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Dresdner Journal : 18.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189006185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-18
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1890
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M138 Mittwoch, den 18. Juni, abends. 189V. n« kür vroiäa» visrk^LUruck i U»rtc SOkk., d«i 6«» ävotioü«» vivrtvl- zLUrUei» S U»rti; »ui»«rtl»1b ä« äoutioUev Luol»« tritt ko«t- oaU LtewpsIruicUi»^ tüiuri. Liorolli« Uuwworu: 10 kk. kür ä«v L»mu «ü»«r 2«N< ktoiovr koUrik rv kk. Dlitsr ,, Liv8«»»Lät" äis 2«ilo KV kk. L«i D»d«1teo- uoä 2»Nsrvi»tr sotixr. ^uk»ctü»L Lr»ck«lnvur I^liet» mit ^uillLÜm« äsr 800»- 0. koiortsge »denä». k«rv,pr«cti - Furelllui 1 Ur. ILdL. Zres-mrAmumal. Zür die GesamUeitung veranttvsrttich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L »»»»«« »„^Lrlit Lommi»«wLr cis» Orextnsr ^ourv»l»; L«»d«U I*rU» Mt« »r«»tt»rr *. H.: //aa«en«t«n <0 VoAk«-, S«-Uo Vt»o S»»diu, kr», L»tp«iU-rr»LL1«rr «. ». L««i. Lk««,«, k»rt» Lo»üo» ->«rU» -rr»Lkrllrr ». N. Da«-« 60., I*rUa: 7nvattri«»tia«t, Lr—I«»: ^a-at-, L«»L»v«r: e?. 6c-««i«r, n»u« «.».! ^. Larct <F ö». Usr»ll»red«r: Lüai^I. Lrpeäitioa äe» vr«6o«r ^oura»I». vr««äeii, 2«ü»8«rntr. SV. korLipreoU-^oiella«»: Ur. 1285. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 18. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser verlieh dem Reichskanzler v. Caprivi den schwarzen Adlerorden. Rom, 17. Juni. (W T. B.) Am Schluffe der heutigen Kammersitzung brachte der Deputierte Borghi folgenden Antrag ein: Zn Gemäßheit ihrer bei früheren Fällen kundgegebenrn Anschau- ungen und um denselben im Interesse der Finanzen, der Volkswirtschaft und der fortschreitenden Ver minderung der MilitärauSgaben der Staaten eine erhöhte Wirkung zu verleihen, fordert dir Kammer die Regierung auf, mit allen Mitteln die Lösung aller zwischen den Nationen entstehenden Diffe renzen im Wege des Schiedsgerichts zu sichern und die Annahme deS Schiedsgerichts, sei eS durch allgemeine Verträge, sei eS durch schiedsgericht liche Klauseln, in Spezialverträgen feststrllen zu lassen. — Ministerpräsident CriSpi erklärte, die Be gründung deS Antrages fei ihm zu sympathisch, als daß er demselben nicht zustimmrn sollte; er beantrage, die Debatten hierüber nach Erledigung der dringendsten Gesetzentwürfe vorzunehmen. Der Antrag HriSpi wurde angenommen. Valencia, 18. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Choleraerkrankungrn in Puebla de Rugat Haden nachgelassen, dauern jedoch in der Nachbar schaft fort, von wo gegenwärtig sechzig Erkran- kungSfälle und heute ein Todesfall gemeldet wird. Madrid, 18. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Ärzte in Valencia sollen in den AuSwürfen der in Puebla de Rugat Erkrankten den Kochschen Eholerabaccillus erkannt haben. Tie Konsuln benachrichtigten hiervon ihre resp. Regierungen. Madrid, 18. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Senat teilte der Justizminister mit, Privat- depeschen auS Malaga zufolge hätten sich daselbst einige Fälle deS gelben KreberS gezeigt. Man glaube, die Krankheit sei durch Dampfer auS New- orleanS eingeschleppt worden. Eine offizielle Be- stätiaung fehle noch. Der Kongreß der konservativen Deputierten wird ein Amendement zum Budget elnbrinaeu, welches der Regierung verschlägt, eine Revision deS Zolltarifs eintreten zu lassen, um die natio nale Industrie zu schützen, die Einnahme auS den Zöllen zu vermehren und die Beziehungen z« den fremden Mächten zu erleichtern Die gestern ausgeschriebene neue Emission von 1V Millionen Pesetas Sprozentiger Schatzobliga- tionen ist mehr als vierfach überzeichnet worden. Athen, 18. Juni. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Der Herzog von Sparta wird den Tiensteid alö Re gent für die Dauer der Abwesenheit des Königs leisten. Washington, 18. Juni. iTel. d. Dresdn. Journ) Der Senat genehmigte die Silbervorlage in der von der Repräsentantenkammer beschlossenen Fassung mit mehreren Amendements. Lie Vor lage geht nunmehr an rin aus Mitgliedern der Kammer vnd deS Senats zusammengesetztes Ko mitee zurück. Dresden, 18. Juni. Graf Kalnoky in den ungarischen Delegationen. Aus Buda-Pest wird uns geschrieben: Der wenig aufregende Verlauf der Delegations fesston hat die Aufmerksamkeit von der Thatsache ab gelenkt, daß mit der jüngst erfolgten Vertagung der Sitzungen des Reichstages einer der für das ungarische Verfassung-- und Parteileben wichtigsten Abschnitte seinen Abschluß gefunden hat. Als die hervorragendsten Momente und Ergebnisse desselben lassen sich bezeichnen, die Kräftigung der Regierung durch einen engen und innigen Aneinander schluß der liberalen Mehrheit des Reichstage- und die entschiedene Schwächung der Opposition, welche dadurch eingetreten ist, daß sich die Trennung der gemäßigten Opposition von der äußersten Linken formell voll zogen hat. Den Anlaß zu dem vollständigen Bruche der Waffenbrüderschaft dieser beiden Parteien hat bekannt lich die Verhandlung de- Heimatsgesetzentwurfes der äußersten Linken oder die sogenannte Kossuth-Frage gegeben und dieser Umstand ist, so wie mancher an dere, der im Verlaufe dieser Verhandlung zu Tage trat, bedeutsamer als die ganze Kossuth-Frage, denn der greise Agitator hat längst alle politische Bedeu tung in Ungarn eingebüßt und sein Name wurde, da er mit der 1848 er Freiheitsbewegung zusammenhängt, von der äußersten Linken stets nur gebraucht, um der gedankenlosen Menge zu imponieren oder der Regierung Verlegenheiten zu bereiten. Äußerst beachtenswert aber ist es, daß dies endlich einmal mit klaren Worten im Parlamente dargelegt und das Spiel entlarvt wurde, welches die äußerste Linke getrieben hat, indem sie einerseits von Versiche rungen loyaler Treue für die Krone überströmte, an dererseits, um sich den Anschein zu geben, als ob sie die einzige Erbin und Pflegerin der liberalen Er rungenschaften wäre, einen förmlichen Kultus für einen allerdings politisch toten Rebellen in Scene zu setzen suchte, dessen wirkliche Verdienste um die Freiheit Ungarns erst die unparteiische Geschichte klarzustellen haben wird. Das Verdienst dafür, daß dieses Treiben endlich gebrandmarkt und die äußerste Linke gezwungen wurde, Farbe zu bekennen, muß der Entschiedenheit und dem Freimute zugeschrieben werden, mit welchem der Ministerpräsident Graf Szapary in die Verhand lung des Heimatsgesetzentwurfes eingegriffen hat. Der schreiende Widerspruch, der in den Beteuerungen der Anhänglichkeit an den gekrönten König und in dem Verlangen nach einem Ausnahmegesetz für einen Agitator liegt, der erklärt, er werde sich nie als ein Unterthan dieses Königs bekennen, wurde in der unverhülltesten Form hervorgehoben. Und so kam eS, daß die äußerste Linke selbst im Par lamente erklären mußte, daß ihr politischer Glaubens bekenntnis im striktesten Gegensätze zu dem Kossuth- stehe, denn sie wußte , daß es sich um ihre politische Existenz handle, daß ihre Wähler, sobald sie vor die Wahl zwischen dem Kossuth - Kultus und der ange stammten dynastischen Treue gestellt, keinen Augenblick schwanken würden, sich für die letztere zu entscheiden. — Fassen wir das Ergebnis der denkwürdigen Ver handlung zusammen, so finden wir: einen Bruch der gemäßigten Opposition mit der äußersten Linken, eine Spaltung innerhalb dieser Partei selbst, eine feierliche Lossagung der äußersten Linken von jeder politischen Gemeinschaft mit dem Revolutionär Kossuth, der von freimütigen Rednern und Publizisten endlich einmal öffentlich in seiner wahren Gestalt charakterisiert wurde, ein festes Aneinanderschließcn der liberalen Partei und den zeitweiligen Anschluß der gemäßigten Opposition an dieselbe. Bald nach Beendigung der Kossuth-Debatte erfolgte die Vertagung des Reichstages und es begann die Tagung der Delegationen. In dem Geiste der ungarischen Delegation — wir wollen hier hauptsächlich von dem Ausschüsse derselben für auswärtige Angelegenheiten sprechen — gab sich diesmal eine höchst bemerkenswerte Wandlung kund. Man kennt die politisch nicht unbegründete Empfind lichkeit der Ungarn hinsichtlich der Thätigkeit der Feuilleton. Die wilde Rose. Eine Erzählung Sv (Fortsetzung.) ZachinSkys erste Bestürzung, als das Verhör mit ihm begann, war auch so groß und seine Aussagen so verworren und schuldbewußt, daß der Untersuchungs richter sofort die Untersuchungshaft verfügte. DeS Angeklagten Knie schlotterten, sein Gesicht war toten bleich als er die Worte stammelte: „Wer beschuldigt mich? Sie lügt, sie hat's gethan!" Er ward abgeführt und seine Papiere wurden mit Beschlag belegt, unter welchen sich noch manches Gra vierende vorfand. Auch stellte es sich heraus, daß er mit dem Vermögen Reginas, welches er als Vormund verwaltete, heimlichen Wucher getrieben hatte. Manch Armer auS M. meldete sich in der Folge mit der Anzeige, daß er bei dem harten Manne seine letzten Wertsachen gegen ein geringes Darlehen verpfändet, und daß dieser, als er die hohen Zinsen nicht gleich habe zahlen können, die Pfandobjekte für verfallen er klärt und an sich behalten habe. Genug, dem Gericht lagen mit der Zeit so viele Anklageobjekte vor, daß an eine Entlassung aus der Haft nicht zu denken ge wesen wäre, auch wenn Regina und Hans nicht auS Indien zurückgekehrt wären. Inzwischen mußte man sich in betreff der ange- klagten Babette Felding darauf beschränken, sie in der Mühle sorgsam bewachen zu lassen, und konnte mit derselben weder ein längeres Verhör anstelle», noch sie nach dem Gefängnis abführen. Nach Aussage der Aerzte lag die Frau sehr schwer krank darnieder, daß man mit einem langen Verhör sowohl wie mit deren Transport zum Gefängnis ihren Tod herbeiführen könnte. Man konnte daher mit ihr vorläufig nichts weiter vornehmen, als bei einer sorgfältigen Bewachung sie in die Behandlung eines tüchtigen Arztes zu geben. Zur Pflegerin hatte sich die Schulmeisterswitwe, Frau Schulze, erboten, die hierbei weniger vom Mitgefühl geleitet wurde, als um ihrer Schadenfreude an dem moralischen und physischen Untergange der gehaßten reichen Müllerin zu stöhnen. Die boshafte Pflegerin brachte häufig die Unterhaltung auf die Untersuchung und auf Zachinsky und versuchte hierbei die Kranke auszuhorchen, aber wenn Frau Babette auch siech am Körper war, ihre alte Verschlagenheit hatte sie doch noch nicht verloren. Sowie sie erfuhr, daß man ihren Verbündeten ver haftet, erwachte die alte Neigung zu diesem in ihr wieder mit stärkerer Kraft. Alle die erregten Auf tritte in letzterer Zeit, ja, selbst daß Zachinsky in An fällen von Ungeduld und Zorn oft erklärt hatte, er werde sie nie heiraten, alles war vergessen; er schwebte in Gefahr, sie durfte ihn nicht verraten. Freilich war sie weit entfernt, zu ahnen, ihr Ende sei nahe. Noch immer hoffte sie, mit ihm vereinigt zu werden. Mit Geld mußte ja seine Flucht zu er möglichen sein. Dann wollten sie in daS Ausland fliehen; der dem Zuchthause entronnene, mittellose Mann hatte dann keinen anderen Ausweg mehr, er Panslawisten auf der Balkanhalbinsel und man weiß au- Tagungen der Delegationen in früheren Jahren, daß gar manchen Ungarn mit ihrem raschen, magyari schen Temperamente die Politik deS Grafen Kalnoky als eine nicht allenthalben zu billigende erschien, weil sie nicht geneigt war, allen Ereignissen auf der Balkan halbinsel jene Bedeutung beizumessen, welche sie in den Augen einzelner Buda-Pester Politiker zu haben schien und weil sie auch dem Scheine einer Ein mengung in die inneren Angelegenheiten der Balkan länder mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit auSwich. Die Vertreter de- einseitig nationalen Standpunktes, welche lokalen Verhältnissen im Oriente oft die Bedeutung europäischer Ereignisse zuschrieben, vergaßen eben, daß die auswärtige Politik unserer Monarchie bei aller Festigkeit und bei aller Wahrung ihrer besonderen Interessen stet- allgemeine europäische Gesichtspunkte im Auge behalten mußte, als deren vornehmster ihr und ihren Verbündeten die Erhaltung des Frieden» galt. Graf Kalnoky kann sich nun der großen Genug- thuung rühmen, daß sein konsequentes Ausharren und seine nüchterne Beurteilung der Entwickelung der Er eignisse und Verhältnisse in den Balkanstaaten das an fänglich nur bedingte Vertrauen der ungarischen Poli tiker in unbedingt warme Anerkennung verwandelt hat und diese Wandlung, die in den Beratungen und Beschlüssen der ungarischen Delegierten zum klarsten Ausdrucke gelangte, ist eines der bedeutsamsten Merk male der diesjährigen Delegationssession. „Meine Über zeugung, daß die Politik Kalnokys den Interessen der Monarchie und speziell Ungarns vollkommen entspricht, ist", erklärte der Delegierte Csernätouy im Ausschüsse der ungarischen Delegation, „heute stärker, denn je. Sie beruht namentlich auf der Erkenntnis, daß Graf Kalnoky selbst in überaus heiklen Momenten jederzeit die größte Ruhe und einen wahrhaft staatsmännischen Takt bewiesen hat, ohne sich dadurch beirren zu lassen, daß in manchen Momenten selbst einsichtsvolle Leute eine Krise als unmittelbar bevorstehend erachteten und den Minister des Äußern zu energischerem Handeln drängen wollten." Und übereinstimmend mit den Worten CsernätonyS erklärt der Schlußsatz de- Be richte- de- ungarischen Delegationsausschusses über da- Budget de- Auswärtigen: „Das Gesagte zusammen fassend, kann der Ausschuß sich nur im Tone wärmster Anerkennung über die vom Minister des Auswärtigen bisher befolgte Politik aussprechcn, welche bei Aufrvchthaltung des Friedens unverwandten Auges über da- Ansehen und die Interessen unserer Mon archie wachte, welche sorgfältig das eine so mächtige Garantie des Friedens bildende mitteleuropäische Bünd nis gepflegt und befestigt hat und — damit die Soli darität zwischen dessen Mitgliedern auch nicht für einen Augenblick in Frage gestellt werde — ihre Energie stets mit Klugheit und Vorsicht gepaart, daher eS auch jederzeit vermieden hat, Fragen zweiten Ranges auf die Spitze zu stellen, welche speziell für uns von größerer oder geringerer Wichtigkeit sein mögen, deren Bedeutung aber völlig zusammenschrumpfen muß gegen über jenen Vorteilen, welche die eben erwähnte Soli darität jedem Mitgliede des Bündnisses bietet. Nach alledem beantragt der Ausschuß, die geehrte Delegation wolle ihrer Zustimmung zu der bisher befolgten aus wärtigen Politik, sowie ihrem Vertrauen zu dem Leiter dieser Politik Ausdruck geben und das Budget des Ministeriums des Auswärtigen im allgemeinen als Basis der Spezialdebatte annehmen." Nicht immer ist, wie gesagt, dem Grafen Kalnoky in so vollen Akkorden, die nur einen Widerhall der in der Delegation herrschenden Stimmung bilden, das Vertrauen der ungarischen Politiker votiert worden. Umso glänzender »st seine Genugthuung, umso tiefer wurzelt das Vertrauen, das ihm geworden, als eine Frucht ernster und wahrhaft staatsmännischer Arbeit, die ihren Lohn nicht in geräuschvollen Augenblicks erfolgen und der damit verbundenen Volkstümlichkeit, sondern in dem Bewußtsein sucht, daS Wohl des Reiches gefördert zu haben. Tagesgerichte. Dresden, 18. Juni. Se. Königl. Hoheit Gene ralfeldmarschall Prinz Georg traf heute früh 7 Uhr auf dem Kavallerie-Exerzierplatze ein, um der Besich tigung des RegimentSexerzierenS deS Garde-Reiter regiments beizuwohnen, dessen 2. Eskadron jetzt von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August geführt wird. Die Besichtigung erfolgte im Beisein deS Divisionskommandeurs Generallieutenants v. Reyher, Excellenz, durch den Generalmajor v. Kirch bach und dauerte bis H9 Uhr. Auch Ihre Königl. Hoheit Prinzeß Mathilde war zu Pferde erschienen, um dem Exerzieren zuzusehen. Se. Königl. Hoheit Prinz Georg nahm um 2 Uhr an dem Mittagessen im Offizierskasino des Garde- Reiterregiments teil. * Berlin, 17. Juni. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag mehrere Vorträge und mili tärische Meldungen entgegen. — Nachmittags fand im Potsdamer Stadtschloß bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin ein Frühstück statt, an wel chem Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, die Prin- zessinnen-Töchter Viktoria und Margarethe, der Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe, Prinz Rupprecht von Bayern, die Prinzen und Prinzessinen des Königlichen Hauses, die zu Berlin und hier wohnenden Prinzen fürstlicher Häuser mit ihren Gemahlinnen, sowie der Reichskanzler v. Caprivi, der Minister des Königlichen Hauses v. Wedell und die Generalität teilnahmen. Vor der Tafel hatte Se. Majestät der Kaiser im Bronzesaale die Verlobung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Vittoria von Preußen mit dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe proklamiert. Während des Frühstücksmahles trank Se. Majestät auf daS Wohl des hohen Brautpaares. — Der „Reichsanzelger" brinat heute folgende er stellende Bekanntmachung des Ministers deS könig lichen Hauses: Mit Einwilligung Sr. Majestät de- Kaisers und Königs sowie unter Zustimmung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich und Sr. Durchlaucht deS Fürsten zu Schaumburg-Lippe hat am heutigen Tage zu Potsdam die feierliche Verlobung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Friederike Amalie Wilhelmine Victoria von Preußen, zweiten Tochter Sr. Majestät de» hochseligen Kaisers und Königs Friedrich, mit Sr. Durchlaucht dem Prinzen Adolf Wilhelm Victor zu Schaumburg-Lippe stattgefunden. Nachdem Se. Majestät der Kaiser und König dieses frohe Ereignis heute im Stadtschlosse zu Potsdam den dort versammelten Mitgliedern des königlichen Hauses und Fürstlichkeiten mitzuteilen ge ruht, wird dasselbe auf Allerhöchsten Befehl hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. — Der „Reichsanzeiger" brinat in einer Sonder ausgabe folgende Mitteilungen: Auf Grund der in jüngster Zeit geführten Verhandlungen ist zwischen der deutschen und der englischen Regierung über nachstehende Punkte, welche ein untrennbares Ganze bilden, Einverständnis erzielt worden: 1) Die deutsche Interessensphäre in Ostasrika wird begrenzt, ») im Süden: durch eine Linie, die von der Mündung des Rokura im Westen deS Nyasia - SeeS bis zur Mündung deS Kilambo im Süden des Tanganyka-SeeS führt, d) im Norden: durch eine Linie, welche läng- dem 1. Brad südlicher Breite vom Wrstufer deS Viktoria Nyanza bis zum Kongostaatc sührt und den Berg Msumbiro südlich umgeht. mußte der ihre werden. An diesen Gedanken klam merte sie sich an, er rötete fieberhaft ihre bleichen Wangen; aber die Erregung trug auch dazu bei, ihre letzten Kräfte zu untergraben. Frau Schutte sah, daß der Tod seine Arme nach der von Leidenschaften ge folterten Frau bereits auszustrecken begann; sie hätte gar zu gern ein Geständnis ihrer Schuld von ihren Lippen gehört, indes alle ihre Versuche waren vergeb lich. Die Hoffnung auf Genesung verschloß ihre Lippen; die Schulmeisterin hatte schon verschiedene An spielungen auf ein mögliches nahes Ende gemacht; der mißtrauische Charakter der Müllerin jedoch ließ sie glauben, daß jene mit ihren Anklägern im Bunde stehe. So waren einige Tage dahingeAangen, der körper liche Zustand der Kranken hatte sich in bedenklicher Weise verschlimmert, während ihr Geist an Klarheit und Schärfe zu gewinnen schien; der Ärzt konnte sich nicht verhehlen, daß die fortwährende Erregtheit und Anspannung ihrer Geisteskräfte die schwachen Körper kräfte bald aufgezehrt haben würden, er hielt eS da her für seine Pflicht, ihr zu sagen, daß ihre Stunden gezählt seien. Frau Babette atmete schwer auf; wenn irgend etwas außer Leonhard v. Zachinsky Gewalt auf sie auSzuüben vermocht hatte, so war es der Ge danke an den Tod. Daß sie einst sterben müsse, hatte so etwas Entsetzliches für sie, daß sie den, der sie da ran zu erinnern wagte, für ihren Feind hielt. So machten denn auch die Worte deS Arzte» einen nieder schmetternden Eindruck auf sie, doch auch jetzt wie- sie die Mahnung, ihr Gewissen zu erleichtern, mit Schau dern zurück. Als der Arzt sie verlassen hatte, richtete sie sich krampfhaft in die Höhe, warf einen verzweif ¬ lungsvollen Blick auf ihre Pflegerin und rief mit hohler Stimme: * „Er lügt, Frau Schulze, er lügt, sagen Sie mir, daß er lügt; ich will — ich kann nicht sterben " Sie sank matt in ihr Kissen zurück, als Frau Schulze mit süßlichem Ton erwiderte: „O, Frau Felding, eS ist nur zu wahr: bald wer den Sie vor jenem Richter stehen, vor dem kein Leug nen hilft —" Unwillige Bewegungen der Kranken und die leise geflüsterten Worte, sie allein zu lassen, unterbrachen die fromme Sprecherin. Diese verließ das Zimmer, doch nur, um nach wenigen Minuten leise wieder hereinzuschleichen und die Kranke ungesehen zu beob achten. Hatte sie indessen gehofft, sich an den Schmer zenswindungen der von Gewissensbissen Gefolterten zu laben, so sah sie sich getäuscht; die Kranke lag regungslos da. Schon begann sie dem Gedanken Raum zu geben, daß das Leben entflohen sei, als die Kranke sich im Bett aufrichtete und mit zitternder Stimme nach dem Geistlichen verlangte. Der Pfarrer des Dorfe-, der Felding wie einen Freund lieb ge habt, der auch am Grabe des Toten die ergreifende Rede gehalten und Regina väterlich zu trösten ver sucht hatte, erschien bereitwilligst im Krankenzimmer. Er war ein milder, alter Herr, nicht prunkend mit seiner Würde, der das edle Gefühl in jeder Menschen brust zu wecken wußte Also stand der Pfarrer vor ihrem Lager und sprach mild und tröstend zu ihr. Zwar sprach auch er von dem Sünder, der bereuen sollte und Buße thun, aber mit Worten und mit einer Stimme, die vom Herzen kamen und zum Herzen dringen mußten. Die Kranke
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