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Dresdner Journal : 09.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188610096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18861009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18861009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-09
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 09.10.1886
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höherer Kulturstufe ihrer Bewohner einen größeren Reichtum an Vieh und Mineralien aus. Die Barmer MisstonSgesellschaft, welche hier seit Jahrzehnten mit glücklichem Erfolge thätig ist, hatte bereit» in den siebziger Jahren eine Handel-gestllfchast sür Handel-- zwecke und zur Ausbeutung der Kupferminen in» Leben geduselt. Die Unsicherheit der Verhältnisse, die Be strebungen der Kapkolonie, da» Land zu annektieren, die wiederholten Kriege zwischen Namaqua» und He» reroö trübten bald die ansaug» sich günstig gestalten den Aussichten. Ein Jahrzehnt ist darüber hingegangen, bis endlich durch die wiederholten Verhandlungen de» Reichskanzler« mit dem englischen Kabinett und die deutschen Schutzverträge klare Verhältnisse geschaffen wurden. Freilich sind noch in diesem Jahre die beute» gierigen und aus den verhältnismäßigen Reichtum der Herero» lüsternen Hottentotten abermal» in da» Gebiet MaheroS eingefallen. Die südwestafrikanische Gesell schaft, deren Mitglieder zum Teil auch in dem mehr versprechenden Neu-Guinea-Unternehmen engagiert sind, h"t eS bisher Unterlasten, an die Ausbeutung ihre» Besitze» zu gehen. Die Ausdeutung der Kupferminen mag zur Zeit wenig Erfolg versprechen, und außerdem sind die Besitztitel noch streitig. Letztere» gilt wenig stens von dem in dieser Beziehung wertvollsten Teil des deutschen Schutzgebietes, dem sogenannten Kaoko» selb, welches sich nördlich von der Walfifchbai in der Richtung der Küste erstreckt. Hierher hatte Hr. v. Lilienthal, ein zu praktischem Handeln entschlossener rheinischer Grohkaufmann, in aller Stille eine Ex pedition entsandt, welche für ihn Kaufverträge geschlossen hat. Zwischen ihm und der südwestafrikanischen Gesell schaft finden gegenwärtig, wie wir hören, unter Ver» Mittelung des Auswärtigen Amtes Verhandlungen statt, durch welche das Besitzverhältni» geklärt werden soll. Von den beiden Bevollmächtigten, Kapitän Raben horst und Lieutenant Schmidt, welche der deutsche Kolonialverein zur Übernahme des erworbenen Witu- gebiete» nach Ostasrika gejandt hat, liegen die letzten Nachrichten von Lamu (nördlich von Sansibar) vor, wo sie ihre Briefe einem nach Europa fahrenden Schiffe übergaben. Das Kanonenboot „Hyäne", wel, che» am 12. September bereit» vor Sansibar ankam, ist dem Vernehmen nach dazu bestimmt, die d-mtfchen Vertreter nach Witu zu bringen und dem Sultan Achmed Siwa die deutsche Kriegsflagge vor Augen zu führen. Die „Hyäne", welche 4 Geschütze und 87 Mann Besatzung führt, wird vom Kapitänlieuenant Galster II. kommandiert. Au» offiziöser Quelle wird der „Voss. Ztg." ge schrieben: Der Eindruck, welchen das Erscheinen eines deutschen Geschwaders vor Sansibar aus den Sultan Said Bargasch gemacht hat, scheint sich schon wieder verwischt zu haben. Die Beziehungen zum Sultanat Sansibar sind, wie verlautet, nicht allzu günstige mehr, und man kann als äußere» Zeichen dafür an sehen, daß die als Geschenk für den Sultan bestimm- teu Geschütze noch nicht von hier nach ihrem Bestim mungsorte abgegangen sind. Dem Vernehmen nach legt der Sultan den Deutschen in Ostafrika allerlei Hindernisse in den Weg; er hat z. B. seinen Unter- thanen bei Leibesstrafe verboten, in die Dienste der Deutschen zu treten, auch sind seinerseits Eingriffe in die Rechte der Deutschen wiederum versucht worden. Wiederholt eingegangenen Berichten zufolge ist das Verhalten de» Sultan« auf den Einfluß des englischen Generalkonsuls Kirk zurückzusühren. Übrigens be stätigt es sich daß Sir John Kirk zur Berichterstat tung über die demnächst beginnenden Grenzregulierungs fragen an der ostafrikanischen Küste nach London be rufen worden ist. Aus Avia hier eingegangene Nachrichten besagen, daß die Konferenz der unlängst von den Regierungen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Deutschlands nach Samoa entsandten Kom missare, welche die endgiltige Regelung der Angelegen heiten auf jenen Inseln anbahnen sollen, ihre Sitz ungen begonnen hat. Die Beratungen nehmen ihren ungestörten Verlauf, aber über die genauen Vorgänge wird strenges Gehemmt» bewahrt. Die vereinbarten Entscheidungen sollen einer später» Konferenz in Washington als Unterlage dienen. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Nachdem bereits in dem indischen Weizen den Erzeugnissen der heimischen Landwirtschaft eine gefährliche Konkurrenz erwachsen war, infolge deren der Zoll schutz de» inländischen Weizen» auf 3 M. erhöht wer- den mußte, zeigt sich auch in dem indischen Senfsamen ein für den heimischen Rap» um so unbequemerer Mitbewerber, al» der inländische Rap»bau ohnehin welche in dem schönen Raume herrschte, alle Nippsachen waren weggeräumt, die seidenen Möbel mit weißen Bezügen überhängt. Frau v. Merving folgte seinen Blicken und lächelte. „Sie sehen, mein Freund, daß wir fort wollen, vielleicht aus lange Zeit. Erschrecken Sie nicht, e» ist besser so für meine und meine» Kin de» Ruhe." „Sie wollen verreisen, fort auf lange Zeit? Das wirft alle meine Pläne um. Doch hören Sie erst, vielleicht sind Sie dann umzustimmen." Und nun erzählte er ihr die ganze Unterredung mit Ranke, dessen Verzweiflung und besten Pläne. „Besteht der junge Doktor darauf, mit mir hin über zu gehen, so bleibt mir nicht» andere» übrig, al» ihm den Willen zu thun. Ich möchte ihm aber vorher einigermaßen Ruhe verschaffen, deshalb, Pau line, macke ich Ihnen den Vorschlag, noch jetzt den Bund zu schließen, den mein Vater damals so grau sam zerriß." Frau v. Merving schwieg und barg ihr Gesicht hinter der aufgestützten Hand. „Sie schweigen, Pauline? Haben Sie keine Ant wort sür mich?" „Sie sehen mich sehr überrascht, Graf Wilhelm; wa» soll ich Ihnen darauf antworten? Ich habe mit dem Leben vollständig abgeschlossen, lebe nur in und für mein Kind, meine Fanny, welche da» erste Leid zu tragen hat. Ich begehre nicht« andere«. Zürnen Sie mir nicht, wenn ich Sie bitte: Lassen Sie alle», wie e» ist, wa» nützt un» jetzt, am Abend unsere» Leben», eine Vereinigung? Nein, mein Freund, wir reisen ab; nur um Nachricht möchte ich Sie bitten, wenn sich alle« aufgeklärt hat. Ich sagte Ihnen neu unter ungünstigen Prei«. und Absatzverhältnissev leidet und der unter Rr. 9ä a de« Zolltarif» vorgesehene Zoll von 2 M. auf 100 bg einen Schutz gegen die bezeichnete indische Ölfrucht di»hrr nicht gewährt, well dieselbe in dem Warenverzeichnis noch nicht unter die Ölfrüchte eingereiht ist. Ihr zollfreier Eingang macht daher den dem heimischen Rap» gewährten Zollschutz illusorisch und gereicht den deutschen Landwirten zum Nachteil. Sobald die Verwendung de» indischen Senf samen» zur Ölbereitung in größerem Umfange an den zuständigen Stellen zur Kenntnis gelaugt ist, sind die erforderlichen Einleitungen getroffen, um baldigst den Klagen der Beteiligten abzuhelfen. Der Verein der deutschen Juteindustriellen wird in Gemäßheit eine» von ihm gefaßten Beschluste» seine diesjährige Generalversammlung in Hamburg ab halten. Voraussichtlich wird dieselbe noch im Lause dieses Monat- stattfinden. Die Stadtverordnetenversammlung in Posen hat einem von dem Magistrat beantragten Regulativ für die Erhebung eine» KommunalzuschlogeS zur Brau steuer und einer Gemeindesteuer vom Bier in der Stadt Posen zugestimmt und sich mit dem Er lasse von 19 Prozent der Zuschläge zur Gemeinde einkommensteuer für da» zweite Semester de» laufen den Jahres einverstanden erklärt. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Der in London erscheinende „Anzeiger" warnt die deutschen Ar beiter davor, nach England zu kommen, um Arbeit zu suchen. Wenn irgendwo sich, so heißt e» in der Warnung, die Arbeitslosigkeit bitter fühlbar macht, dann ist es hier in London der Fall. Es giebt viele Fabriken, die, wenn sie nicht gar ganz geschlossen sind, so doch nur noch einige wenige Tage in der Woche arbeiten und natürlicherweise dann auch mit äußerst verringerter Arbeitskraft. In Fabriken und Geschäften, wo sonst Hunderte von Deutschen Beschäftigung ge funden haben, trifft man den Deutschen heute nur noch vereinzelt an. Mit dem überhandnehmen der Arbeits losigkeit steigt in gleichem Verhältnis die Erbitterung des einheimischen Arbeiters gegen den Ausländer. Und nun steht der Winter vor der Thür; mehr denn je sind die Aussichten auf Erwerb in der Millionen stadt trüb und ernst, wenn nicht gar trostlos. München, 7. Öktober. Über das Befinden Sr. Majestät des Königs Otto teilt das „Vaterland" folgendes Bulletin mrt dem Bemerken mit, derartige Bulletins würden in Zukunft regelmäßig erscheinen: „Im Monat September litt Se. Majestät nicht unter größeren Aufregungszuständen; auch waren nur wenige schlaflose Nächte zu verzeichnen. Infolge besten war da» Befinden im allgemeinen ein zufriedenstellendes." — Der Berichterstatter der „Köln. Ztg." schreibt: die Thatsache daß soeben in München wie kurz zuvor zu Straubing in Niederbayern ultramontane Preß- erzeuguifse wegen Beleidigung des Ministeriums ihren Urhebern oder vielmehr den verantwortlichen Vertretern derselben mehrmonatige Gefängnisstrafen eingetragen haben, nachdem die Straubinger und Münchener Geschworenen ihr Schuldig gesprochen, lasse darauf schließen, daß die Stimmung und RechtS- anschauung im bayerschen Volke doch wesentlich anders ist, als die betreffenden Organe, welche mit hervor ragenden Führern des Pa riotenklubs Fühlung halten, vorausgesetzt haben. Zur näheren Würdigung dieser Seite der Sache diene, daß in Straubing selbstver ständlich die große Mehrzahl der Geschworenen dem ländlichen BevölkerungSkreise angelört, wie dies in Bayern regelmäßig der Fall ist, aber auch in München bestand dieses Mal die im Prozeß des „Fremden blatt" urteilende Geschworenenbank der Mehrzahl nach aus Nicht-Münchenern, die meisten» al» Bauern oder ländliche Besitzer bezeichnet werden. „ES ist gut, die» hervorzuheben" — schließt der Berichterstatter — „um dem Einwand zu begegnen, daß zwischen Stadt und Land ein Unterschied der Auffassung bestehe. Ob einige juristische Fragen, welche angeregt wurden und worüber der Schwurgerichtshof zu entscheiden hatte, soweit sie nicht dem Anträge der Verteidigung ent sprechend beschieden wurden, zu einer Revisions beschwerde anlaß geben, bleibt abzuwarten. Für die Frage, wie sich die Haltung der ultramontanen Presse während der Krisis in der Gesamtbevölkerung ab spiegelte, ist natürlich das Urteil der Geschworenen deshalb nicht weniger bedeutungsvoll. Würzburg, 8. Oktober. (W. T. B.) Das Mili- tärbezlrksgericht verurteilte den Redakteur der „Am berger Volkszeitung", Sekondelieutenant a D. Schnürer, wegen Mlnisterbeleidigung zu zweimonatlichem Gefängnis. Baden-Vaden, 8. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser nahm gestern mehrere Vorläge, welche im Ganzen zwei Stunden in Anspruch nahmen, entgegen. Zum Diner waren keine Einladungen er gangen. Ihre Majestät die Kaiserin sah gestern abend den Großherzog und die Frau Großherzogin bei sich zum Thee. Lp Weimar, 8. Oktober. Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg findet, wie nunmehr festgesetzt ist, am 6. November statt. In Veranlassung der Feierlichkeit treffen am 3. November zahlreiche fürstliche Gäste am Großherzog!. Hofe ein: der Kron prinz des deutschen Reiche», Prinz Wilhelm von Preußen, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und einige jüngere Brüder des Bräutigam», der Groß fürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland, der Herzog von Sachfen-Altenburg, Prinz Heinrich VII. Reuß und seine Gemahlin, Prinz Ludwig von Baden u. a. m Am 1. November findet ein großer Ball bei Hofe statt, am 4. Galatheater, am 6. nach der Trauung Tafel. Die Neuvermählten begeben sich auf einige Tage von hier nach Eisenach. — In des ersten Tagen dieser Woche war in Eisenach der thü- ringer Kirchentag versammelt, eine Bereinigung von Geistlichen liberaler Richtung. Aus den Ver handlungen ist hervorzuheben, daß sich eine ziemlich lebhafte Opposition gegen die Vorschläge zu Gunsten einer neuen Gottesdienstordnung geltend machte. /Sp Gera, 8. Oktober. Nachdem die Wahlen zum neuen Landtag vollzogen, ist der Fürstl. Landtags abschied für den letzten Landtag veröffentlicht worden. Demselben ist zu entnehmen, daß der Staatshaushalt in befriedigender Weise geordnet ist, so daß mehrere Ausgabepositionen, für die eine Anleihe in Aussicht genommen war, aus den Beständen der HauptstaatS- kasse gedeckt werden konnten. Der Überschuß ist dem Eisendahnfonds zugeführt worden. Wegen des Ver kaufs der oberländischen Bahnen an Preußen schweben die Verhandlungen noch. Bern, 5. Oktober. (K. Ztg.) Da» Landsturm gesetz, das vom Nationalrat bereits im Juni erledigt worden, kommt im Dezember vor den Ständerat, dessen Ausschuß folgende Abänderung beantragt: In Art. 2 soll die Bestimmung fortfallen, daß im Landsturm auch Freiwillige Aufnahme finden können, welche das 17. Altersjahr noch nicht erreicht haben. Sodann soll eS statt der Bstimmung in Art. 3, nach welcker einzelne Jahrgänge des Landsturmes?ur Ergänzung de» Aus zugs und der Landwehr verwandt werden können, heißen: „Auf Verfügung des Bundesrats können in Fällen des Bedarfs die jüngsten aus der Landwehr getretenen Jahrjänge des Landsturms zur Ergänzung der Landwehr verwandt werden." Endlich soll in Art. 4 noch die Bestimmung gestrichen werden, daß der Land sturm „nicht anders al» in Verbindung mit Truppen de» Auszugs oder der Landwehr in Thätigkeit ge nommen werden soll." Rom, 8. Oktober. (W. T.B) Der Kardinal- secretär Jakobini und der Vertreter des Fürsten von Montenegro, Bischof Sundecich, haben in Genzano, wo der Kardinal sich zur RekonvaleSl nz aufhält, die Ratifikationen der zwischen dem Vatikan und Mon tenegro abgeschlossenen Vereinbarung ausgetauscht. — Der Justizminister Tajani hat in seiner Eigenschaft als Kultusminister die ihm untergebenen Beamten an wiesen, das Klostergesetz streng zu handhaben und zu veranlassen, daß die dem Gesetz zuwider neu ein gekleideten Mädchen ihren Familien zurückgegeben werden. Dem Vernehmen nach beabsichtigt er, neuerdings wieder einige 20 Klöster räumen zu lassen und den Zivildehörden zu weltlichen Zwecken zu übergeben. Anknüpfend an diese Maßregeln haben mehrere radi kale Blätter denselben Minister darüber zur Rede ge stellt, daß er, der Verfolger der Jesuiten, der Mönche und Nonnen, seinen Sohn den Benediktinern in Monte- cafsini zur Erziehung anvertraut habe. Der Osser- vatore Romano, das Haupto.gan der Kurie, bestätigt diese Nachricht und meint, die Verfolgung der Kloster- bewohner betreibe er nur, weil er Minister iu einem Freimaurerkabinet sei, besten Willen er gehorche; Ta- jani der Bürger aber wolle, daß sein Sohn ein guter Mensch werde und eine religiöse Erziehung erha'te; daß aber sei in den Laienschulen unmöglich. Der halbamtliche „Korriere" verteidigt den Siegelbewahrer und preist das Kloster Montecassiui als den Ort, wo von dem Beuediktinerorden die lateinische Sprache als nationales Denkmal gepflegt werde, auch habe dieser Orden immer freisinnigen Grundsätzen gehuldigt und alle neapolitanischen Freiheit-Märtyrer seien in dem Kollegium von Montecassini erzöge« worden. Dem- selben stehe der Abt Don Luigi Losti vor, welcher in feinen berühmten GefchichtSwerken gezeigt habe, daß er nicht nur liberal gesinnt, sondern auch italienischer Patriot sei. Leo XIII., welcher im Anfänge seine- Pontifikat» eine versöhnliche Gesinnung verraten, hätte in dem genannten Abte einen „glühenden" Ratgeber und Freund gehabt; al» der Papst aber, von den Intransigenten bewogen, den Weg der Rückbildung betreten habe, sei Tosti in Ungnade gefallen. Die ibm versprochene Kardinal-Würde sei ihm vorenthalte» worden, weil er den freisinnigen Grundsätzen seiner Jugend nicht habe untreu werden wollen. Madrid, 8. Oktober. (W.T.B.) Der Minister- Präsident Sagasta überreichte heute der Königin- Regentin da- Entlassungsgesuch de» gesamten Ministerium». Die Königin wie» Sagasta an, sich im Laufe de» Tage- zur Entgegennahme weiterer Be fehle noch einmal im Palais einzufinden und beauf tragte dann denselben mit der Bildung des neuen Kabinett». * Sophia, 8. Oktober. Die Aufnahme, welche der General v. Kaulbars bei seiner Reise in das Innere der Landes erfährt, ist überall s dieselbe, überall versichern Deputationen den russischen Ge neral ihre» Vertrauen» in die Regierung und überall entwickelt v. Kaulbars seine bekannten Forderungen. Auch die Bestrebungen des russischen Vertreter» mit der Armee bez den Offizieren eine unmittelbare Füh lung zu erlangen, scheitern an deren gesetzmäßiger und mans muß sagen höchst taktvoller Haltung. So wird au» Sisto wa unter dem gestrigen Datum gemeldet: General v. Kaulbars wurde hier von einer fünfhun dert Mann starken Abordnung empfangen, die erklärte, daß da» Volk in die Regierung volles Vertrauen setze und die sofortige Abhaltung der Wahlen verlange, da- mit die Krisis durch eine neue Fürstenwahl rasch be endigt werde. Der General ließ die Offiziere der Garnison mündlich zu einer Besprechung auffordern. Die Offiziere antworteten, daß sie ohne Erlaubnis der bulgarischen Regierung nicht zu derselben erscheinen könnten. Hierauf richtete General v. Kaulbars folgen den Brief an den Garnisonältesten: „Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ich im Auftrage de» russischen Kaiser- auf einer Rundreise durch Bulgarien begriffen bin, um das Volk über die Anschauungen und Absichten des Kaisers aufzuklären; ich bitte Sie daher ergebenst, sich mit sämtlichen Offizieren die nicht dienstlich abgehalten sind, zu mir zu begeben, damit ich so den, mir gewordenen Auftrage nachkommen kann." Die Offiziere erwiderten, daß sie ihre erste Antwort nur wiederholen könnten, und kamen nicht. Heute früh hat der General mit seiner au- 3 Per sonen bestehenden Begleitung Sistowa auf einem Segelboote verlassen, ist jedch infolge de- widrigen WtndeS, der die Fahrt verzögerte, erst heute abend 6 Uhr hier eingetroffen. Am Landungsplatz« wurde derselbe vom russischen Konsul empfangen. — Zum Schluffe lassen wir noch die nachfolgende ausführliche Schilderung der Lage in Bulgarien, welche der Bericht- erstatter dec „Köln. Ztg." unter dem 2. d. giebt, folgen: Man darf sich nicht wundern, wenn die Entwicke lung der politischen Dinge hier nicht schnell sortschreitet, denn die Lage ist so schwierig, daß die Regierung imnier und immer wieder zögert, ehe sie einen ent- scherdendeu Schritt vorwärts thut. Es ist ja gar keine Frage, daß die Bulgaren am liebsten alle russischen Forderungen verwerfen und die Russen einladen wür den sich nicht mehr mit bulgarischen Angelegenheiten zu beschäftigen. Wenn sie das nicht wagen, so iiegt das lediglich an der nicht unerklärlichen Furcht, die der Schwache vor dem Starken hat, zumal wenn er nicht ganz klar sieht, ob er im äußersten Falle auf die Hilfe eines dritten zu rechnen hat. Als solcher kann augenblicklich nur Osterreich-Ungarn umittelbar in Betracht kommen, denn auf England hat man hier schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gerechnet und nach der in den letzten Wochen bewiesenen Schlaffheit ist eS damit ganz vorbei. Die mit großer Ungeduld erwartete Rede TiSzaS hat hier unbestreitbar einen bedeutenden Eindruck gemacht und im ganzen auch be friedigt, da man begreift, daß ein verantwortlicher Minister auf offener ParlamentStribüne nicht wohl mehr sagen darf, al» TiSza gesagt hat. Seine Ver sicherung, daß Österreich-Ungarn gegen eine Besetzung Bulgariens, gegeu eine fremde Schutzherrschaft, ja, sogar gegen das Vorwregen eine- einseitigen fremden Einfiusse- feiuen Einfluß aufbieten werde, hat vielen Bulgaren, die an der Unabhängigkeit ihres Landes schon verzweifeln lich schon, daß ich noch gelinde Zweifel habe, ob Sie aus der richtigen Fährte sind. Mein Herz sagt mir anders", fügte Frau v. Merving leise hinzu. „Um Gott, Pauline, so sagen Sie mir, was Sie davon halten, was meinten Sie mit Ihren letzten Worten?" „Richt so ungestüm, werter Graf, lassen Sie das mein Geheimnis sein, eS ist ja uur eine Ver mutung." „Run, wie Sie wollen, Pauline. Ich muß nun Jessy mitnehmen, da ich sie nicht mehr bei Ihnen lassen kann. Oder glauben Sie, daß Fanny mein Kind gern als Gefährtin neben sich hat, dann kann ja Jessy mit Ihnen reisen und ich hole sie dann später bei Ihnen ab." „Ja, so ist'» recht, meiner Fanny wird der Um gang mit dem jungen, frischen Mädchen gut thun." (Fortsetzung folgt.) Im Kunstvereine. ES ist nicht zu bezweifeln, daß mit der vorgerückten Jahreszeit, welche das Publi kum wieder enger zu geistigen Genüssen heranzieht, auch die künstlerischen Regungen und Beiträge für unsere immerwährende Ausstellung zahlreicher und ge schlossener auftrrten werden. Die gegenwärtig in den Räumen de- Kunstvereins vorhandenen Arbeiten find zwar durch ihren Gehalt noch nicht eben schwerwiegend, doch bieten sie bereit- verschiedene beachtenswerte Leistungen dar. E» gehören zu ihnen auf dem Ge biete der jetzt so sehr beliebten Wassers trbeumalerri gar mannigfaltige Blätter. In erster Reihe treten unter ihnen die „Studie»" vo« Edgar Meyer, dem Wiener, jetzt in Rom weilenden Künstler hervor. Sie berühren in Italien und den Alpengegenden vielfach fehr fesselnde Punkte. Ohne Idealität aber mit be redsamen Naturali-muS aufgefaßt und meisten- mit der raschen sichern Hand eine- Technikers, der den Augenblick festzuhalten weiß, auSgesührt, zeigen sie ein geschicktes Auffinden stark wirkender Gegensätze, sind keck und klar in Licht und Schatten, ja oft in beson deren Lokallöneu hingefetzt und geben auch Jnnen- räume von Bauwerken überraschend wieder. Wo Meyer die Skizze verläßt und zum wirklichen Bilde über geht, leistet er höheren Anforderungen gegenüber nicht, was die flüchtigen Entwürfe versprechen. — Auch Wilhelm Claudiu- in Dre-den hat eine ähnlich reiche Anzahl von Studienblättern in Wasserfarben au-gestellt. Diese Skizzen sind gleichsam der Reise mappe de- talentvollen Künstler- entnommen und bilven Zeugen seine- großen Fleißes und seines schnell fertigen Arbeiten- in Nähe und Ferne, wobei die Vorliebe für da» Genrebildliche viel Abwechselung durch gefällige Kompositionen herbeigeführt hat. Die Gabe in der treffenden und lebendigen Zeichnung steht in diesen Blättern so unbedingt voran, daß e- er freuen würde, von dem thätigen Maler dergleichen Erinnerungsbilder ganz einheitlich und schlicht in chi nesischer Tusche oder Sepia durchgeführt zu sehen. Unter den landschaftliche»! Ölgemälden stad ein „Frühlingsmorgen" von Max Fritz, ei» „Herbsttag im sächsischen Erzgebirge" von Dotzauer, ein Bild chen „Aus Oberbayern" von Metzner angenehme Leistungen. Schneider in Dre-den, ein Schüler von Friedr. Preller jun„ hat dnrch sein« „Mühle n» Ge birge", nach eine« Motiv im Ilmtal«, ein« »»tige« Griff in die Alpenwelt gethan und dabei für seinen Pinsel überraschende Fortschritte erwiesen. Erwähnen will ich noch unter den Bildbauer arbeiten „Die Waldquelle" von Herm. Hultzfch in Dresden, ein anmutige- Gegenstück zu seinem „Echo". Eine andere Arbeit von einem jungen Bildhauer Uhde, „Der Fischer", nach Goethe- Ballade, erfreut sehr durch liebevolle und graziöse Modellation. O. B. Stenographie. In der letzten erweiterten Sitzung des Königl. stenographischen Insti tuts, welcher die Herren Geh. Rat Häpe, Se nat-Präsident Lamm und Oberstlieutenant Lampe beiwohnten, teilte zunächst der Vorsitzende, Hr. Regierung-rat Krieg, zur Tage-geschichte mit, daß von den 5 Kandidaten, welche jüngst die Stenographie lehrerprüfung hier bestanden haben, 2 den erweiterten Sitzungen als Mitglieder augehören, sowie daß 2 weitere Mitglieder in den Fortbildungskursen des Institut» mit Preisen bedacht worden sind. Zu den neuen Elementarkursen ist die stattliche Anzahl vo» 156 Anmeldungen eingegangen. Auch hat der Vor sitzende einen Elementarkursu- mit 20 Lehrer« er öffnet. Sodann spricht Hr. Prof. vr. Zeibig über eine neue Aufforderung de» Minister- de- öffentliche« Unterricht- an die technischen Institute in Italien zu Einrichtung von stenographischen Abendkursen nach Gabel-berger Roe Redner berührt kurz eine Über tragung der Gabel-bergerschen Stenographie auf da- Armenische, welche dadurch allen semitischen Völker schaste« zugänglich gemacht werde, und gedenkt zuletz der neuesten Erscheinung«» auf stenographisch«« G«
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