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O verlerne die Zeit Franz Herzog O verlerne die Zeit, daß nicht dein Antlitz verkümmre und mit dem Anllitz das Herz; leg ab deine Namen, verhänge die Spiegel, weih dich einer Gefahr! Wer einem Wink folgt im Sein, vieles zu einem erbaut, siündlich prägt ihn der Stern nach glühenden Jahren, wenn wir irdisch erblinden, reift eine größere Natur. Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar. Wir hörens nicht, wenn Gottes Weise summt. Ja, wir sind der Widerhall ewigen Halls, was ihr das Nichts nennt, ist Wurzel des Alls. Aber das wollen wir mutig vergessen, wollen die Kreise des Daseins durchmessen. Was hier nicht gebunden wird, ist nirgends gebannt. Wie weit eine Liebe sich spannt, in die Zeit, in die Tat, so tief wird sie zeugen im ewigen Werden, in das Glück ihrer Erde. Hüte dein altes Geheimnis, o Welt, vor den menschlichen Augen. Töten würdest du den, dem du zu früh dich verrietst. Manchmal aber gib einem der Unseren ein dem unendlichen Sinn ebenbürtiges Herz. Hüte dein altes Geheimnis. Der alte Turmhahn aus dem aleichnamiaen Gedicht von Eduard Mörike Zu Cleversulzbach im Unterland Hundert und dreizehn Jahr ich stand, Auf dem Kirchturm ein guter Hahn, Als ein Zierrat und Wetterfahn In Sturm und Wind und Regennacht Hab ich allzeit das Dorf bewacht. Manch falber Blitz hat mich gestreift, Der Frost meinen roten Kamm bereift, Auch manchen lieben Sommertag, Da man gern Schatten haben mag, Hat mir die Sonne unverwandt Auf meinen goldigen Leib gebrannt. So ward ich schwarz, für Alter ganz, Und weg ist aller Glitz und Glanz, a haben sie mich dann zuletzt eracht't und schmählich abgesetzt. Meinthalb!, so ist der Welt ihr Lauf, Jetzt tun sie einen andern 'nauf. Stolzier', prachtier und dreh dich nur! Dir macht der Wind noch andre Cour. Ade, o Tal, du Berg und Tal! Rebhügel, Wälder allzumal! Herzlieber Turm und Kirchendach, Kirchhof und Steglein übern Bach! Du Brunnen, dahin spat und früh öchslein springen, Schaf und Küh', Hans hinterdrein kommt mit dem Stecken, Und Bastes Evlein auf dem Schecken! — Ihr Storch und Schwalben, grobe Spatzen, Euch soll ich nimmer hören schwatzen! Lieb deucht mir jedes Drecklein itzt, Damit ihr ehrlich mich beschmitzt. Ade, Hochwürden, Ihr Herr Pfarr', Schulmeister auch, du armer Narr! Aus ist, was mich gefreut so lang, Geläuf und Orgel, Sang und Klang. Von meiner Höh’ so sang ich dort, Und hätf noch lang gesungen fort, Da kam so ein krummer Teufelshöcker, Ich schätz', es war der Schieferdecker, Packt mich, kriegt nach manch hartem Stoß mich richtig von der Stange los, Mein alt preßhafter Leib schier brach, Da er mit mir fuhr ab dem Dach Und bei den Glocken schnurrt hinein; Die glotzten sehr verwundert drein, Regt' ihnen doch weiter nicht den Mut, Dachten eben, wir hangen gut. Jetzt tät man mich mit altem Eisen Dem Meister Hufschmied überweisen; Der zahlt zween Batzen und meint wunder, Wie viel es wär für solchen Plunder. Und also ich selben Mittag Betrübt vor seiner Hütte lag.