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Dresdner Journal : 13.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189003138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-13
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.03.1890
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M 59. Donnerstag, den 13. März, abends. 1890. kür Oroiäoa vierteffLkrliek > t» ?k, <i«o L»i»ert. äeuttckso ko»t»n»t»1t«s ,i«rt«1- M»rUct> S N»rk; »u—«rk»Ib äo« äeuttcboo L«ck«> tritt kost- Ullä 8tewp«lru«ol»1»8 Limolvs Uuwmerw: 1v kk. ^uLNQalxu»8»ssvdvIlr«»t kür -«» K»um «msr goip^Iteoeo 2sil« U»io«i Sekritt 10 ?f. Unter ,,Lia8«"u^t" äi« 2»il« bv kl. Lei l^delisv- unä 2rtk«rv»»tt vntipr. Allk»oll»b LrseLelvenr 'NtgUek mit Xu«L»kmo 6er Lovu- a. ?ei«rt»<xe «d«v<tt. ksrnipreet» - ^victrln»«: Ur. 12DL. Dresdner Zournal. Für di« Gesamtkeitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^oa»tlm« „o Lo^Noalxuoxev »anvLrt«: F>. Lran<i«tetter, 8ommi»»iovLr äe» Lresävsr äouru»Ii; U»o»d«rx >«rll» Vien l^iprtU ^r»»k1»r1 «. ».: Laaienrte»»» <« koAier, N«rU» Vi«»-L»»d«iU I^ip»>^-kr»Lütilrt ». H.-NSllcd«ll: L«<i. Ato««,' ?»rt» LoQÜou LerUn rr»»kturt ». ».- Stutt^»rt : La«-« F t)o., L«rU»: /nraticiencta^t, Lr«il»n: Fm«t La-at-,' s«»»or«r: 0. Lc-««iteo,' L»u« «. I.: / Laret <e LV Uerau»8vderr Lüoixl. Lrpeäition äe» vr«,äo«r Journal«, vreiäeo, Aviogsritr. 10. k«rQ»preck-Ao»ckw„: Ur. ILSi. Amtlicher Teil. Dresden, 13. März. Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen sind heute früh von hier nach Meiningen abgereist.' Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu dcu Königl. Sächs. Staatsschuldverschreibungen über 3 jährliche Reuten von 1878 und 1887 be« treffend. Gegen Rückgabe der im Termine 31. März 1890 ablaufenden Zinsleisten der Königl. Sächs. 3^ Ren- tenschnldvtrschreibungen von 1878 und 1887 sollen vom 15. dieses Monats an neue Zinsbogen, bestehend aus Zinsleiste und ZinS- scheinen auf die 12 Halbjahrstermine 30. September 1890 bis mit 31. März 1896, bei der Staatsschul denbuchhalt :rei in Dresden, der Lotterie-Darlehnskasse in Leipzig, Herrn S. Bleichröder in Berlin, Herren M. A. von Rothschild L Söhne in Frankfurt a/M. und der Norddeutschen Bank in Hamburg wochentags während der Bormittagsstunden ausgegcben werden. Die abgelaufenen Zinsleisten sind nach den Gat tungen getrennt und nach der Nummerfolge geordnet zum Umtausche einzureichen, auch sind denselben an den Umtauschstellen und in den Fällen, wo der Um tausch nicht sogleich abgewartet werden kann, Verzeich nisse, welche die gleiche Ordnung einhalten und zu denen Vordrucke bei den Umtauschstellen zu erlangen sind, in doppelter Ausfertigung belzugeben. Der Umtausch der eingereichten Zinslasten erfolgt bei der Staatsschuldenbuchhalterei in Dresden thun- liehst nach der Reihenfolge der Anmeldung und Zug um Zug. Um etwaigen, den schnellen und geregelten Geschäftsgang hemmenden Personenansammlungen vor zubeugen, haben aber kleinere Zinsleistenposten größeren Einlieferungen in der Abfertigung vorzugehen. Können die Einreicher ihre Abfertigung nicht ab warten, so ist denselben in der gleichen Weise, wie dies bei der Lotterie-Darlchnskasse in Leipzig, Herrn S. Bleichröder in Berlin, Herren M. A von Roth schild L Söhne iit Frankfurt a/M und der Nord deutschen Bank in Hamburg geschehen wird, zunächst eines der mit vorzulegenden Verzeichnisse quittirt aus zuhändigen, gegen dessen Rückgabe die Zinsbogen 10 Tage später in Empfang genommen werden können. Auswärtige Betheiligte haben, da die Umtausch- stellen wegen der Zinsbogcneinwechselung Schriften verkehr nicht führen können, den Umtausch persönlich oder durch Beauftragte an Ort und Stelle zu besorgen. Dresden, den 12. März 1890. Der Lavdtagrüittschllß ti Utrwallong -er AtaaUichvldco. Bönisch. IMtlimtüchcr Lcil. Zctegr^phiscHe LlacHrichten. Rom, 12. März. (W. T. B.) Die Deputier- tenkammer genehmigte mit 143 gegen 89 St. den Betrag von 17 500000 FrcS. für Herstellung von rauchlosem Pulver und den Bau geeigneter Pulver- mnhlen Die italienischen Delegierten sind heute abend zur Konferenz nach Berlin abgereist. Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am Mittwoch, den 12. d MtS.: „Teil", Oper in 4 Akten von Gioa chimo R,ossini Des genialsten italienischen Tondichters reifstes Werk im ernsten Stil findet an unserer Hosbühne nur spärliche Aufführungen, eine Thatsache, die sich wohl zumeist in der geringen Teilnahme des Publiknms be gründet Solche Zurückhaltung der Musikfreunde ist aber in der Hoffnung auf eine wiederkehrende unbefangene Geschmacksrichtung und gesunde Kunstanschauung sehr zu beklagen, da Rossinis „Teil" namentlich in den bei den ersten Akten eine Fülle eigenartiger schöner Musik enthält, wie sie wenige Partituren nnS darbieten. Die Ehöre der Introduktion, einzelne Ensembles, die Rütli- und die Apfelschußscene gehören zn den höchsten Er zeugnissen der Opernlitteratur, gemahnen in vielen Einzelheiten an die idyllische Poesie HaydnS, an die dramatische Spannkraft Mozarts und wirken auf alle empfänglichen Menschen durch die Ursprünglichkeit ihrer Konzeption, durch die Natürlichkeit, Wahrheit und charakteristische Mannigfaltigkeit ihrer Ausgestaltung Bewunderungswürdig ist die naive Sicherheit der An schauung, die üppige Erfindung und Frische in der Ausbreitung der JntroduktionSscenen, bewunderungs würdig die kunstreiche Steigerung, die schwungvolle Entfaltung des dramatischen Elements au» dem ruhig bewegten VolkSscenenI Und solche» Lob gilt auch ohne die historische Erwägung, daß e» ein genialer, aver leichtfertiger Vielschreiber von vierzig Opern war, der Dresden, 13 März Der Rücktritt Koloman v. TiSzas. AuS Buda-Pest brachte vor einigen Tagen der Telegraph die Nachricht, daß Hr. v. TiSza von seinem Posten als ungarischer Ministerpräsident zurückgetreten sei und daß der Kaiser den Grafen Szapary mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt habe, in welches die Mehrzahl der Mitglieder des bisherigen Kabinetts Tisza wieder eintreten würden Die Nachricht wurde wenige Stunden nach ihrem Eintreffen von halbamt licher Seite für unrichtig erklärt. Sie wird jedoch neuerdings von zuständigster Stelle ausdrücklich be stätigt, und es steht heute außer allem Zweifel, daß an die Stelle des Kabinetts TiSza ein neues unter dem Vorsitze des Grafen Szapary treten wird. Die Ursache dieses Ereignisses, welches auch außerhalb Ungarns ernste Beachtung erheischt, ist die Frage der Revision deS Heimatsgesetzes, bezüg lich welcher Hr. v. Tisza einen Standpunkt ver trat, der bei den übrigen Ministern auf Widerstand stieß. Um diese Haltung der Kollegen des Minister präsidenten, welche im ersten Augenblicke etwa» auf fällig erscheint, zu verstehen, ist cS notwendig, sich der Vorgänge zu erinnern, welche sich im vorigen Jahre bei den Verhandlungen über die genannte Frage im ungarischen Parlamente abspielten. Um Hrn. v. Tisza Verlegenheiten zu bereiten, hatte damals die Parla- mentsopposition gesetzliche Vorkehrungen dafür begehrt, daß nicht infolge des geltenden Gesetzes, wonach jeder Ungar, der durch 10 Jahre im Auslande lebt, ohne vor einer ungarischen Behörde oder österreichisch- ungarischen Gesandtschaft die Erklärung abzugeben, daß er sein ungarisches Staatsbürgerrecht behalten wolle, dasselbe verliert, Ludwig Kossuth seiner Eigen schaft als Ungar verlustig werde. TiSza hatte diesem gegen ihn gerichteten Hieb mit großem Geschick und bewunderungswürdiger Geistesgegenwart dadurch die Spitze abgebrochen, daß er erklärte, die Bestimmung des Heimatsgesetzcs habe auf Kossuth als Ehrenbürger zahlreicher ungarischer Gemeinden keine Anwendung, und auf die dieser Auslegung entgegengesetzten Zweifel erwiderte, wenn die Opposition Kossuth nicht als ungarischen Bürger betrachten wolle, so sei das ihre Cache, die Regierung bettachte ihn als solchen. Gleich wohl gab er später, als die Frage des Kossnthschen Bürgerrechts von seinen Gegnern fortgesetzt gegen ihn ausgespiclt wurde und die Opposition mit Obstrnktion drohte, am 11. Dezember das Versprechen, er werde einen Gesetzentwurf zur Abänderung der auf Kossuth anwendbaren Bestimmung des Heimatsgesetzes, zwar nicht wegen Kossuths, aber weit die Regierung die Notwendigkeit einer Änderung im Interesse aller Ausgewanderten anerkenne, einbringen. In seiner Neu- jahrsredc zu Beginn dieses Jahres gab er zwar dann der ihn beglückwünschenden Deputation Erklärungen, in denen er es als mit der Würde der Nation nicht vereinbarlich bezeichnete, für einen Mann, der die Schöpfungen der Gesetzgebung und selbst die Berech tigung der Krone leugnet, von eben dieser Gesetzgeb ung und Krone ein begünstigendes Gesetz zu verlangen; aber an sein erstes Versprechen hielt sich Hr v Tisza doch für gebnndeu. Er suchte demzufolge die Zustimmung seiner Kollegen zu einem Gesetzentwürfe nach, durch welchen das ungarische Staatsbürgerrecht Kossuths trotz dessen mehr als zehnjähriger Abwesenheit von der Heimat aufrecht erhalten wird. Tie übrigen Minister ver weigerten cs indessen, einer Gesctzreform bcizutretcn, welche eingestandenermaßen zu Gunsten eines Mannes erfolgen sollte, der die Legitimität der Krone, der Verfassung und des Parlaments leugnet; sic er- klärten sich nur mit' einigen. aus Auswanderer und Militärpflichtige bezüglichen Änderungen des Heimat- seine wunderbare Begabung mit künstlerischem Ernst zum ersten Male auf sein letztes Werk vereinigt hat. Mit diesen Vorzügen des „Teil", die nur Herren von der Zukunftsmusik leugnen könnten, weil hier die dramatische Empfindung überzeugend wirkt „trotz" ge bundener Melodie und rein musikalischer Technik —, steht die Teilnahme des Publikums nach der eingangs gezogenen Folgerung in argem Mißverhältnis, das sich bei der befriedigenden Art der hiesigen „normal" be setzten Darstellung lediglich mit der einseitigen Neigung der Theaterbesucher erklären läßt und deshalb um so bedauerlicher erscheint. Vielleicht, daß häufigere Wieder Holungen der Oper, deren Lebenskraft einen guten Platz im Spiclplan jede» wahren KunstinstitutS fordern darf, daS allgemeine Interesse anstacheln; sicher, daß solche nach ihrem Teil zur notwendigen Klärung des gegen wärtig stark getrübten Kunstsinn» beizuttagen vermögen. Die gestrige Aufführung, zn welcher sich übrigen» nach der laugen Aussetzung der Oper ein ziemlich große» Publikum eingefunden hatte, zeigte infolge von Beurlaubung mehrerer Mitglieder nicht die bestmög liche Besetzung. Aus der notwendig gewordenen Än derung ergaben sich mehrfache empfindliche Mängel, über welche aber die Anerkennung für die überhaupt ge schehene Vorstellung diesmal hinwegschen möchte. Die poetische, von dcr Musik anfang» bedeutend gehobene Gestalt der Titelrolle, welche der Sympathie aller im vorhinein sicher ist, verkörpert Hr Scheidemantel in Spiel und Gesang sehr trefflich Er bringt da- schlichte Wesen, die Begeisterung Dell» für Befreiung dc» Vaterlandes von tyrannischer Gewaltherrschaft, den männlich festen Charakter, die HerzenSwärme seine» Gefühl» zn lebendigem, in der Apfelschußscene zu rühren gesetzes einverstanden. Zweifelsohne ließen sie sich hierbei von der gewiß sehr richtigen Erwägung leiten, daß jedes Zugeständnis nach der angedeuteten Rich tung hin eine unverzeihliche, mit dem Ansehen der Krone schlechterdings unvereinbare Schwäche sein und den Anschein erwecken würde, daff man unter den« Zwange der rücksichtslosen und vor keinem Mittel zurückschreckendrn Parlamentsminderheit stehe. Der letzteren aber war natürlich nichts willkom mener als diese Meinungsverschiedenheiten im Schoße des Ministeriums. Die oppositionellen Blätter er innerten sofort den Ministerpräsidenten an das gegebene Versprechen und forderten in der schroffsten Form den Gesetzentwurf. Einer der bekanntesten Führer der äußersten Linken, der Abg Jranyi, ließ Hrn. v Tisza sogar sagen, seine Partei verlange die versprochene Vorlage, sonst werde sie im Parlamente erklären, der Ministerpräsident sei wortbrüchig und mit einem Wortbrüchigen verhandle sie nicht. Dieser neuerliche wüste Lärm der Opposition war iin Grunde genom men recht überflüssig. Hr v. Tisza war, wie schon gesagt, ohnehin entschlossen, sein gegebenes Wort ein zulösen, und hielt auch aus diesem Grunde an der von ihm vertretenen Fassung des Gesetzes in der letzten Sitzung des Ministerrates fest, den: die Angelegenheit zur Entscheidung vorlag Er erkannte seinen Kollegen gegenüber ausdrücklich die Unhaltbarkeit des von ihm vertretenen Standpunktes an, und pflichtete durchaus den Gründen des Justizministers Szilagyi bei, welch letzterer erklärte, die Regierung würde sich geradezu lächerlich machen, wollte sie einer Gesetzesänderung zu Gunsten eines Mannes zustimmen, der erst kürz lich noch in einem für die Öffentlichkeit bestimmten Schreiben all das für ungesetzlich erklärt habe, was seit 1867 in Ungarn vom Parlamente geschaffen und vom Könige gebilligt worden sei, weil er die Rechte des letzteren auf die Stephanskrone nicht aner kenne. Ta er aber als Ministerpräsident einmal sein Versprechen gegeben, so hielt sich Hr. v. Tisza für verpflichtet, dasselbe voll und ohne jeden Hintergedanken einzulöfen. Unter diesen Umständen war fein Rück tritt natürlich unausbleiblich Niemand wird indessen im Ernste daran glauben, daß die Frage des Heimats gesetzes die vornehmste oder ausschließliche Ursache des selben gewesen wäre. Hr. v. Tisza war es jedenfalls müde, die fortgesetzten Angriffe der Opposition noch »veiter zu ertragen und es war ihm darum der gc- botene Anlaß vielleicht sogar nicht ganz unwillkommen, sich mit Ehren von dem Schauplatze seiner langjährigen Thätigkeit zurückzuziehen. Es ist eben nicht jedermanns Sache, sich tagtäglich im Parlamentssaal den rohesten Beschimpfungen einer Bande von Schreiern auszusetzen, die jedes Anstandsgcsühles bar sind Lange genug hat Hr v. Tisza in der richtigen Erwägung ausgc- halten, daß ein Ministerpräsident, so lange er das Vertrauen der Krone und der Mehrheit des Parla ments genießt, nicht zurückttcten dürfe. Aber auch der beste Wille und die festesten Grundsätze müssen einer so peinlichen Aufgabe gegenüber, wie sie der leitende ungarische Staatsmann zu lösen hatte, schließlich er lahmen. Es ist bedauerlich, daß ein Mann wie Tisza, dcr so viele, beinahe für unüberwindlich gehaltene Schwierigkeiten siegreich beseitigt hat, in dieser Weise gezwungen worden ist, der Regierungsgewalt zu ent sagen. In seinem Rücktritt liegt zugleich die ent schiedenste Verurteilung des parlamentarischen Systems. Wenn die Parlamentsminderheit nicht mehr gezwungen werden kann, die Beschlüsse der Mehrheit zu achten, wenn sic eS sogar zu Wege bringen kann, dieser letzteren ihren Willen aufzunötigen, so sinkt das Par lament zu einer Klopffechterarena herab, in welcher der die Oberhand behält, der den frechsten Mund und die kräftigst? Lunge hat. dem und erschütterndem Vortrag, er singt frei von der Hingabe an äußeren Toncffekt, deklamiert natürlich und verwendet den Sprechton in Momenten höchsten Affekts mit großer Wirkung. Ein vollkommener Eindruck dcr Darbietung wird leider durch sein Organ gehindert, dessen Tiefe in dcr Tonfolge von etwa einer halben Oktave des genügend kernigen ausgiebigen Klanges entbehrt Den Geßler giebt jetzt Hr. Ne Kuschka, im ganzen sehr angemessen, aber in einer übertrieben deutlichen MaSke und mit scheinbar unvcrtilglicher Neigung für ganz unangebracht staccierte Gesang-weise, darin er nur von Hrn. KruiS (Rudolph der Harra») übertroffen wird, der durch seine eigenwillige Vortragsart jede musikalische Phrase zerreißt und zerhackt Frl. Fried mann, deren Stimme eine warme Empfindung schtver anhaftet, sei daraus hingewiesen, daß die Apselschuß- scene auf die Mitwirkung ihres stummen Spiels rech net; ihr Gesicht muß hier der Spiegel sein, darin die Verruchtheit des Landvoigt», die Seelenqual Dell», der Eindruck seines Meisterschüsse- ihr wenn auch noch so leise- Abbild finden; denn Ma thilden» Seele bebt und freut sich mit Tcll, sie ist ja da» Weib, das Arnold Melchthal liebt Keck, frisch und natürlich sang Frl Bossenberger den Gemmy, mit angenehmem Eindruck Hr Meincke den Fischer Hr. Erl und Frl Löffler (Heb wig) befanden sich am wenigsten im Kreise ihres eigentlichen Könnens, doch hat der Sänger die seinem Stimmcharakter ungelegene Partie de» Arnold mit voller Hingabe und dementsprechend freundlicher Wirk ung durchgeführt. Hr Gutzschbach füllt die Figur de- alten Melchthal nicht annähernd au» Die Herren WaS die Zusammensetzung des neuen Kabinetts betrifft, so ist zu bemerken, daß der künftige Minister präsident, Graf Julius Szapary, auch die Leitung des Ministeriums des Innern übernehmen wird, nachdem Graf Joseph Zichy die Übernahme dieses Ressorts ab gelehnt hat. Das Ackerbauministerium wird an Stelle des Grafen Szapary, der Hermannstädter Obergespan, Graf Andreas Bethlen, erhalten, dessen Beliebtheit bei der deutschen Bevölkerung Siebenbürgens vielseitig hervorgehoben wird. Das neue Kabinett wird dem nach folgendermaßen zusammengesetzt sein: Präsidium und Inneres: Graf Szapary; Finanzen: Wekerle; Ackerbau: Graf Bethlen; Justiz: Szilagyi; Unterricht und Kultus: Graf Esaky; Landesverteidigung: Frhr v. Fejervary; Handel: Baross — Tisza selbst wird zunächst noch nicht gänzlich von der politischen Schau bühne abtreten. Er wird der Führer der liberalen Partei bleiben und als solcher jedenfalls nach wie vor im politischen Leben Ungarns eine hervorragende Rolle spielen. Lagesgc schichte. * Berlin, 12. März Se. Majestät der Kaiser begab sich heute vormittag zur Beiwohnung der Be sichtigungen der Offizierreitstunden beim 2. Garde dragonerrcgimeut, beim 1. Gardedragonerregiment und beini Gardekürassierregiment nach den betreffenden Kasernen, rcsp Reitbahnen der genannten Kavallerie regimenter Nach dem Schlösse zurückgekehrt, arbeittte der Monarch mit dem Chef des Zivilkabinetts und nahm alsdann mehrere Vorträge entgegen. Als deutsche Teleglerte nicht als Dele gierte der einzelnen Bundesstaaten) werden an der internationalen Arbeiterschutzkonferenz in Ber lin teilnehmen: Se Excellenz Swatsminister Frhr v Berlepsch, Unterstaatssekretär im preußischen Han delsministerium Magdeburg, Fürstbischof "r. Kopp, Direktor im Auswärtigen Amt wirk!. Geh. Rat Reichardt, der vortragende Rat im Reichsamt des Innern geh. Oberregierungsrat Lohmann, der Hilfs arbeiter im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten geh. Bergrat Or. Hauchecorne, der bayerische Obcrregierungsrat Landmann, der geh Kommerziell rat Frhr. v. Heyl und der Fabrikbesitzer Köchlin Als Konferenzsekretär wird dcr Vortragende Rat im Auswärtigen Amt geh Ittgationsrat De. Kayser sun gieren — Einer interessanten Statistik begegnen wir in einem Versicherungsfachblatte 'Dieselbe betrifft die Unfallgefährlichkeit der einzelnen gewerb lichen Berufszweige und ist auf Grund der in den bisher veröffentlichten Rechnungsergebnisfen der Berussgenossenschasten auf die drei Jahre von 1886 bis 1888 niedergelegtcn Zahlen über die Häufigkeit der entschädigungspflichtigen Unfälle aufgestellt worden. Sie bezieht sich demnach nur auf die „schwere" Un fallgefährlichkeit der gewerblichen Berufszweige Sie will auch, was bei dem zu Grunde liegenden ver hältnismäßig kurzen Zeitraum nicht anders möglich ist, kein abschließendes Ergebnis in dieser Frage bringen, sie ist indessen wohl geeignet, auch in ihrer noch unvollkommenen Gestalt ein interessantes Licht auf unsere verschiedenen Berufszweige nach dieser Rich tung zu werfen. Tic höchste „schwere" Unsallgefährlichtcit würde danach die Brauerei und Mälzerei ausweisen, die geringste die Tabaks industrir. Bei dcr crstercn entfallen im Jahresdurchschnitt aus lovo beschäftigte versicherte Personen 8.84 Verletzte mit übcr lü Wochen dauernden Unfällen Ter Brauerei und Mälzerei folgen das Berggewerbe mit 7,89; die Brennerei mit 6,90; die Spedition, der Speicheret- und Kellcreibetrieb mit 6,82; der FudrwcrkSbelncb mit 6,06; die Müllerei mit 5,95; die Papier- macherindustrir mit L,S9; daS Baugcwerbc mit ü,.",0; die Holz industrie mit 6,29: dieZuckcrindustrie mit 5>,t6. der Steinbruch- betrieb mit 4 92; die chemische Industrie mit i,«4; die Eisen Jknsen und Decarli befriedigten. Sehr vorzüglich war die Ausführung dcr Ehöre und musikalisch schön und schwungvoll die Leistung des Orchesters. Eine baldige und alsdann öftere Wiederholung der Oper bei günstigeren Besetzung-Verhältnissen wäre sehr erwünscht -v- K. Hoftbeater. — Neustadt — „Nora" Schau spiel in 3 Aufzügen von Henrik Ibsen. Tie bishengen Wiederholungen, dazu auch die gestrige, haben für das Jbsensche Stück eine in diesem Grade kaum zu erwartende Teilnahme de- Publikum» gezeigt. So hat sich für das Ganze die Mühe des wirklich tüchtigen Einzustudicrens gelohnt, im beson deren auch bei der Titelrolle TieS ist um so zweck mäßiger, weil es die Darstellerin derselben mit der Ermutigung belohnt, den Kreis ihrer Rollengattung zu erweitern DaS lebendige Eingehen in die Ausgaben der Han delnden Personen ist eine sicherere und daS Zusammen spiel ein freiere» geworden; dadurch konzentriert sich da» Drama und schließt etwa» zeitiger, ein Gewinn bei dcr uuvcrkennbaren Leerheit an echt dramatischem Inhalt Überhaupt kanu jede Theaterregie nicht fest genug die Wahrheit ins Ange fasten, daß ein künst licheS Dehnen von solchen Stücken, die eigentlich nur knapp den Abend füllen, den Erfolg schädigt; dieser Nachteil steigert sich nach den Erstaufführungen fort während und die Ernüchterung in den langen Zwischen pausen wächst. Bei diesen Pausen darf nur die aller uötigste Rücksichtsnahme auf die Darsteller und auf den fchauspielenschen Apparat genommen werde«.
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