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Dresdner Journal : 09.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189001092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-09
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1890
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DonncrStafl, den S. Januar, abends. 18«0 8«,ox»prel»r FH» vr««ä«o ,ier1«hLdrllck > ttark KV kt, k« Um li »i»«rl. ä«at»eüeQ ?o»t»o»t»ltsv vi«t»I- MtrticU 3 3I»rk; »a»»<!rk»Ib äe» 6«ut*ot»e» tteiotl« tritt kost- «oä 8tewpetru,ekl»8 tüo»u. Liorvta» ^owwerve 10 kk. Xu^üoLlxuuUixedükreur kür 6sv L»um einer ^es^alteoev Heils tleiser »«Urik SV kk. Ilster „klis^o-issät" äi« 2eilo 30 kk. Lei Ist»«Iles- osä 2iksrv»»tr eotspr. LukcUtL^ KrseUeluenr kLzticlr mit Xussstiise 6er Loos- u. keierts^e »d«s6». k«rs»preck-^s»cl»Iu»i! Ur. I2Sü. Dns-nerImmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor -er kitteratur- und Kunstgeschichte. »»»»u»« von ltoküscklxsvxes »s»nLrt»r Leipil^: F> Ilranetrtetter, LoisrsiisiosLr 6e» Ure»6ssr 6ourn»Ii; Lnuodsr^ Lerllo Vies Leipei^ 3»,«I-3r«>I»u krsoUort ». N.: //aarrristein <S I vAlrr, SerUs Vie» - SemirorM- kr»U Leipii^-kreottort e. »iMtacd«»: k»rt, LooSoa-Lerlio-kreskIvrt ».». Stottmert: /)a«ä« F <7o , SerUs: Zrn aü^rrictant, Lre»I»s: Fmit /cadatU,- Sssoover: Ll. L'c^ü«/er, 8»U» e. 3.: /. Larct «t 6». llersusktedsrt Xöoixl. Lrpeäillon 6e» vresüser ^ourssl». Dresden, ^viozeretr. L0. ksrssprsek-^osekloee: Ur. 1LNL. Amtlicher Teil. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Majestät der verwitweten Deut schen Kaiserin und Königin von Preußen, Augusta, am Königlichen Hofe die Trauer auf Sechs Wochen, vom 9. Januar bis mit 19 Februar d. I., angelegt und nach dem vom Oberhofmarschallamte aus gegebenen Reglement getragen. Se. Majestät der König haben den Oberlandes- gerichtsrath, Oberjustizrath Ernst Hugo Seyfert zum Mitgliede des Competenzgerichtshofs Allergnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 9. Januar. Se. Majestät der König haben aus Anlaß des Ablebens der verwitweten Deutschen Kaiserin und Königin von Preußen Augusta, Kaiserliche und Königliche Majestät, eine dreiwöchige Armee-Trauer anzubefehlcn geruht und zwar: 7 Tage — einschließlich 9. Januar — uach den Vor schriften -ür die zweite Trauerpcriode und hierauf 14 Tage nach den Vorschriften für die dritte Trauer- Periode. Die Harmoniemusik hat bis nach erfolgter Bei setzung zu schweigen. Ackannlmachung. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu befehlen geruht, daß aus Anlaß des am 7. dieses Mo nats erfolgten Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin- Witwe Augusta, Königin von Preußen, in allen evangelischen Kirchen des Landes zu der für deren feierliche Beisetzung bestimmten Zeit ein ein stündiges Trauerlauteu stattzufinden hat. Auch soll Sonntag den 12. dieses Monats beim Gottesdienste eine Abkündigung des Todesfalls von der Kanzel er folgen. An die Kreishauptmannschaft zu Bautzen, als Con- sistorialbehörde, sowie sämtliche Superintendenturen der Erblande wird hiervon behufs Ausführung des des halb Erforderlichen zwar besondere Verordnung er gehen; inzwischen will das evangelisch lutherische Lan- desconsistorium nicht unterlassen, die evangelisch-lutheri schen Geistlichen des Landes von diesen Allerhöchsten Anordnungen schon hiermit noch besonders, und zwar mit dem Bemerken zur Nachachtung in Kenntniß zu letzen, daß über die für die feierliche Beisetzung der Verewigten in Aussicht genommene Stunde behufs Anordnung des Trauerlantens aus den Zeitungen das Erforderliche zu entnehmen sein wird. Dresden, den 9. Januar 1890. Evangelisch - lutherisches Laudesconsistorium. von Berlepsch. Tbnr. NWamtlillnr Teil. Getegrctphiscke WelchrichLerr. München, 9. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Le. Königl. Hoheit der Prinz Regent besuchte gestern den in der Genesung befindlichen Minister präsidenten Ur. v. Lutz. Der Zustand des Prof, v. Nußbaum ist noch ungebessert. Reichspropst Ur. v. Döllinger ist genesen. Stuttgart,8.Januar. (W.T.B.) Der „StaatS- anzeiger für Württemberg" widmet der Kaiserin Augusta einen sympathischen Nekrolog, in welchem die hohe, dem württembergischen Königshause nahe Verwandte betrauert wird, mit der die Majestäten, sowie die Prinzen und Prinzessinnen detz Königs hauses durch die Bande der Liebe und Verehrung innigst verknüpft war. Rom, 8. Januar. (W.T.B) Der Hof legt aus Anlaß des DahinscheidenS Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta eine zwanzigtägigc Trauer an. Madrid, 9. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ihre Majestät dir Königin Regentin konferierte gestern bezüglich der Bildung eines neuen Ka binetts mit CanovaS. Der Wiederzusammentritt der Kammern wird voraussichtlich verschoben werden. London, 9. Januar. (Tel. d Dresdn. Journ.) Die „Times" und der „Standard" bezeichnen die russische Note bezüglich der bulgarischen Anleihe als völlig ungerechtfertigt, da eine Verletzung des Berliner Vertrages durch Bulgarien überhaupt nicht vorliegt. New-Pork, 8. Januar. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Innerhalb der letzten 24 Stunden bis beute mit tag 1 Uhr gerechnet, kamen hier 250 Todesfälle vor. Diese Ziffer ist bisher nie erreicht worden. Rio de Janeiro, 8. Januar. (W.T.B.) Ein Dekret der provisorischen Regierung von gestrrn ordnrt die Trennung der Kirche vom Staat an und garantiert die religiöse Gleichstellung. Die durch das Kaiserreich bewilligten Pensionen sollen weiter bezahlt werden. Dresden, 9. Januar. Die Lage der Kohlenbergarbeiter in Belgien Kaum ist es gelungen, den neuerlichen Ausstand der Kohlenarbeiter in deu rheinisch westfälischen Kohlen bezirken beizulegen, so bringen die Tagesblätter die Nachricht, daß der Lohnkampf in Belgien wider alles Erwarten eine ernste Wendung nehme. Nach einer Mitteilung der „Weserzeitung" haben die Kohlenzechen des Beckens Eharleroi die von den Arbeitern gestellten nnd von dem Gouverneur des Hennegau, Herzog v. Ursel, versprochenermaßen den ersteren übermittelten Vorschläge, welche eine Lohnerhöhung von 15) Proz. und die Einrichtung zehnstündiger Schicht enthalten, zwar nicht direkt abgelehnt, aber beschlossen, ohne Ant wort zu lassen und es den einzelnen Zechenbesitzern anheim zu stellen, ob, wie und wann sie auf die ge forderte Lohnerhöhung eingehcn wollen. Betreffs der Herabminderung der Arbeitszeit herrscht nur eine Stimme: dieselbe wird nicht zugestanden. Begreiflicher-' weise hat dieser Beschluß der Zechen unter den Ar beitern große Erregung hervorgcrufen und es haben nun diese ihrerseits den festen Entschluß gefaßt, ernsten Widerstand zu leisten. Seit dem 7. d. Mts. ist der Ausstand in den Becken Charleroi und Unter-Sambre allgemein. In den übrigen Becken war schon am 6. d. Mts. abends das ganze linke Maasuser, Jcmappc und andere Zechen des Lütticher Beckens im Aus stande und in Borinage streikten schon 6000 Berg leute, nachdem der einflußreiche Führer Fauviau in Wasmes nnd Cuesmes die Bergleute zur Unterstützung der streikenden Brüder gemahnt hatte. Bis jetzt wenigstens herrscht Ordnung und Not stände sind noch nicht vorhanden, da alle industriellen Kreise den Arbeitern helfen. Freilich bleibt abzuwarten, wie lange das dauert. Es wird dies einmal davon abhängen, ob die Kohlenzechen den notwendigerweise eintretenden Arbeitermangcl auf die Dauer aushaltcn können, dann aber davon, ob den Ausständischcn die Unterstützungen so reichlich auch in der nächsten Zu kunft zufließcn werden, daß sie bei ihrem Widerstande beharren können. Ganz abgesehen davon, dürfte es aber angezcigt sein, sich von der Lage der belgischen Kvhlenarbeiter und damit davon zu überzeugen, ob die Arbeiter-Forderungen als gerechtfertigte angesehen werden können oder nicht. Ein statistisch-wissenschaftlicher Aussatz der Münchener „Allgemeinen Zeitung" gestattet, dieser Frage näher zu treten. Belgien galt und gilt wohl auch noch all Feuilleton. Wandlungen. Novelle von Konstanze Lochmann. « (Fortsetzung.) „Nein," wehrte sich Melitta. „Ich fühle mich nicht wohl, das Sprechen greift mich an. . . . Wir sehen uns am Abend im Kursaal; bis dahin leben Sie wohl." Ihre kleine, kalte Hand ruhte einen Augenblick in Ser Meinhardts, dann zog sie das Kind hastig von ihm fort und schritt, kaum auf die eilig hinter ihr her trippelnde Kleine achtend, schnell dem Ausgange des Waldes zu. Heiße Thränen stiegen in ihren Augen auf — sie war zu stolz gewesen, sie in seiner Gegen wart zu weinen, jetzt brachen sie unaufhaltsam hervor. An einem entlegenen Platze hielt sie an; das Kind schluchzend in die Arme ziehend, ließ sie sich im Grase nieder und immer von neuem flossen die Thränen. Maria, welche die Mutter so nicht kannte, schmiegte sich scheu an ihre Brust und versuchte, als der heftige Ausbruch vorüber, mit süßen Schmcichelwortcn das „liebe Mnttcrle" zu trösten. Es gelang ihr erst nach geraumer Zeit. Gefaßt schritt endlich Frau Halm ihrer Wohnung zu, aber sie verließ an diesem Tage das Zimmer nicht mehr, und Meinhardt suchte sie vergebens im Kurparke. Nur Maria-, die mit an deren Kindern auf dem Spielplätze fröhlich herumtvllte, ward er gewahr; sie lies auf ihn zu und ließ sich von ihm küssen Beweglichen Tones sagte sie dann: „Aber ich bin Ihnen nur gut, wenn Sie die Mutter nicht ärgern! Sic hat so viel geweint, als sie mit mir nach Hause ging.... Sie darf nicht weinen — sie hustet und soll im Bade gesund wer den, sagt Doktor Rother. Ich bekomme Schelte von ihm, wenn ich Mutterl quäle. Sie dürfen sie nicht auch quälen." Geweint? Um Fassung zu gewinnen, blieb sie in ihrem Gemache? Heinz, Heinz, wohin soll das führen! Ist dies die Ruhe, die Tu ihr andichtetest? Darfst Du ihren künstlichen Frieden zertrümmern? Reise ab, reise morgen schon! Er packte noch spät abends seine Sachen und schrieb ein paar Zeilen an Frau Halm, in denen er ihr kühl und ruhig mitteilte, daß ihn wichtige Geschäfte nach der Hauptstadt riefen. Er habe die Absicht, von dort nach Indien zurückzukchren und wünsche ihr, sowie dem lieben, herzigen Kinde eine frohe Zukunft. Meinhardt ging am nächsten Morgen frühzeitig nach dem nahen Bahnhofsgebäude, wohin er seine Koffer schon gesendet hatte. ... Am Schalter hielt ihn ein kleiner, korpulenter, mit goldgefaßter Brille versehener Herr plötzlich an. „Meinhardt, das nenne ich miserabel! Will, scheint es, durchbrennen, ohne alte Kameraden aufgesucht zu haben. Ich sage Dir, daraus wird nichts — Du bleibst hier, so lange es mir paßt, in Deinem Indien mögen sie einmal ohne Dich fertig werden! Ja, kennst Du mich denn nicht? Hermann Rother, weiland Student der Medizin in B, jetzt äußerst pflichtgetreuer Badearzt hier. Ich denke, wir haben uns beide beim Schicksal nicht zu veklagen, wie?" ,Hermann, Du? Welch' gute Zeiten waren eS, gemein für eins der Länder, in welchem der Arbeiter nicht nur völlig schutzlos der Ausbeutung preisgegeben, sviwern auch am schlechtsten bezahlt ist. Diese Ver hähtnisse erfahren glücklicherweise neuerdings seiten der Regierung eine Wendung zum Bessern; hat doch erst im August vorigen Wahres die Volks Vertretung auf Vorschlag der Regierung ein Arbeiter schutzgesetz beschlossen, welches die unbeschränkte Aus beutung der Arbeiter und andere grobe Mißbräuche auszuschließen bestimmt ist. Diese letzteren hat G. Adler in seiner gehaltreichen Abhandlung, „Ter internationale Schutz der Arbeiter", („Annalen des Deutschen Reichs". Jahrg. 1888. S. 465 flg.) scharf hervorgehoben. Adler bemerkte a. a. O., daß im Kohlenbezirk Mädchen schon von 15 Jahren an uin 5 Uhr morgens in die Gruben steigen und bis um 9, manchmal gar bis um 1l Uhr nachts im Schacht arbeiten müßten. Der Arbeiter, dessen Arbeitszeit übermäßig, dessen Ernährung jammervoll, dessen Fa milienleben zerstört sei, suche die Erlösung von der Qual des täglichen Daseins im Trünke. Dazu sei reichliche Gelegenheit, denn 1887 habe es nicht weniger als 125000 Branntweinschenken gegeben. Die bcl gischen Wirte machten 40 Proz. der gesamten Wähler aus, wie auf dem letzten Lütticher Katholikentag be urkundet worden. Der belgische Arbeiter sei am meisten von blindem Haß gegen die bestehende Gesell schaft und von rebellischem Geist erfüllt. Die Arbeiter revolten von 1886 und 1887 hätten dies gezeigt. Adler schätzt a. a. O. den Lohn des Kohlenarbeiters bei angestrengter Arbeit auf 48 bis 60 Fres, im Monat. — Wie schon bemerkt, sieht auch die belgische Gesetz gebung nunmehr Maßregeln der Fürsorge für das Wohl der Arbeiter vor, z. B. das Verbot der Be schäftigung von Kindern unter 12 Jahren in Berg werken, Fabriken rc., die Beschränkung der Beschäftig ung von Arbeitern unter 16 und Frauen unter 21 Jahren u. dergl., und hinsichtlich der Löhne behauptet eine neueste Untersuchung auf Grund der Gewerbe statistik von 1880, daß sie nicht schlechter seien, als in anderen Ländern, was jedoch hinsichtlich Deutsch lands nicht zutrifft, wie weiter unten zu ersehen sein wird. „Betrachten wir", heißt es in dem Aufsätze der „Allg Ztg" weiter, „zunächst die Kohlenindustrie in Belgien im allgemeinen nach dieser Statistik. Kohlen gewinnung findet statt in den wallonischen Provinzen Heanegau, Lüttich und Namur, in 173 Unternehm ungen, von denen 164 Aktiengesellschaften sind. In 32 Unternehmungen werden mehr als 1000 Arbeiter beschäftigt. Unter den Oberbeamten waren 94 757 Arbeiter und zwar 83 022 männliche und 11 735 weib liche beschäftigt. Von den männlichen waren unter 14 Jahren alt 4388, von 14 bis 16 Jahren 7277, von den weiblichen 1958 bezw. 2816. Verglichen mit dem Jahre 1846 hat die Zahl der Kinder unter 16 Jahren um 5 Proz. abgeuommen. Von obigen 94 757 Berg leuten arbeiteten 53 843 10 Stunden, gegen 30000 längere, die anderen kürzere Zeit. Der Wert der ge samten Kohlengewinnung betrug 156 Millionen Fres, für 15 837 131 Tonnen Kohlen, von denen etwas über 4H Millionen ouSgeführt wurden. (Im Jahre 1873 betrug der Gesamtwert bei fast gleicher Tonnenzahl in folge der hohen Kohlcnpreise mehr als das Doppelte.) Die Kohlenindustrie beschäftigte mehr als 12 Proz. der Arbeiterbevölkerung Belgiens und gewährte einen Arbeitslohn von fast 87 Millionen Fres. Der Arbeitslohn dieses, wie man sicht, für Belgien überaus bedeutungsvollen Gewerbes ist nun zuni Gegenstand einer sehr lesenswerten Untersuchung ge macht worden. Der Verfasser A. Julin unterscheidet den „Nominal-"Lohn und den „reellen" Lohn; der eine ist der für die Arbcir erhaltene Geldbetrag an sich, der andere der Kaufwert dieses Betrages (le als ich in B. studierte, als wir zusammen hungerten und froren und doch selig waren im Hinblick auf die Zukunft, die uns reichlich für alle Entbehrungen ent schädigen mußte! — Du hast also erreicht, was Du erstrebtest? Nun, das freut mich von Herzen . . . . aber halte mich nicht, ich muß fort, hörst Du — ich muß!" „Daraus wird nichts. Meine Frau möchte ein schönes Gesicht ziehen, wenn ich ohne Dich wieder komme! Bin außerhalb gewesen, hörte erst hier auf dem Bahnhofe von Deiner Ankunft, und ich sollte Dich loslassen? Morgen ist auch noch ein Tag; reise morgen. Noch besser aber ist es, Du bliebest in der Hauptsaison hier, Du sollst wohl aufgehoben sein." „Hermann, ich habe wichtige Gründe . . ." „Papperlapap ... ein Mann muß auch „Gründe" unterkriegen. Tu bist doch als freier Mensch gekom men — hast höchstens Sklaven, wirst doch selbst keiner sein! Vergnügungsreise nach Deutschland, alte Freunde besuchen, neue Beziehungen anknüpfen .... so ist es richtig. Du bist mein Gast — schlage ein." Zögernd that Meinhardt wie ihm geheißen. Den Brief an Melitta in seiner Brusttasche zerknitternd, schritt er neben dem Badearzte dem Städtchen wieder ch und hörte wie fernes Summen die komischen Epi oden an, die dieser aus seinem bewegten Leben zum »esten gab. Plötzlich schlug der Name „Halm" an ein Ohr. „Da ist sie schon", sprach Hermann, auf eine Lame im Hellen Kleide deutend, welche vom Seitenwege lang sam der Höhe zuschritt, die die Freunde ebenfalls pas sieren mußten. pauvoir äö l'aruent). Julin bestreitet die ungünstige Auffassung der Lage des belgischen Arbeiters hinsicht lich des Lohnes und sucht an der Hand der oben an- gedeutctcn Statistik, sowie älterer und neuerer Auf nahmen richtigere Ansichten hierüber zu verbreiten. Wenn die Statistik von 1880 nur einen durchschnitt lichen Tagelohn von 3,31 Frcs. nachweist, so beruht dies zum Teil darauf, daß hierbei die niedrigeren Löhne der in den belgischen Industrien zahlreich be schäftigten Frauen und Kinder nicht ausgeschlossen seien; übrigens habe Belgien den 4. Platz, gleich nach Schottland, England, Frankreich, hinsichtlich des Arbeits lohnes. Die Kvhlenarbeiter insbesondere anlangend, hat der Tagelohn betragen 1841 bis 1852 zwischen 1,11 und 1,68 Frcs. 1853 bis 1864 zwischen 1,89 und 2,47 Frcs. 1865 bis 1875 zwischen 2,60 und 4,50 Frcs., (l873), dann sank er wieder 1884 auf 3,04, 1885 auf 2,70, 1886 auf 2,61 Frcs., während er 1888 sich wieder um 10 Cent. hob. In diesen Sätzen sind die Löhne von Kindern und Frauen mit begriffen, die Löhne der Erwachsenen sind erheblich höher, wie aus einer Zusammenstellung in der Sta tistik von 1880 hervorgeht. Hiernach verdienten 3466 Arbeiter unter 14 Jahren (männliche und weibliche) zwischen 50 Cent und 2,25 Frcs.; 10093 Arbeiter von 14 bis 16 Jahren zwischen 91 Cent, und 3 Frcs. und von 78318 Arbeitern über 16 Jahren 65 564,3 Frcs. bis 3,99 Frcs. Diesem Lohn des einzelnen tritt nun häufig noch der Lohn eines anderen Mitgliedes der Familie, Frau oder Kind, oder beider hinzu. Indessen, nur wenn Einnahmen von 2444 Frcs., 3307 Frcs und höhere, wie sie A. Julin von Arbeiterfamilien anführt, nicht zu den Ausnahmen gehören, würden sie den Verfasser berechtigen, die Lage des Bergarbeiters für durchaus nicht so ungünstig zu erachten, als sie meisthin dargestellt wird. Der oben zuletzt angeführte Bergarbeiterlohn in Belgien von 1888 im Bettage von 2,71 Frcs. im Durchschnitt--M. 2,17, verglichen mit den jetzt amt lich bekannt gemachten Bergarbeiterlöhnen in den hauptsächlichen Bergbaubezirken Preußens während der 3 ersten Vierteljahre 188!», ist höher als der ent sprechende Lohn in Oberschlesien und in Niederschlesien (hier nur während der 2 ersten Vierteljahre), in welchen Bezirken er sich zwischen 1,84 M. und 2,10 M bewegte, dagegen niedriger als der in Nieder schlesien während des 3. Vierteljahres und als der in allen übrigen Bezirken, namentlich in Westfalen und in der Rheinprovinz, in welchen Bezirken die Löhne, unter Ausscheidung der noch' höheren im 3. Viertel jahr, 2,25 bis 3,13 M betrugen Also die bei weitem größere Zahl der preußischen Kohlenbcrgarbeiter, etwa 18O20O, hatte wesentlich höhere Löhne im laufenden Jahre als im vorigen Jahre ihre belgischen Genossen. Die vorstehenden Ausführungen bezogen sich auf den „Nominal"-Lohn. Ter „reelle" Lohn bestimmt sich nach dem Preis der wichtigsten Lebensmittel im allgemeinsten Sinne, Nahrung, Kleidung, Wohnung. Für diese Bedürfnisse hat die Nationalökonomie aller Länder Grundzahlen ausgestellt. Es würde zu weit führen, auf alle Einzelheiten hier cinzugchen. Aber nach der Beantwortung der Hauptfrage mochte man sich umsehcn, nämlich ob, wenn der nötige Aufwand der Arbeiterfamilie ein größerer geworden, mindestens in demselben Verhältnis der Arbeitslohn gestiegen ist. Er stieg, wie wir sahen, in den letzten 40 Jahren um mehr als das Doppelte, von durchschnittlich 1,37 Frcs. auf 2,99 Frcs. Während nun in diesem Zeit raum der Kartoffelpreis derselbe blieb, sank der Preis von Weizen um 33,3 Proz., von Korn uin 29 Proz. Freilich nützte dies nur verhältnismäßig wenig; denn die Bäcker verstanden cs (und das Volk ließ es sich gefallen), den Preis des Brotes nicht mir nicht sinken, sondern steigen zu lassen von 22 Cent. 1-5)0 auf Wir wollen ein wenig schneller gehen und ihr „guten Morgen" bieten", fuhr Rother fort. „Ein entzückendes Figürchen, nicht wahr? Sie schaute zum Erbarmen aus, als sie vor zwei Wochen ankam — ich habe sie die ersten acht Tage nicht einmal singen lassen. Nun, sie geht, hoffe ich, vollständig geheilt zu ihrem Manne zurück. Komm' schnell, Heinz, ich möchte Dich vorstellen." „Unnötig, Hermann. Ich kannte Frau Halm schon, als sie noch ein kleines Mädchen war, und vorgestern begrüßte ich sie im Kursaale." „Potz tausend, hat der Junge Glück! Unsere spröde Schönheit, die sich eigentlich nur zu meiner Frau hält, kennt er genau? Aber hüte Dich vor ihren Augen, alter Knabe! Verheiratete Frauen sind ja sehr in teressant, nur muß man sie drei Schritte von sich halten, wenn man ruhig im Gemüt bleiben will .... Guten Morgen, Frau Halm! Ich bringe Ihnen einen Ausreißer .... Der Herr hier wäre soeben mit der Eisenbahn abgedampft, wenn ich ihn nicht am Rock- flügel festaehalten hätte." Die Angerusene wendete sich hastig um und blieb dann stehen; sie bot dem hrrankommenden Arzte die Hand, welche kein Handschuh bedeckte — auch Heinz durfte dieselbe an seine Lippe ziehen „Sie wollten fort?" fragte sie mit müder Stimme „Ja," antwortete er fest. „Ich bin an Thättgkeit gewöhnt .... hier fühle ich mich überflüssig." Rother lief in diesem Moment einige Schritte weiter zu dem Rollstuhl einer alten Dame, die hier im Schatten der Nußbäume behaglich ruhte Al» Melitta keine Antwort fand, zwang Meinhardt di» Frage heraus; .
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