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Dresdner Journal : 02.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188608029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-02
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1886
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. IE v. Kaufmann über die Frage de» mitteleuropä ischen Zollverein» in sehr ausführlicher Weise und äußern sich in Bezug auf die staatsrechtlich-n Be- deuten dahin, daß gerade dieser Punkt die Kritik der Staatsmänner und Regierungen um so nachdrücklicher herausfordere, wrnu man erwäge, welche wesentlichen Rechte die Staaten auf Grund von Beiträgen preis geben, wie sie ihrer ganzen wirtschaftlichen Selbst- slandlgkelt sich entäußern sollen, und wenn man ein gedenk bleibe, was eS mit der Heiligkeit und Unan tastbarkeit internationaler Verpflichtungen in Wirklich keit auf sich hat, wie unbedenklich über Bestimmungen dieser Art hinweggegangen werde, sobald da» Son- derinteresse, der politische oder wirtschaftliche Egoi». muS inS Spiel gerät. Wie bei allen bewegenden Fragen der Gegenwart, so konkurrierten auch bei den wirtschaftlichen ideale und praktische Gesichtspunkte. Wrr hätten die sozialistischen Utopier, die kultur- kämpferischen, die bimetallistischen Forderungen, die alle sehr schön klängen, aber an den gemeinsamen Fehler krankten, daß sie nicht bis zu Ende gedacht seien, Hr. v. Kaufman» wolle gegen die wirtschaftliche Sintflut, womit der Kultu» des europäischen Kon tinent» von den Kolossen der anderen Erdteile be droht werde, dadurch ankämpfen, daß er vorerst die Dämme der wirtschaftlichen Selbständigkeit durchsteche, die jetzt noch jedes einzelne Staatswesen schützend um geben. Er wolle eine höhere, greifbare, bewährte Basis aufgeben, um eines selbst im besten Falle höchst problematischen Zieles willen. Straßburg, 30. Juli. Die erste Sitzung de» Gemeinderat» hat den allerbesten Verlauf genommen. Mit Ausnahme de» ablehnenden Hrn. Cloq und der in der Sommerfrische weilenden Herren Dietrich», Kabls und Schäffer, waren sämtliche Mitglieder er schienen. Bürgermeister Back verlas die amtlichen Erlasse, sprach sodann die Formel au-, welche den Beamten verpflichtet, »nach bestem Wissen und Ge wissen und mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Pflichten seines Amtes zu erfüllen'; nahm durch Handschlag die Verpflichtung der Mitglieder des Ge- meinderatS ab und ließ sofort zur Wahl des Sekretär» schreiten. Mit 18 Stimmen gegen 12, welche auf Hrn. Schaller, von der früher» Protestpartei, sielen, wurde Hr. Rechtsanwalt Petri zum Sekretär gewählt. Auf Antrag des Bürgermeisters wurden sodann fünf ständige Kommissionen gebildet: für 1) Domänen; 2) Finanzen und allgemeine Verwaltung; 3) Bauten: 4) Unterricht, Kultus und schöne Künste; 5) Polizei, Feuerlöschwesen, Märkte, militärische Angelegenheiten u. s. w., die Verteilung der Mitglieder in 5 Kom- Missionen geschah anstandslos. Die meisten Gegen- stände wurden an die Kommissionen gewiesen. Die Frage der GeschästSsprache löste sich von selbst in der allerbesten Weise, indem die Herren Giffen und Flach, die von Elsässern zuerst das Wort ergriffen, sich un aufgefordert der deutschen Sprache bedrenten. über dre ÄeschäftSgewandtheit des Hrn. Back waren alle er freut. Mit Recht bemerkt das .Els. Journ.": .Der Gemeinderat hat gezeigt, daß er sich mit Ernst mit den Interessen, die thm die Wähler anvertcaut haben, und nur mit diesen befassen will. Die erste Sitzung ist ein gutes Zeichen für die zukünftigen Arbeiten de» Gemeinderats und alle, die an feiner Wiederherstellung mitgearbeitet haben, können sich heute von Herzen Glück dazu wünschen." Die nächste Sitzung findet am 8. August statt. — Fürst Hohenlohe kehrt in etwa 8 Tagen hierher zurück. Während der Manöver wird der Kaiser im statthalterlichen PalaiS wohnen. Der Kronprinz wird vermutlich bei dem Militär gouverneur, Generalmajor v. d. Burg, Quartier neh men. Der Großherzog von Baden, der als In spekteur der 5. Armeeinfpektion bereit» am 18. August hier eintreffen wird, hat im Hotel .Zur Stadt Paris" Quartier bestellt. Ein Berliner Hofrat war gestern hier, um die für die kaiserlichen und königlichen Herr schaften, für die Umgebung de» Kaisers und für sein Militärkabinet bestimmten Wohnräume in Augenschein zu nehmen. * München, 1. August. Der Fürst und die Fürstin Bismarck sind gestern abends 9 Uhr 10 Min. mit dem Eourierzuge via Bamberg und Ingolstadt in Begleitung des geh. Oberregierungsrates vr. Rotten burg hier eingetroffen. Bon Kissingen bis Bamberg hatten dir hohen Reisenden einen Extrazug benützt. Zur Begrüßung derselben fanden sich am Zentralbahn hof der Königl. preußische Gesandte Graf Werthern, der Königl. preußische LegationSselretär Graf zu Eulen burg, der deutsche Botschaftsrat in Rom, Graf Arco- Valley, welcher in Urlaub hier verweilt, dann Oberst ¬ stallmeister Graf Holnstein mit Tochter ei». Die Königl. Polizeidlreknon war durch den stellvertretenden Ehef derselben, RegierunaSrat Schuster, vertreten. Da» Publikum hatte zum Perron Zutritt erhalten und machte hiervon so zahlreich Gebrauch, daß dre Zugänge zu den Gleisen in der Nähe de» östlichen Hoffalou» sämtlich dicht besetzt waren Al» der Counerzug in die Halle einfuhr, verkündeten lanaanhaltendr, üoerau» lebhafte Hochrufe, daß man de» Kanzler» ansichtig ge worden war. Rach kurzer Unterhaltung begab sich der Fürst Reichskanzler, welcher vortrefflich autsteht und dessen Schritt und Haltung auf beste» Wohlsein schließen lassen, auf die fortwährenden Hochrufe freund lichst grüßend, und die Frau Fürstin, von dem Grafen Holnstein und dessen Tochter geleitet, in den Salon, wo nur ein kurzer Aufenthalt stattfand. Auf dem Bahnhofplatze wurden die hohen Gäste von einer nach Tausenden zählenden Menge wieder mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Heute machte Fürst Bi»marck den Aer anwesenden Mitgliedern de» Königl. HauseS, dem Prinzen Arnulf, der Prinzessin Gisela und dem Herzog Max, ferner den Ministern Lutz und Crailsheim Be suche und empfing deren Gegenbesuche. Der Prinz- Regent stattete um Al Uhr dem Reichskanzler einen Besuch ab. Um 2 Uhr findet im PalaiS de» Prinz- Regenten Tafel zu neun Gedecken statt, an welcher teilnehmen: Se. Königl. Hoheit der Prinz-Regent, Fürst und Fürstin Bismarck, geh. OberregierungSrat Vr. Rottenburg, der preußische Gesandte Graf Werthern, die StaatSminister Ur. Frhr. v. Lutz und Frhr. v. Crailsheim, Generaladjutant Freyschlag v. Freyenstein und Flügeladjutant Graf Lerchenfeld. Die .Donau-Zeitung", welche in letzter Zett eine Reihe von Artikeln gegen die .Germania" ver öffentlichte, deren auch wir Erwähnung gethan, bringt jetzt einen vierten solchen Aufsatz, diesmal geuichnet vom Reichsrat und ReichStagSabg. Grasen Konrad Preysing. Dieser Artikel besagt: Die .Germania" hätte sich über die Autorschaft der betreffenden Artikel durch Vermittelung ihrer Männer von Rang leicht informieren können, aber die „Germania" treibe seit einiger Zeit leider die Politik des Vogels Strauß. Graf Preysing habe mit seinem Auftreten den Zweck ver folgt, zu den schmerzlichen Ereignissen in Bayern Stellung zu nehmen, ebenso zu den Manövern, welche nach jenen Ereignissen auch in der.Germania" ihm erkenntlich wurden. Daß die .Germania" keine Be lege für ihre gewagten Behauptungen bringen würde, war vorauszusehen; aber ihr BerdächtigungSsyftem, welches Makel auf die EntmündigungSaktion zu wer fen beabsichtigte, mußte gerügt werden. Solches Ver fahren widerspreche der Devise, welche mit.Für die Wahrheit" beginnt. Preysing müsse dagegen protesti- ren. Die „Männer von Rang au» Bayern", welche die .Germania" bedienten, hätten publizistische Dinge geleistet, welche eine Veranlagung zur RegierungS- besähigung nicht erkenntlich machten. Inmitten schwerer Zeiten sei mit kleinlichen Praktiken nichts gethan. Wenn die „Germania" der „Donau-Zeitung" Maske rade und Hereinziehen der Krone zu Gunsten de» MmisteriumS Lutz vorwerse, so habe er, Preysing, keine andere Antwort, als daß er den heutigen Artikel gegen die „Germania" mit seinem Namen zeichne. Bad Gastein, 1. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittags den Vortrag des Chefs de- Militärkabinetts, General- lieutenantS v. Aldedyll, entgegen. Zum Diner waren geladen der Generalquartiermeister, Generallieuteuant Graf Waldersee, Gras Wolkenstein und Minister v. Fabing. — Ihre Majestät die Kaiserin von Österreich ist gestern abends H8 Uhr, begleitet von der Hofdame Gräfin Mailath und dem Oberhofmeister Frhrn. v. Nopcsa, hier eingetroffen und in der Villa Meran abgesttegen. Unmittelbar nach ihrer Ankunft fuhr dieselbe mit der Gräfin Mailath nach dem Bade schlosse, um Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm einen Besuch abzustatten. Der Kaiser befand sich ge rade in seinem Arbeitskabinett, die Kaiserin verweilte etwa 25 Minuten im Badeschioffe. Der Kaiser be gleitete die Kaiserin bi» in da» Vestibüle, küßte ihr die Hand und verabschiedete sich auf das Herzlichste von ihr. Heute mittags machte Se. Majestät der Kaiser Wilhelm in der Villa Meran seinen Gegen besuch und verweilte daselbst etwa A Stunden. Altenburg, 1. August. (W. T. B) Die hier veranstaltete Landesausstellung ist heute durch den Herzog Ernst feierlich eröffnet worden. * Wien, 1. August. In Triest sind von vor gestern mittags bis heute mittags 9 Personen an der Cholera erkrankt und 1 gestorben. In den unteren Schichte» der Bevölkerung der Stadt Triest sowohl al» uameutlich de» Territorium» «acht sich eine tief gehend« Gähruvg gellend, deren Spitze sich gege» die Choleralommifsioa und gegen die behandelnde» Äerzte richtet. Der Glaube wurzelt fest im Volke, jeder Arzt bekomme fo uud fo viel für jeden Fall, deu er zur Anzeige bringt, er werde für jeden Tode»- sall bezahlt. Diesem unsinnigen Vorurteil, welchem keinersett- energisch genug entgegeagetreten wird, find die unsinnigen Szene» zuzuschreibeu, welch« sich i» Cattinara und in Rojano abspielten. Dort wurde kürzlich die Er krankung eine» Kinde» gemeldet, und al» die Kommission mit dem Bezirk-arzte vr. Janowitsch anlaugte, ver wehrte der Vater de- erkrankten Lmdr» den Ärzten den Eintritt, „da er sein Kind nicht umbrivgen lassen wolle". Nur auf lange-Zureden und nach Androhung von Gewaltmaßregeln ließ sich der Bauer bewegen, die Ärzte an da» Krankenbett seines Kinde» treten zu lassen. Auch hier war vr. Janowitsch genötigt, vor deu Leuten eine große Dosi» vullänoul» zu sich zu nehmen, um die Furcht vor einer Vergiftung bei dem Bauer zu baunen. Während die Kommission sich im Innern de- Hause- zu thuu machte, rottete sich vor demselben ein Hause von vielen Hunderten von Bauern zusammen, welche in da- Hau» mit den Rufen: „Rieder mit den Mördern, wir wollen keine ÄrzteI" eindringen wollten. Nur dem persönlichen Ansehen des daselbst seit vielen Jahren wirkenden Bezirk»- arzte», sowie der eindringlichen Verwendung de» Pfarrer» gelang e», die Bauern von Thätlichkeiten abzu halten. Da der Gesundheitszustand der Patientin sich gebessert hat, ist wieder Ruhe und teilweise» Ver trauen eingekehrt. Auch im Stadtbezirke San Giacomo kam e» berm Erscheinen der Kommission zu Ausschrei tungen, und eS waren wohl nur deshalb Thätlichkeiten nicht zu beklagen, weil der angebliche Patient sich de» besten Wohlsein» erfreute. Den Rückzug der Kom mission aber begleiteten die Pfiffe der nie fehlenden großen und kleinen Gassenjungen. — In Fiume haben sich vom Mittag des 30. zum Mittag de» 31. vor. Mt». 3 Choleraerkrankungen und 1 Todesfall, in Fianona (Istrien) 7 Erkrankungen und 1 Todesfall ereignet. In Socerga (Bezirk Capo d'Jstria) sind 6 Cholerafäüe vorgekommen. * Wien, 31. Juli. Großes Aufsehen erregt die scharfe Sprache der heutigen Leitartikel der ungarischen Nattonalblätter auch derer von regierungsfreundlicher Richtung über die Edelsheim-JanSki-Angelegen- heit. Insbesondere zwei Grundsätze sind es, welche diese regierungsfreundlichen ungarischen Blätter aus- sprechen und welche wichtig erscheinen. Der eine Grundsatz läßt sich dahin zusammenfassen, daß, so un anfechtbar die bekannten militärischen Personalverän derungen vom verfassungsmäßigen Gesichtspunkte auch gewesen seien, dieselben doch einen „unglücklichen Vor gang" involvieren und „die ganze Nation ohne Partei- uvterschied von dem Gedanken beunruhigt sei, daß in den maßgebenden militärischen Kreisen eine inconsti- tutionelle Haltung al» ein Verdienst betrachtet werde." Davon ausgehend, gelangen diese Stimmen zu dem Schluffe, daß „eine Satisfaktion für Ungarn zur un ausweichlichen Notwendigkeit geworden sei." Der zweite Grundsatz, welchem die erwähnten Organe Ausdruck geben, ist der, daß man unrecht habe, irgend jemand anderen als den Ministerpräsidenten selbst zur Ver antwortung ziehen zu wollen. Wenn man sage, daß entweder Hr- v. TiSza oder der gemeinsame KriegS- minister Graf Bylandt-Rheidt als Opfer fallen müsse, so sei die» ungereimt. TiSza sei nicht der Mann, welcher seine eigene Persönlichkeit degagieren und je- mand andern als verantwortlich hinstellen wolle, am wenigsten könne dies mit bezug aus den Grafen Bylandt zugegeben werden, gegen den schlechterdings kein Borwurf erhoben werden könne. De» weitern aber wenden sich die regierungsfreundlichen ungarischen Organe energisch gegen die Volksversammlung und bezeichnen es als durchaus unzulässig, daß eine derartige Frage durch den Urteilsspruch von Volksversammlungen entschieden werden solle. Man wird unschwer herausfühlen, sagt die „M. A. Z.", daß auch in diesen Kundgebungen ein leiser Widerspruch vorhanden ist. Wenn die in Rede stehenden militärischen Personalveränderungen verfassungsmäßig unansechtbar sind — und da» sind sie unstreitig — daun wird mau außerhalb Ungarn» schwer begreifen können, wieso sie gleichzeitig eine in- konstitutionelle Haltung bekunden sollen. Indessen mag e» im Augenblicke müßig sein, auf Logik pochen zu wollen, und e» erscheint jedenfalls angezeigter, die Thatsachen so, wie sie sich geben, zu berücksichtigen. Und in dieser Hinsicht fällt in» Gewicht, daß notorisch Die Verkündigung dieser Auszeichnungen erfolgte am 30. Juli in feierlicher Versammlung der Akade mie, die Aushändigung der Preise selbst durch den Durchl. Kurator der letztern, Sr. Königlichen Hoheit, dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen. Erngeleitet wurde die Feierlichkeit durch einen Bortrag des Hrn. Direktors Prof. Vr Treu über Rembrandt und Praxiteles. Der BerlobungSring. Novelle von L. Härtner. (Fortsetzung.) „Könnte nicht sagen, daß ich besondere Freude daran gehabt hätteI" bemerkte Herr v. Mannhardt trocken. „Willst Du dem Winter die Schuld geben?" „Sicherlich nichts — Kurz gesagt, lch habe mir im Anfang den Magen verdorben und konnte darum zu keinem rechten Genuß mehr kommen Jetzt wird Schönheide schon sehr angenehm sein, und wenn ich nicht mehr an jeder Straßenecke auf Gras oder Gräfin Erk zu stoßen brauche, wird mir bedeutend wohler zu Mute sein!" „Ahal Also darum Deine Freude über „das erste Veilchen, da» der März bringt I" Die Ringge- schichte geht Dir nach!" „Hast Du sie je vergessen? Nein! Um wieviel mehr habe ich Beranlassung daran zu denken! Ich habe mich nie in meinem Leben gründlicher blamiert!" „Da» weiß ich nicht; — besser so, al» ein for meller Korb oder eine übereilte Berlobungl Ihr seid beide mit einer unruhigen Nacht davongekommen und Du mußt doch selbst zugestehen, daß sich Gräfin Paula musterhaft benommen hat!" Herr v. Mannhardt stöhnte. „Zum Verzwei feln musterhaft! Wenn sie mir die geringste Ver anlassung gegeben hätte, sie für kleinlich, nach tragend, Gott weis wa», zu halten, ich wäre rascher darüber fortgekommen! Aber diese souve räne Gleichgiltigkeit, diese erhabene Ruhe bei ei nem fo jungen Mädchen — könnte mich toll machen." „Darum möchtest Du ihr nicht mehr begegnen, — begreiflich! Nun der Frühling steht ja vor der Thür! Weißt Du übrigen», wa» man sagt?" „Wa» denn?" „Daß Graf Erk lange nicht so reich ist, al» man denkt!" „Ich habe auch davon gehört, halte e» aber für dumme» Gerede. Ls liegt jetzt im Geist der Zeit, daß sich an jeden ungewöhnlichen Reichtum die Idee de» Verfalle» heftet!" — „Kann sein — dennoch halte ich dafür, daß etwa» daran ist. Er hat große Besitzungen und hat eine Menge industrieller Unternehmungen angefangen. Dergleichen bringt oder kostet. Der Graf soll seit Jahren mit Unterbilanz arbeiten!" „Wer hat Dir da» gesagt?" „Sein eigner Administrator hat sich dahin ge äußert, daß er dem Grafen ein lauge» Leben und gute Gesundheit wünsche, um au» der finanziellen Krise wieder hinau»zukommen, in die er geraten sei." „Sehr inde»kret von dem Herrn!" bemerkte Herr v. Mannhardt nach längerem Schweigen. „Sehr indi»kret, in der That." Der Freund erwiderte nicht», sie setzten ihren Weg schweigend fort, der in weitem Bogen nach dem Stadtlhor führte. Herrn v. Mannhardt schien e» plötzlich zu heiß zu werden, er setzte sich auf eine Bank und zog die Handschuhe au». „Laß un» ein wenig ruhen!" „Warum trägst Du deu Ring Deine» Großvater» nicht mehr?" fragte Wilhelm. „Ich habe Dich früher nie ohne ihn gesehen!" „Der Ring ist mir verleidet, — ich werde ihn nie wieder tragen!" erwiderte Viktor finster. „Er erinnert mich an die größte Thorheit meine» Leben»l" Sie rasteten nicht lange. Da» Stadtthor war er reicht. Gruppen aufgeregter Menschen standen auf dem Platze, an dem die Lrksche Wohnung belegen war. Sw schienen ein Ereigni» zu besprechen, da» erst kürz lich stnttgefunden haben konnte Herr v. BohSdorf er kannte seinen Burschen. Er ries denselben an und fragte, wa- geschehen sei. „Zu Befehl, Herr Lieutenant, der Herr Graf Erk ist eben vom Schlage getroffen, hier zusammen- gestürzt!" „Weißt Du da» bestimmt?" „Zu Befehl, Herr Lieutenant; ich habe ihn hinein- tragen helfen!" „Ist er tot?" „Roch nicht ganz. Ich habe auch deu Arzt ge- holt. Da kommt er eben!" Die beiden Offiziere gingen dem bekannten Manne entgegen. „Wie steht e»?" Der Arzt zuckte die Achseln. „Noch atmet er! Vielleicht bi» hente abend, im besten Falle bi» morgen regieruag»fre»»dliche Organe im jetzige» Angenblicke, also nach der Rückkehr de» Hrn. v. Tl»za »ach Buda- Pest und unmittelbar vor dessen Reise an da» kaiser liche Hoflager i» Ischl, die erwähnten Anschauungen entwickeln und in denselben einstimmig betone», daß Ungarn irgendeine Genugthuung erhalten müsse. Danach zu schließe», würde der ungarische Minister- Präsident auch am kaiserlichen Hoflager die Ansicht vertreten, daß e» geraten erscheine, die öffentliche Mei nung Ungarn» durch einen entgegenkommenden Schritt zu versöhnen. Da Hrn. v. Ti»za» Verdienste allseitig anerkannt werden und da man unzweifelhaft überall wünscht, nicht allein ihn am Ruder zu erhalten, son dern auch ihm Verlegenheiten zu ersparen, so kann man e» wohl auch al» wahrscheinlich bettachten, daß von maßgebender Seite seinen Wünschen Rechnung getragen werde» wird. Dadurch aber wird Hr. v. TiSza in der Lage sein, nicht blo» die aufgeregte öffentliche Meinung in Ungarn zu beschwichtigen son dern auch der ungarischen Opposition, welche diese Vorgänge so aufgebauscht hat und dieselben al» Sturm bock gegen seine Position verwerten will, wiederum die Waffen zu entwinden. Prag, 1. August. Gestern und vorgestern fand beim K. K Lande«, al» Strafgerichte in Prag da» wenig erbauliche Nachspiel zu dem Empfange statt, welcher am Pfingstmontage (14. Juni d. I.) den au» Deutschland zum Besuch« d«S tschechisch«» National- theater» nach Prag gekommenen Tschechen vor dem Staat»bahnhofe bereitet wurde und wobei e» zu Au»schreitungen de» Volke» gegen die Polizei kam, welche da» Absingen der tschechischen Lieder „üej Llovull»!" und „Lä« äomov muj" verboten hatte. Die Verhandlung ergab den seiner Zeit mit- geteilten Sachverhalt; die über Aufforderung der tschechischen Blätter für die AugeNagten eiugetreteven Entlastungszeugen erreichten den beabsichtigten Zweck nicht, ihre Aussagen dienten im Gegenteile mitunter geradezu zur Bestätigung der von der Anklage ange führten belastenden Umstände. Der Gerichtshof ver urteilte den Mediziner Johann Wlastimil Klima wegen de» Vergehens de» Auflaufs zu 8tägigem Attest, den Josef GroSl gleichfalls wegen Auflauf» zu 3tägigem Arrest, den Hausknecht Johann Matujcek wegen Übertretung der Wachebeleidigung zu 14tägigem strengen mit 2 Fasttagen verschärften Attest und deu Klempnergehilfen Johann Taller wegen des Vergehen des Auslaufs und der Übertretung der Wachbeleidigung zu 1 Woche Arrest. — Nach Heidelberg ist al» Bertreter der Prager deutschen Umv rsität Hofrat Prof, vr. Ritter v. Eyhlarz entsendet worden, welcher im Namen der ältesten deutschen Hochschule eine Glück- wunfchadresse überreichen wird. — Heute vormittag ist der dritte Extrazug mit mehreren hundert Gästen au- Leplitz und Umgebung, welche die vom deutschen Handwerkerverein veranstaltete GewerbeauSstellung besichtigen, hier aagekommen Diese Ausstellung erfreut sich fortdauernd eines lebhaften Zuspruch- sei- ten» der Deutschen; viele Aussteller haben bereit» recht gute Geschäfte gemacht, indem sie viele ihrer Erzeugnisse verkauften. — Dem Prager städtischen BolkSschullehrer Mathä, welchem die Prager Ge- meinde die von ihr geleisteten freiwilligen Zulagen üa Betrage von mehr al» 400 Fl. entzogen hat, wurde vom deutschen Schulvereine eine angemessene Ent schädigung für diesen Entgang an seinen Bezüge» zu- erkannt. — Mit welchem großen Ünrechte von tsche chischer Seite die böhmische Sparkasse anläßlich der von ihr vorgenommeven Gründung einer Gewerbe- vorschußkasse angegriffen wurde, zeigt auch der neueste von dieser Vorschußkasse veröffentlichte Thätig- kelt»au»weis. Danach wurden seit dem Bestand« der selben (1. Februar d. I.) 720 tschechische und nur 157 d.utsche Ansuchen um Borschußdarlehen ringe- reicht und hiervon 537 tschechischen Ansuchen um Dar lehen im Gesamtbeträge von 41120 Fl. und 104 deutschen Ansuchen um Darlehen im Gesamtbeträge von 9460 Fl. stattgegeben. Pari», 30. Juli. Unter den 1414 General räten, deren Mandat abgelaufen und übermorgen zu erneuern ist, befinden sich 981 Republikaner uud 433 Konservative verschiedener Richtung. Unter de» ersteren befindet sich eine Anzahl von Senatoren und Abgeord neten, die keine Wiederwahl mehr annehmen, um sich ausschließlich ihrem GesetzgebungLmaudate zu widmen, aber fast i» allen Kantonen, die bisher durch republi kanische Generalräte vertreten waren, sind auch wieder Kandidaturen gleicher Richtung aufgestellt, uud ebenso in den meisten Kantonen, die bisher monarchische Ver treter hatten, deren Mandate erloschen sind. Die früh, — die Besinnung wird er schwerlich wieder er- langen!" „Wie konnte da» nur so schnell, so unbegreiflich plötzlich kommen?" rief Wilhelm erschüttert. Der Arzt zuckte abermals die Achseln. „Es mögen manche Umstände zusammengewirkt haben! Apoplek- tische Konstttution, Neigung zu Blutandrang »ach dem Gehirn, da» plötzlich eingetreteve weiche Frühlings- weiter, dazu reichlicher Genuß von Spiritus en,. viel leicht auch manche geheime Sorge und Unruhe, — jedenfalls fürchte ich, daß den Damen schwere Tage bevorstehen werden!' Damit verabschiedete er sich und eilte fort. Die beiden Freunde gingen stumm und gedankenvoll nach Hanse. (Kortsetz»»» folgt ) Kulturgeschichte. Bekanntlich find schov mehrfach und an verschiedenen Orten (z. B. auf der Saal bürg, im Taunus und in Regensburg) kleioe Gla»- spiegel au» spättömischer Zeit gesunde» worden, die (wie z. B. iu Regen»bura), nach Größe uud Form ganz den bei unseren Soldaten gebräuchlichen gleichen. Anstatt au» Quecksilber besteht die Folie jener Spiegel au» Ziun oder Blei. War uun dn Gebrauch solcher Spiegel scho» damal» eiu fo gewöhnlich«, daß der römische Soldat sie wie der unserige üu Tornister führte, so muß die Verwendung der au» polirtem Metall hergestellteu Spiegel iu eine viel entlegnere Zett zurückverlegt werden, al» man vor der Luffia- düng von Tla-spiegelu glaubte, wen» sicht überhaupt jeoe Meiallspieael mehr dem Kult Vorbehalten waren. Vor weuigcu Wochen ist nun auf der Saaldurg, wo der hochverdiente Baumeister Jacobi ouerrnüdtich
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