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1. Ernest Bloch Concerto grosso: Schon die einzelnen Namen der Sätze betonen den archaisierenden Charakter des Werkes, der auch stilistisch in Thematik, Rhythmik und Har monik trotz moderner Klangwirkungen deutlich hörbar ist; die Behandlung des vorzugsweise begleitenden Klavierparts entspricht in vielen Fällen dem alten »Continno«. Das Präludiu-n ist ein scharf rhythmisiertes Stück, in dem 4/4 mit 2/4 ständig abwechseln; wie in der großen Schlußfuge erinnert die Musik hier besonders stark an das alte »Concerto grosso«. Der zweite Satz (Dirge == Trauergesang) ist eine Art Sarabande; immer hin verleugnet sich der moderne Musiker nicht, der aber am meisten in den freien Formen des tanzartigen dritten Satzes (Pastorale und ländliche Tänze) hervortritt. 2. Rubin Goldmark Neger-Rhapsodie. In Amerika ein sehr beliebtes ind häufig aufgeführtes Werk, das aber für Deutschland eine Uraufführung ist; ein ausgezeichnet klin gendes, musikantisches Orchesterstüc.c, das zwar ohne tiefere Probleme ist, aber geschickt alte Negermelodien verarbeitet. 3. Ernest Bloch »Amerika«. (Zweite Aufführung in Deutschland.) Der Komponist schreibt selbst über sein Werk: »Diese Symphonie ist aus Liebe 2u diesem Lande komponiert worden, in Verehrung für seine Vergangenheit — im Glauben an seine Zukunft. Sie ist dem Andenken an Abraham L ncoln und Walt Whitman gewidmet. Das Ideal Amerikas, trotz verschiedener Rassen unter einer freiwillig an genommenen Führung eine starke und große Rasse zu werden, vereinigt durch gemeinsame Ziele, das ist de. Leitgedanke des Werkes, und der Schlußchoral symbolisiert diese Missen Amerikas. Die ganze Symphonie ist auf diesem Choralthema aufgebc T <t; es erscheint in den ersten Takten verschwommen und langsam Form anrehmend, es erhebt sich, fällt wieder, entwickelt sich und behauptet sich ei dlich siegreich in seiner vollen und klaren Form«. 1. Satz: Urnatur — Indianerleben — ihre Lieder — Krieg (Abschieds und Todeslieder) — die Mayflower — alter englischer Marsch — Kämpfe und Mühsal — das Meer — Land in Sicht — Einsamkeit — Erinnerungen an die Vergangenheit in England —- Aufbau einer Nation — Liebe zur Scholle erfüllt die Herzen der Einwanderer — Gottvertrauen. 2. Satz: Der Süden (alte Ballade) — Volkslieder und Volkstänze — pa triotische Lieder — Creolenlied — der Kriegsruf — Bürgerkriegslieder — aus dem Blut der eigenen Kinder wuchs die Einigkeit einer großen Nation. 3. Satz: Gegenwart — Niggersong — Unruhe und Hast des materiellen Zeitalters — die Menschen als Sklaven der Maschine — Amerikas Not schrei — der unvermeidliche Zusammenbruch — Sehnen nach Einsam keit und einer unverfälschten Natur — Amerikas Ruf an die Nationen der Welt zum Wiederaufbau, zui Ueberwindung der Maschine, zur Menschenliebe und Freiheit — Choral (mitOrgel): »Amerika! Amerika! Deinen Namen trage ich im Herzen, meine Liebe zu dir begeistert mich zu edlen Gedanken und Taten. Unsere Väter errichteten eine Nation, uns Gerechtigkeit und Frieden zu geben — wir erstreben höhere Ziele, die Freiheit der ganzen Menschheit; Amerika, dir weihen wir unsere Kraft, unsern Glauben und unser Leben!«