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„muß sich über die Aussicht auf einen Frieden zwischen Deutschland und Dänemark freuen, wie sich andererseits Jedermann über die seltsame Bethörung wundern muß, welche die schwächere Macht ge- nöthigt hat, unter so ungeheuer ungünstigen Umständen um Friede» zu bitten. Noch vor ein paar Wochen hätte Dänemark mit Deutsch land, zwar nicht auf gleichem Fuße, aber mit der eifrigsten Unter stützung der neutralen Mächte und auf der Bast» cher von Oester- reich, und Preußen auf der Conferenz gemachten Anerbietungen un terhandeln können. Einen Waffenstillstand auf beliebig lange oder kurze Zeit abzuschließen, stand ihm frei und es hätte sich einen großen Theil Schleswigs sichern können. Seitdem ist Alsen genom men und Fühnen bedroht worden, neue Niederlagen und neue Con- tributions-Eintreibungen haben in Jütland Statt gefunden und die neutralen Mächte find nicht mehr im Stande, Dänemark, nachdem es das Schiedsgericht ausgeschlagen hat und die Conferenz in, Fol ge davon gescheitert ist, so wirksam wie früher zu unterstützen. Es muß sich jetzt den Höfen von Berlin und Wien in der Haltung ei nes Flehenden nähern und ihren Edelmuth in Anspruch nehmen, während es früher mit ihnen im Charakter eines ungebeugten Krieg führenden hätte unterhandeln können. Es ist das in der That ein wunderbares Beispiel heroischer Verkehrtheit, welches Dänemark auf solche Weise den Deutschen auf Gnade und Ungnade in die Hände gegeben hat, und doch können wir nicht umhiy, dankbar dafür zu sein, daß es, wenn auch erst in der eilfte» Stunde, zur Erkenntniff seiner verzweifelten Lage gekommen ist." In eine völlige Losreißung der Herzogthümer von Dänemark scheint sich die Times ergebungs voll gefügt zu haben; die Chimäre des Eintrittes Dänemarks in den deutschen Bund bespricht sie ganz ernsthaft und an die Mög lichkeit einer Personal-Union scheint sie nicht zu denken; wenigstens thut sie derselben mit keiner Sylbe Erwähnung. London, Dienstag, 19. Juli, Nachts. Im Unterhause inter- pellirte heute James Wyld die Regierung, ob es gegründet sei, daß die Preußen am 13. Juli auf einen norwegischen Postdampfer, wel cher Paffagiere und darunter Engländer in Jütland gelandet habe, gefeuert hätten. Unterstaatssecretär Layard erwiderte, die Preußen hätten irrthümlich jenen Postdampfer für ein Truppen führendes dänisches Schiff gehalten. Frankreich. Paris, 16. Juli. Den Aufstand in Algerien für beendet haltend, war der dortige interimistische Gouverneur nach Frank reich gekommen, und hatte ip Vichy zwei Tage mit dem Kaiser gearbeitet. Er überreichte seinem Souverän ein größeres Memoire, in welchem die Nothwendigkeit erörtert war, in Algerien das Mili tärregiment aufrecht zu erhalten und das Land in militärische Provinzen zu theilen. Während man noch über diese Vorschläge berieth, traf plötzlich aus Afrika die Nachricht ein, daß der für erstickt gehaltene Aufstand mit ziemlicher Heftigkeit von Neuem ausgebrochen sei. Der Mißmuth des Kaisers, der durch die von ihm ertheilten energischen Ordres das Seine zur Erstickung des Ausstandes beigetragen zu haben glaubte, und die Bestürzung seiner Umgebung sind groß. Sachsen. Das Ministerium des Innern läßt drei.Dienstboten des ver storbenen Major v. Petrikowski zu Neustädtel bei Schneeberg, dem Kutscher Schulz, welcher 47 Jahre, dem Bedienten Tröger nnd dem Gärtner Gläser, welche beide 43 Jahre lang ihrem Dienst herr» bis zu dessen Lode mit rühmlichem Fleiße, schuldigem Gehor sam und ausdauernder Treue gedient haben, eine öffentliche Belobi gung zu Theil werden. Leipzig, 14. Juli. Der Plan, Hrn. v. Beust durch ein „Na tionalgeschenk" die öffentliche Znfricdenheit mit seinem Verhaltenals Bundestags-Gesandter in London zn bezeigen, fand seiner Zeit we nig Anklang und galt bald für beseitigt. Man erfährt aber jetzt aus sicherster Quelle, daß nach erlangter Einwilligung des genann ten Staatsmannes im Königreich Sachsen unter der Hand die Zeich nung von Beiträgen für jenen Zweck bettieben und bewerkstelligt worden ist. Die bis jetzt gezeichnete Summe soll sich auf 30,000 Thaler belaufen. (A. A. Z.) Leipzig, 19. Juli. Sichern, Vernehmen nach ist heute zu dem Vermögen der hiesigen Firma A. C. Ferrari der Concurs eröffnet worden, nachdem der eine Geschäftsinhaber eine» am 16. d. M. säl- ligen Wechsel in Höhe von 2000 Thlr. nicht decken konnte und deshalb in Wechselhaft gekommen ist, während der andere heimlich von hier sich entfernt und nach heute von auswärts eingegangener Nachricht freiwillig den Tod gesucht hat. Ucberdies soll auf obigem Wechsel die Unterschrift des Ausstellers gefälscht und bereits deshalb bei der hiesigen königl. Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet worden sein. Man spricht sehr bestimmt von dem Vorhandensein noch mehrerer sol- cher Wechsel — Feuilleton. Aus Wien wird berichtet: „In den hiesigen adeligen Kreisen gehört es nunmehr zum guten Tone, daß keine Dame mehr in öf fentlichen GeMschasten mit einer Crinoline erscheint. Diese Ver bannung des'Reifrockes scheint durch das Beispiel der Kaiserin her beigeführt worden zu sein." " Im Bade Ems hat die Familie eines dortigen Bademei sters in einem Jahre Zuwachs von fünf, sage fünf Knaben erhal ten. Die Frau Bademeistenn gebar im Januar Drillinge, im De zember Zwillinge, wovon einer de» Kaiser von Rußland zum Pa- then hat. * Die Einfuhr bayerschen Bieres über die sächsische Grenze be trug nach dem „Amtsbl. f. d. l. V. d. K. S." im Jahre 1862 über haupt 210,522 Ztnr., wofür an Steuer 54791 Thlr. entrichtet wur den; im Jahre 1863 dagegen 252,434 Ztnr. mit einem Steuerbetrage von 63,104 Thlr. Es wurden sonach im letztverflossenen Jahre 32,911 Zentner Bier mehr nach Sachsen eingefuhrt und 8313 Thlr. dafür mehr an Stenern vereinnahmt als 1862. ' Ein Berliner hatte in der vergangenen Woche eine Reise nach Alsen gemacht, um sich ein wenig über die Kriegsereignisse zn orientiren und sich einige kleine Andenken vom Kriegsschauplatz unt- zubringen. Zu diesen gehört auch ein dänisches Schilderhaus, das er sich auf Alsen gekauft hat und aus dem er wahrscheinlich Zahn stocher für seine Bekannten oder zu wohlthätigen Zwecken schnitzen lassen will. Als er in Berlin auf der Bahn seine Kriegsbeute ab holen wollte, wurde ihm jedoch erklärt, daß dies nicht ohne Weiteres angehe, da er für das Schilderhaus vorher eine Steuer von 7 Thlr. zu erlegen habe. Es wurde dasselbe nämlich für „angestrichene Waare" erachtet und hiernach versteuert. Wonach sich gleiche Rei sende richten mögen. Für diese diene auch noch ferner zur Beach tung, daß unbeschädigte Kanonenkugeln und unbeschädigte Gewehre als Eisenwaare mit 3 Thlr. pro Centner versteuert werden müssen, während Granatensplitter und zerbrochene Gewehre für altes Eisen angesehen und mit 10 Ngr. der Centner zu versteuern sind. * (Gemüthlichkeit.) Aus dem Gefechte auf Alsen wird fol gende Episode mitgetheilt: Bei Reinhöf verfolgte ein preußischer - Soldat einen Dänen, der anscheinend ermüdet nun stehen blieb, das Gewehr auf die Erde legte und den Preußen herankommen ließ; kaum war der Preuße ihm jedoch auf zehn Schritte nahe, so hob der Däne sein Gewehr wieder von der Erde auf und feuerte cs auf seinen Verfolger ab, so daß die Kugel knapp an den Wan gen des Brandenburgers vorbeistreiste. Der Preuße sprang nun auf den Dänen, der am ganzen Leibe zitterte, los, packte ihn au, Halse, und als der Däne sich auf die Knie warf, um Pardon zn flehen, sagte der Preuße in ganz gemüthlichem Tone: „Ne Junge, häv man keene Angst, ick dai der davor doch nir", »ahm ihm seine Bootle «Feldflasche) ab, und führte ihn mit sich. Familiennacdricklen. Geboren: Hrn. vr. mell. E. Kreußler in Reudnitz bei Leipzig ein S. 7— Hrn. F. L. Seyferth in Leipzig ein S. — Hrn. O. Beth mann in Leipzig ein S. — Hrn. H. Schmidt in Frankenberg eine T. — Hrn. Postsekretär I. Schwedler in Zwickau ein S. — Hrn. Bürgermstt. Adv. Bachmann in Dahlen ein S. — Berlobt: Hr. Jul. Schumann mit Frl. Emma Schumann in Pegau. — Hr. E. v. Gilsa mit Frau M. Espig, geb. Pleißner, in Lichtenstein und Lößnitz. — Getraut: Hr. C. Grunert mit Frl. Th. Lehmann in Leip zig. — Hr. F. Schönlein mit Frl. A. Baum in Leipzig. — Hr. Ober lehrer O. Göhler mit Frl. Th. Jänike in Neugersdorf und König stein. — Gestorben: Hr. Prokurist S. Bockwitz in Leipzig. — Frau I. A. Wermann, geb. Seifert, in Leipzig. — Hr. Lohgerber-Obermstr. H. I. Naumann m Leipzig. — Hrn. G. Spindler m Chemnitz ein S. — Frau E. Günther, geb. Haltstaedt, in Glauchau. — Hr. Seilermstr. CH. G. Seibt in Bautzen. — Hr. 6»»tor einer. K. F. Morgner in Treuen. — Hr. Glasermstr. C. F. Seidel in Tharandt. — Hr. Jubilaradvokat C. A. Meißner in Plauen. — Erledigt hat sich die wegen des am 1t. d. M. entlaufenen Weberlchr- ling Christian Hempel aus Lindenau erlassene Be kanntmachung durch Aufgreifung Hempels. Lößnitz, am 18. Juli 1864. Der Stadtrath. i. v Nebel. Dm Den Turnbrüdern zu Pfannenstiel für die liebevolle nach bar-brüderliche Aufnahme am 17. Juli 1861 den herzlichsten Dank von » mehreren Tnrnern Schwarzenbergs. ' Sonnabends Sparkassentag sür die SParcafse in Lößnitz.