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Dresdner Journal : 10.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189005106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-10
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1890
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Gold, der vornehmere von beiden, Silber aber gleich mach tig, weil immerhin nächst Gold das seltenste der Edelmetalle. Beide bildeten den Wertmesser im Aus tausche aller anderen irdischen Güter Das dauerte bis zum Jahre 1873, wo das deutsche Reich das Gold zum Alleinherrscher erklärte. Seit dieser Zeit sind aber Veränderungen eingetreten, welche zu lebhaften theoretischen Erörterungen geführt haben. Es bilde ten sich zwei Parteien, die sich schroff gegenüber stehen. Monometallisten und Bimetallisten. Erstere gehen von der Ansicht aus, daß die Grundlage einer Münzwährung möglist stabil sein müsse, und da Gold das seltenere Metall, und dessen Produktion im allge meinen eine ziemlich gleichmäßige sei, so sei dies das geeigentere; die Silberproduktion sei öfteren Schwank ¬ ungen unterworfen, daher werde auch das Wertver hältnis beider Metalle zu einander sich zeitweilig ver schieben, und dadurch unangenehme Schwankungen und Störungen im internationalen Verkehr Hervorrufen. Denn willkürlich mittelst der Gesetzgebung könne das Werlverhältnis nicht fixiert werden. Auf der anderen Seite aber sei die Produktion an Gold doch stark ge nug, um dem Bedarf zu genügen. Silber werde bei steigender Produktion das Gold aus dem Lande trei ben, und dadurch werde eine minderwertige Valuta entstehen, welche wieder allerlei wirtschaftliche Nach teile herbeiführen müsse. Dagegen behaupten die Bi metallisten, die Goldproduktion reiche nicht aus, um dem Bedürfnis des Verkehrs zu genügen, die Basis des Goldes fei zu fchmal, als daß die Bedingungen des gesamten Verkehrs auf dieselbe aufgebaut werden könnten, je mehr Staaten zur Goldwährung über gingen, desto bedenklichere Folgen werde dieselbe haben. Die Gefahr überhandnehmender Papiergeldzirkulation sei bei der Goldwährung näher gerückt, außerdem werde der hohe Wert des Tauschmittels den Wert der sonstigen Güter und Produkte herabdrücken, den Im port begünstigen, und den Export nach Ländern mit minderwertiger Valuta beschränken, denn letztere wirke als Schutzzoll. Bis zum Jahre 1873 bestand in den Ländern des lateinischen Münzbundes die Doppelwährung mit dem Rechte der freien Silberprägung und bis dahin hatte, obwohl vielfach Perioden eingetreten waren, in welcher die Silberproduktion einen besonderen Aufschwung ge nommen hatte, das Wertverhältnis beider Metalle zu einander sich wenig verändert. Als aber Deutschland zur Goldwährung überging und etwa 1000 bis 1200 Millionen überschüssiges Silber zum Verkauf zu stellen hatte, stellte der lateinische Münzbund die Silber prägungen ein und von jener Zeit an datiert die Ent wertung des Silbers auf dem Weltmärkte. Das hatten die Goldfreunde nicht in Rechnung gezogen, aber dennoch blieben sie bei ihrer Behauptung stehen, es sei nicht möglich das Wertverhältnis beider Metalle gesetzlich festzustellen Man erklärte den Rückgang des Silbers von 61 Pence im Frühjahr 1873 auf 46 U Pence im Juli 1876 für eine natürliche Folge der zunehmenden Produktion von Silber in Amerika und der Verminderung des Abflusses rwn Silber nach Ostasien. Die Silberentwertting verursachte aber so große direkte und indirekte Störungen, daß überall der Währungsfrage vermehrte Aufmerksamkeit zugewendet wurde. England setzte 1876 eine Untersuchungs kommission ein, welche die Ursachen der Silberentwer tung ergründen sollte. Dabei wurde festaestellt, daß die amerikanische Produktion des weißen Metalles die Entwertung nicht verursacht haben könne, weil die Silber aus fuhr aus Amerika nach Europa sich nicht vermehrt, sondern vermindert hatte. Die Ausfuhr Europas nach Ostasien erreichte eine alle früheren Summen übersteigende Höhe, weil Indien in die Reihe der Getreide- und Baumwollenproduktionsländer ge treten war: dennoch ging der Silberpreis weiter zurück. 1876 beschloß das amerikanische Repräsentantenhaus Einführung der Doppelwährung. Sofort stieg der Silberpreis vom Juli bis Dezember von 46^ auf 58H und ging ebenso schnell wieder zurück, als der Senat die Doppelwährung verwarf. Amerika machte einen weiteren Versuch, die Entwertung des Silbers aufzuhalten, indem es I878 die sogenannte Bland- bill annahm, welche eine Silberausprägung von 2—4 Millionen Dollars für den Monat festsetzte. Da aber der Finanzminister unter der Präsidentschaft Clevelands stets nur den Minimalbetrag ausprägen ließ, so blieb die Bill ohne Wirkung. Im selben Jahre fand in Paris eine Münzkonferenz statt, auf welcher Nichtamtlicher Teil. Hetegra^hische Wachrichten. Madrid, 10. Mai. (Tel d Dresdn Journ) Im Senat wurde gestern 'in königliches Dekret vorgelesen, welches dem General Daban den Rest seiner KestungSstrafe erlaß/ Lissabon, lv. Mai. (Tel. d Dresdn. Journ.) In der Kammer teilte der Marineminister mit, die « nqlische Regierung bade erklärt, daß keine Erpedi- tion nach dem Maschonalande auSgesandt sei und daß sie selbst von der Ausrüstung einer besonderen Expedition nichts wisse. D>r Minister erklärte ferner, die portugiesische Expedition nach dem Garalande zum Häuptling Gougunano sei ins Werk gesetzt, um der Übernahme der Schutzrechte, welche durch Lertrag anerkannt seien, mehr Nach druck zu geben. London, 10. Mai. (Tel. d. Dresdn Journ.) Se. Majestät die Königin hütet infolge leichten Unwohlseins die Zimmer. Bei der ParlamentSwabl in Bristol wurde gestern für den verstorbenen Gladstoniancr Cassbam der Gladstonianer Joseph Weston mit 4775 Stimmen zum Mitglied? des Unterhauses gewählt. Der konservative Gegenkandidat Jvskip erhielt >000, der Arbeiterkandidat Wilson 602 St. Amtlicher Teil. Dresden, 9. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Premierlieutenant im 3. Jn- fanterie-Regimente Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" Zimmermann die Erlaubniß zur An legung der demselben verliehenen 4. Klasse des König lich Bayerischen Verdienst-Orden- vom heiligen Michael zu ertheilen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Unteroffizieren des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 die Erlaubniß zur Anlegung der denselben verliehenen Ordens rc. Deko rationen zu ertheilen und zwar: des Ritterkreuzes 2. Klasse des Herzoglich Sachsen Ernestinischen Haus ordens: dem Premierlieutenant Ayrer: der zu diesem Orden gehörigen silbernen Verdienst-Medaille: den Feldwebeln Werpup und Kirbach, den Vicefeld webeln Evermann und Keller, sowie dem Ser geanten (Hornist) Römisch. Deutschland nicht vertreten war und in welcher Amerika versuchte, für die internationale Doppeln-ährung Stim mung zu machen. Allein der Versuch mißlang, ebenso wie eine 1882 infolge des eingetretenen Geldmangels berufene Konferenz resultatlos verlief. Als 1879 Deutschland die Silberverkäufe einstellte und die Mei nung erweckt wurde, daß eine Wendung der deutschen Münzpolitik bevorstehe, hob sich der Silberpreis wieder wesentlich. Inzwischen hatte sich auch in England, dem klassischen Lande der Goldwährung, eine starke bimetallistische Partei gebildet. Die Regierung setzte abermals eine Untersuchungskommission von 12 Mit gliedern ein, von diesen sprachen sich 6 zu Gunsten der internationalen Doppelwährung aus, indessen wurde vor kurzem ein bimetallistischer Antrag im Par lamcnte abgelehnt. Der Schatzkanzler Goschen erklärte jedoch, er für seine Person sei dagegen, für die Re aierung aber sei die Währungssrage eine offene. Minister Balfour trat entschieden für die Doppel währung ein. Während nun in Europa der Streit der Mein ungen noch herüber- und hinüberwogt, haben die Amerikaner die Lösung der Frage praktisch in die Hand genommen, und Schatzsekretär Windom brachte die bekannte von uns schon mehrfach an anderer Stelle erwähnte Vorlage ein, welcher zufolge der Staat jähr lich für etwa 70 Mill. Doll. Silber — also etwa 10 Millionen mehr als die amerikanische Produktion beträgt — zu kaufen hat und dafür Schatzbons aus giebt, welche an öffentlichen Kassen an Zahlung ange nommen und nach Wahl des Vorzeigers in Gold, Silbermünzen oder Barren eingelöst werden sollen. Über die Modalitäten in letzterer Hinsicht schweben die Verhandlungen noch, aber daß irgend ein Gesetz zu stände kommen werde, welches geeignet ist, der Silberentwertung Halt zu gebieten, ist so ziemlich außer Zweifel und infolgedessen hat sich der Silberpreis in der jüngsten Zeit wieder ansehnlich gehoben. In Europa haben die Freunde der Doppelwährung seither den Ereignissen ohne Unruhe zugesehen, dagegen sind die Parteigänger des Goldes sehr erregt; zunächst wollte man an das Vorgehen Amerikas nicht glauben und sprach von einer starken Opposition, welche sich gegen die Windombill geltend mache, man übersah aber dabei, daß diese Opposition keine negative, sondern eine positive war, welche weitergehen wollte, als die Regierung es vorgeschlagcn hatte. Wenn man ferner von fchamlosen Umtrieben der „Silberkönige", von großartigen Bestechungen spricht, so dürfte auch dies kaum zutreffend sein, da es nicht die silberproduzieren den Gegenden des Landes sind, welche für die Remo netisierung des Silbers maßgebenden Einfluß aus üben, sondern die Vertreter der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion, die in der Vermehrung der Ümlaufsmittel den sichersten Schutz vor der Aus beutung der Arbeit durch das mobile Kapital erblicken Aber auch die Rücksicht auf den Weltverkehr ist hierbei be stimmend. Die Amerikaner rechnen sich aus, daß die Bevölkerung, welche Gold gebraucht, 180 45-0000 Köpfe zählen dürfte und dicfelbe gehöre in der Industrie zu ihren Konkurrenten; die Nationen, welche Gold und Silber gebrauchen würden, wenn Silber in Amerika ganz remonetisiert würden, auf 132 500000 Köpfe zu veranschlagen sein. Die nur Silber ge ¬ brauchenden Völker werden aber — allerdings wohl etwas willkürlich — aus 876 700 000 Köpfe taxiert. Dieselben sind keine Jndustrievölker, sondern können Kunden Amerikas werden, Amerika könne das werden, was seither England für China, Japan und Indien gewesen sei, darum aber müsse Amerika die Doppelwährung annehmen, damit seine Münze mit der Münze jener Völker pari stände, während 20 >s, bis 50 H zwischen ihrem pari und demjenigen der in dustriellen Länder mit Goldwährung liegen. Die Be rechnung ist etwas kühn, indessen weist sie doch auf andere Gesichtspunkte hin, unter denen die jüngste Aktion der Vereinigten Staaten zu betrachten ist, als einzig die „Verschwörung der Silberkönige". Die von den Anhängern der Goldwährung beson ders stark betonte Gesahr einer Überschwemmung mit Papiergeld, einem Ausströmen des Goldes und einer Erschütterung der Valuta, wird in Amerika ersichtlich gering angeschlagen. Es ist in dieser Beziehung da rauf aufmerksam zu machen, daß die neue Silberbill nicht eine bestimmte Menge von Silberprägungen vor nehmen lassen will, sondern daß es sich um Barren käufe bis zu 4H Millionen Unzen monatlich handelt, unter der Bedingung, daß der Silberpreis niedriger als 1 : 16 oder etwa 59 Pence für die Unze bleibt. Die Partei der Goldwährung nimmt nun an, das Silber werde weniger wert bleiben, folglich müsse Amerika den ganzen Betrag kaufen, und daher er wartet man Goldabfluß und Verschlechterung der Valuta. Dagegen erinnert z. B. die „B B Z." daran, daß der Silberpreis sehr bald 59 Pence erreichen werde, wenn ein Käufer vorhanden sei, der gezwungen sei, bis zu diesem Preise bedeutende Beträge zu kaufen Sobald aber der Preis erreicht sei, kaufe das ameri kanische Schatzamt nichts mehr; es werde nur, wenn das Angebot die Nachfrage übersteige, kaufen Sei aber der Preis von 59 erreicht und behauptet, so sei die Freigabe der Silberprägung möglich, die Unter lage für die wirkliche Doppelwährung geschaffen. Gold werde so wenig das Land verlassen, wie nach Annahme der Blandbill, obwohl man dies damals ebenfalls befürchtet habe Daß eine Erhöhung des Silberwertes eine Be lebung des Exports, ein erweitertes Aufblühen des Geschäftes, ein Steigen der Preise fast aller Produkte, eine «Verbilligung des Geldes und damit erneute Unternehmungslust Hervorrufen werde, wird von den Anhängern der Goldbasis nicht geleugnet, aber man fürchtet, diese Bewegung werde nicht von Dauer sein und müsse Katastrophen herbeiführen. Tagesgeschichte. * Berlin, 9. Mai. Se. Majestät der Kaiser begab sich am heutigen Vormittag nach dem Tempel Hofer Felde, um daselbst im Beisein der gesamten Generalität, der Militärbevollmächtigten und vieler anderer hoher Offiziere das Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment zu besichtigen. Nach dem Schluß der Exerzitien nahm Se. Majestät zahlreiche militäri sche Meldungen entgegen Nachmittags Hl Uhr er teilte der Monarch dem Präsidium des Reichstages die nachgesuchte Audienz und nahm noch einige Meldungen entgegen — Um 1 Uhr kehrte Se. Majestät von hier wieder nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurück — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Selbst die härtesten Gegner Deutschlands wagen nicht zu behaupten, daß dem Weltfrieden von deutscher Seite irgend eine Gesahr drohe. Sie können daher dem Inhalt und dem fürsorglichen Geist der Thronrede ihre, wenn auch widerwillige Anerkennung nicht versagen. Ein Staatswesen, dessen aus schlaggebende Persönlichkeiten von anderen als ausrichtig sried- sertigen Gesinnungen beseelt wären, könnte nicht feine besten geistigen und materiellen Kräfte aus Resormpläne vereinen, die ihre Verwirklichung nur am Ende einer durch geraume Zeit un gestört fortgesetzten, vor äußeren Verwickelungen nach Möglich keit gesicherten Aera stusenweisen Fortschreitens aus der Bahn wirtschaftlicher und sozialer Vervollkommnung des Bestehenden zu erreichen vermögen Aber es liegt im Interesse der ge borenen Widersacher der aus Deutschlands nationale Einheit, Kraft und Größe gegründeten internationalen politischen Ord nung, die Well nicht zur Ruhe kommen zu lassen, deshalb reden sie möglichst wenig von den umfassenden innerpolitischen Ausgaben, zu deren gemeinsamer Inangriffnahme und Lösung die Thronrede den Reichstag einladet, dafür aber desto mehr von den Neuforderungen militärischen Inhaltes, und gefallen sich darin, einen unlöslichen Widerspruch zwischen den Tendenzen der deutschen Militärvorlage Feuilleton. Dir wilde Rost. Eine Erzählung 28 (Fortsetzung.) „Was sagten sie von mir?" „Daß Sie eine böse Frau wären und nicht ver dienten, auf der Mühle zu fein, meinte die Regina." „Und was sagte er, ich meine, mein Vetter?" „Alles, Frau Müllerin, konnte ich ja nicht ver stehen, er sagte fast Wetter nichts als: „„liebe Regina"", darauf gingen sie mitsammen fort und ich glaube, auf der Treppe haben sie —" „Nun was — Gustel? Du fügst es mir?" schrie Frau Babette „Ich glaube, auf der Treppe hat der Herr die Re gina gar umfaßt." Gustels Bericht war diesmal derart, daß er um seinen Thaler kam; denn Frau Babette hieß ihn her risch und mit kreischender Stimme hinausgehen. Eine Stunde später saß wieder die Schnlmeisters- witwe am Lager ihrer Freundin; aber jetzt fand sie keine Gelegenheit, von der blonden Else und dem Vetter zu reden; denn Frau Babette lag im heftigsten Fieber XI ES schneite dicht, und die Lust war scharf und eisig. ,Hm! Das böse Wetter kann einem die beste Laune verderben, ich bin vollständig von Schnee be deckt!" Mit diesen Worten trat Regina in ihr kleines be hagliches Zimmer ein, in dessen Ofen das Feuer noch lustig prasselte. Antonie, mit der sie das Zimmer noch immer teilte, saß am Fenster mit einer zierlichen Perlen stickerei beschäftigt, augenscheinlich einem Weihnachts geschenk für den Geliebten. „Wie konntest Du Dich nur bei diefem Wetter aus dem Hause wagen!?" erwiderte die Freundin, ihr Hut und Mantel abnehmend. „Geschwind gehe an den Ofen und erwärme Dich!" Regina folgte der wohlgemeinten Weisung, während sie begann: „Denke Dir, Antonie, Zachinsky ist noch nicht zu rückgekehrt, ich fand seine Wohnung sogar verschlossen, nicht einmal der Gustel ließ sich blicken, der mir viel leicht hätte Auskunft geben können." „Er wird fchon kommen", tröstete Antonie, indem sie ihre Arbeit wieder zur Hand nahm. ,Aa einmal muß er zurückkehren, aber wann?" ,Fiebe Regina, Du bist auch gar zu ungeduldig!" „Ungeduldig? Ja, in diesem Tone kannst Du und auch die Mama schon reden. Ihr beide habt kein Blut in den Adern", rief Regina ärgerlich und stellte sich jetzt ans Fenster. „Ihr wißt nicht, was das heißt, in der großen weiten Welt nur einen einzigen zu be sitzen, mit dem man durch Bande des Blutes verknüpft ist Stehe ich nickt sonst ganz allein?" „Nein, liebe Regina", entgegnete Antonie. „Ist Dir der treue Mensch, der HanS, sind wir Dir nichts mehr?" Regina sah die Freundin fast vorwurfsvoll an. „Dein Einwand ist fast ungerecht; wohl habe ich den Hans unendlich lieb, aber hat er nicht durch mich schon genug gelitten? Kann ich noch mehr von ihm verlangen? Mit welcher Gefahr ist sein Kommen verbunden? Muß er sich vor dem Vormund nicht wie ein Verbrecher verbergen? Und auch Ihr seid mir teuer und habt mich lieb, selbst Deine Mama vergißt oft, daß ich das Kind eines Müllers bin, und stellt mich Euch gleich, doch bleibe ich darum nicht minder eine Waffe? Ihr knüpft neue Bande an, ich bleibe allein, ich bin nicht durch heilige Bande an Euch ge fesselt." „Regina!" „Antonie, ich muß Dir mein Herz ausschütten Nach diesem Verwandten sehnt sich meine Seele mehr, als ich's aussprechen kann. Er bildete den Traum meiner Kindheit von dem Augenblicke ab, als ich, durch eine Fremde verdrängt, dem Vaterlande selbst fremd wurde. Vor meinem geistigen Auge sehe ich diesen Onkel, ich höre seine Stimme sanft und freundlich zu mir reden, er blickt mich an mit den Augen meiner teuren Mutter! Und jetzt, wo ich der Verwirklichung meiner innigsten Hoffnungen so nahe bin, wo ich von dem Dasein dieses Onkels sichere Kunde erhalte, soll ich meinem Herzen gebieten, ihm nicht stürmisch ent gegenzuschlagen?" „Liebe Regina, Du verstehst mich falsch; ich sage nicht, Du sollst dieses Onkels nicht mit der Liebe einer Verwandten gedenken, nur die Verhältnisse solltest Tu etwas klarer überschauen. Es gelangte an den Magistrat in der Heimatstadt Deiner Mutter ein Schreiben aus Kalkutta von einem alten Herrn, der sich nach seiner in Europa lebenden Schwester erkundigt. Diese Deine liebe Mutter ist tot, jetzt mußt Du doch erst ab warten, ob der alte Herr gewillt ist, von Deinem Dasein Notiz zu nehmen," entgegnete Antonie und fädelte neue Seide in ihre Nadel ein, erschrak aber, als Regina heftig ausrief: ,Ha, ich könnte alles erwarten, wenn ich Deine Natur hätte, wenn ich da Tag und Nächte hindurch an solcher Brieftasche mir die Äugen zu verderben im stände wäre. Du kannst ruhig ausharren, bis es Deiner Mama gefällig sein wird, Holbeck mit gün stigeren Augen anzusehen, ich aber empöre mich gegen solche Tyrannei" „Was vermagst Du zu thun, um schnellere Stach richt von Deinem Onkel zu erlangen?" warf Antonie ein „Ich hadere deshalb mit dem Schicksal! Ich bin in Verzweiflung, daß Zachinsky noch nicht wiederkehrt. Ich muß den Brief meines Onkels sehen; aus der Schrift erkennt man den Menschen; ich will wissen, ob der alte Herr gut oder böse ist!" „Und diese Ungeduld, diese närrische Einbildung verleitet Dich zu Schritten, die Du später vielleicht bereust." ,^Zch verstehe Dich nicht?" „Liebe Regina, Du gehst zu oft nach Zachinskys Wohnung. Die Menschen haben schon gewagt, laute Bemerkungen darüber zu machen." „Ich bin mir keiner Schuld bewußt und kümmere mich nicht um die Leute." „Aber Du thust Lothar damit wehe." „Wie? Lothar könnte glauben —?" Äntonie schlang den Ann um die Freundin. „Er glaubt daran nicht, Regina; aber er leidet nnd ich, seine Schwester, fühle mit ihm Du sagtest vorhin, Du wärst nicht durch heilige Baude au uns
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