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Hakt'S Verfahrt« wegen Rendsburg und wie- ihn an, gegen daS Etnnicken der Preußen Protest einzulegen. Die Bundesversammlung beschließt auf Bayern- Antrag, dem General v. Hake auf telegraphischem Wege die Billigung seines Verhaltens auszudrücken und ihn anzuweisen, falls die Besetzung Rendsburgs durch preußische Truppen wirklich erfol ge, einen förmlichen Protest dagegen einzulegen. Weitere Be schlüsse behält sich die Bundesversammlung vor. Altona, Donnerstag, 21. Juli, Abends. Der heutigen „Schleöwig-Holsteinschen Zeitung" wird auö Rendsburg ge meldet, daß heute 6000 Mann preußische Truppen dort ein- gerückt sind. Nachmittags 4 Uhr ist uns noch folgende Meldung zngegangen: Berlin, Freitag, 22. Juli. General v. Goeben hat gestern Mittag mit einer combinirten Brigade Stadt und Fe stung Rendsburg besetzt. Oberstleutnant Gchmidt- ist vorläu fig als preußischer Commandant bestellt worden. Schleswig-Holstein. Zur Ergänzung der obigen Telegramme über die Vorgänge in Rendsburg theilt das Dr. I. nach stehende, auf telegraphischem Wege hier ein- gegangene Korrespondenz zwischen Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen und dem Obercommandirenden der Bundestruppen in Holstein, Generalleutnant von Hake mit: I. Prinz Friedrich Karl von Preußen an den General v. Hake. „Ew. Ercellen; habe ich die ergebenste Anzeige zu machen, daß die in Rendsburg in den letzten Tagen von Soldaten der BundeSaarnison verübten Erceffe gegen preußische Wachtposten und gegen preußische La- zarethe schleunigst eine Garantie gegen die Wiederkehr solcher und noch weiter gehender Beleidigungen und Gefährdungen an dem Hauptetappen- und Depotplatz der alliirten Armee erfordern. „Sc. Majestät mein König ünd Herr ist dadurch zu dem Befehle veranlaßt worden: Ich soll mich in den Besitz von Rendsburg setzen und zum Herrn des Platzes machen. Infolge dessen wirb der Generalmajor v. Gäben am 21. d. M., Mittags 12 Uhr, zunächst mit 6000 Mann und zwei Ba terien bei Rendsburg bereit stehen und die Besetzung der Wachen übernehmen. „Von Ew. Ercellenz so oft bewährter taktvoller Mäßigung und Energie wird es abhängen, ob dieser unabwendbare und für die Ehre der preußischen Armee unvermeidliche Schritt so wird geschehen können, daß später» diplomatischen Verhandlungen die Regelung der ganzen Angelegen heit anheimzustellen sein wird." ' II. General v. Hake an den Prinzen Friedrich Karl. „Ew. königlichen Hoheit Schreiben vom 20. dies, ist mir im Wech sel mit dem an Hochdieselbcn abgesendetcn Obersten v. Fabrice zugegan- grn. Bei den wahrheitsgemäßen Aufklärungen, die Ihnen mein Oberst «»mittelst über die Militärerceffe in Rendsburg gegeben haben wird, muß ich mich der festen Ueberzeugung hingeben, daß die Verfügung so auffäl liger militärischer Maßregeln unlerblieben sein würde, wenn Ew. königl. Hoheit mündlichen Bericht meines Obersten bereits erhalten gehabt hätte»." „Ich kann mich taher mit der Besetzung Rendsburgs durch preußische Truppen schlechterdings nicht einverstehcn, selbstverständlich ebensowenig aber bei der schwachen Besetzung Rendsburg durch vier Eompagnien, ganz abgesehen von allen sonst dagegen sprechenden gewichtigen Gründen, an ein militärisches Entqcgentreten denken. „Um deswillen muß ich alle Verantwortung von mir ablehnen und lediglich Ew. königlichen Hoheit die Vertretung der Folgen überlassen. Ich werde aber, falls Hochdicsclben bei Ihren ertheilten Befehlen behar ren, um Conflicte zu vermeiden, die Truppen für jetzt aus Rendsburg herausziehen." Vorstehende Korrespondenz ist an die hohe Bundesversamm lung in Frankfurt einberichtet worden, und diese hat,' wie aus obi gem Telegramm zu ersehen, das Verhalten des Generalleutnants v. Hake genehmigt. Zur Würdigung nnd richtiger Beurtheilung der Vorfälle in Rendsburg, welche man prcußischerseits für bedeu tend genug hält, um zu den oben erwähnten militärischen Maßre- regeln zu greifen, mag nachstehender Bericht über dieselben dienen, welcher vom Obercommandirenden der Bundestruppen in Holstein beim königlichen Kriegsministerium hier etngegangen ist. Altona, 2V. Juli. Am 17. d. haben auf einem vor Rends burg gelegenen Tanzlocale Schlägereien zwischen Preußen einerseits und Sachsen und Hannoveranern andererseits stattgehabt, deren Beilegung de» diensthabenden Unteroffizieren schließlich und ohne Herbeiziehung weiterer Hilfe gelungen ist. Diese Schlägereien scheinen jedoch Anlaß geboten zu haben, zu weitern bedauerlichen Excessen am 18., den« darauf folgenden Tage, di« leider für beide streitende Parteien (Mannschaften der königlich prentzischen 15. Jnfanteriecompaguie, und Unteroffizieren und Mann schaften de« königlich hannoversche» 8. Infanterieregiments) nicht ohne mehrfache Verwundungen vorüber gegangen sind. — Zu der jedenfalls vorhanden gewesenen gegenseitig gereizten Stimmung der Truppen und dem Unterlasten ausreichender Vorsichtsmaßregeln, um etwaige Conflicte zu verhindern, kommt noch der ungünstige Umstand, daß die mit hannoverschen Mannschaften bequartierte» Baraken auf einer Straße mit königlich preußischen Lazarethen und denselben unmittelbar gegenüber lagen. — Trotzdem nun die Excesse sich auf einzelne Schlägereien in verschiedenen Gegenden des Stadt- theiles Neuwerk beschränkten, und auch die sächsischen wie hanno verschen Truppen dem gegen 9 Uhr geschlagenen Zapfenstreiche wil lig Folge leisteten, hatte doch der königlich preußische Commandant im Kronwerke, Etappencommandant für Rendsburg, Major v. Hake, einem auftauchenden, aber ebenso unwahrscheinlichen als unverbürg ten Gerüchte, daß die Hannoveraner auf eine Erstürmung der.oben bezeichneten Lazarethe es abgesehen hätten, insoweit Glauben beige- messen, daß er die in Oster- und Wester-Roenfeld cantonirenden bei den Compagnien 15. Infanterieregiments zum Schutz dieser Laza rethe requirirte. Es geschah dies mit Umgehung des königlich hannoverschen Eommandanten zu Rendsburg, Oberstleutnants Dammers, «berauch ohne daß selbiger, per auf dem Platze gegenwärtig war und mit Major v. Hake daselbst verkehrte, dagegen Einspruch erhoben hätte. Den übereinstimmenden gegenseitigen Nachrichten nach waren von j10 Uhr an die Hannoveraner in ihren Quartieren, gegen 10 Uhr rückten die königlich preußischen Compagnien ein, luden die Gewehre scharf, bivouakirten bis gegen Morgen auf dem Parade platze zu Rendsburgs und ließen fortgesetzt starke Patrouillen gehen. Von diesen Patrouillen wurden gleich anfangs, also wohl nach 10 Uhr noch 4 vom Visttiren der Quartiere zurückkehrende königlich hannoversche Unteroffiziere verwundet—den hannoverschen Aussagen nach, denen die preußischen allerdings widersprechen. Der einzige Umstand, der solche außerordentliche Maßregeln einigermaßen zu rechtfertigen scheint, daß die in den fraglichen Ba raken untergebrachten Hannoveraner auf der Straße vor den Laza rethen ungebührlichen Lärm gemacht und wohl die Preußen mehr- > fach geschmäht haben mögen. Das ihnen zur Last gelegte Werfen j mit Steinen hat wenigstens Niemand beschädigt, auch müssen die Steine dann überhaupt durch offene Fenster geflogen sein, da die Fensterscheiben intact geblieben sein sollen. Das Ganze beschränkte sich nun zwar auf einen reinen, wenn auch größern Exceß, wie solche bei gemischten Garnisonen wohl vorkom men, zumal wenn wie hier, die eine Truppe, die mit Auszeichnung vor dem Feinde gestanden, sich vielleicht mehr als sonst fühlt, und die andere Truppe nicht geneigt ist, deshalb ztwückzustehen. Jedenfalls ist das gegenseitige Verhältniß ein schwieriges und erfordert zu einer glücklichen Durchführung Tact und Besonnenheit.—Es hat aber nun Major von Hake an Se. Majestät den Hönig von Preußen nach Ber lin und an Se. königl. Hoheit den Prinzen Friedrich Karl derArttelegra- phirt, daß schon gestern 2 weitere königlich preußische Compagnien zur Verstärkung und event. Hilfe bei Rendsburg von Schleswig aus eintrafen, und habe ich allen Grund zu der Annahme, daß auch von Kiel aus weitere preußische Abtheiluugen gegen Rendsburg in Marsch gesetzt sind. Den fraglichen Vorfällen scheint demnach eine besondere Wichtigkeit uich Bedeutung beigemessen zu werden. Gestern Vormittag, sowie ich die erste Meldung der begange nen Excesse erhielt, habe ich sogleich den Obersten v. Fabrice nach Rendsburg gesendet, einer etwaigen Wiederholung der Unordnun gen vorzubeugen, und um mich über den wirklichen Sachverhalt vor läufig zu orientiren, — de^. königlich hannoversche Generalmajor von dem Knesebeck aber erhielt Befehl, noch denselben Abend in Rends burg einzutreffen, das Vorgefallene zu untersuchen' und den Thatbe- stand feststelle» zu lassen, auch ist das königlich preußische Com- mando von mir ersucht worden, möglichst ein Gleiches anordnen zu wollen. Heute soll nun der genannte Oberst in das Hauptquartier der alliirten Armee nach Apenrade abgehen, uni Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl, den, über die Vorgänge in Rendsburg sehr lebhaft gefärbte Berichte zugekommen sein mögen, den Sachverhalt nach diesseitiger Anschauung vorzutragen und, wen» möglich, einer etwaigen Heranziehung weiterer königlich preußischer Truppen nach Rendsburg und Umgegend vorzubeugen. Schließlich habe ich noch gehorsamst beizufüge», daß der gest rige Tag und Abend ordnungsmäßig verlaufen, und daß überhaupt ein Grund zu der Annahme, daß die Exceffe sich wiederholen könn ten, nicht vorhanden scheint. Auch sind die den Umständen entspre chenden Vorsichtsmaßregeln getroffen. — Oberstleutnant Dammers ist infolge seiner bereits früher angeordneten Ablösung mit 2 Coni-