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Erzgebirgischer Vallssreund Tage- uns Amtsblatt für die Gerichtsämter Grünham, Johanngeorgenstadt, Schwarzenderg und Wildenfels; sowie kür die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustüdtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. E 1 ««E KULL.-'"'»' I Freitag, den 19. August. j """SSLV"°"""! 1994 Prei« vierteljährlich 15 Rgr. — Jnseraten'Annahm« für Lie am Abend erscheinende Nummer bi« Vormittag« 11 Nbr. TageSgefchichte. Deutschland. Oester eich. Aus Wien, 14. August, wird übereinstimmend der „Boh." und „Fr.-Pztg." geschrieben: Dem Vernehmen nach verzögert sich die dem Großherzoge von Oldenburg anferlegte Uebereichung der Rechtsbegründung seiner auf Schleswig-Holstein erhobenen An sprüche in Frankfurt nicht sowohl deshalb, weil diese Nechtsbegrün- dung noch nicht fertig ausgearbeitet worden, als vielmehr deshalb, weil noch immer der Verzicht des Prinzen Wasa, des Repräsen tanten der nächstältesten Linie des Hauses Gottorp, nicht in binden der Weise ausgesprochen ist und weil ohne die Beibringung des be treffenden Documents die jüngste gottorpsche Linie einfach als nicht zur Sache legitimirt erscheint. Es ist übrigens merkwürdig genug, daß die Nothwendigkeit eines solchem Verzichts anfangs sowohl von Rußland, als von Oldenburg ganz außer Acht gelaffen worden; we nigstens ist es Thatsache, daß, als die geschehene Cesston der russi schen Ansprüche an Oldenburg hier in Wien notificirt wurde und als Graf Rechberg sofort auf die dazwischen liegenden Näherrechte des Prinzen Wasa Hinweisen zu dürfen glaubte, Herr v. Knorring, sichtlich überrascht, die Erwähnung dieser Rechte als ein Novum be zeichnete, bezüglich dessen er nicht instruirt sei. Der „ Wietmarschen Zeitung" zufolge werden Preußen und Oester reich beim Bundestag» eine interimistischeRegierung der Her- zogthümer beantragen, die mit Hinzuziehung des Bundes aus drei Mitgliedern bestehen soll. Die Bundestruppen werden in Holstein verbleiben. Prag, 16. August. Die hiesige tschechische föderalistische Par tei lebt noch immer der Hoffnung (!), die deutsch-dänische An gelegenheit, obwohl im Stadium des Friedensschluffes befindlich, werde nicht nur den Grund zu argen, Zwiespalt zwischen den deut schen Großmächten und den andern deutschen Staaten sein, sondern auch den Westmächten Deranlassnng zur Einmischung, vielleicht so gar zu bewaffneter geben, die mit materiellen Einbußen für die Deutschen, wenn nicht zpr gänzlichen Vernichtung des heutigen Deutschland führen soll. Das sind die Phantasten unsrer tschechi schen Föderalisten! — Preußen- Aus Berlin wird unterm 15. Aug. dem „Adler" ge schrieben: Ein gesunder und rühriger Wetteifer der deutschen Bun desstaaten zum Zwecke der Beförderung des materiellen Wohlbefin dens, der weiteren Fortbildung in der Kultur, der Pflege von Wis senschaft und Kunst, der Einrichtung politischer Organisationen, welche den Bedürfnissen der Jetztzeit entsprechen, und der Herstel lung und Wahrung des Rechts wird stets von den heilsamsten Fol gen begleitet sein und die allgemeinste Billigung finden und sollte nie eine Unterbrechung erleide«; denn mag die „Kleinstaaterei" auch ihre mannichfachen Schattenseiten haben, das Eine wird man nicht verläugnen, daß sie uns vor der Gefahr einer Stagnation (Still stand) bewahrt, wie sie in großen, centralistrten Einheitsstaaten er fahrungsmäßig nur zu leicht eintritt. Wenig erfreulich ist es' aber, wenn dieser friedliche Wetteifer von dem Kampf auf politischem Ge biet begleitet wird, und geradezu bedauerlich, wenn Gereiztheit und Hochmuth in diesem Kampfe die Oberhand gewinnen, wie es leider gegenwärtig bezüglich der Ordnung der Verhältnisse der Herzogthü- mer der Fall ist. Die Regierungen wünschen und verlangen, daß die Presse die Angelegenheiten mit Ruhe und Würde bespricht, daß sie sich freihält von unbegründeten Schmähungen und gehässigen Persönlichkeiten und sie schützen besonders die Organe der Regie rungen befreundeter Bundesstaaten vor Angriffen, welche geeignet und darauf berechnet sind, die Autorität derselben zu untergraben. Was soll man aber dazu Hagen, wenn ein hiesiges Blatt, das in un mittelbare Beziehungen zu Herrn v. Bismarck gebracht wird, sich über das Regierungsjournal eine» benachbarten Bundesstaates, und schließlich über den Ministerpräsidenten dieses Landes in einer Dieise ausspricht, wie es heute geschieht? Und was hatte das „Dresdner Journal" gethan? Es hatte in ruhiger Haltung, wie man eS an ihm seit längeren Jahren gewöhnt ist, die Behauptung ausgestellt, daß 8- 1 der mit Dänemark abgeschlossenen Friedenspräliminarien insofern Gefahren in sich berge, als es darin heiße, daß der König von Dänemark „seine Rechte" auf die Herzogthümer an die deutschen Großmächte abgetreten habe, wähernd doch derselbe gar keine Rechte auf dieselben mehr gehabt habe. Die „Nordd. Allg. Ztg." mochte von ihrem spezifisch-btsmarckisch-preußischen Standpunkte aus, nach dem „Gewalt über Recht" geht, in eine Diskussion, über das Be gründete dieser Behauptung eintreten, sie durfte aber nicht mit ei nem feile» Witze das „Dresdner Journal" abfertigen zu können meinen. Schlechter als seinem Organe geht es jedoch Herrn v. Beust selbst. Unsere Bismarck'sche ist wie von der Tarantel gestochen dar über, daß Herr v. Beust „für die nächste Bundesversammlung wirk lich einen Antrag hat anmelden lassen, nach welchem die deutschen Großmächte von Bundeswege» zu eiuer rechtfertigenden Erklärung darüber aufgefordert werden sollen, weshalb sie vom König von Dä nemark nach den Friedenspräliminarien sich Rechte.hätten abtreten lassen, die derselbe selbst gar nicht besessen; Dänemark stehe aber eine Anerkennung der, von den deutschen Großmächten beabsichtig ten, unzulässige» weitere» Verfügungen über die Herzogthümer auch gar nicht zu.' (Siehe No. 191 unter Sachse».) In diesem Anträ ge sieht das Blatt nichts als einen „Hohn" auf die Siege der Ver- , bündeten über Dänemark, denn nur durch einen blutigen Krieg, zu dessen Theilnahme der Bund nicht zu bewegen gewesen, sei die Be freiung der Herzogthümer, möglich geworden. Die „Nördd. Allgem. Ztg.", die bei Beurtheilung der Frage das größte Gewicht auf den Besitz der Herzogthümer (früher de« Dänenkönigs jetzt der Groß mächte) legt, hätte wenigstens nicht verschweigen sollen, daß die Mehrheit des Bundes den aus dem Londoner Protokoll herge- leiteten Besttztitel für Dänemark nie anerkannt hat, noch weni ger hätte sie sich zur Begründung ihrer Ansicht die Unwahrheit er lauben sollen, daß der Bund zu einer Theilnahme an dem Kriege nicht hätte bewogen werden können. Wir wollen nicht entscheiden, ob, wenn der Bund die Kriegführung in die Hand genommen hätte, die Sache so bald zum Abschluß gekommen wäre, aber das steht fest, daß auch die Majorität der Bundesregierungen de» Krieg wollte, nur nicht in damaliger Aufrechterhaltung des Londoner Protokolls, das man nicht anerkannte. Sonderbar genug wirft aber die „Nord deutsche Allgem. Ztg." Holstein und Lauenbnrg mit Schleswig in einen Topf, als ob auch sie ersteren von Oesterreich und Preuße» durch die Gewalt Dänemark abgerungen worden seien uud so die Abtretung des Besitzes an die Großmächte berechtigt erscheine. Mit welchen Waffen zu kämpfen das ministerielle Organ genöthigt ist, geht aus folgenden Schlußsätzen hervor. „Nach jenem Anttage, heißt es, wäre also das fernere Verbleiben Schleswig-Holsteins und Lauenburgs bei Dänemark der Besetzung dieser Gebiete durch die beide« deutschen Großmächte und der deutsch-nationalen Erwerbung derselben vorzuziehen gewesen. Denn wenn Dänemark kein Recht hatte, diese Länder abzutreten und die Sieger wiederum kein Recht besahen, diese Abtretung zu fordern, so müssen natürlicher Weise die Herzogthümer in ihren alte» Verhältnissen bleiben. Solche For derungen sollte man aber eigentlich nicht von Menschen bei gesun den Sinnen erwarten, so »dem nur von Personen, deren Gehirn-' thätigkeit ernsten Störungen ausgesetzt ist. — Da nun aber Herr von Beust ein Mann vo». klarem Verstände ist, so geht der projek- tirte Antrag nur darauf aus, die Sieger zu verhöhnen uud den Er folge» ihrer Waffenthaten die fernere Unterwerfung der Herzogthüi mer, unter Dänemark vorzuzieheu. Die jubelnde Freude der deatschrn Nation über die Niederwerfung der dänischen Bollwerke e^ichsint ch« Lichte diese« Antrags als ein Kinderspiel. Es wurde jp pur ein