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Dresdner Journal : 13.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189002133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-02
- Tag 1890-02-13
-
Monat
1890-02
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.02.1890
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M36 Donnerstag, den 13. Februar, abends. 1890. DLr vr««a«o viertsIMKrlicd 2 60 kk, d«> 6»u äsuttckeu ko,t»»»t»1t«» vxttsl- MirUoN 3 »v„vrli»It> 6ei ä«ut»ctle» üsicft»« tritt kort- uuä Ltvmpvlruseklss Nior». Liorslov Rirwwerv: 10 kk. LQkUoa>xuass»xobUlirei>t kilr 6«» kaum «ivsr ^erp^It^neQ 2slls ^lviver 8«dritt <0 kf. Unter „kio^v^rät" Nie 2«il« 50 kt. L«i l'Ldellen- unä ^iNeru»»tr eotrpr. Xukicül»^ Lcsedelaea: Utzlied mit /u»»Lbw« 6er Loon- u. keiertLss« »d«n6i. kernrprecU-XnrcNIu»»: b<r. 1205. DreMerZsumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: L)ofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. r»> LikttaSIxu»^» Ixtpii^: k> Lran6rtettrr, LowrniiriooLr 6e» Ure»6ner 6ourn»I«; L»»d»rU Irrllo Vir» I^ipriU >»»«l Irrrtto ^rrLkNlrt ». U.r //aarenrtrin F kvAier, Lrrltn - Vti» - ». H. IltLcd»»: R»»6. Le«»«,' k«rt» Ix»äo» Lsrlm -^nxkeart «. N. St»Ur«i4: F t>0 , L»rUn: /nrat»6en6a«i/ Lr««I»n: AatxtX,- NrLLvrrr: t7. Lc/>»i«ier, L»U« ». t.: F. Laeet F Oo Iler»a»xederr Lünixl. Lrpeäition 6e» Vrerüver 6ourn»i». Ure»6en, ^Minxerrtr. 20. kernrprecN-^orcUIu»»: Nr. 1L95. Amtlicher Teil. be. Majestät der König haben den an Stelle Edgar E. Bramlette's zum Handels-Agenten der Ver einigten Staaten von Nord-Amerika in Plauen er nannten Thomas Willing Peters in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. Mchtamtlichkr Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 13. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die gestern nachmittag verbafteten Manifestanten sind sämtlich im Laufe des Abends entlassen wor den. — Dem Vernehmen nach erklärte der Herzog von Orleans seinen Verteidigern, daß er auf eine Appellation verzichte. Paris, 13. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Morgenblätter besprechen die Verurteilung deS Herzogs von Orleans nach ihrem Partei standpunkte. Die republikanische Presse billigt rückhaltöloS dir strikte Anwendung deS Gesetzes. „Journal deS DöbatS" weist auf die royalistische Demonstration hin und meint, die Urheber der selben hätten die eventuell beabsichtigte Anwen dung deS Begnadigungsrechts erschwert. Die Re gierung werde sich hoffentlich nicht durch Provo kationen beeinflussen lassen. „Gaulois" spricht seine Genugthuung über die Kundgebungen aus, welche bewiesen, wie große Dienste der Herzog, ohne eS zu wissen oder zu wollen, der monarchischen Sache geleistet habe. Rom, 12. Februar. (W. T. B.) DaS Grün- buch, die Angelegenheiten Kretas betreffend, ist heute verteilt worden. Dasselbe enthält 87 Doku- mente vom 6. April 1888 bis zum 18. November 1889. Aus demselben geht das vollständige Ein vernehmen Englands, Österreich-Ungarns,' Deutsch lands und Italiens hervor, um der griechischen Regierung Mäßigung und Klugheit anzuraten, so- wie der Pforte die Anwendung aller Mittel, die zur Beendigung der Insurrektion in Kreta führen könnten, anzuempfehlen, selbst durch Zugeständnisse etwaiger begründet erscheinender Forderungen. Bukarest, 12. Februar. (W. T. B.) Bei der heute fortgesetzten Kammerdebatte über die Versetzung deS Kabinetts Bratiano in Anklage zustand erklärte der Ministerpräsident, die Regier ung verhalte sich in dieser Frage gänzlich objektiv, sic wolle die Entscheidung der Kammer nicht be einflussen, bitte aber die Kammer, ihren Entschluß gehörig zu überlegen, damit sie nicht beschuldigt werde, einem Rachegcfühl oder politischen Leiden- schäften gefolgt zu sein. Bei der Abstimmung, welche über jeden Minister einzeln stattfindet, wurde die Versetzung Ivan BratianoS in An- klagerustand mit 87 gegen 86 Stimmen abgelehnt. Die Abstimmung in betreff der übrigen Minister soll morgen stattfinden. Sofia, 12. Februar. (W T. B ) Wie die „Agenee Balcaniquc" meldet, sind verschiedene der von den Zeitungen gebrachten Berichte über die Panitza > Affaire unrichtig oder gänzlich erfunden. Unwahr sei, daß die Entführung nachts während des HofballeS stattfinden sollte. AnS weiteren Er klärungen geht hervor, daß daS Komplott bis zum Frühjahr verschoben war. Kein RegimentSkom- mandeur sei verhaftet worden, sondern im ganzen nur 4 Subalternoffiziere des 1. Kavallerieregiments. Rio de Janeiro, 12 Februar. (W T. B.) Eesario Alvin ist znm Minister deS Innern er- nannt worden an Stelle von Aristide Lobo, wel cher seine Entlassung eingereicht hat. »01 . -- - Sansibar, 13. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der englische Kreuzer „Conquest" ist in der Nähe vom Pemba gescheitert. Die Lage deS Schiffes ist gefährlich. Zwei Schifft find zur Hilfeleistung abgegangen. Dresden, 13. Februar Zu den jüngsten Vorgängen in Abessinien. In der italienischen Abgeordnetenkammer sind drei Interpellationen, die jüngsten Vorgänge in Abessinien betreffend, schon in der vorigen Woche eingebracht, aber bisher von dem Ministerpräsidenten noch nicht beantwortet worden. Der Grund dieses Schweigens ist wahrscheinlich der, daß Hr. Crispi eine einiger maßen befriedigende Antwort noch nicht zu geben in der Lage ist und erst abwarten will, bis ihm zuver lässige Berichte aus Abessinien zugegangen sind. Zur Zeit erscheint die dortige Lage einigermaßen verwor ren und es ist schwer, sich aus den verschiedenen, ein ander sehr oft direkt widersprechenden Berichten der italienischen Zeitungen ein einigermaßen klares Bild von den Zuständen in dem Hinterlande der italienischen Kolonie am Roten Meere zu machen. Von den Or ganen der Opposition wurde der, wie cs scheint, nur zu Rekognoszierungszwecken unternommene Vorstoß General Oreros nach Adua, nachdem bekannt geworden war, daß die Truppen wieder zurückgegangcn waren, natürlich als ein gänzlich verfehltes Unternehmen be zeichnet, aber auch die regierungsfreundlichen und für die italienische Kolonialpolitik mit vollem Nachdruck eintretcnden Blätter, welche ihre eigenen Berichterstatter bei der Truppe Oreros hatten, beurteilen die Sache jetzt weniger günstig als im Anfang. Jedenfalls wird die Antwort Crispis auf die in der Kammer einge brachten Anfragen Aufklärung darüber bringen, durch welche Gründe Orero zu seinem Vorgehen bestimmt wurde. Die Wiener „Presse" knüpft an diese Inter pellationen, welche die italienische Volksvertretung dem nächst beschäftigen werden, die nachstehenden Bemer kungen über die gegenwärtige Lage der Dinge in Abessinien: Als die erste Meldung von dem unerwarteten glücklichen Vormarsche Oreros nach Adua eintraf, war allgemein die Ansicht vorherrschend, der General werde wenigstens einige Zeit in der alten heiligen Stadt Abessiniens bleiben und dort die Ankunft des NeguS Menelik abwarten; ferner galt es damals schon als ausgemacht, daß die Tage der'Herrlichkeit von RaS Alula und Mangascha gezählt seien. Nun haben sich aber die Tinge etwas anders angelassen. Der italie nische Befehlshaber hat seine Zusage an die Priestcr- schaft und die Einwohnerschaft von Adua, daß er ihre Stadt und deren Gebiet bald wieder räumen werde, weil Italien ein dem König Menelik gehöriges Land nicht in Besitz nehmen wolle, weit schneller erfüllt, als erwartet worden ist; nachdem er nur einige wenige Tage in Adua Rast gehalten hat, zog er sich wieder hinter den Mahgrebfluß zurück, in Adua nur eine Besatzung, die größtenteils aus eingeborenen Hilfs truppen besteht, zurücklassend. Dieser schnelle Rückzug kam so überraschend, wie der plötzliche Vorstoß, und giebt nun zu den verschiedenartigsten Erörterungen Anlaß. In der Oppositionsprcsse wird die Ansicht verfochten, Orero sei mit seinen verhältnismäßig schwachen Streitkräften dem Gegenprätendentkn Mencliks und dessen Feldherrn nicht gewachsen gewesen und habe Jntriguen von Seite der Pricstcrschaft fürchten, ja geradezu eine von ihr angefachte Volkserhebung besorgen müssen, wenn er noch länger in Adua verblieben wäre. Sein Wagnis hätte Orero, so wird zu verstehen gegeben, beinahe in ernste Gefahr gebracht, welcher er sich nur durch recht zeitiges Zurückgehcn habe entziehen können. Ferner wurden in Massauah über das Verhalten des Königs Feuilleton. DrcSdcn. An der Königl. Akademie der bil denden Künste zu Dresden beginnen die Studien für das Sommersemcster 1890 Montag, d"i 14. April. Die Aufnahmegesuche sind längstens bis mit 1. März in der Äkademiekanzlei (Brühlsche Terrasse) während der Gcschäftsstunden von 9 bis 12 und 3 bis 6 Uhr schriftlich einzureichcn. Die Auf nahmebedingungen (Satzungen) sind bei dem Kastellan unentgeltlich zu haben. (Weiteres unter den öffent lichen Bekanntmachungen.) Die Enkel. Erzählung ou« dem EmSlande von L » Dincklage. l I (Fortsetzung) Während der ersten Erfrischungspause im Kotillvn machte die Fürstin rine Runde im Tanisaal, um ihrer Enkelin einige freundliche Worte zu sagen und hier und da auch die anderen Paare zu animieren. Erna und Baron Marken erhoben und verneigten sich bei ihrem Nahen mit solcher Befangenheit, daß die wohl wollende Frau die besten Schlüsse machen durfte und in jenem, dem Nahestehenden so besonders verständ lichen Flüstern fragte: „Darf man der Komtesse Erna de Lance gratulieren?" In nicht mißzuverstehender Art ruhte ihr Blick dabei auf dem tief errötenden Baron, der hilflos verlegen seinen Elaquehut mal- traitierte. „Durchlaucht," entgegnete Erna, indem sich ihre widerstrebenden Lippen entfärbten, „die gütigst genannte Komtesse besitzt Verwandte, welche zwischen ihr und einer derartigen Beglückwünschung stehen!" „O nicht doch!" entgegnete die Fürstin erschrocken und eilte dem nächsten Paare zu, in dem Bewußtsein eine peinliche Katastrophe hervorgernfcn zu haben. „Sic irren, Komteß," unterbrach jetzt der Baron sein kränkendes Schweigen „Sie irren in dem Grunde, den Sie meinem Betragen, wenn Sic wollen, meiner Verstimmung gegen Sie unterschieben!" „Sie klagen mich an, Ihnen meine Familicnver hältnisse verheimlicht zu haben!" fiel Erna erregt ein „Ich weise den Vorwurf zurück, mein Großvater Her berg ist nicht nur ein vermögender, sondern in seiner Auffassung achtbarer Mann, dessen ich mich nicht zu schämen habe!" „Sie irren noch einmal, Erna! nicht das erschreckte und betrübte mich, daß Sie die Enkelin eine- Pferde händlers sind, aber darüber Nage ich, daß Sie Ihr tiefste- Vertrauen nicht mir, der sich so lange um das selbe bemüht und sich eines solchen Vorzug- würdig fühlt, sondern einem unerfahrenen Burschen zuwenden, der Sie in keiner Weise verstehen kann, der keine Ahnung von Ihrer Lebensstellung hat!" Jetzt war eS an Erna, zu erröten: „Verzeihen Six mir, Herr Baron — ich staune in der That, daß ich mir diese Dinge nicht selbst sagte, ja mir noch in dieser Stunde nicht sage. Dieser Mann, den Sie „Bursche" nennen, entgeht meiner Berechnung, so ein fach er anstritt, indes ich mich von ihm auf eine Art durchschaut fühle, deren ich mir in einem körperlichen und seelischen Schauder be Menelik die buntesten Gerüchte in Umlauf gesetzt und von dort nach Rom und Neapel berichtet. Da ist die Rede von einem Erkalten der freundlichen Gefühle des Negus für seine Bundesgenossen, sowie von Jntri guen, welche die Franzosen und Russen durch Ver mittelung der abessinischen Geistlichkeit'nicht ohne Er folg gegen die Italiener angezettelt hätten Hieraus müßte man das Zögern Meneliks, in Tigre einzu rücken und dort den Italienern die Hand zu bieten, erklären und hierin will man ein ungünstiges Vor zeichen für die weitere Entwickelung des italienisch- abessinischen Bündnisses sehen. Die der Opposition angehörigen Abgeordneten legen auf derartige Gerüchte selbstverständlich ein besonderes Gewicht und benützen dieselben, um der Begründung ihrer Anfrage das ent sprechende Kolorit zu geben. Von Seite der Regierungsorgane ist man hingegen mit einer scheinbar ganz einleuchtenden Erklärung von Oreros Rückzug und Mencliks Zaudern bei der Hand Es wird gesagt, der General habe nur sich im Innern der dem Negus noch nicht unterworfenen Provinz mit einer erheblichen Heeresmacht zeigen wollen, um für die Anhänger wie für die Gegner Meneliks den Beweis zu erbringen, daß die Italiener als Bundes genossen des Negus nötigenfalls sehr bald bei der Hand wären, um endgiltig in Tigre Ordnung zu machen: an ein längeres Bleiben hätte Orero nicht denken können und nicht gedacht, da bei der Art und Weise, wie der Vorstoß von ihm ins Werk gesetzt worden, die Sicherstellung der Proviantierung seines Cor^s von Asmara her unmöglich gewesen wäre. Ter Weg, welcher von dort nach Adua führt, ist kaum ein Maultiersaumpfad und Orero war genötigt, nicht weniger als 8000 Träger anzunehmcn, welche den Lebensbedarf herbeibrachten. Das Innere des Landes erwies sich infolge der immerwährenden bürgerlichen Fehden und Kriegsraubzüge, deren Schauplatz das Innere von Tigre, wie das östliche, an das italienische anstoßende Grenzgebiet seit Jahren gewesen, als voll ständig verwüstet, ohne Lebensmittel und ohne einen in Betracht kommenden Viehstand, welcher sonst den Reich tum der Leute in dieser Gegend gebildet hat. Adua selbst, das vor etlichen Jahren noch, zur Zeit, als der Negus Johannes dort mit Vorliebe residiert hatte, eine blühende Handelsstadt gewesen, hat jetzt kaum den fünften Teil seiner früheren Bevölkerung und ist voll ständig verarmt. Kur; die Rekognoszierung Lreros hat gezeigt, daß, um mit Adua in eine für militärisch politische Zwecke brauchbare Verbindung treten zu können, vor allem eine Halbwegs fahrbare Straße an gelegt werden müßte, wie man eine solche nach As mara gebaut hatte, bevor selbes endgiltig in Be sitz genommen wurde, und ferner hat sich heraus gestellt, daß ohne Magazine auf dieser Verbindungs linie ein stärkeres, in das Innere von Tigre vorge schobenes CorpS ganz einfach Hungers sterben oder nach Art der eingcbornen Truppe der Bevölkerung ihr letztes Brot rauben müßte. Auch für die Zöger ung Meneliks weiß man eine Erklärung zu geben. In den Südprovinzen Abessiniens herrsche, heißt es, ein allgemeines Sterben, eine surchbare Epidemie unter Menschen und Haustieren, wodurch alle und jede Thätigkeit gelähmt werde Menelik müsse seine ganze Aufmerksamkeit aus diesen furchtbaren Notstand wenden und habe deshalb sein Versprechen nicht ein lösen und in dem verabredeten Zeitpunkte nicht nach Adua kommen können Was an diesen Dingen wahr ist, was übertrieben, was unrichtig ist, erwartet man, beiläufig aus der Jnterpellatwnsbeantwortung von Seite Crispis zu er fahren und sieht deshalb derselben mit einer gewissen Spannung entgegen. Noch mehr gespannt ist man aber auf das Grünbuch, in welchem dem Parlament eingehende Aufschlüsse über den mit König Menelik mußt werde. Ich glaube, daß er mein Ver wandter sein muß, ich stütze mich aus diese Erklärung, jede andere streift an Narrheit. Als ich ihn noch nicht sah, heute, fühlte ich schon eine nervöse Auf regung, die sich bei seinen: Anblick bis zur zwingen den Kraft steigerte. Einen Augenblick fiel ich in meine gewöhnliche Auffassungsweise zurück, ich sagte mir: der Pferdeknecht wird eine Annäherung ver suchen, die mich den häßlichsten Geschwätzen aussetzt Als ich ihm aber in die Augen sah, da schalt ich mich selbst eine Thörin — er war meinetwegen ge kommen, meinetwegen entfaltete er die Dressur seines Pferdes bis zur Schaustellung — ich sollte erfahren, was Gerd zu leisten vermag, aber er selbst schützte mich vor sich selbst, indem er jede Verwandtschaft, jedes Glcichstehen zwischen uns ablehnte. Ich rede anfrichtig, Baron, ich sage Ihnen, was immer ich mir vor Gott sagen kann. DaS sei meine Buße." „Wenn eS möglich wäre, erscheinen Sie mir jetzt noch verehrung-werter als vorher!" beteuerte der Welt- umfcgler, „aber dennoch lassen Sie mir nur eine ein zige Erklärung Ihrer Nervenerregung, Sie lieben den jungen Menschen!" Erna taumelte beinahe in die Arme de- Tänzers, der sie eben zu einer Rundtour abholte, aber schon wieder gefaßt kam sie zurück! „Sie haben mich er schreckt, Baron, ich aber kann Ihnen nur eine Ant wort geben: Unmöglich — unmöglich!" und als sie das gesagt hatte, lachte sic wieder und der Baron lachte mit und da- Gespenst, das sie beide gesehen hatten, war verschwunden. Jetzt war der Kotillvn wirklich reuend und als er beendet war, flüsterte der Baron: „Wann werden Eie mich beauftragen, Komtesse, abgeschlossenen Vertrag gegeben werden sollen. Was bisher hierüber in die Öffentlichkeit gedrungen, ist lückenhaft und bietet kein genaues Bild der gepflogenen Unterhandlungen mit dem abessinischen Gesandten Makonnen und deren endgiltiges Ergebnis Tagesgeschichte. Dresden, 13. Februar. Bei dem am Königl. Hofe gestern abgehaltenen II. Hof- (Kammer) Balle waren Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde, so wie Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. und Se. Königl. Hoheit der Erb großherzog von Hessen anwesend. Zu dieser Ballfestlichkeit waren gegen 300 Ein ladungen ergangen. Tie Ballmusik wurde durch das Musikcorps de- Schützenregiments ausgeführt. * Berlin, 12. Februar. Se Majestät der Kaiser hörte heute vormittag einen Vortrag des HausministerS und arbeitete sodann mit dem Chef des CivilkabinettS. — Nach dem seitens des Reichsversicherungs amtes dem Reichskanzler erstatteten Geschäfts bericht für das Jahr 1889 sind während des Be richtsjahres bei dem Amte 2010 Rekurssachen anhängig geworden Mit den aus den Vorjahren übernommenen waren 2609 Sachen zu bearbeiten. Bon diesen Rekursen waren eingelegt. 2022 von den Ver sicherten, 54 l von den Berussgenosjenschasten und 46 von beiden Teilen Erledigt wurden von den Rekursen 1769, darunter durch Urteil 1503. Unter den letzteren wurden 884 Rekurse der Versicherten und 216 der Berussgenossenschasten, zusammen nvo zurückgewiesen; ganz ftatlgegeben wurde dem Rekurse der Versierten in 266, der Benlssgencssenschastcn in 107 Fällen, teilweise in «5 bez. 30 Fällen. In dem Berichtsjahre wurden die ersten 21 Rekurse aus dem Gebiete der land- und forstwirt schaftlichen, sowie die ersten 13 aus dem Gebiete der Seeunfall- versicherung verhandelt Tie Teilnahme von Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer an der rechtsprechenden und verwaltenden Thätigkeit des Reichsversicherungsamtes hat sich auch in dem Berichtsjahre durchaus bewährt. Was die Rechtsprechung der Schiedsgerichte betrifft, so sind bei den 1201 insgesamt im Berichtsjahre vorhanden ge wesenen I I 225 Berufungen anhängig geworden. Denselben stehen gegenüber 35 619 berussgenossenschastliche Bescheide, durch welche erstmalige Renten sestgestellt bez. abgelehnt, und 19 351 Bescheide, durch welche lausende Renten abgeänderl sind, zu sammen - 4 970 Bescheide, so daß etwas mehr als ein Fünftel der sämtlichen Bescheide durch Berufung angefochten worden ist. Bon den io 153 ergangenen Entscheidungen waren nach den Be richten der SchiedsgerichtSvorsitzenden 7 533 durch Rekurs an fechtbar. Mehrere Schiedsgerichtsvorsitzende haben diesmal über eine Abnahme der Berufungen berichtet. Die Zahl der an neue Unfälle sich anknüpsenden Berufungen dürste denn auch ihren Höhepunkt bereits erreicht haben, soweit -as UnfallversicherungS- gesetz vom 6. Juli 1884, da- Serunfallversicherungs und das Ausdehnungsgesetz in Betracht kommen: soweit dagegen das Bau und das landwirtschaftliche Unfallversicherung-geietz in Frage stand, wird eine wesentlich gesteigerte Inanspruchnahme der Schiedsgerichte in der Zukunft zu erwarten sein. Tas Verhält nis der Rekurse zu den rekurssähigen Echiedsgerichtsurteilen ist etwas günstiger geworden als im Jahre 1888. Übrigens haben die günstiger Erfahrungen der Vorjahre über die Zusammen setzung der Schiedsgerichte und die ersprießliche Thätigkeit der Vorsitzenden wie der Beisitzer auch im letztverflofienen Jahre in vollem Maße ihre Bestätigung gesunden; dies gilt insbesondere auch von den erst seit kürzerer Zeit ins Leben getretenen Schieds gerichten auf dem Gebiete der land- und forstwirtschaftlichen Un fallversicherung. Tie Organisation der land und forstwirtschaftlichen Unfallversicherung ist im Berichtsjahre vollständig zum Ab schluß gelangt, sodaß letztere seit dem 1 Oktober 1889 überall in Wirksamkeit steht Neben den 64 gewerblichen Berussgenossenschasten be stehen zur Zeit 48 landwirtschaftliche, insgesamt also 112 Die ersteren umfassen 350 697 Betriebe mit 4 320 663 versicherten Personen, für die letzteren wird die Zahl der Versicherten nach der Berufszählung von 1882 aus 8 078 698 angenommen. Da nach wären zur Zeit 12 399 36 t Personen bei Berussgenossen schasten gegen die Folgen der Unfälle versichert Dazu kommen noch über Million Versicherte bei den Ausführungsbehörden und die bei den 13 Versicherungsanstalten der Baugcwerks- berusSgenossenschaften versicherten Personen, sodaß am Schlüsse des Jahres 1889 rund 13 Millionen Personen gegen Unfall versichert waren Ihrer Turchlaucht, mslgr^ tont, um Tero Glück wunsch zu bitten?" „Wir werden daS morgen um »412 Uhr üdcr- cgcn —", lächelte Erna. „Großpapa de Lance muß doch auch hinzugezogen werden." Erna eilte hinweg, da der Hof sich eben zurückiog, der Marquis de Lance, der daS junge Paar beobachtet hatte, schob seinen Arm in den des Barons und beide schlenderten, eine Zigarre rauchend und harmlos plau dernd, vor dem Schloßflügel auf und ab, in welchem sich die herrschaftlichen Gastzimmer befanden nnd wo auch der Marquis einquartiert war 8. Kapitel. Wen» Baron Marken versicherte, keinen Anstoß an der Verwandtschaft seiner Auserwählten zu nehmen, so war er nicht aufrichtig; daß er diesen Umstand weniger empfand, beruhte wohl nur darin, daß Erna» Vertrauensmangel ihn noch lebhafter beunruhigte, als ihre Familie. Nun sie ihm gewonnen war, sagte er sich. „Ich konnte die.Herrliche nicht verlieren, sie ist mir zu teuer!" Sie wäre ihm nicht teurer gewesen ohne den Pferdehändler, aber den letzteren zu lieben, weil er ihr Großvater war, das schien ihm doch auch unmöglich Alles in allem schlief der hoffnungsvoll Liebende in der schönen Aussicht ein, demnächst eine einsichtsvolle, elegante und am Hofe gern gesehene Hausfrau in sein stattliches Heim einzuführen, wie daS alle längst von ihm erwarteten, und er war rine Natur, die sich in dem Bewußtsein sonnte, Dinge aus zuführen, welche der allgemeinen Ansicht huldigten So war daS Einschlafen — anders das Erwachen Etwa um die neunte Morgenstunde ward er benach-
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