, dem Plane der italienischen Umsturzpar tei, in den letzten Tagen dieses Monats in Südtirol einen Putsch durch Freischärler zu Stande zu bringen, auf die Spur zu kommen. Dieses beabsichtigte wahnsinnige Unternehmen, das wohl nur in Köpfen mit erhitzter Phantasie ausgeheckt werden konnte, wurde durch die in verschiedenen Orten Wälschtirols zu gleicher Zeit vor genommenen Verhaftung der Anstifter und Werkzeuge der Actionspar tei vereitelt. Zu Saone in Judicarien wurde zu dem auch ein Waf fendepot mit 170 Stück Gewehren, Bayonneten, Montursstücken, Hosen und Garibaldihemden aufgehoben. Da es sich um hochver- rätherische Pläne handelt, so werden die Verhafteten, deren Zahl sich auf mehr als 20 Individuen belaufen soll, an das hiesige Lan desgericht zur Untersuchung abgeliefert. Preußen. Berlin, 23. Aug. Die ministerielle „Nord deutsche Allgemeine Ztg.", die so eifrig für eine Veränderung der Verfassung Schleswig-Holsteins im reaktionären Sinne auf trat, er klärt heute, daß sie es für durchaus angemessen halte, daß man cs den Schleswig-Holsteinern selbst überlasse, ihre Verfassungs- verhälniffe zu ordnen und dieselben mit ihrer neuen politischen Si tuation in Einklang zu bringen. Mecklenburg. Grabow, der Obenbürgermeister vyn Prenzlau und bekannte Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Neidet an einer Leberkrankheit, in Folge deren er außer Stande ist, sein Amt als erste Magistratsperson zu verwalten. Besorgnißerregend ist der Zustand Grabows nicht; ob aber derselbe seiner Zett im Ab geordnetenhause erscheinen wird, soll insofern zweifelhaft sein, als der Arzt des Herrn Grabow davon entschieden abgerathen haben soll. Altenburg, 24. August. (Dr. I.) Ein furchtbarer Brand hat heute einen großen Theil des schönen herzoglichen Residenz schlosses, des Stolzes jedes Alte rfimrgers und der Freude jedes Fremden, in Asche gelegt. Das Feuer begann kurz vor 10 Uhr Vor mittag, wahrscheinlich veranlaßt durch eine beim Ausbrennen ge sprungene Oefse, auf dem Flügel, in welchem sich der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts vom Herzoge Friedrich HI. erbaute große Saal mit herrlichen Deckengemälden, vielleicht einer der schönsten Säle in den deutschen Restdenzschlössern, befand. Bei dem überaus heftigen Winde und der hohen Lage des Schlosses verbrettete sich das Feuer mit großer Schnelligkeit über den ganzen Flügel. Um 411 Uhr stürzte die Decke des Saales, der die ganze Breite des Flügels einnahm, ein. Auch der daran stoßende Eckflügel-wurde alsbald vom Feuer ergriffen, so daß auch das Dach dieses Flügels bis zu den Gemächern des Herzogs Joseph abgebrannt ist. Erst an der Ecke dieses zweiten Flügels, an welchen sich dann bas Ge bäude mit den Wohngemächern der herzoglichen Familie anschließt, gelang es, des Feuers durch Einreitzen des hohen Daches Herr zu werden. Doch hat auch dieses Hauptgebäude sehr gelitten, indem durch dasselbe zum Theil die Zuleitung des Wassers erfolgen mußte. Es mutzten wegen der Nähe und Gröhe des Feuerheerdes deshalb auch die Wohngemächer der, höchsten Herrschaften geräumt werden. Flugfeuer drohte selbst, zweimal auch das noch ziemlich entfernt auf der linken Seite des Schloßthores stehende Prinzenpalais, die Wohnung des Prinzen Moritz, und noch ein anderes, hinter dem Schloßthurme stehendes Gebäude in Brand zu setzen; doch gelang es, dasselbe noch zei tig zu dämpfen. Der Schaden ist ein höchst bedeutender, obschon sowohl die Gebäude (dem Vernehmen nach bei der Gothaischen Feuerversicher ungsbank), als auch das Mobiliar des Schlosses versichert waren. Ge gen 1 Uhr kam auch die Leipziger Feuerwehr an; doch war zu dieser Zeit das Feuer bereits in der Hauptsache gedämpft und wettere Hilfe nicht mehr nöthig. Von den Mitgliedern der herzoglichen Familie war im Augenblicke der Entstehung des Brandes nur die noch nicht ein Jahr alte Prinzesstn-Tochter des Prinzen Moritz im Schlöffe an wesend, welche alsbald in Sicherheit gebracht wurde. Um 2 Uhr Nachmittag traf der telegraphisch benachrichtigte Prinz Moritz aus Bad Ronneburg ein; Se. Hoheit der Herzog, der in Bad Wittekind ist, wird ebenfals noch heute erwartet. Das herzogliche Militär, wel ches eigentlich besonders bestimmt ist , bei Feuerunglücksfällen im Re sidenzschlosse Hilse zu leisten, war gerade heute Morgen in Canton- nements gerückt, so daß die städtische Feuerwehr fast allein die Ar beit des Löschens übernehmen mußte. Es ist noch ein Wunder zu nennen, daß das Feuer auf die beiden Flügel, beschränkt geblieben ist; denn bei der Heftigkeit des Windes und der Schwierigkeit, auf das thurmhohe Dach Wasser zu bringen, war die Gefahr für das ganze Schloß eine sehr große. Schleswig-Holstein. Kiel, Donnerstag, 25. Aug. Sicherm Vernehmen nach ist die vom Bundestage geforderte Begründung der SuccessiokSrechte de» Herzogs Friedrich gestern nach Frankfurt abgegcmgen.