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Dresdner Journal : 06.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189002061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-02
- Tag 1890-02-06
-
Monat
1890-02
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 06.02.1890
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^30. Donnerstag, den 6. Februar, abends. 1890. L«»»x»pr«1,r kN» vr««ä«n vi«rt«IAKrIick S Hork LV kk, v«i <t«n K»i»erl. ckeutsoke» ko»t»»,t»It«» viert»!- MirUcft S HIurk; »uiiertl^ld 6«» äeuttcfte» kiicd«» tritt kost- uock 8tvwpe!«u»cl»!»^ fti»»». Li»re!uv Uuwmero: 10 kk. K»küoä1x»»x»r«düdr«o: p«r «le» ü»ui» «wer x««p»Itene» Leile kleiner Sedritt SO kk. voter ,, kio^e«»»ät" äis Lei!« KO kk. Lei Tudellen- u»ä i8ernse.tr e»t»xr. Fusiclt!»^. Lrsok«t»v»r TLUUel» wit Fu»»»dw« ä«r 8onu- u. keierte^e »denäe. kernrpreed - Xnrcdlurr: Ur. 120b. RtsdnerAourml. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. k»»»Kw« re» ^»kv»6lx»»xe» »aenLrter l.»tp«iU: F» Lco»ck«tettcv, LowwiiiiovLr 6er vrerüoer Jour»»!,; L»»d»r» v*rlu»Vi«u l.«ip»ig »,„I >r„I»e kr»»ke»re ». N.! //aa,en^e,n «0 kvAker, virliu Vir» Nt-ldurg ?r»U - rienktnrt ». H. MLnekin: L«ck L/o«,/ e»rti l^ecko» L«rU» kr»»ktor1 ». Doot« «ö <7o, LerUe: Inrattckcnckank, Lr„I«a: Llmi! Xaöatk,- S»L>«v«r (.'. Le^Ä«!er, N«U« ». I.t a Lorck <t O'< Uereuexeber» Hö»i^I. Lrpeäitio» 6e, vreeüner Ivor»»!». l>r««6e», ^Winxeritr. iO. k«r»»pr«ct»-kuicpiu»»: Ur. 120b. Ämtlichcr Teil. Dre-den, 30. Januar. Se. Majestät der König haben dem Bezirksschuldirektor Johann Friedrich August LanSky in Dresden das Ritterkreuz II. Klasse vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben geruhet, den an Stelle John W. Eldridge's zum Konsular-Agenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Glauchau ernannten Sidney P. Townshend in dieser Eigen schaft' anzuerkennen. Nichtamtlicher Teil. Jeteg vnphi sche Wachvichten. Stuttgart, k. Februar. (Tel. d. Tresdn. Journ.) Der fällige Pcrsonenzug von Göppingen fuhr heute früh in Gannstadt auf einen Güterzug, welcher entgleiste. Dem „Neuen Stuttgarter Tage blatt" zufolge wurden mehrere Wagen zertrümmert, aber keine Person verletzt. London, 6. Februar. (Tel. d. Tresdn. Journ.) Der Gasheizerstreik ist durch einen Vergleich be endet worden, wonach die Southmetropolitan Gaö compagnie die 8 stündige Arbeitszeit wiedereinführt und die alten Arbeiter einstcllt, sobald Plätze für dieselben frei werden. Sofia, 5. Februar. (W. T. B.) Nach dem Journal „Swoboda" erfolgte die Verhaftung drS MajorS Panitza wegen seines Verhaltens an öffentlichen Orten und wegen beleidigender Äuße rungen gegen die höchsten Behörden^ Außerdem soll Panitza einige Militär- und Zivilpersonen zu ungesetzlichen Akten verleitet haben. Sechs Per sonen, darunter 3 .Kavallerieunttroffizirrt, wurden alS Mitschuldige verhaftet. Der Polizeipräfekt von Sofia gab seine Gut- lassung; dieselbe wurde angenommen. Dresden, 6. Februar. Serbien und Montenegro Die Reise des montenegrinischen Ministers des Auswärtigen über Wien nach Belgrad und Konstan tinopel ist in der Presse vielfach besprochen und in der mannigfachsten Art gedeutet worden. Ein großer Teil der Blätter witterte hinter derselben ganz andere »nd weit ernsthaftere Dinge als den bloßen Austausch von Dankesworten, Handschreiben rc. und erging sich in den abenteuerlichsten Vermutungen, nm der Reise größeres Interesse zu verleihen oder deren Zweck und Ziele zu ergründen. So hat sich um die Winterfahrt des Überbringers eines fürstlichen Handschreibens an Serbiens jungen König ein ziemlich bunter Kranz von Gerüchten gewoben, welche von dem zeitunglesenden Publikum um so gläubiger ausgenommen wurden, als man es in Belgrad und Cetinje nicht für nötig fand, denselben entqeaenzutreten. In ihrer heutigen Nummer nimmt die Wiener „Presse" Veranlassung, die poli tische Bedeutung des Ereignisses auf das gebührende Maß zurückzuführen und all den Mutinaßungen ent- qegenzutreteii, welche hinter demselben die folgen schwersten Entschlüsse und Maßnahmen erblickten. Da» halbamtliche Wiener Blatt sagt: Die heutige allgemeine politische Lage und ganz besonders das Verhältnis Serbiens zu Montenegro ist so einfach, daß es gar nicht schwer fallen kann, sich über das Ergebnis der Reise des Hrn. Vukovics nach Belgrad eine ganz zuverlässige Meinung zu bilden. Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 5. Februar: „Die beiden Schützen". Komische Oper in drei Aufzügen von Albert Lortzing. (Neu einstudiert.) Die geringe Teilnahme, welche das Publikum der Wiederaufnahme dieses liebenswürdigen, musikalisch natürlichen und theatralisch noch recht lebendigen Wer- keS gestern entgegenbrachte, ist ein neuer, nicht eben erfreulicher Beweis für die absolute Herrschaft der modernen forciert dramatischen Mnsik un gegenwär tigen Zeitgeschmack, für einen Zustand, in welchem sich wahrlich keine harmonische Kunstanschauung und keine gesunde Empfindung-weise ausdrückt. Lortzings erste Spieloper steht an Wert erheblich unter den späteren Schöpfnngen ihres Autors, dessen Tonsprache unserem jetzt anders gewöhnten Ohr bis weilen schon etwas veraltet klingt, aber auch sie ist in manchen Scenen erfüllt von munter bewegtem Leben und ihre Musik ist stellenweise — vornehmlich in dem Ensemblrsätzen, dem Anfangschor des ersten, dem Fi nale des zweiten und dem Septett des dritten Aufzuges — so frisch bei aller Einfachheit, so me lodisch gefällig und fließend, verbindet sich oft so un gezwungen und charakteristisch mit der jeweiligen Situation, daß man sich mit vollem Behagen ihrem wohlthuenden, unterhaltenden und erheiternden Ein druck hingiebt. Denn Bedeutendes und Geistreiches hat der Komponist in dieser Oper so wenig zu sagen wie in allen anderen, aber sein gemütlicher Frohsinn, sein gesunder Humor waltet auch hier und fesselt den Wer sich an die Thatsache erinnert, daß Serbien mitten im Winter an 8000 hungernde Montenegriner eine gastliche Heimstätte gewährt hat, muß vom Stand punkte der Anerkennung und Dankbarkeit die Reise Vukovics vollständig begreifen. Ter große Dienst, den Serbien in diesem Falle dem Fürsten von Mon tenegro geleistet hat, wird ja wesentlich dadurch er höht, daß die Montenegriner von ihren früheren An siedlungen her bei der serbischen Bevölkerung nichts weniger als beliebt sind. Der Montenegriner hat seine Lanzknechtnatur auch heute noch nicht abgestreift. Er liebt den Krieg, weil er seinen Mann leicht und sicher ernährt; er liebt aber nicht die Arbeit, zumal seine unwirtliche Heimat dazu keine einträgliche Gelegen heit bietet Der Montenegriner findet sich daher, ganz besonders wenn er außer Land geht, am wohlsten als Herr und Gebieter oder als Reisläufer und Leibgardist; was dazwischen fällt und mit schwerer Tagesarbeit ver knüpft wird, das ist nicht nach seinem Geschmacke Daher kommt es, daß der Montenegriner auf der Balkan halbinsel in der Regel als Kawaß und als Freischär ler sehr brauchbar ist; wird er aber irgendwo zur Seßhaftigkeit gezwungen, dann ist er eine Plage für die Behörde, noch mehr aber für die benachbarten Eingebornen, wenn diese auf Ruhe, Ordnung und Sicherheit des Eigentums immerhin etwas halten. Diese Thatsache ist eine so ost bewährte, daß die An siedlung der 8000 Montenegriner im Süden SerbienS einem Liebesdienste von ungewöhnlicher Selbstlosigkeit gleichkommt; sie ist so schwerwiegend, daß die Ab stattung des Dankes durch einen Spezialgesandten als ganz natürlich erscheinen muß. Wenn man nun in Belgrad und Eetinje die Reise Vukovics auch mit einen: politischen Zweck ver bunden hat, so ist das bei den bisherigen Beziehungen zwischen Serbien und Montenegro eine sehr begreif liche Sache. Seit dem Jahre 1876, da beide Staaten eine vorübergehende und ziemlich dornenvolle Allianz mit einander geschlossen, haben sich Jahr für Jahr That- sachen ereignet, welche Serbien und Montenegro mit einander geradezu verfeinden mußten Zuerst grollte man einander in Belgrad und Cetinje, weil das Schntz- und Trutzbündnis nach dem ersten Kriege mit der Türkei nur halb gehalten wurde und im Frieden von San Stefano Serbien so schlechte Früchte getragen hatte. Tann proklamierte man in Belgrad das Königtum uu^ störte damit nach den Anschauungen des Hofes von Cetinje die monarchische Rangordnung der beiden Dy nastien; später heiratete Prinz Peter Karadjordjevics, der Thronbewerber und Totfeind des gewesenen 2er benkönigs, die Tochter des Fürsten Nikola — und so ging das mit größeren und kleineren Nadelstichen jahre lang fort, bis sich ein tiefer Haß zwischen Serbien und Montenegro förmlich eingelebt hatte. Dieser ging schließlich so weit, daß der heutige Regent Ristics in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident im Jahre 1887 notleidenden montenegrinischen Auswanderern die Lan desgrenze verschließen mußte. Es ist nun ganz be greiflich, wenn jetzt Fürst Nikola und die serbische Regentschaft die zufällige Reise des an der Belgrader Hochschule herangebildeten Vukovics benützen, um die unleidlich gewordenen Beziehungen zu bessern, und es ist gewiß im Interesse der fortschrittlichen Entwicklung der beiden Länder, wenn eine Annäherung zwischen Serbien und Montenegro erreicht werden kann. Wenn daher Gerüchte auftreten, die bereits vom Abschlusse eines Bündnisses sprechen, so schießen diese jedenfalls weil über das Ziel und verdienen vermöge der Natur der thatsächlichen politischen Lage keinen Glauben. Und wenn feilst ein Schatten von Berech tigung für solche Gerüchte in dieiem Augenblicke be merkt werden sollte, so können die bezüglichen Be mühungen nicht weit über einen Versuch hinauskommen. Es fehlt nämlich in der auswärtigen Politik beider Staaten jeder ernste und faßbare Anhaltspunkt, um ein Schutz- und Trutzbündnis zu einem bestimmten Zwecke schon heute abzuschließen. Und kommt es später zu einem bezüglichen Anlasse, so wird das Bündnis in zwölfter Stunde ebenso zn stände kommen, wie die- im Jahre 1876 der Fall war. Aber es fehlt nicht nur gewissermaßen das Objekt, es fehlt zur Stunde auch die innere, aufrichtige Neigung zu einer solchen Verbindung. Es besteht in Belgrad wie in Cetlnje noch immer soviel eingewohntes Mißtrauen, daß dieses vorerst beschwichtigt werden muß, bevor dauernde günstige Beziehungen zwischen den beiden Höfen und Ländern ins Leben gerufen werden können. In Belgrad sind die hochfliegenden großserbischen Pläne deS Fürsten Nikola — denen ja die Dynastien ObrenovicS und Karadjordjevics ganz naturgemäß im Wege stehen — so gut bekannt, daß man diese Pläne nicht so rasch vergessen wird. Zudem kommt noch, daß Fürst Nikola, gleich seinen Montene grinern, in Serbien gar keine oder wenigstens keine solchen Sympathien besitzt, daß er im Wxgx einer trockenen Umwälzung ans Ziel des serbischen Kaiser tums gelangen könnte. Endlich kommt noch dazu, daß sich Serbien, heute wie vor 20 Jahren, als das ein zige „südslawische Piemont" ansieht, während die montenegrinischen Politiker noch immer behaupten: das Serbentum im Königreiche sei so heruntergekom men, daß nur die „Montrnegrinisierung" desselben Heilung und Rettung bringen könnte Tas alle» sind so tief eingewurzelte Stimmungen, Wünsche und Be strebungen, daß wohl noch Jahre darüber vergehen müssen, bis jenes Ziel auch nur annähernd erreicht werden kann, das man schon heute von verschiedener Seite der „Mission Vukovics" zuschreibt Ebenso überflüssig und verfrüht sind die Schlüsse, welche an die Reise Vukovics nach Konstantinopel ge knüpft werden. Es giebt eine ganze Reihe von kleinen Fragen, welche dem Fürsten von Montenegro fort während Verlegenheiten bereiten und deren Lösung daher in Cetinje gerade heute als unerläßlich empfun den wird. Zu weitergehenden politischen Auseinander setzungen ist man in Konstantinopel dermalen weder aufgelegt, noch naiv oder leichtfertig genug, und wenn sich daher die Pforte zu irgendwelchen Zugeständnissen herbeiläßt, so wird sie dieselben gewiß nur im Inter esse der Mhc und leidlichen Nachbarschaft gewähren. Tagesgeschichte. * Berlin, 0. Februar. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag den Vortrag des Staatsministers vr. v. Lucius entgegen. — Der „ReichLanzeiger" veröffentlicht heute folgende zwei allerhöchste Erlasse. „Ich bin entschlossen, zur Verbesserung der Lage der deutschen Arbeiter die Hand zu bieten, soweit die Grenzen es gestatten, welche Meiner Fürsorge durch die Notwendigkeit ge zogen werden, die deutsche Industrie aus dem Weltmärkte kon- kurrenzsähig zu erhalten und dadurch ihre und der Arbeiter Existenz zu sichern. Ter Rückgang der heimischen Betriebe durch Verlust ihres Absatzes im Auslände würde nicht nur die Unternehmer, sondern auch ihre Arbeiter brotlos machen. Tie in der internationalen Konkurrenz begründeten Schwierigkeiten der Verbesserung der Lage unserer Arbeiter lassen sich nur durch internationale Verständigung der an der Beherrschung des Weltmarktes beteiligten Länder, wenn nicht überwinden, doch abschwächen. In der Überzeugung, daß auch andere Re gierungen von dem Wunsche beseelt sind, die Bestrebungen einer gemeinsamen Prüsung zu unterziehen, über welche die Arbeiter dies« Länder unter sich schon internationale Ver handlungen führen, will Ich, daß zunächst in Frankreich, Eng land, Belgien und der Schweiz durch Meine dortigen Ver treter amtlich angesragt werde, ob die Regierungen geneigt sind, mit unS in Unterhandlung zu treten bebuss einer inter ¬ nationalen Verständigung über die Möglichkeit, denjenigen Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen, welche in den Ausständen der letzten Jahre und anderweit zu Tage getreten sind. Sobald die Zustimmung zu Meiner Anregung im Prinzip gewonnen sein wird, beauftrage Ich Sie, die Kabinette aller der Regierungen, welche an der Arbeiterfrage den gleichen Anteil nehmen, zu einer Kon ferenz behufs Beratung über die einschlägigen Fragen »inzu- laden Berlin, den 4 Februar 1890 Wilhelm I. li. An den Reichskanzler." „Bei Meinem Regierungsantritt habe Ich Meinen Ent schluß knndgegeben, die fernere Entwickelung unserer Gesetzgebung in der gleichen Richtung zu fördern, in welcher Mein in Gott ruhender Großvater Sich der Fürforge sür den wirtschaftlich schwächeren Teil des Volkes im Geiste christlicher Sittenlehre angenommen hat. Si^kvertvoll und erfolgreich die durch die Gesetzgebung und Verwaltung zur Verbesserung der Lage des Arbefterstandes bis her getroffenen Maßnahmen sind, so ersüllen dieselben doch nicht die ganze Mir gestellte Ausgabe. Neben dem weiteren Ausbau der Arbeiterversicherungsgefetz- gebung sind die bestehenden Vorschriften der Gewerbeordnung über die Verhältnisse der Fabrikarbeiter einer Prüfung zu unter, ziehen, um den auf diesem Gebiete laut gewordenen Klagen und Wünschen, soweit sie begründet sind, gerecht zu werden Diese Prüsung hat davon auszugehen, daß es eine der Auf gaben der Staatsgewalt ist, die Zeit, die Tauer und die Art der Arbeit so zn regeln, daß die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote d« Sittlichkeit, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Ar beiter und Ihr Anspruch aus gesetzliche Gleichlirechtiguug gewahrt bleiben. Für die Pflege des Friedens zwischen Arbeitgebern un» Arbeitnehmern sind gesetzliche Bestimmungen über die Formen in Aussicht zu nehmen, in denen die Arbeiter durch Vertreter, welche ihr Vertrauen besitzen, an der Regelung gemeinsamer Angelegenheiten beteiligt und zur Wahrnehmung ihrer Interessen bei Verhandlung mit den Arbeitgebern und mit den Organen Meiner Regierung befähigt werden. Turch eine solche Einrich tung ist den Arbeitern der freie und friedliche Ausdruck ihrer Wünsche und Beschwerden zu ermöglichen und den Staatsbehör den Gelegenheit zu geben, sich über die Verhältnisse der Ar- beiter fortlaufend zu unterrichten und mit den letzteren Fühlung zu behalten Tie staatlichen Bergwerke wünsch» Ich bezüglich der Für sorge für die Arbeiter zu Mustrranstalten entwickelt zu sehen, und für den Privatbergbau erstrebe Ich hje Herstellung eine» organischen Verhältnisses Meiner Bergbeamten zu den Betrieben, behufs einer der Stellung der Fabrikinspektionen entsprechenden Aussicht, wie sie bis zum Jahre l8«ü bestanden hat Zur Vorberatung dieser Fragen will Ich, daß der StaalS- rat unter Meinem Vorsitze und unter Zuziehung derjenigen sach kundigen Personen zusammcntrelr, welche Ich dazu berufen werde Tie Auswahl der letzteren bebaltr Ich Meiner Bestim mung vor. Unter den Schwierigkeiten, welche der Ordnung der Arbefter- verhältnisie in dem von Mir beabsichtigten Sinne entgegen- stehen, nehmen diejenigen, welche aus der Notwendigkeit der Schonung der heimischen Industrie in ihrem Wettbewerb mit dem Auslande sich ergeben, eine hervorragende Stelle ein. Ich habe daher den Reichskanzler angewiesen, bei den Regierungen der Staaten, deren Industrie mit der unsrigen den Weltmarkt beherrscht, den Zusammentritt einer Konferenz anzuregen, um die Herbeiführung gleichmäßiger internationaler Regelungen der Grenzen für die Anforderungen anzustreben, welche an die Thätigkeit der Arbeiter gestellt werden dürsen. Ter Reichskanz ler wird Ihnen Abschrift Meines an ihn gerichteten Erlasse« mitteilen. Berlin, den 4. Februar 1890. Wilhelm k 'An die Minister der öffentlichen Arbeiten und für Handel und Gewerbe." Hörer mit angenehmster Wirkung. Darum sollten sich musikliebende Leute zahlreicher und öfter aus der schwülen Atmosphäre von Wagners und Goldmarks Tragödien in diese eng begrenzte, aber Helle, heitere Welt begeben; das könnte der Anfang einer Ge schmackskur werden. „Die beiden Schützen" weisen der Darstellung leichte Aufgaben zn, die ohne große Mittel, ohne alle physische Anstrengung und forciertes Gebühren gelöst werden können. Solche rücksichtsvolle Kompositionsweise des Verfassers kam mehreren für die Neueinstudierung ver wandten Sängern und Sängerinnen zu gute lind er möglichte eine im ganzen abgerundete, befriedigende Ausführung der Oper, an welcher die Herren Jensen, Nebuschka, Erl, Dekarli, Schubert, sowie die FrlS. Reuther, Bossenberger und Löffler den ziemlich gleiche» Anteil hatten. Frl. Bossenberger muß nach wie vor eifrig ans Überwindung des sehr störenden Sprrchtons be dacht sein, wie er bei dem Vortrag im raschen Tempo gehaltener Phrasen merkbar wird. „ K Hoftbeater. — Neustadt Am 5. Februar. „Die Räuber'. Trauerspiel in fünf Akten von Schiller. pHr. Friedr Mitterwurzer, als Gast.) Diese glücklicherweise selten hervortretende Dichtung, in welcher jetzt Frl. Salbach die Amalie im Sinne dieser schwierigen Rolle mit all' ihrem svmpathischen Reiz weiblicher Anmut spielte, wurde nur deS Gaste- tvegen aufaeführt Wir haben ohnehin jetzt weder eine interessante Besetzung der einzelnen Mordbrenner und Raubgesellen, noch einen zum Karl Moor ge schaffenen Schauspieler von stürmischer dämonischer Kraft. ^Dazu kam, daß während der gestrigen Vor stellung Hr. Dettmer dem Vernehmen nach zu krank und leidend war, um seine Mittel unbehindert auf bieten zu können Der alte mit willigem Bestreben gespielte Maximilian ist auch gar schwächlich besetzt — was wir bei unserm Personal indes verbessern könn ten — und so mischt sich dem Sturm und Drang des Stückes ein nüchterner Hauch verhängnisvoll bei, eine kunstgewerbliche Verpanschung von Ünganvein durch Kamillenthee Recht wacker hielt sich dabei Hr. Paul und sein Hermann würde noch zutreffender gewirkt haben, wenn er nicht leider die Bestie im Bieder- mannSton gesprochen lfiitte. Die Rolle deS Franz gehörte ehemals zu den be liebtesten Moderollen gastierender Charakterspieler. Sehr wenige Künstler von vornehmem Geschmack ausgenommen, tvetteiferte man mit einander, dieses von dem jungen Dichter an und für sich schon über alle Wahrheit hinaus verzeichnete Ungeheuer durch den ganzen Apparat von Verbrechermimik, Galgen- grimassc und Entmenschung deS Stimmtons so gräß lich wie nur irgend möglich zu schildern. Dies trug allerdings dazu bei, d:e empörenden Secncn, welche uns dieses Stück zeigt, noch verwerflicher erscheinen zu lassen, als sic ein für allemal sind. Oft wurde auch daS für die Kunst unwürdige Späßchen hinzu gefügt, daß derselbe unersättliche Mime den Franz und dcu Karl an demselben Abend spielte Diese Albernheiten hat die Zeit korrigiert Nicht so den Gebrauch und seinen leicht mitlaufenden Ge- nofsen, den Mißbrauch, widerwärtiger Übertreibungen in der Darstellung Die Sache br:ngt das mit sich, denn die anzuwendenden Mittel liegen ebenso jensett der Grenzen von Wahrheit und Erträglichkeit, wie das dichterische Zerrbild selbst. Wie hier Ambition zur Mäßigung und wilde Lust zum Effekt mit einander abwechseln, Gutes und Ver letzendes, Natürliches und Krankhaftes in grellen Zügen bietend, zeigte auch die energisch ausgebaute Zeichnung des Hrn Mitterwurzer Man sah dabei den Schau spieler, der sich hier in Dresden schon in andern Anf- gaben warm empfohlen und der sich die Benennung „Künstler" verdient hat, eine Auszeichnung, mit der man vorsichtig und sparsam umgehen sollte. Wir werden uns freuen, den Gast in anderen glücklicheren und gefälligeren Aufgaben zu sehen. O. B Die Enkel. Erzählung aus dem EmSland» von E v Tincklag» ü (Fottsktzung) Herberg hatte seine Kinder niemals mit Vaterzärtlich keit geliebt, von vornherein verdroß eS ihn, daß sie Töchter und keine Söhne waren, dann aber glaubte er sie zu nichts anderem berufen, als seine, des Paters Zwecke zu unterstützen Anna weigerte sich und ward verstoßen, Kathrine folgte, al- sie sah, daß sie zwischen der Heirat mit dem jungen kränklichen Marquis de Lance und der Enterbung zu wählen hatte. Sie kämpfte nicht sehr, denn sie hing an ihrer Bequemlichkeit und dem Wohlbehagen ihrer Existenz und opferte schließlich alle Herzen-fragen. Nickt jeder hat die Anlage, sich al- Opfer zu fühlen. Katharina Herberg war nicht für ein Martyrium geschaffen Der lahme Pferdehändler spieaelte sich und seine einstige, ungewöhnliche Jugendkraft unwillkürlich in
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