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Dresdner Journal : 10.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189001108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-10
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1890
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^7 Freitag, den 10. Januar, abends. 1880 k», Or»«ä«o vi«rt«1Ayr1»ck > K»rk »0 ??, d« ä«n L»»»«rl. tlooiitdro v>«r4«1- IU»r1icti 8 I4iu4t; »u«»« t>»IV <ie» tl«ut»cbt-o lteiit»« tritt tost- vo<1 8u-o>p«>»o»et>I»8 tliarir. Lü>»etl>a Uui, w«rv: 10 kf. L»ka»st8»>F»,«i>akr«»r KRr 4«v K»uiu «üi«r ^p«It-oe» /«il« KIsio« S»t>riN »0 Lf Vvt«r äi« /eil« dv kL L«i 1»b«IIeil- ooä /lC«ro«»u evttpr. ^it5»ckl»g. Lr»ed«lueo: ^Lzket» mit Xo»»»km» 4er 8oon- a. feiert»^« »d«o6«. kvro»pr«et»-^o,etllu«r Ur. 1L8L. ' DresdnerAourml. Für die Gesamtlettun- verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. S»»ndm« e«n 4»t»»<ttx«»Gei, ,u,MLrt»» LeipriU: />> ^ran</«tette«', LomwioeiouLr 6«» 1)>e«6oer 4ourru6»; L»»d«rU LerU» Vie» L»»ol Lr««I«a ». >.! //aarenrtein et 3«rlw Vt«u NowdarM- kr»U Leipei, rr»»Lk» » ». N. N4»ed«a: il k»ri» I.o»4o» N«rU» Nr«»ttor1 ». N. 3t«UU»rt: /)»«-« F t-'o , LerU»: 4nrai«4rn4«»it, Lr„I»o: Fa/<at>,' L«m»«v«r: 0. Lc^ütt/er, L»U« «. 3.: Laret «t L*. Uer»u»ned«rr Lüoi^I. Lipeäitio» 6e« Ore«6o«r 4ouin»1». I)r«»6eo, /«iogeretr. LV. k>rv«precUUr. I2VL. —- Ul. ,. t. htEN. Hnr Lkthur >rn. Rechts sdrn. ergmannmit dstein. Hr. . Lyda Sack Psarrottar Frl. Fanny Fabrikbesitzer I mit Frl. 'Zig nmanll mit eckden. Hr. mit Art. laut Noack Postdirektor r (S7 4 J-) leinhold in r geb Herr ildheim in (7» I.) in in Alten rl. Albine Apotheker Davos. Hr. el in Dres in Dresden au Auguste rsden. Hr 47 I.) in eister Karl at Gustav Virtschafts- in Zittau. Dresden, geb. Froh k 647 »4 ! neu da» U. s " brik lge- sten zur «gen ung cken treu !M- >«l, 8». t. «N- iute «. e«- 4 sch. v. Ins. Feuilleton. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 9. Januar: „Tannhäuser". Große Oper in 3 Akten von Rich. Wagner. In der gestrigen Aufführung dieser bei unserem Publikum seit langer Zeit schon in ungeschwächtem Maße beliebten Oper hat Frl. Malten nach etwa zweimonatlicher Behinderung durch eine langwierige Krankheit ihre für daS Institut hervorragend ersprieß liche und während der vielen Wochen schwer entbehrte Thätigkeit wieder aufnehmen können Über ihre vor zügliche Darstellung der Elisabeth, für die sie den Ausdruck idealer Frauengröße und naiver Mäd chenhaftigkeit mit der gleichen eindringlichen poeti schen Gewalt uns übermittelt, über diese in allen Einzelheiten wunderbar sicher gestaltete und mit immer frischem, lebendigem Eindruck fesselnde Leistung läßt sich kein neues Wort mehr sagen; sie kann diesmal nur den Anlaß geben, in Übereinstim mung mit dem Publikum, das die Künstlerin gestern in wahrhaft herzlicher Art durch Beifall-bezeugungen und viele sichtbare Zeichen der Teilnahme an der glück lichen Wiedergenesnng und solche begeisterter Verehrung begrüßte, unsere Freude darüber kundzuthun, daß die Sängerin sich mit ungeschmälerter Kraft ihrer sonder lich der Kunst R. Wagner- in unschätzbarer Weise förderlichen Wirksamkeit wiederum hinzngeben ver mag, und in begreiflichem Zuhammenhana damit zugleich die Erwartung aussprechen, e« möchten nun mehrere beträchtliche Zeit zurückgestellte Werke, wie Glucks Iphigenie auf Tauris" und die beiden Opern Amtlicher Leit. Dre-den, lO. Januar. Se. Majestät der König und Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, sind heute Nachmittag nach Berlin gereist Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Verwaltungsdirektor am städtischen Kranken hause zu Leipzig, Ferdinand Groß, das Ritterkreuz II. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Berordnunk an sämmtliche Amtshauptmonnschaften, Stadt- rätbe, Bürgermeister und Gemeindevorftände, die Wahlen zum Reichstage betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 8. lfdn. Mts. zur Vornahme der Neuwahlen für den Reichstag der 20. Februar dieses Jahres festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindeobrig keiten — als welche in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die Revidirte Städteordnung gilt, die Stadt- räthe, für die Städte, in welchen die Städteordnung für mittlere und kleine Städte gilt, die Bürgermeister und für das platte Land die Ämtshauptmannschaften zu betrachten sind —, hierdurch angewiesen, unter Beobach tung der m dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 3 l. Mai 186 > (Bundesgesetzblatt v. I. 1869 S. 145 flg.) und in dem zu Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt v. I. 4870 S. 275 flg.) enthaltenen Bestimmungen ungesäumt, und zwar zugleich für die in ihren Be zirken gelegenen exemten Grundstücke die in den 88 6 und 7 des angezogenen Reglements vorgeschriebene Abgrenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände in Gemäsheit von 8 8 des Wahlgesetzes und 8 1 des Reglements die Wähler listen aufzustellen. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke ein zuteilen sind — 8 ? Abs. 3 des Reglements — hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zu erfolgen, und es sind daher die Gemeindevorstände von den Amtshauptmannschaften wegen der geschehenen Bezirkseintheilung rechtzeitig mit Anweisung zu ver sehen. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens am 23. Januar dieses JahreS zu erfolgen und es ist deshalb von den Stadträthen, Bürgermeistern und Gemeindevorständen vorher die in 8 2 des Reglements vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Die für die Wahlhandlung benöthigten Protokoll- und Gegenlistenformulare werden für die städtischen Wahlkreise den Stadträthen und bezw. Bürgermeistern, für die Wahlbezirke des platten Landes den Amts hauptmannschaften zur Behändigung an die Wahlvor steher zugehen. Gegenwärtige Verordnung ist sofort in allen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, gm 10. Januar 1890. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. . Paulig. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichten. Rom, 1V. Jcknuar. (Tel. d. DreLdn. Journ.) Dem „Kapitän fracassa" zufolge wird Se. Maje stät der König bei der Leichenfeier in Berlin durch den dortigen italienischen Gesandten vertreten sein, da sich «egen der verfügbar kurzen Zeit keiner der Prinzen deS königlichen Hause» nach Berlin be geben konnte Kardinal Rampolla übermittelte dem preußischen Grsandten, Hrn. v. Schlözer, daS Beilei» deS PapsteS anläßlich deS Ablebens der Kaiserin Auguüa. Madrid, 10. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein in der vergangenen Nacht ausgegebencS Bulle- tin besagt: Se. Majestät der König hatte seit gestern mittag stärkeres Fieber, welches sich später allerdings verminderte. Jedoch ist eine erhebliche Kräfteabnahme bemerklich. Madrid, 10 Januar, morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein heute ausgegebenes Bulletin besagt, die mit großer Kräfteabnahme verbun denen, beim Könige auftretrnden Erscheinungen ließen befürchten, daß dos Zentralnervensystem in Mitleidenschaft gezogen sei. Unter den obwalten den Umständen beschloß daS Ministerium, die Ge schäfte so weiter zu führen, als wenn es sein Ent lassungsgesuch nicht eingrrricht hätte. London, 10 Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie dem „Standard" aus Lissabon vom 9. Januar berichtet wird, willigte Portugal in Englands For derungen ein, jede weitere Aktion am Schireflusse und im Nyassaland einzustellen und die bewaffneten Streitkräfte aus dem streitigen Gebiet zurückzu- ziehen. Sansibar, lO. Januar. (Tel. d Dresdn. Journ.) Die deutschen und englischen Kriegsschiffe feuerten gestern Trauersalven zu Ehren der verstorbenen Kaiserin Augusta ab. Wie verlautet, geht eö Emin Pascha wesent lich besser. Er ist schon im stände zu gehen. Dresden, 10. Januar. Österreich-Ungarn im Jahre 1889. Es erscheint im gegenwärtigen Zeitpunkt ange messen, die Aufmerksamkeit politischer Leser auf die jenigen Vorgänge in den einzelnen europäischen Groß staaten während des vor kurzem abgeschlossenen Jahres zurückzulenken, welche für letztere von Bedeutung waren, eine nachhaltige Wirkung auf Verhältnisse und Personen hervorbrachten und ihren Einfluß auch über die lokalen Grenzen hinaus geltend machten. An unsere neuerliche rückblickende Betrachtung der Ge schichte Frankreichs im Jahre 188!« knüpfen wir heute eine solche der Ereignisse und Zustände in Österreich- Ungarn, wie sie daselbst während des genannten Zeit raumes aufgetreten sind. Wir entnehmen dieselbe dem „Hann. Cour", der alle wichtigen Daten in folgender zweckmäßiger Weise zusammenstellt: Selten ist ein im Frieden verbrachtes Jahr für die habsburgische Monarchie so bedeutungsvoll ge wesen, wie das eben abgelaufene. Schon der tragische Tod des Kronprinzen Rudolf, des einzigen Sohnes und Thronerben des Kaisers, würde genügend sein, dem Jahre einen ganz besonderen Stempel aufzudrückcn, es unauslöschlich in der Erinnerung festzuhalten. Kurz vor der Katastrophe, fast unmittelbar vor ihr, war Kaiser Franz Joseph, überschüttet von den Beweisen der Liebe und Verehrung seiner sonst oft gespaltenen Völker, nachdem er sein vierzigjähriges Regenten jubiläum gefeiert hatte, in das fünfte Jahrzehnt seiner Regierung eingetreten; soeben auch hatte er seine zweite Tochter, die Erzherzogin Marie Valerie, mit einem Vetter, einem Prinzen aus der toskanischen Linie des Hauses, verlobt, da traf der furchtbare Schicksalsschlag vom 30. Januar, erschütternd wie nur wenige Er eignisse, welche die Blätter der Weltgeschichte füllen, den Kaiser und sein Reich. Die Thronfolge kam von C. Goldmark zu Vielen erwünschter Darstellung kommen. 4- Wandlungen. Novelle von Konstanze Lochmann. 7 (Fortsetzung.) „Ich darf nicht mehr tanzen," sagte sie, da er sich besorgt zu ihr beugte. „Es wird mir so wunderlich zu Mute." Er drang nicht weiter in fle; nur äußerste Selbst beherrschung hatte ihn verhindert, die Geliebte fest, immer fester an sein Herz zu ziehen Die Geliebte! nicht die Freundin, die man verehrt, bewundert, aber nicht zu besitzen trachtet. Bei anderen Veranstaltungen tanzten die beiden nicht mehr zusammen; Melitta unterhielt sich mit Meinhardt und lehnte Aufforderungen zum Tanze gewöhnlich ab, ein Verbot des Arztes vorschützend. Ihre Gesundheit ließ nichts zu wünschen übrig, Rother und seine Frau freuten sich des Erfolges, den daS Bad auSgeüdt, denn das beängstigende Aufhnsten Melittas hatte sich gänzlich verloren, sie konnte stundenlang ohne Anstrengung singen, und ihre Stimme klang beim Aufhören noch eben so rein, wie zu Anfang Der beständige Aufenthalt in der frifchen, reinen Berglust, die selige Gewißheit, einem geliebten Menschen alles zu sein, machte ihre Angen Heller leuchten, ihre Wangen höher glühen Ja, sie war wunderbar schön in diesen kurzen Wochen; auch andere sahen e-, aver da sie still und bescheiden blieb und sich von lauten Festlichkeiten geflissentlich fern hielt, mißgönnte man ihr dieje Schönheit nicht Man freilich keinen Augenblick in Frage. Als geordneter monarchischer Staat, der wohl durch Parteiungen zer klüftet, aber durch keinerlei antidynastische Umtriebe durchwühlt ist, hat Österreich-Ungarn seine feststehende klare Erbfolgeordnung, und es sind auch Prinzen ge nug da, um für den Fortbestand der Dynastie in ab sehbaren Zeiten keine Befürchtung aufkommen zu lassen. Nach der pragmatischen Sanktion gehen, so lange männliche Mitglieder des Kaiserhauses da sind, diese stets den weiblichen, auch wenn letztere dem Kaiser näher verwandt sind, vor, und es ist daher unzweifel haft keine der beiden Töchter des Kaisers und auch nicht die nachgelassene Tochter des Kronprinzen Rudolf, sondern vielmehr der Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl Ludwig, beziehungsweise dessen ältester Sohn Erzherzog Franz Ferdinand den Thron der Habsburger einzunehmen bestimmt. Durch den jähen Tod des Kronprinzen war in das gesellschaftliche, aber auch in das politische Leben des Reiches ein plötzlicher Stillstand gekommen; bald aber forderte die Gegenwart ihre Rechte, und nament lich in Ungarn, wo einer der heißesten parlamen tarischen Kämpfe durch das Ableben des Kronprinzen unterbrochen worden war, begann der Kampf alsbald aufs neue. Dort war die Bestimmung des neuen Wehrgesetzes, daß auch künftighin die deutsche Sprache Armee- und Kommandosprache bei den ungarischen Regimentern und Prüfungssprache für die ungarischen Offiziere und Einjährig-Freiwilligen sein solle, dazu benutzt worden, den schon oft vergeblichen Versuch, das Ministerium Tisza zu stürzen, zu erneuern. Schon in den ersten Tagen des Jahres, am l<>. Januar, begann die endlose, beispiellos leidenschaftliche Wehrgesetzdebatte im ungarischen Parlament, und sie füllte fast ein Vierteljahr aus; denn erst Ende März gedieh sie zu ihrem Ende. Am 29. Januar, am Vorabende des Hinscheidens des Kronprinzen, gab der Beschluß des ungarischen Abgeordnetenhauses, nach nunmehr be endeter Generaldebatte den Wehrgesetzentwurf als Grundlage für die Spezialdebatte anzunehmen, Anlaß zu tumultuarischen Scenen, die in den Straßen von Buda-Pest ihre Fortsetzung fanden. Kaum war der Thronerbe in der Wiener Kapuzinergruft zur ewigen Ruhe bestattet, als trotz der Anwesenheit des Monar chen in der ungarischen Hauptstadt die stürmischen Scenen im Parlamente, die sich bis zu persönlichen Be leidigungen und Bedrohungen Tiszas steigerten, und die Straßendemonstrationen am 14. Februar von neuem begannen. Am 17. Februar fand, obwohl Tisza am 16. im Parlamente durch eine der Opposition gemachte Konzession einen Schritt zurückgcwichcn war, oder vielleicht gerade deshalb, ein großer Demonstrations umzug in den Straßen von Buda-Pest statt; am 20. März, als die auf die Prüfling der Einjährig- Freiwilligen bezüglichen Paragraphen des Wehrgesetzes auf der Tagesordnung standen, war Tisza nach Be endigung der Sitzung geraume Zeit im Parlaments- gebäudc blockiert und , als er endlich das Haus ver lassen konnte, sein Wazen einem wahren Steinhagel ausgesetzt. Erst am 26. März waren die gefährdetsteil zwei Paragraphen des Wchrgesetzcs glücklich unter Dach gebracht. Auch im späteren Verlaufe des Jahres ließ cs die Opposition an Anstrengungen nicht fehlen, Tisza aus dem Sattel zu heben, so an läßlich der Monorer Fahncngeschichte und zuletzt, in dem sie ihm Kossuth, den Revolutionshelden von 1848, entgegenstellte. Der ungarische Ministerpräsident ist trotz dieser Anstürme heute in seiner Stellung gefestig ter denn je, und die ungeduldige Opposition, die ihn schon seit fast 15 Jahren an der Spitze des Staats wesens sieht, hat noch immer keine Aussicht, ihn von dem Staatsruder, das er seit März 1^75 mit sicherer Hand lenkt, zu verdrängen Zu seinen politischen Er folgen haben sich im letzten Jahre auch schwerwiegende ahnte wohl ein tieferes Interesse zwischen dem „schönen Inder" und der lieblichen Waldblume, aber man hütete sich, den beiden böses nachzusagen, besonders da das Ehepaar Rother Melitta in seinen besonderen Schutz genommen hatte. Annie Rother, geborene Baronesse ö. Herm, verstand in solchen Dingen keinen Scherz; bevorzugte sie noch die junge Frau, so war ein Skan dal nicht zu fürchten Beim Abendglühen, daS einem heißen Tage folgte, saß Melitta auf dem nur mit Gras bewachsenen Ab hang, der an den Wald grenzte und eine entzückende Aussicht auf das Bad und die fernliegenden Ort schaften bot. Sie hatte ihren Feldstuhl an die hoch strebende Trauerbirke gelehnt, welche ihr wehendes Gezweig fast bis zum scheitel der in Gedanken Ver sunkenen herabneigte. In Gold und Purpur getaucht, feierten Erde und Himmel die letzte Stunde des Tages, und das leuchtende Gestirn, das langsam am Horizonte entschwand, umfing noch einmal traulich die Wolken, die Berge, Felder und Wohnstätten mit seiner Wärme und seinem Licht. Heinrich Meinhardt, der den Abhang leise empor stieg, stand ab und zu still, um in all' den Glanz zu schauen, aber am berückendsten verklärte der rosige Hauch doch die geliebte Gestalt am Waldessaum und um Melittas Haupt wob das Abendgold eine Strahlen kröne „Melitta!" Nun stand er neben ihr Sie sah auf, und er erschrak. An den seidenweichen Wimpern schimmerten Helle Tropfen, die jetzt lanasam über die zartgefärbten Wangen rannen — ihnen folg ten unaufhaltsam andere finanzielle gesellt: das Defizit ist beseitigt, das Gleich gewicht im Staatshaushalte, wenn auch um dem Preis großer Opfer seitens der Steuerträger, hergestellt. Wie entschieden Ungarn auf der Bahn der Reformen vorwärtsschreitet, beweist neben vielem anderen die Einführung des Zonentarifs auf den ungarischen Bahnen, der erste Versuch dieser Art in Europa, und das zielbewußte Bemühen, Ungarn, welches bisher nur Agrikulturstaat war, zu einem Jndustriestaate zu machen. Wir haben Ungarn den Vortritt vor Cisleithanien, dem Österreich im engeren Sinne, gelassen, weil es reicher an aufregenden, die Allgemeinheit interessieren den politischen Zwischenfällen war, als die andere Reichshälfte, in welcher erst gegen Jahresschluß die Natioualitäteugegensätze wieder die Aufmerksamkeit in höherem Grade fesselten. Eine weitere Zersetzung im Schoße der tschechischen und der deutsch-klerikalen Partei, während im Gegenteil die deutsch-liberale Partei sich enger an einander schloß, charakterisiert dieses Jahr. Die Alttschechen haben, wie die böhmi schen Landtagswahlen vom Juni und Juli >889 be wiesen, bedeutend an Boden verloren, und die jung tschechischen Wahlerfolge eine ganz neue Lage ge- fchaffen. Die Jungtschechen sind in nationalen Fragen den Deutschen zwar ebenso feindlich gesinnt, wie die Alttschechen, ja eher noch feindlicher, aber mit einem Fuße stehen sie doch in der Opposition, und ihr Wachsen schwächt daher die Regierungspartei. Seit her hat sich die jungtschechische Bewegung noch mehr accentuiert, und daß sie ein Faktor geworden ist, mit welchem man rechnen muß, beweist die Agitation für ein Hußdeukmal, welche die Ttschechen mehr und mehr von den Klerikalen trennt. Selbst die Konzession der Ernennung des Grafen Franz Thun zum Statthalter von Böhmen hat die jungtschechische Flut nicht zurück gedämmt. Anfangs zeigte man ihm einiges Wohl wollen, weil sein Name ein Programm schien, das Programm der Königskrönung nämlich, welches den tschechischen Staat aufrichten soll. Aber es ist nichts mit diesem tschechischen Ideal; vom Ab geordneten Plener, dem Führer der Deutsch-Liberalen, interpelliert, hat Graf Taaffe am 17. Dezember, erklärt, daß die Regierung an eine Königskrönung und an eine Abänderung der Verfassung im Sinne der tschechischen staatsrechtlichen Gelüste nicht denke. Hier durch wurde der Weg zu einem neuen Ausgleichsver suche zwischen Deutschen und Tschechen, an welchen! sich aber die Jungtschechen nicht beteiligen, geebnet. Einige Monate vorher war eine ähnliche Aktion, wo bei Fürst Schönburg den Vermittler machte, miß lungen; ob der gegenwärtige Versuch zu einem positi ven Ergebnisse führen wird, muß noch abgewartet werden. Daß die Regierung das Bedürfnis nach einer Aussöhnung mit den Deutschen jetzt so lebhaft empfindet, ist nicht nur eine Folge der häuslichen Zwistigkeiten im tschechischen Lager, sondern auch auf Rechnung der oben angedeuteten Verhältnisse des klerikalen Flügels der Regierungspartei zu setzen. Die Klerikalen sind keine verläßlichen Bundesgenossen mehr, seitdem Prinz Alois Liechtenstein aus Miß mut darüber, daß die Regierung seinem Schulantrage Hindernisse in den Weg stellte, sein Reichsratsmandat niedergelegt und sich überhaupt vom politischen Leben zurückgezogen hat. Von sonstigen Vorkommnissen auf innerpolitischem Gebiete erwähnen wir, daß auch in Cisleithanien das Defizit im Staatshaushalte so gut wie beseitigt ist und infolgedessen ernstlich die Frage der Regelung der Valuta erörtert wird. Der Papierwährungswirtschaft in Österreich-Ungarn soll ein Ende gemacht werden, die Einführung einer Metallwährung ist in Aussicht genommen, doch wird noch viel Wasser die Donau „Melitta, Du weinst'?" „Es geht ans Scheiden", lächelte sie durch Thrä- nen, „und wer scheidet gern von solcher Pracht? Zögert die Sonne nicht auch? Mir kommt es so vor, und sie thut recht daran, denn morgen, wenn sie wiederkehrt, findet sie manche Blume verwelkt, manchen Grashalm zertreten. Warum ist eS so — warum?" Er schwieg lange, in ihren Anblick versunken. Sie hatte sich gefaßt, still schaute sie zu den Wolken auf, die von Augenblick zu Augenblick sich veränderten, neue Farbentöne zeigten. „Wer spricht von Abreise?" fuhr er auf. Sie zog ein beschriebenes Blatt aus der Tasche ihres Kleides ,Hier ist ein Brief meines Mannes Er erwartet mich bestimmt im Laufe dieser Woche. Wozu auch den Abschied hinausschieben? Ich habe vorhin schon mit dem Einpacken begonnen, denn ein rascher Ent schluß ist am besten." „Ich lasse Dich nicht, Melitta! Mir sollst Du folgen, zu mir gehörst Du für Zeit und Ewigkeit." Mit diesen heftig hervorgestoßenen Worten sank Meinhardt vor der jungen Frau nieder Er ergriff ihre beiden Hände und schaute in ihre angstvoll auf ihn gerichteten Augen „Maria", hauchte sie. „Mein Kind fesselt mich an jenen. Lasse mich, Heinz . lasse mich wieder Frieden gewinnen." „Jst't nur um Maria?" jubelte er auf „Melitta, jener wird Dich und sie verschmerzen! DaS Kind, welche- mir so innia zugethan ist, soll in mir einen gewissenhaften, pflichtqetreuen Vater finden. Maria geht mit «n- "
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