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Dresdner Journal : 20.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189001201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-20
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1890
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^15 Montag, den 20. Januar, abends. 1890. veengaprola» ^Nr vraeöan uiertol^Ldrlick 2 dlard lw ??, koi <lo» ttateerl. äsotocdeo 1'ootanatnlton eivrtal- Hchrtted 5 ttard; au»»«rl>»ld 6« äeutucdeo k«cd« tritt kort- uo<l 8tewpelru»ekl»8 binru. Lioealno Kuu weru: lü kf. Xuküaalgawgegvvillironr kLr ä«n LLUlu einer gens^id-nkn Leils kleioor Kedritt 20 kk. Unter ,,L>og««»o6t" clis 2«il« KV kf. Loi DldoUe»- unä Li^vroontr «utrpr. Auticdtng. kroekeluvui ^Lxlick wit ^oonndlu« 6vr 8oou- u.k'oiertag« »daocl». korniprocb-Anactrtua»! Kr. 1LVL. DrrsdnerAmmml. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Lunattw« von LnküalltUvvxe» »narrLrtar L«ip»1g: Lranckrtetter, 8owwi»iooLr 6«» Lreoäver lourvnlo; Lnwdorx UerlioVien l.«ip»t^ L»»«l vr««l»o ^rrokkitrt ». ».! //aa«en«te,»i F k»Fkrr,- Lerlm - Vien - Newkorg kr»g !<«lx«ig-rr»r>ktu'l ». U. IlSacdea: ^/o«e,' k»n« LonSoa L,rlin-rr»okeort ».».-Stuttgarts 7)a«td« ch Uo , LerUn: /rircilit/enliant, Lr««I»u! Fooi Xadat^,' Lana««««: 0. Lc^Ättter, L»U» ». S.: Laret ch L» Uerauiigederr LSoigt. krpeäitioo 6e» vreräoer Journal». Dresden, 2ivingerrtr. 20. korr»prock-Ao»ct»lu»: Kr. 12SL. Amtlicher Teil. Dresden, 19. Januar. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs wird wegen erfolgten Ab lebens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen AmadeuS, Herzogs von Aosta, am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche, von Montag, den 2". bis mit Sonntag, den 26. Januar, in Verbindung mit der bereits angelegten, getragen. Se. Majestät der König haben geruht, den an Stelle Louis R. M. Omans zum Vice- und Deputy- Konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Annaberg ernannten Harry I. Na so n daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen. Bekanntmachung, eine At^leihe der Stadtgemeinde Chemnitz be treffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrathe zu Chemnitz unter Zustimmung der Stadtverordneten daselbst beschlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des Letzteren unkündbaren Schuldscheinen in Abschnitten über 5000 Mark, 200'' Mark, 1000 Mark und 500 Mark zum Zwecke der Aufnahme einer mit 3H vom Hundert zu verzinsenden städtischen Anleihe von Zehn Millionen Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und TilgungS- plans die nach 8 1040 des Bürgerlichen Gesetzbuches erforderliche Genehmigung ertheilt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 15. Januar 1890. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Nostitz Wallwitz. Für den Minister: Meusel. Müncknrr. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß den Lottenecollecteuren Richard Richter zu Oberneukirch und Gustav Julius Wilhelm Herrmann, in Firma I. G. Herrmann, zu Leipzig, und zwar dem letzteren für dessen Geschäftsfiliale in Lindenau bei Leipzig, Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind. Dresden, den 17. Januar 1890. Finanzministerium. Für den Minister: Meusel. Wolf. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichierr. Madrid, 20. Januar. (Tel. d. TreSdn. Jvurn.) Die Besserung in dem Befinden deS Könige schreitet fort. — Alonzo Martinez hat seine Be mühungen, ein neueö Kabinett zu bilden, auf- gegeben, da bei den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Dissidenten der Majorität und den Deputierten, welche Anhänger SagastaS sind, dir Bildung eines Ministeriums der Versöhnung nicht möglich erschien. Die Königin Regentin beauf ¬ tragte danach Sagasta, ein Kabinett zu bilden, und gerüchtweise verlautet bereits, die schutzzöllnerische Gruppe werde im neuen Kabinett durch Gamazo vertreten sein. Dresden, 20. Januar. Aus Spanien. Die gemeldete Besserung in dem Befinden de» jungen Königs von Spanien hat nach den heute vor liegenden Berichten weitere erfreuliche Fortschritte ge macht, so daß dessen baldige Genesung zu erwart« steht. Es war begreiflich, daß während der Zeit, in welcher das Leben des Königs in der äußersten Ge fahr zu schweben schien, das Kabinett Sagasta d« Beschluß faßte, die Geschäfte so weiter zu führen, als wenn es sein Entlassungsgesuch nicht eingereicht hätte. Unter der Last der Besorgnisse um den Thronerben wäre es der Regentin doch gar zu schwer geworden, sich um die Erledigung der Ministerfrage zu kümmern. Nachdem die Tage der Aufregung, in welcher die Hauptstadt Madrid und das ganze Land schwebten, in des nunmehr glücklich vorüber sind, hat sich die Königin-Regentin sofort mit der wichtigen Frage be faßt und, wie bereits gemeldet worden, die Neubildung des Kabinetts dem Kammerpräsidenten Alonso Mar tinez (nicht Marlos, wie in dem Telegramm unserer vorgestrigen Nummer irrtümlicherweise gesagt worden war) übertragen. Alonso Martinez übernahm den Auftrag, nachdem der bisherige Ministerpräsident Sagasta und der Führer der Konservativen EanovaS del Castillo es abgclehnt hatten, an die Spitze deS neuen Ministeriums zu treten und er will, wie die Madrider Zeitungen berichten, aus den zu der Regie rung stehenden Elementen ein Kabinett der Versöhnung bilden. Ob ihm dies gelingen wird, muß abgewartet werden. Allerdings erscheint der Kammerpräsident als eine sehr geeignete Persönlichkeit, die bestehenden Ge gensätze zwischen den einzelnen Parteigruppen auszugleichen; trotzdem aber wird es ihm sehr viel Mühe machen, einen solchen Ausgleich zu stände zu bringen, wenn es ihm überhaupt gelingen sollte. Was ihm dabei besonders hindernd in den Weg tritt, ist der Umstand, daß sich Sagasta selbst schwerlich dazu verstehen wird, mit einer Ministerstelle zweiten Grades in einem Kabinett Martinez vorlieb zu nehmen. Sci» Ausschluß aber legt den Keim zu einer neuen Minister krise, denn Sagasta ist zu ehrgeizig, um nicht danach zu streben, die Zügel der Regierung sobald als mög lich wieder selbst in die Hand zn nehmen. Die Zu kunst Spaniens erscheint darum immer noch einiger maßen ungewiß und es wird sich erst zeigen müssen, ob das neue Kabinett Martinez, über dessen Zusammen setznng weitere Nachrichten noch nicht Vorlieben, im stände sein wird, eine Ära der ruhigen und friedlichen Entwickelung für Spanien herbeizuführcn. Wir schlie ßen an das Vorstehende das an, was der „Kölnischen Zeitung" über die Krankheit König Alfonsos und die Parteien in Spanien von ihrem Madrider Bericht erstatter geschrieben wird: Mit der Genesung des Königs leben alle jene Er wartungen wieder auf, die sich an seine Zukunft knüpfen und die mit der Aussicht auf sein nahes Ende schon fast erloschen waren. Alfonso selbst zwar weiß noch nichts von diesen Hoffnungen der Politiker, noch füllen nur die jungen Freuden und Schmerzen harm losester Kinohcit sein Dasein, die sorgenden Lippen einer treuen deutschen Mutter küssen ihm jeden Schatten des Unmuts von der Stirn und die Puppenstube ist das Reich, in dem Fr sich König fühlt. Seit vier Jahren bereits trägt Maria Christine für ihn die Lasten seines königlichen Amtes. In ihrem Witwen schmerze erstarkte sie zur Herrscherin, und das Bewußt fein, für das Wohl ihres Sohnes zu arbeiten, weckte in ihr jene bis dahin schlummernden Gaben, mit denen sie unter den schwierigsten Verhältnissen die Regent schaft mit bewundernswertem Takt und Verständnis geführt hat. Der Tod ihres Sohnes würde vielleicht auch ihre Kraft gebrochen und ihren Widerstand ge lähmt haben, wenn jene große Anzahl lauer Mon archisten in Spanien, welche bisher die Hoffnung dem Throne näher brachte, daß der junge König unter der kundigen Leitung seiner Mutter zu einer kraftvollen männlichen Autorität heranwachsen werde, nunmehr bei dem Ausblick, daß die weibliche Regentschaft abermals eine weibliche Herrschaft ablösen werde, in ihrer Königs- trene erschlafft wäre. Die ernste Krankheit Alfonsos hatte Spanien ge zwungen, der Möglichkeit, daß es seinen König ver liere, ins Auge zu blicken. Seine Haltung ehrte es damals vor Europa. Die Carlisten vereinigten ihre Gebete für die Rettung des Königs mit denen der Alfonsisten, und Pcdregal, der Führer der republika nischen Vereinigung erklärte, es gebe etwas, das dem Ehrenmann höher stehe als alle Politik, das sei die Heiligkeit des Mutterschmcrzes. Allenthalben ver stummte der Parteizwist, erbitterte Gegner reichten einander die Hand, um den Thron zu stützen, weil sein Sturz das Vaterland gefährden mußte, und es regte sich jener flammende Patriotismus, der in der Stunde der Gefahr den schlaffsten Muskel zu Stahl härtet, den Wankelmut in Entschlossenheit verkehrt und den Böswilligen die Zunge bindet. Die Stunde der Gefahr ist vorüber, und bald wird die Erinnerung an sie verblaßt sein. Tie Sinne werden von dem Hohen und Hehren zurückgelenkt in die Kleinlichkeit des Parteigetriebcs, die Konservativen werden wieder die Liberalen bekämpfen und umgekehrt, und die Re publikaner, vielleicht mit Erfolg, beiden ihre Fallen stellen. Dann erst wird es sich zeigen, ob der spa nische Patriotismus stark genug ist, der abschleifeuden Alliäglichkeit zu widerstehen, ob er der leise schleichen den Gefahr ebenso zu begegnen vermag wie der offen drohenden. Die Krankheit des Königs bezeichnet einen Ruhepunkt in der Politik, der zur Umschau cinladet. Die Möglichkeit des Überganges der Krone auf Maria des las Mercedes, welche die letzten Ereignisse nahe legten, begegnet im Lande weit unerquicklicheren Parteiverhältnisseu, als im November 1885 der Tod Llfsusos XN Damals hatte die Berufung SagastaS ein neues Aufkeimen der liberalen Triebe zur Folge, die das konservativ-klerikale Regiment Canovas Pidal planmäßig niedergchalten hatte, und eine wohlbedachte Reformpolitik nahm den Repubikanern die Waffen aus der Hand, die sic, kühn gemacht durch das Un glück der Monarchie, drohender denn je erhoben. Heute dagegen liegt die Unfähigkeit der liberalen Par tei, die Regierung zu führen, am Tage, eine noch nicht zum Abschuß gelaugte Ministerkrisc eröffnet den Ausblick auf folgenschwere Wirren, und obgleich Sa gasta bereit war, den Gamazisten, Romeristen und Cassolisten einen Teil seiner politischen Überzeugung und der Versöhnung mit seinem Feinde Marios seinen persönlichen Mannesstolz zu opfern, um seiner Partei die Regierung zu sichern, war es ihm vor der Er krankung des Königs nicht gelungen, die Schranken niederzulegen, welche die Personen und ihren son« derköpfigen Ehrgeiz — die Überzeugung kommt in Spanien erst in zweiter Linie — trennen. Ein Gamazo, ein Martos, ein Lopez Dominguez, vor allen aber Cassola und Romero Robledo sind ver antwortlich zu machen, falls die jetzige Krisis mit schwerem Schaden für Spanien enden sollte. Viel leicht aber besinnen sie sich angesichts der doppelten Gefahr, die ihnen die Krankheit des Königs eröffnete und die von der republikanischen Bewegung in Portu gal droht, ihrer Pflicht gegen das Vaterland, die Feuilleton. Wandlungen. Novelle von Konstanze Lochmann. 's (Fortsetzung) WaS trennte sie von ihm? War's ihre Armut, ihre bescheidene Lebensstellung. . . . Sie sann und grübelte während der Rückfahrt nach Dresden, sie suchte früh ihr Schlafzimmer auf, um nachzudenken. Der Schlaf, der sie nach anstrengendem, ermüdendem Arbeiten willig in das Reich der Träume geführt, er wollte in den Tagen deS Genusses nicht kommen. Sie saß aufrecht im Bette und lugte durch die Vorhänge nach dem Himmel, an welchem Gewitterwolken standen. . . WaS sollte nun werden? Sie liebte Heinz Mein hardt mehr als ihr Leben, mehr als die Mutter, aber auch er hatte ihren Namen in einem Tone gesprochen, der seine Wünsche verriet. Warum diese Kälte, warum das plötzliche Ver stummen? Und morgen sieht sie ihn wieder Wie soll sie ihm entgegentreten? Zürnend oder verzeihend? . . . „Verzeihend"' spricht das Herz, und sie jauchzt plötzlich auf, denn ein großer, glänzender Stern ist ourch die Wolken gebrochen ... ihr Stern! Ihr Stern, der sie an Heinz gemahnt. „Du liebst mich, Du liebst mich!" flüstert sie mit gefaltet« Händen — lächelnd sinkt sie in die Kiffen zurück und lächelnd schlummert sie ein Die kleine Gesellschaft nahm auf Frau v. Lenneps Wunsch das Mittagsmahl im „Italienischen Dörfchen" ein. Linchen, in glänzender Toilette, zeigte sich von der liebenswürdigsten Seite, denn sie hatte in Tha- rand recht wohl bemerkt, daß zwischen Heinz und Maria ein Zwiespalt bestand. Warum sollte sie nicht ihr Heil bei dem schönen Fremden versuchen? Sie war vermögend und mit ihrem blonden Haar und ihren Hellen Augen Meinhardt gewiß sympathisch. Man er zählte sich von seinem Reichtum und seinem Wohl- thätigkeitssinn ganz merkwürdige Geschichten, denen sie nachspüren wollte. Heinz gab sich der Freundin Marias gegenüber herzlich; seine arglose Natur fand in der munteren Laune von Mutter und Tochter nichts Absichtliche-, er glaubte es nur Maria schuldig zu sein, den Damen äußerste Höflichkeit zu erweisen Seinen kleinen Lieb ling behandelte er ein wenig väterlich — die Rolle ward ihm schwer und bisweilen ängstigte ihn ein ver räterischeS Zucken des kirschroten Mundes seiner heute etwa- schweigsamen Nachbarin. Doch als nach auf gehobener Tafel Frau v Lennep eine Bootfahrt vor schlug , huschte Sonnenschein über Marias eben noch ernste Züge, und sie plauderte in der Gondel mit der alten Munterkeit. Beim Abschiednehmen vor der Thür ihres Hotels sagte Heinz zögernd: ,Zch habe den Damen schon Lebewohl gesagt, da ich morgen nach R gehe Ihrer Mutter jenden Sie natürlich die innigsten GMße!" „Roch R? Ach, doS st schön! Grüß« Sie die liebe, goldene Mutter vrrlmalS von mir, und sag« Sie ihr" — sie hielt zaghaft inne, um zu schließen —, „ich hätte mich in Dresden unendlich wohl gefühlt." Warum ging er plötzlich nach R? Doch nur, um mit der Mutter zu sprechen! Der wollte er zuerst sagen, daß ihre Tochter ihm unentbehrlich geworden, daß sie nach Dresden kommen müsse, um ihres Kindes Hand zum ewigen Bunde in die seine zu leg«. „Morgen geht Heinz nach R !" Sie flüstette es noch im Traume und herrliche Bilder und Gestalten umgaukelten sie. Maria verbrachte den folgenden Nachmittag in größerer Gesellschaft. Sie zeigte übersprudelnde Leb haftigkeit, denn sie wußte, der Geliebte weilte bei der Mutter, er legte ihr seine Wünsche für die Zukunft dar. Unerschütterlich hielt sie an dem Gedanken fest, die Mutter könne sie niemand lieber anvertrauen, als dem treuen, ehrlichen Heinz, den sie von Jugend auf hochschätzte. Mit einigen jungen Damen von der Vaterstadt plaudernd, schritt sie, anmutig wie stets, den Laub gang eines öffentlichen Gartens auf und ab, und ge wahrte anfangs nicht, daß Linchen, die ein Stück vorauSging, ihr Zeichen machte, schnell näher zn kommen. „Was hast Du denn?" fragte sie ungeduldig, als Fräulein v. Lennep zurückkam und ihre Seite zu ge winn« suchte. „Eben hat mich Meinhardt gegrüßt: er ging die Mittelallee (hinunter," zischelte Lmchcu ihr in« Ohr. ,Herr Meinhardt? Nicht möglich — er ist heute io R bei Mama " „Sieh doch selbst, Närrchen, dort geht er ja!" dringend zur Eintracht und Einigkeit mahnt. Das allgemeine Wahlrecht, so widersinnig es klingen und wie wenig man seine Einführung in einem Lande wie Spanien billigen mag, ist jetzt die sicherste Veranker ung des spanischen Königsthrones in den: VolkSherzcn, Sagasta ist als Politiker innig mit dieser Reform verwachsen, und wenn die Liberalen leichtfertig die Gewalt der konservativen Partei überantworten, so wird er in der Opposition Seite an Seite mit Castelar für das allgemeine Stimmrecht kämpfen. Die Ka meradschaft in dem Streben nach einem auch unter der monarchischen Regierungssorm erreichbaren und erreichenswerten Ziel aber wird eine Annäherung zwischen Liberalen und Republikanern zur Folge haben, die sich allmählich unter dem Druck reaktionärer Re- gierunvsmaßregeln zu einer vollständigen Verschmelzung mit republikanischen Grundsätzen auswachseu wird. Das ist der dunkle Punkt, von dem Gefahr droht, den» die Re publik mit den unabsehbaren Wirren, die ihre Einführung begleiten müssen, ist für Spanien eine Gefahr. Noch haben die Liberalen es in der Hand, ihr vorzubeugcn. Wenn sie jetzt in offenkundiger und allgemeiner Aus söhnung die Zügel der Regierung von neuem kräftig ergreifen, haben sie weder von den republikanischen Störenfrieden, noch von den Carlisten ernstlich etwas zu fürchten. Zorilla und die übrigen Anhänger der Umwälzung durch Blut und Eisen haben es in den letzten Jahren, weil die Geldmittel fehlten und stetiger Mißerfolg selbst den fanatischsten Opfermut lähmt, nicht einmal mehr zu den früheren republikanischen Putschen bringen können, und die Possibilisten Caste lars erklären, daß sie der „demokratischen" Monarchie, die ihnen freie Wahlen mit allgemeinem Stimmrecht verbürgt, anhängen werden. Der Carlismus aber ist eingegangen und völlig machtlos, seit ihm die unter Pius lX. so reichlich blühende päpstliche Huld ent zogen ist, seit Frankreich eine scharfe Grenzwacht hält und den Waffenschmuggel unterbindet und seit der Baske eingesehen hat, daß der sorgenfreie Genuß des täglichen Brotes höher zu werten ist, als seine Fueros, jene alten Vorrechte, um die so viel Baskenblut in den Carlistenkriegen umsonst geflossen ist. Voraus setzung einer ruhigen Entwickelung in Spanien ist allerdings, daß keine unerwarteten Ereignisse von außen eingreifen und den Brand an die Zündschnur legen Tagesgeschichte. Dresden, 20. Januar. Ihre Majestät die Königin ist jetzt wieder fieberfrei, der Ächlaf ist ziemlich gut, die katarrhalischen Erscheinungen sind im Abnehmen, jedoch treten von Zeit zu Zeit immer wieder heftige Hustenanfälle auf. Die hohe Kranke fühlt sich noch sehr angegriffen und hat das Bett noch nicht ver lassen. * Drt-d«, 20. Januar. Über die Fortsetzung der Reise Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August sind uns folgende Nachrichten zugegangen: Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August ver ließ Malta am 16. Dezember abends auf dem Dampfer „Palermo" der Navigazione Generale Jta- liana und langte nach einer sehr stürmischen Über fahrt am 17. Dezember früh in Syrakus an Se. Königl. Hoheit verwendete diesen und den folgenden Tag zur Besichtigung der ausgedehnten und inter essantcn Ruinen des alten Syrakus und unternahm bei herrlichstem sommerlichem Wetter einen Ausflug nach der von Papyrus umstandenen Kyanequelle. Am 19. Dezember begab sich der Minz nach Catania, besuchte am folgenden Tage die Monte Rossi am Fuße des schneebedeckten Ätna nnd traf am 21. De zember abends nach ermüdender Fahrt in Girgenti Unverzüglich eilte Maria in der angedeuteten Rich tung vorwärts, ihre scharfen Augen erkannten sogleich in dem Herrn, der langsam die Baumreihe durchmaß, Heinz Meinhardt, und ein beklemmendes Angstgefühl schnürte ihr die Brust zusammen. Wenn Heinz nicht abgereist war, wenn er sie nicht mehr in Dresden aufsuchte — dann liebte er sie auch nicht, dann hatte er ihr gestern für ewig Lebewohl gesagt! . . . Niemals würde sie wieder in seine Augen schauen dürfen, niemals beobachten können, wie ihre Munterkeit seine ernsten Züge verwandelte. Niemals? Er war ja der Mutter ältester Freund, er war herübergekommen, um der Jugendgespielin Trost zu bringen! Sie hastete weiter und kam an eine Bank, auf die sie sich erschöpft niederließ; unaufhaltsam brachen die Thränen hervor; sie fühlte sich verlassen und ge- demütigt. — Nur Fremde umgaben sie ... „heim zur Mutter!" (Fortsetzung solgt) Geographische Resultate der Expedition Stanley» zur Befreiung Emin Pascha». (Schluß) Stanley fährt in seinem Schreiben an den Se kretär der Königl. Geographischen Gesellschaft zu Lon don fort: vis hieher vermdgeu Sir unsere« Kurs« leicht zu folgen- Bon Iamduja aus t* 17' erreichten wir, den Windungen des
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