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Dresdner Journal : 23.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188607238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-23
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1886
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W 170. Freitag, de« 23. Juli, abends. 1886. DreMerZourml Verantwortlicher Redakteur: In Stellvertretung Professor Otto Banck in Dresden. Lu—rltMdä»» äsottcbeu keicds» tritt ko.t- rmä I» x»o»»s S.ot.eL.a : /LNrliok! .... 18 L1»rtc Der Bundesrat hatte in seiner Sitzung vom 18 Juni v. I. Beschlüsse gefaßt, welche sich aus die Herstellung einer Statistik der Todesfälle an Pocken bezogen und den Medizinalbeamten und Standesbeamten die Pflicht auferlegten, bestimmt vor- geschriebene Zählkarten zu führen, welche dem ReichS- gesundheitSamte behufs weiterer Bearbeitung einzu reichen sind, die EinzelaussühruvgSbestimmungen aber den Landesregierungen überließen. Für Preußen sind nunmehr diese AuLführungSbestimmungen mit Anfang dieses Monats seitens des Ministers des Innern und der Medizinalangelegenheiten erlassen worden. Da nach haben die Standesbeamten über jeden in ihrem Bezirk vorgekommenen Sterbefall, auf dessen Zähl karte als Todesursache Pocken angegeben werden, binnen zwei Tagen Abschrift der Zählkarte dem Kreis ärzte einzusevden. Letzterer hat demnächst die Richtig- Feuilleton. Redigiert von Otto Banck. Lagesgeschichte. * Berlin, 22. Juli. Ihre Majestät die Kai serin nahm gestern zu Schlangenbad das erste Bad und machte morgens und abends Ausfahrten. keit der Angabe der Todesursache zu prüfen und auf Grund dieser Prüfung eine „PockentodeSfall-meldekarte" an den betreffenden Regierungspräsidenten binnen 8 Tagen einzusenden, der sie dem ReichsgesundheitSamte übermittelt. Sollten zur Prüfung der Todesursache seitens dec Kreisärzte noch weitere Erhebungen not wendig werden, so haben die betreffenden Ort-Polizei- behörden diese Medizinalbeamten hierbei zu unter stützen. Diese Arbeiten sind bereits für da- laufende Jahr auszuführen und von den Standes- und Medi zinalbeamten für die Zeit vom 1. April d. I. bis jetzt noch nachträglich zu bewirken. Die Wissenschaft hat abermals einetk schweren Ver- lust zu beklagen. Der Historiker Max Duncker ver schied gestern zu Ansbach, wo er sich vorübergehend aufhielt, am Herzschlag. In ihm hat nach Ranke und Waitz die deutsche Geschichtsforschung einen dritten Begründer der neueren wissenschaftlichen Methode zu betrauern. Maximilian Wolfgang Duncker ward als Sohn eines Buchhändlers 1811 zu Berlin geboren. Er studierte Geschichte zu Bonn und an der Berliner Universität und wurde wegen Teilnahme an der Bur schenschaft zu 6 jähriger FestungSstrafe verurteilt, aber schon nach 6 monatiger Haft wieder entlassen. In Halle widmete er sich von Ostern 1839 an der aka- demischen Lehrthätigkeit und wurde daselbst 3 Jahre später zum außerordentlichen Professor ernannt. Gleich zeitig war er Mitredakteur der Halleschen „Allgemeinen Literaturzeitung". Seine parlamentarische Laufbahn begann er gleich 1848. Als Mitglied der deutschen Nationalversammlung trat er dem rechten Zentrum bei; im Erfurter LolkShaufe und in den 3 Sitzungen der preußischen Kämmern schloß er sich den Altlide ralen an. Seine fruchtbare Thätigkeit auf dem Ge biete der geschichtlichen Forschung sichert ihm einen ehrenvollen Platz m der Geschichte der deutschen Wissenschaft. Weimar, 22. Juli. DaS Grobherzogliche Staatsministerium, Departement des Kultus, hat einen Erlaß an die Schulämter gerichtet, der diese auffordert, die Lehrer, OrtSschulaufseher und Ott»- fchulvorstände zur straffen Handhabung der die Schul zucht betreffenden Bestimmungen auch den fort- bildungsfchulpflichtigen Knaben gegenüber zu ermahnen. Veranlassung dazu haben die Klagen eines Schulamte» über die Teilnahme der Fortbildungsschüler an Tanz- belustigungen, die von Ort zu Ort ziehende Personen veranstalten, und über den Besuch der Wirtshäuser seitens dieser fortbildungsschulpflichtigen Knaben ge geben. Der Erlaß weist die Ämter an, daß zunächst mit Belehrung und Ermahnung, in besonderen Fällen ungebührlichen und anstößigen Benehmens aber auch mit Schulstrafen, unter Umständen mit krimineller Ahndung nach Lage der Gesetzgebung eingeschritten werden könne. Bad Gastein, 22. Juli. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm machte gestern nach dem Diner um 4 Uhr eine Ausfahrt in der Richtung auf Böck- stein. Die Rückkehr erfolgte um 7 Uhr. Heute vor mittag H10 Uhr machte der Kaiser eine Promenade auf dem Kaiserwege und nahm darauf den Vortrag des Generallieutenants v. Albedyll entgegen. Zum Diner sind heute keine Einladungen ergangen. * Wien, 22. Juli. Nach den nunmehr endgiltig beschlossenen Dispositionen wird Kaiser Franz Joseph mit seiner erlauchten Gemahlin den deutschen Kaiser am 8. August in Gastein willkommen heißen. Zwei Tage später erfolgt die Abreise Kaiser Wilhelms von Gastein. Kaiser Franz Joseph wird nach der Abreise seines hohen Freundes noch kurzen Aufenthalt daselbst nehmen, während die Kaiserin Elisabeth bis Ende August verweilen dürfte. — Wie hier verlauteh treffen Reichskanzler Fürst v. Bismarck und seine Ge mahlin am 2. August nachmittags in Gastein ein, „Lieutenant v. BohSdorf, mein intimster FreundI" „Oh, ich wette, ich weiß, wovon sie sprechen!" DaS Gespräch stockte. Es war Herrn v. Mann- Hardt während desselben eigentümlich schwül gewor den. Der Tanz wirbelte fort, aber weder er noch seine Tänzerin dachten daran, ihn wieder zu beginnen. Gerade gegenüber, am andern Ende des Saale- sah er die Gräfin Erk, sie sprach zu dem Freunde. Er hätte alle- darum gegeben, wenn er den Inhalt diese-Gespräches hätte hören können. „Es ist ganz sonderbar heiß hier!" sagte er endlich ge preßt. „Ganz sonderbar!" und er zog sich den Hand schuh der linken Hand aus. An seinem kleinen Fin- ner trug er einen Ring, rin einfacher Goldreif, mit einem funkelnden Diamanten gefchmückt. Er warf viel farbige Regenbogenstrahlen im Lichte der Kerzen. „WaS haben Sie da für einen schönen Stein, da» blendet ja ordentlich!" rief die junge Dame. Er lachte seltsam, ein wenig heiser, ein wenig ver legen. „Diesen Ring hat mir meine Mutter geschenkt, ich soll ihn meiner Braut geben!" „Ah — sind Sie verlobt?" „Roch nicht!" Er sagte da» so wunderlich. Die junge Dame schwieg und spielte ein wenig mit ihrem Fächer „Ihre Frau Mutter wünscht also, daß Sie sich verlobev?" sagte sie endlich. „Da- wünscht jede gute Mutter!" bemerkte er rasch. „Ich meine, jede Frau, die rechte- Eheglück gefunden hat, wünscht ihrem Sohne dasselbe. Übrigen» ist dieser Ring ein Familieuftück, er war da» erste Ge schenk meine« Großvater» an meine Großmutter." Fräulein v. Eramer hatte nicht Zeit zu einer Er- Konfusionen die dadurch entstanden, hatten diesem vielverleumdeten und doch ungern entbehrten Tanz . eine neue Würze verliehen. War es Zufall, war e» Absicht gewesen, daß Herr v. Mannhardt und die Gräfin Erk sich fortwährend trafen und errieten? Mit verbundenen Augen, mit verstellter Stimme, in Schlaf mütze und MaSke erkannten sie sich stets, ihre Schleife prangte an seiner Brust, seine Blumen welkten iu ihrer Hand. Die unbarmherzige Tischordnung de» Kommandierenden hatte die Gräfin Paula zur Tisch genossin de» Adjutanten bestimmt — Herr v. Mann hardt saß auf der andern Seite neben ihr. Er wußte nicht, wie er dahin gekommen war, es war nicht seine Absicht gewesen. Er hatte überhaupt keine bestimmten Absichten mehr. Er fühlte sich von einem Strome ergriffen und fortgetrieoe«, er ließ sich treiben, er fragte nicht, wohin? Nun war eS vorüber, der Augenblick des allge meinen Aufbruchs war gekommen. Gräfin Paula stand allein, sie wartete auf ihre Eltern, die sich mit weitschweifigem Zeremoniell von den Wirten und an deren Freunden verabschiedeten. „Gräfin Paula!" flüsterte eS plötzlich neben ihr. Sie sah sich er schrocken um, war aber sofort beruhigt. „Sie find e», Herr v. Mannhardt!" „Gräfin Paula, erschrecken Sie nicht! Gestatten Sie mir noch ein Wort, ein kurze» Wort! — Sie haben gesagt, Sie glauben an die Liebe auf den ersten Blick, in der Mitte von Zweiflern und Spötter« haben Sie e» mutig bekannt! — Was mich betrifft, so bedarf eS keine» solchen Bekenntnisse», man braucht an da» nicht erst zu glauben, wa» man weiß — den«, ich, ich liebe Sie, Gräfin Paula!" von ^allvoatxvuxev Lnswltttl» r-ipiiz: F>. Oommi»iouLr äs» Dresdner donrnMi; - NsrUu -Visu - L-iM? Lml-vr-iMa-knuUttar« ». N.: F VoAicr, rr»x-l.»lp»>8-rr»llktart ». » /tuet. l-onckon - 8-rUo - rrsnkkart » « Stnttzsrt: Daud« F <7e>.,- SerlM: /nratidendanz vr-m-o: L Lc^tott«,' Lr»,I»u: F. (Fm»i LabatkT, NdrUttr c- L/Mer's Nsllnovsr: <7. Lcka-itE,. — UM!» ». S : F. Larct et Lb. Lmrslos k uoullorn: 10 ks. XoLaoätxnoxsxedvIir«»: für den k»uw einer ^ssp»It«u«L Teils Ueinsr Lodritt 20 kk. Unter „Linssssnnät" äis Teils KO Dk. ösi r»b«U«'- o. Tittvrll«tll mrttpr. mit Fn»n»drn« 6« 8mu»- and ?«t«rtn^e »bead«. NerLnsxedsr r Lvnißl. Expedition des Dresdner /onrllllll, Dresden, Tvin^erstr^sss kto 20. diesen politischen Erwägungen mögen auch noch solche persönlicher Natur treten; Lord Hartington, der durch aus nicht ohne Ehrgeiz ist, würde in einer regelrechten Koalition mit den Tone» und als ihr Genosse im Kabinett Gefahr lausen, allmählich in die zweite Linie gedrängt zu werden, während er al- Haupt jener bundeSgenössischen Gruppe, ohne l eren Beihilfe die Tone» nicht einen einzigen Antrag durchbringen können, die einflußreichste Persönlichkeit im Parlamente sein und so lange bleiben wird, als die gegenwäNige Gruppierung der Parteien fortdauert. Die meisten der liberalen Dissenters sind der Meinung, diese kon fuse Gruppierung werde genau so lange andauern, bis Gladstone sich ermüdet aus dem öffentlichen Leben zurückziehe, dann werde eine Zeit kommen, in welcher sich abermils alle liberalen Elemente unter einer ge- meinsamen Fahne scharen. Diese Hoffnung einer Wiederbildung der liberalen Partei entspricht dem Wunsche, diejenigen großen Reformarbeiten, welche die Fortschrittsmänner in England anstreben und die nie mals gemeinsam mit den Tone» in Angriff genommen werden können, nicht auf eine allzu ferne Heil vertagt zu sehen und die Möglichkeit zu wahren, sie in jedem geeigneten Momente wieder aufnehmen zu können. Die Schwierigkeiten, welche die Parteigruppierung und die zu ermöglichende Verständigung zwischen den Tone» und den Dissenters bietet, sind selbstverständ lich kein Geheimnis für Gladstone und seinen Anhang. Hierauf hinweisend schreiben „Daily NewS": „Die Konservativen übertreffen der Zahl nach nicht nur eine, sondern zwei der drei Parteigruppen, in welche da» Hau» zerfällt. Ihre einzige Gefahr liegt ln einer möglichen Vereinigung der drei, und diese wird nicht eher erlangt werden, bis Marquis Salisbury einige Zeit im Amte gewesen ist. Wenn Lord Hartingto« bewogen werden könnte, sich Marquis Salisbury an- zuschließeu, würde der Vorteil der Konservativen vom reinen Parteigesichtspunkte aus enorm, fast unberechen bar sein. Wir haben jedoch nie glauben können, daß Lord Hartington einen Weg einschlagen würde, der so gänzlich im Widerspruche mit seiner ganzen Laufbahn und mit seinen jüngsten Versprechungen steht. Mar quis Salisbury wird wahrscheinlich aufs neue ver suchen, diesmal von den dissentierenden Liberalen einige jener Versprechungen oder Verständigungen zu er langen, mit denen er voriges Jahr sich zu stärken versuchte, ehe er einwilligte, eine Regierung zu bilden. Gladstone lehnte eS ab, die Unabhängigkeit der liberalen Partei oder des Hauses der Gemeinen zu verschachern, und die dissentierenden Liberalen werden eine scharfe Abrechnung mit ihren Wählern haben, wenn sie sich in irgend eine Kabale gegen ihren früheren Führer einlassen. Mr. Gladstone wird rasch seine Streitkräfte wieder sammeln. DaS erste Treffen wurde verloren, teils weil das Land nicht völlig vorbereitet sür eine so große Verfassungsänderung war und teil- weil viele radikale Ar beiter es emphatisch ablehnten, einen einzigen Penny für die irischen Gutsherren zu riskieren. Mit oder ohne Gladstone wird die Bewegung in der Richtung von Home-Rule, der er einen so mächtigen Impuls ge geben, fortbaurrn. Die Sache ist nicht ausgelöscht worden, und sie ist unauSlöschbar." Zweifellos ist die Aufgabe des Marquis v. Salis bury eine sehr schwierige und wie bei seinem früheren Ministerium wird er darauf hinarbeiten müssen, nach und nach seine Stellung zu befestigen, Anhänger um sich zu sammeln, beziehungsweise Tone- und Dissen ters zu gemeinsamer fruchtbringender Arbeit herbei zuziehen. Der Berlobungtring. Novelle von E. Härtner. (Fortsetzung.) „Nun, ich weiß nicht, e» handelt sich ja nicht um wein Ideal, ich habe überhaupt keine Ideale —, son dern um da» meiner Kousine! Aber", unterbrach sie sich selber, „mir ist doch, als sei das Ideal Kürassier gewesen! Hoch zu Roß —" ^ampi pu«8»ti!" warf Herr v. Mannhardt ein. „Ich war Kavallerist! Jedoch nach meines Vater» Tode stellte sich unsere finanzielle Lage al» so sehr viel schlechter heraus, al» wir gedacht hatten, daß ich sofort mit der Vergangenheit brechen mußte. Ich trat in ein bescheidene» Linienreaiment ein und ent sagte dem Vergnügen, „hoch zu Roß" durch die Welt zu ziehen." „Dann hätte Sie meine Kousine freilich lauge i« jedem Kürassier suchen können, der ihr über den Weg kam —, e» waren ihrer übrige«» nicht sehr viele!" plauderte da» junge Mädchen weiter. „Sie ahnen gar nicht, Herr v. Mannhardt, wa» für merkwürdige Gegensätze in dem dunklen Haupt zusammenstecken, da» sie jetzt so stolz verneigt! Die Sanftmut der Taube und der Stolz de» Adler», die bebeude Schüchternheit de« Rehe» und der Mut de- Löwen! Eine Zähigkeit iw Festhalten vo« Eindrücken, die — wer ist der Offizier, der eben mit ihr spricht?" widerung. Der neue Tanz begann, ihr Tänzer er schien. Herr v. Mannhardt hatte sich zu diesem Tanze nicht engagiert, er trat zurück in eine jener Gruppen von Uniformen und schwarzen Fracks, die die Ecken der Ballsäle zu garnieren pflegen. „BohSdorf, Du? Bist Du nicht engagiert?" „Nein, ich überschlage. Aber wie siehst Du au-, Viktor?" „Mir ist — sehr heiß!" „So laß un- kühlere Räume aufsuchen!" „Rein, nein — mir liegt nicht daran, den Tanz saal zu verlassen. Du hattest eben ein längeres Ge spräch mit der Gräfin Erk?" Wilhelm v BohSdorf sah den Freund wunderlich an. „Wie Du gesehen hast! Und Du hattest ein noch längeres Gespräch mit Fräulein v. Cramer!" „Wilhelm, antworte mir, ich bitte Dich! — WaS war der Inhalt eueres Gespräches?" Herr v. BohSdorf schüttelte den Kops. „Ich hätte gute Lust, Dir den Puls zu fühlen! DaS kann ich Dir veiNchern, ich habe ihr keine Liebeserklärung ae- macht! Nun denn, wenn Du e- durchaus wissen mußt, unser Gespräch handelte von einem Gegenstände, der mich sehr nahe angeht — von Dir!" Der Ball ueiate sich seinem Ende zu, da» Souper war vorüber. Man hatte wenig gegessen und viel getrunken, e» waren Toaste auSgebracht worden, die niemand recht hörte, Rede« gehalten, auf die niemand achtete. Ein glänzender Kotillon hatte den Ta«z wür dig abgeschlossen, darüber wäre« sich alle rillig, der kleine Grüttner, der Arrangeur, hatte sich selbst über- troffem Er hatte sich Touren au»gedacht, auf die noch kei« «eufchliche» Gehirn gekommen war, die nichtamtlicher Leit. Dresden, 23. Juli. Gladstone» Rücktritt. Wie bereit» gestern unter den Drahtnachrichten an der Spitze de» Blattes gemeldet wurde, hat die Kö nigin Viktoria das Entlassungsgesuch de» Kabinett» Gladstone angenommen und den Marqui» v. Salis bury nach Osborne berufen. Die große Niederlage, welche Gladstone bei den diesmaligen Wahlen erlitt, giebt im Vergleich mit früheren Parlamentswahlen Zeugnis von seiner abnehmenden Volkstümlichkeit. Im Jahre 1880 brachte er von 640 Parlamentsmandaten allein 34 aus dem Wahlkampfe heim. Im Jahre 1885 war der Sieg schon erheblich verringert. Ob wohl er die Zahl der Wähler um zwei Millionen, diejenige der Parlamentsmitglieder um 30 vermehrt hatte, rechnete er nur 333 auf 670 Mandate als die seinen; die Mehrheit aus eigenen Mitteln war dahin. Und jetzt, im Jahre 1886, besteht sein Gefolge nur aus 193 Mann; denn die liberalen Unionisten, die in der Stärke von 76 Köpfen in das neue Parlament einziehen, sind geneigter, den Konservativen als ihren ehemaligen Parteigenossen sich anzuschließen, und die 85 Parnelliten werden demjenigen gehören, der ihnen die meisten Zugeständnisse macht. Da» Ministerium Gladstone mußte einer Miß trauenskundgebung des britischen Volkes weichen, wie sie selten in ähnlicher Weise dagewesen ist. „DaS Wahlergebnis", so schreiben die „Times", „ist eine Verminderung von mehr als 130 Mitgliedern in der Anzahl seiner Anhänger. Ein solcher Abfall in einer so kurzen Zeit und unter Umständen, die seiner Bei behaltung einer unverminderten Popularität und Macht durchaus günstig waren, steht in der konstitutionellen Geschichte einzig da." Wie die „Daily NewS" wissen wollen, wird Glad stone seine bisherige Thätigkeit nicht aufgeben, sondern Führer der liberalen Partei im Unterhause bleiben. Man hält aber dem Gladstoneschen Blatte mit Recht entgegen, daß die Niederlage des ehemaligen Premier» eine zu große ist, um einen baldigen Umschwung der öffentlichen Meinung zu seinem Gunsten hoffen zu lassen. In der Politik zählt der Erfolg. Wer binnen einem einzigen Jahre seine Partei von 333 auf 1S2 Mann zusammenschrumpfen, die Gegner um mehr als 60 Mann sich vermehren sieht, der hat von der Gegenwart nichts zu erwarten; die Zukunft aber, sie mag seinen Ideen günstig sein oder nicht, entzieht sich seiner Einwirkung. Gladüone und seine Absichten sind gegenwärtig jedoch nur in zweiter Linie von Bedeutung. Im Vordergrund steht Marquis v. Salisbury. Wie wird er die schwierige Aufgabe lösen, mit welcher er dieses Mal betraut ist? Noch ist eS zweifelhaft, ob Lord Hartington, der Führer der liberalen Union, in das Kabinett eintreten wird. Der Plan eines Koalitions ministeriums erscheint gescheitert. Die Nachricht de» „Standard", Marqui» v. Salisbury hoffe Göschen zum Eintritt in sein Ministerium zu bewegen, muß bezweifelt werden, da Göschen schwer lich einen Ministersitz annimmt, den Lord Hartington abtehnt. In allen Fragen dürfte da» letzte Wort noch nicht gesprochen sein, und Lord Hartington hat offenbar Ursache, mit aller Vorsicht zu handeln. Der selbe soll fürchten, daß eine innigere Verbindung der Whigs mit den Tories die bisherige BundeSgenossen- schaft zwischen den altliberalen Whigs und den Pro- gressisten vom linken Flügel der »monistischen Dissen ters lösen und die letzten wieder auf einigen Umwegen in da- Lager Gladstone- führen würde. Damit wäre auch die Mehrheit gefährdet, welche die Tories durch die BundeSgenossenschaft der Dissenters erlangen. Zu „Der „Morning-Poft" wird von ihrem Berliner Bknchicrstatter gemeldet: „Au- bester Quelle erfahre ich, daß der Reichskanzler Fürst v. Bismarck vor einigen Tagen in einer Unterredung mit einer hervor ragenden Persönlichkeit, welche bemerke, daß der Horizont voll schwarzer Punkte sei und die Politik Rußlands und Frankreichs allein genüge, Mißtrauen zu erwecken, sich folgendermaßen aussprach: „Es liegt kein Grund zu wirklichen Befürchtungen vor. Wir halten die Augen weit offen und werden keiner Macht erlauben, den Frieden Europa» zu gefährden." — E« bestätigt sich, nach einer von hier ausgehenden Nachricht der „Köln. Ztg.", vollständig, daß sich Ba ron de Eourcel infolge dringender Bitten des fran zösischen Ministerpräsidenten bereit erklärt hat, seinen hiesigen Botschafterposten noch bi» zum Oktober zu verwalten. Alsdann ist er indes, wie der „K. Z." weiter bestätigt wird, fest entschlossen, sich vor läufig iu das Privatleben zurückzuziehen. Die soeben erfolgte Neubesetzung der französischen Botschafter posten in St. Petersburg, Wien und Konstantinopel hat gezeigt, wie schwierig es für die französische Re gierung ist, geeignete Vertreter für die wichtigen diplomatischen Stellen im Auslande zu finden. Diese Erfahrung macht es begreiflich, daß Baron de Courcel seinen Rücktritt noch um einige Monate aufgeschoben hat. In der Zwischenzeit wird e» gewiß gelingen, sür ihn einen Nachfolger zu bestimmen, der hier will kommen ist. Da» neueste Monatsavancement, welches mit telst KabinettSordre aus Mainau den 15. d. MtS. be fohlen ist und im letzten „Mil.-Wochenbl." veröffent licht wird, ist sehr unbedeutend. Es haben nur statt- gefunden 5 Beförderungen zu Major», 20 zu Haupt leuten bez. Rittmeistern, 21 zu PremierlieutenantS und 2 zu SekondelieutenantS. Hervorzuheben ist nur die Ernennung de» Major» Bothe vom 5. Kürassier regiment, früher beim 3. Ulanenregiment in Fürsten walde, zum Kommandeur des 14. Ulanenregiments, und die Beförderung des Hauptmanns Frhr. v. Dal- wigk vom 38. Infanterieregiment, der sich bereits 1866 den Orden pour lö merit« erwarb, zum Major. Bei dem Ingenieur- und Pionierkorps haben sehr zahlreiche Versetzungen rc. stattgefunden. Verabschiedet sind 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, 10 Majors, 11 Hauptleute oder Rittmeister und 14 Lieutenants. In dem Beurlaubtenstaude waren die Verabschiedungen wiederum zahlreicher als die Beförderungen zu Offi zieren; eS sind nämlich 82 Offiziere der Landwehr oder Reserve ausgeschieden und nur 51 Vizeseld- webel rc. zu Offizieren ernannt. S. M. Segelfregatte „Niobe", Kommandant Kapi tän zur See Aschenborn, ist gestern in CoweS ein getroffen und beabsichtigt am 27. d. M. wieder in See zu gehen. — S. M. Kanonenboot „Wolf", Kommandant Kapitänlieutenant Jaeschke, ist gestern in
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