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Dresdner Journal : 04.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-04
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 04.08.1890
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»sc»«»,» i» s«««» »«»,»«» «»»«»-»- cd vollit» >8 L»<I«». Apotheke, . Hübner, csemann, :rie Ernst >on Licht bol,. It e n 224» o. M 178 Montag, den 4. August, abends. 18W »»»oxiprvl» r k'Nr Drs»d«n visrtoZSkrlid» 2 H»rlc bO LS., vsi äsn Nnuert. dvuttck»» ?t>»tno»t»Iton rivrtsl- ^üUrtictr 3 Anrt; nu»»ert»nlt> äs» <tent»oUvn Lsicüs» tritt kort- un«t LtewpotruscUtn^ Uinrn. Lioretn« Uumincrn: 10 kk ttLNUnalxnnrsrebükrenr kür äen Itnllm einer ^erpnttenen kleiner LeUrikt 20 kk. Unter „Lin^ernnät" dro LN kk. Lei Hi>«tten- un<1 Aiüernsnt» sntspr. Lrrckeinen: Ht^ticb mit Aurnntuns der 8onn- n. keiertn^e ntrc—» ksrneprsct» - ^nreUInr»: Ar. 1LVS. Ni eÄnerIournal. Für die Gesamllettung perantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. LnanUwv von itntüoülxnn^en »usvllrtsr Lrtpriz: 2<>. Lra^kstetter, Uowmi,»iooLr de» Dresdner ^ournnt»; Lmodnrn N»rUn Vi»n l-«ip,tx »»,«l Lr«»I»n I>»nlrtnrt ». ».! Lkaa»en«t«n F koAter, L»rUn-Vl»o-N»md»rU- kr»^ l^ix»i^ rr»nlttiur ». N. Ilüned»»: L«d. ^ko«e,' k»ri, I-onäs» I»rUn-rr»»ktiirt ». tl.-SMttxnrt: Da«-« F t7o , >»rUn: ^nraüdendant, Nre»I»o: Lm»i Xa-al-,- Linnoror: Lcüd!««ker, L»U» ».».: /. Lar<F et Oo. Ueransxedvrr Lvoixt. Lrpedition de» Dresdner Gouins!». Dresden, 2vinger»tr. 20. ksrnsprect»-^nsoblus«: Ar. I28K. Amtlicher Teil. Dresden, 19. Juli. Mit Allerhöchster Genehmig ung ist dem Oberlehrer am Realgymnasium in Frei berg, Otto Julius Schreyer, der Titel „Professor" verliehen worden. Dresden, 30. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht dem Finanzcalculator a. D. Carl Heinrich Lang das Verdienstkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichten. Madrid, 4. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die schwebende Schuld beträgt jetzt fast 470Millionen Pesetas. Die Schuld hat seit Juli um beinahe 5 Millionen zugenommen. St. Petersburg, 4. August. (Tel. d. Dresdn Journ) Gegenüber der Nachricht, Kaiser Wil helm werde während seiner diesmaligen Anwesen heit in Rußland nicht nach Peterhof kommen, wird zuverlässigst versichert, dieselbe sei unbegrün det. Kaiser Wilhelm trifft am 24. August in Peterhof ein und wird daselbst drei Tage verwei- len Die Rückreise erfolgt voraussichtlich am 26. August auf dem Seewege. London, 4. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Kaiser Wilhelm ist an Bord der „Hohenzollern" gestern abend 1v Uhr in der Bucht von Dover angekommen. Der Salut der deutschen Kriegs schiffe wurde von den Strandbatterien erwidert. Der deutsche Botschafter, Graf Hatzfeldt, begab sich mit dem deutschen Marineattachö an Bord der „Hohenzollern". Heute früh wurde mit dem Ge schwader die Fahrt nach der Insel Wight fortgesetzt. Die Landung in Ostcowes erfolgte vormittags. Dresden, 4. August. Kaiser Wilhelm in England. Gegenwärtig weilt Kaiser Wilhelm als Gast seiner erlauchten Großmutter, der Königin Viktoria von Eng land, auf der Insel Wight. Es ist der zweite Besuch, den der deutsche Kaiser seit seiner Thronbesteigung dem verwandtschaftlichen Hofe von St. James macht. Ge nau vor Jahresfrist, am 2. August 1889, war es, daß Kaiser Wilhelm englischen Boden betrat, um der groß britannischen Königin seinen Antrittsbesuch zu machen und der Welt dadurch zu zeigen, daß er auf die Freund schaft mit England keinen geringeren Wert legt, als «uf das gute Einvernehmen mit den übrigen fest ländischen Großmächten Europas. Schon bei diesem ersten Besuche des deutschen Kaisers wurde in der deutschen sowohl als auch in der englischen Presse der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß derselbe dazu dienen solle, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden stammverwandten Nationen zu festigen und zu stärken. Wie richtig und wohlbegründet diese Auf fassung war, ist seitdem durch den Gang der Ereignisse vollauf bestätigt worden. Die Beziehungen Deutsch lands zu dem meerbeherrschenden Jnselreiche sind im Lause des verflossenen Jahres die denkbar besten ge- rvorden In einer der wichtigsten, die Interessen der Leiden Länder berührenden Angelegenheit, der ostafri kanischen Frage, ist auf dem Wege gütlicher Verein barung die vollste Übereinstimmung erzielt worden, und wenn auch vielfach Stimmen laut geworden sind, welche der Meinung Ausdruck gaben, daß Deutschland bei dem ostafrikanischen Abkommen zu kurz gekommen sei, so beginnt sich doch neuerdings mehr und mehr die Überzeuaunq Bahn zu brechen, daß die durch die Feuilleton. Die Muttergottes von Birkenstem. Eine Geschichte aus den bayerischen Bergen Von Friedrich Dolch. »2 - (Fortsetzung.) „Na, Oswald," sagte hastig und errötend das Mädchen, „es is mir schon lieber, wenn Du net bei mir in der Hütten bleibst. Es passiert mir g'wiß nix, denn wenn auch bei der Nackt wer an d' Thür kommt und klopft, ich mach' net auf. Und wenn einer vielleicht beim Fenster hereinbrech'n wollt', nachher könnt's leicht sein, daß er sich mit blutigem Kopf wieder zurückzieh'n müßt ." „Ich weiß's net," seufzte der Jäger und stand auf, „ich hab' eine solche Unruh' in mir, daß 's ganz auS is. Ich will gehen, weil Du's haben willst, Midei, aber in der Näh' werd' ich bleiben, das kannst mir net verwehr'n. — Gnt' Nacht, Herzensschatz! Schlaf' g'sund und träum' ein bissel von mir. Morgen in der Früh' werd' ich schon zeitig vor der Hütten sein und Dich 'rauSklopfen." Er zog das Mädchen noch einmal liebkosend an sich und entfernte sich dann mit zögernden Schritten. Midei setzte sich wieder auf die Bank und folgte ihm mit den Blicken, bis er im WaldeSdunkel ver schwunden war. Geraume Zeit saß sie noch vor der Hütte, in tiefes Nachdenken versunken und fuhr erst aus demselben empor, als der Nachtwind sich stärker erhob und murmelnd um die Hütte strich. englische Freundschaft gewonnene Kräftigung unserer Stellung in Europa wertvoll genug ist, um die in Ostafrika gebrachten Opfer zu rechtfertigen. Diese erfreuliche Thatsache der befestigten deutsch englischen Freundschaft aller Welt vor Augen zu füy- ren und alle Schatten zu verscheuchen, welche eine Trübung dieser Freundschaft herbeizuführen geeignet wären, dazu ist der diesmalige Besuch Kaiser Wilhelms am englischen Hofe bestimmt. In diesem Momente allein liegt die politische Bedeutung der Englandfahrt des Kaisers. Jede wcitergehende Annahme muß als völlig ausgeschlossen erscheinen und namentlich ist der Gedanke abzuweisen, es werde beabsichtigt, das meer beherrschende Albion zum Anschluß an den mittel europäischen Dreibund zu bestimmen. Daß eine der artige politische Bedeutung der Kaiserreise nicht innewohnt, ist schon aus dem Programme der in Aus sicht genommenen Feierlichkeiten zu schließen. Nach demselben hat die Begegnung in ausgesprochener Weise den Charakter eines Familienbesuches. Kaiser Wilhelm wird die vier Tage seines Aufenthaltes auf der Insel Wight nur zu einigen kleineren Wassertouren in Be gleitung seines Oheims, des Prinzen von Wales, be nutzen. Ter anfangs geplante Ausflug nach Schott land unterbleibt, ebenso unterläßt man größere mili tärische und maritime Schaustellungen, wie solche im vorigen Jahre stattfanden. Der kaiserliche Gast will den größten Teil der Zeit, die er in England zu ver bringen gedenkt, seiner hochbetagten Großmutter widmen, die bekanntlich für ihren erlauchten Enkel eine beson-- dere Zuneigung hegt. Trotz dieses familiären Charakters aber, den die Reise trägt, darf mit Bestimmtheit angenommen wer den , daß sie die guten Beziehungen zwischen Deutsch land und Großbritannien noch verstärken und das be stätigen wird, was anläßlich des deutsch-englischen Ab kommens bezüglich Ostafrikas von beiden Seiten in feierlicher Weise hervorgehoben wurde. Daß man auch in England die gleiche Erwartung hegt, geht auS dem warmen Tone hervor, in welchem die englische Presse das Oberhaupt des deutschen Reiches begrüßt. Ein mütig heben die Blätter den hohen Wert hervor, den man in England auf die deutsche Freundschaft lege, und geben ihrer Genugthuung darüber Ausdruck, daß das Zusammengehen beider Mächte, welches eine wei tere Bürgschaft für die Aufrechterhaltung des euro päischen Friedens bedeute, als gesichert angesehen wer den könne. Diese Sympathiekundgebungen der eng lischen Nation müssen jeden wahren deutschen Pattioien aufs angenehmste berühren, und bei dem Einflüsse, den die öffentliche Meinung in England auf den Gang der Politik ausübt, kann das Vertrauen auf die Ruhe und den Frieden des Weltteils durch sie nur gesteigert werden. Tages geschichte. Dresden, 4. August. Ter Präsident des evange lisch-lutherischen Landeskonsistoriums v. Berlepsch ist von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. * Berlin, 3. August. Über die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Ostende wird der„N. Allg. Ztg." aus Wilhelmshaven geschrieben: An Bord der Kaffer! Jacht „Hohenzollern" begann eS schon in aller Frühe lebhaft zu werden und bald fah man dunkle Rauchwolken aus den Schornsteinen cmporsteigen, ein Zeichen, daß die Kessel in Thätigkcil gesetzt wurden. Nachdrm an Deck das Frühstück eingenommen, wurde mit dem Verholen der Kaiser jacht vo» der Bauwerst nach der Schleuse dcS neuen Häsens, von wo aus die Absahrt ersolgen sollte, begonnen. Der Kaiser stand während des Verholens auf der Kommandobrücke Beim Passieren des Pontons brachten die Mannschaften der Torpedo bootsdivision ihrem Kaiser ein Hurra. Die Kaiserjacht hat durch den neuen Anstrich ein sehr vorteilhaftes Äußere bekom men. Tos Schiss ist durchgängig weiß gestrichen und zeigt am Gallion, Radkasten und Heck Goldverzierungen. Unter der Reh ling läuft ein schmaler larmoffinrotcr Streiken, welche Farbe auch sür die Wasserlinie gewählt ist. Die Schornsteine und die auf der Brücke und auf Deck stehenden Ausbauten sind, wie bei allen Kriegsschiffen, .gelb gehalten, die Schaufelräder fchwarz. Auch das Innere hat ein anderes Kleid erhalten, welches nach eigener Angabe des Kaisers auSgesührt ist. Der Kaiser hat ver- sdüedcne Wandsüllungeu de- Salons höchsteigenhändig während der Nordlandfahrt mit norwegischen LandfchaftSmotiven versehen, zu denen ein entsprechender Lokalton erforderlich war. Se. Majestät fowohl wie Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich haben, während die Jacht im Trockendock lag, den Pinfel geführt und den Salon verfchönen Helsen. Aus der Reede war es seit frühester Stunde ungemein leb haft ; das Manövergeschwader machte klar, um in See zu gehen, und oft war die Reede in dichte Rauchmassen gehüllt, die den Schornsteinen der Panzerschiffe entstiegen. Es war ein wunder voller Morgen, säst schwül, ohne einen Lusthauch. Gegen Uhr lichtete das Geschwader Anker und auf Signal vom Flaggfchiff „Baden ' setzten sich die Panzerkoloffe in Bewegung; zunächst die Schiffe des Manövergeschwaders „Baden", „Bayern", Württem berg", „Oldenburg" und Aviso „Pfeil", dann das Übungs- geschwader „Kaiser", „Deutschland", „Preußen", „Friedrich der Große", während der Aviso . Zielen" erst später solgte um die einlausende Post noch mitzunehmen Tas Geschwader wird Schießübungen abhalten und manövcrieren und am Montag nach hier zurückkehren. Die Jacht „Hohenzollern" war inzwischen durchgeschleust und setzte sich 12 Uhr mittags, nachdem der Ches der Marine station der Nordsee, Vizeadmiral Paschen, Kontreadmiral v Pa- welß und Kontreadmiral Schultz sich von Er Majestät ver abschiedet hatten, in Bewegung. Die versammelte Menge brach beim Abschied in enthusiastische Hochrufe aus. Der Kaffer grüßte von der Kommandobrücke nach allen Seilen. Aus der Reede angekommen, ging auf der „Hohenzollern" das Signal für die Korvette „Irene" auf, welche noch vor Anker lag, zu folgen. Unter dem Salut der Salutbalterie und vom Artilleriefchulfchiff „Mars" nahmen die beiden Schiffe rasche Fahrt auf und dampf ten fcewärts bis zum Horizont, von der Menge mit dem Auge verfolgt. — Man meldet demselben Blatte aus Ostende vom gestrigen Tage: Die Blicke der ganzen Welt werden am 2. und 3 August auf das vornehme belgifche Seebad gerichtet fein, das sich zum Empsang unseres Kaisers rüstet, wie er groß artiger nicht wohl zu denken ist. Entspricht es in erster Linie dem Wunsch und der persönlichen Initiative des Königs Leo pold II. selbst, daß die Anordnungen, welche getroffen sind, um den erlauchten kaiserlichen Gast zu ehren, ebenso reich wie ein- drucks- und geschmackvoll sich darstellcn, so hat doch auch die Stadtverwaltung alles ausgeboten, um den Besuch des deutschen Kaisers in Ostende zu einem ebenso wie sür Belgien, insbeson dere auch sür besten vornehmsten Badeort epochemachenden Er eignis zu gestalten. Abgesehen davon, daß sie 4» ovo Fres, bereit gestellt hat, um die Unkosten ihrer festlichen Vorrichtungen ru decken, legt sie durch ihre Dispositionen, wie durch ihren Eiser Tin Verständnis für den historischen Moment au den Tag, das bedeutend ist. Wenn ich von der Größe des historischen Moments spreche, so bin ich mir gleichwohl bewußt, daß der Besuch, den Kaiser Wilhelm II. dem König der Belgier, Leo pold II., abstatten wird, ein rein pcrsönlich-sreundschastlicher ist. Andererseits aber ist die Freude, mit der der König dem Er eignis entgegen sieht, eine so ersichtliche, und sein mit jeder Stunde lebhafter sich bekundender Wunsch, daß fein erlauchter Besuch sich aus belgischem Boden so wohl sühle, wie nur irgend möglich, so außerordentlich, daß es gestattet ist, auch daran zu denken, daß dar Ereignis des Zusammentreffens dieser beiden befreundeten Herrfcher von weittragender Bedeutung fein werde. Darf ich zunächst ein Wort über die Wohnung unseres Kaisers sagen, io liegt das Palais du Roi am südwestlichen Ende des Bades. Im Schwei zerhausstile erbaut, bietet cs natürlich nicht allzuviel Raum; um so herrlicher aber ist die Aussicht, die der Kaiser von die sem seinem buen retiro genießen wird Der König wird nicht ver fehlen, feinen lästerlichen Gast daraus hinzuweiseu, welche Ver änderungen sich an dem Badeorte vollzogen haben, seitdem der in Gott ruhende Großvater Kaiser Wilhelms im Sommer 1861 die stärkende Kraft des Bades und der Seeluft genossen hat. Von all den glänzenden Villen und stattlichen Strandfchlössern, die heute dem Bilde einen so großen Reiz verleihen und die in ihrer Vornehmheit geradezu typisch sind für Ostende, war da mals noch nichts zu bemerken. Auch der große Kursaal wurde erst in der zweiten Halste der 70er Jahre gebaut Einen groß artigen Anblick gewährt der aus mächtigen Steinblöcken erbaute, 10 rn hohe und SV w breite, sich saft 2 Irm hinziehende Damm, der die angenehmste Strandpromenade von der Welt bildet. Berühmter freilich ist die Lstakade, eine über taufend Schritte lange, weit ins Meer hineinragende Doppelreihe eingerammter Pfähle mit darüber liegenden Bohlen. Ist ihre nächste Zweck bestimmung, die Einfahrt in den Hafen zu schützen, so verbindet sie gleichzeitig mit diesem Nützlichen das nicht minder Nützliche und angenehme, daß sie auch den Gästen die bequemste Ge ¬ legenheit bietet, das Einatmen der Seeluft in vollen Zügen zu genießen. Mit Bänken und Stühlen besetzt, zieht sie besonders nach Sonnenuntergang ein zahlreiches Publikum an. Wie stark übrigens während des Kaiserbefuches der Zustrom der Fremden sein wird, davon vermag man sich schon jetzt einen ungefähren Begriff zu machen. Zimmer und Belten find fchow feit mehreren Tagen nicht mehr zn mieten, und das Gedränge, welche- durch jeden neuen Zug vermehrt wird, ist bereits derartig, daß die Behaglichkeit stark leidet — Über die Ankunft in Ostende berichtet das offiziöse Telegraphenbureau vom 2. August: Se. Ma jestät der Kaiser, begleitet von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich und Gefolge, sind soeben an Bord der „Hohenzollern" in den Hafen eingefahren. Als die „Hohenzollern" in Sicht kam, wurde ihr Herannahen durch 101 Kanonenschüsse signalisiert. Brausende Hurrarufe erschollen alsbald die Dämme entlang, die Militärmusik intonierte die deutsche Na tionalhymne. Die Hurrarufe erneuerten sich wieder holt, während die „Hohenzollern" langsam herankam. Schon von weitem begrüßte Se. Majestät den König der Belgier, der ihn erwartete. Als die „Hohenzollern" vor Anker gegangen war, begaben sich König Leopold, der Graf von Flandern, Prinz Balduin und die königliche Suite an Bord des kaiserlichen Schiffes, um die allerhöchsten Gäste zu begrüßen. — Der deutsche Gesandte in Brüssel, Graf Alvenslebeu, war ebenfalls an Bord der „Hohenzollern" erschienen, um Sr. Majestät Aufwartung zu machen. Se. Majestät der Kaiser umarmte und küßte König Leopold wieder holt und begrüßte sodann die königlichen Prinzen, während der König den Prinzen Heinrich ebenfalls bewillkommnete. Unter den Klängen der „Braban^onne", welche von der Schifsskapelle der „Hohenzollern" ge fpielt wurde, begaben sich Se. Majestät der iLaiser mit dem König der Belgier und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich in den Schiffsalon, wo sie in viertelstündiger Unterhaltung verweilten. Nachdem sich Ihre Majestäten an Land begeben hatten, erfolgte zunächst im Galasalon des Seebahnhofes die Vorstellung der Be hörden und Standespersonen. Es waren anwesend außer den belgischen Prinzen, die Minister, mehrere Generäle, Baron Rugette, der Gouverneur der Pro vinz, die Herren der deutschen Gesandtschaft und der deutsche Konsul in Ostende, Bach. Se. Majestät schritt sodann die Ehrenwache ab. Hierauf bestiegen Ihre Majestäten die Wagen und begaben sich an der Spitze des glänzenden Zuges nach dem Königsschlosse Im zweiten Wagen saßen Prinz Heinrich, der Graf von Flandern, Prinz Balduin, in den übrigen Gala wagen schloß sich das Gefolge an. Im Momente der Abfahrt vom Bahnhofe erhoben sich enthusiastische Hrttrarufe, welche sich durch die dichtgedrängte Menge fortpflanzten, die hinter dem Truppenspaller die Allerhöchsten Gäste erwartete. Diese begeisterte Begrüßung endete nicht eher, als bis Se. Majestät den Blicken der Bevölkerung entschwunden war — Nach der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers in dem königlichen Schlößchen fand daselbst ein Dejeuner statt, an welchem außer den Majestäten die Prinzen Heinrich und Balduin und das Gefolge teilnahmen. Um 5, Uhr wohnte der Kaiser, der König, der Graf von Flandern und der Prinz Balduin dem Militär konzerte im Kürsaale bei. Se. Majestät der Kaiser wurde bei der Ankunft und bei der Abfahrt auf das enthusiastischste von der vor dem Kürsaale versammel ten Menschenmenge begrüßt. Um 7 Uhr findet im Kasino ein Galadiner statt, zu welchem 80 Einladungen ergangen sind. — Das Militär-Sanitätswesen ist auf dem medizinischen Kongreß besonders stark und durch ganz hervorragende Kapazitäten vertreten. Aus Chile ist der Chirurgien Alfonso Klickmann-Santiago erschienen Dänemark hat den Generalstabsarzt Joh. Möller und den Generalarzt der Marine, Beck, und 5 andere Militär ärzte entsandt. Aus Ägypten sind der Chirurgien en od°k der nicht weiter, sondern eilte auf die Hütte zu und bückte sich angstvoll zu dem Mädchen nieder, das wie leblos auf der Erde lag. Er nahm die Ohnmächtige in seine Arme, trug sie zum Brunnen und wusch ihr Stirn und Schläfe mit frischem Wasser. Seine Bemühungen waren auch mit Erfolg gekrönt, denn einige Minuten später schlug Midei die Augen wieder auf und blickte verwirrt um sich. Als sie aber in dem Manne, der ängstlich forschend auf sie niederblickte, den Geliebten erkannte, suchte sie sich mit einem schwachen Lächeln aufzurichten. „Du bist da, Oswald", flüsterte sie, und scheu sich umblickend, setzte sie hinzu: „Und — und die ander'» —" „Brauchst keine Angst mehr z'hab'n", beruhigte sie der Jäger, „die hab' ich versprengt, die Schufte, die gott serbärmlichen! Sie wären mir net aus'kommen, wenn's mich net getrieben hätt', z'erst Dir Beistand z'bringen. Die Straf' soll aber desweg'n net aus- bleib'n —" „Ern hab' ich an der Stimm' 'kennt", sagte Midei hastig, „und ich könnt' schwör'n d rauf, daß's der Ruap g'wesen is!" „Der Ruap k Dem Lumpen sieht so 'was gleich," rief Oswald. „No wart', dem werd'» wir jetzt 's Handwerk endlich amal legen. Morgen mach' ich gleich die Anzeig' und wenn er in's Kreuzverhör ge nommen wird, nachher woll'n wir doch feh'n, ob net' rauSz'vringen is, wer sein Spießg'sell eigentlich war. Ich wein' schier, ich könnt's erraten, wer's g'wesen iS." Midei schauderte. „Mich hat die heilige Mutter auS einer großen G'fahr errett't," sagte sie und faltete hie Hände. „Ich hab' sie ang'rufen in der höchsten Not und die Hilf' hat auch net auf sich warten lassen. Wie wär's mir wohl 'gangen, wenn sie Dich net g'schickt hätt' zu meinem Beistand? Ich kann ihr net g'nug danken mehr meiner Lebtag!" „Ja, ja, Ntülei, 's is schon wahr," nickte der Jäger. „Schau» wie ich fort bin von Dir, hab' ich im Sinn' g'habt, in s Revier z'geh'n. Ich bin auch schon auf'm Weg dahin g'wesen, da is 's mir auf amal g rab' fo Vor kommen, als ob mich eine Hand z'ruckhalten und eine Stimm' mir in's Ohr sagen thät: ,Kehr' um! Kehr' um!' Und eine solche Angst und Unruh' hat mich auf amal angepackt, daß ich mich auf dem Absatz um'drcht hab' und z ruckglaufen bin. Wenn ich eine Viertelstund' später 'kommen wär', wär' die Schandthat vielleicht schon g'scheh'n g'wesen. — Aber jetzt, Midei, bleib' ich die ganz' Nacht in Deiner Hütten, da darfst sagen, was D' magst. Ich lad' meine Büchs wieder, fitz' mich an's Fenster, und wenn die Lumpen am End' die Keckheit hab'n und noch amal kommen sollten, nachher sei ihnen unser Herrgott gnädig." Midei machte keinen Versuch mehr, den Geliebten von seinem Entschlusse abzubringen. Sie zogen sich in die Hütte zurück und das Mädchen legte sich, dem Zureden deS Jägers nachgebend, angekleidet auf ihr Lager. Oswald selbst aber setzte sich, nachdem er den abgeschossenen Lauf seiner Büchse wieder geladen, an s Fenster, um den Schlummer der Geliebten zu be wachen. — Die Entflohenen, die den Verfolger dicht hinter sich geglaubt, und daher in wilder Eile durch Bufch und Strauch sich ihren Weg gebahnt hatten, waren inzwischen quf einem mit Steinen und lockerem Ge» „Mit lauter Nachsinnieren vergeh' ich ganz auf s Schlafengeh'n," murmelte sie und stand auf. „Jetzt werd' ich aber machen, daß ich in meinen Kreisler komm', 's is die höchste Zeit." In dem Augenblicke aber, als Midei eben in die Hütte treten wollte, sprangen plötzlich um eine Ecke derselben zwei vermummte Männer, und das entsetzte Mädchen, das in der ersten Überraschung weder einen Schrei ausstoßen, noch sich zur Wehre setzen konnte, fühlte sich bei den Armen ergriffen und zu Boden gerissen. Nun versuchten die Vermummten, sie zu binden und ihr einen schon bereit gehaltenen Knebel in den Mund zu zwängen. Aber das sollte ihnen nicht so leicht gelingen, denn das lähmende Entsetzen war bereits wieder von dem Mädchen gewichen und mit der Kraft der Verzweiflung wehrte sie sich gegen die Angriffe der Vermummten, gellende Hilferufe da bei ausstoßend. Erbittert über den kräftigen Wider stand, rangen die beiden Vermummten mit dem keu chenden Mädchen; als die Schurken fühlten, daß der Widerstand des erschöpften Mädchens schwächer wurde, verdoppelten sie ihre Anstrengungen. „Oswald! Oswald!" schrie Midei in Todesangst. ,Heilige Muttergottes, schick' mir a Hilf !" Da zuckte ein Blitz vom Waldesrande herüber und der scharfe Krach einer Büchse schreckte die Nacht aus ihrem Schlummer empor. Mit einem wilden Fluche taumelte einer der Vermummten empor und griff knirschend an seinen Arm. Sein Spießgeselle ließ das Mädchen ebensalls los und einige Augenblicke später verschwanden die beiden, aewandt dem Jäger, der ihnen den Weg zu verlegen suchte, ausweichend, in dem nahen Gehölze. Oswald aber verfolgte die Fliehenden
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