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Dresdner Journal : 29.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189003292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-29
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 29.03.1890
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1880. P 7 t Sonnabend, den 2S. März, abends. 8er»x»prel»: kür vrsiäsa I tl»rtc KS kk, d«i ck»o 8ü»«rt. ckeotiok«» ko»t»»»t»It«» vivrtsl- jLLrttck 8 L1»rk; »o—erkLlb äs» äeut»et>«» Lsicl»«« tritt ko»t- auä 8tewpst»»»ell»^ t»t»»». Liorslso lkuwwern: 10 kk. X»küi»älxuil»«isvdüllr«»t kür äs» 8»um «i»sr xs»pslte»e» 2oü» ^><si»»r Scbritt »0 kk. Unter ,,8i»^s»»»ät" äi« 2«il» LV kk. ösi D»d«Us»- unä 2»Esr»»»t» o»t«pr. ^»5»cläsb Lrsckeloenr DL^ilcti wit Xuinstu»« ävr öo»»- ». koisrts^s »dssä». k'or»»prvod-F»»Lt»Ill»»r Ikr. 1285. DreÄnerIMrml. Für die Gesamileitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. es» ^»kü»ä>x»»Us» »»mLrt», L»i^»iU: H Lra»ä»tett-r, 8ommi»»o»Lr äs» l)rs»ä»«r 1our»»I»; L»»d»r» >»rU» VI»» I^iPntx L»xl Lr«»!»» kr»»^t«r» ». N.: //aa«^i»t«n <s I»rU»-Vi»»-L»»d»rU- kr»^ L»tp»t^ -rr»Ltlei»rt ». NKÜLck»»' L«ä. L/o«e,- K»rt» Losäo» L»rU» kr»»llurt s. Il »tsttxsrt: Daik« Uo.,- K»rUn: /nra/iäsnäant, Kr«,I»a: L'aLat^, Ls»»»v«r: u. §c/»ü»«/er, L»u» s. >. : F Larct F LÄ. Nerauixederr LSmxt. Lrxeäitioo äs» Ors»äoer äourvsl». vrs»äeo, ^«in^erstr. 2V. ker»»prect»-^»»clllu»i: Ur. 128k. Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für daS nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für aus- wärts: bei den betreffenden Post anstatt en zum Preise von 3 M. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Ämtlichcr Teil. Se. Majestät der König haben dem Stationsvor stande t. Cl., prädicirten Bahnhofsinspektor Hans Wolf Max von Gablenz in Reichenberg das Ritter kreuz ll. Cl. vom Albrechtsorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtumtlichcr Teil. Hetegvaphische Wachrichten. München, 29. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gegen 1290 Tischler- und 1000 Zimmergesellen haben angekündigt, am Quartalsbeginn die Ar beit niederlegen zu wollen. Sie fordern zehnstün- dige Arbeitszeit und 50 Pf. Stundenlohn. — Ministerpräsident v. Lutz ist so weit wiederherge- stellt, daß er Montag wieder in den Dienst ein- treten wird. Rom, 2K. März. (W. T. B.) Die „Niforwa" dementiert die Nachricht, daß Crispi das Porte feuille de- AuSwärtigm abgcben wolle und fügt hinzu, daß trotz seine- Wunsches, sich in seiner Amtsthätigkeit eine Erleichterung zu verschaffen, im jetzigen Augenblicke keine Änderung in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten opportun sei. Die „Tribuna" erklärt daS Gerücht, wonach die Regierung vom Könige die Auflösung der Kammer, sowie die Neuwahlen für Mitte April verlangen wolle, für unbegründet. Dresden, 29. März. Frankreich und Rußland. In einer ihrer letzten Nummern bringt die „No- woje Wremja" den nachstehenden Leitartikel: „Die Er eignisse, welche sich in der vorigen Woche in Deutsch land vollzogen haben, haben die Aufmerksamkeit des europäischen Publikums von allen übrigen Fragen ab gelenkt. Das ist vollkommen begreiflich. Der Rücktritt des ehemaligen Kanzlers und seine Ersetzung durch den General Caprivi haben, wie wir bereits ausführten, einen Zustand völliger Unklarheit herbeiaeführt, und cs läßt sich nichts über die Wendung vorhersagen, welche die west europäischen Anbelegenheiten in Zukunft nehmen werden. 'Es ist schwer, in einem solchen Augenblicke sich für die politischen Absichten der Genossen des Dreibundes zu interessieren, sogar das Schicksal des Ministeriums Salisbury läßt fast gleichgiltig Es giebt jedoch eine Frage, auf welche die Weiterentwickelung der deutschen Dinge keinen Einfluß haben kann und deren Wichtig keit doch unbestreitbar ist. Diese Frage ist die der Zukunft des Ministeriums Freycinet. Wahrscheinlich wird die dritte französische Republik, bei der von Deutschland angebahntcn neuen Lage der Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt — „Die Nisbe tun gen", ein deutsches Trauerspiel von Friedrich Hebbel. Es ist immer ein Act der Pflichterfüllung und Ehrung gegen unsere jüngere dramatische Poesie, die auf der Spielliste unserer Bühne befindlichen Werke Hebbels nicht von derselben verschwinden und auch keine zu großen Pausen zwischen ihren Aufführungen entstehen zu lassen. Hebbel verdient eine solche Aus zeichnung wie kein anderer, denn neben allen dishar monischen Ungewöhnlichkeiten und Abweichungen vom edlen Kunststil war doch gerade seiner Muse eine Kraft und ein geistiger Lichtstrahl gegeben, der uns in der Mitte unseres Jahrhunderts zuerst wieder Ner trauen fassen ließ zur Möglichkeit, das Theater von einer neuen Zeit wieder durch schöpferische Kräfte be fruchtet zu sehen. Allerdings ist diese Hoffnung un erfüllt geblieben; sie war mehr kühn, als in den Verhältnissen begründet, aber gerade daß sie kühn sein konnte, ist das Verdienst von Hebbels glänzenden! Talent. Unsere Aufführung, welcher auch die vom dritten Teile der Trilogie folgen wird, ist schon öfter be sprochen worden und in ihren günstig hervorstechenden Teilen bekannt. Diese gehören besonders der markigen und charaktervollen Darstellung des Hagen durch Hrn. Porth an, der sich in dieser Rolle künstlerische fest bestimmte Klangfarben zurechtgelegt hat und davon vor teilhaften Gebrauch macht. Ihm zur Seite steht die Dinge, eine bei weitem größere Rolle spielen als vor her. In den letzten Jahren war die schlecht verhehlte Angst der französischen Regenten vor dem drohenden Gejpenst des Dreibundes in das Volk übergegangen, das ursprünglich durchaus andere Gefühle hegte. Die politischen Kreise Frankreichs nehmen nun zum Rück tritt des Fürsten Bismarck eine unerwartet originelle Stellung ein. Die bittersten Feinde des „eisernen Kanzlers" bedauern gleichsam sein Scheiden. Das liegt wohl daran, daß man in Frankreich noch nicht die wahre Bedeutung der vollzogenen Thatsache erkannt hat, und den neuen Kanzler Caprivi für einen Ver treter des Militarismus hält, der nun in der inneren und äußeren Politik das Übergewicht erlangt habe. Diese falsche Auslegung drängt den Franzosen den Gedanken eines neuen Krieges auf, und es liegt auf der Haud, daß bei einer derartigen Stimmung die Frage höchst wichtig ist, ob das neue republikanische Ministerium sich auch als standhaft und brauchbar er weisen werde. Hr. de Freycinet und seine Kollegen beeilen sich nicht gerade, die politischen Kreise darüber aufzuklären. Seit sie von der ziemlich bedeutenden Mehrheit der Kammer ein Vertrauensvotum erhalten haben, be obachten sie eine abwartende Haltung. Besonders vorsichtig verhält sich der Minister des Auswärtigen, Ribot. Seit einer Woche schon besitzt er Spullers Portefeuille und noch hat man nichts von seinem politischen Programm gehört. Vielleicht wartet er den AuSgang der Berliner Konferenz und die Rückkehr der französischen Abgeordneten ab. In der That können ihm Jules Simon und dessen Kollegen höchst wertvolles Material liefern Sie werden mit festen Eindrücken darüber znrückkehrcn, ob die internationalen Beratungen zu irgend einem Ergebnis führen werden, und davon werden wesentlich die gegenseitigen Bezieh ungen Frankreichs und Deutschlands bedingt werden." Zu dieser Auslassung des großen russischen Blattes macht die Münchener „Allg. Ztg" die nachstehenden Bemerkungen: Die Ausführungen der „Nowoje Wremja" erscheinen nicht deshalb beachtenswert, weil sie that- sächlich überzeugende Erwägungen enthalten, sondern weil sie in einem Ton, der den üblichen Fanfaronaden russischer Blätter nicht entspricht, die geheimen Wünsche bloßlegen, mit denen man sich auch in den besonnenen Kreisen Rußlands trägt. Wir wollen daher Punkt für Punkt auf die Bedenken des Blattes eingehen. Was zunächst jenen „Zustand völliger Unklarheit" betrifft, über den die „Nowoje Wremja" klagt, so scheint die St Petersburger Diplomatie ihn nicht zu empfin den. Das Journal de St. P6tersbourg" hat auf Grund der bekannten Kundgebungen Kaiser Wilhelms ausdrücklich hervorgehoben, daß es keinerlei Wechsel in der politischen Richtung Deutschlands erwarte. Dar über die russische Presse zu belehren, wäre freilich nutzlose Arbeit, sie ist gewohnt zu glauben, was sie glauben will. Interessanter ist der Frankreich betreffende Passus. Die öffentliche Meinung Rußlands ist schon lange mit Frankreich unzufrieden. Wünschte man in St. Peters burg und Moskau, daß Frankreich das gefällige Werk zeug der russischen Launen werde, so begegnete man in Paris einer politischen Selbständigkeit, die man rus sischerseits nicht erwartet hatte und die eben deshalb verstimmte. Rußland wünscht, daß Frankreich sich ihm mit Leib und Seele verschreibe und stößt dabei auf sehr bestimmte Gegenforderungen. Das do ut des! wird mit einem Selbstgefühl, dem der russische Chau vinismus die Berechtigung abstrcitet, in den Vorder grund gestellt. Wenn Rußland nnd Frankreich die möglichen Folgen des Rücktritts unsres Kanzlers ver schieden beurteilen, so hat nach russischer Auffassung natürlich Frankreich Unrecht. Daher auch die Unzu friedenheit mit Hrn. Ribot, der nicht demonstrieren vorzügliche Leistung der Brunhild des Frl. Ulrich (in beiden Teilen), im ersten besonders in der visio nären Stelle, durch welche Hebbel kundgeben will, daß Brunhilde eine Walküre war. Auch für Frau Ute erfreuen wir uns in Frau Bayer einer gediegenen Ausführung von edelster Hal tung. Hr. Dettmer ist als Gunther mehr als in anderen Heldenrollen am Platze. Für die in den ersten Teilen holdselige Gestalt der Chriemhild war Frl. Salbach eine anmutige Stütze des Werkes, zugleich poetisch deckend für den Konflikt der Handlung. Ein passender Darsteller für den Siegfried fehlt uns freilich, denn hier muß die Illusion notwendig durch das Bedeutsame der äußeru Heldenerschcinung aufrecht erhalten werden. DaS und noch manches an dere kann allerdings die gefällige Pagengestalt des Hrn. Franz nicht. Er war viel zu laut, hastig wo er feurig, vorwitzig wo er siegesgewiß sein sollte. Den noch hat er innerhalb seiner höchst theatralischen De klamation viele Stellen überraschend natürlich betont und er war mit seiner Einbildungskraft immer lebhaft bei der Nolle Ö B Schwer gcbüßt. Eine Erzählung von Filipp Moreno 18 (Fortsetzung.) „Halt, mein Herr", rief der Baron mit bebender Stimme. „So dürfen Sie nicht fort! Sticht von der Stelle, sage ich Ihnen, bis Sie die Berechtigung Ihrer Anschuldigungen unumstößlich bewiesen haben! Ver gessen Sie nicht, daß Sie hier nicht in Amerika sind will, und der wenig zutreffende Vergleich seiner Stel lung mit der Spullers. Hr. Ribot hat nicht einen ehemaligen Juwelenhändler, sondern einen so feinen Kopf wie Hrn. Freycinet zum Chef, und da wird man mit Fug und Recht annehmcn, daß die auswärtige Politik mehr vom Kabinettspräsidenten als vom Mi nister des Auswärtigen gemacht werden wird. Vollends thöricht ist die Erwartung, daß die Rück kehr der Abgeordneten von der Berliner Konferenz eine Wendung der französischen Politik herbeiführen könnte. Man hat in Paris sehr wohl bewußt, was man that, als man die Konferenz beschickte, und ist über die Berliner Ereignisse ohne jeden Zweifel schon jetzt vortrefflich unterrichtet. Frankreich scheint uns entschlossen, eine kühle nnd berechnende Jnteressen- politlk zu treiben — das ist auch gewiß das Ver nünftigste und dabei dürfte der Friede Europas am besten seine Rechnung finden. Wenn die russische Presse damit unzufrieden ist: um so schlimmer für sie!" Diese Bemerkungen des Münchener Blattes sind gewiß sehr zutreffend. Das neue Kabinett Freycinet hat, als es sich in der Abgeordnetenkammer vorstellte, ausdrücklich die Erklärung abgegeben, daß cs sein Hauptaugenmerk den sozialpolitischen und wirtschaft lichen Aufgaben zuwcnden werde, und bei der gegen wärtig für diese Fragen in der Kammer vorherrschen den starken Strömung ist nicht daran zu zweifeln, daß diese Worte des Kabinetts sehr bald in Thaten um gesetzt werden. Man darf darum den Bemühungen der russischen Blätter, Frankreich zum Aufgeben seiner bisherigen Politik zu drängen, ohne übergroße Besorg nis znschauen. Das französische Ministerium wird sich durch den Rücktritt des Fürsten Bismarck schwerlich bewogen finden, in seinen Beziehungen zu Deutschland eine Änderung eintreten zu lassen. Tagesgeschichte. * Beilin, 2b. März. Se. Majestät der Kaiser geleitete heute vormittag Se. König!. Hoheit den Prinzen von Wales bei Höchstdessen Abreise nach deni Anhalter Bahnhof und begab sich später nach der Turnlehrcrbildungsanstalt, um daselbst der Schluß vorstellung der Eleven der Anstalt bis zum Schlüsse beizuwohnen Nach dem Ende der einzelnen Vor- ftihrungen hielt der Monarch eine Ansprache an die Eleve». Er drückte seine außerordentliche »Zufrieden heit mit dem Gesehenen aus und betonte besonders den günstigen Eindruck, den er von der gleichmäßigen Ausbildung aller Eleven empfangen habe. In dieser Weise werde das Turnen wirklich die körperliche Aus bildung im Volke fördern und er sei dankbar dafür, wenn Lust und Liebe zum Turnen immer mehr in die Jugend hineingetragen würde. Er habe von jeher viel Vertrauen zu den deutschen Turnern gehabt nnd das letzte deutsche Turnfest in München, über das er sich habe berichten lassen, habe einen trefflichen Beweis von der Leistungsfähigkeit und dem Geiste der deutschen Turnerschaft gegeben. Er habe zu den deutschen Turnvereinen das Vertrauen, daß sie wesentlich mit darauf einwirken würden, die Leute ^subversiven Ten denzen zu entziehen. Und so sei er auch in diesem Sinne für die Förderung des Turnens dankbar. — Se. Königl. Hoheit der Prinz von Wales hat sich am heutigen Vormittag von den Kaiser!. Maje stäten wieder verabschiedet und ist am Vormittag um 10 Uhr über Bitterfeld nach Koburg abgcreist, um daselbst mit seinem Sohne einige Tage zum Besuch zu verweilen. Bei der Abreise von Berlin gab Se Majestät der Kaiser Höchstdcmselben bis zum Anhalter Bahnhofe das Geleit, woselbst auch Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich mit den Prinzessinnen Töchtern, die erbprinzlich meiningischcn Herrschaften und andere Mitglieder der Königl. Familie, ferner der groß und daß wir die Mittel haben, uns, wenn nötig, Ihrer Person zu versichern!" „Wenn Sie einen öffentlichen Skandal herauf beschwören wollen, so treffen die Folgen desselben Sic, nicht mich", entgegnete der General ruhig. „Was ich gesagt habe,- erhalte ich aufrecht; diese Dame ist nicht die Gräfin Hahn. Da füllt mir übrigens ein, daß der Geistliche, der den Grafen Paul getraut hat, sich gegenwärtig ebenfalls in London be findet. Ich kann Ihnen seine Adresse geben. Rufen Sie ihn telegraphisch hierhcr. Ich will mich bis zu seiner Ankunft zu Ihrer Verfügung halten. Er kennt mich und er kannte auch das Fräulein Gabriele Orlich Lassen Sie ihn kommen nnd hören Sie dann, was er Ihnen sagen wird." „Hast Du gehört, was der Herr gesagt hat?" fragte Lionel die Gräfin mit liebevoller Stimme. „Wollen wir den Geistlichen bitten, uns zu besuchen und den Herrn General seines Irrtums zu überführen?" Sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter und brach in Thränen aus. „O nein, Nello!" rief sie. „Bitte, bitte, nein, nein!" „Aber warum nicht, Gabriele?" „Nein!" rief sie heftig. „Wenn seine Aussage aber doch die Wahrheit ans Licht bringen kann, warum willst Du ihn dann nicht sehen?" Sie beharrte auf ihrer Weigerung. „Aber sichst Du denn nicht ein, Gabriele, daß Du schuldig erscheinst, wenn Du dieses Beweismittel von det Hand weisest?" All sein Bitten und Drängen blieb vergeblich. britannische Botschafter Sir Edward Malet und sämt liche Attaches der hiesigen englischen Botschaft und die Spitzen der Behörden rc. zur Verabschiedung anwesend waren. Der Abschied zwischen dem Kaiser und seinem erlauchten Gast war ein überaus herzlicher. — In Koburg woselbst der Prinz von Wales nachmittags Uhr cintrifst, wird derselbe mit seinem Sohne bis zum 3l. d. Mts. zum Besuch verbleiben. — Se. Durchlaucht der Fürst Bismarck hat ein längeres Schreiben an den Bundesrat gerichtet, in welchem er auf die Adresse des letzteren antwortet und sich zugleich von der hohen Körperschaft, deren Vor sitzender er seit dem Bestehen derselben gewesen ist, verabschiedet. — Der „Reichsanzeiger" schreibt in seinem nicht amtlichen Teil: Die Dankbarkeit für das, was Fürst v. Bismarck für König und Vaterland vollbracht, kommt in zahlreichen Kundgebungen aus Anlaß seines Rücktritts zu lebhaftem Ausdruck. Dem Beispiel -Sr. Majestät des Kaisers und Königs, welcher den Gefüh len des Dankes und der Verehrung in den beiden an den Fürsten gerichteten Schreiben vom 20. März einen tief ergreifenden Ausdruck gab, sind die Monarchen und Fürsten des In- und Auslandes mit ähnlichen Kundgebungen gefolgt. Wie dies seitens Sr. Kömgl. Hoheit des Prinzen Luitpold, Regenten von Bayern, der „Allg. Ztg." zufolge geschehen ist, so meldet jetzt der „Staatsanzeiger für Württemberg", daß auch Se Majestät der König von Württemberg an den Fürsten aus Anlaß seines Rücktritts ein huldvolles Handschrei- beu habe ergehen lassen. Ebenso hat Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen, wie die „Wei- marische Zeitung" meldet, ein Handschreiben an den Fürsten gerichtet, in welchem Höchstderselbe in sehr herzlichen Worten das Bedauern über seinen Entschluß, in den Ruhestand zu treten, ausspricht und zugleich dem Dank für die großen Verdienste Ausdruck giebt, die sich Fürst Bismarck um Deutschland und die deutschen Staaten durch seine Thaten erworben hat. Se. Königl. Hoheit der Großherzog hebt ferner in seinem Schreiben hervor, daß er sowohl als Deutscher, wie als Staats oberhaupt und Haupt seines Fürstenhauses dem Fürsten Bismarck gegenüber sich zu diesem Tanke verpflichtet erachte. Auch Se. Majestät der Kaiser von Österreich- Ungarn hat, wie bereits kurz erwähnt, an den Fürsten ein in den wärmsten Worten abbefaßtes eigenhändiges Schreiben gerichtet, und ebenso haben auch die leiten den Staatsmänner Österreich-Ungarns und Italiens ihrer Verehrung nnd Freundschaft für den scheidenden Kanzler Ausdruck gegeben. Aber auch die deutsche Nation rüstet sich, um dem großen Staatsmann aus diesem Anlaß Zeichen ihrer tiefen Dankbarkeit darzn bringen. Die konservative, die freikonservative und die nationallibcrale Fraktion des Hauses der Abge ordneten haben den Entwurf einer Adresse an den Fürsten festgestellt und mit den Unterschriften der Fraktionsmitglieder versehen. Tie Adressen sollen zum Geburtstage des Fürsten überreicht werden Ferner ergeht von seiten einer Anzahl Bürger Berlins in den Zeitungen folgender Ausruf: „Mitbürger! Fürst Bismarck hat seine Staalsämter nieder- gclegt. In dem bewegten Ausdruck des den Abschied bewilligen den Handschreibens, in der Verleihung der höchsten Ehren haben Se. Majestät der Kaiser dem scheidenden Kanzler den wohlver dienten Tank zu teil werden lassen. Noch erübrigt es aber, daß auch das deutsche Volk sich dem kaiserlichen Danke anschließt. Um eine dahinziclende Kundgebung anzubahncn, laden die Unterzeichneten gleichgesinnte Männer zu einer am Sonntag, den 3v. März d. I. vormittags ll Uhr, in der Biktoriabrauerei, Lützowstraße 112, staltfindenden Vorbesprechung ein." Dankeskuudgebungen wcrdcn fcrncr, und zwar meist zu dcm bcvorstchcnden 75. Geburtstage des Fürsten, in Bremen, in Hamburg, in Darmstadt, in Bingen beabsichtigt. Auch Adressen sind au den scheidenden Kanzler in großer Zahl abgegangen, so von dcm „Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Anftritt beklage," sagte der General endlich. „Und dennoch, wenn hier ein Betrug vorliegt, so muß der selbe aufgedcckt werden." „Ich verbiete Ihnen hier, das Wort Betrug in Verbindung mit dieser Dame zu äußern!" rief der Baron, dessen Antlitz vor Zorn dunkelrot geworden war „Mäßigen Sie sich, Herr Baron," entgegnete der General ruhig. „Wenn die Dame nicht die Gräfin Hahn ist, hat sie sich dann nicht eines Betruges schuldig gemacht, den kein ehrlich denkender Mann dulden oder anch nur verzeihen kann?" „O mein Nello!" ries Gabriele in schriller Klage nnd dann sank sie ohnmächtig zusammen. Der Baron fing die niedergleitende Gestalt auf und trug sie auf das nächste Sofa. „Sie werden sic noch töten," knirschte er. „Nicht ich," entgegnete der General ernst. „Ich bin nur das Werkzeug geworden, durch welches ein broßes Unrecht zur Entdeckung gebracht worden ist. Von Ihnen, der Sic dicsc Dame lieben, ist cs nur natürlich, daß Sie die Partei derselben nehmen, dennoch aber sollte Ihre Voreingenommenheit Sie den einfachsten Forderungen der Gerechtigkeit gegenüber nicht so gänzlich blind machen. Fräulein Voßberg hatte das ihr zugefallene Erbe wohl an eine rechtmäßige Gräfin Hahn und deren Sohn, nicht aber an die erste beste Betrügerin abzutreten. Ich möchte jetzt übrigens auch einmal daS Kind sehen", schloß er, an Gertrud gewendet. „Man kann nicht wissen —" Gertrud zog die Glocke und dann stellte sie sich so vor das Sofa, daß der Eintretende die Öhnmächtige nicht gewahren konnte.
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