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Dresdner Journal : 01.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189003011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-01
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 01.03.1890
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50 Sonnabend, den 1. März, abends. 18S0 kar vr«,äe» vi«rt«lZLt>rliel» > Sl»rll so kk, d« «t«a N»t,«rl. ä«ut»ekeo ?o»t»oit»ltso vi»r1«l. jLNrlicl» S »»rk; »a»»vrk»lb 6«, ävutseN«» K«icü«« tritt?o,t- ua6 8tewpelrL»edI»8 Nuuu. Livreloo Uuwwerv: 10 ?5. ^nkaockt»au»«»vbSürear rar a«L It»um «lv«r ^e,p»Itenei> 2«il« kleiner SeNrikt 40 kk. voter „kiogeEät" 2«ilv S0 kL Lei lÄdellev- uo<1 2iNerv»»tr eutipr. Fuficül^. Lrsekviovn: wit Xv»v»kw« 6er 8voo- v. ?eiert»8« »deoä«. kerorprecN-^vieNlu^: Ur. 12ÜL. DresdnerIMrnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. »oo»t>m« ro» LollSaSIxanx«» »ainSrl», I^ipiik: F> NomwiieivQLr Ne« Orexioer 4our»»Ii; L»»dvA L«rU» Vi«a Leixil^ >»»-I Ur«»I»o 4r»»k1«r» ». ».: F t^OAter, S«rU» Vi«o-Lu»d«iA- kr»U rrxlkevl ». ».-»aLcd-ll: ^o««,- 4»rt, I^Lckon N«rU» - kr»»KNire ». N - StoUx»r1: O»«S« <e Co., S«rU»: /nraNcienciant, Nr«»I»o: Fmit L-Salk; SLLLvvr: <7. Sc/i««ter, N»U« ». ».: Laret F Oo Ueraarxederr LSnixl. krpeäitioo 6e» vrexloer 7ourn»1». vr«»äeo, 2vio^«r,tr. 40. k«D»precü-tzi»eülu»,: Ur. 12VL. i. Amtlicher Teil. Dresden, 24 Februar. Se. Majestät der König haben dem Schuldirektor Carl Heinrich Ferdinand Enael mann in Dippoldiswalde das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben den Lieutenant z. D. Horst Abraham von Schönberg auf Purschenstein zum Kammerherrn Allergnädigst zu ernennen geruht. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist die Stelle des Bezirksarztes für den Be zirk der Amtshauptmannschaft Borna mit dem Wohn sitze in Borna vom 1. März 1890 ab dem bisherigen Bezirksarzte in Marienberg I)r. mell. Curt Maximilian von Mücke übertragen worden. Se. Majestät der König haben dem Postdirector Oscar Ewald Roßbach in Frankenberg das Ritter kreuz 2. Klasse des Verdienstordens Allergnädigst zu verleihen geruht. IliMmliichcr Teil. Aekegraphische Wachrichien. Berlin, I.März nachm. (Tel. d.Dresdn. Journ.) Offiziell werden wciter folgende Ttichwahlcrgcb- niffe gemeldet: In Reichenbach i. Loigtl. wurde Kurtz (deutschkons), in Homburg Funk (deutschfreis), in Darmstadt Osann (nat.-lib), in Gießen Gutt fleisch (deutschfreis), in Friedberg ebenfalls Gutt- fleisch (deutschfreis.) gegen Oriola (nat.-lib.) gewählt. In Pirna ist nicht (»ysoldt (deutschfreis.) gewählt, sondern Grumbt (freikons ). Köln, 1. Mürz. (Tel. d. TreSdi«. Journ.) Die „Köln. Ztg." berichtet, daß seit vorgestern die Saarbrückener fiskalischen Bergwerke Arbeiter- auöschüffe eingcführt haben. Sofia, 28. Februar. (W.T.B.) Der„Agence Balcanique" zufolge hat die bulgarische Regierung dem deutschen Generalkonsul Frhrn. v. Wangen heim mitgeteilt, daß die Bulgarische Bank ange wiesen ist. die rückständigen russischen Occupations- kosten bis inclusive 1. Januar 18W unverzüglich auszurahlen Bezüglich der Lieferungen von Waffen und Munition erbat sich die bulgarische Regierung vorerst dir Rechnungen. Dresden, 1. März. Der VolkSschuluntcrricht in England. Im englischen Parlamente wurde vor einigen Tagen über die Frage der freien Schule, d. h. des unent geltlichen Volksschulunterrichts verhandelt. Die Be ratungen führten indes zu keinem Ergebnis; die An gelegenheit wurde vielmehr auf unbestimmte Zeit hinaus verschoben, und zwar nicht deshalb, weil die eine oder die andere der politischen Parteien die Er sprießlichkeit des unentgeltlichen Volksschulunterrichts in Frage gezogen hätte, sondern lediglich darum, weil man sich über die zu treffenden Maßregeln im ein zelnen nicht einigen konnte. Zur klareren libersicht der Sachlage dürfte der nachstehende, der Münchener „Allg. Ztg." entnommene Überblick über den gegen wärtigen Stand des englischen Volksschulwesens wohl am Platze sein. Die eigentlichen Volksschulen in England sind die Board Schools. Board bedeutet zunächst Brett, sodann auch Tisch, Tafel, dann aber steht es figürlich auch dafür, was an der Tafel vornehmlich geschieht und so heißt cs auch „Beköstigung" und als Zeitwort „be- Feuilleton. Die Enkel. Stählung au» dem EmSlande von E » DinSlage. iS (Fortsetzung.) Ihre Arme sanken herunter „Gerd, schone ihn und mich nicht länger!" sagte sie matt, wir müssen" mit allem zu Ende kommen!" „Ja, rede, rede", wandte sich Kurt wieder gegen Gerd mit jener Heftigkeit, die ein böses Gewissen ver rät, „sag's frei heraus, daß Du gesonnen bist, die ganze Erbschaft an Dich zu reißen und ich Dir ein arge- Hemmnis bin — o, ich hab' es gestern schon behauptet, ich, ich muß beseitigt werden — die Schwester; na, zu der giebt'S andere Wege — ha, ha! Nur zu, sprich's aus, daß ich ein Fälscher bin, sag'S — wenn Du'S beweisen kannst!" „DaS kann ich, Kurt! Denn ich stehe hier vor Dir, und ich selbst bin der Erbe! — Gleich nach An ton Herbergs Tode gestand mir der Lohbauer auf dem Totenbette, daß meine Mutter mich al« Kind seiner Frau mit samt einer kleinen Summe Geldes anver- traute Das Geld ward verbraucht und ich galt für den Sohn seines Bruders in Holland, damit dasselbe nicht zurückgcfordert werde!" „Aber Ralf versicherte mir doch —", stammelte Kurt erbleichend „Ralf weiß, daß ich alle BestätigungSzeugnisse be sitze, er wartet auf seine Bezahlung von Dir und sucht un« nachher allen beiden zu schaden" köstigen". Man speist aber nicht nur an der Tafel, sondern eS sitzt auch wohl eine Anzahl von Menschen zur Beratung daran versammelt, und in diesem Sinne steht Board übertragen auch wieder für eine beratende Versammlung selbst, für ein Kollegium. Diejenige Versammlung, die zur Beratung für Schulzwecke er wählt worden, heißt danach School Board und die von diesem öffentlichen Board begründeten Schulen werden nach demselben wieder Board Schools genannt. Der obligatorische Schulunterricht wurde m Eng land erst vor 20 Jahren eingeführt. Erst im Jahre 1870 traten in den verschiedenen Städten und länd lichen Bezirken die verschiedenen School Boards ins Leben, und zwar auf Grund einer allgemeinen Wahl, wozu alle diejenigen, die städtische Abgaben entrichten, berechtigt sind, gleichviel welchen Geschlechts sie find. Sollte in der That eine Mutter, deren Mann ge storben oder geistesschwach oder auch davongelaufen ist oder aus irgend einem anderen Grunde es ihr über läßt, die Faniilie zu ernähren und für die Steuern aufzukonunen, in Sachen, wo es sich um die Erziehung der Jugend handelt, nicht ebenso gut mitzureden haben, wie Väter, die ein ähnliches Haus inne haben und etwa dieselben Steuern bezahlen? Durch Be jahung dieser Frage ist denen, die für die Emanzi pation der Frauen wirken, ein wesentlicher Punkt gewonnen. Es handelt sich zwar zunächst nur um die selbständige» Frauen, aber das Prinzip der Unzulässigkeit der Frauen bei den Wahlen ist damit gebrochen, und viele erachten es nur noch für eine Frage der Zeit, daß diesen Frauen auch dasselbe Recht für die Parlamentswahlen zugestanden wird. Für die Schulkollegicn sind sie immerhin nicht nur aktiv sondern auch passiv wahlberechtigt, und einige der hervorragendsteü Mitglieder derselben sind that- sächlich Frauen, beziehungsweise Jungfrauen. In den Händen dieser Kollegien ruht im wesentlichen die Ver waltung der Board Schools, die allerdings in Gemäß heit gewisser Parlamentsbeschlüsse, sowohl in Bezug auf die Lehrgegenstände als die Zahl der Lehrstunden und dergl, geschehen muß. Auch liegt eine gewisse Kontrolle in den Händen der Regierung oder doch des „Council ok Ltlucation", von welcher Behörde die Lchulinspektorcn ernannt werden, und auf Grund der Resultate der von diesen vorgenommenen Prüfungen werden den einzelnen Schulen auch von Staatswegen Extrazuschüsse erteilt. Tic obligaten Lehrfächer sind nur Lesen, Schreiben und Rechnen, und dafür zahlt der Staat einer Schule für jeden Schüler 4 Schilling 6 Pence (— 4 M. 50 Pf.) das Jahr, unabhängig von den Leistungen der Schüler im allgemeinen. Erklärt der Inspektor die Schule aber für „vortrefflich", so er hält sie außerdem noch für jeden Schüler 3 Schilling, wenn „gut" 2 Schilling und wenn nur „zirmlich" 1 Schil ling. Tann giebt es noch besondere Zuschüsse für besondere Fächer, 1 oder auch 2 Schilling für den Schüler, je nach den Leistungen für Englisch, Geographie, Geschichte, Zeichnen und in Mädchenschulen auch für Handarbeit. Werden aber gar solche Gegenstände wie Mathematik, Physik, Chemie, Botanik, Lateinisch, Französisch und in den Mädchenschulen auch Kochen gelehrt, so erhält eine Schule für jeden Schüler, der ein besonderes Examen darin besteht, für jedes Fach 4 Schillinge vom Staat. Man sieht, der Staat läßt den einzelnen Schulen und ihren Verwaltungen einen weiten Spielraum, und das liegt in dcr Natur der Tinge, sonderlich in dcr Neuheit dcr Tinge, be gründet. Tenn bis vor 20 Jahren herrschte in dem Volksschulunterrichtswesen ein Chaos und eine Mangel haftigkeit, denen sich mit einem Male nicht abhelfen ließ. ES mußte vor allen« auch den Lokalverhältnisscn Rechnung getragen werden, und innerhalb bestimmter Grenzen ruht die weitere Entwickelung des Schul wesens in den Händen der Eltern, der Gcmeindcn „Aber weshalb traten Sie nicht gleich auf als Erbe?" forschte Baron Marken. Gerd warf einen langen prüfenden Blick auf den Frager: „Sie sind also nicht Ernas Bewerber?" „Ich wüßte nicht, inwiefern das Sic bctreficn könnte?" „Picllcicht doch, Herr!" meinte Gerd, „sie ist ja meine Verwandle," fügte er mit leisem Lächeln hinzu. „Ich wollte nur sagen, wer Erna liebt, der rechnet nicht mit den anderen Dingen!" „Aber die Welt rechnet mit uns wegen der anderen Dinge!" „Ich bleibe niemandem etwas schuldig, Herr, aber ich will auch niemanden bestechen!" Die Männer hatten rasch gesprochen und Kurt rief dazwischen: „Siehst Du, Erna, er verfolgt doch einen Plan, o, ich wußte, sein musterhaftes Gebühren hatte einen besonderen Zwcck! Es wird kein Heiliger ge boren!" „Nein," antwortete Gerd mit vor Erregung zittern der Stimme, „aber die Gnade kommt über den Men schen und er legt seine erste Natur ab und beugt sich unter ein anderes, neues Wollen!" „Gerd!" rief Erna und verbarg ihr Antlitz in den Händen. Er rührte sich nicht, sondern stand mit über der Brust gekreuzten Armen abwartend da. „Ich bitte, ich beschwöre Euch, helft, ratet!" raffte sich Erna rmpor. „Wir wollen in dieser schrecklichen Lage alle« andere ruhen lassen und überlegen, was ge schehen muß, stehen Sie mir bei, Baron Marken, habe Nachsicht mit Kurt, Gerd!" „Man hat sich und mich mit jenen irrtümlichen Zeugnissen au« Bendamm getäuscht!"' trotzte Kurt selbst, wie eS dem englischen Charakter mit seiner Liebe für Selbstverwaltung, seinem Abscheu vor der Allgewalt des Staates am meisten zusagt. Der Staat Hilst, fördert, belohnt, aber die School Boards bilden den Hauptfaktor in der Verwaltung, wie die Steuer zahler, die jene erwählen, auch die, Hauptunkosten tragen. Sie haben im Verhältnis zn ihrer Haus- mietc eine besondere „School Rate" zu entrichten, die in den verschiedenen Städten und anderen Bezirken eine verschiedene Höhe erreicht, im Durchschnitt 3 bis 4 Prozent der Wohnungsmiete beträgt. Diese Gelder werde«« aber lediglich für Volksschule«« verwandt; alle höheren Schule«« sind zu ihrer Erhaltung allein auf das Schulgeld angewiesen, sofern sie nicht von alten Stiftungen ein Einkommen beziehen. Außer diesem Einkommen, das aus den School Rates erwächst und dem staatlichen Zuschuß ist aber bedauerlicher Weise auch noch ein Schulgeld eingeführt. Tas School Board ist vom Parlament ermächtigt, von jedem Schüler jede Woche einen Beitrag bis zu 9 Pence einzusordern. 75 Pfennige die Woche ist aber selbst in England eine erhebliche Summe für derartige Zwecke, sonderlich für ärmere Leute, die mit einer zahlreichen Familie ge segnet sind. Aber das Volksschulwese«« ist hier eigent lich erst noch in der Entwickelung begriffen; es sind namentlich noch manche Neubauten zu errichte«« gewesen. Thatsächlich werden allerdings nur selten 9 Pence ein- gefordert, häufig nur eii« Penny und nur in den wohlhabenderer« Bezirken mehr als das. Überall wird dann dieses Geld von seiten der Lehrer am Montag morgen in der Klasse von den Schülern selbst ein- gesammelt! Ist so vieles in den englischen Schulen einer wesentlichen Verbesserung fähig, so hat namentlich dieses Schulgeld viel Ärgernis gegeben und man ist längst schon auf allen Seiten auf Abschaffung des selben bedacht gewesen. Nicht nur die Liberalen haben längst darauf gedrungen, sondern auch Lord Salis bury selbst stellte dieselbe in seiner Rede zu Notting ham noch vor wenigen Monate«« in Aussicht. Da drängt sich nun aber eine Schwierigkeit immer stärker in den Vordergrund, die von einer andere«« Klasse von Volksschulen ausgeht, den „freiwilligen Schulen," die vornehmlich vor« der Geistlichkeit, insbesondere der katholischen Geistlichkeit und derjenigen verschiedener protestantischen Sekten geleitet und von freiwilligen Beiträgen und Zahlung eines Schulgeldes aufrecht er halten werden. Tiefe bestanden zum Teil schon vor den Board Schools und gingen nicht in diese auf, «veil in den letzteren überhaupt kein Religionsunter richt und am allerwenigste«« ei«« solcher von einem konfessionellen Standpunkte aus erteilt wird. Ter Religionsunterricht, hieß es bei Errichtung der Board Schools, ist nicht Sache des Staates, sondern der Kirche und wird thatsächlich von dieser in den Sonn tagsschulen ausgcübt. Tamit wollten sich aber die Vertreter der freiwilligen Schulen eben nicht begnügen, und so bestanden diese neben den Board Schools fort. Sobald nun aber das Schulgeld für die letztere«« in Wegfall kommen und durch eine Unterstützung von feiten des Staates ersetzt werden sollte, erhoben die ersteren nicht unbilligerweise Anspruch aus gleiche Hilfe vom Staat Tie soll Euch werden, hieß es; aber, setzten besonders die Liberalen hinzu, wo der Staat unterstützt, da will er auch das Aufsichtsrccht ausübcn, und davon wollen nui« diese Schulen wieder nicht« wissen. Würde eine solche Aufsicht eingeführt, so würden die freiwilligen Schulen natürlich ihren ganzen gegenwärtigen Charakter verlieren, die Enthu siasten, die zur Aufrechterhaltung derselben aus freien Stücke«« erhebliche Geldsummen beisteuern, würden diese sofort zurückhalten; die Schulen würde«« zu Grunde gehen. Das würde den Liberalen schon passen, ja man giebt ihnen Schuld, das sei das besondere Ziel, worauf „In Vendamm sind diese Dokumente überhaupt nicht ausgestellt," sprech Gerd, „sie jetzt zurücknchmcn, heißt Dich brandmarken, Tu hast cs zu unvorsichtig gemacht. Der Erbe muß tot bleiben, wenn Tu frei bleiben willst!" „Jetzt gerade, wo mir das Glück winkte." „Wenn Erna, Deine Schwcster, die Erbschaft an tritt, so kannst Tu Teinem Glücke folgen, es hat nie mand außer mir ein Interesse daran, die falschen Pa piere zu untersuchen, oder gegen die Erbin zu klagen!" „Du gedenkst Erna durch Großmut zu binden!" rief Kurt gehässig Gerd zog eine große Brieftasche heraus und breitete einen Kontrakt über den Tisch: „Dies ist mein Asso- ziationSübereinkommen mit Aron in Lüttich, ich werde nach Belgien übersiedeln und künde hiermit die Miete auf dem Oberhof, in 14 Tagen bin ich schon drüben in Belgien zu HanS!" Er reichte mit wehmütiger Freundlichkeit dem Baron Marken die Rechte hinüber und sagte, jedcS Wort stark betonend: „Erna muß glücklich sein!" Baron Marken umarmte den großherzigen Mann, und nach mancherlei Überlegungen ward beschlossen, die Komtesse solle für einige Tage unter dem Vor wande, sich leidend zu fühlen, das Zimmer hüten« da sic den Bruder nicht unterstützen konnte, wollte sie ihm wenigsten- nicht schaden. Die Erbschaft anzunehmen, weigerte sie sich entschieden, aber durch Nachdenken und ruhige Überlegung hoffte sie in dieser Angelegenheit sicher irgend welchen Ausweg zu eu decken Gerd ging nach kurzem Abschied und Marken folgte ihm, indem er die Komtesse bat, seinen Besuch nach einigen Tagen, die er Freunden auf dem Laude zugesagt haben wollte, sie es abgesehen haben; aber wenn die freiwilligen Schulen, die heute von der Freigebigkeit einzelner Privatpersonen aufrechterhalten werden und vielleicht ebenso viel leisten wie die Board Schools, morgen dem School Board anheimfielen, so würden daraus ganz erhebliche Extrakosten erwachsen. Berechnet man, daß der bloße Wegfall des Schulgeldes den Staat fchon mit 2 Millionen Pfund das Jahr belasten würde, so würde die Übernahme der freiwilligen Schulen immerhin seine 30 bis 40 Millionen Pfund erfordern, und vor einer solchen Ausgabe schrecken die Konser vativen vorderhand zurück, während ihre Gegner be haupten, es sei der Regierungspartei überhaupt nicht ganz Ernst mit dcr Einführung des unentgeltlichen Schulunterrichts. Jedenfalls bietet die gegenwärtige Session, nach den jüngster« Erörterungen über diesen Punkt im Unterhause, keine Aussicht mehr, eine darauf bezügliche Vorlage eingebracht zu sehen. Tagesgeschichte. * Beilin, 28. Februar. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag Vorträge entgegen und präsi dierte später eine Sitzung des Staatsrats im Reichs amt des Innern. — Die Einsetzung der Gcwerbegerichte, wie sie in dem vom Bundesräte bereits genehmigte» Entwürfe vorgesehen ist, ist, was aus den von unS mitgeteilten Bestimmungen desselben auch klar her vorgeht, zunächst in die Initiative der Gemeinde behörden gestellt. Ter Entwurf hat indessen diese Einsetzung den Gemeindebehörden bcz. den Kom- munalverbändei« nicht ausschließlich überlassen. ES ist uämlrH die Möglichkeit nicht in Abrede zu stellen, daß die Einsetzung eines Gewerbcgerichts dem Wunsche der beteiligten Kreise entgegen aus anderen als in der Sache liegenden Gründen unterbleibt. Ins besondere wird in den nicht eben seltenen Fällen, in welchen es sich nach den örtlichen Verhältnissen der Industrie nur um die Schaffung eines seine Zustän digkeit über mehrere Gemeindebezirke erstreckenden Ge- wcrbegerichts handeln kann, der Weg der freien Ver ständigung unter den Gemeinden nicht immer zum Ziele führen, und völlig unmöglich wird dieser Weg der Verständigung, wenn dein Gcrichtsbezirk auch solche Ansiedelungen nnd Anlagen einverleibt werde» sollen, welche außerhalb eines GcmeindeverbondcS stehen. Will man deshalb der Absicht des Gesetzes gerecht werden, so muß in solchen Fällen einer höhe ren, außerhalb der beteiligten Interessen stehenden In stanz die Möglichkeit einer Intervention gegeben wer den Demgemäß erklärt der Entwurf die Landes- Zentralbehörden, die wohl die sicherste Gewähr für ein sachgemäßes Einschreiten bieten, für berechtigt, die Einsetzung von Gewerbegerichten anzuordntn. Jedoch soll ihre Intervention immer nur in zweiter Reihe stehen und nur dann eintreten, wenn sic einerseits von beteiligten Arbeitgebern oder Arbeitern beantragt wird und wenn andererseits festgestellt ist, daß die Gemeinde behörden und Kommunalvcrbände nicht geneigt oder außer stände find, die von der Landeszentralbehörde für notwendig erachteten Einrichtungen ins Leben zu rufen. — Auf allerhöchsten Befehl sind, wie der „Reichs- Anzeiger" meldet, die Botschafter in London, Pari-, Rom und Wien, sowie die Gesandten in Bern, Brüssel, Haag, Kopenhagen und Stockholm ange wiesen, die Regierungen, bei welchen sie beglaubigt sind, zu einer Konferenz behufs Regelung der Arbeit ii« industriellen Anlagen und Berg werken cinzuladcn Tie den betreffende«« Minister«« der auswärtigen Angelegenheiten übergebenen Schriftstücke haben fol gende«« Inhalt: erneuern zu dürfen. Beide Männer grüßten Kurt nicht, auch Erna forderte unweigerlich von ihm, sich ihr durchaus fernzuhallen, was er, den Wechsel in der Tasche, sehr gern versprach — Dahin gingen die drei Männer und zum Abend neigte sich der schwere Tag. Ernstlich fiebernd und händeringend in stummer Ratlosigkeit lag Erna auf ihrem Bette Derselbe Kreislauf der Gedanken jagte immer und immer wieder durch ihren schmerzenden Kopf und sie fühlte sich wie eine Schuldige, weil sie einen Betrüger beschützte und seine Vergehen bemän teln half. Jedes Geräusch, jeder laute Ton im Schlosse schien irgend ein neues Entsetzen zu künden Dreizehntes Kapitel. Während Erna de Lance an ihrem fingierten Rheu matismus und ihren nur zu wahren Sorgen darnieder- lag, erklangen die Säle der Fürstin in dem Widerhall fröhlichster Geselligkeit. Kurt umgab die hohe Fra» mit ausgesuchtesten, ja schwärmerischen Aufmerksam keiten, er spielte mit großem Glücke seinen Großvater, nur daß er eine jugendliche Schüchternheit obwalten ließ, die dem ganzen eine sohnlichc Färbung verlieh. ES wurden Gäste geladen, lange Konversationeu zwischen der Fürstin und dem Enkel des einzigen Marquis geführt, und immer war die durchlauchtige Matrone der Mittelpunkt, um welchen sich alles bewegte. Vier Tage noch Ernas vorgeblicher Erkrankung, nach dem Schiffbruch ihrer Seelenruhe, ließ sich die Baronin Ohlenhorst bei ihr melden und saß eine qualvolle Viertelstunde neben ihrer Chaiselongue Kurl de Lance hatte durch die Fürstin um ihre Helene ge-
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