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„Bacchus und Ariane“ entstand 1930 und wurde ein Jahr danach uraufgeführt. Der Inhalt wurde nach einem mythologischen Stoff gestaltet: ,,Nach dem Sieg des Theseus über den Minotaur verführt Bacchus Ariane durch einen Traum. Bei ihrem Erwachen findet zwischen ihr und dem Gott eine Liebesszene statt, und es folgt zum Schluß ein allgemeiner Tanz der aus der Landschaft herbeigekommenen Faunen und Mänaden.“ In dem Ballett werden Mimik, Tanz und Musik in glücklicher Verschmelzung mit einander vereint. Roussel malt nicht, er kommentiert auch nicht die Handlung, son dern läßt sich anregen zu einer Musik, die einfach und raffiniert in einem ist, von persönlicher Eigenart, apart und doch nicht schwer verständlich. Bezeichnend für die Eigenart dieser Musik sind Roussels Worte, die er als sechzigjähriger Meister äußerte: ,,Das, was ich anstrebe, ist eine Musik, die sich selbst genügt; eine Musik, die sich von allen malenden und beschreibenden Elementen zu befreien sucht und die sich nie von ihrem begrenzten Raum entfernt. Ich will nichts anderes als nur Musik machen!“ Nachdem Modest Petrowitsch Mussorgski als Autodidakt seinen Komponi stenweg begonnen hatte, ließ er sich stark von den Ideen des russischen Komponisten Dargomyshkij beeinflussen, der die Wahrheit des Ausdrucks bewußt über Form und Schönheit der Musik stellte, ohne diese Elemente zu verletzen. Obwohl Mussorgski nur ganz kurze Zeit von Balakirew in Komposition unterrichtet worden war, wurde er bald Führer der ,Jungrussischen Schule“. Die 5 Novatoren (Erneuerer) gingen als „Mächtiges Häuflein“ in die Musikgeschichte ein : Balakirew und Cui gehörten dazu. Borodin, Rimski-Korssakow und Mussorgski, der in seiner Musik Lyrik und Drama tik, Humor und abgrundtiefe Trauer zu einem Eigenklang persönlichster Prägung zu verschmelzen verstand. Kühn stieß er in musikalisches Neuland vor, blieb dabei aber stets mit der volksverbundenen Musik seiner Nation in inniger Verbindung. Erst nach seinem Tode (Mussorgski starb als kleiner Beamter, verarmt und gesell schaftlich verachtet) begann die musikalische Welt, die „Expressionen“ Mussorgskis recht zu verstehen und zu würdigen, jene großartige „Kunst des Ausdrucks“, die Mussorgski zu einem der Stammväter der „Neuen Musik“ werden ließ. Die ,.Bilder einer Ausstellung“ wurden von Mussorgski 1874 für Klavier geschrieben, angeregt durch den Besuch einer Ausstellung mit Aquarellen und Zeichnungen des mit Mussorgski befreundeten Architekten V. Hartmann. Die Instrumentierung stammt von dem französischen Meister Maurice Ravel. Zu Beginn des Werkes und als verbindende Zwischenspiele erklingen sogenannte ,,Promenaden“, die mit ihren kleinen Veränderungen die unterschiedlichen Bild eindrücke auf den Betrachter widerspiegeln sollen. Zu den zehn Bildern ist folgendes zu sagen: Gnomus ist ein buckliger Zwerg, der mit grotesken Schritten an uns vorübergeht. Im „alten Schloß“ erklingt ein mittelalterliches Ständchen: „Er“ besingt „Sie!“ Tuilerien: Spielende Kinder, sich streitend. Bydlo ist ein alter Ochsen karren, der vorüberknarrt. Ein Scherzo: ,,Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen“. Der Name sagt alles. Im 6. Satz unterhalten sich zwei Juden, der eine (Samuel Gol denberg) ist reich und dick, der andere (Schmuyle) arm. Jeder wird redend vorgestellt, und schließlich schnattern beide durcheinander. Das bunte Leben eines Marktes mit keifenden Marktweibern wird im „Marktplatz von Limoges“ geschildert. „Die Kata komben“ , zwei Visionen, gespenstisch, zwielichtig: a) sepulcrumromanum (Römisches Grab) und b) cum mortuis in lingua mortua (Mit den Toten in der Toten Sprache). „Die Hütte der Baba Yaga“: Die Hexe des Unglücks und ihre Schwestern vollführen einen wilden Hexenritt. Erinnerungen an die Krönungsszene des „Boris Godunow“ werden beim >,großen Tor von Kiew“ wach. Die siegreichen Heere ziehen unter dem Gedröhn der Glocken in die alte heilige Zarenstadt.