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Dresdner Journal : 02.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-02
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1890
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ie e- ?' le ?- ir ltz n. r- ce i- t. in )c s- c: s, is n. IN n b- r- t- te e- iv id h- r, r- d- »- er lt. er iz IN !N h- r. MI77 Sonnabend, den 2. August, abend». 189V , Vvro^sprvl» r vr«»6»o viertelAUrlicU L »l»rk SV kk, dsi Uso UL»»vrl. ä«ut»cUeo ko»t»o»r»Itvn viortsl- jLUrUcd S Anrk; »oissrknib 6s» äeudieUev LsivUs» tritt kort- ou6 8tswpslrn»cUI»8 Uinen. Liorsio« Huwiitsrn: Iv k5. Xn^UnUl8uv8«seküdren, kür Usn K»i»n einer x«,pnlteven - « s kleiner LvUrikt 8V kk. Unter „Lio^esnnät" ärs - e KV kk. Lei Adellen- un6 2i§vrn»Lt» entepr. '« »8 LrseUetneo: Ik^iicU rnit ^uennluno 6er 8onn- n. i sierte^s Rvct-. keroepreeU -/iveellnes: Ur. 1LVS. DresdnerAMrnal. Für bie Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ' Hii^WSSMSS —- LnneUwv r»n XokünUIxun^en »o«v>rt»r l-eiprix: Fr Lrü»6»trttrr, Xoww»»»ionUr 6e» vre»6oer ^ourvnl»; Lewtiilr» Lirlu» Vien Lelpil^ L»»vl -Lreileo krenkturr ». v.! //aa^t»«trin »t t'vAiiv, L«rl>L Vi«v - NLwdarx- kr»ss I^tp-ix -rrenkturr ». «. «ö»cd«u: >/o«e,' k»rt» LvLävo - L»rltn - rrenkturl ». A.- : Da«»« <t t^'o , L»rU»: /nrat»6r»i6ant, Lr»»I»u: L'at-at^,' Lennovr: (7. Le^ü«»/cr, S»U« ». S.: F LarcL (Ä. Nereuexederr Uüvixl. Lrpe6it»oo 6s» Ore»6ner 1ourv»1». Ore»6eo, ^»inxerstr. LV. kernsxrecU-Loscdlllse: Ur. 129L. " 7""77"7 > Amtlicher Teil. Die Oberrheinische Versicherungsgesellschaft zu Mannheim hat neben Leipzig auch Dresden zu ihrem Sitze im Königreich Sachsen erwählt. Dresden, am 29. Juli 1890. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Kreher. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. San Sebastian, 2. August (Tel. d. Dresdn. Journ.) Allen gegenteiligen Nachrichten gegenüber wird festgestellt, daß das Befinden des Königs ein ausgezeichnetes ist. Konstantinopel, 1. August. (W. T. B) Meldung der ,,Agence de Constantinople". In Mekka sind am 2S. Juli 71 und am 3tt. Juli 84 Personen an der Cholera gestorben. Die Re gierung hat für Provenienzen aus Mekka und für die von dort zurückkrhrrnden Pilger die geeigneten Quarantänemaßregeln angeordnet Sansibar, 2. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus" erließ der Sultan rin Dekret, wonach die schon vor dem deutsch-englischen Abkommen geltenden Sk avenverordnungcn bindend bleiben. Der Ver kauf oder Austausch von Sklaven ist stmng unter sagt. Die Sklaven erlangen die Freiheit beim Ab leben ihres Eigentümers, falls derselbe ohne legi time Kinder zu hinterlassen stirbt oder bei Ver heiratung dcs Eigentümers mit einem britischen Untcrthanen. Grausame Behandlung der Sklaven wird mit Konfiskation bestraft. Auch können sich die Sklaven ihre Freiheit erkaufen. New-Aork, 2. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Niederlage des Generals Rivas wird be stätigt. Rivas flüchtete, wurde aber verfolgt, ge fangen genommen und am Freitag öffentlich er- schossen. Ler Leichnam wurde öffentlich ausge stellt. Verschiedene Personen sind stark kompro mittiert; die Untersuchung gegen dieselben ist er- öffnet. — Die Belagerung San Salvadors dauerte 411 Stunden, die Stadt ist stark beschädigt; gegen 1W Personen wurden getötet. Die Regicrungs- truppen, welche sich an der Verschwörung beteilig ten, haben sich unterworfen. Dresden, 2. August. Die Arbeiterfrage in Rußland. Man war bis jetzt vielfach der Ansicht, daß die Sozialfragen, die den Regierungen der meisten euro päischen Groß- und Mittelstaaten so viel zu schaffen machen, jenseits der Ostgrenze Deutschlands noch nicht Gegenstand ernster Beunruhigung der leitenden Kreise geworden sind. Zwar hatte es zu keiner Zeit an Ge rüchten nnd Berichten über bedenkliche Erscheinungen und Anzeichen ungesunder innerer Zustände in Ruß land gefehlt, doch hatte man denselben angesichts der tiefsten Ruhe, die überall im weiten Zarenreiche unter den unteren Volksklassen herrschte, keine für die soziale Ordnung gefährliche Bedeutung zuerkannt. Anderer seits enthält das Aktionsprogramm der russischen Ni hilisten und Terroristen neben den gegen die staat liche Ordnung gerichteten Satzungen wohl auch Glaubenssätze der Umsturzpartei, die mit der bestehen ¬ den gesellschaftlichen Ordnung nicht vereinbar sind. Da ihre seitherigen Anschläge jedoch ausschließlich nur den Umsturz der obersten Staatsgewalten bezweckten, und die Aktionskraft der Umsturzpariei in den nach dieser Richtung unternommenen Versuchen zum großen Teil verbraucht worden war, so vermochte bisher ihre übrige Gefährlichkeit in den weiteren Kreisen der Ge sellschaft keine sonderliche Beängstigung und Beachtung Hervorzurusen. Und doch haben in den letzten zehn Jahren auch dort die wirtschaftlichen Verhältnisse eine gründliche Umgestaltung erfahren. Die protektionistischen Ein fuhrzölle hatten in ihrer Gefolgschaft die deutschen Getreidezölle, die ihrerseits nicht ohne Einfluß auf die Verschärfung der volkswirtschaftlichen Krisis in Ruß land geblieben sind. Letztere hatte zwar nicht un mittelbar die Bildung von Gegensätzen zwischen den einzelnen Volksklassen hervorgerufen, aber dem for schenden Auge entgeht nicht der Umstand, daß sie nach und nach Zustände geschaffen hatte, die auch in Ruß land dem Jnteressenkampfe zwischen Arbeit und Kapital die Wege ebnen. Die wirtschaftliche Krisis hatte eine Menge Menschen voni Pfluge in die Städte getrieben, wo sie allerdings bis dahin in den infolge -der prohibitivcn Zölle überall wie die Pilze nach einem reichlichen Niederschlage aus dem Boden emporschießenden Fabriken Arbeit gefun den hatten. Heute zählt man schon in den russischen Jndustrieetablissements über eine Million Arbeiter! Man hatte zwar auf diese Weise die Gefahr, die der gesellschaftlichen Ordnung infolge der wirtschaftlichen Krisis aus der Unzufriedenheit eines zahlreichen, dem Bauernstände angehörigen arbeitslosen Proletariats drohte, auf kurze Zeit beschworen, aber andererseits die Bodenkultur, die dem russischen Staate die wert vollste Stütze bietet und woraus derselbe den bedeutend sten Teil seiner Kräfte schöpft, erheblich und auf die Dauer an ihrem lebenden, produzierenden Inventar geschwächt. Die Arbeitslöhne in den Fabriken sind zwar nicht hoch — sie betragen 15—20 Rubel (40 bis 50 Mark) monatlich — aber sie sichern den ge nügsamen Arbeiter und seine Familie durch das ganze Jahr vor Nahrungssorgen, während der Bauer fast regelmäßig von März bis zur Erntezeit, nachdem er seine Vorräte von der letzten Ernte aufgezehrt hat, allen Entbehrungen ausgesetzt ist. Dies, sowie auch noch die demoralisierende Einwirkung der Lebensweise der Fabrikarbeiter hat zur Folge, daß diese der Boden wirtschaft auf immer entfremdet werden und in Fällen, wo sie infolge der Betriebseinstellung größerer Jn- dustriewerke erwerbslos geworden sind, sowohl den Ortsbehörden als auch der ansässigen Bevölkerung schwer zur Last fallen und überdies noch eine mehr oder weniger bedenkliche Störung der sozialen Ord nung bewirken. Auch sonst noch hatte die wirtschaftliche Krisis für Vermehrung der dem Staate und der bestehenden sozialen Ordnung vielleicht schon in nächster Zukunft gefährlichen Elemente vorgesorgt. Tie fortschreitende Verarmung des Bauernstandes erzeugte noch das große Übel der gesteigerten Auswanderungslust unter den Bauern. Seit mehreren Jahren schon setzen sich alljährlich mit Beginn der warmen Jahreszeit ganze Ströme von Bauern mit Weib, Kindern und ihrer beweglichen Habe in Bewegung, um im weiten Sibi rien oder in den im Südosten von Rußland neuer dings erworbenen Landen neue Heimat zu suchen, in der sie mehr Schutz gegen Hunger und allerlei Ent behrungen zu finden hoffen, als in der alten Heimat. Von Samara — dem Hauptsammelplatz der Aus wanderer — angefangen bis nach Tomsk zu sind alle Städte, die auf der großen sibirischen Straße liegen, während der Sommermonate überfüllt von der halb verhungerten Masse der bedauernswerten Wanderer, deren Not in den Hilferufen, die in den Spalten der Moskauer und Gl. Petersburger Blätter die Form von Aufforderungen zu Geldkollekten erhalten, zum beredten Ausdruck gelangt. In den Herbstmonaten und bis tief in den Winter hinein sieht man dann auf derselben sibirischen Heerstraße in umgekehrter Richtung einen großen Teil jener armen Auswanderer wieder in Bewegung. Sie wandern zurück in die alte Heimat, nachdem es ihnen nicht gelungen, in den sibirischen Schluchten eine neue Heimstätte zu gründen. Bettelnd und zu Hunderten in den Hospitälern der Städte, die sie durch ¬ ziehen, der Ermattung und allerhand Krankheiten, die sie sich infolge der monatelangen Entbehrungen und sonstigen Ungemachs der endlosen Wanderschaft zuge zogen, erliegend oder behufs Beschaffung weiterer Reisemittel Arbeit suchend, vermehren sie überall die Arbeiternot und die arbeitslose Masse des städtischen Proletariats. Das Elend, die Notlage der Bauern ausnützend, drücken viele russische Industriellen die Arbeitslöhne und saugen die Arbeitermassen in einer Weise aus, daß die Lage der letzteren an Orten, wo sie planlos zusammenströmcn, eine geradezu unerträg liche wird. Stellenweise haben die Fabrikdireltionen durch die schlechte Behandlung der Arbeiter furchtbare Katastrophen hervorgerufen, so z. B. in den Moro- »owschen Manufaktureien in Pawlowo (Gubernie Wla dimir) im Jahre 1885, wo man die Arbeiter durch Abzug von „Strafgeldern" jahrelang um fast die Hälfte ihrer kargen Löhne gebracht hatte und dieselben schließlich zn einem Verzweiflungsakte nötigte. Die Presse hatte damals ungeschent die Fabrikdireltion eine wohlorganisierte Räuberbande genannt, während die Moskauer Geschworenen selbst die Rädelsführer der Arbeiterexzesse, die volle drei Tage dauerten und die vollständige Demolierung der zahllosen Fabrik gebäude (die Morozowschen Manufaktnreien bilden eine kleine Stadt) zur Folge hatten, als schuldlos frei sprachen. Nichtsdestoweniger liegt die künftige Gefahr einer sozialistischen Arbeiterbewegung nicht im seitherigen Verhältnisse des russischen Arbeitgebers zu den Arbei tern, so lange das bestehende Gesetz eine Organisation von Arbeitervereinen und Vereinöverbänden nicht zu- läht Dagegen kann man heute schon in der ganzen Veranlagung der russischen Industrie den Keim un ausbleiblicher elementarer Arbeiterkatastrovhen wahr nehmen. Dank der Einfuhrzölle und der überaus niedrigen Arbeitslöhne hatte die russische Industrie sich während der letzten Zeit derart quantitativ entwickelt, daß sie mit ihren Produkten heute schon den ganzen inländi schen Bedarf zu decken vermag. Mian berechnet ihre Leistungsfähigkeit auf anderthalb Milliarden Rubeln jährlich. Für ein Reich von 115 Millionen Be völkerung ist diese Ziffer, auf die der inländische Ver brauch der Jndustrieerzeugnisse sich beläuft, trotzdem nicht groß. Es ist dies die Folge der außergewöhn lichen und geradezu unglaublichen Genügsamkeit des russischen Bauern, der keine Bedürfnisse kennt und wohl auch nicht in der Lage ist, solche kennen zu lernen. Und die Bauern bilden gegeu 85 H der ganzen Bevölkerung Rußlands. Wenn nun die einheimische Industrie innerhalb der letzten fünfzehn Jahre sich dermaßen ausgebildet hatte, daß sie den inländischen Markt mit ihren Pro dukten vollständig versorgen kann und die Annahme nicht gut denkbar ist, daß sie bei ihrer vom Staate indirekt beförderten Begehrlichkeit in den seitherigen Grenzen ihrer Entwickelung verharren dürfte, so liegt die Gefahr sehr nahe, daß sie schon in der nächsten Zukunft an den Folgen der Überproduktion ihre eigene, sowie auch die Existenz einer ungeheueren Menge von Arbeiterfamilien in Frage stellen wird. An die Mög- Feuilleton. Die Muttergottes von Birkenstein. Eine Geschichte aus den bayerischen Bergen. Bon Friedrich Dolch. 1 l (Fortsetzung.) III. „No, jetzt das muß ich g'rad' schon sag'n, recht unterhaltlich is 's bei Dir herob'n auf der Alm! Schaust alleweil auf ein Fleckl und ich darf red'n, von was ich mag, Tu paßt net auf und gicbst mir 's zehnte Mal keine Antwort! Wart', zu Dir werd' ich bald wieder in den Heimgarten kommen! Denkst halt alleweil an Dein' Jager, gel'? No ja, 's is schon wahr, a saubrer Mensch is er, und wenn ich net meinen Hiesel so gern hält', wär' ich Dir neidig um ihn!" So plauderte und lachte eine lebhafte, schwarz haarige Dirne, die neben Midei auf der Bank vor der Sennhütte saß. Beide Mädchen trugen Feiertags kleider, denn eS war Sonntag heute und Vroni, so hieß die schwarzhaarige, war von einer der benachbar ten Almen herübergekommen, um mit der Freundin einige Stunden zu verplaudern. Sie hatte die Zither vor sich auf den Knieen liegen, spielte auf derselben von Zeit zu Zeit muntere Weisen und sang dann wieder mit glockenheller Stimme allerlei Lieder und Schnadahüpfeln. „Glaub's schon, daß Dich heut' net besonder- unterhältst bei mir", sagte Midei „Weißt, ich bin halt alleweil voller Unruh' und Sorg', denn mei'Os wald hat sich schon seit a paar Tag' nimmer seh'n lassen, und das, mein' ich, is kein gut's Zeichen —" „Ach was, thu Dich nur net abkümmern", tröstete Vroni gutmütig. „Ter Anstellungsbrief wird schon kommen und nachher wird der Oswald auch gleich herob'n sein bei Dir. — Aber, Midei, mit'm lustigen Almenleben is 's nachher vorbei, wenn D' verheirat't bist! Und fort wirst am End' auch müssen aus un serm Dorf, oder gar aus'm Leizachthal! Ich könnt' net fortgeh'n, Midei, mir thät 's Herz abdrucken! Kunnt' i mei' Torf und die Berg' nimmer hab'«, wär' mir wahrhafti', als wur' i' ei'grab'n, heißt's im Liedl. Kannst's ja auch, gel?" Und sie griff in die Saiten und sang: ,,Z' Fischbach am Broal'nstoa da bin i gern, Ko ma recht lustigi Leuteln g nua hör n! D'Liedeln, die s singa, die hab'n scho a Schneid', Daß si' a Trauriga ne d rüber g freut. D' Buch n und d' Ahorn in Wald und in Feld Wachs'» da schöner als funst aus der Wett Und dös schö' Kircherl, dös Birkenstoa hoaßt, Thuat gar viel Wunder a, wie D' es w.'hl woaßt. Wann i oft 's Wasser seh', dös d' Leitsa' hat, Denk' i halt allemal, eS is do schab', Daß s a so furt muaß und wandern muß geh', Wo dengerst Berg und Thal gar so viel schö'. Möcht' net mit ihm geh, ich möcht'S um koa Geld, Moanat schier gar, i müßt glei' aus der Welt, Kunnt' i mei' Torf und die Berg nimmer hab'». War ma wahrhafti', als wur' i eingrab n." Tie Sängerin brach ab, denn ein Heller Juchschrci schallte vom Walde herüber und als die beiden Mäd chen emporfuhren, erblickten sie den Jäger Oswald, der, mit der rechten Hand etwas Weißes hoch empor haltend, auf die Hütte zueitte. „Jessas, der Oswald, und 'n Anstellungsbrief hat er auch," rief Vroni. Midei aber eilte dem Jäger entgegen und dieser rief ihr schon von weitem zu: „Ang'stellt bin ich, Midei! Heut' is das Schreiben da kommen und da steht's drin', daß ich zum herzoglichen Revierjäger er nannt worden bin. Da kannst's selber lesen! — Diandl, ich bin ganz narrisch vor lauter Freud !" Midei hatte mit zitternden Händen das Schreiben auseinandergefaltct und mit verschwimmendcn Angen den Inhalt desselben gelesen. „Das is ein großes Glück, Oswald," sagte sie leise und reichte deni ^äger das Schriftstück wieder, der es dann sorgfältig in der Innentasche seiner Joppe barg. „Ta dürfen wir unser m Herrgott schon recht dankbar sein und auch dem fremden Herrn, der sich so ange nommen hat um Dich! —" „Freili', Midei," nickte eifrig der Jäger, „freili'! Bei dem muß ich mich natürlich noch extra recht be danken, und wenn er net herauskommt zu uns, nach her reis' ich zu ihm hinein in d' Münchnerstadt — ich weiß ihn schon z' finden. — Und jetzt, Midei," fuhr er fort und schloß das Mädchen in seine Arme, „jetzt soll auch bald die Hochzeit sein. Ich weiß ein kleines nettes Häuserl in Rottach, das feil is und das werd' ich kaufen. Wenn's nachher eingerichtet is und ich meinen Dienst angetreten hab', nachher soll die Frau Revierförsterin ihren Einzug halten in das Jägerhaus." „Mei' lieber, lieber Oswald," flüsterte das Mäd- lichkeit von Erschließung ausländischer Absatzgebiete kann im Ernste gar nicht gedacht werden, da die russi sche Industrie keineswegs exportfähig ist. Die Beweise dessen liegen vor aller Augen. Hatte sie sich doch trotz der anormalen Einfuhrzölle der ausländischen Konkurrenz gegenüber erst dann zu behaupten vermocht, nachdem die imponierten Ar tikel infolge der Entwertung des Papierrubels um volle 50 Proz. ihre Verkäuflichkeit im Innern Ruß lands fast gänzlich eingebüßt haben. Daß es den russischen Industriellen und großen Handlungshäusern an dem für Exportgeschäfte in Jndustrieerzeugnissen nötigen ÜnternehmungSgeist, an Geschäftskenntniffen und an kaufmännischer Gewandtheit gänzlich mangelt, beweist der Umstand, daß sie es zu jener Zeit, als der Papierrubel, der in Rußland selbst während der ganzen Zeit seiner Wertschwankungcn seine volle Kauf kraft behielt, auf die Hälfte seines ursprünglichen Wertes heruntergebracht war und infolge dessen die russischen Jndustrieerzeugnisse für den ausländischen Konsumenten im Preise in demselben Maße gesunken sind, nicht verstanden haben, ihren Waren wenigstens in jenen Staaten auf der Balkanhalbinsel und in Persien, wo der russische Einfluß damals vorherrschend war, Eingang zu verschaffen nnd sich dort dauernd Absatzquellen zn sichern. Diese goldene Zeit für die russische Industrie ist nun allerdings vorüber. Der russische Papjxrrubcl hat sich seit der Zeit bedeutend erholt und dürfte — wohl infolge der Nachwirkung der nordamcrikanischen Silberbill — eine Zeitlang noch in die Höhe gehen Die russische Industrie wird sich nun aus eben diesem Grunde sogar auf den inneren Absatzmärkten wieder bedroht fühlen, da ja mit der wiederkehrenden Kaufkraft des Papierrnbels im Aus lände auch die Kauflust für die gediegenen ansländi schen Jndustrieartikcl wieder erwacht sein muß. Darum werden die russischen Industriellen voraus sichtlich wieder die Regierung mit neuen Bitten um abermalige Erhöhung der Einfuhrzölle bedrängen, aber auch nach dieser Richtung hin haben sich die Zeiten und Verhältnisse geändert. Man beachte nur den Umschlag, der sich in letzter Zeit in der russischen Presse gegen den seitherigen „Schutz der einheimischen Industrie" vollzogen hat. Mit welcher Erbitterung verhöhnt heute die tonangebende Zeitung „Nowoje Wremja" und nach ihr auch andere einflußreiche Blät ter, die ehemals den Zollkrieg gegen Deutschland ge predigt hatten, die „Hilflosigkeit" der russischen und vornehmlich der Moskauer Großindustrie und des russischen Großhandels! Man fängt in Rußland be reits an, die Doppelschneidigkeit des übermäßigen Protektionismus schmerzlich zu empfinden und zu be greifen, daß die prohibitivcn Zölle wohl der auslän dischen Industrie geschadet, aber zugleich auch die Er zeugnisse der inländischen Industrie überhaupt bedeu tend verteuert und überdies qualitativ verschlechtert haben. Wie die Dinge heute stehen, ist eine weitere Erhöhung der Eingangszölle nicht gut möglich oder wenigstens nicht wahrscheinlich, und so dürften die russischen Industriellen, um angesichts der minder günstigen Verhältnisse auf ihre Rechnung zu kommen, wohl wieder das bereits von einigen Fabrikanten er probte Mittel der Herabdrückung der Arbeiterlöhne in Anwendung zu bringen versuchen. Denn wie sehr die Gesanitinteressen des Staatswesens und der bestehen den Ordnung durch eine derartige gewissenlose Herauf- beschwörnng der Arbeiterfrage geschädigt werden, das scheint den meisten russischen Industriellen noch nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein. Tagesgeschichte. Berlin, 1. August. Se. Majestät der Kaiser hat heute mittag an Bord der „Hohenzollern" von Wil- chen und barg ihr errötendes Antlitz an der Brust des Jägers. Vroni hatte von der Hütte aus schmunzelnd die beiden beobachtet. ,,S' g'scheiteste wird sein, wenn ich mich jetzt aus'm Staub mach', sagte sie lochend zu sich selbst und erhob sich. „Verliebten Leut'n geht man bloß im Weg 'um. Ich weiß's, die sind am liebsten allein!" Sie entfernte sich, ohne daß die Liebenden, die viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, etwas bemerkt hätten. Sie waren langsam, Hand in Hand, auf die Hütte zugegangen und hatten sich auf der Bank vor derselben niedergelassen. Bis in die Nacht hinein saßen sie dort im eifrigen zärtlichen Gespräche und der höher emporsteigende Mond, der neugierig hinter einem Felsengrat hervorlugte, fand sie noch immer beisammen. Ein ferner Schuß, der durch die Nacht grollte, schreckte den Jäger endlich empor. „Schau, Midei," sagte er lächelnd, „jetzt is s Nacht 'worden, ohne daß wir's g'merkt hab'n. Und jetzt muß ich fort, muß noch in s Revier, denn an einem Sonn tag sind die Hauptlumpen von Wildschützen am liebsten drauß'n. — Aber wo is denn die Urschl eigentlich, daß sie sich heut' gar net seh'n laßt? Is sie am End' in's Dorf 'nunter?" „Gestern schon," nickte Midei, „und hat den Hansl mitgenommen. Sie kommen erst morgen in der Früh' wieder, denn die Urschl hat heut' noch allerhand mit der Bäuerin abzumachen, und den HanSl hat's mit genommen, damit er ihr trag'n hilft, Brot, Salz und war wir halt sonst noch brauchen." , .
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