Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188612301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18861230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18861230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-30
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage zu 305 des DomerStag, de« 30. Dezember 1888, abends a« von Lerschwiegru« Wahrheit. Boa Vilhelm Käst»«». (Fortsetzung au» de« Hauptblatte.) „ Erlaubte eS aber Mademoiselle Eerlon?* „O, die hatte Migräne, war sehr schwach und hätte bei ihrem schwachen Gehör doch kaum verstan den, in welcher Sprache ich mich mit den Herren unterhielt.* »Ihr gerietet also in Unterhaltung?* „Ja, nach und nach; e» war höchst amüsant, be sonder- da der eine so vrkomisch französisch sprach. Natürlich hatte ich da- kleine Abenteuer nur für einige kurze Reisrstundea gemeint; glaubte die Frem den nie im Leben wiederzusehen. Jeanne war, al» ich ihr davon erzählte, sehr böse und schalt mich wegen meiner Leichtsinnes. Denke Dir also meinen Schreck, da wir die Herren hier im Hotel an der Tafel plötz lich al» unsere Nachbarn wieder Lndenl* „Nun kam doch natürlich Dein Scherz zu Tage?* „Nein, denke, ich muhte meine Rolle weiter spielen, denn die Herren schöpften so gar keinen Argwohn; es wäre höchst peinlich für mich gewesen, meine Linderei eiuiuge stehen. Auch glanbte ich anfangs, sie würden Kalo weiter ziehen, beruhigte auch Jeanne damit, die ernstlich schalt. Aber nein: sie hatte» sich gleichfalls Thun für einen längeren Aufenthalt au», ersehen. Wuc konnten nicht ohne Schwierigkeit von Medizi». Im Mai 1883 wurde in Zürich die Awangstmpfung verworfen, in der i» Mai d. I. veröffentlichten Pockenstatistlk zeigen sich die Folgen dieser Mahnahme solgendermahen aus: Es kamen auf je 1000 Todesfälle im allgemeinen Todesfälle au Pocken: 1881 - 7; 1882 - 0; 1883 - 8; 1884 - 11,»; 188b - 52; 1886, I. Quartal - db. Ein« Aisstellung für die Dauer eines Monats auf dem Gebiete der Ktnderhygiene wird l. Mai 1887 in Paris unter dem Präsidium Ehassaing eröffnet, provinzialnachrichteu. O Leipzig, 29. Dezember. Das Komitee für die im Januar künftigen Jahres hier stattfindend« internationale AnSstelung für VolksernLhrung und Kochkunst hatte sich an den Rat der Stadt Leipzig mit dem Gesuch« um Be willigung eines Beitrags von 2000 M. gewendet und das Gesuch damit motiviert, daß auf dieser Ausstellung die Zu bereitung von Speisen für Masfenernährung und die Ver abreichung solcher Speisen an Arme stattfinden werde. Der Rat hat das Gesuch unter gewissen Bedingungen genehmigt, gleichzeitig auch einen Beitrag von 1000 M. zur Auszeich nung von hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Volksernährung verwilligt. Zu der Gewährung des letzt genannten Bettages haben die Stadtverordneten in ihrer heutigen Plenarsitzung Genehmigung erteilt. < Zwickau, 28. Dezember. Der leidige Schnee fordert immer noch neue Opfer. So eilte am heiligen Abend ein hiesiger Arbeiter mit etwa 12 Mark Geld in der Tasche auf den Christmarkt, um für seine zahlreiche Familie noch einige Kleinigkeiten einzukausen; aus dem Rückwege nach seiner in der äußersten Vorstadt befindlichen Wohnung ist er vom Wege abgekommen, in den nahen Mühlgraben geraten und dort er trunken. Heute Abend erst fand man die Leiche. Die Familie, welche die Feiertage in bangen Sorgen um ihren Ernährer verlebte, findet überall Teilnahme. Heute fiel ferner ein mit Beseitigung des Schnees auf dem Schulhausdach beschäftigter Arbeiter, ebenfalls Familienvater, von diesem herab und mußte, lebensgefährlich verletzt, dem Krankenhause übergeben werden. — Welch bedeutenden Einfluß übrigens die noch immer nicht völlig gehobenen Verkehrsstockungen auf den Telegraphenbetrieb ausgeübt haben, illustriert die That- fache, daß beim hiesigen Telegraphenamt« vom 21. bis 25. d. Mts. nahezu 9000 Telegramme expediert wurden. — Unser Stadttheater kann mit dem am 1. d. Mts. eingetretrntn Wechsel in seiner Leitung nur zufrieden sein. Abgesehen da von, daß Hr. Staack in finanzieller Beziehung bedeutend besser gestellt ist, als sein Vorgänger, ist er letzterem als Dar steller wie als Dramaturg weil überlegen. -s Großenhain, 30. Dezember. Seit gestern ist an ver schiedenen öffentlichen Orten eine Adresse an den Reichstag ausgelegt, in welcher um unveränderte Annahme der Militär vorlage gebeten wird. Die Adresse Hal schon am ersten Tage zahlreiche Unterschriften gesunden. — Der noch vor dem Weih- nachtsseste im Druck erschienene städtische Haushaltplan auf das Jahr 1887 schließt mit 271543,06 M. Einnahme, 384 382,65 M. Ausgabe, demnach mit 112 839,59 M. Fehlbettag ab. Zur Deckung des Fehlbetrags sind wie seit einer längeren Reihe von Jahren auch diesmal Anlagen nach 3 v. H. des geschätzten Einkommens zu erheben, da das neue Anlageregulativ, nach welchem eine progressive Einkommen steuer zum Grunde gelegt werden soll, noch nicht zum Abschluß gelangt ist. stellt, alle« von Papa geordnet, damit wir hier, be sonder« Jeanne» Gesundheit halber, mehrere Wochen in Ruhe zubringev sollten.* „Und fern halten konntet ihr die Herren nicht?* „Anfänglich versuchten wir da», aber e» ging nicht auf die Dauer; sie waren so nett und liebenswürdig, daß wir nach und nach in freundschaftlichsten Verkehr kamen.* „Du hast mir aber noch immer nicht gesagt, «er sie eigentlich sind?* „Der eine, der kleinere dicke, ist ein Assessor Bert hold au» Berlin. Ol* «in neuer, heftiger Lachanfall unterbrach die Erzählung — „ich kann Dir nicht fage«, wie fabelhaft komifch er ist. Du mußt ihn hören, wenn er französisch spricht l Man könnte sterben vor Lachen darüber, wie er die Worte verdreht und mit welch' schauderhaftem Accent er sie heraus- würgt. Trotzdem hat er mit Mademoiselle Serlou die innigste Freundschaft geschloffen, scheint sie sehr »u verehren. Damenvet«hr«»g ist überhaupt sein« starke Seite. O, er macht haarsträubende Lompli- mente und erschöpft sich in Liebenswürdigsten, namentlich, wenn sie ihm nicht zu viel Müfi« machen, den» er ist ein wenig faul, dieser liebe, kleine, dicke Assessor.* „Ist er wirklich dick? Ich erinnere mich nicht, e» gestern bemerkt zu haben.* „Ich weiß e« nicht recht; jedenfalls erscheint er mir immer so, wenn er von Schmeicheleien strotzend i» der Hitz« pustend angetrabt kommt. O, er ist zu, m komischl* Sie lachte und lachte, während Paul Berthold t» seine« verstech wider Willen mit lachend, »«lch« nicht» »olle» al» ihr« völkerrechtlich «»erkannte innere UnadhLngigkelt wahren, nnterfiütz«», oder ober mtndeflra» den- seiden nicht «taegrmr«»« sollen. Im reflkre» Falle wü»de »i, ottoin»tsch« Regierung dt» vediogungen für die Herstellung von dauerhaften frenadschasillche» Beziehungen zu de« tüch- ttg« nnd zuk»nst»vollen «»Ike, Welche» den ftrateaiichen Schlüssel zu« Balkan in seiner Hand hält und mehr al» irgend eia andere» geeignet erscheint, emr sicher« Vormava der earo- päüche» Türket zu bilde», acichaffra Haden, womit iadeß die Vorteile, welche sllr die Pforte an» einer derartige» Politik resultiert haben würden, noch lange nicht erschöpft Wären. Leon auch dir Bedeutung einer Rückwirkung auf die Anderen valkanoölker. vor Allem aus dir Serben und Rumänen, dir »on brr »onftellaiion in dem ihnen benachbarten Bulgarien so nahe berührt werden hätte nicht unterschätzt werd«» sollen. In Bukarest wie in Belgrad wird in d«r Wahrung der Unabhängigkeit de» Balkan» dir rrftr und oberste Nüsilabr erblickt, welchr dtrferr Königreichen durch ihr« Lebev»- tattressen auierlegl wird. Dits» drei Länder auf beiden Sei ten der mittler» und untern Donau würden einen Sckmtzwall auch für dir Türkei gebildet hoben, der für da» Reich de» Sutton« eine» grtßern Wert hätte hab«» könne», «1» alle künstliche» Kombinationen, die, in ihren Grundlagen mffoltd, weder Dauer noch Festigkeit haben können. Wen» aber der Sutta» Bedenken getragen habe, eine positive Politik zu be« solgeu. so wäre miudesirn» eine vollständige Unihaltsomkrit an- gezeigt gewesen; denn e» sei klar, daß m diesem Falle die Pforte mindesten» leine Veranlassung zu neue:, Feinbschaslk» gegeben hätte und die allen Sympathien Europa» für die Türkei würden unverändert geblieben sein Dir» letztere wäre ganz besonder» im Interesse der Pforte um so dringender ge wesen, al» ja da» türkische Reich in diesen Sympathien stet» einen Schutzwall gefunden hatte, der so manche Erfahr, welche die Pforte im Laufe de» letzlrn Jahrhundert» bedroht habe, abzuwendrn vermochte. Die Regierung de» Sultan» habe ivde« weder den eineu noch den andern Weg betreten, sondern mit der Wacht, deren agg»«ssive Politik im Osten wohlbekannt ist, gemeinsame Sache za mach«» für gut befunden. Na» die- em Verhältnisse müsse »aturgemä« eine Reihe von Nachteile» ür die Türkei entstehe», unter dene» jener, im lch-r in l er Ent remdung Europas desteht, wohl nicht der letzte sei« dürste. Unter solchen Umständen werde die englische Regierung sich wohl mit dem »edauken vertraut matten müssen die Wahrung der großirttannischen Interessen im Osten aas anderen al» de» bi»herigeu Bahnen an,«streben. Wie die „Pol. Korr* vernimmt, hätte diese Sprache Sir William White« wohl großen Eindruck gemacht, jedoch nicht vermocht, den Sultan zur Ände rung feiner Haltung in der bulgarischen Frage zu veranlassen. In türkischen Armeekreifeu beschäftigt man sich, wie bereit« berichtet wurde, ernstlich mit der Frage wegen Einführung einer brauchbaren Repetiergewehre«. über Befehl de« Sultan» wurden verschleden« Mo delle aogeschafft nnd einer au« türkischen und deutschen Generäle« zusammengesetzten Kommission zur Überprüfung zugewlesen. Die Mehrzahl der Mit glieder hat sich zu Gunsteu de» Mausergewehre« ausgesprochen, nicht so aber der KriegSmmister, welcher in der Kommission den Borsitz hat und der gegen die genannte Waffe den Einwand erhebt, daß die tür kischen Truppen sich ihrer nicht mit Vorteil zu be dienen wissen würden. Der Kriegs Minister und der ehemalige Minister Osman Pascha sind für da« Mar tinigewehr eingenommen; eine Entscheidung wurde bis her nicht getroffen. Die deutschen Offizier haben auch vie Frage zu entscheiden, ob die in großer Zahl vor handenen alten Patronen für da« neue Gewehr brauchbar wären Der Sultan ist von dem dringen den Wunsche beseelt, diese wichtige Angelegenheit «he- baldigst in endgiltiger Weise zu entscheiden; Beweis hierfür ist der Umstand, daß v. d. Goltz Pascha, welcher bereits eine Urlaudtbewill-gung hatte, vom Sultan in letzter Stunde den Auftrag erhielt, sein« .Adresse bi« »ach Beendigung der BewaffnungLsrage zu verschieben. — Die Bezahlung de« Solde« an die Truppen erfolgt weder in sehr unregelmäßiger Weise. Al« die Regierung im letzten Frühjahre einen Teil dc» rückständigen Solde« au-bezahlte, gab sie dir Ver sicherung ab, daß in Hinkunft ein geregelter Zustand eintreten würde. Bi« Ende Juni hielt sie ihr Ver- sprechen ein, aber seitdem haben die Truppen auch nicht eine Monatslöhnung erhalten. — In der Ab sicht, Konstantinopel gegen einen Angriff von der nördlichen Lands ite her sicherzustellen, Plaut die Regierung den Bau »on Befestigungen. Demgemäß wurde mit der Errichtung der Tschataldschalinie be gonnen, welche sich einerseits bi« zum Marmarameere und aus der andere» Seite bi- Derko« am Schwarzen Meere auSdehnen soll. Suakin, 15. Dezember. Die Belagerung von Tokar dauert an, scheint aber kaum einen Erfolg zu versprechen, da die eingeschlossenen Mahdisten gut ver proviantiert und bewaffnet sind. In der letzten Zeit haben sie wiederholte Ausfälle unternommen, vielleicht auch, um sich freien Abzug zu verschaffe»; sie wurden aber durch die Belagerer zurückgetrieben. Unter diese» herrscht übrigen» nicht die beste Sti»mm»g; sie habe» sich bei dem englisch-ägyptischen Gouverneur vou Sva- kiu darüber beschwert, daß ihre Anführer nach der Einnahme vou Tamai die Beute ungerecht verteilt hätten, so daß auf jeden Mann nur 16 Thaler ent fielen. Auch heißt e«, daß OSman Dekna feinem Neffen Muhammed Dekna, welcher in Tokar befehligt, Botschaft zugesendet Hobe, daß er bald zum Entsätze heranrücken werde. — übereinstimmend wird gemeldet, daß die Einnahme von Tamai eine bedeutende moralische Wirkung im ganzen Ostsudau au»geübt hat, zu welcher sich noch der Umstand gesellt, daß infolge der strengen Überwachung die Zuftihr von Lebens- mitteln nach dem Innern erschwert ist, wodurch an manchen Punkten der Hunger sich einzustrllen beginnt. Bejüglich Lassa las wird bestätigt, daß der Regu» persönlich an der Spitze eine» starken Heere» im An zuge gegen diese Stadt ist. Rach Ansicht der Stam meshäuptlinge jedoch ist e» nicht wahrscheinlich, daß die Abessinier ernen Angriff auf da» starkbesestigte und wohl verproviantierte Kassala beabsichtigen; vielmehr meinen sie, daß e» sich hier um einen größern Raub- und Plüuderung»zug handle, der zu den LebenSgewohn- heilen der Abessinier gehört. Tagesgeschichte. (Fvrtsrtzuuy mW dem Hauptblatte.- Wir», 29. Dezember. Die tiroler Kleri kalen sind mit dem neue» Schulgesetzeutwurse, in welchem ihne» die denkbar weitgehendsteu Zugeständ nisse gemacht werde», »och nicht zufrieden. Ja der ersten Sitzung de» tirolischen LandtagtauSschuffeS, in welcher der Bischof von Brixen den Vorsitz führte, gab Dekan Glatz die Erklärung ab, daß die Vorlage vom katholischen Standpunkte au» unannehmbar sei, nachdem der Staat darin seme Allmacht geltend mache, während die Erziehung «icht Sache des StaateS, sondern der Lurch« wäre! Die Italiener erklärte» wieder die Vorlage au» dem Grunde für unannehm bar, weil dieselbe nicht eine italienische Abteilung des Landesschulrates in Trient vorsieh». Da aber keine Suppe so heiß gegessen, als sie eingebrockt wird, ver ständigten sich die Heißsporne doch darüber, daS Gesetz nicht ohne weitere» zurückzuweiseu, sondern in di« Spezialberatuug einzugehen. Ein erfreuliche» Gegen stück zu diesem Bild« bietet die gestrige Sitzung de» niederösterreichischen Landtage«, während welcher die Subvention de» „Deutschen SchnlvereinL* zur Be ratung kam und auch mit einer glänzenden Ver- trauenSkundgebung für de« gedachten Verein beschlossen wurde. Dagegen stimmten nur 5 klerikale Abgeord nete. — Au» Prag wird gemeldet, daß die tschechische LandtagSmehrheit an vr. Schmrykal, den Führer der deutsch böhmischen Abgeordneten, ein Schreiben zu richten beabsichtigt mit der Aafforderung, jene Bürg schaften näher zu bezeichnen, welche die auSscheidendru Abgeordneten als unerläßlich bezeichnet haben, wenn sie wieder in den Landtag zurückkehren sollen. * Wie», 29. Dezember. Der ungarische Minister präsident v. TiSza, Finauzminister Graf Szapary, LandeSverteidigungSmiuister Baron Föjsrvary und Minister » lawre Baron Orczy find hier eingetroffen. Die Minister werden während ihres hiesigen Aufent haltes Anlaß nehmen, über die folgenden Angelegen- heilen Besprechungen zu pflegen: Die schwebenden Ausgleichsfragen und andere Angelegenheiten gemein samer Natur; die KonversionSoperation; die aus wärtige Lage und schließlich einige Angelegenheiten de» Kabinett«, die vou Sr. Majestät zur Entscheidung gebracht werden sollen. Selbstverständlich spielen bei jeder dieser Fragen andere Faktoren die Hauptrolle und e«wird sich die Besprechung derselben in verschieden artigen Formen bewegen. Eine formelle Unterhand lung wird übrigen« kau« über eine der erwähnten Angelegenheiten stattfinden, dieselben befinden sich gegenwärtig sämtlich erst im Stadium de» persönlichen Gedankenaustausche« und der Besprechung; nichtsdesto weniger kann der Wiener Aufenthalt der ungarischen Minister für jede dieser Angelegenheiten von höchst wichtiger, ja geradezu entscheidender Bedeutung werden. Zur Stunde vermag niemand zu wissen, in welcher Angelegenheit die eventuelle Entscheidung von größerer Tragweite sein wird. * St. Petersburg, 28. Dezember. Die Behörden von St. Petersburg und Liess erhielten den strengen Auftrag, ausländischen Juden nicht zu gestatten, sich, wenn auch nur vorübergehend, in den genannten Städten aufzuhalten. — Nach einer Meldung aus Warschau wird die diesmalige Militärstellung insolge höherer Weisungen vor dem üblichen März termine vorgenommen werden. — Der Weiteren wird rbendorther berichtet: Die Verwaltung der Weichsel - bahn wurde angewiesen, sich im Betriebsdienste nur Angestellter russischer Nattonalität zu bedienen und alle polnischen und deutschen Elemente zu entlassen. * Konstantinopel, 25. Dezember. Die offiziöse Kundgebung der „Moraing Post* in Betreff der Haltung, welche die Pforte in der bulgarischen Frage einniwmt, hat nicht verfehlt, in den türkischen politischen Kreisen einen großen Eindruck zu machen. Gleichwohl hat dieselbe keine allzugroße Überraschung hervorgerusen, denn der großbritannische Vertreter, Sir William White, hatte schon vor dieser Kundgebung wiederholt Gelegenheit genommen, dem türkische« Minister das Auswärtig««, Said Pascha, gegenüber die Anschauungen seiner Regierung in nicht mißzuver« stehender Weise vorzutragen. Dir Plowr — die» war der welemliche Jnha't der Lu». einand-rfetzvAa« da» englischen Bolschafier» — hätte die beste Gelegenh^u «HM, ihr« Position aus »tue» Grundlage» zu btsrpigen. LimoMer hätte fit die Bestrebungen der Bulgaren, Feuilleton. schei»»», träte», ließe» die Börse während de« ganze» Jahre» »i« recht zu der nöligen Ruhe und Sicherheit kommen Et» wettert» Umstand der anfänglich dazu beitrug, einer »»der- sichtliche» Stimmung die Wege »» dahaech war da« »och Deck- »na de» Jahre»'edürsniffe« eimreiende Zurückströme» de» Oelde» au den offrnrn Markt, welche« später solche Dimensionen aanahm, daß der Prioaiditkont auf einen bi» dahin kaum je dvry«k»am»n« »tedrtg«» Satz (tw März aus 1^ H>) herab aedrücki wurde und zu großarug»» Lran»akiionru aus dem Kapitalanlagemarkte, sowie zahlreichen Konveriiernngra von Lnleihen führte. Diese äußerst günstigen Verhältnisse kamen meist in der Hauptsache dem Rentenmarlte zu gute, »ährend der internationale Markt durch dir immer wieder ausiauchende» beunruhigcudeo Gerüchte in seiner Lktionäsrethrit gehemmt wurde, »egen di»Mille de»Jahre«, al» da» lritendeSpelulation»- papker, die Kreditaklten, von ü ozu Jahrr»ansang aus 4^0 herab- gegangen war, trat im allgemeinen etwa» Beruhigung eia, gleichzeitig ging aber die Börse der „stillen Zeit" entgegen, so daß wieder au» diesem Grunde von einem Aufschwünge auch nicht die Rde sein tonnte und alle Hoff, ungen aus de« Herbst gerichtet blieben. Der Geldstavd zeigte sich indr» »er- hältnitmäßig noch überall» flüssig, wa» nunmehr nicht ohne Einfluß aus eine bi«her ziemlich vernachlässigt« Kategorie von Effekten, die Induftri-papiere, blieb. Da» ^«rabgehrn de» Zinsfuß»» für die Rentenwerte mußte naturgemäß eine Er höhung der Kurse der Jodustriepapiere im Gesolge haben und t» waren t ttweise ganz erhebliche, mit geringen Autnahme» gerecht eriigte Steigerungen zu verzeichnen. Auch die Grüu- dungSthäiigkeit erwachte wieder und ries verschiedene neue AkftengrstMchaften in« Leben, von denen man rrsreulicherweis« im allgemtiae» behaupten darf, daß sie aus solider Grundlage errichtet sind. Kau» aber war die ,,«won morto" vorbei, al« alle Illusionen, welche man an die Herbsteampagne knüpjt hatte, aus- neue durch die Septembrrereignifle in Bul garien vernichtet wurden. Die kaum erwachte llnternehmung»- lust mochte einer großen Zurückhaltung Plag, dir Krteg»- besürchiungen erhöhten sich von Tag zu Lag und sind auch seht, beim Jahre-schluß noch nicht beseiligt. Der noch eine kurze Zeit anhaltende flüssige Geldstand versteifte sich allmäh. ltch uns führte zur Anhäufung von größeren Baarrcserven, so daß schließlich Geldknappheit und eine wesentliche Erhöhung der offiziellen Bankrate bi« aus ö und de« Piivattitkont» aus »t, H eintrat. Go zeigt denn der Jahre-schluß »ine nicht» weniger den« sreuodlrche Physiognomie der Börse, die zu ernster Vorsicht mahnt. — Aus die Einzelheiten de» Ver laus» der hiesigen Börse im verflossenen Jahre soll bei anderer Gelegenheit zurückgekommen werden. L Dresden, Sä. Dezember Der 15. ordentlichen General versammlung der Aktieng«sellschast .Hosbrauhau»', Akt en« bierbrauerei u»d Malzsadrik Lotta-Drr-den, welche heute vor mittag» 10 Uhr unter Vorsitz de» Sensal» Simon im Livoli- etablissement uattsand, wohnten iS Aktionäre in Vertretung von 188» Stimmen bei Der bereit» au»züglich besprochene 1885/86»» Geschäst-bericht wurde ebenso wie die beautragie Richtigsprechung de» Abschlusse» und die Decharge an die Ver waltung einstimmig grnehmigt. Die in 10 resp. 6 Proz. sür die Vorzu«»attien I und 11 bestehende Dividende kann «. A. bei der hiesigen Dresdner Baukstelle sofort erhoben werden. Die Ergänzung de- Bussichttrat» führt« zur Wiederwahl der aurscheidrnbon Mitglieder Kaufmann M. Mehrländer und Rechtsanwalt Kurt Seyler. Den Schluß bildete die notarielle Auslösung r«sp Ausschüttung de» Reste» der Schuldscheine der 1873er k-proz. Anleihe.^Über die laufende Betrieb-Periode wurde noch mitgeteilt, daß die Mehrvrrschrotung vom I. Oktober bi» S8. Dezember d. I. gegen den gleichen Zeitraum de» Vor jahre» bükt Li betrug Ler Mehrumsatz verteilt sich mit zirka 3660 bl — 780 000 Flaschen auf da» Alafchenbiergeschäst und mit zirka L8vu dl auf da» tzaßbiergeschäst. »tz Dresden, »o. Dezember. Aus de« hellte abgehal tenen Klein»iehmarkte standen außer den vom letzten Hauptmarlie übrig gebliebenen K6 Rindern, Sü Landfchweinea und 2b i Hammeln al» neu zugetrirbru S Rinder, em ichließltch 4 Bollen, fotvie 18 Hammel, »b7 Landschwrinr und 48- Kälber zum Verkauf. Bei mitttlmäßigem Besuch feiten hiesiger wie auiwärttger Fleischer gestaltete sich da» verlauisgeschäst in Schweinen und Kälbern recht langsam und auch in Rindern und Hammeln war mrr sehr-geringsügiger Umsatz zu ver zeichnen. Der Zentner Schlachtgewicht von Landschweine« wurde mit «7 bi» b4 M und der Zentner lebende» ewicht von ausländischen Raffen bei 16 bi» SO Tara mit 43 bi» b3 M bezahlt. Da» Kilo Kalbfleisch erzielte je nach Qualität der Stücke 8b bi» 11b Ps. und die Rinder- und Hammel preise waren wieder genau dieselben, wie aus dem letzten Hauptmarlte. St. V«t«r»burg, S8. Dezember (W. L. B.) Durch einen heute v,röffr*tt>ch»en kaiserlichen Uka» wird angeordnet, daß die im Jahre >87S emittierten l7 Serien Reich»schatz« scheine im Jahre 1887 amortisiert und statt derselben 17 neue Serien ähnlicher mit 8,?» resp. 3,r verzinslicher Reich»« schatzscheme, im Gesamtbetrag» von bt Millionen Krtbftrubtt, «»»gegeben werden. VLdernachrichte«. T»plttz-Schönau, «» Dezember. Mit echt winterliche» kepränge h«t Weihnachten bei un» seinen Einzug ,»halte» Auch bet «n» deckt der Schnee fußhoch die Eefil^e und ver zögert da« rechtzeitige Eintteffe» der Rachrirten von »»«wärt«, namentlch von Rorddeoischiand. Doch all die gewaltigen Schneemafle» hindern nicht, daß Scharen v«l Spaziergängern den herrliche» Schloßberg durch seine immergrünen schn«uv«r- zogenen Radrlwaldungen Hinauswaodrln, nm von der entzücken den Höhe »nd von den dort befindlichen wirtlichen Räum« in die prächtige Wintärlandschast hinabzusttauen Auch die Lbeaterunterhailungen erleiden durch den chneeub rfluß ker»e Umerbrechung. Ebensowenig ist io gemeinde- und badwirt- schastlicher Beziehung irgend weicher Ltillstaad eingeireten „Denke nur, wie leicht Du den Herren in Berit« wieder begegnen kannst l Wenn Du sie zu« Beispiel in Gesellschaft, auf einem Balle träfest?* „Glaubst Du, daß daS möglich wäre in dem groß««, großen Berlin? Doktor Wendler besucht sicher keine Bälle und dergleichen; ich werde ihn gewiß nie wieder sehen.* „Möglich ist freilich auch da-.* „Ach Ellys* DaS war kein Lache» mehr, sondern ein tiefer, tiefer Seufzer. „Du glaubst nicht, wie erleichtert ich bin, da- ganze Erlebnis Dir, meiner besten Freundin, vertraut zu haben. Du hast «ich bi» jetzt nur lachend und gefühllos gesehen, fei überzeugt, e- ist mir nicht immer leicht und heiter dabei zu Mule gewesen. Oft überfielen mich Roie und Scham wegen meines Leichtsinne»; doch ich hatte einmal begonnen, konnte nicht mehr zurück. Nicht wahr, Du glaubst doch auch, daß ich sie in de« un- endlichen Berlin nicht wiederfehe« werde? E» wäre ja schrecklich, denn sie müßten mich ja verachte«, w««« fi« alle» wüßten I* (Schluß solgt.) Statistik und Volkswirtschaft. 8. Dr«8d»n, 30. Dezember. Jo dem non zur Rüste gehenden Johle stand die Börse vorwieg» id unier den Ein flüssen der Polilik. Zwar sah man bei Beginn drtselben der Zukunft mit ziemlich günstigen Augen enigegro denn der Krieg zwischen Serbien und Bulgarien, von dem man große Ver wickelungen besürchlete, war lolatfirrt geblieben und man Maubte, durch die Richteinmlschung der Großmächte tn diese Angelegenheit aus da» allseitige Bedürsni» nach Erhaltung de» Frieden» schließen zu dürsrn, ober die sortgrsetzien Rüstungen tu Europa, dte ungeachtet de» Friedentbebbrsnisse» in bie E»- knirschte: „Warte, warte, Du kleine Schlange, da» sollst Du mir entgeltens* Daß e» eine gröbliche Indiskretion war, die er durch sein Zuhören beging, fiel ihm par nicht ein. Mädchengeheimriffe zu belauschen, wo sich die Ge legenheit dazu bot, rechnete er zu de» notwendigen Pflichten gegen daS schöne Geschlecht. „Und der andere?* hörte er jetzt fragen. Da» Lachen verstummte und eine gleichgiltige Stimme erwiderte: „Der andere ist ein Herr Doktor Wendler, Privatdozent foviel ich weiß. Nein, denke, neulich frug mich der liebe kleine Assessor —* „Ist Doktor Wendler auch komisch?* „Der? Ach nein, der ist sehr ernsthaft.* Aber mals rin auffallend gleichgiltiger Ton, in dem da» gesagt wurde; merkwürdigerweise schien aber gerade dieser der Freundin Neugierde zu reizen.* „Spricht er auch schlecht französisch?* „O nein, im Gegenteil; er spricht vorzüglich, ist überhaupt sehr gelehrt.* „Nun, Bera, e» ist wirklich ein reizende» Aden- teuer, aßer ich glaube, ich hätte nicht den Mut dazu gehabt. Du hast doch beständig lügen müssen?* „Rein, eigentlich nicht! ich habe nur die Wahrheit verschwiegen. Direkte Unwahrheiten zu sagen, hab« ich mich stet» gehütet. Denn, daß ich in Moskau ge- ßoren bin, daß Papa sein Geschäft da hat, ist doch rri»ste Wahrheit. Daß meine Eltern jedoch Deutsch« si»d, ich selbst von meiner srühesten Kindheit an in Deutschland erzogen bin, konnten die Herren freilich nicht ahnen, besonder» da mir durch Mademoiselle Serlou da» Französisch« in d«r That zur zweiten Muttersprach« geworden ist.*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)