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Dresdner Journal : 17.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189006179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-17
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 17.06.1890
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M137 Dienstag, den 17. Juni, abends. 18SV kür vr«»äea viertsl^LUrlick L »0 kk, d« 6« L»i»«r1. ävut»ot»»» ,i»rt»1- MtrUci» S 1t»rlr; »u«srL»Ib 6«« äsut»cUev R«icl»»« tritt?o»t- anü 8tewpelru»ct»1»8 dü»»». Liorelo« Uummsri»: 10 kk. L»^NQal8a»N»N«dkkrv»r kLr 6«» k»uw «i»«r ^"p^teoev 2«Uv ^I«io« ketuikt rv kk. votor ,,L>o^S8»llät" <U» 2«Uv dO ?k. L«i 1'»d«Uea- uoä Liü«r»»»t» «atipr. Lrsvkelueor DtzlicU mit Lu»a»l»L»o ävr dorm- a. k" «i«rt»^s »devä». koriuprvcU-^oxiUlu«; Ur. 1205. DresdnerIMmal. Für die Gesamlleitong verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur» und Kunstgeschichte. ro» ^»UttnalTN»»«» »»^Ret», NommimooLr äs» vr«äL«r Jounmli; U»»d«U L»rU» Vt« I^tp»tE N««I Lr»»I»» ^nutLkar» ». w! «»»»««»<«> <S ^o-ier, I»rU»-Hel»»-L»»d»rU »i»U »- ». NTLrd,»: L«6. Lio««,' k»rt, -L»»t«» I«rU» -Nr»»klar» ». N.->»»«««<: Da««t>« <7o ,' N»>U»: /nvatt«1«»<iaML, >r»»I»«: LmU XabalL, N»»»»r»r: 0. SoLU«ter, L»U» «. I. : F Larct cs Vl» Ner»i»xvderi LSoixl. Lrpsäitioa 6«, Vr«äver 1oun»»1». vrsiäei», Lviozvrstr. SV. ksrvLprscU - Loietäu,,: Ur. 12SS. Amtlicher Teil. Dresden, 16. Juni. Se. Majestät der König haben dem Baurath und ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule hierselbst, I)r. vbil. Wilhelm Fraenkel, den Titel und Rang als „Geheimer Hof rath" in der 3. Klasse der Hofrangordnung Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 16. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem juristischen Sekretär im Kriegsministerium, Assessor Paul von Ammon, den Titel und Rang eines Regierungs-Assessors zu verleihen. nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichterr. Valencia, 17. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Aus Puebla de Rugat werden weitere Fälle von choleraartigen Erkrankungen gemeldet, ebenso find solche in einigen anderen Ortschaften der Pro vinz Valencia unter den aus Rugat geflüchteten Personen vorgckommen. Madrid, 17. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dir Behörden ergriffen wegen des Auftretens choleraartiger Erkrankungen sanitäre Vorsichts maßregeln. Es sind Vorbereitungen getroffen worden, um, falls die Cholera in Madrid auf- tritt, Lazarette cinzurichtrn. Im Senate erklärte der Minister des Innern, es sei noch kein Grund für Beunruhigungen vorhanden; die aus Valencia gemeldete Krankheit scheine Cholera zu sein, doch sei noch kein Beweis für asiatische Cholera vor handen. Madrid, 17. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Tie Regierung beschloß die vollständige Isolierung der Ortschaften, in denen da» Vorkommen von Choleracrkrankungen festgcstcllt ist. Sofia, 16. Juni. (W. T. B.) Wie die „Agcnce Balcanique" meldet, haben der Minister des Auswärtigen Stranski und der Finanz Minister Sallbachew infolge persönlicher Meinungs verschiedenheiten ihre Entlassung eingereicht und erhalten. Ter Ministerpräsident Stambulow bat die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten und der UnterrichtSminister Schiwkow die Leitung de» Finanzministeriums übernommen. Dresden, 17. Juni. England und Frankreich in Ägypten. Aus London schreibt der „Economist": „Für Eng länder ist es nicht angenehm, eine Rede zu lesen, wie sie am Dienstag voriger Woche von Mr. Ribot in der französischen Kammer gehalten worden ist, sie zeigt fast die Absicht, England zu beleidigen, aber es ist vielleicht ganz gut, daß England gelegentlich an halb vergessene Gefahren erinnert wird, welche mit seiner Stellung in Ägypten verbunden sind. Die Occupation Ägyptens war eine Maßregel, von welcher auch in England nicht alle Leute entzückt gewesen sind, aber sie war durch schwerwiegende Gründe geboten und schließlich hatte sie Erfolg. Als Araabi Pascha 1882 die Absetzung der Familie Mehemed Alis durchgesetzt hatte, waren ernste Gefahren in zwei Richtungen zu befürchten. Es lag in der Möglichkeit, daß Araabi sich an die Spitze eines großen Aufstandes in Arabien stellte und das türkische Kalifat bedrohte; wäre ihm das gelungen, so hätte leicht die alte Energie der mohammedanischen Welt in Westasien geweckt wer den können und dann war es ein Leichtes, die ge c. - Feuilleton. Tic Pariser Bearbeitung von R. Wagners „Tannhäuser " Tie Dresdner Hofoper wird den „Tannhäuser" in der Pariser Bearbeitung erstmalig am kommenden Mittwoch zur Darstellung bringen. Von der Zweck mäßigkeit dieses Unternehmens, das uns jedenfalls die schon seit langem notwendig gewordene Neuinsccnierung des ersten Aktes bescheert, wird »ach erfolgter Auffüh rung zu sprechen sein; vor derselben wollen wir un seren musikliei ndcn Lesern einige geschichtliche und durchaus unkritische Mitteilungen über Entstehung und Art der Umarbeitung geben, wie sie uns für diesen Kreis passend und von Interesse zu sein dünken. Richard Wagner hat uns einen ausführlichen Be richt über die Aufführung des „Tannhäuser" an der Pariser Großen Oper, welche nicht allein infolge der brutalen Gegnerschaft des balletsüchtigen Jockey-Klubs, sondern ebensosehr an dem Mißverhältnis zwischen dem urgermanischen Charakter des Werkes und der roma nischen Empfindungsart vollkommen scheiterte, in einem Brief an seinen Pariser Freund und Gönner Billot (Ges. Schrift, u. Dichtg Bd. VII, S. 138—149) hin terlassen. In diesem Schreiben finden sich auch eine Reihe von Bemerkungen, welche auf den Anlaß zur Umarbeitung Bezug haben. Im Herbst 1859 war der Dichter-Komponist nach Paris übergesiedelt, wo er sich besser al» auf schwei zerischem Boden „im erfrischenden Verkehr wenigstens mit den lebendigen Organen seiner Kunst erhalten samten Bekenner des Propheten von Mekka zu fana- tisieren; ein furchtbares Massacre der Christen in Asien, kick' entsetzliches Blutvergießen überhaupt, wäre unvermeidlich gefolgt und vorläufig wäre eS mit dem Übergewicht der Europäer von Tanger bis Calcutta vorbei gewesen. Der größte Religionskrieg hätte ent stehen können. Diesen Eventualitäten mußte vorge- beuzt werden. Daß der Sieg der Zivilisation ge blieben wäre, kann nicht bezweifelt werden, aber wie die Araber zu kämpfen wissen, das hat der Krieg im Sudan gezeigt, und noch frisch in der Erinnerung stehende Thatsachen haben uns darüber belehrt, wie leicht der islamitische Fanatismus entflammt werden kann. Wäre aber diese größte Gefahr vermieden worden und Araabi hätte sich nur als Fürst und Regent be hauptet, so hätte er sicher einen Staatsbankrott her beigeführt und die europäischen Mächte, welche von den Großfinanziers gedrängt wurden, die ägyptischen Gläubiger zu schützen, hätten Frankreich gestatten müssen, das Nilthal zu besetzen, um die notwendigen Steuern zu erheben. Durch diese Erwägungen ist England vorwärts gedrängt worden, und nach einem vergeblichen Versuche, Frankreich zu einem ge meinsamen Vorgehen zu bestimmen, nahm eS die Ar beit allein auf und besetzte Ägypten; nun regiert es dasselbe, ohne im Innern den mindesten Widerstand zu finden, seit 8 Jahren. Es hat das Delta erfolg reich gegen die mahdistische Bewegung verteidigt und die Notwendigkeit, diese wilden Stämme im Zaune zu halten, giebt ihm ein Recht auf den Besitz Ägyptens; es hat eine bessere internationale Verwal tung eingeführt, namentlich hinsichtlich der Arbeit und der Kriminaljustiz; es hat eine geordnete Einhebung, wenn auch noch keine Verminderung der Steuern möglich gemacht und dadurch den Kredit des Landes derart gehoben, daß es Geld zu etwa 4H geliehen bekommt und fast auf gleicher Stufe mit den geordnetsten europäischen Staaten rangiert. Diese Aufgaben hat England gelöst, ohne seine eigenen Hilfsquellen besonders stark in Anspruch zu nehmen, und der Erfolg hat ihm seine Stellung ge sichert, welche gerade jetzt wertvoll erscheint, wo ein wilder Wetteifer (serumble) hinsichtlich der Teilung Afrikas bemerkbar wird. In Kairo feststehend, be herrscht England die große Heer- und Handelsstraße zwischen Europa und Äsien; es beherrscht das Rote Meer, den vorteilhaftesten Zugang zu den Gebieten des Sudans; es hat die Mittel in der Hand, wenn nötig, mit bewaffneten Dampfern nilaufwärts zu ope rieren und mit Leichtigkeit maritime Verstärkungen an die ostafrikanische Küste zu senden. England ist in der That eine der bedeutendsten Mittelmcermächte ge worden und es könnte, wenn eine unvermeidliche Not wendigkeit es ersordern sollte, einen direkten und viel leicht entscheidenden Einfluß aus das Schicksal der Türkei ausüben, während es Italien eng an sein eigenes Interesse gebunden hat. Diese äußerst ehr geizige Macht wünschte bei der Teilung Afrikas be rücksichtigt zu werden, und England vermochte ohne große Opfer seine Wünsche zu fördern und ihm zu gestatten, gleich anderen Mächten sich der Aufgabe zu widmen, welche man mit dem falschen Ausdrucke „tropische Kolonisation" bezeichnet. Regierte aber Äraabi Pascha oder ein französischer Marschall in Kairo, so würde Italien gewiß niemals in die Lage gekommen sein, am Roten Meere Fuß fassen, noch weniger aber seine beherrschende Stellung in Abessi nien einnehmen zu können; es würde vielmehr ein Teil der großen, gegen den englischen Einfluß im mittelländischen Meere gerichteten Koalition gewor den sein. Das sind die bedeutenden Vorteile, aber — man muß daran erinnern, daß einige davon, wenn auch konnte." Durch drei im Italienischen Theater gegebene Konzerte machte er hier den nach Beifall und Betei ligung recht günstigen Versuch, das Publikum zur Teilnahme an seiner Musik zu bestimmen und also das öffentliche Interesse für sein Hauptunternehmen, für eine Musteraufführung von „Tristan und Isolde" zu gewinnen, doch eine dauernde Nachwirkung blieb aus und bald genug ergab sich auch aus anderen Gründen die klare Unmöglichkeit, den großen Plan zu verwirklichen. Während er nun — um mit seinen eigenen Worten zu reden — nach jeder Seite hin gehemmt, nochmals schwer sorgend seinen Blick nach Deutschland wandte, wo er namentlich der Wohlgeneigtheit des Großherzogs von Baden sicher war, überraschte ihn der Befehl des französischen Kaisers, dessen Aufmerksamkeit von meh reren Mitgliedern deutscher Gesandtschaften auf Wagner gelenkt war, den zur Zeit am meisten genannten „Tann häuser" in der ^cackömis imperiale 6s munique inner halb entsprechender Zeit zur Darstellung zu bringen. Nnn hatte der Komponist, als er in den vorhergehen den Jahren wiederholt angegangen war, an die Äuf- führung eines seiner Werke in Paris zu denken, nie die Große Oper, sondern das bescheidene, in feinen Mitteln weit unterlegene 'Ibsätre I^rique ins Auge gefaßt, weil an letzterem im Gegensatz zu dem großen Kunstinstitut das eigentliche Ballet noch nicht den Mittelpunkt der ganzen Kunstleistung bildete, und wirk lich zeigte es sich jetzt schon bei der ersten Verhand lung mit dem Direktor der Großen Oper, daß „als nötigste Bedingung für den Erfolg der Aufführung des „Tannhäuser" die Einführung eines Ballets, und zwar im zweiten Atte, festzusetzen wäre" Wagner lehnte diese Forderung ab, weil er den Gang gerade nicht alle, besonders aber der Anschluß Italiens, auch von der Operationsbasis deS KapS der guten Hoffnung au» hätten erreicht werden können. Der Zeitverlust hätte keine sehr große Bedeutung gehabt, so aber hat sich England den bitteren Unwillen Frankreichs zuge zogen. Die französischen Staatsmänner, welche stets eifersüchtig auf die Hegemonie im mittelländischen Meere sind, namentlich seit Italien seine Einheit er rungen hat, betrachten sowohl Syrien als Ägypten als zukünftige französische Provinzen und können es nicht ertragen, ihren Einfluß vermindert zu sehen. Sie bettachteten den Suezkanal und die ägyptische Schuld als große französische Vorposten, und obgleich sie 1882 vor dem Zusammenwirken mit England zu rückschreckten, wahrscheinlich weil sie einen neuen deutsch-französischen Krieg für nahe bevorstehend hielten, waren sie doch schwer betroffen durch die Kühnheit des Vorgehens Englands und den Erfolg, mit welchem eS sich des Deltas bemächtigte. Man hoffte, daß die Zeit und die Achtung vor vollendeten Thatsachen diese Gefühle mildern würden, aber statt dessen sind sie durch die ruhige Haltung Englands verstärkt worden, und was Deutschland betrifft, so hat die Gehässigkeit Frankreichs mit den Jahren nur zugenommen. Das auswärtige Amt Frankreichs hat keine Ge legenheit verloren, ohne sich England unangenehm zu machen und es treibt jetzt die neufundländische Fischereifrage auf die Spitze, nicht wegen der Fischerei an sich, sondern es hofft, die Aufregung der Neu fundländer dazu gebrauchen zu können, England aus Kairo hinaus zu manöveneren. In Ägypten selbst be steht die auswärtige Politik Frankreichs ans allen ihren Vertragsrechten mit dem größten Eigensinn, es verteidigt jede Kleinigkeit, als ob sie eine Festung wäre und widerstrebte mehrfachen Verbesserungen ein fach deshalb, weil sie die Ausgabe Englands erleich tert hatten. Es lehnte vor Monaten die Konver tierung der Schuld ab, und wenn es getadelt wurde, erklärte cs, es erlaube den englischen Finanziers, mit dem Gelde zu machen, was sie wollten, betrachte aber die Konversion als eine Benachteiligung ganz Euro pas, an dessen Interesse Frankreich gebunden sei. Die Rede Ribots, in welcher er diese Bemerkung machte, ist voll grollender Bitterkeit, welche unter dem Druck der Umstände in Hellen Flammen cmporloderte. Er beschuldigte England, es habe Pfänder vergewaltigt, an welchen ganz Europa Teil habe und ermutigt offen den Sultan, Erklärungen zu fordern hinsichtlich der Evakuation Ägyptens. Er behauptete ferner, die Occupation sei nur zu gelassen worden bis die Ordnung in Ägypten wieder hergestcllt worden sei; diese Voraussetzung sei jetzt er füllt und die Anwesenheit englischer Truppen in die sem „Teile des ottomanischen Reiches" sei nicht länger erforderlich. Er sprach, als ob den Forderungen des Sultans sofort nachgckommen werden müsse, und erhob sich in scincr Rede bis zu direkten Drohungen gegen das Verbleiben Englands in Ägypten. Diese Eröff nungen sind nicht in einer vertraulichen Konferenz mit dem englischen Gesandten gemacht, sondern sie sind von der Tribüne herab im Angesichte ganz Europas geäußert worden. Sie bedeuten in der That, daß Frankreich in keiner Weise England entgegenkommen will, es betrachtet Ägypten als sein Eigentum und will, wenn die Gelegenheit sich bietet, seine Rechte ge waltsam wieder erringen. Gegenüber solch ungewöhn licher Offenheit ist es nicht erforderlich, auch Herrn Ribots Äußerungen hinsichtlich der Konversion selbst und sein Erstaunen darüber, daß die anderen euro päischen Mächte nicht mit seinen Augen sehen, zu be antworten, obwohl dies sehr leicht wäre. Alle Gründe sind zwecklos, wenn ein Gegner erklärt, daß sein letzter Grund das Mißvergnügen über unsere Existenz ist. An der thatsächlichen Lage wird Hrn. Ribots Rede des zweiten Aufzugs »durch ein in jeder Hinsicht dort sinnloses Ballet unmöglich stören konnte, erklärte sich aber zur Berücksichtigung des Verlangens im ersten Akt bereit, darin sich am üppigen Hofe der Venus „die allergeeignetste Veranlassung zu einer choreographi schen Scene von ergiebigster Bedewung" darböte. Wirk lich reizte mich sogar, schreibt Wagner, die Aufgabe, hier, wo ich selbst bei meiner ersten Abfassung des Tanzes nicht entbehren zu können geglaubt hatte, einer unverkennbaren Schwäche der früheren Partitur ab zuhelfen, und ich entwarf einen ausführlichen Plan, nach welchem diese Scene im Vennsberge zu einer großen Bedeutung erhoben werden sollte." Diesen Ent wurf wies der Direktor aber entschieden zurück und schon glaubte Wagner auf das ganze Unternehmen verzichten zu müssen, als ein erweiterter kaiserlicher Befehl ihm das ganze Institut der Großen Oper, jedes etwa nötige Engagement rückhaltlos zur Verfügung stellte, kurzum in allem freieste Hand gab und damit auch die Ballet frage, soweit sie den zweiten Akt berührte, zur Seite schob. Frische Lust zu dem älteren Werke erfüllte nun den Komponisten, forgfältig arbeitete er die Partitur noch mals durch und verfaßte die Scene der Venus sowie die vorangehende Balletscene ganz neu. So der Anlaß zur Pariser Bearbeitung, welche die Venusbergscene bedeutend erweiterte. Als erste Änderung tritt uns in derselben die un mittelbare Verbindung der Ouvertüre mit der Scene entgegen; der Schlußsatz des überaus lichtvollen, in großen Linien gehaltenen Musikstückes ist fortgefallen und die Wiederholung des BenusbergmotivS begleitet schon den neckenden Reigen der Jünglinge und Nymphen. Ein Urteil über den Wert dieser und der weiteren schwerlich etwas ändern Bei der jetzigen Konstella tion Europas wird die französische Regierung Ägyptens wegen nicht Krieg führen und würde auch schwerlich die Zustimmung de» Landes zu einem, die Kräfte desselben in so hohem Maße auszehrenden Unterneh men erlangen. Aber dar englische Volk muß darauf gefaßt sein, daß die Opposition so lange dauern wird, wie die Occupation. Ein Gegner, dessen Macht in allen Weltteilen vertreten ist, wird Frankeich stets versuchen, England zu belästigen, und wenn eS dessen Absichten durchkreuzen kann, wird eS weder Mittel noch Anstrengungen sparen, um diesen Zweck zu er reichen. Vielleicht ist es klug, nunn England dies in den Kauf nimmt, wenn es dadurch seine Stellung in Ägypten halten kann. Unter allen Umständen ist diese Stellung aufrecht zu halten, so lange die Be ziehungen zu Deutschland in Afrika nicht kla rer festgestellt find Will aber England dauernd in Ägypten bleiben, so muß es Frankeich entweder schwächen, oder es durch Konzessionen zu gewinnen suchen." Dieser Aufsatz würde kürzer sein können, wenn der Verfasser nicht des Mutes entbehrte, mit der Sprache gerade herauszugehen. So ist er zu einem dünnge webten politischen Schleier geworden, hinter dessen durchsichtige Maschen man eine leidlich unverschämte Drohung gegen Deutschland erblickt. Man möchte Deutschland drängen, England in Afrika maßlose Kon zessionen zu machen. Es ist erstaunlich, zu welchen schwachsinnigen Beurteilungen unserer Reichsregierung das Ausland verlockt wird, sobald es den Drang fühlt, seinen beutelustigen Hoffnungen zu schmeicheln. Bei diesen: Weltappetit, dem ein großer Magen Vorschub leistet, schwindet den lieben Nachbarn die letzte Spur von nüchterner Logik dahin. Desto größer wird die Enttäuschung fein, wenn über die Teilungen in Afrika das letzte Wort gesprochen ist. Tagesgeschichte. Dresden, 17. Juni. Se. Königl. Hoheit General- feldmarschall Prinz Georg traf gestern vormittag 8 Uhr 22 Minuten, in Begleitung des Adjutanten im Generalkommando Majors v. Stieglitz, von Leipzig in Grimma ein und begab sich nach dem Exerzierplätze bei Großbardau, um der Regimentsbesichtigung des 2. Husaremegiments Nr. 19 deizuwohnen. Die Be sichtigung crsolgte im Beisein des Divisionskomman deurs Gcnerallieutenants v. Hollebcn, Excellcnz durch den Generalmajor v. Nostitz. Nach Grimma zurückgekehrt, stieg Se. Königl. Hoheit im „Schützenhause" ab und besichtigt hierauf die Frauenkirche, an welcher die Erneuerungsarbeiten fast vollendet sind Um 1 Uhr nahm Se Königl. Hoheit am Mittagscssen im Osfizierskasino des Husarenregi ments teil. Nachmittags erfolgte die Abreise mit Wagen nach Wurzen, wobei unterwegs in Obernitzschka Sr. Excellenz dem General der Kavallerie z. D. v. Carlowitz ein längerer Besuch abgestattet wurde Von Wurzen begab sich Se. Königl. Hoheit mit dem Zuge 6 Uhr 45 Min. nach Oschatz. Hier wurde im Hotel zum Löwen Quartier genommen und abends fand eine gesellige Vereinigung :m Offizierskasino statt. Heute wohnte Se. Königl Hoheit der RegimentS- besichtigung des 1. Ulanenregimcnts Nr. 17 bei, welche in Gegenwart Sr Excellenz des Generallieutenants v. Reyher durch den Generalmajor v. Kirchback) ab- gehaltcn wurde. Dieselbe begann um 7 Uhr und endete gegen H 9 Uhr vormittags Nach einem Früh stück in der Bahnhofsrestauration erfolgte 9 Uhr 42 Minuten die Rückreise nach Dresden. Dresden, 17. Juni. Das soeben erschienene 18. Stück des Reichsgesetzblattes enthält als einzigen Gegenstand: Nr. 1902) Gesetz vom 11. Juni 1890, Neuerungen behalten wir uns bis nach der Aufführung vor. Die Balletsccne, in der alten Fassung bereits das Sinnlichste, was je im Orchester und auf der Bühne zum Ausdruck gebracht ward, ist in der neuen Redaktion nach dieser Richtung hin noch gestärkt worden und stellt jetzt noch schwierigere Forderungen an den erfinderischen Sinn und das Feingefühl der Regie und ihres Balletmeisters. Bettächtlich erweitert wurde auch die Parthie der Venus, welche noch heißer als vordem den vom langen Sinnentaumel ernüchterten Tannhäuser um seine Liebe fleht, droht, lockt und ver flucht. Neben diesen hauptsächlichen Änderungen sind zahlreiche kleinere, Takt- und Tonartverschiebungen, Umformungen der Orchesterbegleitung n. s. w. getroffen, deren wir jedoch für jetzt nicht gedenken wollen. Wenn wir recht unterrichtet sind, werden in der bevorstehenden hirsigen Aufführung auch die bislang üblichen, seinerzeit vvn Wagner selbst angegebenen Striche aufgehoben sein, sodaß die Darstellung deS „Tannhäuser" nach der vom Komponisten wieder ver vollständigten Partitur geschieht, deren trefflichen von Joseph Rubinstein besorgten Klavierauszug (Berlin, C. F. Messer) wir allen näher Interessierten, die zu gleich tüchtige Klavierspieler sind, lastens empfehlen. Im Jahre 1875 hatte die Wiener Hofoper den „Tannhäuser" nach der neuen Bearbeitung gegeben, war aber schon nach wenigen Aufführungen zu der früheren Form zurückgekehrt, da Sänger und Publi kum gleich geringe Neigung ftir die starke Verlängerung des Werkes empfanden, in der sie keine ebenso starke Verbesserung zu erblicken vermochten Bei der außer ordentlich großen Teilnahme unseres Publikums für WagnerS Schöpfungen wird sich daS Ergebnis hier-
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