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7^-- daß Ergsbntß dieser Unterhandlungen-erfahren wir Folgende-: Han nover verlangte Wiederherstellung in den vorigen Stand, also Zu- rückziehung der preußischen Truppen au- Rendsburg — ein Begeh ren, das wir als korekt und berechtigt erkennen; werde daö zugestan. den, so sei Hannover bereit, auf jede Kombination rücksichtlich der Regelung der BesatzungSverhältntffe für die Zukunft einzugehen. Herr v. Bismarck erklärte, daß dem Wiedereinmarsch hannoverscher Trup pe«, deren Entfernung Preußen nicht gefordert habe, nichts im Wege stehe; die Zurückziehung der preußischen Truppen müsse abso lut verweigert werden. So steht Pie Sache auch jetzt noch. Sachsen scheint sich nur in zweiter Lienie an dieser Verhandlung betheiligt zu haben. Wien, 2. Aug. (A. Z.) Es wird Sie interessiren zu erfah re», daß in den Verhandlungen der Konferenz bereit« von der Ein» setzung des Herzogs von Augustenburg die Rede war, und zwar in einer Weise, die keinen Zweifel darüber zuläßt daß den Dänen, die sich zur Anerkennung des Herzogs bereit erklärten, eine baldige Ent scheidung des Bundes in demselben Sinn sehr erwünscht wäre. Ich habe Ursache zu glauben, daß auch in den Präliminarien selbst auf die Thronbesteigung des Herzogs, wenn dessen Name auch nicht er wähnt wurde, Rüchstcht genommen ist, und daß dieser Punkt der Präliminarien die Brücke zur Betheiligung des Bundes an den de finitiven Friedensverhandlungen durch den künftigen Souverän bil den dürste. Preußen Berlin, 1. Aug. Die dänischen Gefangenen, die sich gegenwärtig in den preußischen Festungen befinden, belaufen sich 4750 Köpfe; davon find 600 in Erfurt, 200 in Glogau, 300 inGrau- denz, 200 in Kosel, 400 in Küstrin, 400 in Magdeburg, 450 in Min den, 450 in Neisse, 450 in Posen, 50 in Schweidnitz, 200 in Span dau, 700 in Torgau und 350 in Wittenberg. Berlin, 2. August. Der N. Pr. Z. zufolge haben Drohungen gegen den Herrn Minister-Präsidenten noch kein Ende. In Wien habe Hr. v. Bismarck — mit dem Poststempel: Hannover, 27/ Juli — eine drohende Zuschrift erhalten und ein „anliegendes Blättchen", welches das schleswig'sche und das holsteinische Wappen trägt, verbunden unter der Ueberschrift: „up ewig ungedeelt',, und folgende Zeilen: „Was unser Wille, sagt unser Wappen, dem han delst Du entgegen! — also hast Du hiermit Dein Urtheil gespro- cheu. Du stirbst durch Gist." lind dazu sei das Blättchen betrö pfelt, als hätte der drohnngsvoüe Attentäter sein Gist schon darauf gespritzt. Die officiösen Blätter bringen von Zeit zu Zeit gern diese Narrenspoffen. Einen anderen Zweck haben die letzteren wohl über haupt nicht. Baiern. München, Freitag, 5. August. Die heutige „Bay- ersche Zeitung" sagte: Die Execution in Holstein sei jetzt wohl zwecklos, ein Anderes müsse aber an deren Stelle treten, damit nicht, was die „Kreuzzeitung" nieint, eine Auslieferung Holsteins an di« Großmächte erfolge, sondern eine Sequestration des Landes durch den Bund bis zur Entscheidung der Erbfolgefrage. Frankfurt a. M., 4. August. In der heutigen Sitzung der Bundesversammlung erfolgte eine Eingabe des Prinzen Friedrich von Hessen, worin derselbe ein Recht auf Lauenburg geltend macht und seine Einsetzung durch den Bund und Zulassung eines Bundes- bevollmächtigten zur Bundesversammlung beantragt. Diese Eingabe ward an den holstein'scheu Ausschuß verwiesen. Sachsen, die 12, 14. und 15 Stimme beziehen sich auf frühere verwahrende Erklärungen. Schleswig-Holstein. Flensburg, 3. August. Die „FlenSb. Nordd. Z." berichtet: Gestern feierte unsre Stadt die Wiederkehr der Friedens. Die Häu ser waren beflaggt und am Abend illuminirt, während Choräle von den Kirchthürmen erklangen. Ein Zug von Sängern mit Fackeln und voran ein preußisches Mustkchor brachte dem Civilcommissar, Frhrn. v. Zedlitz, eine Ovation dar. Letzterer antwortete etwa Fol gendes: Ich nehme die ansgebrachten Hochs dankbar an, betrachte dieselben jedoch mehr meinem erhabene» Landesherrn, als mir per sönlich geltend. Durch die Entschiedenheit der Alliirten und die Ta pferkeit ihrer braven Truppen ist das Land von der unrechtmäßigen dänischen Herrschaft erlöst worden. Doch »eben dem Danke gegen die Befreier lassen Sie heute noch Eins unsre Herzen bewegen, die Hoffnung, daß Schleswig-Holsteins glückliche Zukunft gesichert sein möge durch den enge», möglichst innigen Anschluß an denjenigen norddeutschen Staat, der vor allen den natürlichen Beruf und zu gleich disMAl hat, selbst mit des« Schwerte für Freiheit und Recht de- LasdsS etnzustehen, an Preußen. Sodann brachte man auf ,Se. k. Hoheit den Prinzen Friedrich Karl begeisterte Hochs aus. 854 Dänemark. Kopenhagen, Donnerstag, 4. August. DasFolkeihingnahm gestern einen Antrag von 35 Mitgliedern an, darunter Ha»' und Bille, wonach aus dem dem ReichSrathe auferlegten Schweigen bei der Mittheilung der etngeletteten Friedensunterhandlungen keine Folke- thingSbtlligung des Vorgehens der Regierung gefolgert werden könne, Frankreich. Die französische Presse äußert sich sehr ungehalten über die Wiener Friedenspräliminarien, weil darin weder dem Nati onalitätsprincipe, noch dem Rechte der Selbstbestimmung der Völ ker Rechnung getragen sei. Die „France" läßt sich u. A. verneh men: „Die Dänemark auferlegten Bedingungen sind mit einem Worte drakonisch, so hart, so exorbitant sie aber sind, sie haben durchaus nichts Ueberraschendes. Die deutschen Mächte brauchten die FriedenSclauseln nicht lange z u dcbattiren, ihr Wille war Ge setz; sie trugen weder dem Rechte der Verträge, noch dem der Na tionalitäten, noch dem geschriebene« Uebereinkommen oder dem Wunsche der Bevölkerung^ Rechnung. Das Wort sei vielleicht nicht gesprochen, aber dex Grundsatz: „Gewalt geht vor Recht!" sei in Wien in seiner ganzen Hä rte angewandt worden." —Das,,Pays" sagt: „Die Gefühle der Gerecht igkeit und das Princip der Natto nalitäten sind mit Füßen getreten worden." Die übrigen Blätter drücken sich etwas gelinder aus; ihre Bettachtungen laufen aber sämmtlich auf dasselbe Ziel hinaus. (Dr. I.) England. London, 30. Juli. Trotzdem das Parlament schon 24 Stun den lang vertagt ist, hat sich noch immer die berühmte Seeschlange nicht gezeigt. Statt ihrer ist eine M agenschlange aufgetaucht. Im westlichen Kanada lebt — Wiedas Lockpart Journal erzählt — seit vier Jahren eine Frau, die an einem eigenthümlichen Magenübel lei det. Es äußerte sich anfangs durch Kitzel, später durch Stechen, bis sich allmählich starke Schmerzen einsteltten. Die Diagnose ist jetzt fest gestellt: die arme Frau hat eine Schlange im Magen genährt. Das artige Thierchen ist mit der Zeit so gewachsen, daß man es in Form eines ansehnlichen Knäuels in der Magengrube befühlen kann. Drückt man auf diesen Knäuel, so zieht sich die Schlange tiefer in den Ma gengrund zurück und verursacht der Patientin gewaltige Schmerzen. Werden in der Stube Fische gebacke n, so riecht die Schlange den Fraß, windet sich aus dem Mage» in die Speiser ö hre hinauf und verursacht Erstickungssymptome. Solche Spaziergänge macht sie jedesmal, wenn sie hungrig ist, bleibt aber leider immer auf halbem Wege stehen. Die Aerzte haben sich bisher vergebens bemüht, das Wahrzeichen ihrer Kunst aus dem Magen des Leidenden herauszulocken. — Ein zweiter der hohen Politik fern stehender merkwürdiger Fall wird ebenfalls von . einem amerikanischen Blatte erzählte Ein nordstaatlischer Vaterlands - vertheidiger, der sich auf der Eisenbahn zu seinem Korps begab schlief im Wagen ein und ließ leider nach Aankeeart sein rechtes Bein zum Wagenfenster hinaushängen. Als der Zug unter einem Vogen durchschoß, wurde der Fuß wie durch ein Rastrmesser abge schnitten, flog zurück, ins Fenstcr des nächsthintexn Koupee, gerade auf den Schooß der dort sitzenden Braut des Verstümmelten! Beide waren sehr betrübt. London, 2. Aug. Die aus Wien eingetroffene Nachricht vom endlichen Friedens- und Waffenstillstands-Abschlusse hat wie eine Lunte auf ein geladenes Geschütz gewirkt: eS kracht das Raisonne- ment über Dänemark aus allen Zeitungsschlünden, nur daß die frü heren Alarmschüffe jetzt zu Begräbnißsalven geworden sind. Die Klage uin Dänemark ist je nach dem Standpuncte der Blätter mehr oder weniger elegisch, auf eine Auferstehung wagt keines zu hoffe», an eine Fortdauer des geschwächten Reiches unter erträgliche» Ver- hältniffen glauben anch nicht viele, dafür trösten sich die meisten da mit, daß die Sieger des Siegespreises schon heute nicht recht froh sind und ihn später einmal verwünsche» werden. Im Uebrigen wird hier jetzt allenfalls noch politistrt, Politik aber wird keine gemacht, seit die Conferenzen vorüber sind und das Parlament vertagt wurde. Absolute Passivität ist die Parole, und was von einem Näherauein anderrücken der Wcstmächte geschrieben wird, beruht vorerst mehr auf subjectiven Schlußfolgerungen, denn auf nachweisbaren That fachen. Auf beiden Seiten existirt der Wunsch und auch der Wille. Königreich Sachsen. Dresden, 5. August. In der Ersten Kammer ist heute ein königliches Dekret verlesen worden, wornach der Landtagsschluß auf den 20. August anberaumt ist. Die Erste Kammer ist einstim mig den B eschlüffen der Zweiten Kammer bezüglich der Rendsbur- g er Vorgänge betgetreten.