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738 Deutschland. Oesterreich. Wien, 4. Juli. Wie da- „Vaterland" wißen will, Haden sich Oesterreich und Preußen geeinigt, den Bund nicht am Kriege Theil nehmen zu lassen. Dasselbe Blatt schreibt: „Pal merston ist entschlossen, auch fernerhin mit der größten Vorsicht und Zurückhaltung zu verfahren; er mißtraut dem Kaiser Napoleon ei- nerseits ünd Hrn. von Bismarck, dem er eine persönliche Politik hinter dem Rücken des Königs von Preußen zutraut, außerordent lich. Was Napoleon anbetrtfft, so hat sich dieser in letzter Zeit ge neigt gezeigt, sich mit England enger zu verständigen, aber auf Grund bestimmter Bedingungen wegen verschiedener wichtiger Punc- te, u. A. auch > wegen der amerikanischen Frage, welche er durch eine gemeinsame Anerkennung der Südstaaten zu lösen in London vor schlug. Palmerston ging indeß darauf nicht ein, da die Negierung in Washington dies als eine Kriegserklärung betrachten würde und sein Mißtrauen gegen den Kaiser der Franzosen, den er bestimmter und ihrem Hervortreten ganz naher Absichten auf Belgien und das linke Rheinufer anschnldigt, wuchs in Folge dessen noch mehr. Diese Anschauungen Palmerston's theilen nicht bloß die „unabhängigen" Parlaments-Mitglieder, sondern auch die entscheidenden Führer der Tories." Preußen. Berlin, 6. Juli. Die hiesigen Morgenblätter mel den, daß der jüngste Bruder des Königs von Dänemark, Prinz Jo hann, hier angekommen sei; fein Reiseziel sei wahrscheinlich Karls bad. Schleswig-Holstein. Unsere Schätzung des dänischen Verlustes auf Alsen auf runde 4000 Mann bestätigt sich: gefangen genommen wurden 53 Of fiziere und 2500 Soldaten; 400 verwundete Dänen wurden in preußische Lazarethe ausgenommen, dazu kommen die 200 im angn- stenburger Lazarethe liegenden Dänen, ferner 1400 Todte und Ver wundete, welche die Dänen selbst angeben und wovon sie die Ver wundeten auf sihre Schiffe gebracht haben wollen. Das dänische Ober-Commando war überaus schlecht orientirt, da es von dem Grundsätze ansging, daß es nicht möglich sei, ein ganzes Armee korps mit Artillerie und Reiterei auf Booten überzuschaffen. Die Schiffbrücke, erwartete man fest, werde bei Schanze 10 geschlagen; man hatte deshalb dort Seeminen gelegt. Kolding, 4. Juli. Feldmarschall-Lieutenant v. Gablenz hat durch Parlamentär dem Höchstcommandirenden auf Fühnen erklä ren lassen, daß er genöthigt sein wurde, beim ersten Schüsse gegen die österreichischen Batterie-Akbeiten Middelfart zu bombardiren. — Der Postverkehr für Briefe an Privatpersonen ist sistirt und die dänische Post als solche suspendirt; die beiden Feldpost-Comptoire nehmen nur Briefe an Soldaten und Behörden an. Im Amte sind große Natural-Contributionen ausgeschrieben. Ulkebüll, 4. Jul. Viel Aufsehen wird es machen, daß die ge stern in Augustenburg beabsichtigte Proklamation des Erbprinzen von Augustenburg zum Herzog von Schleswig- Holstein von dem preußischen Kommandanten inhibirt wurde. Doch haben die Her ren, welche die Feierlichkeit ins Werk zu setzen dachten, es sich selbst zuzuschreiben, wenn die Ausführung unterbleiben mußte. 2n Flens burg hatte Marschall Wrangel eine eigentliche Proklamirung, ohne daß man gefragt hatte, verboten. Ungehindert zog man trotzdem in langem Zuge auf den Markt, einen religiösen Dankact für die Be freiung zu begehen und ließ schließlich, ohne daß irgend Jemand elkzuschreiten oder gar nachher eine Untersuchung einzuleiten ge dachte, Herzog Friedrich als den rechtmäßigen Landesherr» leben. In Augustenburg aber hatte man an die Kominandantur das An suchen gestellt, den großen, mit Militär belegten Gasthof auf einige Zeit zu räumen, damit man die feierliche Proklamirung des Herzogs vornehmen könne. Wer viel fragt, erhält aber viel Antwort und der freisinnigste Militär hätte sich ebenfalls bei der ernsten Lage nnd den kriegerischen Zuständen auf Alfen auf die Febrnarprokla- mation des Feldmarschalls berufen, die all' und jede politische De monstration verbot. Friedlich wogten nachher die zur Proklamirung herbeigeeilten Alsener, und mit freudigen Gesichtern durch die Stra ßen, fraternistrend mit Angehörigen des ihnen neuen Stäatsinsti- tuts der schleswig'schen Gends'armcrie. Kiel, 5. Juli. Zur Feier des Geburtsfestes des Herzogs Friedrich ladet hier eine besondere Aufforderung ein, in der es heißt: „Morgen feiert Schleswig-Holstein zum ersten Male seit lan gen Jahren das Geburtsfest seines Fürsten. Als Herzog Friedrich vor sechs Monden bei uns einzog, hat ihn der Jubel des von schwe ren Banden befreiten Volkes als den Fürsten seines Rechts be grüßt. Seit jenem Tage ist aber der Herzog auch der Fürst seiner Liebe geworden. Darum wird morgen ein Landesfest bis in die kleinste Hütte gefeiert werden. Aus Eckernförde wird gemeldet, daß die von Alsen zurückgc- kommenen preußischen Truppen gestern beim Eintritt in die Stadt von dem Stadtvorsteher und einer großen Menschenmenge feierlich empfangen worden sind. Es waren Ehrenpforten errichtet und auch die Stadt war glänzend geschmückt. Ans Aaröesund (auf Schleswig, nahe bei HaderSlebe», am kleinen Belt gelegen) wir gemeldet, daß am 5. Juli nach Mitter nacht fünf größere dänische Kriegsschiffe in der Nähe des Strandes erschienen, Anker geworfen und Boote ausgesetzt haben, jedoch nach dem iie sich überzeugt, daß der Strand stark besetzt sei, wieder süd wärts gegangen sind. — Aus Hadersleben v. 5. Juli wird ge meldet, daß daselbst in dem festlich geschmückten Salon des Bürger vereins der Herzog Friedrich proclamirt worden ist. Dänemark. Aus Kopenhagen wird geschrieben: „Man erwartet hier erster Tage einen Uebergang des Feindes nach Fühnen hinüber, und die Stimmung im Ganzen ist durchaus wider die Fortsetzung des Krie ges. Auch Folkebladet, das stets „bis auf den letzten Mann" schla gen wollte und, so oft es den deutschen Namen hörte, inBerserker- wuth gcrieth, räth heute fromm zum Frieden und — hört? — zum Anschluß an Deutschland, indem es in naiver Weise die Maxime des weiland Lars Larsen zur Anwendung bringt: „Wenn es einmal sein soll, so ist es doch alle Zeit besser, deutsch zu leben, als dänisch zu crepiren." — Heute Morgen wurden die Gefangenen von hier (Kopenhagen) per Dampfschiff zur Auswechslung abgeführt." Der Abgeordnete Kühnel hat die von ihm angekündigte Inter pellation zurückgezogen. — Man erwartet die Ankunft von 50 bri tischen Freiwilligen, die in die dänische Armee eintreten wollen. Die selbe» werden sich selbst ausrüsten und beköstigen. Italien. Auch die italienische Presse scheint in ihren Hoffnungen auf englische Hilfe bei den unitarischen Bestrebungen der italienischen Aktionspartei entnüchtert zu sein. Weshalb hätte Italien durch die Manifestationen, die Garibaldi in England zu^Thekl wurden, nicht derartige Hoffnungen nähren sollen! Die „Gazetta del Popo- lo" ruft jetzt aus: „O, Politiker, die Ihr mit England nach Rom gehen wollt, ich bitte, diesen Schutzherrn zu grüßen .... — Staatsmänner der Einfalt, die Ihr, als Schleppträger John Bnlls, die Naivetät hat tet, zu glauben, daß Italien jetzt mit einem Fuß in Rom stehe, grübt die große und edelmüthige Politik Großbritanniens." Königreich Sachsen. Der hiesige Arbeiterverein „Vorwärts" hält es für seine Pflicht, der neuen Erfindung Wilhelm Bauer's zu», Schutz der deutschen Küsten und zur Stärkung der deutschen Seewehr sich annehmen zu müssen nnd fordert deshalb „alle wahren Deutschen" auf, eine frei willige Steuer zum Bau Bauer' scher Küste» brander zu geben. An 22 Orten unserer Stadt werden dergleichen Beiträge angenommen. Sehr lebhaft agitirt auch der Schriftsteller Fr. Hof mann in der Presse, namentlich in den „deutschen Blättern" für die Baner'schen Brander. Der preußische Kriegsmimster hat be kanntlich das Anerbieten Bauer's mit dem Bemerke» abgelehnt, daß er für die Flotte keine Bewilligungen vom Landtag habe, am allerwenigsten zu Experimenten. Auch der Nationalverein hat sich bis jetzt noch nicht zur Unterstützung Bau er's herbeilassen wollen. Dresden, 6. Juli. Inder heutigen Sitzung der zweiten Kam mer erstattete Abg. Mammen mündlichen Bericht der außerordent lichen Deputation für die schleswig-holsteinische Angelegenheit über folgenden von der ersten Kammer angenommenen Antrag: „An die hohe Staatsregierung in Gemeinschaft mit der zweiten Kammer das Ersuchen zu richten, bei dem deutschen Bunde dahin zu wirken, daß ->) derselbe i» seiner Gesammtheit an der Fortsetzung des Krieges gegen Dänemark sich betheilige, und I>) die Frage über die Thronfolgebercchtigung in den Herzogthümcrn Schleswig-Holstein- Lauenburg schleunigst erledigt werde," Die Kammer trat gegen eine Stimme (Riedel) dein Anträge bei. Bekan ntm a ch u n g. Den Montag vor JacobuS, alö den 18. Juli d. I, wird der zweite diesjährige Viehmarkt hier abgchalten werden. Lößnitz, am 7. Juli 1864. Der Rath der Stadt, in vie. - Christian Fr. Eberhardt.